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Der Traum ist erfüllt. Das erste eigene Pferd ist da. Und was nun? Denn die meisten Probleme und Fettnäpfchen zeigen sich erst im gemeinsamen Alltag. Schnell wird klar, dass alles theoretische Wissen, all die Reitstunden und eventuell auch die jahrelange Reitbeteiligung doch nicht ganz auf das Abenteuer eigenes Pferd vorbereiten konnten Dieses Buch begleitet praxisorientiert und mit viel Spaß, Humor und Tipps Pferd und Mensch durch das erste gemeinsame Jahr: von der Suche nach dem perfekten Stall über die ersten Spaziergänge bis zum Bund fürs Leben. Traumpferde kann man nicht kaufen, aber sie können dazu werden. Leicht verständlich erklärt die Autorin, wie das gehen kann.
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Seitenzahl: 114
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FIT FÜRS ERSTEEIGENE PFERD
EIN HANDBUCH FÜRFRISCHGEBACKENE PFERDEBESITZER
(Foto: Slawik)
Karin Tillisch
FIT FÜRS ERSTEEIGENE PFERD
EIN HANDBUCH FÜRFRISCHGEBACKENE PFERDEBESITZER
Haftungsausschluss
Die dargestellten Übungen, Herangehensweisen und Ansichten entstanden aus der persönlichen Erfahrung der Autorin. Jedes Pferd und jeder Mensch ist ein individuelles Wesen, sodass es keine Trainingsmethode, Übung oder Philosophie geben kann, die auf alle zutrifft und für alle zum Erfolg führt. Pferde sind große, starke Tiere, die durch ihr artspezifisches Verhalten für Menschen gefährlich werden und ihnen Schaden zufügen können.
Die Autorin, der Verlag und alle weiteren direkt und indirekt an diesem Werk beteiligten Personen haben dieses Buch nach bestem Wissen und Gewissen und mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Für eventuelle Schäden, die als Folge von Handlungen und/oder befasster Beschlüsse aufgrund der in diesem Buch gegebenen Informationen und Philosophien entstehen könnten, kann jedoch keine Haftung übernommen werden.
IMPRESSUM
Copyright © 2017 Cadmos Verlag GmbH, Schwarzenbek
Titelgestaltung und Layout: www.ravenstein2.deSatz: Pinkhouse Design, WienCoverfoto: Christiane SlawikFotos im Innenteil: Christiane SlawikLektorat der Originalausgabe: Alessandra Kreibaum
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-EinheitsaufnahmeDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nachvorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN: 978-3-8404-6440-9
INHALT
Meine Pferde und ich
Wie ich zu Shadow kam
… und dann kam Starlight
Seelenpferde, Krafttiere und Co.
Die große Verantwortung
Herzlichen Glückwunsch zum eigenen Pferd!
Was kommt da eigentlich auf mich zu?
Der eiskalte Realitätscheck
Der knallharte Finanzcheck
Der „perfekte" Stall
Was will ich und was darf/muss es kosten?
Reine Boxenhaltung – noch zeitgemäß?
Box-Paddock-Haltung
Offenstall-/Gruppenhaltung
„In Eigenregie?"
Auf der Suche
Pensionsvertrag – worauf man achten sollte
Vorbereitungen
Was will ich und was brauche ich wirklich?
Gebraucht oder neu?
Auf der Suche nach dem Tierarzt
Auf der Suche nach dem Hufschmied
Auf der Suche nach dem Pferdezahnarzt
Auf der Suche nach dem Trainer/Reitlehrer
Fit fürs Pferd
Man kann nie genug wissen!
Kurse und Seminare zur Vorbereitung
Reitabzeichen und Co.
So wird man fit fürs Pferd
Der Neue kommt
Transport des Pferdes in den neuen Stall
Ankunft am neuen Stall
„Stallgeflüster“, Tratsch und Co.
Eingliederung in die Herde
Neuer Stall – neue Viren?
Der erste Monat
Auch Pferde haben Heimweh!
Erstes Kennenlernen beim Putzen
Nichts überstürzen!
Rituale bieten Sicherheit
Futterumstellung Step by Step
Der zweite Monat
Kennenlernen im Roundpen
Führübungen
Das erste Mal an der Longe
Der dritte Monat
Trauen und Vertrauen lernen im Sattel
Erstellen von Reit- und Trainingsplänen
Ruhm und Ehre schon im Kopf?
Das erste Mal beim Hufschmied
Der vierte Monat
Wenn das Pferd „nein“ sagt
Die lieben Reitkollegen
Der erste Ausritt
Der fünfte Monat
Wenn der Tierarzt kommt
Der erste Termin beim Pferdezahnarzt
Reitunterricht
Pferdehänger und Co.
Der sechste Monat
Gut Ding will Weile haben!
Sinnvoll Zeit miteinander verbringen
Motivation für Pferd und Mensch
Der gemeinsame Weg
Wenn der Ehrgeiz kommt
„In guten wie in schlechten Zeiten“
Wie findet man den „richtigen“ Weg?
Danksagung
Kontakt
MEINE PFERDE UND ICH
HEINZ WELZ
„AM ANFANG HAST DU DAS PFERD, DAS DU BRAUCHST. AM ENDE HAST DU DAS PFERD, DAS DU VERDIENST.“
(Foto: Slawik)
Es war an einem regnerischen, ungemütlichen Januarmorgen im Jahr 2000, als ich mich mit meiner kleinen roten Rostlaube auf die Autobahn wagte und gen Herbolzheim bei Freiburg tuckerte.
Vor wenigen Wochen hatte ich das Honorar für mein erstes Fachbuch erhalten und wollte mir nun endlich einen lang gehegten Traum erfüllen – das erste eigene Pferd. Seit ich drei Jahre alt war, hatte ich von einem eigenen Pferd geträumt. Im Nachhinein bin ich froh, dass meine Eltern nicht nachgegeben haben. Ich hätte es nicht so zu schätzen gewusst wie jetzt als Erwachsene, die sich diesen Traum mit dem eigenen Geld und der damit verbundenen Arbeit erfüllen kann.
Als ich mich auf die Suche nach einem eigenen Pferd machte, hatte ich natürlich auch die damals herrschenden Traumbilder im Kopf: ein schwarzer Araber, ein Spanier oder ein Friese. Schwarz sollte es jedenfalls sein, zum Angeben idealerweise ein Hengst, der aber am besten keine Hengstmanieren hatte und super brav war.
Jaja, ich hatte als Kind eindeutig zu oft „Blitz, der schwarze Hengst“ gelesen und die TV-Serie „Silas“ geschaut.
Nach einigem Suchen und auch Kontaktieren von seriösen Züchtern hatte ich dann tatsächlich einen schwarzen Hengst gefunden, der auf diese Beschreibung perfekt passte: einen Araber-Berber-Hengst aus Marokko namens Impossible, ein Traumpferd, drei Jahre alt. Allerdings war der Preis der Qualität dieses Hengstes, der später zu einem Stempelhengst der Araber-Berber-Zucht in Deutschland wurde, angemessen, sprengte aber mein Budget um ein Vielfaches.
Wie ich zu Shadow kam
Nach dieser unsanften Landung auf dem Boden der Tatsachen beschloss ich, einen alten Bekannten, Dieter Hämmerle, anzurufen, der mit Western-Freizeitpferden handelte. Zwar hatte er gerade jetzt kein schwarzes Pferd zum Verkauf, dafür aber eine Quarter-Pony-Stute … und Shadow.
Ich dachte ernsthaft, er wolle sich einen Spaß mit mir erlauben. Denn ich hatte im Sommer zuvor ein Fotoshooting auf der Red Rock Ranch gemacht und dort auch besagten Shadow auf der Weide geknipst, wie er den ganzen Laden gehörig aufmischte. Er war weiß – damals mit einigen schwarzen Tupfen –, er war ein Wallach und ein absoluter Chaot. Doch Dieter war der felsenfesten Überzeugung, dass er genau mein Pferd sei, und da ich sonst viel auf seine Expertise gab, setzte ich mich doch ins Auto und fuhr zu ihm.
Shadow war damals nicht gerade ein Eyecatcher. Obwohl er fast doppelt so viel zu fressen bekam wie die anderen Pferde und es ihm auch sonst an nichts mangelte, war er recht dünn. Wenn man aber bedachte, in welch absolut jämmerlichem Zustand er erst zwei Jahre zuvor auf der Ranch angekommen war, wunderte man sich, dass er überhaupt noch lebte.
So stand ich nun da mit einem frechen, dünnen und ziemlich verdreckten Shadow am Putzplatz − und es machte aus heiterem Himmel „Klick“.
Vielleicht waren es seine Augen. Shadow hat „Menschenaugen“, wie man es eigentlich von Appaloosas und ganz selten von Lipizzanern kennt. Und diese Augen schienen geradewegs durch mich hindurch bis in den Kern hineinzusehen. Wir gingen in den Roundpen. Das war das erste Mal, dass Shadow mich herausforderte. Er ging nach einigen Minuten ohne ersichtlichen Anlass auf mich los, indem er mit gespitzten Ohren nach innen abwendete, auf die Hinterbeine ging und mit dem Vorderhuf gezielt auf meinen Kopf peilte.
Gut, dass ich damals recht schnelle Reflexe hatte … An den Windzug des Hufes, der an mir vorbeiging, erinnere ich mich noch gut. Das Seltsame bei der Sache war, dass ich nicht eine Sekunde lang Angst vor diesem Pferd hatte.
Auf dem Reitplatz und unter dem Sattel war es ähnlich „interessant“. Shadow raste im Kreuzgalopp umher, bockte ein wenig und es fühlte sich etwa so an, als würde man auf einem Pulverfass sitzen. Beim Probeausritt ging er dann auch noch mit mir durch.
Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er das alles aus böser Absicht tat, sondern weil er es nicht besser wusste. Shadow hatte eine recht bewegte Vergangenheit, bevor er auf die Red Rock Ranch kam − eine Vergangenheit, die ihn lehrte, dass bei Menschen Angriff die beste Verteidigung ist.
Bis heute gibt es bei Shadow gewisse Trigger, die ihn wieder in dieses alte Verhaltensmuster zurückfallen lassen. Fairerweise bekomme ich aber seit einigen Jahren von ihm vorher eine deutliche Warnung, wenn ihm etwas zu viel wird. Löschen kann diese Traumata bei einem Pferd niemand.
Doch ich wollte ja auch kein Pferd für den großen Sport oder für die große Show. Ich wollte einen Freizeitkumpel, der mit mir durch dick und dünn geht.
Und je mehr Zeit ich an diesem Tag mit Shadow verbrachte, desto mehr bemerkte ich, dass mein Traum von einem schwarzen Hengst eben nur genau das war: ein Traum − etwas, das ich wollte.
Shadow hingegen hatte irgendetwas an sich, das mich damals schon spüren ließ, dass ich dieses Pferd brauche.
Und so geschah es, dass Shadow mein Pferd wurde: mein erstes eigenes Pferd. Und viele Pleiten, Pech und Pannen, die wir zusammen im ersten halben Jahr erlebten – und teilweise auch überlebten – spiegeln sich in diesem Buch wider. Was ich mit Shadow alles erlebt habe, würde gut für ein eigenes Abenteuerbuch reichen!
Quarter Pony Blues Starlight im Alter von drei Jahren beim ersten Shooting im Roundpen. (Foto: Slawik)
Habe ich es je bereut, dass ich mich für Shadow entschieden habe? Die ersten Jahre waren enorm schwer und ich war oft nahe der Verzweiflung. Doch wenn ich jetzt zurückblicke – während ich dieses Buch schreibe, sind Shadow und ich schon seit 17 Jahren ein „Paar“ –, muss ich sagen: Nein, es war genau richtig, dieses Pferd zu nehmen.
Er lehrte mich, dass es zum Erfolg keine Abkürzungen gibt, sondern dass man schon den langen Weg wählen muss, wenn man auch langfristig und ehrlich Erfolg haben will. Er lehrte mich wieder, was mir schon mein Opa als kleines Kind erklärt hatte, was ich aber durch das „konventionelle“ Reiten fast vergessen hatte: Wenn du Gewalt brauchst, dann machst du es falsch!
… und dann kam Starlight
Wer nun denkt, dass bei meinem zweiten Pferd das alles ganz anders und einfacher war, der irrt! Der einzige Unterschied war, dass Starlight eigentlich nicht geplant war. Genau genommen war er der teuerste Cappuccino aller Zeiten für mich.
Ich war auf der Equimundo in Karlsruhe und machte mit Shadow jeden Tag einige Auftritte, und Dieter Hämmerle von der Red Rock Ranch ließ es sich natürlich nicht nehmen, sein ehemaliges Sorgenkind Shadow jetzt auf der großen Bühne zu sehen.
Nach der Show meinte er, ich solle doch mal wieder auf einen Kaffee vorbeikommen und er wolle mir seinen Starlight zeigen, das erste Quarter Pony, das er gezüchtet hatte.
Da Shadow und der Vater von Starlight zusammen auch schon einige Shows gemacht hatten, war ich natürlich neugierig und so fuhr ich mit meinem Freund und meinen Eltern an einem schönen Junitag wieder Richtung Herbolzheim.
Und da stand er dann: klein, etwas zerzaust, mit riesengroßen Kulleraugen und kleinen Mausohren: Klein Starlight. Dieter wollte ihn mir anvertrauen, da er selbst für den zweijährigen Hengst keine Zeit hatte, ihn aber in gute Hände geben wollte.
Ich hatte wirklich nicht vor, an diesem Tag ein Pferd zu kaufen, geschweige denn einen rohen zweijährigen Hengst. Aber nachdem ich mit Klein Starlight im Roundpen und auch in der Halle war, hat es wieder Klick gemacht bei mir.
Vom Wesen her ist Starlight vollkommen anders als Shadow: auf der einen Seite ein Mega-Macho, auf der anderen Seite sehr introvertiert. Ich dachte, nach Shadow würde mich kein Pferd je wieder aus der Ruhe bringen, aber Starlight war eine genauso große Herausforderung, nur auf anderen Gebieten. Ich hatte jetzt den Hengst, den ich ursprünglich wollte, aber einen Ponyhengst, der von Geburt an wusste, wie toll er ist, und das auch aller Welt zeigte. Dadurch, dass er im Deckeinsatz war, entwickelte er später ein Ego, das noch gut für drei Großpferdehengste ausgereicht hätte.
Bereue ich es, den kleinen Chaoten, der, wenn er will, auch mal eine Stunde am Stück herumschreien kann, zu mir genommen zu haben? Der mich mehrfach über den Haufen rannte, in den Sand setzte und frech zwickte? Der mich an den Rand der Verzweiflung trieb, wenn mal wieder bei der Abstimmung „Zwei Eier gegen ein Hirn“ das Hirn sich nicht durchsetzen konnte?
Keinen Tag habe ich es bereut. Starlight fordert viel von seinen Menschen: Fairness, Konsequenz, Klarheit, Ehrlichkeit, Feingefühl − und vor allem Nerven aus Drahtseilen. Wer ihm das aber bieten kann, dem gibt er alles, sei es auf den Turnieren, auf denen er sehr erfolgreich war, oder in den Shows, bei denen er das Publikum mit seinem frechen Ponycharme und seinen „Eigeninterpretationen“ zum Schmunzeln bringt. Aus Starlight wurde auch nicht das Pferd, das ich eigentlich wollte. Es wurde sogar noch etwas viel Besseres und Größeres aus ihm, als ich je gehofft hatte.
Seelenpferde, Krafttiere und Co.
Den Begriff „Seelenpferd“ mag ich eigentlich nicht, da er schon so oft verwendet wurde und mittlerweile enorm abgedroschen ist. Dennoch würde ich sagen, auf Shadow und Starlight trifft diese Bezeichnung für mich zu. Beide waren nicht, was mein Verstand wollte, aber eindeutig das, was meine Seele brauchte.
Was mir wesentlich besser gefällt, ist das indianische Bild des „Krafttieres“, ein geistiges Wesen in Gestalt eines Tieres, das den Menschen leitet und ihn auf seinem Lebensweg begleitet.
Vielleicht sind Shadow und Starlight auch in gewisser Weise meine Krafttiere, da ihr Sein und Tun meinen Lebensweg in den letzten 15 Jahren enorm beeinflusst haben. Meinen ganzen Erfolg als Autorin, Showreiterin und Trainerin verdanke ich genau genommen diesen beiden Pferden.
Genie und Wahnsinn liegen oft auch bei den Pferden dicht beieinander! (Foto: Slawik)
Doch wie findet man nun sein „Seelenpferd“? Man kennt es doch aus der menschlichen Partnersuche: Wenn man zu verbissen und mit zu genauen Wünschen und Vorstellungen nach einem Lebenspartner sucht, findet man im Zweifel keinen.
Wieder zeigt sich hier, dass das, was der Verstand will, nicht das ist, was die Seele in diesem Moment wohl braucht,
Ich habe keine Seelenpartner gesucht, als ich meine Pferde zu mir nahm. Ich hatte nicht den Wunsch oder die fixe Idee im Kopf, dass alles gleich ideal sein musste. Gute Kumpels, mit denen man durch dick und dünn gehen kann, die ich mag und die mich mögen − das war mein Ansatz.
Mit einer engen Bindung zwischen Pferd und Mensch ist es ebenso wie mit der Bindung zwischen zwei Menschen.
Das, was nach der ersten euphorischen Phase des Verliebtseins übrig bleibt, das ist tatsächlich echte Liebe.
Und nur aus solch einer echten Liebe, die über Zeit und Erfahrung und gemeinsame Höhen und Tiefen gewachsen und tief in beiden Seelen verwurzelt ist, kann meines Erachtens so etwas wie eine wirkliche Seelenpartnerschaft entstehen …