Flokati-Träume - Dietrich Bussen - E-Book

Flokati-Träume E-Book

Dietrich Bussen

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Beschreibung

'Achtunddschziger' schlagen sich in Berlin mit den Folgen ihrer Erfolge herum. In Familie und am Arbeitsplatz versuchen sie ihren Schlagworten wie: Basisdemokratie, Selbstverwirklichung, antiautoritäre Erziehung und wenn's geht auch 'Freie Liebe' Leben einzuhauchen, wobei ihnen mitunter die Puste ausgeht. Vor allem mit der Liebe ist das so eine Sache. Erzogen mit und zu den Idealen ihrer Eltern soll nun mit einem großen Befreiungsschlag auch in der Liebe ein neues Zeitalter beginnen. Aber wie so oft: Ideal und Wirklichkeit stoßen sich hart im Raume. Möglicherweise hilft die Flucht auf's Land. Vielleicht bringt ja diesmal ''Zurück zur Natur'' die wahre Erfüllung. Im Hintergrund glaubt man Pink Floyd mit: "Wir brauchen keine Erziehung, wir brauchen keine Gedankenkontrolle" aus 'The Wall' zu hören.

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Dietrich Bussen

Flokati-Träume

Roman

Flokati-Träume

Dietrich Bussen

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2014 Dietrich Bussen

ISBN 978-3-7375-1522-1

Teil I

Erstes Kapitel

„Hee Jochen, stopp, warte mal!“

Lachend fuchtelte Rolf vom anderen Ende des Schulhofes zu Jochen hinüber.

Jochen blieb stehen. Auf Rolf hatte er zwar keine Lust, auf seine Neuigkeiten, die er mit seinen flatternden Händen ankündigte, schon gar nicht, aber Rolf konnte man nicht einfach so stehen lassen oder mit irgendwelchen Leiderformeln abspeisen. Rolfs Ansprüche hatte man zu akzeptieren, das war so, seit langem, schon bevor Jochen dazustieß.

Rolf kam auf ihn zu, kopfschüttelnd, dauergrinsend, mit bedeutungsvoll erhobenen fahrigen Armen. Er stellte sich vor ihm auf, unangenehm nah, trotz Jochens Ausweichschritt .

„Man jloobt et nich, Tatsache, det is jezz keene Vascheißerung“, grinste er Jochen an, schluckte, holte tief Luft..  „Also pass uff.“

Wieder eine seiner üblichen Schoten, dachte Jochen. Ausgerechnet jetzt, auf dem Weg zum Chef.

Das war wirklich neu heute, nach dem ganzen Durcheinander der letzten Wochen, nun das.

Und natürlich Philipp, dieser Kotzbrocken, immer zur Stelle, wenn es ums Anschwärzen geht.. Windelweich sollte man den, oder in den Arsch, und zwar kräftig, dass die Fetzen fliegen, Scheiß Pazifismus. Überleben ist wichtiger, und jetzt auch noch Rolf.

„Hee, wat is los Kollege, biste nich bei dir? Also, pass uff.“

Sein Grinsen hatte sich inzwischen über die Oberlippe geschoben.

„Aber mal nebenbei oder auch nich nebenbei, wieso loofste hier überhaupt rum, um diese Zeit, biste ausgebüxt, oder haben se dir rausgeschmissen oder ooch mangels Masse?“

„Wieso auch?“

„Bei mir waren drei.“

„Bei mir fünf.“

„Aha, was sagt uns das, Kollege?“

„Uns sind Schüler abhanden gekommen.“

„Intellektueller, wa?“

„Im Ernst, von Streik war die Rede. Du kennst doch Philipp, der hat mir brühwarm …“

„Und, hatta auch erzählt, worum et jeht diesmal, nee, hatta nich? Informationsdefizite dein Liebling, wa?“

Arschloch, dachte Jochen.

„Was schon, Radikalenerlass, Hausbesetzer, Mitbestimmung, Scheiß-Schule, speziell Lehrer, allgemeine Ausbeu …“  

„Is ja jut, allet richtig“, unterbrach Rolf, „diesmal aber angereichert durch wat Neuet, wat janz Pikantet, auch personell mit neuer Besetzung.“

„Nich unsere beiden Linksaußen?“

„Janz und jarnich.“

„Keiner von der Schule?“

Rolfs zwischenzeitlich abgeflautes Grinsen blähte wieder auf.

„Und ob Kollege, und ob.“

„Also wer?“

Ganze fünf und beileibe nicht die Creme de la Creme, dachte Jochen. 

„Wat is Kollege, kein Interesse?“

Das wär's, jetzt gelangweilt abwinken, schlich sich in Jochens Hirn und wurde von „mach’s nicht so spannend“ wieder hinausbefördert.

„Also, halten se sich fest, Herrschaften, et is wenich jepolstert.“

Nach dieser Anleihe aus dem Busfahrer-Sightseeing-Repertoire, für die er sich - in einer kurzen Pause – mit einem ’SotollsindwirBerlinernunmaltrotzMauerundStacheldrahtundhinterhältigerBlokade’ - Gelächle belohnte, geheimnisste er weiter: „Also unser lieber Kollege“, bedeutungsvolle Pause, „unser Kollege, na, rätste nich, kommste nich druff“, wieder verzögerte er und genoss mit aufpoliertem Grinsen Jochens Neugier.

„Na, wat meenste?“

„Keine Ahnung.“

Und nun entließ er - sich sonnend in der sich jetzt anbahnenden Sensation -  den Namen aus dem Schatz seines einzigartigen Wissens: „Manuel, Manuel Großmann!“

„Du spinnst!“

„Ick spinne, ausgerechnet ick, wenn ick et nich selber gesehen hätte, könnte ick spinnen, so aber nich!“

„Was haste gesehen?“

„Erstens ihn, zweitens unsere lieben Kleinen und drittens Plakate, jejen die is allet, wat wa bisher hatten, ein Scheißdreck, jloobe mir, ein Furz, vom Winde verweht, war det bis jez.“

Fürze entwichen Rolf  bei singularem Vorkommen grundsätzlich mit zwei ‚u’. Dieses gedehnte ‚U’ löste bei Jochen Erinnerungen aus an Gerüche, natürlich, aber auch an Schulbänke mit Pult, zweisitzige mit eingelassenen Tintenfässern, Lehrer Ganzauge, Rohrstock …

„He Jochen, biste noch da? Du kiekst so verjeistigt.“

Jochen erklärte, dass er sich plötzlich an etwas erinnert habe, bei seinem Furz, es aber nicht mehr auf die Reihe kriege.

„Ach ja, vom Furze verweht, wa?“

„Alles okay Rolf, was war denn nun mit den Plakaten?“

„Na gut, also“, er unterbrach sich mit einem Lachschub, „auf dem einen stand also laut und deutlich“, wieder gluckerte er Lachlaute, „da stand ‚Gegen Schülerausbeutung’!“

„Na und, hatten wir doch schon.“

„Wart’s ab, et kommt noch besser ‚Für freie Schulwahl’, und nun höre genau zu“  - ‚Genau’ ohne Jot, jetzt wird’s ernst, dachte Jochen. -  „ ‚und freie Lehrerwahl’, na, is das nischt Kollege?“

„Das is allerdings neu.“

„Na siehste, et kommt aber noch schärfer. Das Plakat, von dem ich dir jetzt berichten werde, hielt unser Kollege persönlich hoch.“

„Und?“

„Ick habe kein Fieber und ick bin auch nich besoffen Kollege, et stand jeschrieben - du wirst es nich für möglich halten – ‚Gegen Allgemeine Schulpflicht’. Na, wat sachste nu, jloobste nich, vastehste nich – kiekst wenigstens so -, stimmt aber. Na, ha ick zuviel versprochen?“

„Sag das noch mal.“

„Wie Sie wünschen Herr Kollege: ‚Gegen Allgemeine Schulpflicht’, hochgehalten von Manuel persönlich.“

„Kann ich nicht glauben.“

„Sag ich ja, is auch aller Ehren wert Kollege, aber dass mit dem was nich stimmt, überrascht dich das? Mich nich.“

Hätte mich auch gewundert, dachte Jochen.

„Wat soll’s; et is jedenfalls so, wie ick es dir sage, ick war schließlich Augenzeuge.“

„Der trinkt ja mitunter etwas heftig, vielleicht dass er …“

„Ach“, Rolfs Unwille war nicht zu überhören, „watte erzählst, saufen tun wa doch alle, du mehr, ick weniger, ha, ha, ha, nischt für Unjut; nee, nee, da steckt wat anderet dahinter, der meint das ernst, den hättest du sehen sollen, so wie der aussah; der  glaubt an sowas, der meint es ernst, wirklich.“

Jochen wusste, dass es auch bei Rolf ernst wurde, wenn er aufhörte zu berlinern, es wenigstens versuchte. Wenn er sich des Hochdeutschen bemächtigte, erreichten seine Aussagen Ex-Kathedra-Qualität: Widerspruch ausgeschlossen, Bewunderung erwünscht!

Fehlt nur noch ‚Strammstehen’, dachte Jochen.

„Tja, und wat makt wie nu?“

„Wat war denn det, jibt’s det ooch in ,Deutsch’?“

Das aus deinem Munde, wollte Jochen sagen, beließ es dann aber vorsichtshalber bei: ,, ‚Det’ waren meine münsterländischen Vorfahren mit der Anfrage, was wir jetzt machen sollen.“

„Auch jut; wat wir jetzt machen? Wir machen jarnischt. Das Einzige, was wir jetzt machen, wir gehen zum Chef, der soll machen, der hat die richtige Gehaltsgruppe für sowat, der soll machen.“

„Ach du Scheiße.“

„Det stimmt..“

„Trotzdem, meinste wirklich sofort zum Chef? Ich meine Manuel, es gibt Schlimmere.“

„Schlimmere jibt es immer, det is hier nich die Frage. Ich sage dir, da steckt System dahinter. Erinnere dich, es war derselbe Manuel, der wie verrückt gefordert hat, dass Porno - ick zitiere – ‚endlich in den Unterricht integriert werden muss’, und zwar - ick zitiere erneut – ‚in Wort und Bild, möglichst ab Jahrgang 7, damit unsere Schüler auch in der Sexualität selbstbestimmt handeln können’, haste doch auch noch im Ohr, oder nich?“

 „Mit Referentinnen aus’em Puff ja ja, aber …“

„Na siehste, weeßte also noch. So, und nu stell ick mir det so vor.“

Die Erde hat ihn wieder, dachte Jochen, er berlinert wieder. Rolf stellte sich in Positur, überschritt dabei den Sicherheitsabstand, den sich Jochen inzwischen geschaffen hatte, und begann wie ein Prediger ohne Kanzel mit mahnend aus- gestrecktem Zeigefinger mit seinen Offenbarungen.

„Also“ -  Pause - „keine Schulpflicht mehr“ -  Pause -  „Thema Pornografie is angesagt“ -  Pause - „Wat passiert?“ - Pause - „Ick wer’s dir sagen.“ - Pause -  „Die bürgerliche Elite zieht ihren Nachwuchs freiwillig ab, die Kinder des sojenannten Proletariats kommen in Scharen, und zwar jenauso freiwillig, empfangen mit offenen Armen von unsern roten Kollegen und Kolleginnen natürlich, denn rot und röter gesellt sich gern, wie det Sprichwort schon sagt. Und denn jeht et los mit Leninismus, Marxismus, Sexualismus und allet, was sonst noch auf  ‚mus’ rausläuft, Vandalismus zum Beispiel, Lesen und Schreiben nur noch im äußersten Notfall.“

Für’n Sportlehrer wie dich genau das Richtige, dachte Jochen.

„Ick hör se direkt beim Appell morjens vorm Unterricht, wie se jemeinsam mit jlänzenden Oogen deklamieren:

‚Morjenröte ick jrüße dir,

dem Sozialismus weihe ick mir.

Ihm jilt mein Streben, er ist mein Leben,

bald wird janz Kreuzberg davon erbeben!’

„Vor allem ‚erbeben’ und das Ganze auf ‚Großer Gott wir loben dir’, entschuldige ‚dich’, ausnahmsweise ‚dich’.“

„Zum Beispiel; wat soll ick mich, ick meene mir?“

„Vergiss es, war nur so ...“

„Jeht in Ordnung.  Wart’s ab, bald musst auch du solche Verse von dir jeben zur Begrüßung der ‚freiwilligen Schülerbrigaden’, oder „  - er verlieh seiner Stimme etwas Feierliches – „zur Einstimmung der Lehrerkommune auf die tägliche Planerfüllung.“

„Gib deinem Affen mal weiter Zucker.“

„Ick sehe schon, du willst et nich wahrhaben. Aber spätestens, wenn die AG ‚Bundschuh’ zum fröhlichen Molotowcocktail-Basteln einlädt, wirst du meiner Worte gedenken.“

Auf dem Schulhof war es merkwürdig still. Nirgends Schüler, keine Zuspätkommer, keine Schwänzer, die sich Deckung suchend an die Kastanien drückten. Vier Bäume standen am Rande des asphaltierten Hofes. Außer Rolf Stemmer und Jochen Hansen niemand.

Fast wie Ferien, dachte Jochen auf dem Weg zum Sekretariat im Hauptgebäude, während Rolf weiter auf ihn einredete. Wenn da nicht die Müllhaufen gewesen wären. Sechs Haufen, pyramidenähnlich aufgeworfener Abfall, in gleichmäßigen Abständen um den halbfußballfeldgroßen Schulhof, wie Spielfeldmarkierungen für eine außergewöhnliche Auseinandersetzung. Dass im Boden verankerte Abfallbehälter die Abstände und den Aufbau dieser  ‚Markierungen’ bestimmten, konnte  - außer Insidern -  niemand mehr erkennen. Von den Behältern war nichts mehr zu sehen.

Beuys was here, Beuys, Beuys, Beuys was here, here was Beuys.[1]

Beim Anblick dieser Gebilde aus Plastik, Pappe, Dosen und Essensresten auf diesem Gelände, das wie ein zu groß geratener Hinterhof wirkte, fühlte er einen Rhythmus, der seine Schritte zu verändern begann.

Beuy, Beuy, Beuys was here, Beuy... .

„Musste mal oder zappelste dir Mut an?“

„Nee, nee ...“

„Wat nee? Genier dir nich Jochen, darauf kommt’s nu auch nich mehr an, bei der Müllhalde. Übrigens, is Jenosse Hausmeister ooch abhanden jekommen, oder sind das schon die ersten zarten Hinweise auf ein neues Arbeitsgebiet für Lehrer: die kulturrevolutionäre Ausweitung unseres Lehrauftrages auf ‚Beseitigen von Schülermüll’, täglich.“

„Statt Lesen und Schreiben, du sagtest. …“

„Na bitte, selbst Wessis sind lernfähig“, grinste Rolf.

Im Gegensatz zu dem einen oder anderen Sportlehrer, dachte Jochen.

Im Sekretariat trafen sie auf einen Schulleiter, der mit deutlich röterem Gesicht als sonst, markanteren Falten auf der Stirn als üblich und beängstigend angeschwollenen Halsschlagadern vor der Stundentafel stand - dem Organisationsplan jeder Schule, an dem man ablesen kann, wer in welcher Klasse zu welcher Zeit unterrichtet -. Er  drehte sich ruckartig zu den beiden Kollegen, aufgeschreckt, so schien es, durch Stemmers „na alter Junge“. Sie kannten sich aus Studientagen. „Läuft alles nach Plan?“

„Plan? Nach Plan, in diesem Chaos? Gestern Randale, heute Streik oder sowas Ähnliches und morgen, was kommt morgen? Barrikaden vor der Schule, dass wir erst gar nicht reinkommen, damit sie in Ruhe die Schule verwüsten können? Und das Dollste: mit freundlicher Unterstützung einiger Mitglieder dieses Kollegiums. Kollegen, Kolleginnen sogar, obwohl, das weiß man ja schon länger, die mischen da ganz offensichtlich besonders kräftig mit, sind sich auf einmal für nichts zu schade, man fast es nicht. Die legen da mit Hand an, wenigstens moralisch-ideologisch oder sogar - Tach Herr Hansen, Entschuldigung -, aber das ist doch das Ende von Anstand und Kultur oder etwa nicht!“

Vor allem, wenn Kolleginnen ‚moralisch und ideologisch Hand anlegen’, vorne weg die scharfe Rita, handanlegend ..., stellte sich Jochen vor.

„Rolf, oder was sagst du dazu? Und keiner hilft, nicht einer lässt sich blicken, vom Bezirksamt. …“

„Vielleicht haben sie da schon die Barrikaden“, brach Jochen seine Gedanken an die scharfe Rita ab, „aufge...“

„Was?“, fuhr Reimers dazwischen, „nun malen Sie man nicht den Teufel an die Wand Hansen, Barrikaden vorm Bezirksamt!, ich bitte Sie.“

Ein Zucken schien durch seinen Körper zu laufen, er tat ein paar Schritte , stützte sich auf die Lehne des Schreibtischstuhls, stand da wie jemand, der auf der Flucht kurz verschnauft und fuhr fort : „Da wird ja wohl die Polizei, die sitzen doch an der Quelle, irgendwo müssen die doch sein, hierher kommt ja keiner!“

„Wer kommt nich?“, fragte Rolf.

„Die Polizei, wer denn sonst!“ Reimers Unmut über diese Frage war unüberhörbar.

Rolf nickte Reimers, wie um Vergebung bittend, zu und unterrichtete ihn dann über die Situation in seiner und Hansens Klasse.

„Ich sag’s ja“, Reimers fuhr sich mit der linken Hand über die Stirn, stützte sich mit der anderen noch immer auf die Stuhllehne, stand da gekrümmt und mit ratlos suchendem Blick.

„Ich sag’s ja, Streik, Randalismus, Vandalismus“,  - Sexualismus, dachte Jochen. - „womit müssen wir noch alles rechnen!“

Porno im Unterricht natürlich, Jochens Gesicht hellte bei diesem Gedanken auf.

„Sagen Sie mal Hansen, finden Sie das lustig? Sie sind doch inzwischen lange genug in Berlin, um die Tragweite …“

„Det sind die Nerven von unserm Neuberliner, so unbedarft issa ja nu ooch nich mehr, wa Jochen.“

Du altes, mieses Arschloch, dachte Jochen, als Rolf ihm dabei auch noch kumpelig auf die Schulter haute.

„Nerven?“ - in Schulleiter Reimers Gesicht zuckte es bei diesem Wort - „Nerven habe ich schon lange nicht mehr, kann ich mir nicht mehr leisten. Das Einzige, was ich noch habe,  ist Stress, Stress von morgens bis abends, selbst Hildchen“, er schluckte, „ na tut ja nichts zur Sache; und die da oben.“  Bei ‚oben’ richtete er seinen Blick und einen Arm mit  erhobenem Zeigefinger zur Zimmerdecke des Sekretariats.

Meint er nun die himmlischen Heerscharen oder die Schulverwaltung, dachte Jochen, dessen Augen unwillkürlich dem Schulleiterblick gefolgt waren.

„Die da oben hüllen sich in Schweigen.“

Mit einem Ruck senkte er Arm und Blick wieder, löste sich vom Stuhl, drehte seinen Kopf zum Fenster, verharrte dann regungslos und flüsterte in den Raum, in dem nur das Tropfen einer Kaffeemaschine zu hören war:

„Ruhe, seien Sie doch mal ruhig, hören Sie das auch? Da kommen sie

wieder, wie gestern. Alle Türen zu, die Eingänge. Wo ist der Hausmeister? Frau Seifert rufen Sie den Hausmeister; Entschuldigung, der ist ja gar nicht ...“

„Nun mal keine Hektik, Franz“, Rolfs Körper schien sich zu straffen, „das war ein Martinshorn, weiter nichts. Die Schüler sind ganz woanders, glaube mir, ich habe sie gesehen.“

Nach diesem sprachlichen Kraftakt, bei dem er selbst ,ick’ ausgehebelt hatte, ließ er alle Anwesenden an einem überlegenen Lächeln teilhaben.

„Egal, ich rufe ihn jetzt an.“

„Wen?“, fragte Rolf, während Frau Seifert an ihrem Blusenschal zupfte und zu Rolf gewandt mit leiser Stimme Auskunft über den Verbleib der Schüler erbat.

„Ruhe!“ Wieder konzentrierte sich Reimers auf das Fenster. Kein Martinshorn mehr, Stille, nur die Kaffeemaschine röchelte vor sich hin.

„Den Schulrat, wen sonst! Von jetzt ab nur noch auf Anweisung; wer weiß, was uns noch alles blüht.“

Kein Wort zu Rolfs Bemerkungen über die Schüler. Es schien, als habe er sie gar nicht wahrgenommen bei seiner Konzentration auf das zu erwartende Unheil.

„Recht haste“, bestätigte Rolf, während er Frau Seifert mit einer vertröstenden Handbewegung bediente, „kann er mal was tun für seine Gehaltsgruppe.“

Mit Gehaltsgruppen hat er’s, dachte Jochen und erinnerte an die Schüler, die sich noch im Hause aufhielten, manche sogar ordnungsgemäß in den Klassenräumen. „Irgendwas müssen wir doch mit denen machen.“

Schulleiter Reimers ließ seine Hand, die nach dem Telefon greifen sollte, über dem Hörer stehen und lenkte sie zu seinem Kinn um, kratzte ein paarmal, als wolle er von morgendlicher Rasur nicht erfassten Bartstoppeln nachspüren und murmelte vor sich hin: „So, na ja, vielleicht…“

Hastig, wie bei Gefahr im Verzuge, unterbrach Rolf : „Die können doch mit dem Hausmeister und nem jungen frischen Kollegen den Hof säubern“, und während er an Jochen vorbeigrinste präzisierte er seinen Vorschlag. „Wa Jochen, das wär doch ne schöne Aufgabe ...“

„Der Hausmeister ist nicht da“, sagte Reimers.

„Schon länger?, so wie der Hof aussieht!“

„Seit vier Tagen.“

„In vier Tagen soviel Dreck?“

„Vorher war er krank.“

„Wie vorher? Ick meine, wat macht der denn, seitdem er wieder jesund is?“

Jochen verfolgte diese Unterhaltung mit steigendem Unbehagen. Ihn würde es mal wieder treffen, da war er ganz sicher, wenn Rolf da was dran drehen konnte, sowieso. Das wäre ja nicht das erste Mal.

Tatsächlich ließ Rolf keine Gelegenheit aus, Jochen eins auszuwischen, vom ersten Tag an war das so, ohne Vorwarnung und ohne besonderen Anlass und meistens nach der Methode: Berlinern, Witzeln und - sobald er die Anwesenden auf seiner Seite wusste - Zuschlagen, so empfand es jedenfalls Jochen.

Als ob er nichts anderes zu tun hätte, dachte  er. 

„Seitdem er gesund ist, ist er weg, sagte ich doch schon, auf einer Bildungsreise, mit der SPD, nach Bonn, eine Woche.“

„Auf ner Bildungsreise, der, mit der SPD, nach Bonn?“

Rolf hatte offensichtlich Mühe, sein Lachen so zu dosieren, dass seine Worte noch verständlich blieben.

„Ick will dir mal wat erzählen. Weißt du unter wat diese ‚Bildungsreisen’ im Volksmund laufen? Nee? Ein Bekannter von mir is da ooch mal mitjefahren, und als ich den nach seiner Rückkehr jefragt habe, wie et denn so jewesen war, hatta mich mit jlasijen Oojen anjekiekt - übrigens im Anjesicht von Herrn Momper, Momper, sagt dir doch wat als alter Jenosse, der war da nämlich ooch mit von der Partie und ebenfalls stark unter Strom - also, jlotzt der mich an und an seiner Gattin , die ihn abholen kam, weil se das Theater schon kannte, an seiner Gattin also Halt suchend, fragt der mich in aller Unschuld ,Wo?’, vastehste, ‚Wo?’, fragt der mich und wankt mit seiner Holden von dannen. Stell dir mal vor, der wusste nich mal mehr ...“

„Schon verstanden“, warf Reimers ein.

„Wo er jewesen war die Woche über, wollte ich sagen. Also mach dich mal auf was jefasst. Wenn der wieder hier is, issa datselbe, wat er vorher auch nich war, nämlich krank.“

„Das ist jetzt mal zweitrangig.“

Reimers wirkte unangenehm berührt von Rolfs Auslassungen. Er schüttelte sich leicht, so, als ob es etwas zu entfernen gäbe, und sagte in einem Ton, der vor Widerrede warnte: „Müll-Sammeln geht nich! Strafe dafür, dass sie hiergeblieben sind ..., nee nee, da muss uns schon was anderes einfallen. Frau Seifert“, er wandte sich zur Sekretärin, die sich während der Unterhaltung darauf beschränkt hatte, interessiert zu gucken, „Frau Seifert, haben wir denn schon einen Überblick, wie viel noch da sind?“

Frau Seifert fuhr mit den Händen über die Schreibtischplatte, erwischte ein Blatt, auf dem ungeordnet Zahlen standen, und sagte nach kurzem Zögern: „Hiernach sind vier Klassen ganz weg und aus den anderen acht, einen Augenblick, sind es achtundvierzig, oder? Nein Entschuldigung, genau zweiundfünfzig, ich bin auch schon ganz ...“, und brachte den Satz damit zu Ende, dass sie mit den Händen vor ihrem Gesicht wedelte.

In diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen, so heftig, dass sie, vom Türstopper zurückprallend, dem eintretenden Kollegen Fanselow gegen die Schulter schlug. Dieser marschierte - unbeeindruckt wie es schien - weiter, geradewegs auf Reimers zu.

„Franz, ich muss mit dir sprechen, sofort, allein.“

„Haste ooch keene Schüler mehr? Det is zur Zeit üblich, deshalb brauchste dir nich zu echauffieren. Übrigens, guten Tach auch, nur der Ordnung halber wa“, bemerkte Rolf und schlug Fanselow auf die Schulter.

„Ich geh dann mal“, sagte Jochen.

In der Nähe von Fanselow steigerte sich sein latent immer vorhandenes Bedürfnis nach Abstand und Zwischenräumen in den drängenden Wunsch nach Flucht, situationsunabhängig, instinktiv, wie bei einem Tier, das sich in Sicherheit bringen will, wenn es Gefahr wittert.

„Und was ist nun mit den Schülern?“, fragte Rolf.

Abgang missglückt, dachte Jochen.

„Rolf tu mir einen Gefallen, regel du das, ich habe jetzt keine Zeit, du siehst doch...“

„Eilt wirklich“, sagte Fanselow zu seinen Kollegen gewandt, während er Reimers zum Schulleiterzimmer drängte.

Kollege Fanselow im Ausnahmezustand, ostpreußisches Blut in Wallung, Temperament pur für seine Verhältnisse. Is er wieder fündig geworden auf seinem einsamen Feldzug für Recht und Ordnung, zur Zeit kann er ja aus dem Vollen ...

In diesen Gedanken wurde er von Rolf unterbrochen, der ihm nahelegte, sich doch um die verbliebenen Schüler zu kümmern, sie ‚bei Laune zu halten’, er selbst müsse nämlich dringend in die Turnhalle. Die ‚rote Helma’ habe dort ihr Unwesen getrieben. Die hätte anscheinend mit Barren und Bock und was ihr sonst noch so im Wege stand, Barrikadenbauen geübt mit den lieben Kleinen und mit „man glaubt et nich“ eilte er davon, Jochen über die Schulter zuwinkend.

„Arschloch“, murmelte Jochen und machte sich auf den Weg zu den Klassenzimmern, Schüler einsammeln.

‚Rattenfänger von HarneIn’ huschte ihm durch den Kopf, während er überlegte, mit welcher Klasse er anfangen sollte.

Das wär’s doch: Schüler in einer Prozession hinter mir her, willenlos meinen verführerischen Schalmeienklängen ausgeliefert, ab durch die Mitte, auf Nimmer - Wiedersehen! Na schön, also erstmal in den Keller.

Der Keller mit den Werkräumen war bei den Schülern besonders beliebt, nicht wegen des Werkunterrichtes, wie man annehmen könnte, nein, die Mauervorsprünge, Fundamentsäulen, Lagerregale in verzweigten Fluren, gebündelte Stränge von dicken Versorgungsleitungen und ab und zu eine Ratte luden zu Treffs ein, bei denen Lehrer unerwünscht waren. Aufsicht hier machte keiner gern, außer Fanselow; hier war sein Reich, da kannte er jeden Winkel, durchschaute jeden Trick davonhuschender Schüler, glaubte er jedenfalls. Aber heute, so aufgeregt wie der war.

Der Gedanke, dass er sich die Sucherei hier unten eigentlich gar nicht antun müsse, kam zu spät. Er sah zwei Mädchen aus einer Neunten, in der er auch unterrichtete, wie sie, an einem Pfeiler lehnend, in ein Gespräch vertieft waren, das sie so sehr zu fesseln schien, dass sie Hansen erst bemerkten, als er sich ihnen bis auf wenige Meter genähert hatte, und ein Fluchtversuch nicht mehr in Frage kam.

 Die brennenden Zigaretten schienen sie mehr im Reflex als mit kalkulierter Leugnungsabsicht fallen zu lassen, aber mit Routine, genau neben die zum Austreten angehobenen Absätze, oder, weil es sich so gehörte, wenn man erwischt wurde, als Respektbezeugung sozusagen. Es gab auch einige, die unbekümmert weiterrauchten, der harte Kern, an denen man sich -  um im Bild zu bleiben - die Zähne ausbiss.

Zu denen gehören die beiden nicht, hoffte Jochen.

„Herr Hansen, Sie auch hier unten?“

Marita strich über ihren Minirock, versuchte ein kokettes Lächeln, konnte aber verlegen zuckende Mundwinkel nicht überspielen. Auch Stephanie, die so leicht nichts umhauen konnte, wirkte alles andere als souverän.

Und das nur wegen ein paar Zigaretten im Keller?

Es schien auch ein anderer Geruch in der Luft zu hängen, als der übliche muffig-warme.

Vielleicht ne besondere Zigarettenmarke, dachte Jochen, während er den beiden erklärte, dass er sich hier von Berufs wegen aufhalte, ganz im Gegensatz zu ihnen.

Sie hätten unbedingt allein sein müssen, ungestört, er kenne doch die blöden Jungens; nirgends könne man mal was in Ruhe bequatschen.

„Und vor allem in Ruhe rauchen“, ergänzte Jochen.

„Aber Herr Hansen, Sie rauchen doch selber, Sie wissen doch wie das ist, bei Problemen und so.“

Jochen bewunderte, wie schnell Marita die Situation wieder in den Griff bekommen hatte. Auch Stephanie wirkte nun wieder entspannter. Mit lässiger Offenheit zerrieb sie die Zigarettenkippe unter ihrem Absatz, wobei sie das dazugehörige Bein noch in Bewegung hielt, als die Kippe schon längst zerbröselt war.

„Herr Hansen, wirklich, Probleme, echt“, sagte auch Stephanie und sah bekümmert auf ihr wedelndes rechtes Bein.

„Kann ich helfen? Ihr wisst doch...“

„Nee nee“, wie aus einem Munde, spontan und endgültig, fast wie ‚um Himmels willen’ kam die Antwort bei Jochen an.

„Mädchenangelegenheiten, wissen Sie, leider nich, wirklich nich, das verstehen Sie doch, oder?“

Marita beherrschte die Situation wieder, ganz offensichtlich. Jochen kannte keine Schülerin, die Gefühle so glaubhaft spielen konnte, wie sie. Als Zugabe schenkte sie Jochen noch einen Blick, bei dem nur ein herzloser Schuft kein mitfühlendes Verständnis empfunden hätte.

„Na schön, ich komme in zehn Minuten nochmal, aber dann ist Schluss.“

Auf die Frage, wo denn ihre Mitschüler geblieben seien, erklärte Marita, dass die abgehauen seien, zu irgend ner Demo. „Da könnse mal sehen, Herr Hansen, wir sind die einzigen  …“

„Musterschülerinnen, ich weiß. Also in zehn Minuten.“

Mit allen Wassern gewaschen, dachte Jochen auf seinem Weg in die oberen Stockwerke. Was bringt denen schon meine ‚Reformation’ und ‚Gegenreformation’, die ‚Paulskirche’, ‚Großdeutsche oder Kleindeutsche Lösung’. Chancenlos, absolut chancenlos. Die brauchen ganz andere Lösungen als klein- oder großdeutsche. Dass ein Bruder Napoleons in seiner Eigenschaft als König von Westfalen in Sekt gebadet haben soll, das fanden sie toll. Marita hatte dazu mit verklärtem Blick und gehauchter Stimme geäußert: „Muss das prickeln, besonders an bestimmten Stellen.“

Die Klasse war damals außer Rand und Band gewesen: Gejohle und Gekreische „Wo denn?“, „Zeig uns deine Stellen“, „Die hat doch jarkeene Stellen“.

Und als sich ihre Mitschüler ausgejohlt hatten, hatte sie in gleicher Stimmlage und gleichem Blick - diesmal auf Jochen gerichtet - nachgeschoben: „Herr Hansen weiß schon, wovon ich rede, nich Herr Hansen?“

Von den zweiundfünfzig der Sekretärin als anwesend gemeldeten Schülern hatte er dreiundzwanzig aufgespürt, fast alle aus dem siebten und achten Jahrgang. Die anderen hatten es sich offensichtlich nochmal anders überlegt, hatten die Gunst der Stunde genutzt. Auf jeden Fall waren sie nicht mehr da. Er schickte sie auf den Schulhof mit der Auflage, sich in einer viertel Stunde in der 8c einzufinden.

Er selbst beeilte sich ins Lehrerzimmer zu kommen. Die Zeit war knapp. Er musste den Kaffee noch kochen, den er vor seinem nächsten Auftritt in 15 Minuten trinken wollte, bei einer, vielleicht zwei Zigaretten.

Die Klinke der Lehrerzimmertür hatte er bereits in der Hand, als er Fanselow und Reimers wahrnahm, die vor dem Sekretariat standen. Er sah, wie Reimers auf Fanselow einredete.

Wie auf einen kranken Gaul, dachte Jochen.

Er konnte nicht hören, was da vor sich ging. Eine Glastür trennte ihn von den Beiden. Aber auch ohne akustische Verbindung spürte Jochen, dass etwas Ungewöhnliches in der Luft lag.

So belämmert, wie der dasteht, wie ein Streber, den man beim Mogeln ertappt hat. Unser ostpreußisches Kaltblut scheint es erwischt zu haben. Was soll’s, den bringt so leicht nichts um, den nicht, aber mich, wenn ich meinen Kaffee nicht mehr hinkriege, und verschwand im Lehrerzimmer.

Er war allein, jetzt, wo den meisten Kolleginnen und Kollegen die Schüler abgehauen waren.

Die verdrücken sich bis die Dinge geregelt sind, dachte Jochen und ärgerte sich erneut, dass es ihn wieder mal erwischt hatte.

Vielleicht sollten wir es doch machen, überlegte er, während der Kaffee in die Kanne tröpfelte. Einfach abhauen, andere machen es ja auch. Endlich frei sein, davon reden doch alle. Frei und selbstbestimmt leben; aber hier in Berlin. Dazu braucht man nicht nur einen freien Kopf, dazu braucht man auch Luft zum Atmen, und das in diesem Hexenkessel: Besetzte Häuser, brennende Barrikaden, aufgerissene Straßen, Pflastersteine auf Bullen, dumpf stampfende Hundertschaften gegen Jugendliche und Kinder, depressive Lehrer, in denen ein Virus wuchert mit Namen ‚Fremdbestimmung’ und zu allem Überfluss auch noch Dreck und Smog.

Alle fühlten sich fremdbestimmt, die ganze Demonstriererei hatte nichts gebracht.

Auch Jochen wurde von diesen Gefühlen heimgesucht, zwar nur in Schüben, aber immerhin.

Dann wollte auch er nicht mehr von der Pausenklingel abhängig sein,

Campus-Treiben im Pädagogen-Hain am Kottbusser-Tor, dem würde, um mit ihnen im Gleichklang edler Seelen Gedanken auszutauschen, zu lernen und sich des Lebens zu freuen. von unnötigen materiellen Ansprüchen, von Konsumdenken und Statusgehabe, dann wollte auch er sich befreien von gesellschaftlichen Zwängen, von Hetze und Stress.

Er dachte an Manuel, der unerschütterlich an seinem Glauben festhielt, dass er sich irgendwann nicht mehr vor randalierenden Schülern ängstigen müsste, sondern Freunde, Gleichgesinnte, Verehrer, Jünger, befreite Schüler eben, um sich scharenSlum von Kreuzberg, gaukelte er sich vor, der gute Manuel.

Schön wär’s ja, dachte Jochen beim Anblick des tropfenden Kaffees.

Auch Kathi - seine Frau - fühlte sich immer öfter bedrückt in dieser Stadt, die sie auch für die häufigen Krankheiten ihrer Kinder verantwortlich machte.

Irgendetwas muss sich ändern, dachte auch sie, irgendetwas, was für alle gut ist, für die Kinder, für Jochen und für mich.

Die Verlockungen der ‚Selbstbestimmung’ leuchteten auch bei Kathi und Jochen gegen das düstere fremdbestimmte Dasein an. Vor allem an Smogtagen spürten sie den Glanz der strahlenden Verheißung jenseits der Dunstglocken. Die Unbilden, die sich in Küche, Kinderladen und Klassenzimmer schlichen, empfanden sie dann umso deutlicher.

Bis zu dem Sonntag, an dem Jochen im Immobilienteil der Berliner Morgenpost eine Anzeige aufgefallen war.

„Du Kathi, wie wäre denn das?  ‚Altes Bauernhaus in Schleswig-Holstein, reparaturbedürftig, 80.000 DM’.“

„Na und, was soll das? Deine Schule liegt in Kreuzberg und nicht irgendwo in Norddeutschland. Das kannst du dir abschminken.“

„Aber schön wär’s doch.“

Soll es das sein, mit Kind und Kegel aufs Land?, dachte sie.

„Meinst du wirklich?“, sagte sie.

„Tja, du hast Recht, im Grunde Quatsch. Aber stell dir mal vor ...“

Von nun an, von genau diesem Augenblick an kamen sie von dem Gedanken nicht mehr los.

Und sie stellten es sich vor, das alte Bauernhaus, zur Not auch die alte Schule, auf dem Lande, wenn’s eben ging in Fachwerk. Dieses Bild ließ sie nicht mehr los.

Bei allen wichtigen Entscheidungen war es zugegen. Selbst beim Kauf von Geschirr - von Möbeln ganz zu schweigen - begleitete ein Gedanke alle Überlegungen: Ob das auch in ein altes Haus in ländlicher Umgebung passt, beziehungsweise, sollten wir damit nicht lieber warten, bis...?

Bald schon weitete sich das Bild. Ein prächtiger Bauerngarten, Margeriten und Kornblumen leuchteten an Feldwegen, Wiesen voller Sommerblumen mit duftenden Kräutern und weichem Heu umgaben das neue Zuhause. Meckernde Ziegen, grasende Kühe, Pilze im nahen Wald, alles kam nach und nach dazu, bis sich ein Paradies auf Erden vor ihnen ausbreitete, mittendrin sie beide mit den Kindern.

Aber Lehrer wollte er schon bleiben. Das ganze ohne seinen Beruf, das konnte er sich nicht vorstellen. Er als Mitglied der kleinsten Minderheit aller Kreuzberger Lehrer: der ‚bekennenden Pädagogen’, er ohne seinen Beruf, unvorstellbar! Obwohl, manchmal bei Vandalismus und Smog, verdrecktem Schnee und vollgeschissenen Klos kamen ihm schon Endzeitgedanken, wenn er über seinen Beruf nachdachte.

Aber der bekennende Pädagoge siegte jedesmal, da musste es schon dicker kommen.

Dass er sich jetzt lieber zu seinem Kaffee bekennen sollte, dachte er beim Blick auf seine Uhr. Oder, man könnte ja auch ein paar Minuten länger und dann wären die Schüler vielleicht über alle Berge, aber als bekennender Lehrer wäre das nun auch wieder nicht so einfach.

Zweites Kapitel

Einige Tage später empfing ihn, als er das Lehrerzimmer betrat, das gleiche Stimmengewirr und der gleiche Geruch wie sonst auch vor Konferenzen.

Wie eine Mischung aus Schweiß, Kölnisch Wasser, Kreide, schlechten Noten und Sägespänen, und zwar geölten, dachte Jochen.

Bei keiner Versammlung - er hatte an einigen teilgenommen in letzter Zeit - hatte er auch nur annähernd diesen Geruch wahrgenommen; bei Konferenzen in der Schule immer.

Ob Lehrer anders riechen als die übrige Menschheit? , ging es ihm durch den Kopf, als er sich setzte. Neben Rolf war noch ein Platz frei.

Oder sollten es doch nur diese geölten Sägespäne sein, deren Ausdünstungen sich ihm in eigenen Schülertagen unauslöschlich eingeprägt hatten? Ja, er war sich nun ganz sicher, dass es die Sägespäne waren, die er deutlich aus dieser unappetitlichen Geruchsmischung herausroch. Und nun sah er auch das, was sich vor ein paar Tagen auf dem Schulhof bereits angedeutet hatte: Schulbänke mit eingelassenen Tintenfässern, Lehrer Ganzauge, Rohrstock, Schüler der dritten oder vierten Klasse in der katholischen Volksschule.

„Jockel hat gefuurzt!“ Er hörte es wieder dieses fürchterlich lange ‚u’. Und dann lief es ab wie im Film.

Sobald seine Mitschüler diese Meldung gemacht hatten, unterbrach Ganzauge seinen Unterricht und befahl Jochen:

„Aufstehen - Raustreten - Halbe Drehung zum Stuhl – Bücken“

und dann zur Klasse gewandt::  „Einatmen oder Rohrstock?“

Die Schüler durften dann über den weiteren Gang der Dinge bestimmen, ganz allein; Lehrer Ganzauge richtete sich nach ihrem Urteil.

So lernte Jochen ‚Demokratie in der Schule’ kennen, damals, Ende der Vierziger-Jahre.

Zuerst hatte er gehofft, sie würden ‚Einatmen’ schreien. Wenn er dann auch wie ein Blöder Luft einjapsen musste, endlos lange, ‚damit der Furz wieder dahin kommt, wo er hergekommen ist, nicht wahr?’.

Die Schüler antworteten Lehrer Ganzauge, ungeordnet, sie schrieen, kreischten, schubsten sich gegenseitig, sogar aufspringen durften sie, ohne Aufforderung, im sonst militärisch gedrillten Unterricht..

„Einatmen oder Rohrstock“

Nach ‚Einatmen’ musste er oft heulen, so sehr er auch dagegen ankämpfte, verkriechen wollte er sich, am liebsten unsichtbar machen; warum hatten Tarnkappen immer nur die anderen, in den Geschichten. Nie wieder hatte er sich so geschämt, erniedrigt vor allen und von allen. Und wenn sie ‚Rohrstock’ geschrieen hatten? Nach den Schlägen auf seinen Hintern war er wütend und heulte, weil es höllisch brannte, beim Hinsetzen erst recht.. Stehen bleiben durfte er nicht..

„Du darfst dich hinsetzen“, und Jochen hatte gelernt, dass diese grinsend erteilte Erlaubnis ein Befehl war. Manchmal schaffte er es aber auch, dass es nur wehtat, und er nur wütend war und nicht zu heulen brauchte. Dann hatte er nur noch aus Stolz bestanden, seine brennenden Hinterbacken auch. Nach dieser Erfahrung wollte er, dass sie Rohrstock riefen.

Er hatte dann gestanden, gebückt über der Sitzfläche seiner Bank, solange, wie die Schüler brauchten für ihre Entscheidung, in unbeschreiblicher Angst vor dem Urteilsspruch, der sich herauszögerte, weil sie sich meistens nicht einig waren von Anfang an.

„Einatmen“, „Rohrstock“, die kindlichen Rufe drangen wie Pfeile in sein Hirn, bis sie endlich alle das selbe Wort schrieen und meistens war es „Einatmen“.

Dann löste sich seine Angst langsam und machte Platz für Hass, Hass auf den Lehrer und seine Mitschüler und mit dem Hass stieg der Wille in ihm auf, es ihnen diesmal zu zeigen, nicht zu weinen!

Manchmal sah er auch das Bild eines Heiligen, das er in einem Buch mit frommen Geschichten gesehen hatte, wie der - an einem Stamm gefesselt - von ungläubigen Heiden mit Steinen beworfen wurde, die dabei auch noch hämisch lachten und kreischten und Grimassen zogen; einige schienen sogar zu tanzen!

Dann fühlte er sich herausgehoben aus der Schar der lärmenden Mitschüler. Denn, wem auf Erden Böses angetan wird, der wird - wenn es so weit ist - herausgewunken aus der Warteschlange vor der Himmelstür und der darf sie alle überholen, seine Peiniger sowieso, und der wird mit freundlichem Lächeln von Petrus persönlich zur Schar der jubilierenden Engel geleitet, die ihn dann zu einem der vorderen Plätze im weiten Himmelsrund führen würden. Das wusste er von seiner Mutter.

Später hatte er sich oft gefragt, ob seine Mitschüler ihre Entscheidung, dass er einatmen solle, bewusst getroffen hatten, ob sie ihn wirklich demütigen wollten, oder vielleicht sogar schonen, wenn sie „Einatmen“ schrieen, oder war es nur Zufall, je nachdem, was der erste rief?

Den weiteren Verlauf übernahm dann wieder Ganzauge.

„Einatmen, tief, tiefer“, seine Brust schwoll an dabei, „damit du deinen Wind wieder einfängst; er gehört doch dir, oder?“

Und wenn er nicht sofort geantwortet hatte, hatte er sein Spiel weiter getrieben.

„Was ist, hast du schon vergessen?, dann schnuppere mal an deinem Sitz, damit du ihn wiedererkennst. Na, war’s deiner?“

Und mit jedem Wort, das Ganzauge gegen ihn richtete, entfernten sich Himmel und Heilige wieder und er fühlte sich grau und verlassen, bis er schließlich „Ja, Herr Lehrer“  sagte.

Einmal war er danach einen Nachmittag und eine Nacht lang nicht nach Hause gegangen, hatte sich in seiner Heckenhöhle verkrochen.

Er wollte sich ausfurzen, für immer und ewig. Er hatte es auch mit Beten versucht, wie immer in Notsituationen.

„Lieber Gott, lass mich furzen, so viel, wie es eben geht, damit es nicht mehr in der Klasse passiert. Wenn ich groß bin, will ich auch andern Kindern helfen, die in der Klasse furzen müssen, dann werde ich nämlich Furzprofessor.“

Dass der Liebe Gott einen bevorzugt behandelt, wenn man eine Gegengabe anbietet, das war klar, das kam in jedem Abendgebet vor; warum hieß es denn am Schluss immer ‚ich will auch lieb und artig sein’? Außerdem sagte das ebenfalls seine Mutter und die musste es schließlich wissen. Und dann überließ er sich Träumereien von einem Leben ohne Lehrer und Schule, vielleicht inmitten von Heidenkindern, irgendwo in Afrika, wo keiner bestraft wird, wenn er furzt, weil da sowieso alles ganz anders ist, wo sogar richtige Furzwettbewerbe ausgetragen werden mit Siegerehrung und Medaillen, und den Heidenkindern würde er dann nach dem Wettkampf Geschichten erzählen vom Himmel und den Heiligen, und dann war er  eingeschlafen und er erinnerte sich auch jetzt, nach so vielen Jahren, an den Traum von damals.

Er sah Lehrer Ganzauge, der sich zusammen mit den zehn größten Stinkern dieser Welt in einem gläsernen Raum befand, der gerade groß genug war für diese Versammlung. Ganzauge in der Mitte, die Stinker im geschlossenen Kreis um ihn. Sie waren nackt - die Stinker - bis auf eine Gasmaske, die sie über den Kopf gestülpt hatten. Dann ließen sie, wie auf ein geheimes Kommando, den fürchterlichsten Furz los, zu dem sie imstande waren, und aus ihren Gasmasken drang wie aus einem tiefen Brunnen, dumpf und verquollen nur ein Wort und das immer wieder:

„Einatmen - Einatmen - Einatmen - Einatmen“, und sobald Lehrer Ganzauge zögerte, machten sie den Kreis um ihn um einen Schritt enger.

Und Ganzauge atmete ein, mit angstverzerrtem Gesicht und blähte dabei auf, wurde dicker und dicker, bis er schließlich platzte, wie ein Luftballon und nichts von ihm übrig blieb als übel riechende Gase.

Rolf holte Jochen mit einem Stoß in die Seite und der Bemerkung, dass er seinen ‚verjeistigten Zustand’ nun mal ablegen sollte, es ginge nämlich nun los, wieder in die Konferenz zurück.

Jochen nickte zu einigen Kollegen und Kolleginnen, die er am Vormittag noch nicht gesehen hatte, hinüber, stellte fest, dass sich an dem langgestreckten uförmigen Konferenztisch die gleichen Gruppierungen wie immer gebildet hatten. Ihm gegenüber an der langen Seite saß der pädagogische Nachwuchs auch wie immer, heute zum ersten Mal mit zwei Referendarinnen, die erst seit ein paar Tagen an der Schule waren.

Ein scharfes Gespann, dachte Jochen, endlich mal was zum An …

Wieder stieß Rolf ihn an  - Beim nächsten Mal wird zurückgeschlagen, dachte Jochen. - und raunte ihm zu, dass er sich lieber von den Sexbomben losreißen solle, Fanselow fehle, und er wisse doch, was das bedeute.

„Du bist mit Protokoll dran.“

„Nee.“

„Doch“, grinste Rolf,  „pass auf, jetzt kommt’s.“

In diesem Augenblick begrüßte Reimers die beiden neuen Kolleginnen, wünschte ihnen das Übliche und schloss mit den Worten: „Und Frau Griesbach, Sie dürfen dann gleich das erste Protokoll schreiben, das ist bei uns so, es geht nach dem Alphabet und da sind Sie nun mal …“

 Jochen räusperte sich: „Na Rolf, hast du mitgekriegt, wie das mit dem Alphabet ist, nach ‚Eff’ kommt nicht ‚Ha’ wie Hansen, sondern, na, was haste gerade gelernt?“

„Is ja jut, Schwein jehabt, die Neue kam überraschend; weißt du übrigens, was mit Fanselow is?“

„Keine Ahnung, hab ihn schon seit Tagen nicht gesehen, ich glaube seit dem Sekretariat neulich nicht mehr; warum fragste?“

Rolf antwortete nicht. Er gab Jochen zu Verstehen, dass sie die Unterhaltung abbrechen sollten. Reimers sah ungehalten zu ihnen hinüber.

 Konferenzen trafen Jochen immer besonders hart: Erstens, weil sie ihn um seinen Mittagsschlaf brachten, zweitens, weil meistens sowieso nichts dabei herauskam, drittens, weil ihn so viele Lehrer auf einen Haufen störten - Lehrer im Plural empfand er einfach als Zumutung  -, und viertens, weil man trotz all dieser Misslichkeiten nicht mal richtig abschalten konnte, wenigstens nicht über einen Zeitraum, der ausgereicht hätte, um die wohlige Wärme des Halbschlafes zu spüren.

Fanselow hatte es einmal in diesem an sich erstrebenswerten Zustand erwischt. Er hatte - plötzlich aufgeschreckt - für die Einrichtung eines Schülerraucherzimmers gestimmt.. Erst als ihn einige ‚Fortschrittliche’[2] mit Beifallsäußerungen erschreckten, hatte er bemerkt, was ihm da unterlaufen war, ihm dem Kämpfer für Recht und Ordnung. Da Jochen sich solche Peinlichkeiten ersparen wollte, musste er notgedrungen wenigstens mit einem Ohr dem Geschehen folgen. Und an dieses Ohr drang der Ausruf: „Das muss man doch erst mal hinterfragen!“

Aha, Lisa greift ins Geschehen ein, dachte Jochen, sah zu ihr hinüber und fragte sich, wo die um diese Zeit nur diese Energie hernimmt.

Er sah, wie sie den rechten Arm bis auf Kopfhöhe hob, dabei die Hand zu einer offenen Schale formte, so, als ob sie ihr Anliegen gleichsam ins Objektive erheben wollte. Ihre Finger wirkten dabei fleischlos, fast skelettartig.

Vegetarierin bis in die Fingerspitzen, dachte Jochen.

Sein Blick erfasste nun ihren Oberkörper, der, leicht nach vorn gebeugt, wie durch eine Sehne gespannt schien. Angespannt wirkte auch der übrige Körper. Selbst von ihren Jeans, die er von den Knien abwärts zwischen den Stuhlbeinen sah, ging etwas ungewöhnlich Straffes aus. Alles an Lisa wirkte angespannt, ernst und engagiert.

„Jetzt geht das schon wieder los“, murmelte Rolf verärgert vor sich hin. „Jedes Mal dieset Theater. Die braucht mal einen Kerl, der sie so richtig“, die nähere Erläuterung hierzu überließ er seinem rechten Arm und dessen eindeutigen Kolbenbewegungen, unterstützt von ebenso eindeutigem Grinsen.

„Würde ick vielleicht übernehmen, wenn se artig bitten würde, der Vorbau is ja ganz passabel, aber erst allet hinterfragen, nee ick jloobe, det is doch nich mein Ding. Und du“  - wieder setzte er seinen Arm in Bewegung -  „kein Interesse? Ne jewisse Tendenz zum Hinterfragen …“, Rolf brach abrupt ab, hob eine Hand als Geste der Entschuldigung, denn Reimers hatte sich erneut ihnen zugewandt.

Jochen stellte überrascht fest, dass er doch wohl kurzzeitig abgetaucht war. Er hatte keine Ahnung, welchem Thema Lisas energische Aufforderung zum Hinterfragen galt. Andere Kolleginnen und Kollegen schienen hingegen sehr wohl zu wissen, worum es Lisa ging. Klatschen und bestätigende Zurufe aus der Gruppe der Fortschrittlichen, begleitet von zustimmendem Lächeln der beiden Referendarinnen und Gebärden des Unmuts und der Langeweile einiger älterer Kollegen - Runge (eine führende Figur dieser Gruppe) zeigte unverhohlen sein bekannt großmäuliges Gähnen - deuteten auf allgemeine Informiertheit hin.

Rolfs Kommentar beschränkte sich auf ein brummiges „Ach du Scheiße“. Sein eigentliches, sozusagen existentielles Interesse war jetzt darauf gerichtet sich in eine Sitzhaltung zu rutschen, die es ihm ermöglichte, die nächsten Stunden möglichst bequem und möglichst unerkannt desinteressiert zu überstehen.

Lisa hingegen warb weiter für ihre Sicht der Dinge.

„Haben wir uns denn überhaupt mal gefragt, wie die Interessenlage tatsächlich ist, wessen Interessen wir tatsächlich vertreten?“

Und von wem überhaupt die Rede ist?, ergänzte Jochen mit tonlosen Lippenbewegungen.

„Letztendlich  läuft  doch  alles   wieder  darauf hinaus,  dass  wir  die gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge viel zu wenig, oder besser gesagt, wieder mal gar nicht berücksichtigen. Meine Erfahrungen sind jedenfalls so.“