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Die erste Film- und Fernsehszenen-Sammlung für SchauspielerInnen. Dieses Buch bietet einen breitgefächerten Fundus an lizenzfreien Kurz-Drehbüchern für das eigene Training, zur Castingvorbereitung oder auch für die Bewerbung und Demobandproduktion: Es umfasst Dialoge und Monologe verschiedener Genres, zugeschnitten auf Männer und Frauen, unterschiedliche Typen, Rollen und Altersstufen. Ein Großteil aller SchauspielerInnen verdient heute sein Geld mit Film und Fernsehen. Damit angehende Schauspieler und Filmemacher trainieren und lernen können, benötigen sie praktische Übungsvorlagen. Und sie brauchen Bewerbungsmaterial: Das Demoband ist als audiovisuelle Visitenkarte für SchauspielerInnen inzwischen ein absolutes Muss, um sich auf dem hartumkämpften Markt durchzuSetzen. Bislang wurden hierfür selbstverfasste Texte, herausgeschriebene Filmszenen oder Theaterdialoge verwendet. Aber Theatertexte haben eine völlig andere Struktur als Drehbücher für Film und Fernsehen und bereits produzierte Filmszenen nachzustellen birgt die Gefahr in sich, dass man seine eigene Fantasie unterdrückt oder mit dem bereits beSetzten Schauspieler verglichen wird. Susanne Bohlmann hat aus über zehn Jahren professioneller Demobandproduktion und Schauspielcoaching eine Sammlung an geeigneten Filmszenen erstellt, diese mundgerecht bearbeitet und strukturiert. Das Material kann nach Herzenslust und individuell als Inspiration genutzt, fantasievoll umgeSetzt oder kreativ gefilmt werden.
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Seitenzahl: 174
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[1]Susanne Bohlmann
[2][3]Susanne Bohlmann
Filmszenen für Schauspieler und Filmemacher
Zum Spielen und Inszenieren
UVK Verlagsgesellschaft Konstanz · München
[4]Praxis Film Band 67
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISSN 1617-951X ISBN 978-3-86496-398-8
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© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2014
Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Einbandfoto: © phoenixie / photocase.com Satz und Layout: Lisa Masur, Köln Bearbeitung Illustrationen: Johanna Hagemann, Köln
UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 · D-78462 Konstanz Tel.: 07531-9053-0 · Fax: 07531-9053-98www.uvk.de
eBook-Herstellung und Auslieferung:
[5]Inhalt
VORWORT
Vorwort
Demoband
Die richtige Szene finden
Bewerben
Kameratraining
Inszenieren
Danksagung
DIALOGE FÜR FRAUEN
DRAMA/FAMILIE
Abbitte
Alleingelassen
Auf der Brücke
Der Verrat
Ertappt
Schwere Bitte
Standardimpfung
Überrascht
Urlaubsanfang
Verdacht
Verschleppt
ACTION/KRIMI
Am Abgrund
Begegnung zweier Welten
Beschattet
Briefkästen
Erpressung
Kronzeuge
Rückendeckung
Verhör auf dem Spielplatz
Vermisstensuche
KOMÖDIE/COMEDY
An der Ampel
Beide erwischt
Beim Friseur
Das Baby
Drunter und Drüber
Haarwäsche
Hawaiianische Beichte
Racheplan
Zeit und Raum
Rendezvous
Schnipp, Schnapp, Haare ab
Selbstmordphobie
Straßenumfrage
Talentsucher
LIEBE/INTRIGE
Abgeschleppt
Affäre
Besuch vom Professor
Businessmami
Chance
Elternabend
Glückwunschkarte
Heikle Frage
Im Auto
Im Krankenhaus
Lange Leitung
Messerstich in der 8
Mit Stil
Romantik im Friseursalon
Tatort
Umfragetief
[6]MONOLOGE FÜR FRAUEN
DRAMA/FAMILIE
Abschied
Bargeschichten
Fallengelassen
Freiheitskämpferin
Kontakt abgebrochen
Zum Schluss
ACTION/KRIMI
Laufbursche
Mutter im Verhör
Notwehr
Zeugin
KOMÖDIE/COMEDY
Ein Verhör zum Verlieben
So kann ich nicht arbeiten
DIALOGE FÜR MÄNNER
DRAMA/FAMILIE
Auf der Suche
Das Schillinghaus
Drohung
Guter Rat
Ideenklau
Kollegen
Vaterliebe
ACTION/KRIMI
Der Deal
Eisenbahnbrücke
Komplizen
Unter Verdacht
Zeuge in der Werkstatt
KOMÖDIE/COMEDY
An der Bushaltestelle
Beziehungsweise
Der Straßenmusikant
Elefantenjagd
Im Hasenkostüm
Nervensache
Reboot
LIEBE/INTRIGE
Aus
Das letzte Treffen
Das Wiedersehen
Die Rose
Eifersucht
Fettnapf im Café
Liebesgeständnis
Mutterwitz
MONOLOGE FÜR MÄNNER
DRAMA/FAMILIE
Durchgezogen
Eifersucht
Geständnis
Mitläufer
Motive
ACTION/KRIMI
Am Telefon
Treffpunkt
KOMÖDIE/COMEDY
Die alte Dame
[7]VORWORT
„Aus einem guten Drehbuch kann immer noch ein schlechter Film werden – aber aus einem schlechten
Drehbuch niemals ein guter.“
Dieses Buch ist voller kleiner Drehbücher aus verschiedenen Genres, die spielerisch und kreativ umgesetzt werden können. Sowohl als Übungsmaterial für angehende Filmemacher, als auch als Bewerbungsgrundlage für junge Schauspieler.
Früher galt das Theater als Dreh- und Angelpunkt des Schauspielerlebens, heute verdienen die meisten Schauspieler ihr Geld in den Branchen Film und Fernsehen. Auch in der Ausbildung hat sich vieles verändert. Längst ist allgemein bekannt, dass das Spiel vor der Kamera ganz anderen Gesetzen unterliegt als das auf der Bühne. Authentizität und Natürlichkeit sind die Schlüsselbegriffe des Filmschauspiels, denn es soll ein Abbild des alltäglichen oder zumindest emotional nachvollziehbaren Lebens darstellen. Beim Film ist es nicht nötig, für die zehnte Reihe zu spielen, da die Kamera jeden noch so kleinen Impuls im Gesicht erkennt. So schießen Filmschauspielschulen und Camera Acting Studios wie Pilze aus dem Boden und auch an den traditionellen Theaterausbildungsstätten gewinnt das Arbeiten vor der Kamera immer mehr an Bedeutung und Raum.
Doch wie lernt man das Spielen vor der Kamera? Ganz klar: Indem man es tut. Die Studenten sollten also möglichst viel drehen, sich ausprobieren und danach ihre Gesten und Mimik beobachten und analysieren. Hierfür wurden bislang selbstverfasste Texte, herausgeschriebene Filmszenen und Theaterdialoge verwendet. Solche Texte sind oft ungeeignet, blockieren häufig das Spiel und verhindern, dass der Schauspiellehrer den richtigen Zugang zum Schüler bekommen kann. Benötigt wird also dringend ein umfangreicher Filmszenenfundus, der die verschiedensten Typen, Rollen und Genres bedienen kann.
Nach der Schauspielausbildung geht es darum, sich selbst zu promoten. Deshalb ist es wichtig, gutes Bewerbungsmaterial vorweisen zu können. Neben aussagekräftigen Fotos und der Vita gehört ein professionelles Demoband zum absoluten Muss, um sich bei Agenturen, Castern und Produzenten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Selbst Rollen in unbezahlten Studentendrehs bekommt man nur mit Showreel. Allerdings haben junge Schauspieler kaum Erfahrung vor der Kamera und somit auch kein Demomaterial, welches man zu einer audiovisuellen Visitenkarte zusammenschneiden könnte. Hier kommen die Produktionsfirmen ins Spiel, die kostengünstig kurze, individuelle Filmszenen erstellen, um auf diese Weise die schauspielerischen Fähigkeiten des Kunden optisch einzufangen. Ein Demoband sollte nicht länger als fünf Minuten sein und eine Szene nicht länger als 1,5 Minuten. Doch entscheidend für den gewünschten Erfolg sind die ersten 15 Sekunden der ersten Szene. Castingdirektoren [8]haben keine Zeit, sich 150 Demobänder anzuschauen und – seien wir ehrlich – jeder von uns entscheidet oft nach dem ersten Eindruck, der bereits nach 15 Sekunden besteht. Doch wenn diese Sekunden gut und spannend sind, dann bleibt auch der Caster dran. Entscheidend ist natürlich der Schauspieler selbst: Passt er oder sie als Typ für die Rolle? Wie ist das Spiel? Sind die Rahmenbedingungen richtig? Dennoch kann ein schlechtes Drehbuch, das zwangsläufig zu einer schlechten Szene führt, alle Chancen zerschlagen, besetzt zu werden und das, obwohl man vielleicht perfekt für die Rolle wäre. Viele verwenden Szenen aus bereits produzierten Filmen und spielen diese nach. Wenn der Caster dies zu Gesicht bekommt, fragt er sich zunächst, woher er diese Szene kennt und zweitens (wenn es ihm eingefallen ist), warum jemand versucht, Oscar–Gewinnerin Meryl Streep nachzuspielen und das auch noch in Deutschland. Es ist daher entscheidend, gute Szenendrehbücher zu finden, die sowohl auf den speziellen Typ zugeschnitten sind, als auch in die deutsche Filmlandschaft passen und die zudem auch für sich genommen spannend und einnehmend daherkommen.
Die folgende Szenensammlung ist das Ergebnis von zehn Jahren Demobandproduktion und Schauspielcoaching. Unzählige Schauspieler sind zu mir gekommen, um gutes Bewerbungsmaterial produzieren zu lassen. Sie alle waren sehr unterschiedlich und hatten sehr individuelle Bedürfnisse. Selten wurde eine Szene zweimal gespielt, denn immer mussten Typ, Genre, Alter und Emotion passen. Nach unzähligen Feedbacks und dank der engen Zusammenarbeit mit Castingdirektoren und Schauspiel– Agenturen stellte sich im Laufe der Jahre immer deutlicher heraus, welche Szenen funktionieren und warum.
Diese besten Szenen wurden hier zusammengestellt und können nach Herzenslust geprobt und gefilmt werden. Natürlich sollte man die Texte der individuellen Mundart anpassen und auch Kürzungen sind bei vielen Szenen möglich. Desgleichen lassen sich Örtlichkeit und Spielpartner austauschen. Die Formatangabe wie z.B. TV–Dailysoap, Kino – Romanze oder TV – Krimireihe ist nur ein Vorschlag und kann mit einfachen Inszenierungs- und Kameratechniken umgemünzt werden. Es kann auch für Männer sinnvoll sein, in den Szenen für Frauenrollen nachzulesen und umgekehrt, denn oftmals lassen sich die Geschlechterrollen mit etwas Fantasie und der richtigen Wortwahl leicht umschreiben. Wichtig ist nur, dass man sich beim ersten Lesen wiedererkennt, sich unterhalten fühlt und Lust bekommt, die Szene zu spielen. Denn dann ist sie auch für andere ein Vergnügen. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Spielen und Inszenieren.
[9]DER START ALS SCHAUSPIELER
DEMOBAND
Nahezu jeder, der die Schauspielausbildung erfolgreich absolviert hat, ist überzeugt, sofort ins Theater- oder Filmgeschäft einsteigen zu können. Man hat zwar gehört, dass es schwierig sein soll und dass nur ca. zehn Prozent aller Schauspieler von ihrem Beruf leben können, aber man glaubt fest daran, zu der kleinen Minderheit zu gehören, die sofort entdeckt und bald über den roten Teppich schreiten wird.
Allerdings holt die meisten bald die Realität ein. In der Antwortmail der gewünschten Agentur steht dann, der Typ sei schon vertreten oder man sei voll besetzt. Bei Castings sitzt man mit 20 anderen Hoffenden im Wartezimmer, die samt und sonders aussehen wie man selbst und bei dem Studentenfilm, den man neulich unentgeltlich gedreht hat, ist das Material nicht zu gebrauchen, weil man nur von hinten zu sehen ist. Aber natürlich heißt das nicht, dass man aufgeben soll bzw. kann, denn wenn man unbedingt auf die Bühne oder die Leinwand gelangen will, dann sollte man alles versuchen, um den Traum wahr werden zu lassen. Zumindest will man sagen können: »Ich habe es versucht!« Und wie versucht man es? Wenn man zur Mehrheit aller jungen Schauspieler gehört, die weder Vitamin B besitzen noch Lust haben, sich dafür unsäglich zu verbiegen, dann sollte man an seiner eigenen Marketingstrategie arbeiten. Netzwerke und wichtige Kontakte ergeben sich meiner Erfahrung nach von selbst, wenn man sich in dieser Branche bewegt und arbeitet. Deshalb ist es nicht nötig, sich auf irgendwelche Premierenpartys einzuschmuggeln, um Prominenten und Regisseuren die eigene Visitenkarte aufzunötigen. Das kann eher das Gegenteil bewirken. Auch ist es wichtig zu erwähnen, dass die meisten Besetzungsentscheidungen nicht mit dem Talent oder der eigenen Person zusammenhängen, sondern schlicht und ergreifend eine Typ-Frage sind. Manchmal entscheiden nur die Haarfarbe, Körpergröße oder unvorhersehbare Banalitäten, etwa, ob der zuständige Redakteur an diesem Tag gefrühstückt hat oder nicht. Deshalb ist es wichtig, Absagen nicht persönlich zu nehmen und an allem zu zweifeln, sondern daraus zu lernen und weiterzumachen. Absagen sind Teil des Jobs und im Idealfall als positive Erfahrungen zu verbuchen. Im Übrigen ist Durchhaltevermögen meiner Ansicht nach eines der stärksten Strategien im Kampf um den Erfolg.
Über die Besetzung entscheiden also viele Faktoren, auf die wir keinen Einfluss nehmen können. Was sich aber beeinflussen lässt, ist zum z.B. unser Bewerbungsmaterial. Diese Unterlagen für Agenturen, Caster und Produzenten sollten die bestmögliche Qualität aufweisen und immer aktuell sein. [10]Natürlich stellen Fotos noch immer das wichtigste Element in der Bewerbung dar. Beim ersten Foto muss es sofort „Klick“ machen. Es muss den Betrachter direkt ansprechen und den eigenen speziellen Typ sichtbar machen. Deshalb ist es wichtig, keine nur schönen Modelfotos anfertigen zu lassen, sondern einen Fotografen zu finden, der das Spezielle in einem sieht und dies in den Fotos zum Ausdruck bringen kann. An zweiter Stelle steht schon das Demoband – heutzutage ein absolutes Muss, um besetzt zu werden. Bei der Produktion sollten einige wichtige Regeln bedacht werden:
1. Gesamtlänge nicht länger als fünf Minuten und jede Szene nicht länger als 1,5 Minuten konzipieren (Lieber eine kurze Szene, die man gerne länger sehen würde, als umgekehrt. Trenne dich von mittelmäßigen / langweiligen Szenen, auch wenn ZDF in der Ecke steht.)
2. Typgerechte Szenen zeigen.* (S. Abschnitt „Die richtige Szene finden“.)
3. Keine übertriebenen Emotionen, wie z.B. Schreien, Weinen, Durchdrehen etc. zum Ausdruck bringen. (Über 90 Prozent aller gedrehten Filmszenen sind Alltagsszenen, die ohne Tränen auskommen. Zu viel Emotion wirkt fast immer aufgesetzt und unangebracht.)
4. Für einwandfreie Bild- und Tonqualität sorgen. (Heutzutage sind die Caster verwöhnt und ärgern sich über schlechte Qualität – dem lässt sich vorbeugen.)
5. Unbedingt eine authentische Location wählen. (Lieber eine echte Parkbank, als ein nachgebautes Büro – das wirkt immer dilettantisch und „selbstgemacht“.)
6. Gute Anspielpartner wählen, die aber nicht den gleichen Typ repräsentieren. (Man muss die Hauptrolle klar erkennen können, sei es durch den Schnitt oder den Textanteil.)
7. Stimmige und altersentsprechende Kostüme und Masken aussuchen. (Man sollte nicht unterschätzen, was ein Maskenbildner bewirken kann. Trotzdem darf man nie verkleidet aussehen.)
DIE RICHTIGE SZENE FINDEN
Wichtig bei Demobandszenen ist, dass sie ohne lange Einleitung direkt beginnen. Zudem sollten sie enden, wenn es am spannendsten ist. Humor ist natürlich auch wichtig, denn er öffnet die Herzen der Zuschauer und das kann hilfreich sein. Wenn man also eine humorvolle Ader hat, dann sollte man dies im Demoband zeigen.
[11]Natürlich muss man generell wissen, was man will und kann. Ein Demoband zu erstellen heißt, eine Entscheidung zu treffen. Es ist nicht klug, alles spielen bzw. sein zu wollen, denn das verwirrt den Caster und dieser weiß dann nicht, wie er den Schauspieler einordnen soll. Ohne irgendjemandem zu nahe treten zu wollen, ist meine Erfahrung, dass Castingdirektoren und Redakteure oft keine bzw. wenig Fantasie haben. Das liegt natürlich primär an deren geringem Zeitbudget, aber auch an dem Überfluss an möglichen Kandidaten. Wenn man also auf seinem Band eine Krankenschwester spielt und der Caster gerade zufällig eine Ärztin sucht, wird man bestimmt in die engere Auswahl kommen. Wenn ein junger Vater gewünscht ist und man nicht mit einem Kind zu sehen ist, stehen die Chancen eher schlecht. Trotzdem sollte man sich klar positionieren und nicht versuchen, es jedem recht zu machen. Das kann ohnehin nicht funktionieren. Zunächst sollte man die eigene Klischeeschublade finden: Ist man eher der Gute oder der Böse? Passt man mit seinem perfekten Aussehen eher in eine Soap oder hat man ein Charaktergesicht und ist besser für den Tatort geeignet? Wie wird man gesehen? Man sollte versuchen, ehrliche Meinungen darüber zu sammeln und auch dabei ist wieder ganz wichtig: Man darf die Einschätzungen nicht persönlich nehmen. Manchmal passt man eben perfekt in die Rolle der Putzfrau aus der sozialen Unterschicht oder in die des schleimigen Liebhabers, der weniger im Kopf hat als in den Armen. Man sollte sich zunächst nicht gegen dieses Klischee wehren – diese perfekt zu verkörpern, könnte so etwas wie eine Eintrittskarte sein. Es ist also wichtig, mindestens eine Szene genauso zu spielen, wie es von einem erwartet wird. Dann kann man in der nächsten Szene mehr auf das eingehen, was man am liebsten spielen möchte. Aber auch hier sollte man nicht komplett gegen seinen Typ, sein Alter oder Genre gehen – das geht meistens schief. In diesem Sinne heißt es: Keine Angst vor Klischees und keine Angst davor sie zu brechen.
Zudem sollten die Szenen ein entschiedenes Format bedienen, wie z.B. TV – Krimi, Kino – Romanze oder TV – Dailysoap. Hier spielt vor allem die Technik eine große Rolle, z.B. die bewegte Kamera oder Festeinstellungen. Durch Licht und Schnitt kann man bestimmte Effekte erzeugen, die dem Caster helfen, das richtige Genre zu finden. So ist es optimal, mindestens eine Szene im Tageslicht zu drehen und eine mit Kunstlicht, denn die Wirkung kann sehr unterschiedlich sein. Dialoge sind immer wichtiger als Monologe. Aber ein guter kurzer(!) Monolog oder eine sympathische Vorstellungsszene kann als ein positiver Kontrast zu den Dialogen gute Dienste leisten.
[12]BEWERBEN
Wenn das Demoband fertig ist, die perfekten Fotos geschossen und die Vita samt Steckbrief geschrieben ist, geht es an die Bewerbung. Wenn man eine Schauspielagentur sucht, sollte man sich zunächst im Internet einige heraussuchen, zu denen man passen könnte. Die Agentur sollte nicht zu viele Schauspieler vertreten, damit man nicht in der Masse untergeht, und einige der Schauspieler sollten auch regelmäßig drehen. Dann sollte der eigene Typ idealerweise noch nicht vertreten sein. Am besten ruft man vorher bei der Agentur an, stellt sich vor und berichtet von der eigenen Suche nach einer passenden Agentur. Daraufhin erhält man Auskunft, ob man Demoband und Fotos schicken soll oder ob alles digital gemailt wird. Manchmal bekommt man auch schon am Telefon eine Absage mit der Begründung, die Agentur sei voll ausgelastet. Wenn man eine Agentur findet, die einen aufnehmen möchte, übernimmt sie in den meisten Fällen das komplette Marketing des Schauspielers. Das bedeutet, dass man mit Fotos, Vita und Demoband auf der Internetseite präsentiert wird und die Agentur sorgt ebenfalls dafür, dass alle wichtigen Caster das Material bekommen – digital oder analog.
Agenturen, die Geld von Schauspielern verlangen, sind unseriös. Auch sollte eine Agentur nicht mehr als zwölf Prozent für ihre Arbeit verlangen. Es sei denn, sie übernehmen die Kosten für Fotos und Demoband, was allerdings äußerst selten der Fall ist. Vor allem sollte man bei der/dem Agenten/in ein gutes Gefühl haben und bei den Telefonaten und Treffen auf den eigenen Bauch hören. Falls die Suche nach einer Agentur nicht umgehend von Erfolg gekrönt ist, sollte man sich selbst an die Caster wenden (alle wichtigen Caster-Kontakte sind im Internet zu finden, z.B. unter crew-united.de). Auch hier heißt es wieder: anrufen und fragen, auf welche Weise man sich vorstellen darf.
Dann müssen DVDs (oder Downloadlinks) bzw. Mails geschickt werden. Es ist sehr wichtig, in den Internetplattformen „filmmakers“ und „schauspielervideos/crewunited“ vertreten zu sein. Denn hier suchen sowohl Caster als auch Produzenten und Regisseure aus ganz Deutschlandnach geeignetem Personal. Diese Einträge sollten vollständig und qualitativ hochwertig sein. Volleinträge sind zwar kostenpflichtig, lohnen sich aber, denn man ist weiter oben in der Liste zu finden.
KAMERATRAINING
Beim Spielen vor der Kamera ist es am wichtigsten, nicht zu »spielen«. Es einfach tun – das ist das Ziel. Sich in die Situation hineinversetzen und als man selbst agieren und [13]reagieren. Alles andere kommt später und ist zunächst kaum umsetzbar. Man sollte sich bei einer Szene genau überlegen, aus welcher Situation man gerade kommt: Welche Stimmung hat man, bevor die Szene beginnt? Man sollte sich fragen: Was will ich genau? Schlafen? Reden? Ausweichen? Will ich hier weg oder will ich bleiben? Es ist ganz wichtig, dass man als Figur nicht weiß, was am Ende der Szene passiert. Man lässt alles einfach auf sich zukommen. Auch kann es sehr hilfreich sein, sich ein Geheimnis auszudenken, welches die Figur vielschichtiger machen kann. Wenn es eine Szene ist, in der man versucht, jemanden von seiner Unschuld zu überzeugen, kann es die Spannung erhöhen, wenn man in Wirklichkeit schuldig ist – oder bei einer Liebesszene eine Schwangerschaft verheimlicht. Auch kann eine bestimmte Körperlichkeit wie Kopfschmerz oder Jucken eine interessante Authentizität hervorrufen. Diese Technik bringt oft eine andere Ebene mit ins Spiel. Hier lautet die Regel: Einfach verschiedene Möglichkeiten ausprobieren und herausfinden, ob es sich natürlich und richtig anfühlt. Eine der wichtigsten Grundregeln lautet, dem anderen zuzuhören und ihn auch wirklich anzusehen. Denn dadurch entsteht dann der richtige Rhythmus. Oft ist man zu schnell im Text und hat keinen Mut zu Pausen. Aber für gewöhnlich sind es gerade die Stellen, an denen nicht gesprochen wird, die am spannendsten sind. Das bedeutet also, erst einmal den Gedanken, den man gleich aussprechen wird, im Kopf entstehen zu lassen. Am besten, man trainiert immer mit Kamera und schaut es sich danach an. Es ist wichtig, dass man sich daran gewöhnt, sich selbst spielen zu sehen. So ist sehr schnell erkennbar, an welchen der eigenen Manierismen man arbeiten muss. Ich selbst, das haben mir schon viele Menschen rückgemeldet, sehe unglaublich traurig aus, wenn ich mein Gesicht einfach nur entspanne. Auch wenn ich das Gefühl habe, ich schaue neutral bis freundlich, wirke ich offensichtlich nach außen eher negativ. Das heißt, ich muss immer etwas mehr Positivität geben als ich es fühle, um freundlich auszusehen. Man muss also ganz genau wissen, wie man „rüberkommt“ und von der Kamera wahrgenommen wird. Denn oftmals sind die Unterschiede zu dem, was man fühlt, und dem, was man sieht, frappierend. Wichtig ist nur, ob es funktioniert. Wie man da hinkommt und was einen innerlich umtreibt, ist irrelevant. Optimal ist es natürlich, wenn man durch Veränderung des inneren Zustandes nach außen genau das Gewünschte zum Ausdruckbringen kann. Aber oft muss man hart daran arbeiten und die eigene Körperlichkeit perfekt studieren, um sie gezielt vor der Kamera einsetzen zu können. Also heißt es vor allem: üben, üben, üben!
[14]INSZENIEREN
Angehende Filmemacher oder Demobandproduzenten können diese Szenen natürlich auf unterschiedlichste Weise inszenieren. Für Demobandproduktionen ist entscheidend, welches Genre bzw. Format bedient werden soll. Wenn es sich um eine Soap handelt, dann sollte das Szenenbild schön hell und gleichmäßig ausgeleuchtet sein; die Kamera möglichst statisch und ruhig. Bei einer Krimiszene sieht das ganz anders aus: Die Kamera darf bewegt sein, und es kann mit Unschärfe und Achssprüngen gearbeitet werden. Das Licht kann extremer gesetzt werden, sodass Schatten entstehen, oder es wird nur mit „available light“ gearbeitet. Auch kann es spannend sein, ein und dieselbe Szene auf unterschiedliche Art und Weise umzusetzen, sowohl in der Regie, als auch in der technischen Umsetzung. Hier heißt es Fernsehen anschalten oder ins Kino gehen und die verschiedenen Techniken vergleichen und studieren.
DANKSAGUNG
Natürlich möchte ich mich bei den Menschen bedanken, die mich allzeit bedingungslos in meinen abenteuerlichen Vorhaben unterstützen: Meine wunderbare Familie, meine treuen Freunde und mein mutiges kreatiFILM Team.
[15]
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