Felix und der Larimar - Fritz-Dieter Kupfernagel - E-Book

Felix und der Larimar E-Book

Fritz-Dieter Kupfernagel

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Beschreibung

Gern hört Felix Geschichten, in seinem Baumhaus kann er Ärger und Streit vergessen. Doch dann kommt es zu einer nicht erwarteten Entscheidung des Bürgermeisters gegen sein Baumhaus. Mit seinem Freund Carlo überlegt er, wie sie das Baumhaus retten können. Dabei kommt ihnen die Nachbarin, Frau Schimpfrich zur Hilfe und sie werden Freunde.

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Fritz-Dieter Kupfernagel

Felix und der Larimar

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Felix und der Larimar

Impressum neobooks

Felix und der Larimar

1. So fängt es an

“Das eine sag ich dir, lass den Zaun stehen! Daran hast du nicht zu rütteln!“

So, wie das von Gerrit gesagt wird, hat Carlo überhaupt keine Chance ein Wort der Erwiderung zu sagen. Er wird geschüttelt, dass es aussieht, als wolle er mit seinen Ohren einen Flugversuch starten.

Gerrit hält ihn mit der linken Hand am Schlafittchen fest, schüttelt ihn und die Rechte hängt bedrohlich, aber noch weit weg in der Luft.

Trotz allen Schüttelns kann Carlo nur denken: „Wenn die jetzt auf mich zukommt, klatscht es nicht nur laut, ich liege auch noch im Gras.“

Gerrit ist erregt und brüllt auf ihn ein:

„Euer scheiß Baumhaus kommt sowieso hier runter. Den Platz übernehme ich! Und damit du es dir merkst,“ er holt erneut mit dem rechten Arm aus, „das zur Erinnerung...“

Carlo hat die Augen geschlossen und spürt schon den Luftzug.

Aber es klatscht nicht?

Gerrit drückt ihn nach unten.

Als Carlo die Augen öffnet, sieht er Felix’ Kopf hinter Gerrits Rücken - und Gerrit hat plötzlich vier Hände und Arme?

Was heißt denn das?

Gerrit lässt ihn los und schüttelt sich. Er fällt, und Felix liegt auf ihm drauf.

Als Carlo feststellt, dass zwei von Gerrits Armen zu Felix gehören, und diese zwei Gerrit immer noch fest umklammert haben, springt er auf und packt Gerrit an den Haaren: „So, wir werden ja sehen, wer hier Großmaul sein kann!“

Gerrit strampelt mit den Beinen und will Felix durch Drehen des Körpers abwerfen.

Da hat er aber die Rechnung ohne seinen Reiter gemacht.

Obwohl auch Felix noch kleiner ist als Gerrit, so hat er doch ein beeindruckendes Gewicht. Und wo er liegt, da liegt er. Seine Beine sind seitlich gespreizt. Das wirkt wie ein Fahrradständer. Er kippt nicht.

„Wenn ihr mich nicht sofort loslasst, pfeife ich und dann erlebt ihr euer blaues Wunder,“ Gerrit kann diese Worte kaum aussprechen, sosehr drückt Carlo seinen Kopf nach hinten.

Da Felix und Carlo nicht wissen, was sie weiter tun können, sehen sie sich und an und beide zucken mit den Schultern.

„Los,“ sagt Felix und beide lockern ihren Griff.

Als Gerrit das merkt, bäumt er sich erneut auf und schüttelt Felix ab. Im Aufspringen tritt Gerrit nach Felix, der jetzt am Boden liegt. Das lässt Carlo nicht ruhen und er tritt Gerrit von hinten in die Kniekehle. Also stürzt Gerrit wieder und im schnellen Aufraffen rennt er weg und stößt wüste Beschimpfungen aus: „Wir sehen uns wieder!“

Jetzt erst kommen die anderen beiden zur Besinnung.

Felix ist noch ganz aufgeregt. Er rüttelt wieder an dem Zaun und zeigt auf seinen Baum.

„Das können die doch nicht machen!“

2. Beschwerde beim Bürgermeister

Felix macht einen entschlossenen Eindruck, als er mit Carlo auf das Rathaus zutrabt. Zutraben ist das richtige Wort, denn sie ziehen beide einen Handkarren, beladen mit Brettern und Hammer und Säge und mit Nägeln.

Gerade heute wollten sie Ausbesserungen vornehmen. Das Dach ihres Baumhauses war durch einen Sturm lädiert worden.

Was für ein Anblick bot sich aber, als sie auf den Baum zukamen?

Das kann doch nicht sein, dass über Nacht der Baum, in dem ihr Haus steht, mit einem Zaun umstellt wurde.

Und dann noch dieser Kampf mit Gerrit aus der 8. Wieso wissen alle von dem Zaun, nur sie beide nicht?

Als sie die große Außentreppe hochgehen, will Carlo noch einmal einen Einwand hervorbringen:

„Der Bürgermeister kann uns doch dabei auch nicht helfen.“

„Er muss! Neulich als er im Haus der Vereine mit uns gesprochen hat, wollte er, dass wir mit Problemen zu ihm kommen. Meine Mutti hat auch gesagt, dass er sich um alles kümmern muss.“

Natürlich ist der Bürgermeister nicht da, das sagt zumindest die Pförtnerfrau.

Was ist zu tun?

Sie ist freundlich und fragt im Büro des Bürgermeisters nach.

Als die beiden Jungen erfahren, dass ihr Gesprächspartner eigentlich bald wieder kommen müsste, beschließen sie zu warten.

Carlo bleibt am Karren, der vor dem Treppenaufgang geparkt steht.

Für sein Alter ist er relativ klein und schmächtig. Das einzig Auffällige an ihm sind seine Ohren. Vielleicht zeigen sie jetzt schon seine künftige Körpergröße an. Sie passen überhaupt nicht zu seinem Kopf, der aber wiederum seiner Körpergröße angepasst ist.

Eine ganz andere Erscheinung stellt Felix dar.

Er ist das ganze Gegenteil von Carlo. Groß steht er da, mehr als ein Kopf größer ist er als Carlo.

Aber es ist nicht nur die Größe, er hat auch ganz schön Masse. Vor allem um die Hüfte herum und bis in die Oberschenkel hinein hat sich eine Menge Körper angesammelt.

Wenn er läuft, schiebt er den Oberkörper leicht vor und tritt kräftig gegen den Boden. Dadurch schwankt er leicht mit dem Oberkörper hin und her. Das hat er von einem seiner Opas geerbt.

Jetzt steht er oben am Geländer, damit er nichts verpasst.

Heute ist Sprechtag im Rathaus, immer wieder kommen Leute, die eines der Ämter besuchen wollen.

Die beiden fallen natürlich auf, und so werden sie gefragt, was sie denn mit ihrem Karren am Rathaus wollen. Felix erzählt es jedem, dass sein Baumhaus eingezäunt wurde und nicht mehr genutzt werden kann.

Es dauert gar nicht lange und schon steht ein Zeitungsmensch der „Deutschen Mittelzeitung“ bei ihnen und möchte ihr Begehren kennen lernen.

Eine Meldung ist es auf jeden Fall wert!

Sorgfältig notiert er ihr Anliegen mit großen Kritzelbuchstaben in sein kleines Notizbuch und verspricht, sie zu unterstützen, wenn sie beim Bürgermeister nichts erreichen. Er will ihnen erklären, wo die Redaktion ihren Sitz hat, aber Felix kennt sich aus. Sie waren mit der Klasse schon bei der Zeitung zu Besuch. Sie befindet sich am Kornmarkt gleich gegenüber vom Rathaus.

Durch diese Gespräche wurde ihnen die Zeit nicht lang und plötzlich erkennt Felix den Bürgermeister, der aus seinem Auto aussteigt.

Er rennt zu ihm hin:

„Hallo, wir warten schon auf Sie, ich, wir müssen Sie unbedingt sprechen.“

Herr Goldmann schmunzelt über den Eifer, der Felix aus den Augen strahlt:

„Na sagt einmal, wollt ihr das Rathaus zunageln? Na los, kommt mit mir mit. Auf der Straße müssen wir ja nicht diskutieren.“

Sie sind beide nicht zu bremsen, noch auf der Treppe sprudeln sie hervor:

„Sie müssen etwas unternehmen. Wir haben diesen Baum seit einem Jahr genutzt. Das ist ein schöner Platz zum Träumen und Pläne machen.“

Carlo fällt ein: „Felix hat da oben immer die besten Ideen. Ich bin einmal allein hochgeklettert und habe über eine Stunde da gesessen. Denken Sie, mir ist da was eingefallen. Aber für Felix ist das wichtig!“

„Ja, warum steht da eigentlich jetzt ein Zaun?“ , Herr Goldmann kommt nicht zu Wort: „Kann ich überhaupt erst einmal erfahren, wo der Baum steht? Wer hat den eingezäunt?“

Diese Fragen kann Felix nun nicht verstehen:

„Deshalb sind wir doch zu Ihnen gekommen!

Seit dem Frühjahr, voriges Jahr, habe ich den Baum, es ist eine schöne große alte Esche, am Rande der Othaler Siedlung, da wohne ich, Carlo wohnt an der Walkmühle, für mich umgebaut. Oben zwischen den Zweigen steht meine kleine Hütte. Das heißt, die habe ich mit Carlo da oben rein genagelt. Da fliegen die Ideen nur so auf mich zu. Und jetzt komme ich nicht mehr an den Baum heran, weil ein Bretterzaun drum herum gebaut ist.

Den müssen Sie wieder abbauen!“

Als klar ist, um welchen Baum es geht, kann Herr Goldmann erklären, was passiert ist:

„Als ich neulich bei euch zum Gespräch war, habe ich doch gesagt, dass wir mit den Wohnblöcken eures Viertels etwas tun müssen, damit nicht mehr so viel Menschen aus diesem Gebiet wegziehen. Oder gefällt es euch, dass um die Wohnblöcke so wenig Platz ist, dass fast keine Spielmöglichkeiten und kaum Parkplätze vorhanden sind?

Na seht ihr.

Deshalb hat die Stadt mit den Wohnungsgesellschaften, denen eure Wohnungen gehören, überlegt, wie wir die Flächen um die Häuser herum schöner gestalten können.

Eine erste Maßnahme haben wir mit allen diskutiert.

Ja, ich merke schon, mit euch nicht. Aber in der Baumgruppe neben dem Block wurde euer Baumhaus nicht bemerkt.“

Felix unterbricht ihn ganz stolz:

„Das glaube ich. Das Haus hängt ja auch weit oben, damit man es von unten nicht sieht.“

„Na bitte. Da wir aber in wenigen Tagen beginnen werden, diesen Block abzureißen, musste die Abrissfirma das Gelände weitläufig absperren. Also, auch deinen Baum.

So, was machen wir nun mit euch?“

Felix greift in seine Jackentasche und holt einen Briefumschlag heraus:

„Hier, das sind genau 75, -€. Wir beide haben unsere Sparbüchsen geplündert und wollen diesen Baum kaufen!“

„Das geht nicht. Man kann nicht einfach einen Baum kaufen, der in der Natur steht.

Und außerdem, wenn das Haus abgerissen ist, soll auf der Fläche bis hin zu dieser Baumgruppe ein Spiel- und Aufenthaltsplatz entstehen.

Genau vor deinem Baumhaus wollen die Großen den Platz für eine Hütte befestigen, in der sie sich aufhalten können, ohne immer kontrolliert zu sein.“

„Ich war eher da“, Felix versteht die Welt nicht mehr.

„Das haben wir doch aber vor Ort mit den Jugendlichen besprochen. Das Material hat der Bauhof schon bestellt.“

„Sie können doch nicht einfach, ohne uns zu fragen, den Platz vergeben.“

„Die Großen lassen euch sicher auf euren Baum, die stört ihr da oben doch nicht.“

„Ihnen sind die anderen also wichtiger?“ , jetzt reißt Carlo die Geduld.

Was soll Herr Goldmann nur machen, man merkt ihm an, dass ihn die Diskussion jetzt stört.

„Passt mal auf, ich prüfe, ob sich für euch etwas Anderes finden lässt.“

Damit sind Felix und Carlo aber nicht einverstanden:

„Das ist unser Baum, dann sollen die einen anderen Platz suchen!“

„Ich spreche mit dem Planungsbüro. Jetzt muss ich euch aber bitten zu gehen. Ich habe gleich einen anderen Termin. Also, tschüs.“

Das war ein Rauswurf. Die Jungs verstehen die Welt nicht mehr.

3. Frau Schimpfrich ist entsetzt und schenkt Felix einen Stein

Es poltert laut, als Felix den Karren die Kellertreppe herunter rollen lässt.

Das Blech der Seitenwände scheppert, die Bretter fliegen durcheinander, und die beiden Jungen sitzen auf der Treppe und könnten heulen.

So fest hatten sie geglaubt, dass ihnen geholfen wird. Versprochen hatte er, sie brauchten nur zu kommen, er würde eine Lösung ihres Problems finden.

Kein Verlass ist auf die Großen.

Was kümmert die schon unser Baum.

Was hat er noch gesagt? Vielleicht könnt ihr euch mit den Großen einigen?

„Der versteht gar nichts!“ , Felix schreit Carlo an: „Oder glaubst du, die lassen uns über ihrer Hütte in unseren Baum klettern?“

Carlo kann nur den Kopf schütteln:

„Wir werden tanzen dürfen, wenn wir in ihre Nähe kommen.“

Ganz resigniert lassen sie ihre Köpfe hängen.

Der Lärm ruft Frau Schimpfrich auf den Plan. Sie muss geschlafen haben, ihre Haare sind heute gar nicht zum Dutt gekämmt.

Obwohl sie böse guckt, sieht sie gar nicht so streng aus wie sonst:

„Das muss doch aber nicht sein! Warum macht ihr denn solchen Krach. Gerade heute habe ich mal wieder große Schmerzen.“

Carlo fasst sich als erster und entschuldigt ihr Handeln.

Da bemerkt Frau Schimpfrich den Gesichtsausdruck der beiden und vermutet etwas Schlimmes.

„Räumt eure Karre weg, und dann kommt ihr mal zu mir rein.“

Ohne Widerspruch zu dulden, sagt sie das. Die Jungen stehen auf und bringen die Karre und die Bretter in den Keller.

„Wollen wir zu ihr gehen?“ fragt Carlo.

„Warum nicht. Vielleicht erzählt sie wieder eine Geschichte von früher. Da kommen wir wenigstens auf andere Gedanken.“

Felix erinnert sich immer wieder an die Geschichte von ihrer Befreiung aus der Gefangenschaft und wie dabei ihr Fuß zerschossen wurde. Sie ist soviel als Fotografin gereist

Schon stehen sie vor ihrer Tür und klingeln.

Da Kaffeezeit ist, riecht es nach Kaffee und Kakao. Als sie öffnet, sind die Haare wieder zum Dutt gesteckt.

Jetzt ist sie es wieder. Streng, aber nicht mehr ängstigend.

Vor einigen Wochen hätten sie nie und nimmer hier bei ihr Kakao getrunken. Wie gut war es doch, dass Vati darauf bestanden hatte, dass er sich bei ihr wegen der kaputten Scheibe entschuldigen musste.

Frau Schimpfrich hat den Kaffeetisch gedeckt und die Beiden nehmen Platz.

„Nun erzählt doch mal.“

Sie kann zuhören, und Felix holt weit aus.

Als er zu ihrem Rauswurf kommt, kann er nicht anders, ein paar Tränen kullern.

Schluchzend sagt er: