Espenlaub - Leonie Ossowski - E-Book

Espenlaub E-Book

Leonie Ossowski

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Beschreibung

Alles schien so klar: Billi heiratet bald Lorenz. Doch seit Billi Ariel kennengelernt hat, den Puppenspieler mit den dunklen Locken, der ihre Seele zum Tanzen bringt, ist sie sich ihrer Gefühle für Lorenz nicht mehr so sicher. Und dann begeht der eifersüchtige Lorenz einen tragischen Fehler, der die dunklen Schatten seiner Familie wieder lebendig werden lässt. Endlich bricht seine Mutter das Schweigen, das seit Jahrzehnten auf der Familie lastet. Sie erzählt vom Schicksal des jüdischen Malers Hans Weißberg und seiner verbotenen Liebe zu ihrer Mutter... Über ein halbes Jahrhundert spannt Leonie Ossowski den Bogen dieser aufwühlenden Familiengeschichte.

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

ISBN 978-3-492-97262-8

Juni 2017

© Piper Verlag GmbH, München 2017

© Piper Verlag GmbH, München 2003

Covergestaltung: zero-media.net, München

Covermotiv: FinePic®, München

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.

Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

1. KAPITEL

Sollte Billi später einmal von Lorenz gefragt werden, auf welche Weise sie Ariel kennengelernt habe, wird sie es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr wissen. Ihre Erinnerungen werden sich ineinander verschieben, und das Bild, das sie dann vor Augen hat, wird mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben. Jetzt ist das etwas anderes. Billi vergißt nichts, hat nichts vergessen und bringt auch nichts durcheinander.

Zum erstenmal sieht sie ihn auf dem Markt. Er sitzt in der Sonne am Brunnen, die Dreifaltigkeitskirche hinter sich, und hat eine Rose in der Hand. Das sieht ungewöhnlich aus. Billi fällt nicht nur die Rose in der Hand des jungen Mannes auf, sondern auch sein Haar. Schwarz wie Schuhwichse. Locken wie auf einem Puppenkopf hängen unordentlich in das weißhäutige Gesicht, aus dem sie Augen, schwarz wie die Haare, anlächeln. Der Mund, wenn auch etwas schief und mit viel zu roten Lippen, lächelt ebenfalls. Billi muß an Tomaten denken. Auch die Rose ist rot. T-Shirt, Hose, Socken und Schuhe sind wiederum schwarz. Um den Hals trägt er eine froschgrüne Kette, deren Perlen unregelmäßig sind und auf kein Material schließen lassen.

Billi hat den jungen Mann noch nie in Worms gesehen. Ein Typ wie der wäre ihr sofort aufgefallen. Hier kennt jeder jeden. Sie weiß nicht, warum, aber sie bleibt vor ihm stehen und starrt ihn an.

Hast du Rosen gern? fragt er und zeigt Zähne, weiß wie Kreide.

Billi nickt, ohne es zu wollen. Vom Obststand sehen ein paar Frauen neugierig herüber und grinsen sich vielsagend an.

Hier, sagt der junge Mann mit den Puppenjungenlokken, drückt ihr die Blume in die Hand, steht auf und geht weg, ohne sich umzusehen. Billi dreht die Rose zwischen den Fingern, sieht ihm nach und findet seinen Gang affig.

Die zweite Begegnung findet im Buchladen statt. Hier, in der Kämmererstraße, ist Billi seit dem Abschluß ihrer Buchhändlerlehre angestellt. Es ist noch früh, gerade erst Ladenöffnungszeit, als der Puppenjungenlockenkopf in der Tür steht. Eigentlich muß Billi Bücherkartons auspacken, die Bücher auszeichnen und einsortieren. Für Kundschaft ist um diese Zeit ihre Kollegin und Freundin Linda zuständig. Als sie zur Tür sieht, steigt ihr leichte Röte ins Gesicht. Alle können das sehen, die Chefin, Linda und der Puppenjungenlockenkopf. Der reißt seine schwarzen Augen pflaumengroß auf, staunt und sagt:

Hi Rosenfee, was machst du denn hier?

Billi schluckt, kann nicht antworten und nicht atmen. Wieso nennt er sie Rosenfee? Weiß er vielleicht, daß sie seine Rose mit der Blüte nach unten mit Tesafilm an ihren Spiegel im Badezimmer geklebt hat? Unmöglich. Nichts weiß er, kann gar nichts wissen. Billi bekommt wieder Luft, das Blut fließt zurück, nur ihre Stimme klingt rissig, als habe sie seit Tagen nichts getrunken.

Kann ich Ihnen behilflich sein? ist alles, was sie herausbringt. Linda, die den jungen Mann eigentlich bedienen müßte, schnieft hörbar durch die Nase und grinst.

Wie du willst, sagt sie ein wenig spöttisch, dann mußt du eben später auspacken, und geht mit wackelndem Po nach hinten. Es sind nur Bruchteile von Sekunden, aber die reichen dem Puppenjungenlockenkopf, um Lindas Gang nachzuahmen. Das ist zum Lachen. Nur Billi lacht nicht. Sie fragt auch nicht ein zweites Mal nach den Wünschen des Kunden. Billi muß, ob sie will oder nicht, an Lorenz denken. Nein, der würde sich bestimmt nicht so ohne weiteres über Linda lustig machen, und schon gar nicht würde Lorenz eine Buchhändlerin duzen, auch wenn er sie schon mal gesehen hat.

Also was ist, sagt der Puppenjungenlockenkopf, hast du Zeit für mich oder nicht?

Die Frage ist im ganzen Laden zu hören. Die Chefin guckt. Der Puppenjungenlockenkopf lacht, zeigt seine kreideweißen Zähne und hebt Schultern und Hände.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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