Europameisterschaft 1964 Europacup der Nationen - Thomas Hüttinger - E-Book

Europameisterschaft 1964 Europacup der Nationen E-Book

Thomas Hüttinger

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Beschreibung

Heute ist die Europameisterschaft das zweitwichtigste Fußballturnier nach der Weltmeisterschaft. Ihre erste Austragung erfolgte aber erst 1960 - 30 Jahre nach der ersten WM und sogar 44 Jahre nach der Einführung der Südamerikameisterschaft. Und dieser Wettbewerb wurde auch erst nachträglich zur Europameisterschaft erklärt. Bei seinen beiden ersten Austragungen durfte er sich nur Europacup der Nationen nennen. Dieses Buch beinhaltet die umfassende Darstellung aller Spiele der Qualifikation und der Finalrunde 1964 in Spanien in Wort, Bild und Statistik sowie Portraits bedeutender Akteure.

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Inhaltsverzeichnis

Der Weg zur Europameisterschaft

Die Qualifikation

1. Runde

Achtelfinale

Viertelfinale

Das Finalturnier

Austragungsorte

Schiedsrichter

Teilnehmer

Halbfinale

Spiel um den 3. Platz

Finale

Die Siegermannschaft

Die Mannschaft des Turniers

Der Star des Turniers

Bewertung und Ausblick

Fußball in Deutschland 1964

Vorwort

Als passionierter Sammler von Büchern über die Welt- und Europameisterschaften im Fußball war es mir schon lange ein Dorn im Auge, daß über die ersten beiden Europaturniere kein einziges Werk zu finden war um die Reihe zu vervollständigen. Also begann ich zu recherchieren und stellte, dass doch einiges an Quellen zu finden ist.

Daraus resultierte der Entschluss einmal selbst ein Sportbuch zu schreiben. In erster Linie für den eigenen Bücherschrank, aber vielleicht finden sich noch ein paar weitere Fußballfans, die an diesem Thema Interesse haben. Vor drei Jahren ist das Buch über die Europameisterschaft 1960 erschienen; nun folgt in gleicher Aufmachung die Ausgabe für 1964.

Ich bitte daher um Verständnis wenn nicht alles perfekt ist, denn es handelt sich um eine komplette Eigenproduktion. Dies gilt auch für die Qualität einiger Fotos, die zum Teil aus 60 Jahre alten Zeitungen stammen. Es wäre aber zu schade gewesen auf sie zu verzichten.

München im Mai 2024

Der Verfasser

Der Weg zur Europameisterschaft

Es war ein langer Weg bis zur Installierung eines europaweiten Wettbewerbs für Nationalmannschaften, Den ersten Vorschlag dafür machte 1927 der Generalsekretär des französischen Verbandes Henri Delaunay, aber der Weltverband FIFA hatte nur Interesse an der ersten Weltmeisterschaft. Der Plan verschwand wieder in der Schublade.

Als sich nach dem 2. Weltkrieg das Leben wieder normalisiert hatte griff Henri Delaunay den Gedanken an ein paneuropäisches Turnier wieder auf. Ein wesentlicher Schritt dazu war die Gründung des europäischen Verbandes UEFA 1854. Eine Europameisterschaft stand von Anfang an auf der Tagesordnung, fand aber noch keine Mehrheit. Während man in Europa diskutierte wurde 1956 der erste Asiencup ausgespielt und 1957 fand auch erstmals eine Afrikameisterschaft statt. In Südamerika wird der kontinentale Meister bereits seit 1913 ermittelt.

Erst auf der UEFA-Vollversammlung im Juni 1957 wurde der Plan einer Europameisterschaft von 1958 bis 1960 mehrheitlich angenommen. Als Modus wurde ein KO-System mit Hin- und Rückspiel nach dem Vorbild des 1955 gegründeten Europapokals der Landesmeister beschlossen. 17 der 31 Verbände meldeten sich zur Teilnahme. Abseits standen u. a. die BR Deutschland, England, Schottland und Italien, Hauptargument der Gegner war die Überfrachtung des Terminkalenders.

Wegen der offensichtlichen Spaltung innerhalb der UEFA-Verbände getraute man sich nicht das Turnier „Europameisterschaft“ zu nennen sondern taufte es „Europapokal der Nationen“, der Pokal wurde zu Ehren des geistigen Vaters „Coupe Henri-Delaunay“ genannt.

Das Viertelfinale wurde überschattet von dem politisch motivierten Nichtantreten Spaniens gegen die Sowjetunion.

Das Final-Four-Turnier wurde an Frankreich vergeben. Mit einem 3:2-Sieg nach Verlängerung der UdSSR über Jugoslawien hatte der erste Europapokal der Nationen im Juli 1960 seinen Abschluss gefunden. Für den französischen Verband als Veranstalter und die UEFA war es aufgrund der geringen Zuschauerzahlen in der Finalrunde ein Verlustgeschäft. Insgesamt wurde der neue Wettbewerb aber positiv aufgenommen und die UEFA wagte sich an eine zweite Auflage mit unverändertem Reglement, also KO-System bis zum Viertelfinale und ein Endturnier der verbliebenen vier Nationalmannschaften.

29 der 33 UEFA-Mitglieder hatten bis zum Meldeschluss am 15. Dezember 1961 ihre Teilnahme erklärt, was klar die gewachsene Bedeutung des Wettbewerbs erkennen lässt. Nur Schottland (interne Querelen), Finnland (finazielle Schwierigkeiten) und die BR Deutschland hatten kein Interesse; Neumitglied Zypern hatte seine Meldung wegen eines Bürgerkrieges zu spät abgegeben.

Bundestrainer Herberger war nach wie vor der Meinung er brauche die Zeit zwischen zwei Weltmeisterschaften zum Neuaufbau der Nationalmannschaft. Sein Assistent und für 1964 vorgesehener Nachfolger Helmut Schön dachte genauso. Beim DFB war man der Ansicht, dass mit klangvollen Gegnern in Freundschaftsspielen mehr zu verdienen war als mit zugelosten namenlosen. Auch die Nationalspieler akzeptierten das klaglos. Nur der „Kicker“ kommentierte zum Beginn der Qualifikationsspiele mit leiser Kritik: „Deutschland steht abseits.“

Die Auslosung fand am 10. Januar 1962 in Zürich statt. Es ging nicht ganz ohne Einschränkungen. Für Malta, Island und Albanien kam nicht jeder mögliche Gegner in Frage; auch die DDR war von einigen westeuropäischen Ländern nicht anerkannt.

Pokalverteidiger UdSSR musste nicht in der 1. Runde antreten; Luxemburg und Österreich zogen ein Freilos. Die übrigen 26 Verbände wurden zu folgenden Paarungen gelost:

Norwegen - Schweden

Dänemark - Malta

Irland - Island

England - Frankreich

Polen - Nordirland

Spanien- Rumänien

Jugoslawien - Belgien

Bulgarien - Portugal

Ungarn - Wales

Niederlande - Schweiz

DDR - Tschechoslowakei

Italien - Türkei

Albanien - Griechenland

Die Hin- und Rückspiele der ersten Runde mussten bis 30. März 1963 abgeschlossen sein.

Beim UEFA-Kongress

Bestand nach beiden Begegnungen Punkt- und Torgleichheit (keine Auswärtstorregel) stand es den beiden beteiligten Verbänden frei, ob sie das Rückspiel um 2x15 Minuten verlängern oder ein Entscheidungsspiel austragen wollen. Gab es dann noch immer keine Entscheidung hatte das Los zu bestimmen.

Trotz gewisser Steuerung der Auslosung passierte trotzdem, was vermieden werden sollte: Griechenland weigerte sich gegen Albanien anzutreten, weil es sich mit diesem Land seit 1912 in Kriegszustand befand und der Kalte Krieg für neue Spannungen gesorgt hatte. So kamen die Skipetaren kampflos eine Runde weiter.

Durch die Gruppenauslosung für die Weltmeisterschaft 1962 nur drei Tage später geriet das Ereignis medial schnell ins Hintertreffen.

Die bundesdeutschen Sportmedien berichteten von der Auslosung und den Spielen nicht mehr als das bloße Ergebnis.

Für die Ausrichtung der Finalrunde bewarb sich Spanien als einziger Kandidat. Das Land wollte das Turnier bereits 1960 veranstalten; seine Mannschaft trat aber im Achtelfinale auf politische Anweisung nicht gegen die Sowjetunion an. Nachtragend war man bei der UEFA also nicht. Somit war ihm die Austragung sicher, sofern seine Nationalmannschaft sich für die letzten Vier qualifiziert. Es gab keinerlei Einwände gegen den Kandidaten, nicht einmal von den politisch äußerst konträren Ostblockstaaten. Spanien musste sich natürlich verpflichten alle qualifizierten Teams plus Journalisten einreisen zu lassen.

Die Frage was passieren würde sollte sich Spanien nicht für die letzten Vier qualifizieren blieb offen.

Die 1. Runde

Teilnehmer am Cup der Nationen 1964

Fußballverbände, die sich zur Teilnahme am Cup der Nationen 1964 gemeldet haben sind weiß dargestellt, die Nichtteilnehmer in dunkelgrau

Donnerstag, 21. Juni 1962 19.15 Uhr

Norwegen - Schweden 0:2

Austragungsort: Oslo, Ullevål-Stadion

Zuschauer: 28 249

Schiedsrichter: Gilbert Bowman (Schottland)

Aufstellungen:

Norwegen

Sverre Andersen (Viking Stavanger)

Anders Svela (Frigg Oslo)

Ragnar Larsen (Sandaker SFK)

Roar Johansen (Frederikstad FK)

Trygve Andersen (Brann Bergen)

Olav Nilsen (Viking Stavanger)

Roald “Kniksen” Jensen (Brann Bergen)

Arne Pedersen (Frederikstad FK)

John Krogh (Rosenborg Trondheim)

Erik Johansen (Gjøvik / Lyn FK)

Olav Håkon Blengsli (Steinkjer FK)

Trainer: Wilhelm Kment (Österreich)

Schweden

Bengt Nyholm (IFK Norrköping)

Orvar Bergmark (c)(Örebro SK)

Lennart Wing (Örgryte Göteborg)

Gösta Lundell (Hammarby IF)

Åke Johansson (IFK Norrköping)

Prawitz Oberg (Malmö FF)

Bengt Berndtsson (IFK Göteborg)

Owe Ohlsson (IFK Göteborg)

Örjan Martinsson (IFK Norrköping)

Harry Bild (IFK Norrköping)

Lennart Backman (IFK Norrköping)

Trainer: Lennart Nyman

 

Tore

 

 

0;1

Örjan Martinsson 10.

 

0:2

Örjan Martinsson 40.

 

Halbzeit

 

Hier führte das Los zwei Nachbarn gegeneinander, die sich aus zahlreichen Begegnungen in- und auswendig kannten. Meist hatten die Schweden das bessere Ende für sich und galten daher als Favorit. Zeitgleich standen sie sich auch in der Nordischen Meisterschaft 1960 - 1963 gegenüber.

Beide Verbände hielten strikt am Amateurgedanken fest und verzichteten auf Auslandsprofis; Norwegen zählte dadurch zu den schwächsten Teams in Europa.

Nur vier Tage nach dem Endspiel der Weltmeisterschaft in Chile startete mit diesem Spiel die Qualifikation zum zweiten Europapokal der Nationen. Schweden trat mit der gleichen Elf an, die im Frühjahr den späteren Vizeweltmeister CSSR 3:1 besiegt hatte.

Das Spiel begann mit einem Paukenschlag, denn nach nur zwei Minuten zappelte der Ball im schwedischen Netz; Schiedsrichter Bowman verweigerte aber dem Treffer von Pedersen wegen Abseits die Anerkennung. Zur weiteren Enttäuschung der Zuschauer gingen dann die Blau-Gelben acht Minuten später in Führung. Der Rest der Halbzeit war von schwedischer Dominanz ohne große Torgefahr und harmlosen norwegischen Angriffsversuchen geprägt. Martinsson gelang fünf Minuten vor der Halbzeit noch der zweite schwedische Treffer. Es war von beiden Seiten kein besonders gutes Spiel und es wurde auch in der 2. Halbzeit nicht besser. Norwegen hatte nun ein spielerisches Übergewicht, kam auch eher zufällig zu einigen Chancen, die aber von der souveränen schwedischen Abwehr ohne große Schwierigkeiten geklärt wurden. Es blieb beim 0:2.

Der Münzwurf wurde noch im Trainingsanzug ausgeführt

Das Programmheft des Spiels der alten Rivalen

Sonntag, 04. November 1962 13.30 Uhr

Schweden - Norwegen 1:1 Gesamtergebnis 3:1

Austragungsort: Malmö Stadion

Zuschauer: 8726

Schiedsrichter: Werner Bergmann (BR Deutschland)

Aufstellungen:

Schweden

Arne Arvidsson (Djurgårdens Stockholm)

Hans Mild (Djurgårdens Stockholm)

Lennart Wing (Örgryte Göteborg)

Yngve Brodd (IFK Göteborg)

Åke Johansson (IFK Norrköping)

Prawitz Oberg (Malmö FF)

Leif Eriksson (Djurgårdens Stockholm)

Owe Ohlsson (IFK Göteborg)

Örjan Martinsson (IFK Norrköping)

Leif Skiöld (Djurgårdens Stockholm)

Örjan Persson (Örgryte Göteborg)

Coach: Lennart Nyman

Norwegen

Sverre Andersen (Viking Stavanger)

Edgar Stakset (Steinkjer FK)

Ragnar Larsen (Sandaker SFK)

Roar Johansen (Frederikstad FK)

Trygve Andersen (Brann Bergen)

Finn Thorsen (Skeid Oslo)

Roald “Kniksen” Jensen (Brann Bergen)

Arne Pedersen (Frederikstad FK)

John Krogh (Rosenborg Trondheim)

Olav Nilsen (Viking Stavanger)

Oddvar Richardsen (Lillestrøm SK)

Coach: Ragnar Larsen

 Tore  Halbzeit  0:1John Krogh 60.Leif Eriksson 64.1:1 

Der 19-jährige Roald Jensen brachte die schwedische Defensive mit seinen Dribblings immer wieder in große Verlegenheit.

Ein halbes Jahr später trafen sich beide Mannschaften zum Rückspiel. Wegen einer TV-Live-übertragung fanden keine 9000 Besucher den Weg ins Stadion von Malmö. Es war auch bereits das dritte Aufeinandertreffen beider Teams in diesem Jahr; nach dem Hinspiel im Juni hatten die Norweger im September zuhause im Rahmen der Nordischen Meisterschaft mit 2:1 gesiegt.

Die Zuschauer wurden gut unterhalten, es gab zahlreiche Torszenen. In der 2. Hälfte hatte Norwegen ein Übergewicht bei Spielanteilen und Torchancen. Als eine Stunde gespielt war nahm Norwegens Mittelstürmer Krogh einem halbhohen Ball von Kniksen volley, der unhaltbar einschlug. Plötzlich hatten die Gäste wieder eine Chance aufs Weiterkommen. Sie währte aber nur kurz, da Rechtsaußen Eriksson bereits vier Minuten später den Ausgleich erzielte. Er stand genau richtig, als ein Ball vom Gästepfosten ins Feld zurücksprang.

SPIELERPORTRAIT Roald Jensen,Spitzname “Kniksen”(auf dt. tricksen) (1943-1987) hatte schon mit 20 Jahren 25 Länderspiele als Jüngster Spieler jemals bestritten. Der „Garrincha des Nordens“ führte seinen Heimatclub Brann Bergen zu den Meisterschaften 1962 und 1963 und dem Pokalsieg 1972. Von 1965 bis 1970 spielte als Profi in Schottland bei Hearts of Midlothian.

Er starb mit nur 44 Jahren bei einem Hobbykick. Seine Statue steht vor dem Stadion in Bergen.

Donnerstag, 28. Juni 1962 19.30 Uhr

Dänemark - Malta 6:1

Austragungsort: Kopenhagen, Idrætsparken

Zuschauer: 10 622

Schiedsrichter: Pieter Roomer (Niederlande)

Aufstellungen:

Dänemark

Erik Gaardhoje (Esbjerg fB)

Kaj Johansen (Odense BK)

Poul Jensen (c) (Vejle BK)

Bent Hansen (BK 1903 Kopenhagen)

John Madsen (Esbjerg fB)

Jorgen Olesen (AGF Aarhus)

Carl Bertelsen (Esbjerg fB)

Helge Jörgensen (Odense BK)

Ole Madsen (Hellerup IK)

Henning Enoksen (AGF Aarhus)

Eyvind Clausen (KB Kopenhagen)

Trainer: Poul Petersen

Malta

Alfred Mizzi (Hibernians FC Paola)

John Privitera (Hibernians FC Paola)

Lolly Debattista (Floriana FC)

Frank Zammit (FC Valletta)

Joe Cilia (FC Valletta)

Lino Falzon (FC Mosta)

Eddie Theobald (Hibernians FC Paola)

Josie Urpani (FC Valletta)

Tony Cauchi (Floriana FC)

Lolly Borg (c) (Floriana FC)

Publius ‘Pullu’ Demanuele (Floriana FC)

Trainer: Carm Borg

 

Tore

 

 

1:0

Ole Madsen 8.

 

 

2:0

Ole Madsen 14.

 

3:0

Eyvind Clausen 22.

 

Halbzeit

 

 

4:0

Ole Madsen 49.

 

4:1

Eddie Theobald 57.

 

5:1

Henning Enoksen 71.

 

6:1

Carl Bertelsen 80.

Dänemark hatte an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1962 gar nicht teilgenommen, aber zuletzt unter dem neuen Nationaltrainer Petersen beeindruckende Ergebnisse erzielt; Norwegen wurde mit 6:1 geschlagen und gegen die Superstars von Real Madrid gab es nur eine knappe 3:4-Niederlage.

Ihr Gegner Malta war so ziemlich das exotischste Team, das es damals in Europa gab, Es hatte mit dem Nationalmannschaftsdebütanten Lino Falzon sogar einen Zweitligaspieler aufgeboten.

Für Malta war es erst das achte Spiel ihrer 1957 beginnenden Länderspielgeschichte und das erste Pflichtspiel überhaupt. Nur Stürmer Cauchi bestritt alle diese acht Spiele. Die maltesische Delegation war nach London geflogen, setzte mit der Fähre nach Esbjerg über und fuhr nach Kopenhagen mit dem Zug.

Heftige Regenfälle vor Spielbeginn sorgten für Platzverhältnisse, die den Kickern von der Mittelmeerinseln nicht vertraut waren. Im maltesischen Strafraum war der Schlamm bald knöcheltief. Die stark defensiv ausgerichteten Gäste hatten den dänischen Angriffen wenig entgegenzusetzen; schon nach 22 Minuten stand es 3:0. Zweimal Madsen und einmal Clausen sorgten für eine frühe Vorentscheidung. Pech kam auch noch hinzu, denn beim dritten Tor hatte der Ball die Linie nicht vollständig überschritten. Die maltesischen Stürmer Theobald und Urpani mühten sich nach Kräften; konnten aber kaum Torgefahr ausstrahlen.

In der zweiten Hälfte hielt der Dauerdruck der Heimmannschaft an und weitere vier Tore fielen wie reife Früchte.

Trotz der sechs Gegentreffer war Torhüter Mizzi bester Spieler der Gäste, weil er durch zahlreiche Paraden eine noch höhere Niederlage verhinderte. Mann des Tages auf dänischer Seite war Mittelstürmer Ole Madsen vom Drittligisten Hellerup IK.

Maltas Torwart Mizzi war es zu verdanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel

Die unerfahrene Nationalmannschaft von Malta stand auf verlorenem Posten

Die Malteser reisten anschließen weiter nach Trondheim, wo sie ein Freundschaftsspiel gegen Norwegen bestritten und 0:5 unterlagen. Sie erwiderten damit einen Besuch der Skandinavier vom Vorjahr, der 1:1 geendet hatte.

Samstag, 08. Dezember 1962 14.45 Uhr

Malta - Dänemark 1-3 Gesamtergebnis 2:9

Austragungsort: Gzira, Empire Stadium

Zuschauer: 6987

Schiedsrichter: Raoul Righi (Italien)

Aufstellungen:

Malta

Alfred Mizzi (Hibernians FC Paola)

John Privitera (Hibernians FC Paola)

Joe Cilia (FC Valletta)

Joe Cini (Sliema Wanderers)

Leli Attard (Hibernians FC Paola)

Lewis Theobald (Hibernians FC Paola)

Lolly Borg (c) (Floriana FC)

Eddie Theobald (Hibernians FC Paola)

Josie Urpani (FC Valletta)

Frank Zammit (FC Valletta)

Sammy Nicholl (Sliema Wanderers)

Trainer: Carm Borg

Dänemark

Erik Gaardhoje (Esbjerg fB)

Kaj Johansen (Odense BK)

Preben Jensen (Esbjerg fB)

Egon Jensen (Esbjerg fB)

John Madsen (Esbjerg fB)

Jens Petersen (Esbjerg fB)

Carl Bertelsen (Esbjerg fB)

Carl Emil Christiansen (Esbjerg fB)

Ole Madsen (c) (Hellerup IK)

Tommy Troelsen (Vejle BK)

Eyvind Clausen (KB Kopenhagen)

Coach: Poul Petersen

Tore

 

 

0:1

Ole Madsen 13.

 

1:1

Josie Urpani 37.

 

1:2

Carl Bertelsen 42.

 

Halbzeit

 

 

1:3

Carl Emil Christiansen 48.

Die Mannschaften betreten das Spielfeld

Obwohl Malta hier erst sein 10. Länderspiel bestritt gab es diese Begegnung schon einmal: Am 25. Januar 1958 hatte Malta die Dänen in einem Freundschaftsspiel 3:0 geschlagen.

Die nur knapp 7000 Zuschauer waren eine Enttäuschung für den maltesischen Verband, denn allzu viele ausländische Nationalmannschaften hatten sich hier noch nicht vorgestellt. Das Hinspielergebnis war eben zu frustrierend.

Der steinharte, graslose Sandplatz in Gzira sorgte lange Jahre für Unbehagen bei den Gästeteams und brachte dem Stadion auch den Spitznamen „Hölle von Gżira“ ein.

Die Dänen nahmen das Spiel engagiert in Angriff und gingen bereits in der 14. Minute durch Mittelstürmer Madsen in Führung, auf der sie sich in der Folgezeit ausruhten. Die Gastgeber waren nun feldüberlegen und konnten durch Urpani sogar ausgleichen. Lange hielt die Freude aber nicht an, denn schon fünf Minuten später brachte Bertelsen seine Farben erneut in Führung.

Mit dem 3:1 durch Christiansen fünf Minuten nach Wiederanpfiff schalteten die Dänen endgültig in den Verwaltungsmodus um und hielten das Spiel weitgehend im Mittelfeld. Den Maltesern fehlten nun auch die Kräfte, um noch gefährlich werden zu können.

Der erste Sieg in einer EM-Qualifikation gelang Malta erst am 23. Februar 1975 durch ein 2:0 über Griechenland.

Eine turbulente Szene vor Maltas Torwart Mizzi

Sonntag, 12. August 1962 15.30 Uhr

Irland - Island 4:2

Austragungsort: Dublin, Dalymount Park Zuschauer: 19 848 Schiedsrichter: Robert Ernest Smith (Wales)

Aufstellungen:

Irland

Alan Kelly (Preston North End)

Anthony Dunne (Manchester United)

Thomas Joseph Traynor (FC Southampton)

Patrick Saward (Huddersfield Town)

Charles Hurley (FC Sunderland)

Michael Meagan (FC Everton)

Alfred Hale (Doncaster Rovers)

John Giles (Manchester United)

Noel Cantwell (c) (Manchester United)

Ambrose Fogarty (FC Sunderland)

William „Liam“ Tuohy (Newcastle United)

Trainer: John Carey

Island

Helgi Daníelsson (ÍA Akranes)

Árni Njálsson (Valur Reykjavík)

Bjarni Felixson (KR Reykjavík)

Garðar Árnason (KR Reykjavík)

Hörður Felixson (KR Reykjavík)

Sveinn Jónsson (KR Reykjavík)

Skúli Ágústsson (ÍA Akureyri)

Þórólfur Beck (FC St. Mirren/Schottland)

Ríkharður Jónsson (c) (ÍA Akranes)

Ellert B. Schram (KR Reykjavík)

Þórður Jónsson (ÍA Akranes)

Trainer: Ríkharður Jónsson

 

Tore

 

William Tuohy 11.

1:0

 

 

1:1

Ríkharður Jónsson 37.

Ambrose Fogarty 41.

2:1

 

 

Halbzeit

 

Noel Cantwell 65.

3:1

 

Noel Cantwell 76.

4:1

 

 

4:2

Ríkharður Jónsson 86.

Torwart Kelly war machtlos gegen Jónssons Schuss zum 2:4

Irlands Spieler waren alle bei englischen Clubs beschäftigt, wenn auch nicht nur in der 1. Liga. Die Isländer dagegen waren reine Amateure bis auf Beck, der in Schottland spielte. Alles andere als ein klarer Heimsieg wäre eine Überraschung gewesen.

Nach ausgeglichener Anfangsphase gelang Tuohy per Kopf die frühe Führung für die Hausherren. Dadurch angespornt drängten die Iren aufs zweite Tor, aber Mitte der Halbzeit gewannen die Gäste wieder mehr Kontrolle und kamen selbst zu Chancen. In der 33.Minute konnte Njálsson den Ball noch von der Linie schlagen. Cantwell traf bei einem Freistoß die Latte. Auf der Gegenseite gelang Jónsson nach präzisem Pass von Beck aus kurzer Distanz der Ausgleich. Die Männer in Grün reagierten darauf mit verstärktem Druck und belohnten sich mit dem Tor von Fogarty. In der zweiten Halbzeit setzte sich die größere Erfahrung durch. Während die Nordmänner Latte und Pfosten trafen erhöhte Caldwell mit zwei Treffern auf 4:1. Ríkharður Jónsson konnte mit einem präzisen Schuss kurz vor dem Ende noch das Ergebnis verbessern.

Die isländische Presse schrieb von einem der besten Spiele ihrer Länderspielgeschichte. Ein Unentschieden wäre durchaus möglich gewesen. Aufgrund der irischen Härte hatten die Gäste einige Verletzungen zu beklagen; Þórður Jónsson musste sogar am Knie operiert werden.

Islands Kapitän Jónsson wurde mit diesem Spiel zum Rekordnationalspieler (27. Länderspiel) und zum Rekordtorschützen (17 Treffer).

Sonntag, 02. September 1962 16.30 Uhr

Island - Irland 1:1 Gesamtergebnis 3:5

Austragungsort: Reykjavík, Laugardalsvöllur

Zuschauer: 9 014

Schiedsrichter: Arnold Nielsen (Norwegen)

Aufstellungen:

Island

Helgi Daníelsson (ÍA Akranes)

Árni Njálsson (Valur Reykjavík)

Bjarni Felixson (KR Reykjavík)

Garðar Árnason (KR Reykjavík)

Jón Stefánsson (ÍA Akureyri)

Sveinn Jónsson (KR Reykjavík)

Skúli Ágústsson (ÍA Akureyri)

Þórólfur Beck (FC St. Mirren/Schottland)

Ríkharður Jónsson (c) (ÍA Akranes)

Ellert B. Schram (KR Reykjavík)

Sigurþór Jakobsson (KR Reykjavík)

Coach: Ríkharður Jónsson

Irland

Alan Kelly (Preston North End)

John McNally (Luton Town)

Thomas Traynor (FC Southampton)

Ronald Nolan (Shamrock Rovers Dublin)

Charles John Hurley (FC Sunderland)

Patrick Saward (Huddersfield Town)

Dermot Curtis (Ipswich Town)

Ambrose Fogarty (FC Sunderland)

Noel Cantwell (c) (Manchester United)

Noel Peyton (Leeds United)

William „Liam“ Tuohy (Newcastle United)

Trainer: John Carey

 

Tore

 

 

0:1

William Tuohy 38.

 

Halbzeit

 

Gardar Árnason 57.

1:1

 

Die Nationalmannschaft Irlands

Der Auftritt der England-Profis im hohen Norden wurde kein Spaziergang. Es waren zwar keine 10 000 Zuschauer im Stadion, aber die entwickelten ein fast südländisches Temperament. Das übertrug sich auf ihre Mannschaft, die nicht nur kämpferisch sondern auch spielerisch zu überzeugen wusste und die Gäste von der grünen Insel ein ums andere Mal in Verlegenheit brachte. Trotzdem gingen die im britischen Fußball gestählten Iren wieder durch Tuohy in Führung. Für die nie aufgebenden Nordmänner reichte es in der 2. Halbzeit immerhin noch zum Ausgleich durch Árnason.

Trotz passabler Leistungen beteiligte sich Island bis 1972 an keiner WM- oder EM-Qualifikation. Die einzigen Turnierteilnahmen erlebte es bei der Europameisterschaft 2018 (Viertelfinale) und der Weltmeisterschaft 2018.

Torhüter Kelly rettet im letzten Moment

Mittwoch, 10. Oktober 1962 18.00 Uhr

Polen - Nordirland 0:2

Austragungsort: Chorzów, Stadion Śląski

Zuschauer: 31 496

Schiedsrichter: Bertil Lööw (Schweden)

Aufstellungen:

Polen

Edward Szymkowiak (Polonia Bytom)

Henryk Szczepański (c) (Odra Oppeln)

Władysław Kawula (Wisla Krakau)

Stanisław Oślizło (Górnik Zabrze)

Ryszard Budka (Wisla Krakau)

Bernard Blaut (Legia Warschau)

Lucjan Brychczy (Legia Warschau)

Eugeniusz Faber (Ruch Chorzów)

Jan Liberda (Polonia Bytom)

Norbert Gajda (Odra Oppeln)

Roman Lentner (Górnik Zabrze)

Trainer: Ryszard Koncewicz

Nordirland

Robert Irvine (FC Linfield Belfast)

Edward ‘James’ Magill (Arsenal London)

Samuel Hatton (FC Linfield Belfast)

Alexander Elder (FC Burnley)

Robert ‘Danny’ Blanchflower (c) (Tottenham Hotspur)

James Nicholson (Manchester United)

William Humphries (Coventry City)

Hubert Barr (Coventry City)

Alexander Dougan (Aston Villa)

James McIlroy (FC Burnley)

William Laurence Bingham (FC Everton)

Coach: William McCready

 

Tore

 

 

 

 

 

0:1

Derek Dougan 17.

 

Halbzeit

 

 

0:2

William Humphries 54.

Blanchflower und Hatton beim Kopfball; Blaut kann nur zusehen.

Bobby Irvine, der Mann des Tages

Der Höhepunkt der nordirischen Fußballgeschichte war das Erreichen des Viertelfinales bei der Weltmeisterschaft 1958. Von diesem Team waren noch Kapitän Blanchflower, Dougan, McIlroy und Bingham dabei. Diesen Erfolg konnten sie nie wiederholen; in diesem Jahr hatte sie ihre beiden Länderspiele gegen Wales und die Niederlande jeweils mit 0:4 verloren.

Die Polen hatten es nach dem 2. Weltkrieg noch zu keiner Endrunde geschafft. Auch sie hatten ihre beiden letzten Länderspiele verloren, wurden aber von Experten als Favoriten angesehen.

Dichter Nebel beeinträchtigte die Sicht im nur zu einem Drittel gefüllten Riesenstadion von Chorzów; das Flutlicht drang kaum bis auf den Rasen durch. Die Gastgeber mussten auf ihren verletzten Goalgetter Ernest Pol verzichten, was sich als verhängnisvoll erweisen sollte. Trainer Koncewicz hatte seine Mannschaft gegenüber den letzten Länderspielen umgebaut, jedoch ohne Erfolg. Die Presse schrieb danach von falscher Taktik und falscher Aufstellung.