Keep Me - Stacey Kennedy - E-Book

Keep Me E-Book

Stacey Kennedy

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Beschreibung

Archer Westbrook - düster, sexy und Security Manager des Phoenix - ist nicht leicht zu beeindrucken. Doch die scharfzüngige Elise Fanning fasziniert ihn: Sie hat das beste Sicherheitssystem auf dem Markt mühelos überwunden.

Als es einen Hacker-Angriff gibt, muss sich Archer zähneknirschend eingestehen, dass er Elises Hilfe braucht. Doch sie fordert ihn heraus wie keine andere und geht ihm unter die Haut mit ihrer kämpferischen und selbstbewussten Art. Bald wird ihm klar, dass Elise die Richtige sein könnte.

Elise tut alles, um ihre Beziehung zu Archer rein beruflich zu halten. Aber sie weiß, dass sie seiner Anziehungskraft nicht mehr lange widerstehen kann. Sie entschließt sich, ihm eine Nacht lang nachzugeben - und dann für immer aus Archers verführerischer Welt zu verschwinden ...

Der zweite Band der heißen Reihe um den Phoenix-Club von Stacey Kennedy. Auch für alle Fans ihrer Dirty-Little-Secrets-Reihe.

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Inhalt

CoverWeitere Titel der AutorinÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumWidmungTriggerwarnungPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16EpilogDanksagung

Weitere Titel der Autorin

Dirty Little Secrets – Verführt

Dirty Little Secrets – Begehrt

Dirty Little Secrets – Entfesselt

Dirty Little Secrets – Geliebt

Watch Me – Phoenix-Club-Romance

Über dieses Buch

Archer Westbrook – düster, sexy und Security Manager des Phoenix – ist nicht leicht zu beeindrucken. Doch die scharfzüngige Elise Fanning fasziniert ihn: Sie hat das beste Sicherheitssystem auf dem Markt mühelos überwunden.

Als es einen Hacker-Angriff gibt, muss sich Archer zähneknirschend eingestehen, dass er Elises Hilfe braucht. Doch sie fordert ihn heraus wie keine andere und geht ihm unter die Haut mit ihrer kämpferischen und selbstbewussten Art. Bald wird ihm klar, dass Elise die Richtige sein könnte.

Elise tut alles, um ihre Beziehung zu Archer rein beruflich zu halten. Aber sie weiß, dass sie seiner Anziehungskraft nicht mehr lange widerstehen kann. Sie entschließt sich, ihm eine Nacht lang nachzugeben – und dann für immer aus Archers verführerischer Welt zu verschwinden …

Über die Autorin

USA-Today-Bestsellerautorin Stacey Kennedy hat schon mehr als dreißig Liebesromane geschrieben. In ihren Büchern geht es um Menschen wie du und ich, die auf der Suche nach Leidenschaft und der großen Liebe sind. Wenn sie mit ihren heißen Geschichten nicht gerade die Buchseiten oder einen eReader in Flammen aufgehen lässt, lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Ontario, USA. Sie glaubt fest daran, dass Wein, Schokolade und sündhaft erotische Bücher alle Probleme des Lebens heilen können.

Stacey Kennedy

KEEP

me

Aus dem Amerikanischen von Susanna Arens

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2021 by Stacey Kennedy

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Keep me«

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Ulrike Gerstner

Lektorat/Projektmanagement: Anna-Lena Meyhöfer

Covergestaltung: Guter Punkt, München unter Verwendung von Motiven von © feedough/iStock/Getty Images Plus; simon2579/iStock/Getty Images Plus

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-1487-7

be-heartbeat.de

lesejury.de

Für alle, die sich für die Liebe ihren Ängsten gestellt haben

Triggerwarnung

Enthält Szenen, die emotionales Trauma, Misshandlung in der Ehe, Selbsttötung und den Mord an einer geliebten Person thematisieren.

Prolog

»Sie haben Ihr Versprechen gebrochen«, sagte Archer Westbrook und setzte sich in einem Café im West Village auf einen Metallstuhl.

Gegenüber von ihm sank Wayne Newton tiefer in seinen Sitz. Wayne war ein Hacker aus Brooklyn, in seinen Zwanzigern und spindeldürr. Als er sich die runden Brillengläser die Nase hochschob, blickten seine dunklen Augen wachsam. »Hören Sie, es ist nicht meine Schuld.«

»Nicht Ihre Schuld?« In Archers Kiefer zuckte es, als er sich über den Bistrotisch beugte, während sich der aromatische Duft von Espresso in der Luft ausbreitete. »Sie haben geschworen, dass Ihre Firewalls nicht zu hacken sind.« Firewalls, für deren Installation und Überprüfung Wayne jährlich eine sechsstellige Summe erhielt, damit persönliche Informationen über die Mitglieder des Phoenix,eines Sexclubs für die Elite der New Yorker Society, sicher und privat blieben. »Doch letzte Nacht ist irgendwer in unser System eingedrungen.« Und dieser Angriff hatte jemanden Zugang in den Club verschafft, der nicht dorthin gehörte, und damit alle Phoenix-Mitglieder einem Risiko ausgesetzt. Mitglieder, die jedes Jahr Tausende von Dollar zahlten, um sichergehen zu können, dass ihr voyeuristisch-erotischer Lifestyle der Öffentlichkeit verborgen blieb. Als Sicherheitschef des Phoenix war dieser Hackerangriff natürlich auf Archer zurückgefallen. »Erklären Sie mir, wie das passieren konnte.«

»Elise Fanning«, sagte Wayne leise, obwohl sie von den Mahlgeräuschen der Kaffeemaschinen und den lauten Stimmen der anderen Gäste umgeben waren.

Archer, der kurz davorstand, dieses Kind zu feuern, das ihm von mehr als einer Person aus dem Sicherheitsbereich wärmstens empfohlen worden war, hob eine Augenbraue. »Sollte ich diesen Namen kennen?«

»Sie ist Privatdetektivin«, berichtete Wayne, der angesichts von Archers Gesichtsausdruck noch mehr in sich zusammensackte und aussah, als wollte er jeden Moment davonlaufen. »Sie lebt in Brooklyn, arbeitet aber in Manhattan. Die Spuren führen zurück zu ihr.«

Archer beugte sich noch weiter vor, die Zähne fest zusammengebissen. Er hatte in Kriegen gekämpft und streng geheime Einsätze für das Spezialkräftekommando der US-Armee durchgeführt – und noch nie versagt. Nicht so wie in diesem Fall. Eine Lücke im Sicherheitssystem von diesen Ausmaßen war unverzeihlich. »Ist sie fähig, das System zu hacken, das Sie installiert haben?«

Wayne schaute entsetzt. »Nein, zum Teufel.«

»Was dann? Hat es jemand anders für sie gemacht?«

Mit gebeugten Schultern wartete Wayne mit seiner Antwort, bis ein Pärchen an ihm vorbeigegangen war. »Ich muss mir das genau anschauen, bevor ich es Ihnen im Detail sagen kann.« Seine Hand zitterte, als er hastig von seinem Frappuccino trank. »Ich weiß nur, dass sie unmöglich in mein System gelangt sein kann. Das Ganze hat sich auf Experten-Niveau abgespielt.«

Archer hatte das bereits vermutet, trotzdem gefiel ihm die verdammte Sache nicht, und er hatte nicht vor, Wayne so einfach vom Haken zu lassen. »Existieren Fingerabdrücke, Marker im Code, irgendwas, was uns einen Hinweis darauf gibt, wer da durchgekommen ist?«

»Nein, Mann. Nichts. Wem auch immer das gelungen ist, hat keinerlei Spuren hinterlassen, doch ich werde ihn finden. Egal, wo er sich versteckt.«

»Tun Sie es schnell«, verlangte Archer, erhob sich und blickte von oben auf den Jungen hinunter. »Bringen Sie das in Ordnung. Kümmern Sie sich um das System und erhöhen Sie die Sicherheit, oder Ihr Vertrag ist beendet. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Wayne hörte auf zu blinzeln, vielleicht sogar zu atmen. »Ja. Ja. Verstanden. Ich werde alles wieder geraderücken.«

»Sorgen Sie dafür«, schoss Archer zurück. »Und beschaffen Sie mir alles über Elise Fanning, was Sie kriegen können.«

»Alles?«, fragte Wayne.

Archer verbarg seinen Zorn nicht, als er die Fingerknöchel in den Tisch drückte und drohend über Wayne aufragte. »Was sie isst. Wann sie isst. Worin sie schläft. Wen sie fickt. Ich will jede Kleinigkeit über sie erfahren. Doch vor allem will ich wissen, ob sie eine Gefahr für uns darstellt.«

Kapitel 1

Zwei Monate später

»Ich nehme einen Old Forester auf Eis«, sagte Archer zu dem Barkeeper der eleganten New Yorker Cigar Lounge.

Fitz, ein langjähriger Angestellter der Cigar Lounge, lächelte. »Kommt sofort.« Er sah aus wie aus einer anderen Zeit mit seinem breiten Schnurrbart, dessen Enden sich nach oben zwirbelten, und seinen weisen bernsteinfarbenen Augen.

An diesem Abend war die Cigar Lounge voller Gäste, die an den runden Tischen saßen und edle Drinks genossen, während das Eis in ihren Gläsern klirrte. Als sich der Gast am Tisch neben Archer eine Zigarre anzündete, waberte Rauch herüber. In der Luft lag das Aroma von verbranntem Kaffee und einem Hauch von Zimt. Leiser Jazz floss aus den Lautsprechern, die ringsum im Raum oben an den Wänden angebracht waren. Drei Barkeeper, die Smoking trugen, servierten Drinks, während Kellner die Gäste zu ihren Tischen geleiteten. Als die Cigar Lounge in den 1920ern errichtet worden war, war dieser Ort ein Gentlemen’s Club gewesen. Nun war die Lounge ein echter Hotspot. Doch das eigentlich Besondere an dem Gebäude befand sich unter den blanken Hartholzböden. Das Phoenix, ein ultraexklusiver, gehobener Sexclub, der nur durch die Tunnel zu betreten war, die einst dazu dienten, Whiskey in den Club zu schmuggeln. Jedes Clubmitglied durfte sich eine Sexshow pro Monat wünschen – und dabei Praktiken, Teilnehmer, jedes kleine Detail vorgeben, die den eigenen Vorlieben entsprachen. Sowohl Archer als auch Fitz nahmen seit Langem an diesen Shows teil. Alle Mitglieder wurden einer Sicherheitsüberprüfung auf höchstem Niveau unterzogen, bevor sie Zutritt zum Phoenix erhielten.

Als Fitz Archer seinen Drink reichte, öffnete sich die Tür der Cigar Lounge, und sofort zog es Archers Blick zu der Frau in den engen Jeans, hochhackigen Schuhen und der schwarzen Bluse, die ein verlockendes Dekolleté freigab. Während seiner Zeit bei den Spezialkräften hatte er in Eliteeinsätzen gekämpft. Er wusste, wie man eine gefährliche Mission plante und mit tadelloser Präzision durchführte. Doch die Frau vor ihm mit ihren langen dunkelbraunen Haaren – die bis knapp zu ihrem herzförmigen Hintern reichten – und ihren aufgeweckten dunkelbraunen Augen ließ ihn schwindeln. Elise Fanning, die so sexy und irritierend war wie keine andere Frau, die er in seinen neunundzwanzig Jahren kennengelernt hatte.

Als sie sich ins Sicherheitssystem des Phoenix gehackt und er ihren Namen zum ersten Mal von Wayne gehört hatte, hatte er ihren Angriff persönlich genommen. Bis er herausfand, aus welchem Grund sie die Firewall durchbrochen hatte. Elises beste Freundin, Zoey Parker, hatte sich eine Mitgliedschaft verschaffen müssen, um zwei Mitglieder, die ihr Unrecht angetan hatten, mit ihrem Handeln zu konfrontieren. Wäre es nach Archer gegangen, wäre Zoey sofort aus dem Club ausgeschlossen worden. Doch Rhys Harrington, der Besitzer des Phoenix, hatte eine besondere Verbindung zu Zoey gespürt. Eine Verbindung, die in der letzten Woche zur Verlobung der beiden geführt hatte.

In den Wochen, die dem Hackerangriff folgten, waren die Sicherheitsmaßnahmen erhöht worden, um sicherzustellen, dass niemand mehr daran vorbeikam. Doch seit dem Hackerangriff hatte Zoey ihre Freundinnen übergangslos mit Rhys’ Freunden bekanntgemacht, was bedeutete, dass Archer Elise auf einer persönlichen Ebene kennengelernt hatte. Zuerst war sie ihm mit ihrer Frechheit unter die Haut gegangen und mit ihrer Fähigkeit, ihn bei jeder Gelegenheit auszutricksen, wozu auch das Knacken seines Sicherheitssystems gehörte. Dann hatte sie sich in seine Gedanken gestohlen, weil sie die neugierigste Kreatur war, die er jemals getroffen hatte. Inzwischen wollte er ihr alle Schichten herunterziehen, bis sie nackt und bloß vor ihm stand – emotional und physisch –, und nach seinem Mund auf ihrem verführerischen Körper bettelte.

»Sonst noch was für heute Abend?«

Sein Blick sprang zurück zu Fitz, und er schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«

Fitz’ Mundwinkel bog sich nach oben, und er sah zu Elise hin. »Ist dir etwas Kleines, Süßes ins Auge gestochen?«

»Ha! Süß?« Archer trank einen kräftigen Schluck von seinem bernsteinfarbenen Bourbon und genoss die würzige Note. »Diese Frau ist vieles, aber süß gehört nicht dazu.« Sie war verwegen, unglaublich schlau und hatte größere Eier als manche Männer, die Archer kannte.

Fitz grinste.

Archers Blick blieb auf Elise gerichtet, als diese näher kam. Vor zwei Monaten hätte Archer niemals geglaubt, dass sie gut zusammenpassen würden. Sie konnte ihn nicht ertragen, und er konnte sich nicht damit abfinden, dass es ihr irgendwie gelungen war, sein Sicherheitssystem zu unterwandern, das er für unzerbrechlich gehalten hatte. Doch verdammt, sie war feurig und klug und sexy, und sein Schwanz wurde in ihrer Nähe innerhalb von Sekunden hart. Eine Reaktion, die sie offenbar auf ähnliche Weise teilte, als sich unter seinem aufmerksamen Blick eine leichte Röte auf ihre Wangen legte. »Guten Abend, Elise«, sagte er, als sie bei ihm war.

Sie sah ihn aus ihren dunklen Augen an, mit denen sie ihn an der Stelle, an der er gerade stand, festnageln konnte. »Hallo, Archer.«

Sein Name auf ihrer Zunge ließ ihm einen Schauer durch den Körper fahren. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit dieser Frau zu stehen, bedeutete etwas und forderte von einem Mann, sie wahrzunehmen. »Danke, dass du dich heute Abend mit mir treffen kannst«, meinte er.

»Kein Problem«, erwiderte sie, glitt auf den Barhocker neben ihm und sah ihn an. »Für mich einen Jim Beam, pur«, sagte sie zu Fitz. Leise Stimmen trieben von dem Tisch hinter ihnen herüber, während Elise Archer mit diesen durchdringenden Augen ansah, die ihn außer Gefecht setzten. Sobald Fitz ihren Drink gebracht hatte und sich einem anderen Gast zuwandte, fügte sie hinzu: »Ich muss gestehen, ich war überrascht, dass du mich angerufen hast.«

»Ich habe ein Problem«, sagte er zu ihr.

Ein freches Grinsen blitzte auf ihrem Gesicht auf. »Ein Problem wegen einiger Zeitschriften-Abos für Frauen?«

Er riss sich zusammen, um nicht mit den Augen zu rollen. Ein paar Tage zuvor hatte ihm Wayne den abschließenden Bericht über Elise geliefert, inklusive Details, die dieser von ihrem PC hatte. Als Elise herausgefunden hatte, dass ihr Computer gehackt worden war und Archer dahintersteckte, hatte sie in seinem Namen Dutzende von Frauenzeitschriften abonniert. Sie wieder zu kündigen, war eine Höllenarbeit gewesen. Vier von ihnen liefen noch immer, und Archer hatte aus Stolz beschlossen, für sie zu zahlen, statt sich aus den Abos herauszukämpfen. Und dennoch … dennoch hatte sie ihn beeindruckt, auch wenn ihn das verwirrte, und sie waren zu einem Waffenstillstand gekommen. Nicht, dass er es ihr gesagt hätte. »Nein, dieses Problem hat sich erledigt«, antwortete er trocken.

Sie lachte leichthin, als ob es ihr völlig egal wäre. Und schlug ihre langen, spektakulären Beine übereinander. »Also gut. Was ist das Problem?«

»Es gibt da eine Person, die ich überprüfen will. Ich brauche deine Hilfe.«

Ihr amüsierter Gesichtsausdruck verschwand für einen Moment, und Überraschung trat in ihre starken Augen. »Verstehe ich dich richtig? Du brauchst meine Hilfe?«

Er wollte es nicht zugeben, erst recht nicht ihr gegenüber, doch seine Nachforschungen über sie ließen nur einen Schluss zu: Elise war die beste Privatdetektivin des Landes. Er wollte sich jedoch nicht nur mit ihr verbünden und ihre Fähigkeiten nutzen, um das Phoenix zu schützen, sondern auch, um einen Grund zu haben, ihr nahe zu sein. »Ja, das tue ich, und die Sache ist vertraulich.«

Neugier funkelte in ihren Augen. »Ich höre. Sprich weiter.«

»Die Details sind …« Er wies auf die Leute um sie herum. »… sensibel. Lass uns in meinem Büro darüber reden.«

Sie leerte ihr Glas und stand auf. »Du gehst vor.«

Er trank den Rest seines Bourbons und machte sich dann auf den Weg zu der Tür am anderen Ende des Raums, und nachdem er den Sicherheitscode eingegeben hatte, folgte sie ihm hindurch. Die Geräusche aus der Lounge verstummten, als er sein Büro betrat, das eines der Privatzimmer des Gentlemen’s Club gewesen war. Alte, in Leder gebundene Bücher standen an den Wänden um einen großen Kirschholz-Schreibtisch herum, der sich in der Nähe des schmalen, hohen Fensters befand. Archer ging an seinem Schreibtisch vorbei und auf einen Sitzbereich mit zwei braunen Ohrensesseln zu. Er wartete, bis Elise Platz genommen hatte, bevor er sich zu ihr setzte und direkt auf den Punkt kam. »Ich werde zunehmend misstrauisch, was ein Mitglied des Clubs betrifft.«

»Warum? Was ist passiert?«, fragte sie.

»Vorgestern Abend hat diese Person ihre eigene Maske mitgebracht, statt eine von denen zu benutzen, die der Club bereitstellt.« Jedes Mitglied des Phoenix’ trug eine Maske. Einige Gäste, deren Identität geschützt werden musste, hatten solche, die das ganze Gesicht bedeckten. Manche mit dämonischen Motiven, andere mit Tiermotiven. Die übrigen Mitglieder trugen einfache venezianische Masken, die etwas mehr preisgaben. »Der Vorfall blieb für etwa eine Stunde unbemerkt, bis einer meiner Sicherheitsleute aufmerksam wurde und wir die Frau zur Rede stellten.«

Elise schmiegte sich in ihren Sessel und musterte Archer mit einem perfekten Pokerface. »Hmm, wurde jemand gefeuert?«

»Für zwei Wochen suspendiert«, sagte er. Sein Team bestand aus ehemaligen Armeeangehörigen, die ihr Versagen ernst nahmen. Fehler geschahen, doch unter Archers Führung passierten sie nur einmal. Und innerhalb des Clubs war nichts von außen erlaubt. Das Phoenix hielt teure Dessous bereit, Masken, alles, was sich ein Mitglied wünschen konnte. Einzige Ausnahme waren die langen schwarzen Hosen der Männer, und diese wurden systematisch nach Wanzen abgesucht und allem, was die Sicherheit gefährden könnte. »Sie brachte die Maske in einer Tasche herein, die nicht durchsucht wurde, was unentschuldbar ist.«

Elise betrachtete ihn für einen langen Moment. »Sag mir, warum dich diese Maske beunruhigt.«

Er stand auf und ging zu seinem Schreibtisch, wo er einen goldschwarzen Gegenstand in einer Plastiktüte aus der verschlossenen Schublade holte. »Ihr Benehmen während der Befragung war seltsam«, sagte er, trat zu Elise und reichte ihr die Maske.

»Inwiefern?«

»Sie war nervös, kribbelig.« Er kehrte zu seinem Platz zurück. »Wir haben die Maske nach Wanzen untersucht, Kameras, irgendetwas Elektronischem. Wir haben nichts gefunden. Ich habe mich, so tief es ging, in das Leben dieses Mitglieds gegraben, ohne dass ich etwas Alarmierendes entdeckt hätte. Die Frau meinte, sie hätte nicht gewusst, dass sie ihre eigene Maske nicht mitbringen darf, und im Moment deutet nichts darauf hin, dass das nicht der Wahrheit entspricht.«

»Doch dein Instinkt sagt dir etwas anderes?«

Er nickte und war nicht überrascht, dass sie ihn durchschaut hatte. Elises schnelle Auffassungsgabe war es, die sie herausstechen ließ. »Alles an diesem Mitglied macht mich nervös. Irgendetwas stimmt hier nicht. Das fühle ich.« Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und musterte sie mit einem abschätzenden Blick. »Also, Rhys hat mich gebeten, dir ein Angebot zu unterbreiten. Du sollst dieses Mitglied überprüfen, und falls es gut läuft, würde sich der Club deine Dienste in Zukunft exklusiv sichern.« Weil Archer es Rhys so vorgeschlagen hatte. Archer war nur so gut wie sein Team, und Elise hatte sich schon jetzt als unbezahlbar erwiesen.

Keine kluge Geschäftsfrau und kein kluger Geschäftsmann würde das Angebot ablehnen, dass er ihr unterbreitete. Im Phoenix fühlten sich Multimillionäre zu Hause, die es sich etwas kosten ließen, nicht in den Medien stattzufinden. Jeder, der im Sicherheitsbereich des Clubs arbeitete, hatte ein sechsstelliges Einkommen, genau wie Archer selbst.

Elise betrachtete ihn und dann die Maske. »Kann ich die haben, um sie zu überprüfen?«

Er nickte. »Sicher.«

Sie steckte sie in ihre Tasche, bevor sie tief durch volle Lippen ausatmete. »Also gut, ich schau mir die Sache für dich an. Doch du musst zwei Dinge für mich tun.«

Er bezweifelte, dass ihm auch nur eins davon gefallen würde. »Sprich.«

»Bring mich in den Club«, sagte sie, ohne sich irgendeine Gefühlsregung anmerken zu lassen.

»Als Mitglied?«, vergewisserte er sich.

Emotionslos sah sie ihn an. »Nein, nicht als Mitglied. Ich habe kein Interesse daran, anderen Menschen beim Ficken zuzuschauen.«

Urteile nicht, bevor du es nicht ausprobiert hast. »Um Nachforschungen anzustellen?«

»Genau.« Sie nickte. »Verrat mir nicht den Namen der Frau und auch sonst nichts über sie.«

»Du willst den Namen der Frau nicht wissen, die du überprüfen sollst?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich will die Mitglieder persönlich studieren und sehen, ob jemand durch sein Verhalten heraussticht.« Sie hielt kurz inne und zuckte mit den Schultern. »Ich bin gut darin, die Menschen zu lesen.«

Daran hatte er keine Zweifel. Sie schien auch ihn nur allzu leicht zu durchschauen und wusste genau, wie sie ihn verwirren konnte. Immer war sie ihm, bei allem, was sie tat, einen Schritt voraus. Zuerst hatte er das gehasst. Er hasste es immer noch, doch neben seinem Ärger darüber brannte nun auch ein neues Gefühl in ihm – Verlangen. Er wusste, dass sie selbst in diesem Moment hinter ihren clever funkelnden Augen einen Plan hatte, einen Weg kannte, um die ganze Welt zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Alles was er wollte war ein kurzer Blick in ihren brillanten Verstand. »In Ordnung, wird erledigt. Und die zweite Forderung?«

Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. Ein fauchendes Kätzchen hätte freundlicher ausgesehen. »Sag es mir.«

Er runzelte die Stirn. »Was soll ich dir sagen?«

»Verrat mir, warum du ausgerechnet mich für diese Aufgabe haben willst.«

Leicht drückte er mit der Zunge gegen seine Wange und holte tief Luft. Diese Frau würde ihn noch umbringen. »Ernsthaft, Elise, du willst, dass ich es sage?«

Entschlossen nickte sie und grinste frech. »Ja, zum Teufel, ich werde dich dazu bringen, es zu sagen.«

»Unglaublich«, murmelte er und betrachtete sie eindringlich. Obwohl er ihre Hilfe brauchte, mussten die Spielregeln klar sein, deshalb erhob er sich und trat vor ihren Sessel. Er beugte sich zu ihr hinab und legte die Hände auf ihre Armlehnen. Seine Nähe ließ sie sich aufrichten, und ihr stockte der Atem, als er zu ihr sagte: »Elise, du bist die beste Privatdetektivin da draußen, und ohne deine Hilfe bin ich aufgeschmissen.« Er hob eine Augenbraue, spürte, wie ihr warmer Atem über sein Gesicht strich, und war sich sicher, dass in den Tiefen ihrer Augen Lust brannte. »Reicht das?«

Sie war keine, die vor seinen Spielchen zurückschreckte, und so erhob sie sich und schmiegte sich sinnlich an ihn. »Ja, Archer, das sollte reichen. Schick mir die Einzelheiten, sobald du weißt, an welchem Abend ich in den Club kommen kann.«

Archer war hart – und genervt, dass sie sogar die Macht über seinen verdammten Schwanz hatte. Dennoch wich er keinen Schritt zurück. Genauso wenig wie Elise. »Du wirst dich sofort an die Arbeit machen?«, fragte er.

»Ich sitze gerade an einem Fall, den ich morgen früh abschließen werde. Doch gleich am Nachmittag kann ich beginnen.«

Die Luft zwischen ihnen schien zu brennen, und Archer fühlte sich noch stärker zu ihr hingezogen. »Hervorragend.«

Ihr Blick glitt über seine Lippen, bevor er wieder hoch zu seinen Augen wanderte. »Dann sprechen wir uns bald wieder.«

»Das werden wir.«

Als die heiße, verführerische Frau, die Elise war, ließ sie es sich nicht nehmen, ihm mit der Hand vorn über die Hose zu streichen, als sie davonging. Zweifellos hatte sie jeden Zentimeter seiner Erektion gespürt. Eine Erektion, die nicht zu verstehen schien, dass diese Frau ein kompletter Albtraum war.

Kapitel 2

»Archer hat dich engagiert?«

Während sie in der Küche ihres Lofts am südlichen Ende des Jachthafens von Brooklyn stand, sah Elise die Überraschung in den blauen Augen ihrer Mitbewohnerin und besten Freundin. »Ja, das hat er.« Seit dem College teilte sie sich das Loft mit Hazel Rose, und niemand kannte Elise besser. Hazel wusste auch von ihrem angespannten Verhältnis zu Archer. Selbst Elise war leicht irritiert von seinem Angebot. Seit Tag eins verband sie und Archer eine Art Hassliebe. Sie hatte ihn in seinem eigenen Spiel geschlagen, indem sie sein Sicherheitssystem durchbrochen hatte, und er war nicht gerade glücklich darüber. Ein bissiger Ton schwang deshalb immer mit, wenn sie Zeit mit Rhys und Zoey verbrachten. Da war diese unausgesprochene Fehde, die jeder für sich entscheiden wollte. Egal, ob es darum ging, eine Wette zu gewinnen, den anderen bei einem Spieleabend zu besiegen oder die meisten Chicken Wings zu essen, die Konkurrenz zwischen ihnen kannte keine Grenzen. Doch neben dieser Spannung hatte sich noch etwas anderes zwischen ihnen entwickelt. Etwas, das heiß und voller Verlangen war. Und es fiel Elise schwer, dieses Etwas zu ignorieren. Zuerst hatte sie geglaubt, sie würde sich diese Anziehung zwischen Archer und ihr nur einbilden. Aber gestern Abend hatte es nur eine einzige Berührung mit der Hand gebraucht, um ihr zu verraten, dass er sie genauso wollte wie sie ihn. Und sie wusste nicht, was sie mit dieser Erkenntnis anfangen sollte. Schließlich ging es zwischen ihnen doch mehr darum, sich die Köpfe einzuschlagen, anstatt sie sich zu verdrehen.

Sie griff nach ihrem To-go-Kaffeebecher und genoss für einen Moment die wärmenden Sonnenstrahlen, die durch die großen Fenster hereinfielen, bevor sie sich wieder zu Hazel drehte, die sie immer noch mit offenem Mund anstarrte. Elise lachte. »Du wirst noch deinen Kaffee verschütten.«

»Verdammt!« Hazel brachte ihren Becher in eine aufrechte Position und wirbelte mit funkelnden Augen zu Elise herum. »Verstehe ich richtig, dass er dir die Sache mit den Zeitschriften-Abos verziehen hat?«

»Da gab es nichts zu verzeihen«, schoss Elise zurück, schnappte sich die Kaffeekanne und schenkte sich ein. »Schließlich hat er seinen Hacker darauf angesetzt, in meinem Leben herumzuschnüffeln. So weit bin ich nie gegangen, selbst nach dieser Sache nicht. Ich habe lediglich Zoey in den Club eingeschleust. Es ging nie um Persönliches, nicht bei Archer und auch nicht bei Rhys. Also, was ist schon dabei, das ein oder andere Zeitschriften-Abo zu kündigen …?«

»Es waren etwa zehn«, fuhr Hazel dazwischen.

Elise rollte mit den Augen. »Gut mehr als nur eins oder zwei.«

»Und mit jedem einzelnen war er ein bisschen mehr angepisst.«

Elise grinste und stupste Hazel gegen die Schulter. »Okay, ja, das war er. Und vielleicht hat es mir auch nichts ausgemacht, ihn ein wenig in den Wahnsinn zu treiben.« Sie hätte es nie laut zugegeben, doch da Archer sie tatsächlich auf Touren bringen konnte mit seinem Alpha-Charme und seinem unverschämt guten Aussehen, genoss sie es insgeheim, hinter seine Abwehrlinien zu gelangen. Sie hatte das Gefühl, dass das nicht allzu viele Menschen konnten. »Aber ich habe den Job nicht wegen ihm angenommen; ich habe es für Zoey und Rhys getan.« Zoey war die dritte in ihrer Clique, und Elise hätte ihre Freundinnen mit ihrem Leben beschützt.

»Ich bin mir sicher, dass sie es zu schätzen wissen«, sagte Hazel, als zwei Bagels aus dem Toaster sprangen. Wie jeden Tag bestrich sie das Brot dick mit Frischkäse und reichte Elise die Hälfte. »Fängst du heute mit dem Fall an?«

Elise biss ein Stück Bagel ab und küsste Hazel auf die Wange. Hazel war immer die »Mom« des Trios gewesen. In ihrem Highschool-Jahrbuch stand, dass sie »als Erste heiraten« und »mit Sicherheit Kinder haben« würde. Nun musste sie nur noch den richtigen Mann dafür finden, doch weder Elise noch Hazel waren auf diesem Gebiet erfolgreich. »Ja, ich fahre jetzt ins Büro.«

»Pass auf dich auf«, rief Hazel, als Elise zur Tür ging.

»Mach ich, wie immer.«

Sie hatte ihren Bagel aufgegessen, als sie die U-Bahnhaltestelle Prospect Park erreichte. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, um von dort nach Soho zu gelangen. Und zehn weitere Fußminuten, um zu ihrem Büro zu gekommen, das Teil eines Gemeinschaftsbüros war und sie eine unverschämt hohe Miete kostete. Diese konnte sie sich nur leisten, weil Hazel und sie sich die Ausgaben für das Loft teilten.

Keith vom Sicherheitsdienst, der hinter dem Empfang stand, grüßte sie mit seinem warmen, ansteckenden Lächeln. »Guten Morgen, Miss Elise.«

»Morgen, ich habe gesehen, dass die Mets gestern Abend verloren haben«, sagte Elise, während sie bereits zum Fahrstuhl ging und einen Knopf drückte.

»Wir sprechen besser nicht davon«, presste Keith hervor. »Das ist nicht passiert.«

Elise lachte und betrat den Fahrstuhl, sobald er sich öffnete. »Besser, Sie wetten nicht länger auf sie, sonst werden Sie noch Ihr ganzes Geld verlieren.« Sie drückte auf den Knopf für die fünfte Etage.

»Sie sollten mehr an unser Team glauben«, sagte er und lächelte schon wieder. »Sie sind eine furchtbare New Yorkerin.«

Langsam begann sich die Tür zu schließen. »Sie wissen, dass ich Baseball hasse, Keith.«

Er tat so, als hätte sie ihn mitten ins Herz getroffen, unmittelbar, bevor er aus Elises Blickfeld verschwand.

Als sich der Fahrstuhl im fünften Stock öffnete, musste Elise noch immer lachen. Sie ging zum dritten Büro auf der linken Seite und schlüpfte durch die Tür, auf der ELISEFANNING – PRIVATDETEKTIVIN in goldenen Buchstaben auf Glas geschrieben stand. Ihr Büro hatte an der hinteren Wand hohe Fenster, die einen wundervollen Blick auf die Skyline von New York City boten. Ihr Schreibtisch aus Holz und Messing stand vor einer roten Ziegelwand, mit einem Aktenschrank zur Rechten. Davor waren zwei Sessel aufgestellt. Für etwas anderes gab es keinen Platz, und sie brauchte auch nicht mehr. Der Raum war in erster Linie ein Ort, um sich mit Klienten zu treffen.

Als sie sich gesetzt hatte, stellte sie ihren inzwischen leeren To-go-Becher ab, zog ihren Laptop aus der Tasche und schloss ihn an den Strom an. Dann drehte sie sich zum Schubladenschrank, der nicht zu den üblichen Modellen gehörte. Er war das Geschenk einer Freundin gewesen. Einer besonderen Person, die sie heute noch anrufen musste. Nachdem sie den Fingerabdruck-Scanner benutzt hatte, öffnete sich der Schrank, und sie griff nach dem Handy darin.

»Guten Morgen, Sonnenschein«, meldete sich gleich beim ersten Klingeln Penny Larson, die eine Zauberin war, was Technik betraf. »Bitte sag mir, dass du was Schönes für mich hast. Ich langweile mich zu Tode.«

»Ich denke, ich habe da was, das deinen Tag retten wird.«

»Los, erzähl schon.«

Elise berichtete von ihrem Gespräch mit Archer am Abend zuvor. Penny wusste bereits von dem Sexclub. Sie war es, die sich in Archers Sicherheitssystem gehackt hatte, um Zoey ins Phoenix zu bringen.

»Nun, es überrascht mich nicht, dass Archer diesen Auftrag auslagert«, sagte Penny, nachdem Elise geendet hatte. »Du bist die Beste.«

»Wir sind die Besten«, korrigierte Elise. »Ich könnte das hier nicht ohne dich machen.«

»Nun, das stimmt«, lachte Penny.

Die Begegnung mit Penny war ein Glücksfall gewesen. Nachdem Elise drei Jahre zuvor ihre Ausbildung bei Luke Hicks, einem der besten Privatdetektive in New York, beendet hatte, kümmerte sie sich um einen Fall, bei dem eine Frau ihren Mann des Ehebruchs bezichtigte. Penny war damals bei dem Ehemann beschäftigt und versuchte, seine Geheimnisse verschwinden zu lassen. Am Ende ihrer Nachforschungen machte Elise Penny ausfindig, und seitdem arbeiteten sie zusammen. Teilten sich das Honorar. Traten sich gegenseitig in den Hintern. »Ich schicke dir die Maske rüber. Kannst du sie dir anschauen? Und ein bisschen im Club herumschnüffeln. Schauen, ob dir irgendwas auffällt.«

»Mach ich.«

»Perfekt.« Elise schnappte sich einen Umschlag. »Meldest du dich, sobald du irgendetwas für mich hast?«

»Weißt du doch.«

Die Verbindung war unterbrochen. Elise schmiss das Wegwerfhandy zurück in den Schubladenschrank und schloss ab. Nach einem Blick auf ihren Fall an diesem Morgen packte sie ihre Tasche, verschickte die Maske per Kurier und nahm anschließend die U-Bahn nach Midtown Manhattan.

Dichter Verkehr erwartete sie, als sie einige Zeit später die Treppe der Haltestelle hinaufging. Sie brauchte zehn Minuten, bis sie das Apartment erreicht hatte, in dem ihre aktuelle Klientin lebte. Margaret Wadsworth war eine unverschämt reiche sechzigjährige Frau, der es allein um Macht ging. Sie hatte Elise nicht engagiert, weil sie ein gebrochenes Herz hatte. Sie wollte Beweise gegen ihren betrügerischen Ehemann, um ihn vor Gericht zu bringen und noch mehr Geld zu bekommen. Traurig. Doch die Wahrheit war, dass solche Aufträge ordentlich Geld einfuhren. Elise brachte es nicht fertig, jemandem, der wirklich ein gebrochenes Herz hatte, ihr übliches Honorar zu berechnen. Also erhöhte sie stattdessen den Tagessatz für geldgierige Frauen oder reiche Drecksäcke, um dennoch auf ihren Schnitt zu kommen. Die meisten wohlhabenden Menschen blinzelten nicht einmal bei ihren Preisen. Und Mrs Wadsworth erst recht nicht.

Auf einer Bank auf der gegenüberliegenden Straßenseite von 15 Central Park West nahm sie Platz. Hier zu leben, konnten sich nur Multimillionäre leisten. Um unerkannt zu bleiben, setzte sie ihre Sonnenbrille auf, obwohl der Himmel bewölkt war, und holte die Handykamera hervor, die Penny ihr gegeben hatte. Die Qualität der Kamera konnte es mit jeder anderen Kamera auf dem Markt aufnehmen.

Es dauerte nicht lang, bis Mr Calvin Wadsworth dafür sorgte, dass ihr Job leicht zu erfüllen sein würde. Der Pförtner öffnete die Tür, und Mr Wadsworth trat zusammen mit einer jungen, schlanken Brünetten, die das Gesicht eines Models hatte, ins Freie hinaus. Ohne jede Diskretion hielt Mr Wadsworth ein Taxi an, und bevor seine Geliebte darin verschwand, küsste er sie, als würde er in den Krieg ziehen, ohne an seine Rückkehr zu glauben.

Elise begann, Fotos zu schießen. Sie hasste solche Fälle, hatte sie immer schon gehasst. Sie riefen ihr stets ins Bewusstsein, wie hart die Ehe war und warum sie sich von der Liebe fernhielt. Seit sie denken konnte, war die Ehe ihrer Eltern eine Katastrophe gewesen. Sie erinnerte sich an die Kämpfe zwischen den beiden, die sich über Stunden hingezogen hatten, und an die furchtbaren Dinge, die ihr Vater zu ihrer Mutter gesagt hatte. Liebe verletzte die Menschen nur, und Elise wollte damit nichts zu tun haben. Im Laufe der Jahre hatte sie einige Freundschaften mit besonderen Vorzügen gepflegt, die für eine gewisse Zeit funktioniert hatten. Zuletzt hatte sie sich mit einem Typen getroffen, der studierte, um Arzt zu werden, und zu beschäftigt für echte Dates war. Ein anderer war ein Herzen brechendes Arschloch gewesen. Doch ihnen allen war eines gemein. Sie wollten keine Liebe von ihr. Keine Verbindlichkeiten. Nur Spaß. Irgendwann gingen sie entweder davon oder fanden eine Frau, die mehr wollte. Elise kümmerte es nicht. Die Liebe war für andere Menschen gemacht, nicht für sie.

Als ihr Handy klingelte und einen FaceTime-Anruf anzeigte, machte sie noch schnell ein paar letzte Fotos, bevor sie das Gespräch annahm und Zoeys Bild auf dem Display sah. »Hi, du.«

»Hey.« Zoey lächelte. Sie war eine Naturschönheit mit hellen haselnussbraunen Augen, die noch nie viel Make-up gebraucht hatten, und traumhaft langem rotblondem Haar, das eigentlich immer gut aussah.

Sofort wurde Elise warm ums Herz. Das Zusammenleben mit Zoey fehlte ihr, seit diese vor einigen Tagen zu Rhys in dessen Eigentumswohnung gezogen war. »Wie geht’s?«, fragte sie und hielt das Handy in einem anderen Winkel, damit sich das Licht nicht darin spiegelte.

»Gut. Viel los, wie immer«, sagte Zoey. »Hör zu, ich habe nicht viel Zeit, aber ich habe gerade mit Archer gesprochen.«

»Oh, und was hat der große böse Wolf heute gesagt?«