Feel Me - Stacey Kennedy - E-Book

Feel Me E-Book

Stacey Kennedy

0,0
6,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Journalistin Hazel soll den maskierten Mann ausfindig machen und interviewen, der auf einem Foto aus dem exklusiven Phoenix-Club zu sehen ist. Nichts leichter als das - es handelt sich schließlich um ihren neuen Mitbewohner Kieran Black. Doch auch wenn Hazel schon seit Langem geheime Fantasien hegt, scheitert sie immer wieder an ihrer Schüchternheit und würde lieber im Erdboden versinken, als Kieran zu dem Club und seiner Mitgliedschaft dort zu befragen.

Kieran Black sieht keinen Sinn in festen Beziehungen. Er weiß genau was er will und kennt sich mit Frauen aus - nicht ohne Grund ist er Mitglied im Phoenix. Als jedoch alle seine Freunde nach und nach heiraten, wird ihm bewusst, wie leer und trostlos sein Leben wirklich ist und dass er mehr will als nur das kurze, harte Vergnügen. Immer wieder werden er und Hazel auf die gleichen Hochzeiten eingeladen - und er lernt seine Mitbewohnerin erstmals richtig kennen und sieht hinter ihre Fassade.

Kieran bietet Hazel einen Handel an: Er erfüllt ihre wildesten Fantasien, wenn sie ihm beibringt, der Mann zu werden, den sich jede Frau nur wünschen kann. Doch auch wenn diese Verbindung nicht auf Dauer sein soll, kämpfen beide bald gegen ihre wachsenden Gefühle füreinander an ...

Der dritte Band der heißen Reihe um den Phoenix-Club von Stacey Kennedy. Auch für alle Fans ihrer Dirty-Little-Secrets-Reihe.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 299

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverWeitere Titel der AutorinÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumWidmungWarnungPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17EpilogDanksagung

Weitere Titel der Autorin

Dirty Little Secrets – Verführt

Dirty Little Secrets – Begehrt

Dirty Little Secrets – Entfesselt

Dirty Little Secrets – Geliebt

Watch Me – Phoenix-Club-Romance

Keep Me – Phoenix-Club-Romance

Über dieses Buch

Journalistin Hazel soll den maskierten Mann ausfindig machen und interviewen, der auf einem Foto aus dem exklusiven Phoenix-Club zu sehen ist. Nichts leichter als das – es handelt sich schließlich um ihren neuen Mitbewohner Kieran Black. Doch sie würde lieber im Erdboden versinken, als Kieran zu dem Club und seiner Mitgliedschaft dort zu befragen.

Kieran Black sieht keinen Sinn in festen Beziehungen – er ist nicht ohne Grund Mitglied im Phoenix. Als jedoch alle seine Freunde nach und nach heiraten, wird ihm bewusst, wie trostlos sein Leben wirklich ist und dass er mehr will als nur das kurze Vergnügen. Immer wieder werden er und Hazel auf die gleichen Hochzeiten eingeladen – und er sieht zum ersten Mal hinter die Fassade seiner Mitbewohnerin.

Kieran bietet Hazel einen Handel an: Er erfüllt ihre wildesten Fantasien, wenn sie ihm beibringt, der Mann zu werden, den sich jede Frau nur wünschen kann. Doch auch wenn diese Verbindung nicht auf Dauer sein soll, kämpfen beide bald gegen ihre wachsenden Gefühle füreinander an …

Über die Autorin

USA-Today-Bestsellerautorin Stacey Kennedy hat schon mehr als dreißig Liebesromane geschrieben. In ihren Büchern geht es um Menschen wie du und ich, die auf der Suche nach Leidenschaft und der großen Liebe sind. Wenn sie mit ihren heißen Geschichten nicht gerade die Buchseiten oder einen eReader in Flammen aufgehen lässt, lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Ontario, USA. Sie glaubt fest daran, dass Wein, Schokolade und sündhaft erotische Bücher alle Probleme des Lebens heilen können.

Stacey Kennedy

FEEL

me

Aus dem Amerikanischen von Susanna Arens

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2021 by Stacey Kennedy

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Save me«

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Ulrike Gerstner

Lektorat/Projektmanagement: Anna-Lena Meyhöfer

Covergestaltung: Guter Punkt, München unter Verwendung von Motiven von © kiuikson/AdobeStock; simon2579/iStock/Getty Images Plus

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-1488-4

be-heartbeat.de

lesejury.de

Für alle, die für die Liebe ihre Komfortzone verlassen haben

Warnung

Enthält Verweise auf emotionale Traumata.

Prolog

Wer auch immer gesagt hat, das Leben ist hart, wusste, wovon er spricht. Das fand jedenfalls Hazel Rose, als sie im Wohnzimmer des Lofts saß, das sie sich ursprünglich mit ihren beiden besten Freundinnen, Elise und Zoey, geteilt hatte. Nur dass die zwei inzwischen verlobt waren, und nachdem Zoey bereits ausgezogen war, würde nun auch Elise, die erst seit Kurzem einen Ringer am Finger trug, mit ihrem Verlobten Archer zusammenziehen. Ihr gesamtes Hab und Gut wurde gerade in irgendwelche Fahrzeuge geladen, die draußen warteten, um Elise fortzubringen, während Hazel zurückblieb, hinab auf ihre lackierten Zehen starrte und sich verzweifelt am Hals kratzte.

»Warum siehst du so traurig aus?«

Hazel zuckte zusammen und zwang sich, in die dunkelblauen Augen der Freundin zu blicken. Elise setzte sich auf den Beistelltisch, fasste ihr langes braunes Haar zusammen und legte es sich über eine Schulter. Kein Wunder, dass Elise verlobt war und ihren Weg ging. Sie war alles, was sich Hazel wünschte zu sein. Körperlich fit und stark und emotional sogar noch stärker. Das war es, worum Hazel sie am meisten beneidete.

»Nicht traurig«, antwortete Hazel. Natürlich war Hazel überglücklich, dass sowohl Elise als auch Zoey ihre Seelenverwandten gefunden hatten, doch da gab es diesen kleinen Teil in ihr, einen winzigen, schambesetzten Teil, der eifersüchtig war. Sie wünschte sich das Gleiche, was die zwei hatten, und gleichzeitig fühlte sie sich zu kaputt, um es jemals erreichen zu können. Eine bleibende Wunde, die ihr ein Ex-Freund zugefügt hatte und die niemals heilen würde. »Ich freue mich wirklich für dich und Archer«, sagte sie nun mit mehr Überzeugung.

Doch Elise fiel nicht darauf rein und verengte die Augen. »Hazel.«

Hazel verachtete sich dafür, wie sie die Schultern nach vorn fallen ließ, und wusste, dass sie dem Unvermeidlichen nicht aus dem Weg gehen konnte. Sie seufzte, als sie sich einer Wahrheit stellte, vor der sie davongelaufen war. »Ich will es dir eigentlich nicht sagen, damit du dir keine Sorgen machst.« Wochen waren vergangen, und das Geheimnis lastete inzwischen so schwer auf Hazel, dass es ihr fast unmöglich war, es preiszugeben. Alle um sie herum waren so glücklich, und das wollte sie nicht ruinieren.

»Ich werde mir keine Sorgen machen«, sagte Elise mit sanfter Stimme. »Ich bin Privatdetektivin, schon vergessen? Ich kann dir helfen, alles herauszubekommen und für alles eine Lösung zu finden.«

Wieder zuckte Hazel zusammen. Seit der Grundschule war Elise ihre beste Freundin. Nie hatte es irgendwelche Geheimnisse zwischen ihnen gegeben, und seitdem Elise Privatdetektivin geworden war, schien sich ihr innerer Lügendetektor noch geschärft zu haben. Aber Hazel wusste, dass sie nicht mehr aus der Nummer herauskommen würde, und so beichtete sie. »Allein kann ich mir das Loft nicht leisten. Deshalb habe ich beschlossen, es aufzugeben, doch ich habe keine Ahnung, wo ich hingehen soll.« Sicher, sie konnte zurück nach Hause gehen und bei ihren Eltern leben, aber das wäre der Hölle so nah gekommen, wie Hazel es sich nur vorstellen konnte.

Elise legt die Finger auf Hazels Hände und hielt sie ganz fest. »Du hast mir gesagt, dass es in Ordnung ist, wenn ich ausziehe. Warum hast du mein Angebot nicht angenommen? Ich wäre geblieben, bis du eine neue Mitbewohnerin gefunden hast.«

Hazel schnaubte. »Du kannst nicht ewig mit mir zusammenwohnen. Ist schon in Ordnung. Ich werde etwas anderes finden. Aber vielleicht kannst du mir ja beim Auszug helfen.« Selbst sie konnte den Schmerz in ihrer Stimme hören. Sie hatte keine Ahnung, wann für sie alles eine so falsche Richtung genommen hatte. In der Highschool hatten alle geglaubt, dass sie als Erste verheiratet sein würde. Doch inzwischen schien sie auf dem besten Weg zu sein, eine einsame Katzen-Lady zu werden, obwohl sie nicht einmal Katzen hatte. Armselig.

Angesichts des Selbstmitleids, in dem Hazel badete, wurde Elises Blick weich. »In Ordnung, wann ist es so weit?«

»Morgen.«

Elises Augenbrauen schossen in die Höhe. »Morgen? Was?«

Am liebsten hätte sich Hazel in irgendein Erdloch verkrochen, um für immer darin zu verschwinden. Seitdem Elise gesagt hatte, dass sie ausziehen würde, hatte sie geglaubt, dass sie es schon irgendwie hinbekommen würde, doch nun war die Zeit fast abgelaufen, ohne dass eine Lösung in Sicht war. »Ich weiß, dass es übel ist. Aber als ich Mr. Wood« – dem Besitzer des Gebäudes – »von meinen Plänen erzählt habe, bat er mich, möglichst bald auszuziehen, weil er bereits einen Interessenten hat. Und ich habe zugestimmt.«

Elise presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. »Warum hast du Ja gesagt, obwohl du noch gar keine neue Wohnung hast?«

»Ich habe mich schlecht gefühlt«, gab Hazel zu. Ihr größter Fehler. Sie fühlte sich häufig schlecht wegen anderer Leute, was ihr immer wieder Probleme bescherte. »Außerdem hat Zoey gesagt, dass ich bei ihr bleiben kann, bis ich weiß, wie es weitergeht.« In einem Anflug von Panik hatte sie Zoey erst eine halbe Stunde zuvor angerufen, als ihr bewusst geworden war, dass sie gar keine andere Wahl hatte.

»Warum willst du bei Zoey bleiben?«, war eine tiefe, entspannte Stimme hinter Hazel zu hören.

Hitze sammelte sich in ihrem Bauch. Sie wagte einen Blick über ihre Schulter und sah, dass Kieran Black mit einer Kiste in den Händen hinter ihnen stand. Oh Gott, kein Mann sollte so gut aussehend sein wie er. Kieran war ein New-York-City-Firefighter, und er war ein Freund, obwohl sie Zweifel daran hatte, dass es in die Kategorie Freundschaft fiel, wenn sie nachts von ihm fantasierte, bis irgendwann ihre Hand zwischen ihre Schenkel glitt. Er hatte den Körper eines trainierten Ironman-Triathleten. Jede Menge sehniger Muskeln, die ein echter Hingucker waren und Begehrlichkeiten in Hazel weckten wie bei keinem anderen Mann zuvor. Nicht einmal bei dem Mann, den sie einst zu lieben geglaubt hatte. Dem einzigen Mann, der sie jemals berühren durfte. Doch da war etwas unglaublich Fesselndes an Kieran, ohne dass sie den Finger darauf legen konnte. In seinen vertrauensvollen grünen Augen funkelten Gefahr und etwas so Machtvolles, dass sie sich in ihnen verlieren wollte. Sein stylishes, dunkelblondes Haar schien wie dafür gemacht, mit den Händen hindurchzufahren, und sie fragte sich, wie sich sein kurzer Bart zwischen ihren Schenkeln anfühlen würde.

Ihr wurde bewusst, dass sie ihn anstarrte, und ihre Wangen glühten. »Oh, es ist nichts«, unterbrach sie die Stille. »Ich spiele nur mit dem Gedanken, für eine Weile bei ihr zu wohnen.«

Kieran runzelte die Stirn und stellte die Kiste auf dem Boden ab. »Es kann nicht nichts sein, wenn du so traurig aussiehst.«

Verdammt, warum standen ihr ihre Gefühle nur immer ins Gesicht geschrieben? Genervt warf sie die Arme in die Luft. »Sehe ich tatsächlich traurig aus?«

»Ja«, bestätigten Elise und Kieran gleichzeitig.

Großartig, einfach großartig. Sie griff nach der Cola, ihrem Lieblingsgetränk, auf dem Beistelltisch neben Elise und trank einen großen Schluck. »Ich muss morgen hier ausziehen, und ich weiß noch nicht wirklich, wohin ich dann gehe«, sagte sie zu Kieran.

Stille.

»Zu mir nach Hause«, erwiderte Kieran und lächelte.

Sein Lächeln war unschuldig. Hazels Gedanken waren es nicht. Wenn sie bei ihm wohnte, würde sie sicherlich sehen, wie er aus der Dusche kam. Vielleicht sogar mit nacktem Oberkörper. Himmel, sie würde ihm mit zerzausten Haaren und schlaftrunkenen Augen begegnen, nachdem er gerade aufgewacht war.

Schlechte Idee. Ganz, ganz schlechte Idee.

Kieran betrachtete sie, und sein Grinsen wurde breiter. »Ich weiß nicht, warum der Gedanke so abwegig ist. Ich habe ein Extrazimmer und auch einen Keller, wo du deine Sachen unterstellen kannst. Mach es. Dort kannst du Luft holen und dich in Ruhe sortieren.«

Ja, und sehenden Auges zu einem Masturbations-Junkie werden. »Du musst das nicht tun«, brachte Hazel hervor.

»Was muss er nicht tun?«, fragte Archer und stellte eine Kiste auf Kierans Kiste ab. Er hatte kurzes, modisch geschnittenes braunes Haar, das ihm eine weiche Note gab, doch seine dunkelblauen Augen blickten scharf und unbestechlich.

Elise strahlte, als er sie von hinten umarmte und auf den Hals küsste. »Hazel muss morgen aus dem Loft raus, weil sie einfach zu nett ist und immer an andere und nicht an sich selbst denkt. Kieran hat ihr sein Gästezimmer angeboten, bis sie ihre Sachen geregelt hat.«

»Ah«, sagte Archer, dann fragte er Hazel mit einem Lächeln. »Brauchst du Hilfe beim Umzug? Ich kann einige Männer aus meinem Sicherheitsteam vorbeischicken.«

So weit durfte es nicht kommen. In letzter Zeit konnte sich Hazel kaum noch zusammenreißen, wenn sie in Kierans Nähe war, und dabei sah sie ihn nicht einmal jeden Tag. Sie war nicht so selbstsicher wie Elise und Zoey und würde sich mit Sicherheit zu einer totalen Idiotin machen. »Ähm …«

»Ja, gute Idee«, sagte Kieran zu Archer, ohne Hazels leuchtend roten Wangen zu bemerken. »Ich bin mir sicher, ein paar Jungs von der Wache würden auch helfen. Wir packen deine Sachen zusammen und bringen sie zu mir.« Er zeigte auf die Wohnungstür. »Komm. Wir können dir ein paar Kisten besorgen, wenn du magst.«

Hazel blickte von Elise zu Archer und wieder zu Kieran, die sie alle erwartungsvoll ansahen. Sie hatte nicht wirklich die Wahl. Zurück zu ihren Eltern gehen, die auf allem, was sie tat, herumgehackt und ihr das Leben zur Hölle gemacht hatten. Bei Zoey einziehen, die so verrückt vor Liebe war, dass Hazel ganz gewiss jede Nacht hören würde, wie sich Zoey und Rhys ineinander verloren. Sie betrachtete Kieran und das süße, vertrauensvolle Lächeln, das er ihr schenkte. »Bist du sicher?«, fragte sie.

Diesmal war sein Lächeln nicht so unschuldig. »Natürlich. Du bist eine Freundin. Und ich bin froh, wenn ich helfen kann.«

Richtig. Eine Freundin, die ihm die Kleider vom Leib reißen wollte. »Vielen, vielen Dank, Kieran. Das ist wirklich nett von dir. Ich verspreche, dass ich nicht lange bleiben werde, nur bis ich etwas Neues gefunden habe.«

Sein Zwinkern ließ Flammen in ihre Zehen schießen. »Ist schon in Ordnung, Hazel. Ernsthaft. Ich mag deine Gesellschaft.«

Ja, aber würde er es mögen, die ganze Zeit über angegafft zu werden?

Kapitel 1

Kieran Black saß an der Frühstückstheke in seiner Küche und nippte an seinem brühend heißen Kaffee, während ihm die Bedeutung der Redewendung Keine gute Tat bleibt ungestraft dämmerte. Seine Mitbewohnerin der letzten drei Tage, Hazel Rose, stellte sich gerade auf die Zehenspitzen, um nach einer Schale auf dem mittleren Regalbrett im Küchenschrank zu greifen. Der Saum ihres ohnehin schon kurzen Tanktops wanderte hinauf und gab den Blick auf eine schlanke Taille frei, nach der er am liebsten gegriffen hätte. Ihre helle Haut, die mit Sommersprossen überzogen war, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, und seine Lenden zogen sich vor Verlangen zusammen. Einem Verlangen, das ihn seit drei Tagen umbrachte.

Zur Hölle auch. So sah es aus, und er hatte sich ganz allein in diese Situation gebracht.

Doch als er die Angst und Einsamkeit in Hazels hellblauen Augen gesehen hatte, hatte er nicht anders gekonnt. In diesem Augenblick hatte er sie gewollt. Und er wollte sie auch jetzt, aber er war sich der Tiefe seines Verlangens nicht bewusst gewesen, bis er auf so engem Raum mit ihr zusammen war.

Nachher war man immer schlauer.

In der kurzen gemeinsamen Zeit mit ihr hatte er entdeckt, dass Hazel gut war, süß, fürsorglich, sexy, einfach alles, was ein Mann wollte, wenn er an eine Frau dachte. All die Dinge, die Kieran nicht wollen sollte. Seit der schmutzigen Scheidung seiner Eltern, bei der sie ihn benutzt hatten, um sich gegenseitig zu bestrafen, hatte er sich geschworen, dass er niemals einen anderen Menschen verletzen würde, wie seine Eltern einander verletzt hatten. Soweit er wusste, verabredete sich Hazel nur selten, sie hatte keine One-Night-Stands, und er bezweifelte, dass sie sich jemals gehen ließ. Hazel war mit ihrem romantischen Herz die falsche Frau für ihn. Und dennoch … dennoch … als sie sich nun noch weiter nach oben streckte und ihre Shorts ein Stückchen höher rutschten und genug von ihrem unglaublichen Hintern entblößten, um ihn steinhart werden zu lassen, hätte er mit Freuden sein linkes Bein für eine Nacht mit ihr gegeben.

Als sie noch höher greifen wollte, schoss er von seinem Platz hoch. »Ich mach das schon.« Sie wirbelte herum und schnappte nach Luft, und als er in ihre hübschen, geweiteten Augen sah, wurde ihm bewusst, dass er sie förmlich angebrüllt hatte. Er grinste und wusste gleichzeitig, wie angespannt er wirken musste. »Du wirst dir noch wehtun«, sagte er mit sanfter Stimme.

»Da könntest du recht haben.« Mit einem Lachen, das ihm die Brust wärmte, trat sie zur Seite und ließ ihn nach der Schale greifen. »Danke«, antwortete sie, als er sie ihr reichte.

»Kein Problem.« Er kehrte zu dem Hocker hinter der Theke zurück und trank wieder von seinem Kaffee. Er begann sich zu sorgen, dass er sich zu sehr daran gewöhnen könnte, morgens in der Küche auf Hazel zu treffen, während sie sich für den Tag fertig machte. In dem verzweifelten Versuch, an etwas anderes zu denken, als sie über die Theke zu werfen und kraftvoll zu nehmen, fragte er: »Wie sehen deine Pläne für heute aus?«

»Nur Arbeit.« Sie füllte ihre Schale mit Joghurt, Himbeeren und Müsli, bevor sie zu ihm an die freistehende Theke trat. »Meine Chefredakteurin hat schlechte Laune, was bedeutet, dass wir alle noch etwas härter arbeiten müssen.«

»Hört sich nach Spaß an.«

»Ist es aber nicht.« Sie lehnte sich mit der Hüfte an die Theke und füllte ihren Löffel mit Joghurt. »Und wie sieht dein Tag aus?«

»Gleich gehe ich laufen.« Nicht nur, um für den anstehenden Ironman-Wettbewerb zu trainieren, sondern auch um das Verlangen in seinem Blut loszuwerden. »Später muss ich noch einkaufen und ein paar Besorgungen machen. Und abends werde ich dann im Phoenix aufschlagen.«

»Cool«, sagte sie, während eine Röte über ihre Wangen kroch, als er den exklusiven Sexclub für die Reichen und Berühmten in New York City erwähnte.

Er unterdrückte ein Grinsen. Noch nie in seinen neunundzwanzig Jahren war ihm jemand begegnet, der so unschuldig wie Hazel war. Sein ganzes Erwachsenenleben lang hatte er sich mit leidenschaftlichen Menschen umgeben, die Sex liebten – je schmutziger, desto besser. Seit seiner ersten Woche auf dem College war er in Sexclubs und auf privaten Sexpartys gewesen. Auf diesen Partys, auf denen sich die Elite der New Yorker Society traf, hatte er dann irgendwann Rhys kennengelernt, den Inhaber des Phoenix, in dem er Mitglied war, seit Rhys den Club eröffnet hatte. Inzwischen verband ihn eine enge Freundschaft mit Rhys und Archer, dem Sicherheitschef des Clubs. Kieran sprach nur noch selten mit seinen Eltern, damit ihr Drama nicht länger auch auf sein Leben übergriff, doch in seinen Freunden hatte er eine Wahlfamilie gefunden, für die er jederzeit durchs Feuer gegangen wäre.

»Was machst du heute Abend?«, fragt er.

Sie beugte sich über die Theke, verschränkte die Arme und gab damit einen großzügigen Blick auf ihr Dekolleté frei. Kieran atmete gegen die Enge in seiner Brust an. Er hätte schwören können, dass sie es absichtlich tat, um ihn zu verspotten, doch so manipulativ war Hazel nicht. Sie errötete bereits beim geringsten Anzeichen von Aufmerksamkeit, deshalb würde ihr so etwas nie in den Sinn kommen. »Ich schaue mir noch ein paar Wohnungen zusammen mit Elise an.«

»Wie ich schon gesagt habe, gibt es da keinen Grund zur Eile«, sagte er, und sie blickte durch lange Wimpern zu ihm auf. »Es ist nett, Gesellschaft zu haben.«

»Danke, aber ich will deine Gastfreundschaft wirklich nicht überstrapazieren.«

Er wollte schon erwidern, dass sie das niemals tun könnte, doch ein Klopfen an der Tür ließ Hazel davonschießen wie ein Hase vor dem Fuchs. Sie öffnete die Tür, und Hunt Walker, Kierans Freund seit ewigen Zeiten, spazierte herein. Seine hellbraunen Augen wanderten durch den Raum und nahmen alles auf, wie sie es schon getan hätten, bevor er Cop beim NYPD geworden war. Sein goldbraunes Haar war unter eine Yankees-Baseballkappe verborgen. Er trug lange Basketballshorts, ein ärmelloses Muskelshirt und Sneaker. Hunt schwamm nicht und fuhr auch kein Rad, doch er begleitete Kieran immer auf dessen Trainingsläufen. Er musterte Hazel kurz, dann schoss sein Blick hinüber zu Kieran, und seine Brauen zogen sich leicht zusammen. Hunt entging nur wenig.

Kieran schüttelte den Kopf und ging zur Spüle. Er goss den restlichen Kaffee aus und stellte den Becher in die Spülmaschine. »Sag Bescheid, wenn ich dich zu einer dieser Adressen begleiten soll«, sagte er dann, als er bei Hazel an der Tür angekommen war.

»Auf keinen Fall«, entgegnete sie. »Du bist noch wählerischer als Elise.«

Am Tag zuvor hatte er sich mit ihr eine Wohnung angesehen. »Ja, weil es ein echtes Loch war«, behauptete er. »Du hast etwas Besseres verdient, Hazel.«

Das Rot auf ihren Wangen wurde noch eine Spur dunkler.

Hunt beobachtete die Situation wie ein Cop und folgte jeder Bewegung, während Kieran in seine Laufschuhe schlüpfte und sie zuband.

»Bis später, Hazel.« Hunt nickte.

»Bye«, sagte sie und winkte knapp. Ihr Blick fiel auf Kieran und verharrte dort.

Kieran hätte schwören können, dass sie ihn ansah, als wollte sie einen Abschiedskuss von ihm. Er unterdrückte den Drang, sie in die Arme zu nehmen und in sein Schlafzimmer zu tragen, und trat stattdessen in den ruhigen, sonnigen Morgen hinaus.

Er lebte in der Upper East Side. Sein viktorianisches Sandsteinhaus befand sich inmitten von Gebäuden, die den Charme einer alten Welt atmeten. Er hatte die Immobilie von seinem Großvater väterlicherseits geerbt, der auch den einzigen Grund dafür verkörperte, dass aus Kieran kein völliger Versager geworden war. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als Kieran zwölf gewesen war, und sein Großvater hatte ihm geholfen, ihre Wutausbrüche zu überstehen, indem er ihn oft zu sich nahm. Und statt sein Erbe Kierans Vater zu vermachen, hatte der Großvater alles ihm hinterlassen, wovon sich Kierans Verhältnis zu seinem Vater nie mehr erholt hatte. Doch er hatte seinen Großvater geliebt und wusste die Möglichkeiten zu schätzen, die das Geld ihm bot.

»Willst du mir erzählen, was das gerade sollte?«, fragte Hunt, als er am Fuß der Verandatreppe neben Kieran trat.

»Nein.« Kieran blendete die Welt aus und konzentrierte sich ganz auf seine Dehnübungen, bis seine Muskeln locker und geschmeidig für den Lauf waren.

Nachdem er mit dem Strecken der Waden fertig war, hob Hunt die Brauen. »Bist du dir sicher, dass du keine Hintergedanken hast?«

»Lass uns laufen«, sagte Kieran nur, der sich nicht einmal sicher war, ob er in diesem Moment klare Sätze hätte formulieren können. Er startete mit vollem Tempo und ließ sich von seinen Emotionen anfeuern. Die ersten zehn Minuten waren schmerzhaft, jeder Schritt brannte, und Beine und Lunge schrien nach einem Stopp, bis er schließlich in einen gleichmäßigen Rhythmus fiel und sich sein Körper und seine Schritte leichter anzufühlen begannen.

Als sie den East River erreichten und den geteerten Weg entlangliefen, brüllte Hunt von hinten: »Fuck, Mann. Mach langsam.«

Kieran schaute über seine Schulter zurück, und ein Blick auf den taumelnden Hunt machte ihm klar, dass er es zu heftig angegangen war. Hunt trainierte im Gym, was seiner kräftigen Physiognomie anzusehen war. Kieran hingegen war athletisch vom Laufen, Schwimmen und Radfahren und immer schon schneller auf den Beinen gewesen. Er wechselte ins Schritttempo und kehrte zu Hunt zurück. »Tut mir leid«, sagte er und wischte sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn.

Hunt stand vornübergebeugt da und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sein Gesicht war rot wie eine Tomate. »Wovor zur Hölle läufst du davon?«, wollte er wissen.

Kieran blickte hinüber zum Wasser. »Das weißt du doch.«

Pause. Als Kierans Blick wieder auf den von Hunt traf, hatte dieser die Brauen gerunzelt. »Hazel?«

Kieran trat zu der Brüstung und beugte sich darüber. Er genoss das kühle Metall unter seinen Armen. »Ich hätte ihr nicht anbieten sollen, bei mir zu wohnen. Der größte Fehler meines Lebens.«

Hunt gesellte sich zu ihm und war immer noch außer Atem. »Warum? Was hat sie getan?«

»Es geht nicht darum, was sie getan hat«, erklärte Kieran. »Sondern was ich tun werde, wenn ich sie nicht aus meinem Haus bekomme.« Ihr süßer Duft … ihr köstlicher Körper … er war es so verdammt müde, nur in seinem Kopf mit ihr zu verschmelzen, statt sie tatsächlich zu schmecken.

Hunts Mund zuckte. »Ah, ich verstehe. Es ist die Versuchung, die dich quält?«

»Quälen ist nicht das richtige Wort, und Hazel macht ja auch gar nichts.« Kieran tippte sich mit dem Finger an den Kopf. »Aber sie ist hier drin. Die ganze verdammte Zeit über.«

Hunt blickte zum Wasser hin, und Kieran tat es ihm gleich. »Ist das so schlecht?«, fragte Hunt nach einer Weile. »Sie ist Single. Du bist Single.«

»Ja, es ist schlecht.« Kieran hatte intensiv darüber nachgedacht. »Hazel ist eine Romantikerin. Das weißt du. Du hast sie gehört, wenn sie mit Elise und Zoey spricht. Sie möchte heiraten, eine Familie gründen, diese Art von Leben führen. Doch das ist nicht das Leben, das ich will.«

»Wer weiß, ob es das ist, wonach Hazel im Moment gerade sucht?«, fragte Hunt, als ein paar Läufer an ihnen vorbeijoggten.

»Natürlich will sie genau das. Ein süßes Mädchen wie sie ist nicht auf eine schnelle Nummer nach einer Nacht in Clubs aus.«

Wieder zuckte Hunts Mund. »Sie ist süß, das muss ich zugeben. Doch da sie in keiner festen Beziehung ist und auch in keiner war, seit wir sie kennengelernt haben, steckt vielleicht mehr dahinter. Möglicherweise ist sie auf der Suche nach etwas anderem.«

Wenn es doch nur so einfach wäre. Kieran seufzte und blickte wieder auf das trübe Wasser hinaus, auf dem gerade ein Boot langsam den East River hinabtrieb. »Und da ist noch etwas. Ich mache mir Sorgen.«

»Wir sorgen uns alle um Hazel.«

»Ja, aber ich mache mir Sorgen, wie sie sich fühlen wird, nachdem ich mir genommen habe, was ich will«, erklärte Kieran.

»Das mag ein Problem sein.« Hunt nickte, schließlich lächelte er leicht. »Aber vielleicht willst du ja dann etwas, was du dir jetzt noch nicht eingestehen kannst.«

»Ich will sie in meinem Bett, mehr nicht.« Kieran erinnerte sich an das Geschrei, die stundenlangen Kämpfe, die Wut. Er erinnerte sich daran, wie seine Eltern an ihm gezogen und gezerrt hatten, damit er Partei für einen von ihnen ergriff. Jahrelang hatten sie ein furchtbares Spiel gespielt, bis Kieran eines Tages bewusst wurde, dass es in seiner Familie keine Liebe gab. Und auch er konnte seinen Eltern nicht länger dieses Gefühl entgegenbringen. Wie hätte er das auch tun können, wenn er sie nicht mehr respektierte? Danach hatte er der Liebe nie mehr getraut.

Hunt machte eine lange Pause. »Hört sich an, als könnte sich da eine Chance für dich bieten.«

»Ach ja? Was meinst du?«

»Wir haben alle gesehen, wie Hazel in deiner Nähe rot wird. Wie sie dich ein klein wenig länger anschaut als jeden anderen. Wie sie erstarrt, sobald du den Raum betrittst. Sie ist interessiert. Das ist offensichtlich. Warum findest du nicht heraus, woran genau sie interessiert ist?«

Kieran runzelte die Stirn. »Und was, wenn sie eine Beziehung will und ich ihr wehtue?«

»Das wirst du nicht.« Eine warme Brise trug den Hefegeruch von der Bäckerei in der Nähe herüber, als Hunt eine Hand auf Kierans Schulter legte. »Deine Natur ist es zu retten, nicht zu verletzen.«

Kieran nahm Hunts Worte in sich auf und blickte zurück auf das sich kräuselnde Wasser. Etwas musste passieren. Hazel zog ihn an, und es zu ignorieren, funktionierte nicht. Wenn überhaupt, wuchs die pulsierende Lust zwischen ihnen noch. Er vermutete, dass sie tabu für ihn sein sollte, verstärkte sein unstillbares Verlangen nach ihr nur noch mehr, und er konnte nicht so tun, als gäbe es dieses Begehren nicht. Er musste einen Weg finden, wie er mit ihr zusammen sein konnte, ohne ihr das Herz zu brechen.

Bevor er sich zu einer Antwort entschließen konnte, vibrierte das Handy in seiner Hosentasche. Er warf einen kurzen Blick auf das Display. »Das ist Rhys. Er fragt, ob wir ihn morgen um sieben Uhr beim Schneider für eine letzte Anprobe treffen können.« Rhys’ Hochzeit fand in zwei Monaten statt. Und Archers drei Wochen danach. Kieran blickte auf, und als Hunt nickte, antwortete er. Hunt und ich werden dort sein. Sobald er das Handy wieder in seine Tasche gesteckt hatte, fuhr er sich mit der Hand durch das schweißnasse Haar. »Wer hätte vor einem Jahr geglaubt, dass wir nicht nur auf Rhys’ Hochzeit, sondern auch auf Archers gehen würden.«

Hunt wischte sich mit seinem Shirt den Schweiß von der Stirn. »Ich nicht, so viel steht fest.«

Ein Gedanke, der Kieran in letzter Zeit verfolgte, lastete immer noch schwer auf seiner Seele. Er hatte sein bisheriges Leben auf eine bestimmte Weise gelebt. Er hatte sich entschieden, nicht ernsthaft zu daten oder sich Richtung Heirat zu bewegen. Keine Kinder in diese Welt zu setzen. Keine Liebe zu versprechen, um es dann trotzdem in den Sand zu setzen. Und doch, im Angesicht von Rhys’ und Archers Glück brachte es ihn zum Schwanken. »Glaubst du, wir verpassen irgendwas?«

»Inwiefern?«

»In Bezug auf eine Frau in unserem Leben.«

Hunt grinste. »Wir haben ständig Frauen.«

Kierans Haut kribbelte bereits bei der bloßen Erwähnung. »Aber wir haben nicht, was Rhys und Archer haben.«

»Das ist wahr.« Hunt nickte. Sowohl Rhys als auch Archer waren ewige Junggesellen gewesen, bevor sie dem Zauber ihrer Frauen erlegen waren. »Nein, Mann«, sagte Hunt schließlich. »Wir verpassen einen Scheiß.«

Eine Lüge. Nach Jahren der Freundschaft konnte Kieran in Hunt wie in einem Buch lesen.

Habe ich etwa den falschen Weg gewählt?

Kurz dachte er darüber nach, obwohl er wusste, dass er die Antwort darauf nicht heute finden würde. Außerdem war im Moment das größere Problem, seine Hände von Hazel zu lassen. Was ihm mit jeder Stunde schwerer fiel. »Komm jetzt«, sagte er zu Hunt und lief weiter. »Und versuch, nicht wieder zurückzufallen.«

»Mistkerl«, brummte Hunt.

Kieran lachte in sich hinein und zog das Tempo an.

Kapitel 2

Hazel saß hinter dem Schreibtisch ihres kleinen Büros, das sich zwischen Kantine und Abstellkammer befand, im vierundzwanzigsten Stock eines Hochhauses im Bankenviertel. Sie scrollte noch einmal durch ihren letzten Artikel: Urlaubs-Hotspots der Prominenz. Der Artikel war ein lockerer, gefälliger Text, auch wenn sie langsam das Gefühl hatte, als würde ihr Gehirn mit jedem Wort, das sie las, ein bisschen mehr verkümmern. Als sie ihren letzten Korrekturdurchlauf beendet hatte, mailte sie den Artikel an ihren Redakteur und drehte sich zu den Fenstern hinter ihr um. Obwohl ihr Büro zu den kleinsten des Verlags gehörte, in dem StarGaze erschien, das größte Klatschmagazin Nordamerikas, ließ die Fensterfront hinter ihr jede Menge natürliches Licht herein und bot einen Postkartenblick auf die Skyline von New York City.

»Gibt es einen Grund dafür, dass du meine Anrufe ignorierst?«

Hazel zwang sich, nicht zusammenzuzucken, und drehte sich zu ihrer Mutter um. »Ich ignoriere deine Anrufe nicht. Ich war beschäftigt.«

»Hm«, grummelte ihr Mutter, während sie ins Büro trat und auf dem Gästestuhl Platz nahm.

Die wenigsten Mütter hätten den Weg quer durch Manhattan auf sich genommen, um nach ihrer fünfundzwanzigjährigen Tochter zu schauen, nur weil diese einige Telefonate verpasst hatte, doch die meisten Mütter waren auch nicht wie Gabrielle Rose. Eine Schönheit von Geburt an, war Gabrielle ein ganzes Stück größer als Hazel mit ihren ein Meter fünfundsechzig, und dank Botox und Fillern sah sie keinen Tag älter als vierzig aus. Gabrielle kam aus einer Familie mit altem Geld. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere hatten Hazels Großvater, William Barclay, elf größere Zeitungen und sieben Zeitschriften gehört. Als er ein Jahr zuvor gestorben war, waren sein Vermögen und die Kontrolle über seine Firmen auf Hazels Mutter übergegangen. Was für Hazel der Grund war, die – genau wie ihr Großvater – die redaktionelle Arbeit liebte, jedoch nichts vom nüchternen Geschäftssinn und der Leidenschaftslosigkeit ihrer Mutter besaß, auf keinen Fall für eine der Barclay-Firmen tätig zu sein. Stattdessen arbeitete sie für ein Klatschmagazin, das keinerlei Verbindung zum Namen Barclay aufwies.

Ihre Mutter sah sich in ihrem Büro um und runzelte die Stirn. »Wie ich sehe, musst du immer noch hier sitzen.«

Hazel kramte ihr höflichstes Lächeln hervor. »Du weißt, dass ich dieses Büro mag.«

»Das solltest du aber nicht«, sagte ihre Mutter mit Geringschätzung. »Du bist eine Barclay. Du solltest ein Eckbüro auf einer viel höheren Etage in diesem Gebäude haben.«

»Gibt es etwas Wichtiges, das du mit mir besprechen wolltest?«, fragte Hazel.

»Ja, da gibt es etwas«, sagte ihre Mutter und reckte ihr Kinn mit jedem Wort höher. »Ich habe für morgen Abend ein Treffen mit Andrew Astor vereinbart. Er erwartet dich um sechs Uhr im Le Bernardin.«

Das schickste Restaurant von New York City. »Wessen Sohn ist es diesmal?« Diese monatlichen Blind Dates, die ihre Mutter einfädelte, hatten sich seit Hazels Collegeabschluss eingebürgert. Nach den ersten Monaten hatte sie aufgehört, sich dagegen zu wehren. Es war einfacher, hinzugehen und eine furchtbare Verabredung zu haben, als sich mit ihrer Mutter herumzuschlagen.

»Kein Sohn«, erklärte ihre Mutter. »Er ist der Enkel eines befreundeten Mitglieds aus dem Bridgeclub.« Sie stand auf und blickte auf Hazel hinab, als wäre diese irgendein Schulkind und nicht ihre Tochter. »Versuch es bitte, diesmal richtig zu machen.«

Gabrielle war so schnell wieder verschwunden, wie sie in Hazels Büro gerauscht war. Hazel seufzte und fühlte sich wie betäubt, dabei hätte sie eigentlich verärgert sein sollen, dass man sie wie eine Marionette behandelte. Ihr Vater, Grant Rose, war ein recht anständiger Mann, doch er pendelte zwischen seinen Büros in New York und Los Angeles, sodass er nie zu Hause war. Gabrielle ging er, soweit wie möglich, aus dem Weg. Aber ihr Vater drückte seine Liebe mit Geschenken aus – Karten für Sportveranstaltungen, Konzerte, Backstagepässe, er schickte Hazel einfach alles zu – und sie verschenkte jedes einzelne Ticket weiter. Sie mochte das Gefühl nicht, gekauft zu werden. Was auch der Grund dafür war, dass sie nicht in einem der Häuser lebte, die ihre Eltern besaßen, und nichts von dem Geld anrührte, das diese ihr auf ein Konto überwiesen. Schon vor langer Zeit hatte sie gelernt, stolz auf ihr Leben zu sein. Und sich gut mit sich selbst zu fühlen bedeutete, bescheiden allein von ihrem eigenen Einkommen zu leben – egal, wie hart das manchmal war.

Ein kurzer Blick auf die Uhr auf ihrem Monitor verriet ihr, dass es höchste Zeit für ihr Meeting war. Sie sprang auf, schnappte sich ihren noch immer kochend heißen Chai Latte in einem To-go-Becher und verließ ihr Büro. Im Empfangsbereich klingelte ein Telefon, und Stimmen erfüllten den Flur, während Mitarbeiter zur Arbeit erschienen. Als Hazel den Konferenzraum betrat und Platz nahm, saßen ihre Kollegen Clive Morin und Gia Ramos bereits am Tisch und redeten ohne Unterbrechung weiter. Bis Chelsea Lang, ihre Chefredakteurin, den Raum mit den Glaswänden betrat.

Chelsea war alles das, was Hazel unter der strengen Führung ihrer Mutter versucht hatte zu sein. Sie war von Natur aus glamourös, nie lag auch nur eine Strähne ihres seidig blonden Haars am falschen Platz, und ihr Make-up war ebenfalls stets perfekt. Ihre kristallblauen Augen schienen förmlich zu funkeln, und Hazel war sich ziemlich sicher, dass Chelsea noch nie das gleiche Outfit zweimal getragen hatte, seit sie selbst vor einem Jahr für das Magazin zu arbeiten begonnen hatte.

Während sich Chelsea auf ihren Platz am Kopf des Tisches setzte, nippte Hazel noch einmal an ihrem Getränk, dann nahm sie Notizblock und Stift in die Hand und war bereit für den Tag. Im nächsten Moment warf Chelsea ein Foto auf den Tisch, und Hazel drehte sich der Magen um.

Die drei Personen auf dem Bild waren nur spärlich bekleidet. Die Frau, die sich selbst in einem vergoldeten Spiegel betrachtete, trug wundervolle Dessous. Ihr Gesicht und das des Mannes hinter ihr waren unter schwarzen Masken verborgen. Doch der Mann, auf den Hazels Aufmerksamkeit gerichtet war, befand sich rechts auf dem Bild. Er hatte eine goldene Maske auf, und, Himmel auch, sie spürte, wie sich Hitze in ihrem Schoß sammelte. Kieran.

Sie zwang sich, noch einen Schluck zu trinken, als Chelsea die Hände auf dem Tisch abstützte und mit Bestimmtheit sagte: »Wir müssen diese Personen finden.« Ihr ernster Blick fiel auf Hazel. »Warum hast du sie noch nicht entdeckt? Du solltest inzwischen mehr über diesen geheimen Sexclub wissen und einen weiteren Artikel darüber schreiben.«

Monate zuvor hatte Hazel eines Abends im Afterglow, einem angesagten Nachtclub in Manhattan, Gerüchte über das Phoenix gehört. Im Afterglow hatte sie sich zusammen mit Clive daraufhin unter die Filmstars und berühmte Profisportler gemischt, um ihre nächste große Story zu finden. Doch verlässlich wusste sie von der Existenz des Phoenix einzig und allein, weil sie Elise auf den Fall angesetzt hatte. Niemand konnte sich vor Elise und ihrer Hacker-Spezialistin Penny verstecken. Und hätte Hazel nicht von dem Club erfahren, hätte Zoey nun nicht Rhys an ihrer Seite und Elise nicht Archer. Gleichzeitig hatte Hazel große Schuldgefühle, seit sie inzwischen wusste, wie viel der Club Rhys und seinen Freunden, Kieran eingeschlossen, bedeutete. Und sie war nun mal die Erste gewesen, die in einer Story darüber berichtet und die Welt über die mögliche Existenz des Phoenix informiert hatte.

Hazel zwang sich, die Schultern zu straffen. Elise hatte ihr immer wieder gesagt, dass sie keine Schwäche zeigen durfte, wenn ihr irgendwer die Zähne zeigte. »Bis jetzt führt mich alles von einer Sackgasse in die nächste«, log sie, ohne zu zögern.