Guide Me - Stacey Kennedy - E-Book

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Stacey Kennedy

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Beschreibung

Nessa ist eine hoffnungslose Romantikerin, aber die große Liebe blieb bisher leider aus. Stattdessen erlebt sie ein schreckliches Date nach dem anderen. Doch als eines dieser Dates böse endet, fühlt sich Nessa nicht mehr sicher und ist am Boden zerstört.

Ronan weiß, wie sich eine gebrochene Seele anfühlt. Der ehemalige Navy Seal leidet noch immer unter einem Trauma. Aber der Job als Security-Mitarbeiter im exklusiven Phoenix Club gibt ihm wieder Struktur und Ordnung. Als Nessa ihn bittet, sie in Selbstverteidigung zu unterrichten, nimmt er die Herausforderung an. Er spürt, wie sehr sie leidet und ist bereit, für sie da zu sein.

Gemeinsam finden sie langsam den Weg zurück ins Leben. Aus Freundschaft wird mehr und Ronan öffnet Nessa die Tür zu einer verführerischen Welt zügellosen Verlangens. Doch plötzlich wird Nessa bedroht, und Ronan schwört, sie um jeden Preis zu beschützen.

Der vierte Band der prickelnden Romance-Reihe rund um den Phoenix-Club.

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Inhalt

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Über dieses Buch

Nessa ist eine hoffnungslose Romantikerin, aber die große Liebe blieb bisher leider aus. Stattdessen erlebt sie ein schreckliches Date nach dem anderen. Doch als eines dieser Dates böse endet, fühlt sich Nessa nicht mehr sicher und ist am Boden zerstört.

Ronan weiß, wie sich eine gebrochene Seele anfühlt. Der ehemalige Navy Seal leidet noch immer unter einem Trauma. Aber der Job als Security-Mitarbeiter im exklusiven Phoenix Club gibt ihm wieder Struktur und Ordnung. Als Nessa ihn bittet, sie in Selbstverteidigung zu unterrichten, nimmt er die Herausforderung an. Er spürt, wie sehr sie leidet und ist bereit, für sie da zu sein.

Gemeinsam finden sie langsam den Weg zurück ins Leben. Aus Freundschaft wird mehr und Ronan öffnet Nessa die Tür zu einer verführerischen Welt zügellosen Verlangens. Doch plötzlich wird Nessa bedroht, und Ronan schwört, sie um jeden Preis zu beschützen.

Stacey Kennedy

Guide

me

Aus dem Amerikanischen von Silvi Heiderömer

Für alle, die den Weg aus der Dunkelheit gefunden haben.

Triggerwarnung

1

Regen prasselte gegen das Fenster neben dem Tisch in dem neuen, trendigen Restaurant im Herzen von New York City. Ein Glas feinsten Merlots und ein Filet Mignon warteten auf Nessa Hale. Alles in dem Restaurant – vom glänzenden Silberbesteck bis hin zu den elegant gekleideten Kellnern – war wie geschaffen für ein perfektes Date, das auf Hochglanzfotos in der neuesten Ausgabe der Cosmopolitan abgebildet sein könnte.

Nur dass dieses Date ganz und gar nicht perfekt war, sondern eine völlige Katastrophe.

Nein, ehrlich gesagt, war der Typ, der Nessa gegenübersaß, eine Katastrophe.

Dr. Mitchell Graff war der jüngste und klügste Gefäßchirurg am Mount Sinai. Mitch hatte einfach alles – tiefbraune Augen, die Nessa in ihren Bann zogen, sobald er sie ansah, ein Lächeln, das ihr den Atem raubte, und einen Körper, bei dem es ihr schwerfiel, nicht dem Drang ihrer Finger nachzugeben und die definierten Muskeln zu berühren. Eigentlich hätte sie in ihrem Stuhl dahinschmelzen müssen, aber trotz seines unbestreitbar guten Aussehens und seiner beruflichen Erfolge sprang der Funke einfach nicht über. Kein warmes Gefühl, das sich in ihr ausbreitete. Vor allem nicht zwischen ihren Beinen.

»Mm-hmm«, antwortete sie und griff zum zwanzigsten Mal nach ihrem Weinglas, während er weiter von sich erzählte.

»Der Fall war kompliziert«, sagte Mitch, bevor er sich ein Stück Steak in den Mund schob, »aber ich hatte das Leben dieses Mannes in der Hand und habe sein Herz wieder zum Schlagen gebracht.«

»Das ist großartig.« Sie stellte ihr Weinglas ab und schmeckte den Kirscharomen auf ihrer Zunge nach. »Ich bin sicher, seine Familie war dir sehr dankbar.«

Mitch sah mit zusammengezogenen Augenbrauen von seinem Teller auf. »Seine Familie?«

»Ja, weil du sein Leben gerettet hast«, erwiderte sie. »Ich bin mir sicher, sie waren dir sehr dankbar.«

Er blinzelte, ganz so, als wäre ihm dieser Gedanke völlig fremd. »Ich denke, das waren sie. Die Pflegekräfte haben so etwas erwähnt.«

Nessa hatte vor diesem Date nicht besonders viel über Mitch gewusst, außer dass er vor ihr schon einige andere Pflegerinnen aus dem Krankenhaus gedatet hatte.

Das hätte ihr eine erste Warnung sein sollen.

Sie schätzte gute Ärzte. Sie liebte es, an deren Seite als Krankenpflegerin in der Notaufnahme zu arbeiten. Aber Mitch war nicht einfach nur ein guter Arzt, er hielt sich für einen Gott in Weiß. Jedes Wort aus seinem Mund triefte nur so von Arroganz, während er immer wieder betonte, wie toll er sich selbst fand, weil er Leben rettete. Es fehlte ihm vollkommen an Bescheidenheit und Dankbarkeit.

Nessa hatte es satt – ihn satt.

Plötzlich klingelte sein Handy. »Dr. Graff«, meldete er sich. »Ja, ja. Alles klar. Ich komme sofort.«

Er steckte das Handy zurück in seine Hosentasche, während er sich mit seiner Serviette den Mund abwischte. Die Hälfte seines Abendessens lag noch auf dem Teller vor ihm.

»Das war das Krankenhaus.«

»Natürlich«, erwiderte Nessa, während sie den Atem anhielt, um nicht erleichtert aufzuatmen, weil das Date bald vorbei sein würde.

Mit selbstbewussten Schritten, die auf Nessa auf einmal ziemlich arrogant wirkten, kam er auf sie zu und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich zahle beim nächsten Mal.«

Er schenkte ihr sein charmantes Lächeln, mit dem er sie einst für sich gewonnen hatte, dann schaute sie ihm hinterher, als er das Restaurant verließ.

Unglaublich! Sie schnaubte, nahm erneut ihr Weinglas in die Hand und trank den Rest in einem Zug. Dann griff sie über den Tisch und leerte auch sein Glas.

»Das Date war ein Reinfall?«

Nessa ließ das Glas sinken und antwortete der Kellnerin: »Alle ersten Dates sind Reinfälle.« Sie zog Mitchs Teller zu sich und schnitt den Rand des Steaks ab, von dem er gegessen hatte. Er hatte weder seine Kartoffeln noch das Gemüse angerührt.

Die Kellnerin lachte leise. »Ich fühle mit dir.«

Nessa lächelte zurück und hielt ihr den Teller entgegen. »Würdest du das für mich einpacken?« Gleich darauf reichte sie ihr auch ihren eigenen Teller. »Meins auch. Und ich hätte dann gern die Rechnung, bitte.«

»Er hat nicht mal bezahlt?«, fragte die Kellnerin erstaunt.

»Das tun sie nie.«

Obwohl nicht zu bezahlen nicht mal das Schlimmste der Date-Pechsträhne war, die Nessa zuletzt erlebt hatte. Bei einem Abendessen war die Ex-Freundin des Kerls aufgetaucht und hatte einen riesigen Aufstand hingelegt. Und der letzte Mann war eine notorische Klette gewesen. Es hatte zwei Wochen gedauert, bis er endlich aufhörte, ihr Nachrichten zu schreiben.

Nessa bezahlte die Rechnung mit ihrer Kreditkarte und verfluchte stumm die teuren Steaks. Sie würde für den Rest der Woche Salat essen und das Frühstück ausfallen lassen müssen, weil dieses eine Abendessen sie genauso viel kostete wie ein ganzer Wocheneinkauf. Was für ein Arschloch!

Mit den Transportboxen in der Hand verließ sie das Restaurant und atmete den vertrauten Mix von Großstadtgerüchen ein. Dank der vielen Restaurants und Street-Food-Stände war die Luft erfüllt von leckeren Aromen. Wobei auch die nicht den immerwährenden Müllgeruch überdecken konnten, der durch den Regen noch verstärkt wurde.

Schnell schlüpfte sie unter ihren Schirm, sodass der kalte Regen nur noch gegen ihre nackten Beine peitschte. Die Nächte wurden nun länger, da der Herbst langsam in den Winter überging. Nessa schlang ihren Mantel enger um sich und überlegte, ob sie ein Taxi nehmen sollte, um dem Mistwetter zu entkommen. Aber ihre Wohnung war nur ein paar Blocks entfernt, und abgesehen davon wäre eine Taxifahrt nach dem, was sie für das Essen hingeblättert hatte, purer Luxus gewesen.

Also machte sie sich auf den Weg, während sie im Innern Mitchs Charme verfluchte. Mit jedem Schritt wurde der Regen stärker und trommelte bald in dicken Tropfen auf ihren Schirm. Nach kurzer Zeit erreichte Nessa die Ecke, an der Jerry mit seinen wenigen Habseligkeiten in einem Zelt lebte, das sie für ihn gekauft hatte.

»Jerry?«, rief sie vor dem Zelt.

»Miss Nessa, sind Sie das?«, fragte er mit seiner rauen Stimme.

»Ja, ich habe Essen für Sie.«

Er zog den Reißverschluss des Zelts auf und streckte den Kopf raus. »Was steht denn heute auf der Karte, meine Liebe?«

Sie reichte ihm Mitchs Essen. »Steak und Kartoffeln. Gehobene Küche und unheimlich lecker.«

»Danke, Miss Nessa.« Er nahm die Box mit seinen wie immer schmutzigen Händen und lächelte sein fast zahnloses Lächeln. »Gott schütze Sie.«

»Lassen Sie es sich schmecken, Jerry«, rief Nessa ihm zu und hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt.

Sie hatte mehrmals versucht, ihn in einem Obdachlosenheim unterzubringen, aber Jerry wollte das einfach nicht. Also versuchte sie stattdessen, sich so gut es ging um ihn zu kümmern. Er war Alkoholiker, und Nessa wusste, dass sie ihm eigentlich nur half, weil ihr eigener Vater sich zu Tode getrunken hatte. Sie las nicht zu viel hinein: Sie mochte Jerry und war froh, ihm dann und wann unter die Arme greifen zu können.

Nessa beeilte sich, um dem Regen zu entkommen, und bog an der nächsten Ecke in eine ruhige und leere Straße ein. Sogar die Laternen wirkten dunkler hier, und der Lärm der Stadt rückte in den Hintergrund. Normalerweise war sie froh, dem Trubel zu entkommen, aber heute Abend fühlte sie sich unwohl.

Auf halber Strecke blieb sie stehen und schaute zurück die leere Straße hinab, an deren Ende sie noch den Verkehr vorbeirauschen sah. Sie warf nervöse Blicke in die dunklen Ecken um sie herum. Niemand sprang daraus hervor und griff sie an, aber trotzdem zog eine eisige Gänsehaut über ihren ganzen Körper. Alle ihre Instinkte schienen in Alarmbereitschaft.

Nessa wartete und hielt den Atem an. Alles, was sie hörte, war der Regen, der auf ihren Schirm prasselte. Du verlierst den Verstand! Sie verdrehte die Augen und stieß die angehaltene Luft aus. »Reiß dich zusammen, Nessa«, murmelte sie.

Sie setze sich wieder in Bewegung, als ihr plötzlich auffiel, dass der Weg vor ihr nicht mehr leer war.

Die Dunkelheit um sie herum schien in sie hineinzukriechen und sie komplett zu verschlucken. Der entfernte Straßenlärm wurde völlig übertönt von ihrem lauten Herzschlag – alles in ihr schrie, dass sie rennen sollte.

Ein Mann in einem schwarzen Hoodie, einer dunklen Hose und mit einer Skimaske über dem Kopf versperrte ihr den Weg. Vor lauter Angst konnte Nessa sich nicht von der Stelle rühren, obwohl in ihrem Kopf alle Alarmsirenen schrillten. Der Fluchtinstinkt gewann gegen ihre Angst, und sie warf ihren Regenschirm auf den Mann, während sie so schnell wie möglich Richtung Straße lief und dabei so laut es ging um Hilfe schrie.

Doch sie kam nur zwei Schritte weit.

Kräftige Hände stießen sie, und Nessa fiel mit dem Gesicht voran auf den nassen Asphalt. Der harte Aufprall ließ jeden Knochen in ihrem Körper erbeben, und ihr wurde schwarz vor Augen, während der Mann auf ihr lag und sie auf den Boden drückte.

»Nehmen Sie, was Sie wollen«, presste sie hervor. »Ich habe etwas Geld und meine Kreditkarten dabei.«

Stille umfing sie, die nur von dem schweren Atmen neben ihrem Ohr durchbrochen wurde. Von einer Sekunde auf die nächste wusste Nessa, dass dieser Mann nicht ihr Geld wollte.

Der Druck auf ihrem Rücken ließ nach, als er sie erneut packte und umdrehte.

»Hilfe«, schrie sie. »Hilfe!«

»Schhh«, machte er, während er einen Finger auf ihre Lippen presste.

Er war zu stark, zu schwer … zu gefährlich. Sie wand sich unter ihm, versuchte sich zu befreien, aber all ihre Bemühungen waren vergebens.

Mit kalter, emotionsloser Stimme sagte er: »Du gehörst mir.«

Dann presste er seine Lippen auf ihre. Ihre Instinkte schalteten sich ein und sie biss hart zu, schmeckte Blut.

Er fluchte, wich zurück und verpasste ihr einen Faustschlag gegen die Schläfe, sodass vor Nessas Augen Sterne tanzten.

»Du Schlampe«, spie er ihr entgegen. Der nächste Schlag nahm ihr die Sicht.

»Hey!«, hörte sie einen Mann aus der Ferne rufen. »Hey! Lass sie in Ruhe! Ich rufe die Polizei!«

Schnelle Schritte kamen auf sie zu – ihr Retter in der Not. Die Dunkelheit verschluckte sie mehr und mehr. »Hilfe«, flüsterte Nessa.

Das Gewicht, das sie niedergedrückt hatte, verschwand, und das Einzige, was sie noch hörte war die warme Stimme eines Mannes.

»Du bist in Sicherheit. Ich bin da. Du bist jetzt sicher, hörst du? Hilfe ist unterwegs.«

***

Ronan Crawford betrat mit seinen Freunden Lottie und Hunt das Krankenhaus. Vor einer halben Stunde hatten sie sich noch auf einen Drink in einer der beliebtesten Bars in Manhattan getroffen, einer Cigar Lounge auf der 5th Avenue. Nach den Drinks wollten sie sich auf den Weg in die Tunnelsysteme machen, die noch aus den Zeiten der Prohibition stammten, nun aber Teil des exklusiven Sexclubs Phoenix waren. Doch sie hatten es nicht zum Phoenix geschafft, weil sie per Telefon von dem Übergriff auf Nessa erfahren hatten.

Ronan hatte den Security-Job für den Club dank Hawke ergattert, einen ehemaligen Navy SEAL, den er in der sogenannten Höllenwoche kennengelernt hatte. Die Freundschaft, die während dieser Woche entstanden war, hatte über all die Jahre gehalten. Als Ronan das Militär verließ, hatte er gewusst, dass Hawke ebenfalls ausgeschieden war, weil er sein Bein bei einer Explosion verloren hatte. Also hatte er ihn nach einem Job gefragt – und verdammt, er hatte einen guten Job gefunden.

Der Sexclub bot der Elite von New York City die einzigartige Möglichkeit, ihre voyeuristischen Fantasien auszuleben. Als Ronan im Club angefangen hatte, war er nur für die Security zuständig gewesen. Er hatte aber schnell festgestellt, dass ihm ziemlich viel Spaß und auch Geld durch die Lappen ging, wenn er nicht auch an den Shows teilnahm.

Im Club trug jeder eine Maske, um die eigene Identität zu schützen. Es wurden auch keine Namen erwähnt. Jedes Mitglied konnte sich eine Show aussuchen. Die einzige Regel, die man nicht brechen durfte, war: nur angucken, nicht anfassen. Jeden Monat gab es eine Ausnahme von der Regel, wenn Rhys als kleines Bonbon für besondere Mitglieder die Erlaubnis dazu gab. Für alle, die sich mit jemandem nach der Show vergnügen wollten, und auch für Paare gab es separate Räumlichkeiten.

Um all diese Sexfantasien wahr werden zu lassen, beschäftigte Rhys ausschließlich Ex-Soldaten. So war einerseits gewährleistet, dass der Club geschützt war, und andererseits waren Ex-Militärs die Lieblinge der Gäste. Ronan wusste auch, wieso: Die Körper von Soldaten waren top trainiert. Sie waren gefährlich und dominant. Und nach all dem Leid, das sie schon gesehen hatten, war für sie alles, was Ablenkung brachte, nichts, wofür man sich schämen musste. Dieser Fakt garantierte heiße Shows ohne jede Zurückhaltung.

Als die Krankenhaustüren sich hinter ihm schlossen und seine Freunde zum Stationszimmer gingen, spürte Ronan, wie Kälte in seine Eingeweide kroch. Das Geräusch der Tür, die sich hinter ihm wieder öffnete, katapultierte ihn so schnell in eine Erinnerung, dass er die Knie versteifte, um nicht zu Boden zu sinken.

Spielzeuge lagen im Raum verstreut. Mehr Spielzeuge, als Ronan je gesehen hatte. Er hob den Soldaten auf und fragte: »Wo ist Mommy?«

Die Frau im blauen Kleid hatte Tränen in den Augen, während sie sich zu ihm auf den Boden kniete.

»Oh, mein Kleiner, deine Mommy ist jetzt im Himmel.«

»Wann kommt sie wieder?«, fragte Ronan.

Die Tränen rannen der Fremden nun über die Wangen. »Es tut mir so leid, Ronan, aber sie kommt nicht wieder.«

Ein Winseln und ein kaltes, nasses Kitzeln an seiner Hand holten ihn zurück ins Hier und Jetzt. Ronan schaute runter und sah seinen PTBS-Assistenzhund, einen schwarzen Labrador namens Dex, der ihn mit seinen sanften, dunklen Augen anblickte. Ronan atmete mehrmals tief ein und aus, durch die Emotionen hindurch, anstatt sie runterzuschlucken, wie er es jahrelang getan hatte, was zu lähmenden Panikattacken geführt hat. Er streichelte Dex über den Kopf. »Danke, Kumpel.«

Er erinnerte sich kaum an seine Mutter – noch weniger an ihren Tod, aber diese eine Erinnerung ließ ihn nachts oft schweißgebadet aufwachen.

Scheinbar war der Besuch von Krankenhäusern ein weiterer Trigger.

»Ronan.«

Die Erwähnung seines Namens riss ihn aus seinen Gedanken, und er sah, dass Hunts fester Blick auf ihm ruhte. Hunt hatte einen militärischen Kurzhaarschnitt, und seine harten Züge ließen erahnen, dass er schon ziemlich krasses Zeug in seinem Leben gesehen hatte. Aber er hatte nie gedient. Als Detective der Mordkommission verbrachte Hunt recht viel Zeit an diesem kalten Ort. Ronan hasste jede Sekunde hier.

Doch es gab einen Grund, weshalb er mitgekommen war.

»Heilige Scheiße, Nessa«, keuchte Lottie, als sie in das Patientenzimmer kam. Erschrocken riss sie ihre amethystfarbenen Augen auf und rannte förmlich auf das Bett zu. Hinter ihr fluchte Hunt leise.

Ronan betrat den Raum, sah den Grund für sein Kommen und verstand die Reaktion seiner Freunde sofort. Nessa saß halb aufrecht gegen die Kissen gelehnt im Bett. Ihr Gesicht war von Blutergüssen und Platzwunden übersäht, der Blick aus ihren grünen Augen mit den braunen Sprenkeln war stumpf und leer. Ihr honigblondes Haar stand wirr von ihrem Kopf ab. Etwas in Ronan zerbrach, als er sie ansah. Normalerweise strahlte sie immer so hell wie die Sonne, aber dieses Leuchten war verschwunden.

Wochenlang hatte er sich eingeredet, dass sie nur völlig unverbindlich miteinander geflirtet hatten, dass er sich nichts auf die Röte einbilden sollte, die Nessa ins Gesicht stieg, wann immer er mit ihr sprach. Dass er es verdammt noch mal nicht liebte, wenn sie ihn mit ihren unschuldigen und hungrigen Augen ansah. Aber ein Blick in ihr verletztes Gesicht, und Ronan wusste ganz sicher: Er war dieser Frau schon längst verfallen. Denn er wollte demjenigen den Arsch aufreißen, der ihr das angetan hatte.

Als Lottie Nessas Hand nahm, kam etwas Leben in die sonst so strahlenden Augen, und eine einzelne Träne rollte über ihre Wange.

Lottie zog sie in eine Umarmung. »Mein Gott, wer hat dir das angetan?«

Nessa klammerte sich so fest an Lottie, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Ich weiß es nicht.«

Hunt trat ans Bett heran und fragte mit sanfter Stimme: »Konntest du sein Gesicht erkennen?«

Nachdem sie etwas von Lottie abgerückt war, schüttelte Nessa den Kopf. »Es war dunkel, er hat eine Maske getragen. Ich hab gar nichts erkannt.«

Ronan ballte die Fäuste und kämpfte gegen den Drang an, diesen Wichser auf der Stelle zu jagen und ihn bezahlen zu lassen. Keine Frau hatte das verdient, schon gar nicht eine so süße Frau wie Nessa.

»Hattest du in letzter Zeit mit irgendwem Probleme?«, fragte Hunt.

»Nein«, antwortete Tessa schwach. »Nichts in der Art.«

Ihre Stimme zitterte, und Ronan konnte sich nicht länger zurückhalten. Er trat zu ihr ans Bett.

»Was hat er dir gestohlen?«, fragte er. Das würde ihm zumindest einen ersten Hinweis darauf geben, wie er das Arschloch finden könnte.

»Nichts«, flüsterte sie. Ihr Blick huschte zu Ronan, und er holte tief Luft angesichts der Angst in ihren Augen. Augen, die sonst so voller Leben waren. Dass sie nun so leer erschienen, beunruhigte ihn.

»Er hat nichts gestohlen«, fuhr sie fort. »Die Polizei hat meine Handtasche auf dem Boden gefunden und sie mir wiedergegeben.«

Ronan knirschte mit den Zähnen, als sein Blick auf ihrer aufgeplatzten Lippe landete, denn er hatte schon viele Wunden dieser Art gesehen.

»Hat er dich geschlagen?«, fragte er sanft.

Sie blickte auf ihre Hände im Schoß. Ihre Stimme wurde leise. »Er hat mir eine verpasst, nachdem ich ihm in die Lippe gebissen habe.«

Ronan holte tief Luft und kontrollierte die Wut, die in seinen Adern pulsierte. Stattdessen konzentrierte er sich auf den Stolz, den er empfand. »Das hast du gut gemacht, Nessa.«

Ihr Kopf schnellte hoch, Überraschung glitzerte in ihren Augen. »Ich habe nicht mal darüber nachgedacht«, sagte sie. »Es war nur ein Instinkt.«

»Ein guter Instinkt«, erwiderte er und nickte. »Du solltest stolz auf dich sein.«

Für eine Sekunde kehrte die Wärme in ihre Augen zurück, bevor sie genauso schnell wieder verschwand.

»Danke, Ronan«, flüsterte sie mit bebender Stimme.

Er hatte noch nie weiche Knie bekommen in seinem Leben, aber wann immer sie seinen Namen sagte und ihn dabei so ansah, stand er in Flammen. Er zwang sich zu einem kleinen Lächeln, um ihr Sicherheit zu geben. Er war einfach verdammt froh, wieder etwas Wärme in ihren Augen zu sehen. Der Wichser konnte ihr das nicht nehmen. Sie war nur etwas schwächer geworden, aber sie würde wiederkommen.

»Ich bin einfach so froh, dass es dir gut geht, Nessa«, sagte Lottie und lenkte damit Nessas Aufmerksamkeit weg von Ronan. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass jemand dich überfallen hat.«

»Ich auch nicht. Ich verstehe das alles nicht.« Nessa atmete tief ein. »Aber irgendwer hat auf mich aufgepasst. Ich weiß gar nicht, wie ich dem Mann jemals danken soll, der den Kerl verjagt hat.« Tränen füllten ihre Augen, und als sie ihn mit zitternder Unterlippe ansah, fühlte Ronan sich, als würde ihm jemand eine Faust in den Magen rammen. »Ich will einfach nur nach Hause.«

Hunt trat wieder an ihre Seite. »Haben sie gesagt, wann du entlassen wirst?«

Nessa zuckte mit den Schultern. »Ich denke, ich muss zuerst mit den Detectives sprechen.«

Hunt drückte ihre Schulter und schaute sie so sanft an, wie Ronan ihn noch nie gesehen hatte. »Gib mir ein paar Minuten. Ich gucke mal, ob ich das Ganze ein bisschen beschleunigen kann, damit du nach Hause kommst.«

»Okay, danke.« Nessa lächelte zaghaft, zuckte aber zusammen, weil dadurch ihre aufgeplatzte Lippe spannte.

Ronan tauschte einen Blick mit Hunt, als dieser an ihm vorbeilief. Alle Sanftheit war aus dessen Augen gewichen und hatte einer unbändigen Wut Platz gemacht, die Ronan nur allzu gut nachvollziehen konnte. Er schaute seinen Hund an und zeigte auf Nessa. »Geh zu ihr, Kumpel, sie kann etwas Liebe gebrauchen.«

Dex, der scheinbar immer zu verstehen schien, was Ronan von ihm wollte, trottete zum Bett, sprang hoch und legte sich auf Nessas Schoß. Schon seit dem ersten Moment, als Ronan nach einer schlimmen Panikattacke für mehrere Tage im Krankenhaus lag und von den K9s for Warriors Dex zugewiesen bekommen hatte, hatte er diese besondere Verbindung zu seinem Hund gespürt.

Als Nessa ihre Arme um den Hals seines Hundes schlang, wärmte der Anblick Ronans Herz. Und als würde sie sich nun endlich die Erlaubnis geben, Schwäche zu zeigen, oder vielleicht auch, weil ihr Dex’ Nähe die Sicherheit und Liebe gab, die sie brauchte, begann Nessa zu weinen. Lottie lehnte ihren Kopf an Nessas Schulter und umarmte sie fest.

Ronan nahm das als Zeichen und verließ das Zimmer. Auf dem Flur sah er, dass Hunt in der Nähe des Stationszimmers mit zwei Detectives sprach. Ronan setzte sich und streckte die Beine aus. Er hasste Krankenhäuser: den Geruch, die Sterilität, die Kälte, das Fehlen von Lebendigkeit.

Einige Minuten später kam Hunt zu ihm rüber und ließ sich neben ihm nieder. Die beiden Detectives gingen in Nessas Zimmer, wahrscheinlich um ihre Aussage aufzunehmen. Ronan war froh, dass Lottie bei ihr blieb. Das Letzte, was er wollte, war, dass Nessa ganz allein noch einmal die Hölle durchleben musste, die sie hatte erfahren müssen.

Hunt räusperte sich. »Wenn ich das mit Archer klarmache, kannst du dann auf sie aufpassen, bis der Kerl geschnappt wurde?«, fragte er.

Erleichterung durchflutete Ronan. Er wollte Nessa auf gar keinen Fall allein lassen und er war sich nicht sicher gewesen, wie er das Thema ihr gegenüber hätte ansprechen sollen.

»Klar, kein Problem.«

»Gut.« Hunt seufzte und rieb sich mit einer Hand über die Augen. »Ich weiß, dass Lottie sich dann viel besser fühlen wird. Wir können uns beide gerade keinen Urlaub nehmen.«

Hunt war Detective der Mordkommission, und Lottie führte Hunde aus, während sie zeitgleich noch eine Ausbildung zur Tierärztin machte.

»Solange Archer und Rhys nichts dagegen haben, dass ich mir freinehme, bleibe ich gern ihn ihrer Nähe.«

Rhys gehörte das Phoenix, und Archer war der Sicherheitschef des Clubs.

Hunt drückte Ronans Schulter. »Es ist gut, wenn sie dich zum Anlehnen hat.«

Emotionen brandeten in Ronans Brust auf, und er schnappte nach Luft. Als er nach einer Reihe von Verletzungen der Wirbelsäule, des Rückens, des Knöchels und der Schulter und den darauffolgenden zahlreichen Operationen ehrenhaft aus den Reihen der Navy SEALS entlassen worden war, hatte seine PTBS ihr hässliches Gesicht gezeigt.

Sie stammte nicht aus seiner Zeit bei der Armee. Dort war er fokussiert gewesen und wusste, warum er sein Land und die Menschen darin beschützen wollte, aber ohne diesen Fokus verfolgten ihn die Erinnerungen an den Tod seiner Mutter und alles, wovor er weggelaufen war. Ronan wusste nicht, wie er sich je bei dem Pflegepersonal bedanken sollte, das erkannt hatte, dass er in Schwierigkeiten steckte, und ihm die nötige Hilfe verschaffte, indem es ihn mit einem großartigen Therapeuten und den K9s for Warriors vernetzte. Er kannte viele, die diese Hilfe nicht bekommen hatten. Aber er hatte jetzt sein neues Leben mit sehr guten Freunden, die für ihn schon zur Familie geworden waren, und dazu noch mit dem SEAL-Team, mit dem er immer noch, so oft es ging, in Kontakt stand.

Ronan nickte. »Ich werde für sie da sein.«

»Danke, Mann.« Hunt lächelte und klopfte ihm auf die Schulter.

Die nächsten dreißig Minuten fühlten sich wie eine halbe Ewigkeit an. Er konnte Nessas leises Weinen hören, während sie die schlimmste Nacht ihres Lebens noch einmal durchleben musste. Als die Detectives das Zimmer zu guter Letzt verließen und sich von Hunt verabschiedeten, lagen Ronans Nerven völlig blank, weil er endlich zurück zu Nessa wollte.

Er wartete nicht auf Hunt, sondern stürmte ins Zimmer, wo ihn sein Hund vom Bett aus anstarrte.

Ronan blieb wie angewurzelt stehen und hielt die Luft an. Dex brauchte nur diesen Blick, um zu zeigen, dass er gerade nirgendwo anders als an Nessas Seite sein wollte. Und Ronan verstand das, weil es ihm ganz genauso ging, was ihn vollkommen verwirrte.

Er hatte immer schon gern mit Nessa geflirtet, aber das jetzt fühlte sich völlig anders an.

Er pfiff seinen Hund zu sich, als Nessa langsam vom Bett aufstand. Es kostete ihn seine ganze Kraft, ihr nicht sofort zu helfen, aber er wollte ihr nicht im Weg stehen.

Lottie folgte ihr ins Badezimmer. Als die Tür sich wieder öffnete, trug Nessa einen Krankenhauskittel, den sie vermutlich von der Pflegerin bekommen hatte, weil ihre Klamotten jetzt als Beweisstücke untersucht wurden.

Sie verließen den Raum, Hunt schritt voran, gefolgt von Lottie. Als Nessa vorbeiging, leckte Dex ihre Hand, und sie streichelte ihm kurz über den Kopf.

Dex schaute zu seinem Herrchen.

»Geh schon, Kumpel«, gab ihm Ronan die Erlaubnis.

Er trottete zu Nessa und blieb eng an ihrer Seite, während Ronan hinterherlief und nicht aufhören konnte, sie anzusehen. Mit Hunt vor ihr und Ronan hinter ihr würde niemand es schaffen, an Nessa heranzukommen.

Als sie am Stationszimmer vorbeigingen, rief eine leise, sanfte Stimme: »Nessa!«

Sie verkrampfte sich. »Oh nein.«

Ronan bemerkte, wie sie scharf einatmete, und schaute sich suchend um, entdeckte aber nur einen blassen kleinen Jungen in einem Superman-Schlafanzug mit kahlem Schädel und den hellsten blauen Augen, die er je gesehen hatte. Eine schlanke, blonde Frau Mitte dreißig, die so aussah, als könnte sie eine Mütze voll Schlaf gebrauchen, rollte den Tropf neben dem Jungen.

Ronan bemerkte, wie Nessa sich zu einem Lächeln zwang, ehe sie sich zu dem Jungen umdrehte.

»Hi, Ollie.«

Als Ollie ihre Verletzungen sah, riss er erschrocken die Augen auf.

»Es geht mir gut«, sagte Nessa schnell und ging zu ihm. Sie kniete sich vor ihn und nahm seine Hände in ihre. »Es sind nur ein paar Schürfwunden und blaue Flecken.«

Ollie starrte sie weiter mit aufgerissenen Augen an. »Was ist passiert?«

»Ich hatte einen Autounfall«, log sie, um den Jungen zu schützen. »Aber es geht mir gut, versprochen.«

»Okay«, sagte er langsam.

»Oh Gott, Nessa, wie schrecklich«, warf die Frau ein, die offensichtlich Ollies Mutter war, und legte ihre Hand auf die Schulter ihres Sohnes. »Wir sind so froh, dass es dir gut geht.«

»Danke«, sagte Nessa und versuchte wieder aufzustehen.

Ronan sah am Zittern ihrer Arme, wie schwer es ihr fiel. Er kannte diesen Schmerz, war er doch selbst schon viele Male schwer verletzt worden. In der Hoffnung, sie nicht zu sehr zu bedrängen, trat er an ihre Seite und nahm ihren Arm, um ihr aufzuhelfen.

Nessa gab ein leises Stöhnen von sich, bevor sie zu ihm aufsah.