Familienschicksale - Uwe Sonnenschein - E-Book

Familienschicksale E-Book

Uwe Sonnenschein

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Beschreibung

Oft ziehen sich Themen wie Sucht, Gewalt oder andere über viele Generationen hinweg durch ganze Familiensysteme. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein unabänderliches Schicksal, sondern jeder Einzelne hat die Möglichkeit selbst etwas zu tun. Mit Hilfe der psychologischen Astrologie und einem vergleichenden Blick auf die Geburtshoroskope der Familienmitglieder lassen sich hierzu tiefgreifende Erkenntisse gewinnen - auch wenn die anderen gar nicht mitarbeiten. Im Buch wird aufgezeigt welche Dynamik sich hinter familiären Verstrickungen verbergen und wie man diesen begegnen kann. Dies wird durch Deutungstexte zu den Hauptsymbolen im Horoskop ausgeführt und mit Fallbeispielen illustriert. Hinweis: Bei diesem Buch handelt es sich um die komplett überarbeitete Neuauflage des 2013 erschienenen Werkes "Clanschicksale".

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Inhaltsverzeichnis

VORWORT

DIE WELTLICHE UND DIE SEELENDIMENSION DER FAMILIE

FAMILIENSCHICKSALE

DER ASTROLOGISCHE FAMILIENSTAMMBAUM

DIE VORGEHENSWEISE BEI DER DEUTUNG

Erster Eindruck und Aspektbild

Detailbetrachtungen

Synthese

HÄUFIGE FAMILIENTHEMEN

PLUTO: MACHT, OHNMACHT UND TRANSFORMATION

Pluto-Verbindungen

Die spirituelle Sicht des Pluto: der geistige Weg

NEPTUN: SUCHT UND SUCHEN

Neptun-Verbindungen

Die spirituelle Sicht des Neptun: der mystische Weg

URANUS: FREIHEIT UND SPONTANEITÄT

Uranus-Verbindungen

Die spirituelle Sicht des Uranus: der okkulte Weg

SATURN: ERNSTHAFTIGKEIT UND DISZIPLIN

Saturn-Verbindungen

Die spirituelle Sicht des Saturn: der irdische Weg

JUPITER: SCHEIN ODER SEIN?

Jupiter-Verbindungen

Die spirituelle Sicht des Jupiter: der Weg des Philosophen

DIE MONDKNOTEN: WAS BRINGE ICH MIT UND WAS SOLL IN DIESEM LEBEN ERGÄNZT WERDEN

Mondknoten-Verbindungen

Die spirituelle Sicht der Mondknoten: tue was du tun musst

FALLBEISPIELE

Fall 1: Sucht

Fall 2: Macht-Ohnmacht

Fall 3: Sinn und Glaube

Fall 4: Harmoniewünsche

Fall 5: Sieben Generationen

Fall 6: Leistung

SCHLUSSWORT

ANHANG

Literaturliste

Über den Autor

VORWORT

Immer wieder begegneten mir in meiner astrologischen Praxis Fälle von familiären Verstrickungen. Dabei erkannte ich sinngemäß häufig wiederkehrende Themen bei Mitgliedern einer Familie. Und das oft über Generationen hinweg.

Deshalb entschloss ich mich 2013 ein Buch mit dem Titel „Clanschicksale“ zu veröffentlichen. Im Kern haben sich die vor rund 10 Jahren formulierten Erkenntnisse bestätigt, und es wurden nur wenige Detailkorrekturen notwendig. Dennoch entschloss ich mich, das Buch leicht zu überarbeiten, und es in einem anderen Verlag zu publizieren, der eine größere Reichweite hat, und zusätzlich die Möglichkeit der Veröffentlichung als E-Book bietet. Das hier vorliegende Buch „Familienschicksale“ ist also die leicht überarbeitete und aktualisierte Version der ursprünglichen „Clanschicksale“.

Wenn bei meinen Klienten die Bereitschaft da war, mehr in die Tiefe zu gehen, konnte ich häufig feststellen, dass dies mit Verhaltensweisen zu tun hatte, die sozusagen von Eltern und Großeltern oder gar weiteren Generationen davor "geerbt" waren. Mit diesem erweiterten Blickwinkel haben wir dann weiter gearbeitet. Für die Betroffenen hat dies oft eine deutliche Entlastung in den Lebensalltag gebracht, und die Lebensqualität gesteigert.

Diese Erkenntnisse basierten zunächst auf der Datenbasis eines Anfang 2012 begonnenen Forschungsprojekts, in dem ich etliche Familienstammbäume über mindestens drei Generationen hinweg astrologisch untersuchte. Bei der statistischen Auswertung bewahrheiteten sich die ersten Annahmen, und die Beratungspraxis der darauf folgenden Jahre erhärteten diese zusätzlich.

Dieses Buch richtet sich an astrologisch Interessierte oder auch von Familienverstrickungen Betroffene, welche die Inhalte im Sinne von Lebenshilfe und Selbsterkenntnis für sich nutzen können. In diesem Zusammenhang sei gesagt, dass der letzte Teil mit den Deutungsbeispielen ohne Fachkenntnisse nicht immer leicht zu verstehen ist. Die Essenz der Zusammenhänge sollte dennoch klar werden.

Im Zweifelsfall kann es sinnvoll sein, die Deutungsbeispiele aus der Praxis etwas zu vernachlässigen, und das Hauptaugenmerk auf das Kapitel „Häufige Familienthemen“ zu legen. Dort wird sich der Leser dann wahrscheinlich bei der einen Konstellation selbst wiederfinden, bei einer anderen vielleicht an Bekannte denken.

Astrologische Kollegen und Astrologie-Studierende finden hier Anregungen und Ansätze für die eigene Arbeit. Methodisch arbeite ich in einer Mischung aus Anteilen der Huberschule (Astrologisch-psychologisches Institut, API), der revidierten Klassik und eigenen Erfahrungen. Entsprechend des individuellen Arbeitsstils sind dann entsprechende Anpassungen vorzunehmen, der Grundgedanke kann dabei dennoch erhalten bleiben.

In jedem Fall sollten die einführenden Kapitel nicht überlesen werden, da sie die Grundlage der Sichtweise liefern, die darauf folgend besprochen wird.

Auch dieser überarbeiteten Neuauflage möchte ich ein Zitat voranstellen, welches Gautama Siddharta zugeschrieben wird:

„Mögen alle Wesen glücklich sein.

Mögen alle Wesen frei sein von Leiden.

Mögen alle Wesen wahre Freude kultivieren.

Mögen alle Wesen Gleichmut üben

und in tiefem Frieden verweilen.“

Wer sich familiäre Verstrickungen klar macht und damit den Samen legt, aus fremdgesteuertem Verhalten in die Freiheit zu gelangen, der wird diesem buddhistischen Ideal sicher um einiges näher rücken.

Möge dieses Buch seinen Teil dazu beitragen.

Uwe Sonnenschein, im Januar 2024

DIE WELTLICHE UND DIE SEELENDIMENSION DER FAMILIE

Der Begriff der Familie wird nicht immer in derselben Weise gebraucht, weshalb wir hier zunächst einmal genauer hinschauen wollen.

Eine Hauptunterscheidung kann man zwischen der Herkunftsfamilie und der Gegenwartsfamilie treffen, wie es zum Beispiel bei der systemischen Familienaufstellung nach Bert Hellinger gebräuchlich ist. Der Grundgedanke Hellingers ist, dass jeder Mensch, egal ob privat oder beruflich, in Beziehungen lebt. Diese werden beeinflusst durch Glaubenssätze, die in der Vergangenheit angelegt wurden, unser Verhalten in der Gegenwart prägen, und nicht selten zu hemmenden Verstrickungen führen. Unter anderem durch das symbolisch-energetische Wiederherstellen der natürlichen Hierarchien werden neue Perspektiven gewonnen, und Chancen für mehr Freiheit und Lebensglück erarbeitet.

Um diese Methode soll es jedoch nicht gehen, sondern um die Schärfung des Familienbegriffs.

Unter der Herkunftsfamilie versteht man die biologischen Eltern und Geschwister, auch Stiefgeschwister oder Stiefväter und Stiefmütter werden heute häufig dazugezählt. Zentral bei der Herkunftsfamilie ist die Perspektive: woher stamme ich und mit wem bin ich aufgewachsen?

Die Gegenwartsfamilie meint dagegen den eigenen Ehe- oder Lebenspartner und die eigenen Kinder in der Jetzt-Zeit. Auch Patchworkkonstellationen sind hierbei eingeschlossen. Diese werden soziologisch weiter unterschieden in bi- oder multinukleare Familien, bei der es zwei oder mehrere familiäre Zentren gibt (z.B. bei geteiltem Sorgerecht) oder mononukleare Familien mit einem einzigen familiären Zentrum (z.B. nach Wiederverheiratung einer Witwe oder eines Witwers). Zentral ist auch hier wieder die Perspektive: mit wem lebe ich in der Gegenwart und wer folgt mir nach?

Beide Definitionen beziehen sich auf weltliche Familiensysteme, also Blutsverwandte und Verheiratete oder in vergleichbarer Beziehung stehende Menschen, die teilweise wieder gemeinsame Kinder zeugen.

Was ich astrologisch untersucht habe und häufig berate, sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Mitgliedern solcher Familien. Kinder haben Eltern, deren Eltern sind die Großeltern der ersten und so weiter. Manchmal werden einzelne Familienmitglieder durch Ersatzpersonen repräsentiert, ein anderes Mal haben Ratsuchende sowohl die Herkunftsfamilie als auch die Gegenwartsfamilie im Fokus. Immer geht es jedoch um Menschen, die in weitestem Sinne in Familien zusammenleben oder lebten.

Oft fällt in diesem Zusammenhang der Begriff der Seelenfamilien. Meist sind damit Menschen gemeint, denen man sich seelenverwandt fühlt. Sofern die Geburtsdaten vorliegen, kann sich hier eine Untersuchung sicher spannend gestalten. Zu diesem Thema habe ich 2021 mein Buch „Kosmische Seelenverwandtschaften“ veröffentlicht. Dabei sind zunächst nicht zwingend reale, bzw. weltliche Familienverhältnisse vorausgesetzt, sondern vielmehr geht es dabei um die Frage, warum man sich sofort und von der ersten Begegnung an so stark verbunden fühlt. Der Schlüssel zum Verständnis sind die Mondknoten, die über vieles aufklären können.

In der Praxis wird es jedoch schwer fallen, ganze Stammbäume von Seelenfamilien zu erstellen, denn Seelen inkarnieren sich immer wieder neu und, sind andererseits zeitweise körperlich nicht präsent. Die astrologische Untersuchung wird deshalb eher auf zwei, manchmal drei oder zumindest sehr wenige Beteiligte reduziert sein. Die Mitglieder der Seelenfamilie sind in der Regel nicht identisch mit denen der biologischen Familie, und können sich daher in einem anderen Land oder einer anderen Rasse inkarniert haben. Kommt es dann zur Begegnung, kann diese sehr förderlich für die Entwicklung des Ganzen sein.

Hochinteressante Überlegungen ergeben sich dazu aus der Arbeit von Varda Hasselmann und Frank Schmolke. Hasselmann arbeitete lange Zeit als Wachtrancemedium, und kommunizierte mit einem Wesen aus der geistigen Welt, das sie „die Quelle“ nennt. Auf Basis Ihrer Durchsagen sind mehrere Bücher entstanden, die unter anderem die Archetypen der Seele und eine persönliche Seelenmatrix beschreiben. Letztere berücksichtigt und definiert auch das individuelle Seelenalter, was aus meiner Sicht mit Hilfe der Astrologie nicht möglich ist.

Zu den Grundlagen dieser Sichtweise gehört weiter der Gedanke, dass es nicht nur eine biologische Familie (die Quelle: die „horizontale Dimension“) gibt, sondern auch eine Seelenfamilie (die Quelle: die „vertikale Dimension“).

„Und so wie jeder von euch einer menschlich-biologischen Familie angehört, ist jeder von euch auch Mitglied einer seelischen Familie. Die Seelenfamilie bildet die kleinste Organisationseinheit in den Welten der Seele. Sie umfasst aber in der Regel wenig mehr Mitglieder als eure menschlichen Familien.“

(HASSELMANN/SCHMOLKE, Welten der Seele S. 49)

Abgesehen davon basiert dieses Konzept auf der Grundannahme, dass sich die Seelen in einer mehr oder weniger unveränderten Grundausrichtung immer wieder neu auf der Erde verstofflichen. Varda Hasselmann zufolge sagt die Quelle, dass die Seelenrolle in allen Inkarnationen gleich bleibt, die individuelle Seelenmatrix jedoch variiert.

Wenn wir uns weiter vergegenwärtigen, wie viele unterschiedliche Menschen Caesar oder Kleopatra gewesen sein wollen, und wie wenige Menschen sich mit eher gewöhnlichen Rollen wie bspw. einer Magd oder einem einfachen Soldaten identifizieren, kann man eventuell ins Zweifeln kommen.

Ein etwas weniger „romantischer“ Ansatz geht davon aus, dass sich nach dem Tod die seelische „Individualität“ nicht erhält. Eigentlich ist gerade dieser Gedanke höchst schlüssig, denn wir sprechen ja häufig davon, dass es nach dem Tod zurück geht „in die Einheit“. Wie möchte sich da eine Seele ihre individuelle Identität erhalten, und gleichzeitig diese Erinnerung in die nächste Inkarnation mitnehmen.

Setzen wir bildhaft ein Gefäß mit Wasser einem inkarnierten Wesen gleich. Das Wasser wurde dem Meer, also der „Einheit“, entnommen und in ein Gefäß, den „Körper“, gefüllt. Irgendwann hat der Körper seinen Dienst getan und stirbt. In unserem Bild zerbricht das Gefäß, und das Wasser fließt ins Meer zurück. Da es kein Gefäß mehr hat, verteilen sich die einzelnen Tropfen der Flüssigkeit im Meer und sind in dieser Zusammenstellung nicht mehr zusammenzufinden.

Inkarniert sich ein neues Wesen, wird wieder Wasser aus dem Meer geschöpft und in ein Gefäß gegeben. Dieses Mal ist es jedoch eine Zusammenstellung aus anderen Tropfen. Ein Tropfen war vielleicht bereits einmal als Teil von Caesar inkarniert, ein anderer als Magd, ein Dritter als Bankangestellter. „Erinnert“ sich diese neue Inkarnation also an „früher“, nimmt sie vielleicht einen seiner früheren Teile wahr. Wahrscheinlich fällt es leichter, sich an bekannte Persönlichkeiten der Vergangenheit zu erinnern, als an scheinbar unbedeutende.

Könnte es so sein? Von der Hand zu weisen ist es jedenfalls nicht.

Wenn wir zur Astrologie zurückkehren, stellen wir fest, dass diese ein hervorragendes Instrument für das hier und jetzt ist. Für die aktuelle physische Inkarnation, so wie wir sie jetzt erleben. Alles was darüber hinaus geht, gehört zu den großen Rätseln, die Suchende immer umtreiben werden, und mit wechselnden Erkenntnissen wachsen lassen.

Mit Hilfe der Astrologie lassen sich zuverlässig und jederzeit exakt reproduzierbare Geburtsbilder von Personen erstellen. Kennen wir den weltlich-biologischen Stammbaum einer Familie, können wir diesen auch astrologisch anhand der Geburtshoroskope abbilden.

Besonders beeindruckend finde ich, wie sich Menschen zu Paaren zusammenfinden, und dann eine Familie gründen. Einander bislang fremd, fühlen Sie sich voneinander angezogen und verlieben sich. Untersucht man dann die Familienhoroskope, stellt man oft verblüfft fest, dass es in beiden Familienzweigen bereits seit Generationen dasselbe Grundthema gibt.

Zufall? Synchronizität?

Auf Basis der psychologischen Astrologie lassen sich in dieser Hinsicht jedenfalls äußerst spannende Erkenntnisse und Handlungsperspektiven gewinnen, und genau darum geht es in dem vorliegenden Buch.

FAMILIENSCHICKSALE

Worte und Formulierungen werden immer inflationärer gebraucht. Dennoch erscheint es mir passend, den Begriff „Schicksal“ in den Mund zu nehmen.

Die Araber nannten es Kismet, und die alten Griechen moira. Meist denken wir dabei an eine höhere Macht, die unser Leben bestimmt, und auf die wir keinen Einfluss ausüben können.

Wir verwenden Begriffe und Redewendungen wie „schicksalhaft“, „vom Schicksal dazu bestimmt“ oder sprechen von „Schicksalsschlägen“. Immer entsteht der Eindruck, wir ständen diesem Schicksal völlig hilflos gegenüber, und seien ihm vollständig ausgeliefert.

Einige Menschen lehnen dieses Konzept dagegen völlig ab, und plädieren für die völlige Willens- und Schaffensfreiheit des Menschen.

Ist unser Weg vollständig determiniert? Oder sind wir frei zu tun, was wir wollen? Gibt es höhere Wesen die unser „Schicksal“ leiten? Können wir diese gar um Gnade bitten?

Ich möchte dazu eine Geschichte wiedergeben, die auch Liz Greene in ihrem lesenswerten Buch „Schicksal und Astrologie“ erwähnt.

Einer der vielen Söhne Zeus war der lydische König Tantalos. Er hielt sich für klüger als die Götter und setzte ihnen bei einem Festmahl das Fleisch seines Sohnes Pelops vor. Damit wollte er ihre Allwissenheit in Frage stellen, was jedoch nicht gelang, da die Götter von seinem Vorhaben wussten und sich weigerten, zu essen.

Einzig Demeter war diese Hybris entgangen und sie aß vom Fleisch des Pelops. Dennoch gelang es der Erdmutter Rhea, den Knaben wieder herzustellen und zu beleben. Dieser war danach schöner als zuvor, besaß allerdings eine Schulter aus Elfenbein, diesen Teil hatte Demeter unabsichtlich gegessen.

Tantalos wurde zur Strafe in den Tartaros verbannt, wo er bis zum Kinn im Wasser stand, aber gleichzeitig Durst leiden musste.

Pelops dagegen herrschte als ein von den Göttern bevorzugter König. Während an ihm der Fluch über die Schandtat des Vaters vorüberging, erbten seine Söhne Atreus und Thyestes die Schändlichkeit des Großvaters und töteten ihren jüngeren Bruder Chrysippos. Daraufhin verfluchte sie Pelops.

Atreus und Thyestes lieferten sich heftige Auseinandersetzungen. Thyestes schlief mit der Frau seines Bruders, Atreus übervorteilte Thyestes beim Kampf um die Königswürde von Mykene und tötete dessen Kinder. Er brachte Thyrestes sogar dazu, sie unwissentlich zu essen. Dieser Frevel führte dazu, dass Thyrestes seine Brüder verfluchte.

Auf dem Geschlecht des Atreus lasteten nun drei Flüche. Die Söhne Atreus, Menelaos und Agamemnon bestritten bekannterweise den Trojanischen Krieg nachdem Helena Menelaos betrogen hatte. Agamemnon hinterging seine Frau in anderer Weise, weshalb diese sich Ägisthos, einen weiteren Sohn Thyestes, zum Geliebten nahm und mit ihm gemeinsam später Agamemnon ermordete. Beide wurden wenig später auf Geheiß der Götter von Orest getötet, der damit zwar seinen Vater rächte, aber das Gesetz der Erinnyen verletzte.

Erst nach einigem hin und her einigten sich die Götter und der ursprünglich von Tartaros ausgehende Fluch, wurde von Orest genommen.

Bezeichnend an dieser Geschichte ist, dass man erfährt, wie durch eine Person oder Tat eine ganze Lawine losgetreten werden kann. Die nachfolgenden Familienmitglieder fühlen sich getrieben, fremdbestimmt und lassen sich ungewollt zu weiteren Taten oder Verhaltensweisen hinreißen. Und selbst, wenn es jemand wie Orest „gut meint“ und nur die „Forderungen der Götter“ erfüllt, besteht die Möglichkeit, dass er zwischen den Fronten zerrieben wird. Einige Menschen werden sich in dieser Konstellation sehr gut wiedererkennen.

Natürlich geht es in den familiären Realitäten so gut wie nie um Kinder-, Mutter- oder Brudermorde. Wenn man die bekanntermaßen „blutrünstig“ überzeichneten griechischen Mythen jedoch auf psychische Vorgänge übersetzt, werden wir schnell fündig. Dann geht es um körperlichen oder emotionalen Missbrauch, um Zurückweisung und Abhängigkeiten, um entgangene Liebe, nicht vermittelte Wertschätzung und Urvertrauen, um Missachtung, gewaltsame Persönlichkeitsformung, um die Übertragung von nicht gelebten Wünschen und Vorstellungen, um emotionale Erpressung und vieles mehr.

Untersucht man astrologische Stammbäume finden sich darin fast immer derartige Familienthemen wieder, die – oft unbewusst - von Generation zu Generation weitergegeben werden. Ich spreche hier mit aller Vorsicht von Familienschicksalen oder plakativer von „Clanschicksalen“.

Die Geschichte zeigt aber auch, dass ein Fluch, wie im Mythos dargestellt, gebrochen werden kann und die Geschlechter, die nachfolgen, dann in der Lage sind, unbelastet weiter zu leben.

Man könnte sagen, ob und wann dies gelingt, das wissen die Götter. Und damit wären wir bei einer Bestätigung des Glaubens an schicksalhaft unausweichliche Lebensumstände, die von höheren Wesen bestimmt werden.