Flashman im Großen Spiel - George MacDonald Fraser - E-Book

Flashman im Großen Spiel E-Book

George MacDonald Fraser

4,8

Beschreibung

Die Anzeichen verdichten sich, doch niemand rechnet wirklich damit: Der Große Indische Aufstand, der auch Sepoy-Krieg genannt wird, bricht 1857 aus. Harry Flashman ist politischer Agent, eine Rolle, die ihm eigentlich gut gefällt, da sie ungefährlich erscheint und man keine Ergebnisse vorweisen muss. Aber wie üblich hat er sich verrechnet und er gerät in die Brennpunkte des Aufstandes. Er lernt die wunderschöne Rani Lakschmibai kennen und lieben, er ist beim Massaker von Kanpur dabei und trifft seinen Freund Ilderim, den Paschtunen. Spannend, abwechslungsreich und voller historischer Details, politisch gewohnt unkorrekt und mit viel Humor.

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George MacDonald Fraser

Flashman im Großen Spiel

Flashman im Großen Indischen Aufstand

Die Flashman Manuskripte, Band 5

Kuebler Verlag

Das Buch

Der Große Indische Aufstand, der auch Sepoy-Krieg genannt wird, bricht 1857 aus. Harry Flashman ist politischer Agent, eine Rolle, die ihm eigentlich gut gefällt, da sie ungefährlich erscheint und man keine Ergebnisse vorweisen muss. Aber wie üblich hat er sich verrechnet und er gerät in die Brennpunkte des Aufstandes. Er lernt die wunderschöne Rani Lakschmibai kennen und lieben, er ist beim Massaker von Kanpur mit dabei und trifft seinen Freund Ilderim, den Paschtunen. Spannend, abwechslungsreich und voller historischer Details, politisch gewohnt unkorrekt und mit viel Humor.

Der Autor

George MacDonald Fraser wurde 1925 in Schottland geboren. Er studierte an der Glasgow Academy, wurde Soldat und verbrachte den Zweiten Weltkrieg in Burma. Danach arbeitete er als Journalist in Kanada und Großbritannien, bevor er als Schriftsteller auf der Insel Man lebte.

Flashman im Großen Spiel

Flashman im

Großen Indischen Aufstand

Aus den nachgelassenen Papieren Harry Flashmans

1856 – 1858,

herausgegeben und bearbeitet von

George MacDonald Fraser

Ins Deutsche übertragen von Henriette Beese

Band 5 der Reihe „Die Flashman Manuskripte“

Copyright © 1975 by George MacDonald Fraser,

FLASHMAN IN THE GREAT GAME

© der deutschen Übersetzung 1985 by Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/M – Berlin – Wien.

Erschienen im Ullstein Taschenbuch Verlag.

Deutsche Übersetzung von Henriette Beese.

Neu durchgesehene, überarbeitete und ungekürzte Ausgabe:

Copyright © 2012 Kuebler Verlag GmbH, Lampertheim. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Einscannen oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Herausgegeben von Bernd Kübler

Umschlaggestaltung: Grafissimo! Daniela Hertel

ISBN 978-3-86346-109-6

Vorbemerkung

Ein ermutigendes Resultat der Edition der ersten vier Bände der Flashman-Manuskripte bestand in der großartigen Reaktion von Lesern und Historikern aus aller Welt. Seit 1965 in einem Auktionslokal in Leicestershire die bemerkenswerte Manuskripte von Flashman entdeckt wurden und sich herausstellte, dass es sich um die bisher unbekannten autobiographischen Memoiren des berühmten Angebers aus „Tom Browns Schulzeit“ handelte, hat der Herausgeber Briefe aus verschiedensten Orten erhalten, z. B. von der Himmelfahrts-Insel (Ascension), aus einem G.I.-Erholungscamp in Vietnam, von Dozenten und Studenten aus Großbritannien und den USA, von einer modernen Karawanserei an der Straße über den Khyber-Pass, aus der Zelle einer Polizeistation in Südaustralien und viele weitere.

Besonders befriedigend war nicht nur das Interesse an Flashman selbst, sondern vor allem die genaue Kenntnis der Korrespondenten über die Epochen und Vorfälle, von denen die bisher veröffentlichten Memoiren handelten – dem Ersten Afghanischen Krieg, der Schleswig-Holsteinischen Frage (unvermeidlich auch Bismarck und Lola Montez betreffend), dem afro-amerikanischen Sklavenhandel und dem Krimkrieg. Viele Briefschreiber haben interessante Beobachtungen beigetragen, und manche haben sonderbare Diskrepanzen in Flashmans Erinnerungen festgestellt, die dem Herausgeber leider entgangen waren. Eine Dame in Athen und ein Herr in Flint, Michigan, haben darauf hingewiesen, dass Flashman die Herzogin von Wellington offenbar in einem Londoner Theater gesehen hat, als sie schon ein paar Jahre tot war, und ein Brief auf dem Notizpapier des Außenministeriums vermerkt die sorglose Erwähnung eines „britischen Botschafters“ in Washington im Jahre 1848, während der damalige Repräsentant Ihrer Majestät in der amerikanischen Hauptstadt einen niedrigeren diplomatischen Status innehatte. Solche Irrtümer sind freilich bei einem dahinsiechenden Achtzigjährigen verständlich, wenn nicht gar entschuldbar.

Ebenso interessant sind Mitteilungen wie die eines Herrn in New Orleans, der den Anspruch erhebt, ein illegitimer Großenkel von Flashman zu sein (als Ergebnis eines Verhältnisses im Militärhospital von Richmond, Virginia, während des nordamerikanischen Bürgerkriegs), sowie eines britischen aktiven Offiziers, der behauptet, sein Großvater habe bei der gleichen Gelegenheit Flashman fünfzig Dollar und ein Pferd geliehen – offenbar wurde beides nicht zurückgegeben.

Möglicherweise weiden sich diese und andere interessante Fragen klären, wenn die späteren Papiere herauskommen. Der vorliegende Band handelt von Flashmans Abenteuern beim Großen Indischen Aufstand, wo er Zeuge vieler dramatischer Augenblicke in jenem schrecklichen Kampf wurde und zahlreichen viktorianischen Berühmtheiten begegnete, darunter Monarchen, Staatsmännern und Generälen. Wie in den vorhergehenden Bänden stimmt seine Erzählung mit den bekannten historischen Fakten überein und bringt zugleich neue Informationen bei. So hatte der Herausgeber nichts anderes zu tun, als Flashmans Rechtschreibung zu korrigieren, sein Verhalten zu beklagen und die üblichen Anmerkungen und Anhänge herzustellen.

***

Kapitel 1

Heutzutage werde ich nicht mehr oft nach Schloss Balmoral eingeladen, und das ist ein Segen; die verdammten Schotten-Teppiche da verschlagen mir immer den Appetit, von den unendlich vielen Bildern deutscher Hoheiten und jener unsäglichen Statue des Prinzgemahls ganz zu schweigen, wie er x-beinig im Kilt dasteht. Die Gesellschaft von König Teddy möchte ich sowieso nach Möglichkeit vermeiden, der ist doch nichts Besseres als ein Rowdy aus der Oberklasse. Natürlich war er mir gegenüber ziemlich misstrauisch (seitdem ich seine jugendlichen Schritte ins Bett einer Schauspielerin fehlgeleitet hatte, genau genommen, und damit den göttlichen Fluch von Papa Albert auf seinen dicken Schädel lenkte), und als er sich schließlich auf den Thron zu bewegte, wollte er mich wohl ganz fallenlassen – ich erinnere mich, dass er etwas sagte, so in der Richtung, ich sei Fallstaff für ihn – den Prinzen Falstaff, denkt euch nur – und das von einem Mann mit Schweinsäuglein und einem Bauch wie eine Conestoga-Wagenplane. Und im Übrigen hat er einen schlechten Geschmack bei der Auswahl seiner Zigarren.1

In den Tagen der alten Königin war ich natürlich oft in Balmoral. Sie war immer herzlich zu mir, seitdem sie als süßes Mädel den Orden für Afghanistan an meine männliche Brust heftete, und nachdem ich den besagten kostbaren Teddy unbeschädigt durch die Tranby-Croft-Affäre geführt und vor den schlimmsten Folgen seines eigenen Irrwitzes bewahrt hatte, konnte sie sich gar nicht genug um mich kümmern. Danach kam jeden September, pünktlich wie ein Uhrwerk, ein Befehl an den „teuren General Flashman“, den Zug gen Norden zu nehmen, nach Kailgard Castle, und dort pflegte ich ein eigenes Zimmer vorzufinden, eine Vase mit späten Rosen auf dem Fensterbrett und eine Flasche Brandy auf der Kommode, dezent unter einer Serviette verborgen – man kannte meinen Stil. Auf diese Art kam ich damit klar; sie war schon in Ordnung, die kleine Vicky, solange man ihr den Arm gab und sie sich daran lehnen und dabei endlos plappern konnte, und auch die Zuteilungen waren angemessen. Aber auch damals klebte ich nicht gerade an dem Schloss. Nicht nur, weil es, wie ich schon gesagt habe, auf eine Weise ausgestattet war, die selbst den Geschmack eines schwarzen Straßenhändlers beleidigt hätte, es herrschte dort einfach die grässlichste düstere Highland-Atmosphäre – nichts als Nieseln und Nebel und Zugluft kam durch die Tür, und heilige Melancholie: Selbst im Billardzimmer hing ein Druck an der Wand, der ein scheußliches antik-schottisches Paar zeigte, fromm stierend. Sie beteten vermutlich dafür, dass ich im Billardzimmer verlor.

Was mich auf meine alten Tage gegen Balmoral einnimmt, sind aber vermutlich die Erinnerungen, die mit dem Schloss verknüpft sind. Dort hat für mich derGroße Aufstandbegonnen, und bei den seltenen Gelegenheiten, die mich heutzutage nach Norden führen, gibt es einen Punkt auf der Bahnlinie, wo sich der Rhythmus der Räder ändert, und in meiner Einbildung fangen sie dann zu singen an:„Mera-Jhansi – denge-nay, mera-Jhansi – denge-nay“, immer wieder, und augenblicklich schrumpft der Zeitabstand, ich erinnere mich, wie ich damals vor einem halben Jahrhundert nach Balmoral kam, jawohl, und wozu das geführt hat – die erstickende Hitze auf dem Paradeplatz von Mirat, und wie die Kugeln der Fußfesseln klirrten; wie die Mündung des Neunpfünders sich mir in den Bauch drückte und mein eigenes Blut auf dem von der Sonne aufgeheizten Eisen dampfte; wie der alte Wheeler heiser bellte, als die Säbel der Schwarzen Kavallerie über den Grasboden auf unsere kümmerliche Befestigung zu donnerten („Kein Pardon! Eine letzte Salve, verdammt, und zielt auf die Pferde!“); die brennenden Bungalows und die Hand eines Skeletts im Staub; wie Colin Campbell sich den ergrauten Kopf kratzte und die dunkelroten Flecken sich unterhalb von Satti Ghat im dreckigen Wasser verteilten; ein riesiger, glitzernder Haufen aus Silber und Gold und Edelsteinen und Elfenbein, größer als irgendwas, was Sie jemals gesehen haben – und zwei große, braune, feuchte Augen, mit Kajal umrandete Augen, darüber eine einzige Perle auf der seidigen Haut, bebend geöffnete Lippen ... und bei Gott, da ist doch schon der Stationsvorsteher, strahlt, lüpft den Hut und reißt mich aus dem einzigen erfreulichen Teil jenes Alptraums, er brüllt nämlich: „Grüß Gott hier am Dee, Sir! Da sind Sie also wieder mal!“

Und während er mir auf den Bahnsteig herunterhilft, natürlich, da stehen die ganzen Leutchen vom Land herum, haben ihre Gören zum Glotzen mitgebracht und kichern über den großen alten Kauz im Tweedcape und mit enormem weißem Backenbart („Da schaut, da ist er! Der Mann mit dem, V. C.,2Sir Harry Flashman – ja, ja, der alte Flashy, welcher die leichte Brigade unter sich gehabt hat, in Kabul, und die ganzen Nigger nieder gemacht hat – Jesusmaria, aber alt geworden ist er! – Hurritt“).

Also beantworte ich die Willkommensrufe mit einem Winken, rau und herzlich, während ich den leichten Jagdwagen besteige und mich beeile, um dem unvermeidlichen medaillengeschmückten Veteranen zu entkommen, der hinter mir her keucht und hofft, ich gebe ihm eine Münze für einen Schnaps, wenn er versichert, dass wir einst gemeinsam in der Linie der Highlander vor Balaklava standen. Alter Hurensohn von einem Lügner, vermutlich hat er sich gedrückt und im Bett gelegen.

Nicht dass ich ihn deswegen tadeln würde, das können Sie mir glauben; wenn ich die Chance gehabt hätte, hätte ich mich selbst gedrückt und im Bett gelegen – und nicht nur vor Balaklava, sondern bei jedem Kampf oder Scharmützel, wo ich mich durch die keineswegs glorreichen fünfzig Jahre meines widerwilligen Soldatentums hindurchgeschwitzt und Haken geschlagen habe. (Wenigstens weiß ich selbst, dass sie nicht glorreich waren, aber das Volk weiß es nicht, Gott sei Dank, und deswegen haben sie mich in den Generalsrang erhoben und geadelt und mir eine Doppelreihe Lametta an die linke Brust geheftet. Was wieder einmal beweist, wie weit Feigheit und Schurkerei helfen können, vorausgesetzt, man hat ein entschlossenes Auftreten, lange Beine und mordsmäßig viel Glück. Jawohl, Kutscher, leg los, wir dürfen die Hoheiten nicht warten lassen.)

Aber um auf den Punkt zurückzukommen, nämlich den Großen Aufstand in Indien, und jene grauenhafte, unglaubliche Reise, die in Balmoral anfing – na ja, das war der gruseligste Weg, den irgendein Mann meiner Zeit gegangen ist. Ich habe viele Kriege erlebt und stimme mit Sherman überein, wenn er sagt, dass der Krieg die Hölle ist, aber der Große Aufstand war der Siebte Höllenkreis. Natürlich gab es Kompensationen: Zunächst mal habe ich ihn überstanden, ziemlich unversehrt, was man von Havelock und Harry East und Johnny Nicholson nicht sagen kann, die doch so amüsante Kerle waren. (Worin liegt der Nutzen eines Feldzugs, wenn man ihn nicht überlebt?) Ich überlebte also und errang meine größte Ehrung (völlig unverdient, was ich wohl nicht zu betonen brauche) sowie eine hinreichend nette Scheibe der Beute, dank derer ich meinen jetzigen Wohnsitz in Leicestershire kaufen und unterhalten konnte – ich denke doch, das Zeug ist nützlicher, wenn es mir und meinen Pächtern noch viele Besäufnisse sichert, als wenn es weiterhin zur Erbauung einer Bande von blutsaugenden Priestern einen Heiden-Tempel schmücken würde. Und auf dem Wege des Großen Aufstands traf und liebte ich jene fabelhaft sündige Hexe Lakschmibai – natürlich gab es auch andere, aber sie verkörperte die Spitzenklasse.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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