Film Satire: Die Evolution des Filmnerds - Markus Brüchler - E-Book

Film Satire: Die Evolution des Filmnerds E-Book

Markus Brüchler

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Beschreibung

Eine gnadenlos ehrliche, urkomische und erschreckend wahre Zeitreise durch Nerdkultur, Videothekenwahnsinn und Streaming-Endzeit. Wer in den 80ern und 90ern aufgewachsen ist, kennt sie: Die dunklen VHS-Schlachten im Videotheken-Dschungel, das Jagen nach längst vergriffenen Mediabooks und die endlosen Grabenkämpfe auf Conventions und in Facebook-Kommentarhöllen. Dieses Buch ist ihre Bibel. Oder zumindest ihr letzter verzweifelter Schrei nach Bedeutung. Markus – selbst Überlebender der goldenen VHS-Ära, Messie stolzer Steelbooks und Nerd-Kulturanthropologe mit 30 Jahren Feldforschung – nimmt uns mit auf eine aberwitzige, satirisch überdrehte Tour durch vier Jahrzehnte Film-Nerd-Dasein. Was dich erwartet: Der Aufstieg und Fall der Videothekenkultur – inklusive Betamax-Trauma und Porno-Kabinen-Scham Die Filmbörsen: Wo Männer in schwarzen Rucksäcken sich wortlos über Bootlegs verständigen Sammlerwahn, Nerdtoxizität, Forenkriege – die dunkle Seite der Filmleidenschaft Streaming-Algorithmen, die mehr Macht haben als dein Gehirn Und die alles entscheidende Frage: Was bleibt vom Nerd, wenn das letzte Steelbook verkratzt ist? Absurde Zukunftsvisionen (Spoiler: Nerds im 38. Frühling. In Raumanzügen.) Für alle, die schon mal stundenlang durch ein DVD-Regal gewühlt haben – obwohl sie wussten, dass sie sowieso wieder Terminator 2 schauen. Für jene, die wissen, dass man über Filmschnitte und Tonhöhenkrämpfe ganze Ehen zerstören kann. Und für all jene, die sich manchmal fragen: „War das früher wirklich besser – oder war ich einfach nur jung, dumm und voller Cineasten-Hoffnung?“ Ein Muss für Filmfreaks, Nostalgiker, Satirefans und alle, die sich trauen, über sich selbst zu lachen. Witzig. Boshaft. Treffend. Und verdammt nah an der Wahrheit.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die ersten Videotheken

Die 90er – Das goldene Zeitalter der Videotheken

Die 2000er – Der DVD-Boom und der Anfang vom Ende

Die 2010er – Streaming beginnt, Nerd-Kultur wird Mainstream

Die 2020er – Der totale Wahnsinn und die Post-Corona-Ära

Die 2030er - Die Zukunft – Was bleibt von unserer Filmkultur?

FAZIT – Die ultimative Wahrheit über Nerds, Konsum und das ewige Filmchaos

BONUSMATERIAL – EXTRAS AUS DER NERDHÖLLE

Die Evolution des Filmnerds – Vom VHS-Krieger zum Streaming-Zombie

Über den Autor

Markus Brüchler, geboren in den frühen 1970er jahren – also noch vor VHS, Streaming und Steelbooks – wuchs mit Captain Future, Krieg der Sterne und Kampfstern Galactica auf. Während andere Kinder Fußball spielten, programmierte er den Hyperraumantrieb in seinem Kopf und fragte sich, ob Monkey Island ein echter Ort sein könnte.

Sein Leben lang bewegte er sich zwischen zwei Galaxien: der der Filmnerds und der der Computerfreaks. VHS-Bänder und DOS-Befehle, Horrorfilme und 3,5-Zoll-Disketten – das war sein Biotop.

Dieses Buch entstand nicht über Nacht. Es wuchs über 30 Jahre, aus Notizen, Beobachtungen, Gesprächen auf Filmbörsen, Conventions und Panels (ja, da war er auch). Aus Begegnungen mit echten Nerds, aus digitaler Erschöpfung und nostalgischer Sehnsucht.

Uwe, Mark, Sven, Nadine – das sind keine reinen Erfindungen. Das sind Splitter seiner Reise. Menschen, die Filme nicht nur schauen, sondern fühlen. Und auch wenn Markus nie Cosplay gemacht hat: Er versteht, warum jemand sein letztes Geld für ein Selfie mit einem alten Star-Wars-Nebendarsteller ausgibt.

2025 ist das Jahr, in dem all diese Gedanken zwischen zwei Buchdeckeln explodieren dürfen.

Die Evolution des Filmnerds

Vom VHS-Krieger zum Streaming-Zombie

Markus Brüchler

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio­nal­biblio­grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Der vorliegende Text darf nicht gescannt, kopiert, übersetzt, vervielfältigt, verbreitet oder in anderer Weise ohne Zustimmung des Autors verwendet werden, auch nicht auszugsweise: weder in gedruckter noch elektronischer Form. Jeder Verstoß verletzt das Urheberrecht und kann strafrechtlich verfolgt werden.

Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß §44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.

Verlag: Colla & Gen Verlag und Service UG & Co. KG, Hauptstr. 65, 59439 Holzwickede

ISBN: 978-3-98578-989-4 (Softcover), 978-3-98578-990-0 (Hardcover)

Cover: Heribert Jankowski

Layout: Markus Brüchler, Heribert Jankowski

Autor: Markus Brüchler

Lektorat: Saskia Meyer

Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Mühlbachstr. 7, 71522 Backnang

© 2025 Markus Brüchler

Widmung

Gewidmet allen Filmnerds und Geeks, die eine Passion für Filme, Geschichten und Games haben.

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 15

1.1 Warum dieses Buch? Eine satirische Betrachtung einer untergehenden Filmkultur 15

1.1.1 Die Evolution des Filmnerds: Vom VHS-Krieger zum Streaming-Zombie 15

1.1.2 Filmbörsen und Conventions: Die letzten Bastionen der Nostalgie 17

1.1.3 Also, warum eigentlich dieses Buch? 18

2 Die ersten Videotheken 20

2.1 Tempel des Zelluloids und geheime Erwachsenen-Abteilungen 20

2.2 Die VHS-Kriege – Betamax vs. VHS – ein ungleicher Kampf 27

2.2.1 Video 2000: Das vergessene dritte Rad am Magnetbandwagen 30

2.3 Heimkino in der Steinzeit 32

2.3.1 Tracking-Fehler, verrauschte Bilder und kaputte Bänder 32

2.3.2 Der Kampf mit dem Tracking-Regler – ein Hauch zu viel und Schneesturm 32

2.3.3 Bandsalat: Wenn der Videorekorder die Kassette frisst 33

2.3.4 Bildstörungen, Farbflackern und der Fluch des Kopierschutzes 35

2.3.5 Bonus-Runde: Long Play – doppelte Laufzeit, halbe Qualität 37

2.4 Die frühen Nerds – Wer keine Sammlung hatte, hatte kein Leben 39

2.5 Erste Filmbörsen 44

2.5.1 Illegale Kopien, Horror-Fans und Film-Junkies im Untergrund 44

3 Die 90er – Das goldene Zeitalter der Videotheken und die Geburt der Filmbörsen 48

3.1 Die Blütezeit der Videotheken – Von Wandregalen und Überziehungsgebühren 48

3.2 Zurückspulen oder sterben – Die VHS-Polizei schlägt zu 53

3.3 Videothekenkultur – Gespräche über Tarantino an der Theke 57

3.4 Filmbörsen entstehen – VHS-Piraterie, Bootlegs und geschnittene Fassungen 62

3.5 Die ersten Convention-Ansätze – Filmfans entdecken das Gruppenleben 69

3.6 Die ersten Nerd-Trends – Star Wars Expanded Universe, Anime-Hypes und Actionfiguren-Sammler 73

3.6.1 Das Star-Wars-Universum explodiert – Bücher, Games und Special Editions 73

3.6.2 Anime-Hype – Von Dragon Ball bis Akira: Der Osten lockt 75

3.6.3 Actionfiguren – Spielen war gestern, jetzt wird gesammelt! 76

4 Die 2000er – Der DVD-Boom und der Anfang vom Ende 80

4.1 DVD vs. VHS – Das neue Format und die Nerd-Revolution 80

4.1.1 Abgespult: Das Ende der magnetischen Ära 80

4.1.2 Silberscheibe Rising: Der DVD-Overlord betritt die Bühne 82

4.1.3 Formatkrieg im Wohnzimmer: Wenn Nerds aufrüsten 85

4.1.4 Die Leiden des jungen VHS-Sammlers 88

4.1.5 Bonusmaterial-Bazooka: Mehr Extras als Film 91

4.1.6 Fetisch in Blech und Pappe: Steelbooks & Sondereditionen 94

4.1.7 Die Online-Invasion: Amazon, eBay und Nerd-Shopping 2.0 97

4.1.8 Videotheken: Vom Tempel zum Museum 100

4.1.9 Pixel-Perfektion und HDR-Ekstasen: Ausblick in die (nahe) Zukunft 103

4.2 Die letzten Tage der Videotheken – Wenn die Tempel des Films zu Ruinen wurden 106

4.2.1 Der Untergang der Videotheken 106

4.2.2 Die BitTorrent-Rebellion – Als Nerds die Filme aus dem Internet befreiten 108

4.3 Filmbörsen werden seriöser – oder doch nur organisierter? 113

4.3.1 Quittungen: Der Tod des letzten Nervenkitzels 114

4.3.2 Die Rückkehr des Plastiktütenkönigs 114

4.3.3 Visitenkarten und Schmierzettel – zwei Welten kollidieren 115

4.3.4 Bootleg oder offiziell? – Die ewige Frage im Nerd-Paradies 117

4.4 Der Aufstieg der Special Editions – Jeder Film in fünf Varianten 119

4.4.1 Director’s Cut der Verzweiflung 119

4.4.2 Steelbook-Sucht und Blutbeutel-Bonus 122

4.4.3 Bonusmaterial-Burnout 125

4.4.4 Originalverschweißt – Wertvoll, weil unbenutzt 129

4.4.5 VHS-Veteranen im Frust-Flashback 131

4.4.6 Mediabook-Monster unter dem Bett 134

4.5 Online-Filmmärkte entstehen – eBay und Amazon beginnen, alles zu verändern 137

4.5.1 Der Beginn des digitalen Wahnsinns 137

4.5.2 „RAR!! Nur 299,99 €“ – Händler drehen an der Preisschraube 137

4.5.3 Wenn Filmbörsen ihre Magie verlieren… 138

4.6 Die ersten großen Conventions – San Diego Comic‑Con wird zum Massenphänomen 141

4.6.1 Die Verwandlung der Comic-Con: Vom Comic-Basar zur Blockbuster-Werbehölle 141

4.6.2 Panels werden zum Pop-Event: Von Buffy bis Twilight 142

4.6.3 Warten für den Hype: Das Leiden der Fans in der Schlange 144

4.6.4 Hollywoods schleichender Einfluss: Wenn Studios das Ruder übernehmen 145

4.6.5 Deutsche Conventions am Start: FedCon, RingCon & Co. 148

4.6.6 Merchandise-Explosion: Poster, Autogramme und Cosplay-Kult 149

4.6.7 Die neuen Spezies der Convention-Nerds 152

4.6.8 5 Tipps, wie du eine Mega-Convention 2009 überlebst 153

4.7 Die DVD-Sammler-Ära – Als Besitz heilig wurde 156

4.7.1 Weil ich’s kann! – Der Blade-Runner-Editionen-Wahnsinn 156

4.7.2 Steelbook-Fetischismus: Lenticular, Slipcase & Co. 156

4.7.3 Sammeln statt Schauen 157

4.7.4 Edition über alles – Wenn der Inhalt zur Nebensache wird 157

4.7.5 Heimkino oder doch schon Museum? – Wenn die Sammlung das Wohnzimmer sprengt 158

4.7.6 Import-Kriege: Wenn die Welt zum Einkaufsparadies wird 158

4.7.7 HD-DVD vs. Blu-ray – „Nicht schon wieder!“ 159

5 Die 2010er – Streaming beginnt, Nerd-Kultur wird Mainstream 161

5.1 Netflix & Co. – Das Ende der physischen Sammlung? 161

5.1.1 Gleichzeitig explodierten die Nutzerzahlen der Streamingdienste: 167

5.2 Blu-ray bleibt, aber die Sammlerwelt verändert sich 169

5.2.1 Marvelisierung der Massen – Vom Geheimclub zum Mainstream 169

5.2.2 Streamen ist bequem – doch das Sammlerherz bleibt kalt 170

5.2.3 Sammler im Rausch – Wenn Besitz zur Obsession wird 172

5.2.4 Sven kauft Blade Runner zum siebten Mal – diesmal in 4K mit Hologramm-Slipcover 174

5.2.5 Uwes Lenticular-Trauma – Wenn die Edition nicht glänzt 175

5.2.6 Die Nerd-Polizei schlägt zu – Schwarzhandel mit Steelbook-Schutzhüllen 177

5.2.7 Marks Nerd-Museum – TikTok-Ruhm und weiße Handschuhe 178

5.2.8 Mehr Hype, mehr Kommerz, mehr Chaos – Die schöne neue Nerd-Welt 179

5.3 Filmbörsen in den 2010er-Jahren – Mutation vom Nerd-Treffpunkt zur Popkultur-Messe 181

5.3.1 Vom Zombie-Kultfilm zum Baby-Yoda-Merch: Wenn Filme verschwinden 181

5.3.2 Merch-Mania: Funko-Walls, Bubble Tea und Duftkerzen 183

5.3.3 Gefährliche Kissen und blickende Augen: Uwe vs. Anime-Bodypillow 184

5.3.4 Lizenz zum Meckern: Die Nerdpolizei in geheimer Mission 185

5.3.5 Mediabook-Wahnsinn: Cover A bis G – und noch mehr 187

5.3.6 Booklet-Blabla: Wenn Beilagen zu Kauderwelsch werden 190

5.3.7 Special-Edition-Renaissance – und ein abruptes Ende 191

5.3.8 Konsumzombies und Nostalgie-Tränen: Das große Finale 192

5.4 Von Film-Panels zu Pilgerstätten – Nerd-Conventions in den 2010ern 195

5.4.1 Comic Con erobert Deutschland: 10.000de Nerds im Chaos 195

5.4.2 Heilige Hallen und halbgöttliche Stars 197

5.4.3 Uwe und der 300€ Sturmtruppler-Handschlag 199

5.4.4 “SAG MEINEN NAMEN!” – Marks peinlicher Fan-Moment 202

5.4.5 Nerdpolizei-Einsatz: Avocado-Toast statt Filmwissen 204

5.4.6 VIP-Wahnsinn: Fans, Geld und falsche Versprechungen 208

5.4.7 Marks Super-Admirals-Ticket: Ein teures Fiasko 210

5.4.8 Fazit: Vom Fan zum Gläubigen – und zurück 215

5.5 Die dunkle Seite der Nerd-Conventions: Kommerz, Chaos und Konfrontationen 217

5.5.1 Vom familiären Fan-Treffen zum Kommerz-Koller 217

5.5.2 VIP-Wahnsinn: Ein Ticket, sie zu knechten 218

5.5.3 Neid und Grabenkämpfe: Wenn Fandoms aufeinandertreffen 220

5.5.4 Panel-Panik und Zelt-Chaos: Einsatz für die Nerdpolizei 223

5.5.5 Enttäuschte Fans und absurde Realität: Das Ende der Unschuld? 226

5.6 Vom Bastler zum Influencer: Kostüme, Klicks und Kommerz 231

5.6.1 Gardinenstoff und Herzblut – als Cosplay noch DIY war 231

5.6.2 Die Macht der Follower – Instagram erobert die Cosplay-Welt 232

5.6.3 Herzblut vs. High-End – wenn Kostüme zum Wettkampf werden 235

5.6.4 Cosplay als Beruf – mehr Sponsoren als Filmstars 238

5.6.5 Mit Hashtags zum Heldentum – Cosplayer unter Management 241

5.6.6 Fazit: Zwischen Klicks und Kostümen – Wahnsinn mit Methode 247

5.7 📉 Review-Wall of Shame – Beta-Phase (2010er): 249

6 Die 2020er – Der totale Wahnsinn und die Post-Corona-Ära 250

6.1 Wie Streaming in den 2020er-Jahren zum unübersichtlichen Albtraum wurde – für Nerds, Filmfans und Sammler gleichermaßen 250

6.1.1 Im Labyrinth der Streaming-Dienste: Wo läuft Der Pate? 250

6.1.2 Alle Abos, doch kein Pate: Uwes Wutanfall im Heimkino 252

6.1.3 Zwölf Dienste, vier Minuten: Svens Weiterschauen-Ritual 254

6.1.4 Besitz adé: Digitale Sammlung, leere Hände 255

6.1.5 Preiserhöhung & Werbe-Retro: Streaming wird zum Fernsehen 2.0 258

6.1.6 Bundle-Wahnsinn und Vorschau-Terror: Wenn Algorithmen und Angebote erschöpfen 261

6.1.7 Fazit: Zwischen Streaming-Paradies und -Albtraum 264

6.2 Kapitel 6.2 – Ein letzter Besuch in der Filmbörsenhölle 266

6.2.1 Der postapokalyptische Filmbörsen-Flair 266

6.2.2 Uwes Stand: Folien-Fetisch und Tränen 268

6.2.3 Casual-Alarm: „Ich hab mal Stranger Things geguckt“ 270

6.2.4 Unter dem Tisch: Die Bootleg-Mafia schlägt zu 272

6.2.5 Mediabook-Wahnsinn: 50 Cover zu Mondpreisen 274

6.2.6 Operation Folie: Der Mediabook-Chirurg 277

6.2.7 „Ich lese nicht“: Literatur? Nein danke! 278

6.2.8 Meta-Fundstück: Sammler sammeln über Sammler 280

6.2.9 Abspann in der Börsenhölle 284

6.3 Der Nostalgie-Wahn der 2020er 286

6.3.1 Auf nach Löhne – Pilgerreise ins Retro-Paradies 288

6.3.2 Zurück in die Videothek: Das Film-Retro-Shop-Erlebnis 290

6.3.3 LaserDisc: High Definition von gestern 295

6.3.4 VHS ist das neue Vinyl 297

6.3.5 Einsatz der Nerdpolizei 301

6.3.6 Kultobjekt des inneren Kindes 304

6.4 Die moderne Convention-Hölle 308

6.4.1 Wertekompatibilitäts-Check am Eingang 308

6.4.2 Zwischen Selfie und Shitstorm 311

6.4.3 Vom Kostüm zum Manifest 317

6.4.4 Panel: "Von Luke zu woke – Eine Heldenreise" 320

6.4.5 Werbepause: PERÜCKEN-TACKER 3000™ 326

6.4.6 Aluhut trifft Inklusionsschild 328

6.4.7 Obi-Wan Kenobi wird gecancelt 337

6.4.8 Flucht aus der Convention-Hölle 343

6.5 Midlife-Fandom statt Midlife-Crisis 348

6.5.1 Harley Quinn an der Grenze 348

6.5.2 Von Boybands zu Superhelden – Marvel-Groupies in den Mittvierzigern 350

6.5.3 Stars im Panel, Shrimps in den DMs 354

6.5.4 Fanfiction-Fieber: Marks Hochzeit mit Hugh Jackman 357

6.5.5 Cosplay-Fehlinterpretation: Uwe und der falsche Stargast 361

6.5.6 Wo ist Sven? 364

6.6 Conventions als Schmelztiegel aus Torschlusspanik und Ticket-Wucher 368

6.6.1 Die Comic Con Experience 2026 in Köln: Vor der Con – Der Ticketwahnsinn 368

6.6.2 Einlass: Kon-Zi7 und der dreifache QR-Code-Scan 370

6.6.3 Auf der Con: Stars, Kommerz und wahnsinnige Preise 372

6.6.4 Panel-Paranoia: Kampf um die erste Reihe 376

6.6.5 Kundenservice: Beschweren auf eigene Kosten 380

6.6.6 Der VIP-Flop des Tages 383

6.6.7 Abspann des ersten Tages 385

6.7 Kapitel 7 – Personenkult 2.0: Wie Schauspieler zum Religionsersatz wurden 387

6.7.1 Die heiligen Hallen von Köln: Tag 2 beginnt 387

6.7.2 Reliquien und Opfergaben: Der Marktplatz der Devotionalien 388

6.7.3 Ein Zwinkern vom Olymp: Uwes Erweckungserlebnis 391

6.7.4 Die Messe als Messe: Halleluja im Panel-Saal 394

6.7.5 Erwachen aus dem Rausch: ein kurzer Moment der Klarheit 399

6.8 📉 Review-Wall of Shame – Eskalationsstufe 1 (2020s): 405

6.9 Angriff der Vorab-Hater – Wenn Fans Filme zerstören, bevor sie erscheinen 406

7 Die 2030er - Die Zukunft – Was bleibt von unserer Filmkultur? 421

7.1.1 Die 2030er – Nerds im Streaming-Fegefeuer 421

7.1.2 Streaming-Überfluss und das eine, was fehlt 421

7.1.3 Geheimtreffpunkt Archivkeller – die Untergrund-Nerdnetzwerke 423

7.1.4 Disney++Ultra und die KI-Content-Flut 425

7.1.5 Netflix-Life und die Nerdpolizei 2.0 428

7.1.6 Klima, Krisen und der schmelzende Kult 431

7.1.7 Retro-Renaissance und Ausblick: Zurück in die Zukunft? 432

7.2 Keller-Rebellen und Mainstream-Zombies 434

7.2.1 Unter Nerds im Untergrund 434

7.2.2 Konsumkultur: Nerdsein im Mainstream 436

7.2.3 Disney++Ultra und die KI-Content-Flut 437

7.2.4 Nerdige Rettungsmission: Bienen und andere Wunder 439

7.2.5 Zerrissene Gemeinschaft 441

7.2.6 Nostalgie – Anker oder Fluch? 445

7.2.7 Leidenschaft im Zeitalter der Algorithmen 449

7.2.8 Allianz der Nerds 453

7.3 Die Filmbörsen-Hölle – Das Sammelalbum der Schrägheiten 456

7.3.1 Glorreich zurück – oder völlig verkommen? 456

7.3.2 Hyperdigitale Mega-Conventions: Wahnsinn im Übermaß 457

7.3.3 VR-Erlebnisse und käufliche Nähe: Eskalation der absurden Art 459

7.3.4 Filmbörsen-Bizarro: Analoge Oasen mit Seele 462

7.3.5 Die Nerd-Allianz schmiedet einen Plan 465

7.3.6 Begegnung der Lager: Erste Annäherungen 467

7.3.7 Streit um Nichtigkeiten: Alte Gewohnheiten brechen aus 469

7.3.8 Angst vor Kontrollverlust und Nostalgie-Sucht 470

7.3.9 Hologramme, Meta-Witze und echte Emotionen 471

7.3.10 Hoffnung am Horizont? 473

7.4 Der große Nerd-Gipfel: Nostalgie vs. Innovation 475

7.4.1 Mission zwischen Hoffnung und Wahnsinn 475

7.4.2 Die Nerd-Allianz schmiedet einen Plan 477

7.4.3 Rekrutierung der Rebellen und Mainstream-Fans 479

7.4.4 Das große Nerd-Einigungs-Event 482

7.4.5 Zwischen Chaos und Komik: Die Show beginnt 484

7.4.6 Werbepause aus der Zukunft 487

7.4.7 Nostalgie: verbindendes Band oder kultureller Stillstand? 489

7.4.8 Der steinige Weg geht weiter... 492

7.4.9 Newsflash: Wendepunkte der Nerd-Zukunft 493

8 FAZIT – Die ultimative Wahrheit über Nerds, Konsum und das ewige Filmchaos 495

8.1 Was wir gelernt haben – Nerds, Konsum und die ewige Jagd nach Sammlerstücken 495

8.2 Warum wir trotzdem nicht aufhören können, Filme zu lieben 498

8.3 Ein letzter Besuch in der Filmbörsenhölle 501

8.4 📼 FAKE-WERBEANZEIGEN 507

8.5 90er 🖼 MINI-POSTER 509

8.6 📚 GLOSSAR DER NERD-GEGENWART 510

8.7 DIE FILMBÖRSEN-HÖLLE – DAS SAMMELALBUM DER SCHRÄGHEITEN 511

8.8 FILMBÖRSEN-HÖLLE VOL. 2 – BIZARROS AUS DEM MEDIABOOK-MORAST 513

8.9 Review-Wall of Shame – Official Parody Merch 515

„Früher haben wir Filme gesammelt, um etwas zu besitzen. Heute sammeln wir Erinnerungen an das Gefühl, etwas besessen zu haben.“

— Ein Filmnerd, irgendwo zwischen VHS-Regal und Streaming-Abo verloren

Einleitung

Warum dieses Buch? Eine satirische Betrachtung einer untergehenden Filmkultur

Es gibt Orte auf dieser Welt, die so skurril, so absurd und so voller unbewusster Komik sind, dass sie eigentlich eine eigene Netflix-Dokuserie verdienen. Orte, an denen sich Menschen versammeln, die irgendwo zwischen Nostalgie, Sammlerwahn und einer ungesunden Besessenheit mit 30 Jahre alten Plastikverpackungen gefangen sind. Orte, an denen du mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einen Typen triffst, der nach Keller riecht und einen „ultrararen“ VHS-Film für 100€ verkaufen will, der in Wirklichkeit aus einer Grabbelkiste bei eBay stammt.

Kurz gesagt: Filmbörsen.

Dieses Buch ist eine Hommage an die goldene Ära der Videotheken, der ersten Filmbörsen und den Conventions, die mittlerweile eher an eine Mischung aus religiöser Pilgerfahrt und Kapitalismus-Endstufe erinnern. Es ist ein satirischer Streifzug durch die letzten Jahrzehnte einer Nerd-Kultur, die sich vom VHS-Krieger der 80er zum hechelnden, streamingverwirrten Nostalgie-Zombie der 2020er entwickelt hat.

Und ja, wenn du dich in diesem Buch irgendwo wiedererkennst – herzlichen Glückwunsch! Du bist Teil dieser Reise. Oder sollte ich sagen: Du bist Teil des Problems? (War nur Spaß!)

Die Evolution des Filmnerds: Vom VHS-Krieger zum Streaming-Zombie

Es begann in den 80ern mit einem Videorekorder, der größer war als ein heutiger Smart-TV. Filme gab es nicht auf Knopfdruck, sondern nur in den heiligen Hallen der Videotheken, wo man in Reihen von VHS-Kassetten stöbern musste, während der Typ an der Kasse einem ins Gesicht schrie:

„DEN HAST DU LETZTE WOCHE SCHON AUSGELIEHEN!“

Damals musste man sich physisch bewegen, um an einen Film zu kommen – und dann auch noch zurückspulen, sonst drohte eine Videotheken-Exkommunikation und die berüchtigte „Zurückspulgebühr“ (aka der unbarmherzige, 1-DM-teure Schlag in die Magengrube der Faulen).

Doch dann kamen die 90er und 2000er: Die DVD-Revolution fegte über die Videothekenlandschaft, Filmbörsen erlebten ihre Blütezeit, und Nerds lernten erstmals, dass „Steelbook“ nicht nur ein Modewort ist, sondern eine heilige Reliquie für Sammler.

Heute, im Zeitalter von Netflix, Disney+ und 27 anderen Abos, ist der Filmnerd jedoch verwirrter als je zuvor.

„Habe ich diesen Film schon? Wo läuft er? Warum kostet er extra, obwohl ich schon 120€ pro Monat für Streaming ausgebe?“

Die Antwort?

Egal. Er wird trotzdem nicht geguckt.

Denn statt eine klare Entscheidung zu treffen, verbringen wir heutzutage mehr Zeit damit, durch Streaming-Menüs zu scrollen, als tatsächlich Filme zu schauen.

Früher sind wir eine Stunde in die Videothek gefahren, um einen Film zu leihen, den wir an einem Abend geguckt haben.

Heute verbringen wir eine Stunde damit, einen Film auszuwählen – nur um am Ende wieder „Friends“ zu schauen.

Und genau da setzt dieses Buch an.

Filmbörsen und Conventions: Die letzten Bastionen der Nostalgie

Doch nicht alle Nerds haben sich dieser neuen, digitalen Filmherrschaft unterworfen. Nein, einige leisten Widerstand.

Sie pilgern noch immer zu den letzten großen Filmbörsen und Conventions, um in staubigen Kisten nach alten DVDs, VHS-Kassetten und LaserDiscs zu wühlen, deren tatsächlicher Wert zwischen 0,50€ und „unbezahlbare Erinnerung“ schwankt.

Das sind die wahren Nostalgie-Krieger, die sich nicht von Netflix vorschreiben lassen, was sie gucken dürfen – sondern sich einen 30 Jahre alten Film auf einem abgenutzten VHS-Tape reinziehen, weil „die echte Atmosphäre nur so rüberkommt“.

Diese Leute sind es, die Conventions mittlerweile zur kompletten Eskalation zwischen Torschlusspanik, Personenkult und Ticket-Wucher gemacht haben.

Hier trifft man sie alle:

🎭 Der Mittvierziger-Superfan – Gerade erst 40 geworden und spürt die Torschlusspanik, weshalb sie hechelnd vor jedem 25-jährigen Schauspieler stehen und flüstern: „Oh mein Gott, ER HAT MICH ANGESEHEN! Wir sind jetzt zusammen!“

📸 Der Ticket-VIP-Wahnsinnige – Gibt 800€ für ein Selfie mit einem Typen aus Stranger Things aus, den niemand mehr kennt.

🔪 Der „Ich brauche dieses Horror-Steelbook-Mediabook!!!“-Typ – Wartet 5 Stunden auf das 85. limitierte Mediabook/Steelbook von „Freitag der 13.“, das er dann nie auspackt, weil „Sammlerwert“.

🧙 Yoda mit Bart – Steht seit 1987 auf jeder Filmbörse und philosophiert darüber, warum „die neuen Star Wars Filme nicht mehr dasselbe Gefühl rüberbringen“.

🐀 Der schmutzige Klebstoffschnüffler – Niemand weiß, ob er jemals etwas kauft, aber er fasst jedes verdammte Mediabook an. Seine Hände? Klebriger als das Wort „Collectors Edition“.

🎭 Der politisch engagierte Cosplayer – Geht als Captain America, aber redet nur über das System. Cosplay ist nicht nur ein Hobby – es ist ein Statement, verdammt nochmal!

💀 Der verschrobene Lustmolch – Stellt unangenehme Fragen über Filmgenres, die er selbst nicht erklären kann. Hat ein komisches Lächeln. Ist vielleicht der wahre Bösewicht.

🚬 Die geheimnisvollen Raucher – Haben Filme, von denen niemand gehört hat. Man fragt, wo sie die herhaben – sie antworten: „Das willst du nicht wissen.“

Also, warum eigentlich dieses Buch?

Ganz einfach: Weil diese Welt es verdient hat, festgehalten zu werden.

Weil Videotheken, Filmbörsen und Conventions das letzte große, chaotische, unberechenbare Element der Filmkultur sind.

Weil es die letzten Orte sind, an denen Filme noch wie Schätze behandelt werden – egal ob es eine limitierte gepresste LaserDisc ist oder eine verranzte VHS-Kassette, die ein Sammler für 300€ anbietet, weil sie „ungeschnitten“ ist.

Und weil diese Menschen – so bekloppt, fanatisch und skurril sie auch sein mögen – die einzige echte Bastion gegen den digitalen Overkill sind.

Ja, wir lachen über sie.

Ja, wir verdrehen die Augen.

Ja, wir fragen uns manchmal, warum jemand für ein Autogramm von „der dritten Sturmtruppe von links“ 100€ zahlt.

Aber insgeheim?

Haben wir Angst, dass all das irgendwann verschwindet.

Das hier ist also nicht nur eine Satire.

Es ist eine Hommage an eine sterbende Kultur.

Und vielleicht – wenn du dieses Buch gelesen hast – willst auch du irgendwann eine alte VHS-Kassette aus Nostalgie ins Regal stellen.

Natürlich wirst du sie niemals anschauen.

Aber sie wird da sein. Als Symbol.

Für eine Zeit, in der Filme (noch) nicht einfach nur Content, sondern eine verdammte Religion waren.

Und in diesem Sinne:

Willkommen in der Filmbörsen-Hölle.

Die ersten Videotheken

Tempel des Zelluloids und geheime Erwachsenen-Abteilungen

Es gab eine Zeit, da waren Videotheken heilige Hallen – zumindest in der verklärten Erinnerung einiger Nerds mit Nostalgiebrille.

Stell dir vor: Du betrittst ein schummrig beleuchtetes Ladenlokal, die Wände zugestellt mit endlosen Reihen von VHS-Kassetten. In deiner Erinnerung duftet es nach Abenteuer und Popcorn. CUT!

Spulen wir zurück zur Realität: Es roch nach Plastik, Teppichstaub und einer Prise kalten Zigarettenqualms. Die heiligen Hallen entpuppten sich als muffige Wohnzimmerverlängerungen voller Magnetbänder und Hoffnungen. Willkommen im Video-Tempel, du Popkultur-Pilger – zieh die Schuhe aus, aber pass auf, wo du hintrittst.

Schon der Eintritt glich einem Gang ins Gotteshaus. Das neonflackernde OPEN-Schild über der Tür war wie ein “Halleluja” in Pink. Beim Eintreten verstummte die Außenwelt: gedämpftes Licht, ein leises Summen der Röhrenbildschirme in den Ecken. Vorne thronte der Videothekar hinter dem Tresen wie ein Hohepriester des Heimkinos. Über ihm kreiste ein Deckenventilator träge im Takt der surrenden Leihgeräte. In einer Ecke lief auf einem Röhrenfernseher ein „nicht ganz jugendfreier“ Trailer zur Abschreckung oder Erleuchtung – niemand war sich da je sicher. Die Regale standen Spalier wie Kirchenbänke, bestückt mit VHS-Hüllen statt Gesangsbüchern. Und wir Nerds schlichen ehrfürchtig hindurch, als würden wir den Mittelgang einer Kathedrale entlangschreiten, den Blick andächtig auf das verheißungsvolle Neuheiten-Regal am Altar – äh, an der Rückwand – gerichtet.

Doch so ehrwürdig dieser Ort für uns Geeks war, er hatte auch den Charme eines illegalen Untergrundverstecks. Tatsächlich schossen in den 1980ern Videotheken wie Pilze aus dem Boden, oft verborgen in Seitengassen oder Kellerlokalen, wo früher vielleicht mal ein zwielichtiger Nachtclub hauste. Auf dem Höhepunkt gab es in Deutschland um 1990 fast 9.500 dieser Filmkapellen– mehr Gebetsstätten für Cineasten, als die Landesjugendpfarrer segnen konnten. Bereits 1983 hatte Westdeutschland zum ersten Mal mehr Videotheken als Kinos. Man stelle sich das vor: Mehr Orte, um Rambo auf VHS zu ergattern, als Orte, um tatsächlich Rambo im Kino zu sehen. Im selben Jahr liehen die Deutschen 128 Millionen Videokassetten aus – damit überholten die Ausleihen sogar die Kinobesuche (125 Mio.). Die Revolution fand eben nicht im Kino statt, sondern im heimischen Wohnzimmer. Die Couch wurde zum Thron, die Flimmerkiste zum Hausaltar. Und die Videothek um die Ecke – nennen wir sie feierlich „Magnetband & Söhne“ – avancierte zur neuen Dorfkirche, in der jeden Freitagabend Messtermin für Nerds war.

Das Ritual des Nerds beim Ausleihen einer VHS begann schon an der Pforte. Man zückte vor dem Zeremonienmeister am Tresen seinen Mitgliedsausweis – ein laminiertes Kärtchen, oft mit grottigem Foto drauf, auf dem man dreinschaute wie ein ertappter Schwarzseher. Dieser Ausweis war heiliger als der Personalausweis; ohne ihn kein Einlass ins Paradies. Der Videothekar nickte gnädig – Aufnahme ins Gelobte Land gewährt. Jetzt bloß kein falscher Schritt: rechts die Action-Abteilung, links die Comedy-Ecke, und hinten irgendwo zwischen Horror und Sci-Fi versteckte sich das, wonach dein nerdiges Herz wirklich suchte. Mit demütiger Miene begann die Prozession durch die Regalreihen. Jeder Nerd entwickelte seine eigene Liturgie: Manche gingen systematisch von A bis Z durch die Filme, andere steuerten zuerst das Neuheiten-Regal an – in der Hoffnung, der eine Film sei endlich zurückgekehrt und nicht mehr verliehen. Wie Pilger in einem Labyrinth aus Zelluloid schlichen wir umher, den Kopf schiefgelegt, um die VHS-Rücken zu lesen, jede Kassette wie ein Buch in einer Bibliothek des Geek-Tums.

Natürlich war da diese leise Stimme im Hinterkopf, die flüsterte:

„Hier ist alles, was du suchst… außer das, was du willst.“

Denn natürlich war genau der Film nicht da, den man sich vorgenommen hatte.

Gesetz des Teufelskreises: Je sehnlicher du einen Titel wolltest, desto sicherer war er „VERLIEHEN“.

Statt dem gewünschten Blockbuster glotzte dich dann nur eine Lücke im Regal an – oder schlimmer, die leere Hülle mit dem frustrierenden Hinweiszettel: „Heute leider nicht verfügbar“. In diesen Momenten kam man sich vor wie Indiana Jones, der nach dem heiligen Gral greift und nur Luft in den Händen hält. Aber ein echter Nerd lässt sich davon nicht entmutigen. Dann wurde eben spontan umdisponiert: Statt „Blade Runner“ gabs halt Trickfilm Total VII oder die ungewollte Fortsetzung irgendeiner Horror-Reihe. Hauptsache, man ging nicht mit leeren Händen nach Hause – das wäre Blasphemie gewesen.

Die Auswahl selbst geriet zum stundenlangen Ritual. Ein echter Nerd las selbstverständlich jede Rückseite der VHS-Packung, studierte akribisch Handlung, Laufzeit und FSK-Freigabe, als hinge das Schicksal des Filmabends von diesem rückseitigen Text ab (tat es irgendwie auch). Man drehte die Hülle in den Händen wie ein Priester den Messkelch. Das Cover-Artwork wurde bewundert und belächelt zugleich – handgemalte Szenen mit viel zu viel Muskeln, Explosionen und wahlweise halbnackten Damen, die in jedem Fall mehr versprachen, als der Film halten konnte. Nostalgische Gefühle beim Anblick dieser Cover? Klar, bis man wieder realisierte, wie grottig gezeichnet viele davon waren. (Ein muskelbepackter Barbar, der einen Dinosaurier reitet, vor einem lila Sonnenuntergang – wirklich, 80er, was habt ihr euch da reingepfiffen?) Sobald man sich endlich entschieden hatte, trat man mit zitternder Hand ans Tresen-Orakel, das über Wohl und Wehe des Abends entschied.

Hinter dem Tresen regierte der Videothekar, der allwissende Hüter der Kassetten. Er kannte jede obskure Trash-Perle beim Namen und jede noch so sinnfreie Fortsetzung auswendig. Dieser Mann (es war fast immer ein Mann – nennen wir ihn Uwe, im Geiste aller Uwes hinter deutschen Ladentheken) ließ einen spüren, dass man hier zwar im Paradies war, aber er der Petrus an der Tür. Kam man mit einem Stapel VHS zur Theke, glitt sein Blick prüfend über die Auswahl:

„Aha, drei Horrorfilme, eine Sci-Fi-Dystopie und ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘... na, das nenn ich mal ne Mischung.“

– „Ist für meine kleine Schwester…“, murmelte man dann.

Uwe hob nur eine Augenbraue. Er wusste Bescheid. Doch er urteilte nicht – zumindest nicht offen. Stattdessen kam in trockenem Ton der Hinweis auf das oberste Gebot aller Videotheken:

„Bitte zurückspulen,

sonst verfluchen wir deine Familie.“

Natürlich stand das nicht wörtlich auf dem Schild an der Wand – da hieß es brav

„Bitte zurückspulen –

Bei Nichtbeachtung erheben wir eine Gebühr“,

aber wir alle hörten in unserem Schuldner-Hirn die erste Version. Zurückspulen war kein Bitten, es war ein Muss. Wer eine Kassette ohne zurückgespulte Magnetband-Spule abgab, beging ein Sakrileg. Es gab Legenden von Säumigen, die bei der nächsten Ausleihe beten mussten, damit man ihnen überhaupt noch einen Film gab.

Während vorn am Tresen über späte Rückgaben und ungespulte Bänder gerichtet wurde, spielten sich hinten in den dunkleren Winkeln der Videothek eigene Dramen ab. Da war zum Beispiel der Horrorfilm-Junkie, der Typ mit dem dezenten Zombie-Auge-Ringe-Look, der jeden Splatter-Film kannte, den es gab – und der immer nach neuen Grenzerfahrungen lechzte. Ein Dialog, den man so (oder so ähnlich) hinter vorgehaltener Hand hörte:

Kunde (verschwörerisch):

„Habt ihr Gesichter des Todes 7 da? Ich hab die ersten sechs durch.“

Videothekar (genervt):

„Die Gesichter des Todes sind beschlagnahmt, mein Freund.

Versuch’s mal auf dem Schulhof-Trödel.“

Der Horror-Junkie zog enttäuscht ab, murmelnd:

„Pah, Jugendschutz…“

Man musste schon kreativ werden, um seinen Filmhunger nach indizierten Schmuddel-Schätzchen zu stillen. Einige Videotheken halfen da auf ihre Weise nach. Offiziell standen indizierte Filme natürlich nicht sichtbar in der Auslage – der Gesetzeshüter „Jugendschutz“ hätte sonst schnaubend mit dem Finger gewedelt. Stattdessen wurden solche Titel hinten im Lager oder unter der Theke gebunkert.

Eingeweihte wussten: Frag den richtigen Mitarbeiter im richtigen Tonfall, und er öffnet dir Aladdins Wunderlampe. Da bekam der Begriff „Untergrund-Verleih“ eine wörtliche Note: Unter der Ladentheke zogen Uwes Kollegen mit einem Augenzwinkern schon mal eine unauffällige, schwarzen Hülle hervor.

„Ich hab da was, aber du hast es nicht von mir…“,

flüsterte er, während er dir den verbotenen Schatz zuschob. In solchen Momenten fühlte man sich wie in einem Agentenfilm – geächtete Filme tauschten den Besitzer wie geheimer Staatskram. Der Nerd als subversiver Geheimagent, nur dass die brisanten Informationen eine ungeschnittene Horror-Kassette waren.

Doch all das verblasste im Vergleich zum geheimnisumwobenen Hinterzimmer. Jeder echten Videothek haftete etwas Verbotenes an, und das manifestierte sich hinter einer abgewetzten Tür oder einem Vorhang aus schweren, dunklen Lamellen.

„Kein Zutritt unter 18“

stand dort, meistens in Rot und fett gedruckt – als wäre es die Pforte zur Hölle persönlich. Für uns Minderjährige strahlte dieses Schild eine magnetische Anziehung aus: Was auch immer da hinten lag, es musste unfassbar verboten und gleichzeitig faszinierend sein.

Gerüchte kursierten auf dem Schulhof wie Mythen über einen Drachenhort. Manche behaupteten, dort stünden Regale voller Schulmädchenreport und richtiger Horrorfilme mit Bluteffekten, die alles in der öffentlich zugänglichen Videothek wie Teletubbies aussehen ließen. Andere erzählten von einem Freund eines Freundes, der mal einen Blick erhascht habe:

„Da liegen Magazine aus, mit nackten Frauen drauf!“ –

„Quatsch!“ –

„Doch, hat er geschworen!“

Das Hinterzimmer war für uns das Heiligste vom Heiligen, in das wir nicht rein durften – ein bisschen wie der verschlossene Süßigkeitenschrank unserer Eltern, nur dass darin keine Schokolade, sondern Zelluloid-Sünden lagen.

Betreten durften diesen ominösen Raum nur Erwachsene mit einem speziellen Schlüssel oder begleitet vom Videothekar. Wenn ein Eingeweihter die Tür öffnete, schlug einem kurz der Mief von abgestandenem Lustparfum und altem Plastik entgegen. Die Neonbeleuchtung im Pornoparadies war oft gnadenlos grell – wer immer dachte, dort drin herrsche kuscheliges Rotlicht, sah sich enttäuscht. Stattdessen Flacker-Neon, das jede Unreinheit auf den Covern erbarmungslos ausleuchtete. Und diese Cover! Bereits im Vorbeigehen konnte man auf ihnen genug nackte Haut erkennen, dass einem als Teenager schwindelig wurde. Da posierten ausrangierte 80er-Jahre-Pornosternchen mit toupierter Mähne, als hätten sie das Haarspray mit der Gießkanne verteilt. Titel wie „Lustschloss der Nymphen“ oder „Inspector Butterfinger – Im Dienste Ihrer Majestät“ prangten in schnörkeliger Schrift. Man errötete schon beim Lesen der Titel durch den Türspalt. Kein Wunder, dass erwachsene Männer manchmal zögerten, dort gesehen zu werden.

Der Gang ins Hinterzimmer glich einem Walk of Shame, noch bevor dieser Begriff erfunden war. Jeder Schritt durch den Vorhang war ein öffentlicher Akt der Selbstbezichtigung:

„Ja, ich gehe jetzt Pornos gucken.“

Wer Pech hatte, dem begegnete just in diesem Moment der eigene Nachbar oder – Gott bewahre – ein Elternteil eines Schulfreundes in der Videothek. Peinlicher gings kaum. Ein kurzes, verlegenes Nicken, beide wissen Bescheid, keiner spricht drüber. Der Videothekar – unser Uwe – schaute derweil mit einem halben Grinsen zu. Er genoss es vermutlich, wie erwachsene Kunden plötzlich zu schuldbewussten Jungs mutierten, sobald sie aus dem Hinterzimmer kamen, eine Kassette mit schwarzer Hülle fest an die Brust gepresst.

Mini-Anekdote gefällig?

Ein Herr, nennen wir ihn Herr Schmidt, verlässt mit rotem Kopf das Hinterzimmer, in der Hand „Die wilden Clinic-Schwestern, Teil 4“. Just in dem Augenblick taucht sein Pfarrer in der Tür der Videothek auf. Herr Schmidt erstarrt. Der Pfarrer auch. Beide starren sich an – dann deutet der Pfarrer nur wortlos auf die Uhr und murmelt: „Schon so spät, der Gottesdienst…“ und macht kehrt. Herr Schmidt hat fortan sonntags einen neuen festen Platz in der allerletzten Bank, wo ihn keine fragenden Blicke treffen.

Natürlich gab es auch weniger skandalöse Gründe, ins 18er-Zimmer zu gehen – nicht nur Schmuddelkram, auch knallharte Actionfilme oder Horrorstreifen, die indiziert waren, schlummerten dort. Für Horror-Nerds war dieser Raum also ebenso ein Schatzkästchen. Endlich ungeschnittene Monster-Action! Aber wie oft stand man, frisch 18 geworden und mit stolz geschwellter Brust, vor dem Vorhang… nur um festzustellen, dass man sich gar nicht traut, reinzugehen. Was, wenn einen drinnen jemand sieht? Was, wenn Uwe nachfragt, was man „da hinten“ will? Nicht wenige Nerds haben ihre ersten Wochen der Volljährigkeit damit verbracht, um diesen Vorhang herumzuschleichen, wie ein scheues Reh um die Futterkrippe, bevor sie sich durch die Pforte trauten. Und selbst dann huschte man hinein und hinaus, als wäre man auf verbotener Mission.

So waren sie also, die ersten Videotheken: eine herrlich bizarre Mischung aus Tempel und Untergrundversteck. Vorne der Schein des seriösen Filmverleihs für die ganze Familie – hinten das Las-Vegas-für-Arme der Erwachsenenfantasien. Hier trafen sich Teenager, um Star Wars zum hundertsten Mal auszuleihen, und nebenan flüchtete ein Mittvierziger mit einer peinlich braunen Tüte, in der seine Wochenendplanung raschelte. Nostalgie? Ja, die kommt hoch, wenn man an die gemütlichen Freitagabende denkt, an denen man mit Freunden und fünf ausgeliehenen Kassetten eine Marathon-Nacht veranstaltete. Aber zerstören wir die Nostalgie ruhig mit voller Wucht: Wir vergessen gerne, dass wir für diesen Spaß stundenlang in stickigen Räumen voller fragwürdiger Gerüche standen, uns B-Movie-Trash als große Kunst schönten und gelegentlich über peinliche Erwachsenen-Abteilungen stolperten. Die Videothek war unser Nerd-Paradies – aber eben eins mit Fluch und Segen. Ein Tempel des Zelluloids, ja, in dem wir Filme anbeteten. Doch hinter dem Altar lauerten die Versuchungen und Abgründe der Zelluloid-Hölle. Und genau das machte den Reiz aus: Dieser Ort war so herrlich menschlich, mit all seinen Schwächen, Peinlichkeiten und kleinen Triumphen. Ein Ort, den wir gleichzeitig verehrten und belächelten. Kurz gesagt: ein perfekter Nährboden für Nerd-Kultur.

Amen und auf Play gedrückt.

Die VHS-Kriege – Betamax vs. VHS – ein ungleicher Kampf

Es war einmal in den tiefen 80ern, als Nerds noch Tapedecks reparierten und jede Kassette ehrfürchtig zurückspulten, da tobte ein Krieg, den selbst George Lucas nicht besser hätte inszenieren können. Es war der Formatkrieg, der alles veränderte – der Kampf um das Schicksal des Heimkinos. Zwei Fraktionen (na ja, eigentlich drei, aber dazu kommen wir später) standen sich gegenüber:

VHS, das rebellische Volk der langen Laufzeiten – und

Betamax, die elitäre Techniksekte mit der besseren Bildqualität, aber der sozialen Kompetenz eines Toasters.

Sony hatte Betamax erschaffen – ein technisches Meisterwerk mit einem Bild so scharf, dass du die Poren in Stallones Stirn zählen konntest. Aber Sony war arrogant. Sie hielten ihr System fest wie Gollum den Ring:

„Mein Betamax!“ –

und weigerten sich, es für andere Hersteller zu lizenzieren. Währenddessen verteilte JVC das VHS-Format wie Gratis-Sticker in der Bravo:

„Hier, nimm auch eins. Und du! Und du auch!“

Innerhalb kürzester Zeit war der Markt voll mit VHS-Rekordern von Panasonic, Grundig, Thompson, ALDI (gefühlt) und wahrscheinlich sogar vom lokalen Elektriker Erich.

Aber warum, fragt sich der geneigte Technikfan, hat dann VHS gewonnen, obwohl es technisch unterlegen war?

Weil VHS das Format der Straße war. Weil VHS mehr konnte. Und weil VHS sich nicht zu fein war, auch mal schmutzig zu kämpfen. Sony begriff zu spät, dass man mit Arroganz keinen Massenmarkt gewinnt. VHS konnte von Anfang an mehr als 2 Stunden aufnehmen – GENAU RICHTIG für einen abendfüllenden Spielfilm plus Werbung. Betamax? Anfangs nur eine Stunde. Ja, vielen Dank, Sony, dann pausiere ich „Blade Runner“ halt in der Mitte und geh Tee trinken wie ein viktorianischer Gentleman.

Und dann war da noch die Pornoindustrie – die kleine, aber hochgradig einflussreiche Schattenmacht des Home-Entertainments. Die Pornobranche entschied sich für VHS. Warum? Weil Sony angeblich keine „unsittlichen Inhalte“ auf Betamax wollte.

Sony:

„Unsere Technologie ist edel.“ –

Pornoproduzenten:

„Cool. Dann halt VHS. Peace out.“

Und zack – der Krieg war entschieden.

Die VHS-Allianz marschierte durch die Wohnzimmer wie die Horden Mordors. In den USA hatte VHS bereits 1980 einen Marktanteil von über 60 % – Betamax? Mickerige 25 %​. Die Nerd-Schlacht war vorbei, bevor viele überhaupt ihre Antennenkabel richtig eingesteckt hatten.

Doch die wahre Tragödie spielte sich an der Front der Unwissenden ab – jenen armen Seelen, die aus Versehen eine Betamax-Kassette kauften.

Szene: Elektromarkt „HiFi Kaiser“, 1984

Ein ahnungsloser Kunde – nennen wir ihn Bernd – sieht eine Kassette im Regal: „Das Ding aus einer anderen Welt – Uncut Version!“ Er greift zu, bezahlt mit zitternden Fingern, geht nach Hause, schmeißt den Film in seinen VHS-Rekorder…

Nichts.

Der Rekorder stottert, wimmert, stirbt innerlich.

Bernd dreht die Kassette um.

Da steht es.

In winzigen, höhnischen Buchstaben: Betamax.

Bernd: „…was zur Hölle ist ein Betamax?“

Sein Schrei hallt durchs ganze Mietshaus. Drei Stockwerke höher schreckt ein Nachbar auf und flüstert: „Wieder einer verloren…“

Betamax-Besitzer hatten es nicht leicht. Sie lebten in ständiger Angst, dass ihr Lieblingsfilm nicht im passenden Format erschien. Sie trafen sich in dunklen Foren (die damals „Brettspieleabende“ hießen), wo sie sich gegenseitig Mut zusprachen:

„Irgendwann… irgendwann wird Betamax zurückkommen.“

(Tat es nicht. Nie. Nicht mal als Meme.)

Und so endete der große Krieg. Nicht mit einem Knall, sondern mit dem langsamen, qualvollen Aussterben einer Technik, die zu gut für diese Welt war – und zu schlecht für den Massenmarkt. Die letzten Betamax-Gläubigen verschwanden leise. Einige lagerten ihre Rekorder im Keller, andere bestatteten sie symbolisch im Garten. Einer ließ sich sogar den Schriftzug „Beta forever“ tätowieren – niemand hatte je den Mut, ihm zu sagen, dass es auch als „Besserwisser-Versager“ gelesen werden konnte.

Was lernen wir daraus?

Dass sich technische Überlegenheit einen Scheiß interessiert, wenn du sie nicht vermarkten kannst.

Dass offene Standards mächtiger sind als proprietäre Arroganz.

Und dass man nie gegen Nerds und Pornos gleichzeitig verlieren sollte – das ist wie im Bossfight gegen Gandalf UND den Balrog gleichzeitig ins Loch zu springen.

Rückblickend war der VHS-Sieg unvermeidlich. Die Kassetten waren größer, hässlicher und manchmal klebrig – aber sie waren überall. Jeder hatte eine. Jeder konnte sie abspielen. Und das ist in der Popkultur am Ende wichtiger als jedes Argument über Bildqualität.

Denn seien wir ehrlich: Niemand hat sich je „Last House on the Left“ auf Betamax angesehen und gesagt:

„Was für ein beeindruckender Farbraum.“

Die haben gesagt:

„Boah, der Film ist krass – und ich hab ihn auf VHS zu Hause!“

Game over, Beta. Danke fürs Mitspielen.

Nächster Krieg: DVD gegen DivX. Aber das ist eine andere Geschichte.

Video 2000: Das vergessene dritte Rad am Magnetbandwagen

Doch während VHS und Betamax sich wie zwei rasende Kaiju-Monster über die cineastische Großstadt prügelten, gab es da noch jemanden. Einen stillen Dritten. Einen Außenseiter im Rollkragenpullover, der leise murmelte: „Ich könnte das alles besser.“

Sein Name war Video 2000.

Und er war die nerdigste Tragödie seit Jar Jar Binks.

Geboren in den Labors von Philips und Grundig, war Video 2000 technisch tatsächlich besser als seine beiden Rivalen.

➡️ Wendekassette? Ja, die gabs! Einfach umdrehen – doppelte Spielzeit, wie bei einer Vinylplatte, nur ohne Coolness.

➡️ Keine sichtbaren Kopierschutzlöcher? Endlich Raubkopieren mit Stil!

➡️ Deutsche Ingenieurskunst? Natürlich – funktionierte exakt so lange, bis jemand die Uhr stellen wollte.

Doch wo VHS wie ein Rockkonzert durch die Wohnzimmer donnerte und Betamax wenigstens noch so tat, als wäre es elitär, war Video 2000... der leise Streber hinten in der Klasse, der erst nach dem Abi mitbekommt, dass es auch Partys gibt.

Der Markt reagierte wie ein US-Teenager in einem 80er-Horrorfilm: Er hörte ein Geräusch im Keller – und ging trotzdem nicht nachschauen.

Video 2000 war dieses Geräusch.

In Videotheken wurde das System behandelt wie ein ansteckender Ausschlag.

Wenn du fragtest:

„Habt ihr Tanz der Teufel auf Video 2000?“

kam zurück:

„Wir führen Filme, keine Museumsexponate.“

In den Regalen: Null Auswahl.

In der Werbung: Kaum sichtbar.

Im Herzen der Nerds: Ein Vakuum.

Technisch zu gut für die breite Masse.

Emotional zu deutsch für den globalen Markt.

Marktwirtschaftlich so sexy wie ein Finanzamtstermin.

Ein Nerd-Traum, der im Saturn-Regal verstaubte, während VHS mit Porno-Geld in die Popkultur einzog und Betamax wenigstens eine Träne bekam.

Mini-Meta-Gag aus dem Jenseits:

Archivnotiz 1984, irgendwo in Wuppertal:

„Video 2000 wird sich sicher durchsetzen –

ich hab schon zwei Filme auf Kassette.“

2025:

Beide Kassetten liegen immer noch im Keller.

Zwischen Pumuckl-Hörspielen und einem „Captain Future“-Puzzle.

Video 2000 starb einen langsamen, peinlichen Tod.

Nicht durch Explosion, sondern durch völlige Irrelevanz.

Heute kennt es nur noch die Nerdpolizei – und selbst die wills nicht ins Archiv aufnehmen.

Wenn du in den 80ern einen Video 2000-Rekorder hattest, warst du nicht early adopter, sondern early Opfer.

Aber hey – wenigstens konntest du die Kassette wenden.

Heimkino in der Steinzeit

Tracking-Fehler, verrauschte Bilder und kaputte Bänder

Willkommen in den 1980ern, als Heimkino noch echter Handarbeit glich. Wer heute nostalgisch von guter alter VHS-Zeit schwärmt, hat vermutlich verdrängt, wie barbarisch diese Ära wirklich war. Damals verwandelte sich das gemütliche Wohnzimmer in eine technische Steinzeitwerkstatt: Der Videorekorder (massiver Kasten zum Abspielen und Aufnehmen von VHS-Kassetten, mit mehr Knöpfen als ein Space Shuttle) stand bereit, die Couch war besetzt – und das Grauen konnte beginnen. Kaum drückte man auf Play, setzte die Realität ein:

flimmernde Bilder, rauschender Ton und permanente Angstschweißtropfen auf der Stirn.

Nostalgie? Ja, für ungefähr zehn Sekunden – bis das Bild zum ersten Mal horizontal zu wandern begann und man panisch den Tracking-Regler suchte.

Der Kampf mit dem Tracking-Regler – ein Hauch zu viel und Schneesturm

Ah, der Tracking-Regler (kleines Einstellrädchen am Videorekorder zur Bildjustierung, berüchtigt für seine Überempfindlichkeit). Dieses unscheinbare Rädchen entschied über Kinoabend oder Schneesturm im Fernseher. Ein Millimeter Bewegung zu viel – knarz – und der Fernseher verwandelte sich in eine tanzende Ameisenarmee. Plötzlich zogen sich graue Streifen durchs Bild, als hätte jemand einen Schneefall auf der Mattscheibe simuliert. Die Qual: Man drehte vorsichtig zurück und hoffte, den magischen Sweet-Spot zu finden, an dem Harrison Ford nicht mehr als flackernder Geist erschien. Jeder VHS-Abend begann also mit einer Zen-Übung in Feinmotorik. Familie und Freunde saßen drumherum wie bei einem antiken Ritual, während der Nerd des Hauses am Tracking-Regler schwitzte, als würde er eine Bombe entschärfen.

„Nicht atmen, ich hab fast… Mist, wieder Schneegestöber!“

– ein Dialog aus der Steinzeit des Heimkinos.

Auto-Tracking? Fehlanzeige – in den frühen 80ern war Handarbeit angesagt, und wer kein ruhiges Händchen hatte, durfte den Film als verkrieseltes Daumenkino genießen.

Natürlich konnte man sich auch entscheiden, den Regler in Ruhe zu lassen – dann flimmerte das Bild eben dauerhaft mit einem charmanten Streifen in der Mitte. Die meisten von uns entwickelten dabei fast ein Stockholm-Syndrom mit dem Rauschen:

„So schlimm ist der Streifen doch gar nicht, oder?

Könnte auch Kunst sein.“

Aber nein – es war schlimm.

LaserDisc war eine riesige CD-ähnliche Videoplatte in Top-Qualität, die sich aber nur Millionäre und Technikpriester leisten konnten.

Und wir wussten es. Spätestens als wir erfuhren, dass es zeitgleich ein anderes Format namens LaserDisc gab, mit kristallklarer Bildqualität und ohne Tracking-Gefummel, fühlten wir uns wie Höhlenmenschen mit Flintensteinwerkzeug.

VHS war halt der Standard – bis Ende der 90er besaßen rund 85 % der US-Haushalte so einen Videorekorder, und wir in Deutschland standen dem kaum nach. Heimkino in der Prä-Internet-Ära war VHS – ob man wollte oder nicht.

Bandsalat: Wenn der Videorekorder die Kassette frisst

Doch Tracking-Probleme waren harmlos im Vergleich zum ultimativen VHS-Albtraum:

Bandsalat

(umgangssprachlich für das heillose Verheddern des Videobands im Rekorder-Innenleben).

Jeder VHS-Veteran kennt den Moment, der das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es passierte meist genau im Finale des Films, natürlich. Ein plötzliches RATSCH – das Bild stockte, der Ton verstummte. Statt der ersehnten Auflösung hörte man nur noch das unheilvolle Surren des Videorekorders.

Dann die Schreie:

„OH MEIN GOTT, DER REKORDER FRISST MEINE KASSETTE!“ –

Panik breitet sich aus. Die Familie springt auf, als wäre ein Feuer ausgebrochen. In gewisser Weise war Feuer ausgebrochen, nur dass es aus Zelluloid bestand.

Vater oder Mutter, die eben noch friedlich Chips knabberten, werden plötzlich zu Notfall-Chirurgen. Bewaffnet mit einem Taschenmesser (Schweizer Offiziersmesser, Allzweckwaffe jedes 80er-Elternteils, taugt auch zur Band-Rettung) und wilden Entschlossenheit rückten sie dem Videorekorder zu Leibe.

„Keiner bewegt sich!“, rief Papa,

während er versuchte, die verklemmte Kassette vorsichtig aus dem schluchzenden Gerät zu ziehen. Wie in einem schlechten Horrorfilm blickte uns das Gerät mit gieriger Klappe entgegen, das Magnetband bereits meterweit herausgezogen, zerknittert und verklebt. Bandsalat in vollster Pracht – ein wirres Knäuel brauner Folie hing heraus, als hätte der Recorder die Eingeweide der Kassette herausgerissen.

Was nun?

Operation am offenen Videorekorder.

Mama hielt die Taschenlampe, Papa fummelte mit der Messerspitze das Band aus den Zahnrädern. Die Stimmung: Grabesstill. Jeder Atemzug konnte das fragile Band zum Reißen bringen. Man hatte das Gefühl, das Schicksal der gesamten Familien-Filmsammlung hinge an diesem seidenen (besser gesagt magnetischen) Faden. Und tatsächlich – oft war die Kassette danach nie mehr dieselbe. Wenn es gut lief, konnte man das Band per Hand vorsichtig zurück in die VHS-Kassette spulen (z.B. mit einem dicken Stift in einem der Spulenlöcher, MacGyver-Style). Wenn es schlecht lief, war das Band durchtrennt. Dann half nur noch Scotch Tape und Stoßgebete, um den Film vielleicht doch noch zu retten. Viele von uns haben so gelernt, dass Klebeband ein legitimes chirurgisches Instrument sein kann – zumindest in der VHS-Steinzeit.

Nach solchen Erlebnissen klebte man manchmal warnende Post-its auf den Rekorder:

„Bitte KEIN Bandsalat!!!“ –

als hätte das Biest von selbst beschlossen zuzuschnappen. In Wahrheit war oft schlicht Verschleiß schuld: Abgenudelte Geräte und tausendfach abgespielte Kassetten führten zu solchen Fressattacken.

Aber als Teenager sah man nur den Hunger des Rekorders. Fortan schob man jede Kassette mit Herzklopfen hinein, bereit zum schnellen Zug am Netzstecker, falls der Player wieder Appetit entwickelte. Heimkino war eben Nervenkrieg – wer braucht schon Horrorfilme, wenn schon das Abspielgerät pure Angst einjagte?

Bildstörungen, Farbflackern und der Fluch des Kopierschutzes

Neben Tracking und Bandsalat gab es da noch die kleineren Dämonen, die jeden VHS-Abend würzen konnten:

Bildstörungen aller Art.

Mal flackerte die Farbe wild, sodass der Lieblingsheld im Sekundentakt von normal zu blau-grün umschlug – als hätte er einen Alien-Schimmer. Dann wieder verschwand der Ton mitten im Dialog völlig.

„Hörst du was? Ich hör nix…“ –

Klaps auf die Seite des Fernsehers – Ton ist wieder da.

Jaja, gängige Technik in den 80ern: Gewalt gegen Geräte. Wenn der Ton nicht spurte, bekam der Fernseher eben eine verpasst, das gehörte zum Heimkino-Ritual. Und erstaunlicherweise kam der Ton nach dem Schlag sogar oft zurück, als hätte das Gerät kurz unsere Verzweiflung gebraucht.

Richtig psychedelisch wurde es, wenn man der Versuchung erlag, eine Kopie von einer Kopie zu schauen. Viele von uns haben Filme auf dubiosen Tauschbörsen der Vorzeit erstanden – sprich: vom Kumpel eine überspielte VHS geliehen bekommen.

Dann schlug der Kopierschutz zu:

Kopierschutz: eingebaute VHS-Abwehrmaßnahme namens Macrovision, die die Helligkeit bei Kopien schwanken ließ, um Raubkopierer in den Wahnsinn zu treiben.

Plötzlich begann das Bild zu pulsieren. Heller, dunkler, heller, dunkler – ein fieses Kopierschutzflimmern malträtierte die Netzhaut. Gerade noch sah man den Helden klar, im nächsten Moment war alles im Nebel, als würde der Fernseher auf Disco-Modus schalten. Für uns Kids sah das aus, als wäre der Videorekorder von Geistern besessen – dabei war es nur kapitalistischer Voodoo, um uns vom illegalen Überspielen abzuhalten. Natürlich ließen sich echte Nerds davon nicht stoppen: Man nahm es eben hin, dass das Bild flackerte, und behauptete trotzig, man möge diesen „stilistischen Effekt“. Im Freundeskreis wurde gelogen, dass sich die Balken bogen:

„Die müssen im Film, äh, einen künstlerischen Filter benutzt haben… sollte wohl so VHS-Ästhetik sein.“

Klar doch.

All das lief übrigens über einen einzigen fetten Anschluss zum Fernseher: Anfangs war das oft der Antennenstecker, was bedeutete, man musste den TV auf Kanal 3 (oder sowas) einstellen und durfte beten, dass kein echter Sender dazwischenfunkte. Später wechselten viele von uns zum sagenumwobenen SCART-Kabel.

SCART-Kabel breites 21-poliges Audio/Video-Kabel für direkte Verbindung, in Europa der Standard für bessere Bildübertragung.

Das erste Mal SCART – man dachte, jetzt wird alles besser. Ein Kabel für Bild und Ton, welch Fortschritt! Voller Vorfreude stöpselte man den rechteckigen Stecker ein (nachdem man ihn dreimal falsch herum angesetzt hatte – warum passte das blöde Ding nie beim ersten Versuch?).

Erwartungsvolles Einschalten…

und nichts geschah. Schwarzbild.

„Äh… muss der Fernseher vielleicht auf AV stellen?“

Richtig, da gab es plötzlich einen geheimnisvollen neuen Kanal namens AV. Hektisches Drücken der Fernbedienung:

AV1, AV2 – aha, Bild!

Aber Moment, warum in Schwarzweiß?

Tja, das SCART-Kabel steckte nicht richtig, oder der Fernseher erwartete NTSC statt PAL, oder die SCART-Buchse wackelte. Die Fehlersuche geriet zum Technikseminar:

Pin 20 für Video-In?

Vielleicht am Kabel wackeln… Zack, Farbe da!

Ein Jubel geht durchs Wohnzimmer. Ganze fünf Minuten astreines Bild – bis jemand gegen den Videorekorder stößt und das Bild erneut zu flimmern beginnt. SCART sollte zwar theoretisch all unsere Verbindungsprobleme lösen, doch in der Praxis war es ein launischer Gott: Mal gnädig mit Farbe und Ton, mal strafend mit Stille und Monochrom. Viele von uns gaben entnervt auf und gingen zurück zum alten Antennenkabel – immerhin wusste man da, welchen Schnee man hatte.

Bonus-Runde: Long Play – doppelte Laufzeit, halbe Qualität

LP-Modus: Aufnahme/Abspiel-Modus mit halber Bandgeschwindigkeit- verdoppelt die Spielzeit auf Kosten der Bildqualität.

Für die ganz Hartgesottenen gab es noch den Long Play-Modus.

Long Play – allein der Klang versprach Größe! Vier Stunden Film auf einer einzigen Kassette – die Verheißung klang verlockend, als hätte man den heiligen Gral der Videonutzung entdeckt. Endlich die Möglichkeit, den Doppelabend AlienundAliens hintereinander auf ein Tape zu quetschen, ohne um Mitternacht wechseln zu müssen.

Doch natürlich schlug das Schicksal auch hier zu: Wer Long Play nutzte, bekam zur Strafe ein Bild, das aussah, als hätte jemand Vaseline auf die Linse geschmiert. Die Auflösung sank gefühlt in den zweistelligen Bereich, und das Rauschen vervielfachte sich. Bewegungen wirkten verwischt, Details verschwanden im Matsch. Es war, als würde man den Film durch eine schmutzige Fensterscheibe anschauen – im Schneesturm. Schnell machte der Spruch die Runde:

„Long Play – nur, wenn du Bildqualität so richtig hasst!“

Die Angst vorm Long-Play-Modus war real: Manche von uns schworen, LP ruiniere auch die Tonspur und fresse sogar die Geräte schneller. Ob das stimmte, sei dahingestellt, aber allein das Geräusch des Tapes im Long-Play-Betrieb klang schon gequält – ein langsames, schleifendes Surren, als würde der Videorekorder um Gnade winseln.

Also vermieden viele diesen Modus wie der Teufel das Weihwasser. Long Play war der Pakt mit dunklen Mächten: Du bekamst zwar die doppelte Laufzeit, aber der Preis war deine Seele – pardon, deine Augen. Natürlich probierten wir es trotzdem aus (die Gier nach vier Stunden ununterbrochenem Filmgenuss war zu groß). Und jedes Mal bereuten wir es spätestens nach zehn Minuten:

„Ist der Fernseher kaputt, oder warum sieht Zurück in die Zukunft aus wie Zurück in die Waschmaschine?“

Nein, das war nur Long Play in all seiner verschwommenen Herrlichkeit. Am Ende spulten wir kleinlaut auf SP (Standard Play, normale Geschwindigkeit und Qualität) zurück und akzeptierten, dass man in der VHS-Steinzeit eben keine Abkürzungen nehmen sollte. Vier Stunden auf einer Kassette klangen fantastisch – bis man merkte, dass man dafür praktisch blind schaute.

So war das Heimkino in der VHS-Steinzeit: Eine Ära, in der jeder Filmabend zu einem Abenteuer wurde. Man rückte dem flimmernden Bild mit Schraubenzieher/Dreher-Mentalität zu Leibe, wagte waghalsige Rettungsaktionen an Magnetbändern und lernte, dass technische Innovationen wie SCART oder Long Play zwar viel versprachen, aber am Ende vor allem neue Arten des Wahnsinns brachten.

Nostalgisch daran zurückzudenken ist erlaubt – solange man bereit ist, diese Nostalgie genüsslich in einen vom Videorekorder gekauten Albtraum zu verwandeln. Denn wir lieben zwar unsere Erinnerungen an die Videotheken- und VHS-Zeit, aber ehrlich gesagt:

Wirklich vermissen tut das Rauschen, Flackern und Friemeln keiner von uns. Willkommen in den 80ern, der Steinzeit des Heimkinos – wer das überlebt hat, den schockt in Zeiten von Streaming und 4K wirklich gar nichts mehr.

Die frühen Nerds – Wer keine Sammlung hatte, hatte kein Leben

In den dunklen Tagen der 1980er erhob sich das Nerdtum aus den Kellern – und mit ihm die heilige Kunst des VHS-Sammelns. Damals galt:

Wer weniger als fünf Filme sein Eigen nannte,

konnte gleich einpacken.

„Fünf Tapes? Lächerlich!“, höhnte der VHS-Hohepriester mit 37 Kassetten im Regal. Die Anzahl der Videotheken schoss derweil wie Pilze aus dem Boden, doch der wahre Status eines Nerds zeigte sich zuhause am heiligen Wandaltar1. Ein Regal voller VHS-Hüllen war nicht nur Deko – es war der Ausweis der eigenen Existenzberechtigung.

Kein Witz: Kein Shelf, kein Self.

Wer keine Sammlung hatte, hatte kein Leben – Amen!2

Das Ritual des Vorzeigens wurde zur sozialen Währung unter Film-Nerds. Besuchte man einen gleichgesinnten Kumpel, führte der erste Weg nicht etwa in die Küche, sondern ehrfurchtsvoll zum VHS-Schrein. Dort ging das Protz-Proszenium los:

Knarr, machte die Glasscheibe des Regals, und mit verklärtem Blick zog der Gastgeber seine neueste Errungenschaft hervor.

„Schau mal, meine ‚Tanz der Teufel‘-Uncut-Fassung –

hast du nicht, oder?!“

sagt er mit einem Grinsen, das breiter nicht sein könnte. In seinen Händen leuchtet die verbotene Frucht des Horrorfilms, in Deutschland auf dem Index und nur unter der Ladentheke erhältlich (aber nur unter Strafe)​. Sein Besucher schluckt nervös.

Natürlich hat er diese rare Kopie nicht – und das weiß der Gastgeber genau. Hier geht es nicht um Gastfreundschaft, hier geht es um Dominanz in der Nerd-Hackordnung. Der Besucher stammelt etwas von

„äh, cool, ich hab da nur die gekürzte Fassung ausm Fernsehen...“,

während er innerlich vor Neid zergeht. Genau in diesem Moment spürt er: Er hat verloren (Ist zwar damals nie im deutschen TV gelaufen, aber egal). Der Gastgeber hat gewonnen. Game, Set, Match – Evil Dead Uncut schlägt alles. Beim Hinausgehen bekommt der Besucher großzügig ein Trostpflaster angeboten:

„Kann dir mal meine Kopie ziehen, wenn de willst.“

Großzügigkeit des Gewinners oder Gnadenakt für den Unterlegenen? Egal – im Nerd-Kosmos von 1987 ist das equivalent zu Almosen für den VHS-Armen.

Überhaupt wurden Nerd-Wettkämpfe zur höchsten Kunstform erhoben. Ein echter 80er-Filmnerd machte aus jeder Unterhaltung einen Wettbewerb. Es reichte nicht, nur alle Dialoge aus Star Wars mitzusprechen; man musste auch detailliert darlegen, warum die Synchronfassung von 1982 besser war als die von den Special Editions – und zwar ohne Punkt und Komma, stundenlang. Zwei Nerds konnten sich in der großen Pause auf dem Schulhof einnisten und einen verbalen Showdown hinlegen:

Wer referiert länger über die Unterschiede zwischen zwei deutschen Synchronisationsfassungen?

Der eine doziert mit Schaum vorm Mund darüber, dass in der Original-Kino-Synchro von Blade Runner der Erzähler viel düsterer klang, während die spätere VHS-Fassung „alles kaputt gemacht“ habe.

Der andere kontert mit dem heiligen Gral der Synchro-Nerds:

Schweinebacke vs. Motherf***er – jawohl, die berüchtigte Übersetzung aus Stirb Langsam. Stunden vergehen, das Pausenbrot bleibt unangetastet. Keiner will nachgeben, keiner will aufhören – und das Publikum aus Klassenkameraden schaut gebannt zu, als wäre es ein WM-Finale. Wer zuerst schweigt, hat verloren. Sieger ist, wer am längsten labern kann, bis der Pausenhof leer ist und der Schuldiener entnervt die Schulglocke als Gong schlägt. Es hieß, einige dieser Duelle endeten niemals wirklich; sie wurden am nächsten Tag fortgesetzt. Vielleicht laufen sie heute noch irgendwo in einer Zeitschleife weiter.

Diese frühen Nerds betrieben ihre Leidenschaft mit religiösem Eifer. Ihre VHS-Sammlung war ihr Tempel, jeder Film darin ein heiliger Gral. Die VHS-Sammlerreligion kannte strenge Rituale: Vor dem Ansehen wurde erst einmal das Band vor- und zurückgespult – zur Weihung sozusagen. Jede Hülle, jeder Schuber, jeder Klebeetikett-Streifen wurde verehrt und mit samtenen Handschuhen behandelt. Staub auf den Videohüllen? Blasphemie! Mindestens einmal pro Woche musste die Sammlung poliert, sortiert und in alphabetischer (oder lieber doch chronologischer? Oder nach Genre? Ach, entscheiden ist schwer!) Reihenfolge neu geordnet werden. Manche Nerds entwickelten eigenwillige Ordnungssysteme, komplizierter als jedes Bibliotheksarchiv. Und wehe, jemand stellte Rambo II neben Rambo I anstatt dahinter – das konnte zu mittelschweren Freundschaftskrisen führen. Man munkelte von einem Nerd, der einen spontanen Wutanfall bekam, als sein kleiner Bruder eine Kassette falsch einsortierte. Es soll nicht bei Worten geblieben sein – der arme Bruder musste zur Strafe alle VHS-Hüllen an diesem Tag entstauben, während der Nerd wie ein Hohepriester danebenstand und die korrekte Ausrichtung im Regal überwachte.

Die Schande der abgerissenen Cover war indes das dunkelste aller Kapitel. In einer Zeit, in der ein VHS-Cover fast so wertvoll war wie der Film selbst, kam es einem Nerd-Todesurteil gleich, wenn dieses Cover beschädigt wurde. Ein Eselsohr-Knick in der Hülle trieb gestandenen Sammlern Tränen in die Augen. Ganz zu schweigen von abgerissenen oder fehlenden Covern – unvorstellbar! Ein solcher Makel konnte den Ruf eines Nerds ruinieren.

Anekdoten machen die Runde von dem armen Kerl, der “Alien” auf VHS hatte, aber dessen Cover durch einen Wasserschaden komplett zerfiel. Er versuchte verzweifelt, es mit Tesa zu retten – doch das Ergebnis sah aus wie Frankensteins Monster auf Pappe. Die Community reagierte gnadenlos:

Hinter vorgehaltener Hand nannte man ihn “Cover-Killer”. Auf dem Schulhof wollten plötzlich selbst die Nerd-Kumpels nichts mehr von ihm leihen – wer weiß, vielleicht gehen deren Cover bei ihm auch kaputt?! Die soziale Ächtung folgte prompt. Fortan tauschte er seine Filme nur noch im Geheimen, mit in braunes Papier eingeschlagenen Hüllen, als wäre es Schmuddelmaterial. Ein Nerd ohne intakte Cover war wie ein Ritter ohne Rüstung – nackt und ehrlos. Kein Wunder, dass gebrauchte Videotheken-Tapes mit zerschlissenen Hüllen von echten Sammlern gemieden wurden wie die Pest. Lieber gab man ein kleines Vermögen aus, um ein Exemplar mit Originalcover zu ergattern, als sich so einer Schmach auszusetzen.

Die Obsession kannte keine Grenzen. Schon in jungen Jahren wurden Sammlerduelle auf dem Schulhof ausgefochten wie Wildwest-Showdowns. Da zückten zwei Achtklässler in der großen Pause jeweils eine VHS-Kassette aus dem Ranzen – als wären es Pistolen.

„Ich hab Ghostbusters in der Originalfassung!“ –

„Ach wirklich? Ich hab Star Wars, Original-Thronzimmer-Szene,

mein Freund!“

Umstehende „Ohhh!“-Rufe feuerten sie an. Jeder versuchte, den anderen zu übertrumpfen. Als der erste einen handgeschriebenen Spickzettel zückt und anfängt, all seine Filme aufzuzählen, zieht der zweite den ultimativen Trumpf: eine laminierte Liste seiner gesamten Sammlung, fein säuberlich mitgebracht! Jawohl, laminiert – für die Ewigkeit haltbar gemacht. Ein Raunen geht durch die Menge.

Laminierte Listen waren so etwas wie die Aufzeichnungen der Apostel. Das heißt, dieser Nerd hat zuhause akribisch jede VHS dokumentiert, ausgedruckt und einfoliert, um sie jederzeit vorzeigen zu können. So gewinnt man natürlich jeden Sammlerwettstreit. Der Herausforderer muss geschlagen die Segel streichen, während Listenguy triumphiert. (Gerüchten zufolge hat Listenguy später in Excel pivot-Tabellen mit LaserDisc-Beständen geführt – aber das ist eine andere Geschichte.)

Und dann gab es da noch die dunklen Ecken der Nerd-Welt, in denen man zum nächsten Level aufstieg:

die ersten Filmbörsen – halb Schwarzmarkt, halb Nerd-Mekka.

Hier verwandelten sich harmlose Filmfans in schattenhafte Bootleg-Jäger. An einem verrauchten Sonntagmorgen in einer Turnhalle trifft ein nervöser Teenager mit Bravo-Starschnitt-Shirt zum ersten Mal auf den legendären Bootleg-Flüsterer. Dieser Händler hat mehr Ähnlichkeit mit einem Drogendealer als mit einem Filmverkäufer: Lederjacke, Sonnenbrille in Innenräumen und ein mystisches Grinsen. Er mustert den Teenie-Nerd und raunt:

„Ich hab da was… total Seltenes.“3

Unter der Theke zieht er eine unscheinbare VHS hervor, auf der der Titel von Hand gekritzelt ist. Kein Cover, kein FSK-Siegel – genau das macht sie so verführerisch.

„Uncut, direkt aus Japan importiert. Nix fürs Kinderzimmer.“

Die Augen des Nerds weiten sich. Das ist der Stoff, von dem er gehört hat – vielleicht ein berüchtigtes Zombie-Bootleg oder die legendäre, hierzulande verbotene Texas Chainsaw Massacre-Fassung. Sein Herz rast. Geld wechselt den Besitzer schneller als du „Snuff Collector’s Edition“ sagen kannst. Der Bootleg-Flüsterer verschwindet so lautlos, wie er gekommen ist, zurück in den Schatten der Turnhallen-Ecke, während unser junger Nerd mit zitternden Händen seine Beute in den Rucksack gleiten lässt. Er fühlt sich wie Indiana Jones, der gerade den heiligen Gral erbeutet hat – auch wenn der Gral in diesem Fall eine dritte Kopie in mittelprächtiger Qualität ist. Egal: Er hat jetzt etwas, was kaum einer hat. Zu Hause, beim heimlichen Screening hinter zugezogenen Vorhängen, wird er sich als König fühlen. Und beim nächsten Nerd-Stammtisch kann er flüstern:

„Ich hab da was, das hast du bestimmt nicht…“ –

und alle werden anerkennend nicken, während Neid in ihren Augen funkelt.

So lebten sie also, die frühen Nerds, und trugen ihre VHS-Sammlung wie eine Ritterrüstung. Jeder Film im Regal ein Sieg, jeder fehlende Film ein Makel in der Ehre. Ihre Identität bezogen sie direkt aus den bunt bedruckten Pappschubern – Pixel für Pixel, Cover für Cover. Wer damals kein stolzes Video-Regal präsentieren konnte, war gesellschaftlich tot. Kein Date, kein Respekt, nicht mal ein Sitzplatz beim Dungeons-&-Dragons-Abend – denn ohne Sammlung warst du niemand. Klingt übertrieben?

Willkommen in der Nerd-Kultur der 80er, wo Übertreibung Standard war. Und jetzt entschuldigt mich – ich muss schnell meine Blade Runner-Erstauflage streicheln gehen. Man will ja nicht in Ungnade fallen bei den Göttern der Videokassetten.

Fußnoten (Satire)

Experten schätzen, dass 1985 ein durchschnittliches Nerd-Regal mit VHS-Kassetten so ehrfürchtig betrachtet wurde wie ein Rembrandt-Gemälde im Museum. Nur staubiger. ↩︎

Aus dem Buch der Nerdismen, Kapitel „VHS 1:1 – Übersetzung: „Thou shalt own more tapes than thy neighbor.“ ↩︎

O-Ton eines Händlers auf einer Filmbörse anno 1988, überliefert durch ehrfürchtige Augenzeugen – wahrscheinlich während er in einer Rauchwolke verschwand. ↩︎

Erste Filmbörsen

Illegale Kopien, Horror-Fans und Film-Junkies im Untergrund

Folgt mir in die düsteren Nerd-Katakomben der 1980er: stickige Hinterzimmer und schummrige Gemeindesäle, in denen sich Filmfans wie Verschwörer treffen. Hier unten, abseits jeder zivilisierten Videothek, floriert ein geheimer Basar voller illegaler VHS-Kopien. Durch dichte Schwaden von Zigarettenrauch und dem Hauch von verschüttetem Apfelwein blinzeln flackernde Neonröhren – gerade hell genug, um die staubigen Tape-Stapel zu beleuchten. Das Ambiente? Verstaubt, verräuchert, mysteriös anrüchig – es riecht nach altem PVC-Plastik, kaltem Rauch und einem Hauch von vergorenem Apfel. Kurzum:

Willkommen im Untergrund,

wo der normale Filmfreund besser einen Schritt zurücktritt – denn hier unten werden aus harmlosen Cineasten echte Film-Junkies.

In einer Ecke des Raumes lehnt der Hohepriester aller Bootlegs. Sonnenbrille im Keller – selbstverständlich – und eine abgegriffene Lederjacke, die bessere Tage gesehen hat. Vor ihm auf dem Tapeziertisch liegen seine dubiosen Taschen voll mit Schatzkassetten: handbeschriftete VHS-Raritäten, jede einzelne ein kleines Verbrechen für sich. Er grinst lauernd wie ein Teufelsapotheker. Halb Dealer, halb Priester verteilt er verbotene Filme wie sakramentalen Wein. Eine Transaktion mit ihm fühlt sich an wie Beichte und Sünde zugleich:

Flüsternd fragt ein bleicher Fan nach

“Hast du zufällig Tanz der Teufel UNCUT…?”