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FLIP FLOP AND FLY steht als Idiom, das nach dem UNIVERSALWÖRTERBUCH mit »eigentümliche Sprache, Wortprägung, deren Gesamtbedeutung sich nicht aus den lexikalischen Einzelbedeutungen ableiten lässt«, Erklärung findet. FLIP kann ein »Ruck« sein oder im Slang »eine Spritztour, ein Vergnügungsausflug«, FLOP sei »mit den Flügeln schlagend« aber auch »hinplumpsen« oder im Slang »das Versagen”, FLY, »der Flug, fliegen lassen, eilen oder entfliehen.« Wie ein österreichischer Mythen-und Märchenerzähler oft gegen Ende seines fünfzehnminütigen TV-Vortrags zu sagen pflegt: »So Sie meinen, Sie haben die gültige Deutung gefunden, irren Sie sich vermutlich.« Ein Tipp vom Autor dieser Gedichte: Versuchen Sie, die Ihnen gemäße rhythmische und klangliche Akzentuierung sowie Tempowahl, die Ihnen mögliche Wahrheit in die Texte zu legen. Viel Vergnügen!
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Seitenzahl: 47
Lutz Nitzsche Kornel
FLIP FLOP AND FLY
Gedichte
Engelsdorfer Verlag Leipzig 2016
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag
Alle Rechte beim Autor,
die Rechte für die Abbildungen bei Andreas Hanske und Armin Krause,
für diese Ausgabe beim Verlag,
für die Gedichte von Thomas Böhme und Paul Alfred Kleinert bei diesen,
desgleichen für die Nachrede bei Gringo Lahr,
das Essay „Bebilderung – Bemerkungen zum Problem der Illustration“
bei Andreas Hanske
Umschlaggestaltung: Tino Hemmann
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
„Now, when I get the Blues,
I get me a rocking´ chair.
Well, if the Blues overtake me,
gonna right away from here …
Now flip, flop and fly,
I don´t care if I die.
Don´t ever leave me,
Don´t ever say,
Goodbye … ”
Sänger: Big Joe Turner
Autoren: Lou Willie Turner
Charles E. Calhoun
Recorded 1955
empfand nicht nur ich. Elvis
brachte uns 1955ern nicht mehr viel
IN THE GHETTO berührte
dort als Text vom erschossenen Jungen
in Meuselwitz, östlich der Westgrenze
die versperrt war bis zur Rente.
Der Rest: Langeweile. Verfettung.
Peinlich Blue in Hawaiii
Aloha-Oe.
Sleepy John Estes, Big Bill Broonzy, J.B. Lenoir
zerhämmerten Südseesehnsucht
aus elterlichem Volksempfänger:
That´s All Right, Mama,
Eine übliche Lüge, gestohlen
von Arthur “Big Boy” Crudup. Was Tantiemen
sind, ahnte nicht einmal der Anführer
unserer Straßen-Gang
Hartmut H.
Um 1965 kamen Beatles, Rolling Stones,
Kinks, Who, Eric Burdon, Dave Dee, Dozy,
Beaky, Mick and Titch & Co
auch an die Schnauder, bald Hippies
mit Haaren übern Ohransatz, die trampten
zu den Kometen, Mäckys, Isotopen. Endlich
Jugend als unendlicher Traum, mit elf, zwölf, angekommen.
Als Gealterter mit siebenundzwanzig
stellte ich regelmäßig in der Großstadt L.
im Klub der Baustudenten Rocksongs vor,
brachte Storys, als eine Schöne klagte: Ihr
habt das noch erleben dürfen, Atmosphäre
peitschender Rockkultur. Ach,
wollte ich beruhigen: Wenn fünf Prozent
der Jahresproduktion an Musik blieben,
damals, heute, morgen,
welcher Kunst-Gigantismus. Sie
schüttelte unverständig ihren Kopf.
Noch.
Mit Gedichte, Filmen, Büchern, Beziehungen
läuft es wohl ähnlich. Gaga
kann eine berüchtigte Lady sein
oder psychedelische Radio-Station
Freddy Mercury im Himmel,
ich, Seifenmarke, ein Irrtum
wie dieser Text, die Frage
nach dem günstigsten Jahr der Geburt,
nach dem was bleibt.
(für Gringo Lahr zum Geburtstag, 2015)
saugte deine Gifte. Weshalb
kam ich durch. Die Schnippchen,
Haken wurden zur Gewohnheit
Abzuhängen das Erlegte
kommend aus dem Trug der Wirklichkeiten
in den klaren Traum
Erleben
Gedichte durch die Nacht
sprangen Funken virtuos wie kapriziös
auf den Oberleitungen strich Mangel
diese teuflischen Violinen im Wahnorchester
Braunkohlentagebau. Ostinater Orgiasmus
produziert durch die Bagger-Rhythmus-Sektion
Heavy-Metal in Dauerlust Land & Leben
fressend bis das Wasser abgegraben
für trivialen Stromfluss
zu beleuchten unser Opferritual
als apokalyptische Feier
dieser Erdepoche.
Nie Ruhe. Nie angekommen
mit dem harten Schatz Heimat
Erfahrung. Immer weiter
träumen, warten, wissen,
hoffen auf ein Billett retour
zur Symphonie der nächtlichen Kohlezüge
mit dem diabolischen Ur-Geist
als lokführenden Dirigent
aus dem Schnaudertal fort
im schweren dauerplatternden sauren Regen
der die Gleise rosten ließe
wenn das Musikstück stoppte.
Keiner Fliege
Flügel ausgerissen
Keinen Frosch
aufgeblasen
Keinen Maulwurf
ausgegraben
Keinen Regenwurm
zerkaut
Was
auf Christ hinwiese
Zumindest
Pazifist.
Eine Chance
musste der Gegner bekommen
Das
war Ehrenkodex
Im Spiel, sonst
erfolgte Ausschluss
Hier
War es doch nicht
wie im wahren Leben
Hatten wir Knirpse festgelegt.
Waren endlos wie Lederstrumpf
Von James Fenimore Cooper
Eine gefährliche Expedition
Mit vagem Ziel: Nicht einschlafen
Gefahr überall
Rote
Der Spiele
Die mit dem Ball
Mochte ich nie, der
Rollte zu schnell, flog
Den Träumen davon
Wie lndianerpfeile, Worte
Im erregten Gespräch
Schwer wiederzufinden.
Bei Vollmond
Brachen die Mauern
Brüllte der Wald "Komm"
Flog der Junge
Auf dem Mondlicht
Sah Betrunkene
Verlassene Schänken
Drifte ich in Jugend
Der Zukunft zu
Genügen dort
Von wo nachts
Helle strahlt
Weit oben.
auf endlosen Zeilen
unter grauem Herbsthimmel
mit klammen Fingern
Stechen im Rücken?
Zehn Pfennig der Korb
auf dem Kartoffelacker.
trug seinen schwarzen Zigeunerschnauzer
Anfang der Sechziger erhaben
durch dieses genormte Land,
der damals so provokatorisch war
wie schulterlanges Haar
sieben Jahre später.
Er fuhr Motorrad,
mit Ehefrau und Kindern
zelten bei Bad Kösen an der Saale,
damals uns so weit entfernt
wie zur Jahrtausendwende
Timbuktu oder Bali.
Wenig genügte damals,
jemand in Erinnerung zu bewahren
noch nach Jahrzehnten.
Die Nächte der Kindheit
waren unendlich lang
wie später vergebliche Lieben,
Delirien oder Todeskrankheiten.
Auswege boten
uns die Erdgeschosswohnungsfenster
schichtarbeitende Eltern
Kino- oder Bekanntenbesuche derselben
bei Frühdienst.
Mir blieb
nach der Verschraubung der Fenster
das Morsealphabet, zumindest
was ich dafür hielt: lang, lang, kurz!
Der Schulfreund hinter der Wand
meines Kinderzimmers
antwortete: kurz, kurz, kurz!,
dann improvisierten wir
über Beat-Rhythmen, wussten
uns steht noch Abenteuerliches bevor.
Du hättest sprechen sollen,
ermahnt er sich erinnernd
seines Empfindens:
Hier geschieht Unrecht.
Die Klassenbeste, christlich,
als Feind behandelt hier
im Staate der Atheisten,
blieb
im Schweigen
ohne Urkunde.
1985
(für Inge Lotz)
war ein Begriff
damals in Meuselwitz.
Venezia-Eis-Bar
Bahnhofstraße
mit Musik-Box.
Hühnerbrühe mit Ei
für unter fünfzig Pfennig.
Das belebte
nach dem Turntraining
das erste Mal
mit einem Mädchen
Hände haltend
unterm Tisch noch
zu Beat-Singles die Fußspitzen wippen
lächelnd löffeln
hoffend auf Zukunft
beim Heimbringen dürfen.
Cover
Titel
Impressum
FLIP, FLOP und FLY
IN DAS FALSCHE JAHR GEBOREN
IN DAS FALSCHE JAHRE GEBOREN
MEINE GELBE STADT, MEIN ATEM
DIE KOHLEZÜGE SCHEPPERTEN
KINDHEIT
DIE NÄCHTE DER KINDHEIT
DAS TEMPO
NEUER HÄWELMANN
AUCH KINDHEIT – WAS BRACHTE MIR DAS LESEN
ULI HAUCKES VATER
FÜR WOLFGANG HAFERSTROH
SCHULJAHRESENDE IN M. DDR, 1965
GEPFLEGTE BRÜHE (für Inge Lotz)
DER ZEUGE JEHOVAS
DIE JAHRE WECHSELTEN
WUNDER
SO NICHT
AN DER SAALE BEI GROSSKORBETHA
AUSFLÜGE
DEM HORIZONT NACH
HAUPTSACHE UNTERWEGS I
IM UHRZEIGERSINN
FLUCHTFILME
DER OMNIBUS
HOFFNUNGS-LOS / WARTEN & HOFFEN
DAS REICH DER NACHT ERREICHT
BRAUCHTUM
IHR WOLLT MEIN BESTES. IHR
HAINBERGSEE, DER EICHENKRANZ BEI MEUSELWITZ IN THÜRINGEN
SURFIN SAFARI
ZEHN JAHRE ZURÜCK / GEBLENDET 1980
MEIN VATER SAGTE
DER GERUCH DER KINDHEIT
KOHLE/ 1 M. / 2 DAS ZITAT DER MITTE / 3 LAUER
KOHLE 4 VORFELDWALD
DER MYTHOS DES HIER
IM SECHZIGSTEN JAHR
WIEDER WESTWÄRTS
VERKOMMEN IM LABYRINTH II
GESCHAFFT
DIE MÄNNER STEHN AM MARKTPLATZ
EIN GLAS AM TRESEN
MEMENTO EINS
ANGEKOMMEN IRGENDWANN IN L.
ABGEFAHREN
URTEILE, I FÜR REGINALD RUDORF, II DIE FRAGEN DIE FRAGEN
MONOLOGE, LEIPZIG AM 16. JUNI 2015
AKROSTICHON DER STADT
LEIPZIG, IM OSTEN
LEIPZIG, DER ERSTE TAG IM AUGUST
LEIPZIG-MOST, SAGT MANCHER
AUSFLUG
HEILIG DER TAG
TERZ
WIDMUNGEN
AKROSTICHON FÜR THOMAS BÖHME BIRNBAUM
AKKROSTICHON FÜR PETER ROTHER, DRESDEN
AKROSTICHON FÜR PAUL ALFRED KLEINERT
AKROSTICHON FÜR DEN MALER ANDREAS HANSKE
GRINGO
AUS-WEGE – für Ingo Lahr -
LOGIK / FÜR W.H
SOZIALPROGNOSE FÜR AXEL KUTSCH
AKROSTICHON FÜR ATTILA KORNEL
AKROSTICHON FÜR KONSTANTIN KORNEL
BILDBETRACHTUNG IN MEINEM LEB-ZIMMER (für CHARLOTTE E. REGINA WITTENBECHER)
FRIEDRICH LIST IN BAD KROZINGEN
FÜR ALBA JUNIS
FAMILIENTRADITION ODER ES ENTWICKELT SICH
ES MONTAG AM MORGEN ÜBER DICH KOMMEN
SIEBZEHNER
WIEVIELE ZEILEN
ENDLICH BEFAHL ER
GRINGO DIE SILBEN
STAUB TREIBT SCHON KÜHLER
SHAKTI RUFT GURU
KARTOFFELFEUER
STERNSCHNUPPEN ZIEHEN
HIER GEHT´S NICHT WEITER
IN DEN SCHNEEFALL
ERDBEERBLÜTENTEE
NICHTS MEHR ERWARTEND
SCHWIERIGKEITEN BEIM DICHTEN
WENN EIN GEDICHT MISSLINGT
VIER ALS BEGINN
DAS LEBEN, NOCH
TAG-WECHSEL
DAS SCHWIERIGE AM SCHWEIGEN
LETZTER GESANG HEITE FÜR GRINGO LAHR
GRIPPE
DIE FREUNDE DES DICHTERS
MEINE GEDICHTE
DAS GEDICHT DES TAGES
VERTRAUEN IN MEINE GEDICHTE
NACH-REDEN
THOMAS BÖHME – DER POET LUCIVO
PAUL ALFRED KLEINERT – DANK AN FRANCOIS VILLON
GRINGO LAHR – NORMALBÜRGER? SPIRITUALBÜRGER?
ANDREAS HANSKE, BEBILDERUNG – Bemerkungen zum Problem der Illustration
LUTZ NITZSCHE KORNEL, ANDREAS HANSKE – oder DIE SPONTANE VOLKSKUNST (S. V.K.) ENTSTAND
BIOGRAFISCHE SELBSTAUSKUNFT DES DICHTERS
DANKSAGUNG
VERLAGSHINWEISE
Fußnote