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Was, wenn die »Experten« unsere Energiezukunft völlig falsch einschätzen?
Was, wenn fossile Brennstoffe die Energie der Zukunft sind - und das eine gute Sache wäre?
Seit mehr als 10 Jahren sagt der Energieexperte und New-York-Times-Bestsellerautor Alex Epstein voraus, dass die einzigartigen Vorzüge, die fossile Brennstoffe für das menschliche Wohlergehen haben, alles, was sie an negativen Folgen für unser Klima mit sich bringen, mehr als wettmachen werden. Fossile Brennstoffe sind einfach unschlagbar, wenn es darum geht, rund um den Globus Milliarden Menschen kostengünstig und zuverlässig mit Energie zu versorgen.
Mögen die »Fachleute« in den Medien von einer Revolution der erneuerbaren Energien schwärmen und den Klimanotstand ausrufen - die Realität hingegen gibt Epstein recht.
Fakt: Fossile Brennstoffe sind weiterhin die weltweit führende Energiequelle, während die viel gepriesenen erneuerbaren Energien die Strompreise explodieren lassen und verstärkt für Stromausfälle sorgen.
Fakt: Dank der wirtschaftlichen Entwicklung, die fossile Brennstoffe ermöglicht haben, ist die globale Armut so niedrig wie nie.
Fakt: Trotz der Nutzung fossiler Brennstoffe ist die Zahl der Klimatoten heute so gering wie noch nie in der Menschheitsgeschichte.
Derzeit hört man überall, die Klimakatastrophe stehe unmittelbar bevor. Genauso wie die Behauptungen, erneuerbare Energien seien überlegen, basiert diese Meinung auf fehlerhaften Methoden, falschen Annahmen und menschenfeindlichen Wertvorstellungen, die dazu geführt haben, dass sogenannte »Fachleute« völlig falsche Prognosen zu fossilen Brennstoffen aufgestellt haben.
Mehr fossile Brennstoffe - und nicht weniger - sind notwendig, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und künftiges menschliches Wohlergehen zu sichern.
Die zentrale These dieses Buches ist, dass fossile Brennstoffe - also Öl, Kohle und Erdgas - nicht nur weiterhin eine unverzichtbare Rolle für das globale menschliche Wohlergehen spielen, sondern dass ihre verstärkte Nutzung notwendig ist, um das Leben für Milliarden von Menschen weltweit zu verbessern. Epstein argumentiert, dass fossile Brennstoffe zuverlässig, kostengünstig und in der Lage sind, die wachsende Energienachfrage zu decken. Er stellt sich gegen den weitverbreiteten Konsens, der fossile Energien für den Klimawandel verantwortlich macht, und betont, dass die Vorteile der fossilen Energieträger die negativen Auswirkungen auf das Klima bei Weitem übertreffen.
Dabei führt er an, dass fossile Brennstoffe es der Menschheit ermöglichen, sich besser gegen Klimabedrohungen zu schützen und eine lebenswertere Welt zu schaffen. Epstein kritisiert die aktuellen politischen Bestrebungen, fossile Brennstoffe schnell abzuschaffen, und warnt davor, dass solche Maßnahmen katastrophale Auswirkungen auf das menschliche Wohlergehen und die globale Wirtschaft haben würden, insbesondere in ärmeren Regionen der Welt.
Zusammengefasst bietet Fossile Zukunft eine provokante, aber gut durchdachte Alternative zu den gängigen Ansichten über fossile sowie erneuerbare Energien und die Klimapolitik.
Lesen Sie dieses sorgfältig recherchierte und umfassende Buch! Danach werden Sie alles, was Sie über die Zukunft der Energienutzung, unsere Umwelt und unser Klima zu wissen glaubten, in einem ganz neuen Licht sehen.
»Deutschland ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es NICHT machen sollte!« Alex Epstein
»Alex Epstein erinnert uns daran, dass reiche Länder es sich vielleicht erlauben können, als Luxusmode einen grünen Lebensstil zu führen, aber für weite Teile der Welt ist eine zuverlässige Energieversorgung eine lebensentscheidende Frage.« Peter Thiel, Investor und Mitgründer von PayPal
»So vieles, was man uns über fossile Brennstoffe und das Klima erzählt, stimmt einfach nicht. Und doch sind viele Menschen zu eingeschüchtert, um vollkommen berechtigte und legitime Fragen zu stellen. All diesen Menschen wollen wir helfen. Für spannende Fakten zum Thema fossile Energien, die man in den deutschen Medien so gut wie nie hört, empfehlen wir Ihnen das Buch Fossile Zukunft von New-York-Times-Bestsellerautor Alex Epstein.« Julian Reichelt auf »Achtung, Reichelt!«
»Sie wollen die aktuelle und künftige Energielandschaft verstehen? Dann ist Fossile Zukunft Pflichtlektüre für Sie.« Michael Shellenberger, preisgekrönter Enthüllungsjournalist
»Eine Massenbewegung fordert, mit den fossilen Brennstoffen, die 80 Prozent unserer Energie liefern, müsse Schluss sein. Und in diesen seltsamen Zeiten läuft Alex Epstein ganz unverfroren in einem T-Shirt mit der Aufschrift >Ich liebe fossile Brennstoffe< durch die Straßen von New York. Dieses Buch beweist die Genialität seiner Haltung. Klimaneutralität ist Selbstmord!« Patrick Moore, Mitgründer von Greenpeace
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Hinweis: Wenn Sie mein voriges Buchüber fossile Brennstoffe noch nicht gelesen haben, sollten Sie diesenAbschnitt überspringen und direkt zu Kapitel 1 gehen.
In meinem 2014 erschienenen Buch The Moral Case for Fossil Fuels (»Ein moralisches Plädoyer für fossile Brennstoffe«) habe ich eine höchst ungewöhnliche und umstrittene Prognose abgegeben: Die Nutzung fossiler Brennstoffe werde nicht ab-, sondern zunehmen, und ihre Vorteile für das menschliche Gedeihen würden die negativen Nebenwirkungen bei Weitem überwiegen, und zwar selbst dann, wenn man alle negativen Folgen für das Klima berücksichtigt.
Meine Prognose fußte auf drei Einsichten:
Erstens hatten und haben fossile Brennstoffe die einzigartige Fähigkeit, zuverlässige und kostengünstige Energie in einer Welt zu liefern, in der in Zukunft viel mehr Energie benötigt wird – insbesondere für die Milliarden von Menschen, die bislang fast keine Energie verbraucht haben.
Zweitens versetzt uns preiswerte, zuverlässige Energie in die Lage, Maschinen zu nutzen, die unser Leben verbessern. Das hat grundlegende, völlig unterschätzte Vorzüge – unter anderem den, dass sie unsere Umwelt so verwandeln kann, dass sie unnatürlich sauber ist und wir in ihr unnatürlich gut vor Klimagefahren geschützt sind.
Drittens hat eine verstärkte Nutzung kostengünstiger, zuverlässiger fossiler Brennstoffe zwar einen Anstieg der CO2-Werte zur Folge und wirkt sich auf das globale Klima erwärmend aus, aber diese Auswirkungen sind keineswegs katastrophal. Sie können von Menschen bewältigt werden, die mit fossilen Brennstoffen betriebene Maschinen erfinden – beispielsweise Bewässerungssysteme für Dürreperioden, Heizgeräte und Klimaanlagen für den Umgang mit extremen Temperaturen und so weiter.
Haben Sie The Moral Casefor Fossil Fuels gelesen und nun zu diesem Buch gegriffen, spricht dies dafür, dass Sie meine Argumente zumindest teilweise überzeugend fanden.
Doch selbst wenn dies der Fall war, ist es verständlich, dass Sie die tagtäglichen Medienberichte glauben machen, ich hätte massiv danebengelegen. Denn darin heißt es, fossile Brennstoffe würden keine Vorteile mehr aufweisen, sondern der durch fossile Brennstoffe ausgelöste Klimawandel habe immensen Schaden angerichtet, den wir nicht mehr ausgleichen, geschweige denn bewältigen können.
Überall liest man heutzutage, »erneuerbare« Energien, allen voran Solar- und Windenergie, würden aufgrund ihrer besseren Wirtschaftlichkeit fossile Brennstoffe rasch verdrängen. Einige unserer beeindruckendsten Technologiekonzerne wie Apple, Google oder Facebook behaupten, zu 100 Prozent erneuerbar zu arbeiten. Dabei gehen sie davon aus, dass die 100 Prozent erneuerbare Energien, die für sie funktionieren, auch für alle anderen gelten.
Ebenso sehen wir Tag für Tag Reportagen darüber, wie der von fossilen Brennstoffen verursachte Klimawandel zu einer »existenziellen Bedrohung« für unser Leben wird. Prognosen über neue angebliche Katastrophen wie die »Ozeanversauerung« und das massenhafte Artensterben beherrschen den Diskurs. Und was klimatisch bedingte Desaster wie Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände anbelangt, so heißt es, sie hätten ein noch nie gesehenes Ausmaß erreicht. Nehmen Sie nur die völlig außer Kontrolle geratenen Brände in Kalifornien und Australien. Sie seien beispiellos, erklärt man uns, und man bekomme sie nur auf einem einzigen Weg in den Griff – nämlich indem wir schnellstens unsere CO2-Emissionen zurückfahren.
Zusammenfassend lautet das heute gebetsmühlenhaft vorgekaute Narrativ etwa so: Fossile Brennstoffe machen die Welt zu einem Ort, der immer weniger lebenswert ist, aber zu unserer Rettung sind nun die erneuerbaren Energien da. Sie könnten allerdings noch viel mehr bewirken, wenn wir uns einfach von fossilen Brennstoffen verabschieden würden.
Würde dieses Narrativ stimmen, würde es in der Tat meine Prognosen und die von mir in The Moral Case for FossilFuels erhobene Forderung widerlegen, künftig nicht weniger, sondern mehr fossile Brennstoffen zu verwenden.
Doch bereits in diesem Buch habe ich darauf hingewiesen, dass es auf der Suche nach der Wahrheit nicht ausreicht, sich mit Anekdoten oder Narrativen zu befassen. Wir müssen die Fakten des »großen Ganzen« betrachten.
Und wenn wir uns die Faktenlage zu fossilen Brennstoffen, möglichen Alternativen, menschlichem Gedeihen und Klima insgesamt ansehen, haben sich die Thesen von The Moral Case for Fossil Fuels bislang voll und ganz bestätigt.
Fakt 1: Fossile Brennstoffe sind weltweit weiterhin die wichtigste Energiequelle und liefern viermal so viel Energie wie alle Alternativen zusammen. Und die Nutzung fossiler Brennstoffe nimmt weiterhin zu. »Erneuerbare« Sonnen- und Windenergie machen weltweit gerade einmal 3 Prozent aus. Doch selbst diese 3 Prozent sind von Mandaten, Subventionen und zuverlässigen, mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerken abhängig und führen überall dort, wo Solar und Wind in nicht trivialen Mengen zum Einsatz kommen, zu steigenden Kosten und/oder erheblichen Problemen mit der Zuverlässigkeit.
Fakt 2: Die Welt ist immer lebenswerter geworden, insbesondere für die allerärmsten Menschen. Entscheidend dazu beigetragen hat die kostengünstige, zuverlässige Energie aus fossilen Brennstoffen. Neben weiteren Vorteilen haben fossile Brennstoffe die starke Industrialisierung vorangetrieben, die die Rate extremer Armut (jener Anteil der Menschen, die mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen müssen) seit 1980 von 42 Prozent auf unter 10 Prozent gedrückt hat. 1
Fakt 3: Fossile Brennstoffe haben zwar zu einer Erwärmung des globalen Klimasystems beigetragen, doch diese Erwärmung beträgt in den vergangenen 170 Jahren gerade mal 1 Grad Celsius. Gleichzeitig fiel die Anzahl der aufgrund von Klimakatastrophen gestorbenen Menschen auf ihren tiefsten Stand überhaupt, und das haben wir größtenteils einer »Klimabeherrschung« zu verdanken, die fossile Brennstoffe ermöglichen. Das geht von der Bewässerung mithilfe fossiler Brennstoffe über das Heizen und Kühlen durch fossile Brennstoffe bis hin zur Errichtung stabiler Gebäude vermittels fossiler Brennstoffe und zu Frühwarnsystemen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Der Anteil von Menschen, die infolge von Klimakatastrophen gestorben sind, ist im Laufe der letzten 100 Jahre um 98 Prozent gesunken. 2
Es macht mir Mut, dass die Aussagen von The MoralCase for Fossil Fuels die Zeit so gut überstanden haben, und vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Möglicherweise fragen Sie sich aber auch, ob sich die Lage nicht dramatisch ändern wird, wenn immer mehr Geld und Talent in erneuerbare Energien fließen und die CO2-Menge in der Atmosphäre weiter zunimmt.
Auch ich habe mich das gefragt. Im Verlauf der letzten 7 Jahre habe ich mich besonders dafür interessiert, die langfristigenAussichten fossiler Brennstoffe zu verstehen und einzuordnen. Welche Vorteile können wir in den kommenden Dekaden und Generationen von fossilen Brennstoffen im Vergleich zu alternativen Lösungen erwarten, und mit welchen Nebenwirkungen müssen wir rechnen?
Auf der Suche nach Antworten habe ich ausgiebig recherchiert und über Energie, das Wohlergehen der Menschheit und das Klima nachgedacht. Gleichzeitig habe ich ein Grundgerüst für das Nachdenken über Energiefragen entwickelt, das viel ausgefeilter ist als zu der Zeit, als ich The Moral Case for Fossil Fuels schrieb. Ich nenne es den »Rahmen für menschliches Wohlergehen«.
Es war auch hilfreich, diese Themen mit zahllosen Menschen zu erörtern, während ich durch die Vereinigten Staaten und rund um die Welt reiste und meine Ideen vorstellte.
Dabei muss ich ehrlich zugeben: Als ich begann, gründlicher über die langfristige Zukunft fossiler Brennstoffe nachzudenken, ging ich davon aus, dass mein Enthusiasmus etwas leiden würde. Nach The Moral Case for Fossil Fuels gab es eine jahrelange Phase, in der ich den Stand der technischen Entwicklungen im Energiebereich und im Klimabereich nicht mehr so aufmerksam verfolgte wie zuvor oder danach. Die Populärmedien berichteten mit einer solchen Begeisterung über radikale Fortschritte der erneuerbaren Energien und über beispiellose negative Klimaentwicklungen, dass ich dachte: »Die Trommel für fossile Brennstoffe zu rühren ist möglicherweise doch nicht das, womit ich meine Zeit verbringen möchte.«
Als ich mich aber, bewaffnet mit einem viel besseren Grundgerüst und den neuesten Fakten, daranmachte, die langfristigen Zukunftsaussichten fossiler Brennstoffe gründlich zu untersuchen, gelangte ich zu der Überzeugung, dass es weit mehr moralische Argumente für fossile Brennstoffe gibt, als ich angenommen hatte – Argumente, die über Generationen hinweg Bestand haben und ein moralisches Plädoyer für eine fossile Zukunft bilden.
Doch während sich fossile Brennstoffe in der Realität und meinem Verständnis nach zu etwas Positivem verwandelten, entwickelten sich die Politik und die öffentliche Wahrnehmung in Sachen fossile Brennstoffe leider in genau die entgegengesetzte Richtung.
Wer sich 2014 für einen raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen aussprach, vertrat eine eher extreme Position. Heute dagegen ist sie im Mainstream angekommen und gilt als Meinung der »Fachleute«. Aus allen Bereichen der Gesellschaft melden sich Institutionen zu Wort, betonen ihre Bereitschaft, sich von fossilen Brennstoffen abzuwenden, und versprechen, bis allerspätestens 2050 »klimaneutral« oder »kohlenstoffneutral« zu werden.
Umfragen zu fossilen Brennstoffen und Klima zeigen in zahlreichen Ländern, dass etwa 50 Prozent der Menschen glauben, der von fossilen Brennstoffen beschleunigte Klimawandel drohe die Menschheit auszulöschen. 3
»Klimanotstand« und »Klimakrise« gelten nicht mehr als Vorhersagen für die Zukunft, sondern als Beschreibung der Gegenwart – und das, obwohl wir derzeit besser vor dem Klima geschützt sind, als es irgendeine menschliche Bevölkerung im Verlauf der Geschichte gewesen ist. 4
Eine fortdauernde und zunehmende Nutzung fossiler Brennstoffe scheint mir für ein globales Gedeihen der Menschheit unabdingbar zu sein. Insofern klingen Vorschläge zur »Klimaneutralität« genauso apokalyptisch für mich, wie es für andere der von fossilen Brennstoffen befeuerte Klimawandel tut. Würde man eine Politik der Klimaneutralität tatsächlich umsetzen, wäre es gewiss der schwerste Fall von Massenmord, seitdem kommunistische Regimes im 20. Jahrhundert 100 Millionen Menschen umbrachten. Möglicherweise wären die Opferzahlen sogar noch viel höher. (Glauben Sie mir nicht, sollten die Kapitel 4–6 in diesem Buch Ihre Meinung ändern.) Eine Politik der Klimaneutralität ist dermaßen bedrohlich, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie irgendwann einmal konsistent durchgesetzt werden wird. Allen voran haben China, Russland und Indien bereits signalisiert, dass sie eine derartige Politik unter keinen Umständen verfolgen werden. 5
Aber die Bemühungen, eine Politik der Eliminierung fossiler Brennstoffe durchzusetzen, werden immer beharrlicher und werden voraussichtlich zwei Konsequenzen haben, die ich nach Leibeskräften abzuwenden versuche.
Die erste ist, dass sich die Überwindung der Armut in den ärmsten Regionen der Welt auf unbestimmte Zeit verzögern wird, denn dafür werden fossile Brennstoffe benötigt. Etwas Neues aufzuhalten ist immer einfacher, als etwas zu stoppen, das bereits im Gange ist. Insofern wird es für die Gegner fossiler Brennstoffe leichter sein, neue Entwicklungen in Afrika zu stoppen, die auf fossilen Brennstoffen basieren, als die schon länger mit fossilen Brennstoffen betriebene Entwicklung in China oder Indien zu verlangsamen.
Die zweite Konsequenz, die es abzuwenden gilt, ist der wirtschaftliche Selbstmord der freiesten Nationen der Welt, wozu auch mein Heimatland gehört, die Vereinigten Staaten von Amerika. Zum jetzigen Zeitpunkt arbeiten jene Länder am vehementesten auf eine Abkehr von fossilen Brennstoffen hin, die traditionell zu den freiheitlichsten gehören. Man vergleiche dies mit dem unfreien China, das ausdrücklich das Ziel verfolgt, spätestens 2049 die größte Supermacht der Welt zu sein, und zwar indem es 85 Prozent seiner Volkswirtschaft mit fossilen Brennstoffen betreibt. Fossile Brennstoffe werden auch dazu verwendet, unsolide Sonnenkollektoren und Windturbinen zu bauen, die dazu beitragen, dass das Stromnetz der USA teurer wird und an Zuverlässigkeit einbüßt. Und dies lässt den Standort an Attraktivität für die Industrie einbüßen. 6
Das beispiellose Maß an Sicherheit, das Amerika und im weiteren Sinne auch der Rest der freien Welt heutzutage genießen, geht auf die wirtschaftliche Stärke der USA und die Militärmacht des Landes zurück. Beide hängen davon ab, dass kostengünstig und zuverlässig Energie zur Verfügung steht. In seinem Buch Der Preis dokumentiert Daniel Yergin, dass ein Krieg Mobilität voraussetzt. Kriege werden oftmals von den Ländern mit der besten mobilen Energie gewonnen, und das heißt an allererster Stelle Öl. Eine Welt, in der freie Nationen ihre Volkswirtschaften und folglich ihr Militär abwürgen, während China günstige, zuverlässige Energie aus fossilen Brennstoffen dafür nutzt, zur weltgrößten Volkswirtschaft mit dem furchterregendsten Militär aufzusteigen, ist keine Welt, in der ich leben möchte. 7
Aus diesen Gründen und aus vielen weiteren, die ich im Verlauf dieses Buches aufzeigen werde, halte ich die drastische Abkehr der Politik und der öffentlichen Wahrnehmung von fossilen Brennstoffen für eine existenzielle Bedrohung der Freiheit und des Wohlergehens der Menschheit – letztlich eine Bedrohung für die langfristigen Überlebenschancen der Vereinigten Staaten.
Dieser Trend beunruhigt Menschen wie mich, die sich bemüht haben, unsere Mitmenschen von den moralischen Argumenten zu überzeugen, die für fossile Brennstoffe sprechen. Denn obwohl die Fakten uns recht geben, hält diese Entwicklung an.
Gleichwohl macht es mir Mut, wenn ich sehe, in welchem Maße The Moral Casefor Fossil Fuel und meine Bemühungen dazu beitragen, die Ideen dahinter in vielerlei Formen und Foren zu verbreiten.
Wieder und wieder habe ich miterlebt, wie meine Argumente Zweifler zu Unterstützern machten, darunter auch Personen, deren Hintergrund eine derartige Kehrtwendung nicht hätte vermuten lassen, etwa liberale Harvard-Studenten und ehemalige Klimaaktivisten.
Ebenso habe ich miterlebt, was genauso wichtig ist, wie meine Argumente Unterstützer in Vorkämpfer verwandelten, in Menschen, die wiederum andere überzeugen können.
2014 rief ich die Industrie für fossile Brennstoffe dazu auf, sich zu mobilisieren. Zwar geschieht dies noch nicht in dem erforderlichen Ausmaß, aber es gibt inzwischen prominente CEOs wie Chris Wright (Liberty Oilfield Services) und Adam Anderson (Innovex), die moralische Argumente für ihre Branche liefern. 8
2014 rief ich auch Menschen in ärmeren Regionen dazu auf, sich für Energie aus fossilen Brennstoffen einzusetzen. Heute tun dies Personen wie der indische Energieforscher Vijay Jayaray und NJ Ayuk von Africa Energy Chamber. 9
Meine Erfolge bei dem Bemühen, Zweifler oder Gegner in Unterstützer und Unterstützer in Vorkämpfer zu verwandeln, einerseits sowie der drastische Imageverlust fossiler Brennstoffe in den Augen der Öffentlichkeit andererseits dienten mir als Motivation dafür, an meinen Fähigkeiten zu arbeiten, Fakten rund um das Thema Energie zu erklären und über Wege nachzudenken, wie ich die Menschen am besten über die Wahrheit aufklären kann.
2018 kam ich zu dem Schluss, dass am besten wäre, wenn ich ein völlig neues Buch über fossile Brennstoffe schreiben würde – eines, das die aktuelle Lage vollständig abbildet und wesentlich umfassender, klarer und viel zukunftsorientierter ist als The Moral Case for Fossil Fuels.
Mit FossileZukunft möchte ich einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Menschen die Wahrheit erfahren – sowohl direkt durch das Buch als auch indirekt, indem ich anderen Befürwortern von fossilen Brennstoffen und Energiefreiheit (also hoffentlich Ihnen) helfe, ihren Mitmenschen eine klare und überzeugende Darstellung der Fakten zu liefern.
Ich hoffe, Fossile Zukunft ist für Sie erfreulich, erhellend und ermächtigend.
Teil 1
Das Grundgerüst
1
Die Vorzüge ignorieren
In diesem Buch werde ich versuchen, Sie von etwas zu überzeugen, was Ihnen verrückt erscheinen mag. Mir jedenfalls erschien es früher definitiv ein verrückter Gedanke zu sein.
Die Idee, von der ich Sie gerne überzeugen würde: Wenn Sie die Welt in einen besseren Ort verwandeln wollen, können Sie kaum etwas Sinnvolleres tun, als sich für die Nutzung von mehr fossilen Brennstoffen stark zu machen – für das Verbrennen von mehr Öl, mehr Kohle und mehr Erdgas.
Fast überall hört man, dass die Nutzung von noch mehr fossilen Brennstoffen die Welt zerstören wird. Mein Argument hingegen wird sein, dass diese die Welt zu einem deutlich besseren Ort machen werden, einem Ort, an dem weitere Milliarden Menschen Gelegenheit bekommen, zu gedeihen. Und das bedeutet, dass sie sich aus der Armut befreien können, die Möglichkeit haben, ihre Träume zu verfolgen und (das klingt am verrücktesten von allem) eine qualitativ bessere Umwelt zu erleben und durch das Klima weniger gefährdet zu sein.
Ich werde aber nicht wie einige »Klimaleugner« behaupten, die CO2-Emissionen, die bei der Nutzung fossiler Brennstoffe anfallen, würden sich überhaupt nicht auf das Klima auswirken. Ich räume voll und ganz ein, dass sie zu der Erwärmung von 1 Grad Celsius beigetragen haben, die wir über die vergangenen 100 und mehr Jahre erlebt haben, und dass sie auch in Zukunft zu einer weiteren Erwärmung beitragen werden. Ich werde aber aufzeigen, dass die negativen Folgen der fossilen Brennstoffe weitaus geringer sein werden als der einzigartige Nutzen, den fossile Brennstoffe mit sich bringen.
Fossile Brennstoffe machen 80 Prozent der globalen Energieproduktion aus. Sie haben den einzigartigen Vorteil, kostengünstig und zuverlässig Milliarden von Menschen an Tausenden von Orten mit Energie zu versorgen, und werden das auch in Zukunft tun können. In einer Welt, in der noch immer rund 3 Milliarden Menschen weniger Strom verbrauchen als ein klassischer amerikanischer Kühlschrank, ist das ein absolut unerlässlicher Vorteil. 1 Allen Behauptungen zum Trotz, Solar- und Windkraft würden fossile Brennstoffe rasch verdrängen, nimmt die Nutzung fossiler Brennstoffe weiter zu. Die intermittierende Solar- und Windenergie ist seit Generationen auf dem Markt, macht aber bisher nur etwa 3 Prozent der globalen Energie aus – und diese 3 Prozent hängen voll und ganz davon ab, dass rund um die Uhr fossile Brennstoffe, insbesondere Erdgas, als Backup zur Verfügung stehen. Solar und Wind sind nicht einmal ansatzweise imstande, die Energie zu ersetzen, die fossile Brennstoffe heute liefern – ganz zu schweigen von dem deutlich größeren Energiebedarf, den die Menschheit in Zukunft haben wird. 2
Ein zentraler Pluspunkt, der dafürspricht, fossile Brennstoffe stärker zu nutzen, liegt in unserer enormen und zunehmenden Fähigkeit, den Klimawandel (sei er nun natürlich oder menschengemacht) zu meistern. Diese Fähigkeit hat dazu geführt, dass der durchschnittliche Erdenbürger mit 50-mal geringerer Wahrscheinlichkeit an einer durch das Klima bedingten Katastrophe sterben wird, als es vor 100 Jahren der Fall gewesen ist, obwohl die Welt zu diesem Zeitpunkt noch 1 Grad Celsius kälter war. 3
Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist für die Zukunft der Welt außerordentlich wichtig, und es hätte wahrlich apokalyptische Konsequenzen, würde man die vorgeschlagenen Maßnahmen, rasch aus der Nutzung fossiler Brennstoffe auszusteigen, alle umsetze. Für die meisten Menschen würde die Welt ärmer, gefährlicher und leidvoller sein. Und selbst wenn die Schritte zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen nicht vollständig umgesetzt werden (was wahrscheinlich ist angesichts der Ankündigungen von China, Russland und Indien, ihre Nutzung fossiler Brennstoffe auszuweiten), werden weitreichende Einschränkungen bei der Nutzung fossiler Brennstoffe Milliarden Menschenleben verkürzen und qualvoller machen, insbesondere in den ärmsten Regionen der Welt.
Sie wollen gewiss nicht Teil einer Bewegung sein, die den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorantreibt, wenn dieser für andere Menschen tatsächlich großes Leid bedeutet. Sie würden sich aber für eine intensivere Nutzung fossiler Brennstoffe einsetzen, wenn diese die Welt zu einem besseren Ort machen würde.
Aber könnte es wirklich sein, dass ich recht habe?
Die Vorstellung, eine verstärkte Nutzung fossiler Brennstoffe habe weitreichende Vorteile, für die man kämpfen solle, wohingegen der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erheblichen Schaden mit sich bringe und zu bekämpfen sei, widerspricht allem, was eine verlässliche Quelle nach der nächsten uns erklärt: Experten, insbesondere Klimaforscher, seien sich nahezu vollständig einig darin, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe rasch beendet werden müsse.
Die Argumentation für diese Schlussfolgerung, die ich als »ethisch begründete Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen« bezeichne, lautet üblicherweise so:
Die Welt nutzt fossile Brennstoffe in gewaltigen Mengen, und die dabei entstehenden CO2-Emissionen verursachen einen katastrophalen Klimawandel – darunter immer schlimmere Hitzewellen, Stürme, Hochwasser, Brände und Dürren.
Der katastrophale Klimawandel und weitere negative Nebenwirkungen der Nutzung fossiler Brennstoffe, beispielsweise die Verschmutzung von Luft und Wasser, verpflichten uns ethisch dazu, rasch aus der Nutzung fossiler Brennstoffe auszusteigen und bei den CO2-Emissionen bis spätestens 2050 »Netto-Null« zu erreichen, um auf diese Weise die Erwärmung bei 1,5 Grad Celsius, allerhöchstens aber bei 2 Grad Celsius, im Vergleich zur präindustriellen Zeit und der Nutzung fossiler Brennstoffe zu deckeln.
Was tritt an die Stelle fossiler Brennstoffe? Grüne, erneuerbare Energiequellen, insbesondere Sonnen- und Windenergie, die schon heute fossile Brennstoffe ablösen, und zwar rasch und zu geringeren Kosten. Mit der entsprechenden politischen Willenskraft können sie bald die Welt mit Energie versorgen.
Die einzigen Menschen, die sich gegen den raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und deren Ablösung durch grüne Energie sperren, sind »Leugner und Ausbremser«, die ihre kurzfristige Bequemlichkeit und Gewinne über die Menschen und den Planeten stellen. An allererster Stelle gilt dies für die Hersteller fossiler Brennstoffe.
Dargestellt wird diese »ethisch begründete Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen« nicht als eine Ansicht unter vielen, sondern als der nahezu einhellige Konsens unter Fachleuten. So findet man sie bei einer breiten Spanne von Quellen, die als vertrauenswürdig gelten, beispielsweise
führenden Nachrichteninstitutionen wie der New YorkTimes, der Washington Post oder der BBC;
den Presseabteilungen zahlreicher öffentlicher wissenschaftlicher Einrichtungen, insbesondere des renommierten Weltklimarats IPCC [Intergovernmental Panel on Climate Change];
den Presseabteilungen jeder großen Regierung rund um den Globus. All diese Staaten haben das Übereinkommen von Paris unterzeichnet. In dieser Klimavereinbarung wird auf einen raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen gedrängt.
den Führungskräften großer Finanzinstitute (wie BlackRock) und Konzerne (wie Apple). Sie haben die »Netto-Null« oder »100 Prozent erneuerbare Energien« versprochen und behaupten, damit ethisch und praktisch zu handeln.
Wenn uns so viele vertrauenswürdige Quellen erklären, die Fachleute seien sich einig, dass wir uns von fossilen Brennstoffen verabschieden müssen, ist es schwer vorstellbar, dass die ethische Argumentation für den Ausstieg nicht zumindest im Grundsatz richtig sein könnte. Vielleicht ist das exakte Ausmaß der Klimakatastrophe, vor der wir stehen, nicht bekannt. Vielleicht wissen wir auch nicht, wie man fossile Brennstoffe am besten durch erneuerbare Energiequellen ersetzt, aber wenn dieser Alex Epstein behauptet, dass die »Experten« völlig falschliegen, kann das doch nicht richtig sein, oder? Insofern ist man vermutlich auf der sicheren Seite, wenn man fossile Brennstoffe ablehnt, und gewiss herrscht keine Notwendigkeit, sich aus dem Fenster zu lehnen und gegen ihre Abschaffung anzukämpfen.
Bevor Sie dieses Buch nun weglegen, sollten Sie allerdings zwei Faktoren in Betracht ziehen.
Erstens sollten wir es selbstverständlich ernst nehmen, wenn derart viele vertrauenswürdige Quellen permanent die Expertensicht wiedergeben. Dennoch hat die Geschichte gezeigt, dass sich das, was der Öffentlichkeit als einhelliger Standpunkt der »Experten« präsentiert wurde, gelegentlich als ausgesprochen falsch erwiesen hat. Tatsächlich rechtfertigte man einige der größten Übel der Menschheitsgeschichte – Rassismus, Sklaverei, Eugenik – mit »Experten«-Argumenten.
Und zweitens setzt die vermeintlich von Fachleuten empfohlene Politik, rasch aus fossilen Brennstoffen auszusteigen, einen unglaublich radikalen und potenziell verheerenden Wandel unserer Energienutzung voraus. In einer Welt, in der für Milliarden Menschen drastischer Energiemangel herrscht, sollen wir auf fossile Brennstoffe verzichten, also auf 80 Prozent der globalen Energieproduktion. Und die unterbrechungsanfälligen Sonnen- und Windenergien, die nach vielen Jahrzehnten auf dem Markt gerade einmal 3 Prozent der globalen Energie liefern und für die bis heute ständig fossile Brennstoffe als Backup bereitstehen, sollen, so heißt es, definitiv jene 80 Prozent Energie ersetzen, die wir heute aus fossilen Brennstoffen gewinnen – plus einen Großteil der Energie, die die Welt über das aktuelle Maß hinaus benötigen wird. Und all das innerhalb von nicht einmal 30 Jahren.
Gelingt dieser radikale Wandel nicht, stehen Milliarden Menschen ohne Aussicht auf Zugang zu bezahlbarer und verlässlicher Energie da. Ich möchte Ihnen dazu eine konkrete Geschichte erzählen, die mich sehr nachdenklich stimmt, denn sie macht deutlich, was es heißt, keine bezahlbare und verlässliche Energie zu haben. Erzählt hat diese Geschichte eine Frau, die Gambia besucht hat, einen der vielen afrikanischen Staaten, die dringend Energie benötigen.
Juni 2006.
Es war Samstagnachmittag, 16 Uhr, und ich erschrak, als plötzlich das Licht anging; denn nach 14 Uhr am Wochenende wurde es nie angeschaltet. Doch als ich dann eingeladen wurde, Zeuge eines Notkaiserschnitts zu werden, schoss der Adrenalinspiegel in die Höhe – es war eine Premiere für mich! Als das Neugeborene zur Welt kam, raste mein Herz vor Aufregung und Ehrfurcht.
Doch wie oft der Techniker auch Nase und Mund absaugte, der Säugling gab keinen Ton von sich. 25 Minuten später gaben Techniker und Schwester auf. Der Chirurg erklärte später, das Baby sei in der Gebärmutter erstickt. Würden sie über ausreichend Strom verfügen, um das Ultraschallgerät bei jeder Schwangeren einzusetzen, hätten sie das Problem früher entdecken und einen Kaiserschnitt planen können. Ohne Früherkennung wurde der Kaiserschnitt zum Noteingriff. Zudem musste der Chirurg warten, bis der Generator lief. Kostbare Minuten verstrichen, was zur Folge hatte, dass ein Leben verloren ging. Damals und dort konnte ich nichts weiter tun, als zu weinen.
Und später, als es auch auf der Entbindungsstation plötzlich still wurde, weinte ich erneut. Ein voll ausgetragener Säugling kam mit gerade einmal 3,5 Pfund Gewicht zur Welt. In den USA wäre das weitere Vorgehen klar und effektiv gewesen – das Baby wäre in einen Brutkasten gekommen. Aber ohne verlässliche Energie dachte man im Krankenhaus nicht einmal darüber nach, sich einen Brutkasten zuzulegen. Diese vermeintlich simple Lösung stand dem neugeborenen Mädchen nicht zur Verfügung, und so starb es völlig unnötig.
Zuverlässige Stromversorgung steht in den Gedanken der gesamten Belegschaft dieser Klinik an allererster Stelle. Ist sie gewährleistet, kann man mit strombetriebenen Geräten Tests durchführen, Impfstoffe und Antibiotika verabreichen, die gekühlt werden müssen, und chirurgische Eingriffe so planen, dass sie den Bedürfnissen der Patienten entsprechen. Ohne konstante Stromversorgung lässt man den Patienten hier zwar die unter diesen Umständen bestmögliche Versorgung zukommen, doch in einem Land mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 54 Jahren kommt das einem schweren Kampf gleich. 4
Die Tragödie, dass Babys sterben, weil es an bezahlbarem, verlässlichem Strom für Ultraschallgeräte und Brutkästen mangelt, wiederholt sich tagtäglich in vielen Teilen dieser Welt. Zum Glück ist diese Tragödie inzwischen wesentlich seltener geworden, weil Milliarden von Menschen in Entwicklungsländern wie China und Indien bezahlbare, verlässliche Energie produzieren, indem sie auf fossile Brennstoffe zurückgreifen. Schließen wir uns der Forderung nach einem raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen an und stellt sich heraus, dass die störanfälligen Energiequellen Solar und Wind fossile Brennstoffe nicht völlig ersetzen können – weder für die Milliarden, die derzeit Zugriff zu bezahlbarer, verlässlicher Energie haben, noch für die Milliarden, die sie benötigen –, so haben wir zweifellos Blut an unseren Händen.
Wenn derart viel auf dem Spiel steht, reicht es nicht aus, blind zu befolgen, was angeblich die »Fachleute« sagen. Wir müssen kritisch denken, Fragen stellen und abweichende Argumente in Betracht ziehen.
Ich hoffe, Sie geben mir Gelegenheit zu erklären, wie es dazu kommen konnte, dass ich als Philosoph, der keinerlei Verbindungen zur fossilen Brennstoffindustrie hat, die ethische Argumentation dieser vermeintlichen Fachleute hinterfragte und zu einer völlig anderen Meinung gelangte, was den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen angeht.
Hört man von jemandem, der ganz und gar dem widerspricht, was uns als »Expertenmeinung« präsentiert wird, so könnte man leicht vermuten, dass diese Person Fachwissen ablehnt. Aus diesem Grund möchte ich von vorneherein in aller Deutlichkeit sagen: So jemand bin ich nicht.
Mir ist völlig klar, dass wir uns in einer modernen, spezialisierten Gesellschaft auf Fachleute – Spezialisten – verlassen müssen, wenn es darum geht, wie wir bei wichtigen Themen, die in deren Fachgebiet fallen, vorgehen sollten, sei es nun, dass wir einen Rohrbruch bei uns zu Hause beheben müssen, dass es um die Behandlung von Covid-19 geht, um die Frage der richtigen Ernährung oder eben um den weiteren Umgang mit fossilen Brennstoffen.
Doch ich weiß auch, dass »Experten« mit ihren Ansichten völlig falschliegen können.
Als Philosoph habe ich die Geschichte von Ideen sehr ausführlich studiert, und seit Langem treibt mich die Tatsache um, dass einige der schlimmsten Ideen in der Geschichte (etwa Sklaverei, Rassismus und Eugenik) erfolgreich als Konsens »der Experten« verkauft wurden. Das hat mich dazu gebracht, über Fragen wie die folgenden nachzudenken: Wie kann ich mich verantwortungsbewusst auf Experten verlassen? Wie kann ich auf der Grundlage von Expertenwissen zu meinem Vorteil handeln und vermeiden, einer der zahllosen Menschen zu werden, die im Verlaufe der Geschichte etwas total Falsches unterstützt haben, weil man ihnen erklärt hatte, die »Experten« würden es befürworten?
Sie werden vielleicht denken, dass man solche Frage unmöglich beantworten kann. Wie soll das gehen? Dazu müssten wir uns in den Ernährungswissenschaften auskennen, in der Virologie, der Klimaforschung oder der Energiewirtschaft. Wie sollen wir als Außenstehende erkennen, dass Fachleuten, die seit Jahrzehnten in ihrem Bereich arbeiten, Fehler unterlaufen sind?
Zum Glück ist das aber gar nicht erforderlich. Wenn sich das, was man uns als »Expertenansicht« präsentiert, als völlig falsch erweist, liegt das in denmeistenFällen nicht daran, dass sich erfahrene Leute auf ihrem Fachgebietgeirrt haben, sondern daran, dass das System, auf deren Erklärungder Expertenansicht wir vertrauen, diese stark verzerrt. Haben wir erst einmal begriffen, wie diese Verzerrung funktioniert, können wir sie in vielen Fällen erkennen und uns dagegen wappnen.
Wann immer wir hören, »Experten« würden dies oder jenes meinen, müssen wir uns klarmachen, dass kaum einer unter uns direkten Zugang zu dem hat, was die meisten erfahrenen Fachleute über ein bestimmtes Thema denken. Dies vermittelt uns ein System von Institutionen und Menschen. Und dabei erfüllt es vier zentrale Aufgaben:
Es betreibt Expertenforschung zur Welt.
Es destilliert das Wesentliche aus der Expertenforschung.
Es gibt an den Rest von uns wesentliches Expertenwissen weiter.
Und es hilft uns, auf der Grundlage von Expertenwissen zu bewerten, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Ich bezeichne dieses System als unser »Wissenssystem«. Begreift man, wie es funktioniert und wo sich Fehler einschleichen können, kann man erkennen, wann das, was uns als Meinung der »Experten« präsentiert wird, in die Irre führt. Und dabei ist es egal, ob es sich um fossile Brennstoffe oder irgendein anderes Thema handelt.
Die Grundlage eines jeden Wissenssystems sind die Forscher, also Menschen oder Einrichtungen, die hochgradig spezialisierte Forschung zu unterschiedlichen
Aspekten der Welt betreiben. Was beispielsweise das Thema fossile Brennstoffe betrifft, so haben wir:
Energieforscher, die sich mit den physikalischen, den technischen, den ökonomischen Grundlagen der Energieproduktion und so weiter befassen;
Klimaforscher, die sich mit den physikalischen Grundlagen des Klimas, dem CO2-bedingten »Treibhauseffekt«, der Klimageschichte und so weiter befassen;
Umweltforscher, die sich mit der Luftqualität, der Wasserqualität, den Auswirkungen von Umweltverschmutzung auf den menschlichen Körper und so weiter befassen.
Zu den führenden Forschungsinstituten in unserem Wissenssystem gehören Universitäten (Harvard, Yale, Stanford), staatliche Einrichtungen (NOAA, NASA, NSF) 5 sowie auf einen bestimmten Bereich spezialisierte Fachmagazine (Nature Climate Change, Geophysical Research Letters, Climate Dynamics).
(Hinweis: Wenn ich von »unserem« Wissenssystem spreche, beziehe ich mich auf das Mainstream-Wissenssystem, also auf diejenigen Institute und Menschen, die das Gedankengut und die Politik von heute hauptsächlich beeinflussen. Dazu gehört auch alles, was mit fossilen Brennstoffen zu tun hat. Später im Buch gehe ich auf Alternativen zum Mainstream-Wissenssystem ein und befasse mich sowohl mit ihren potenziellen Fallen als auch ihren Vorzügen.)
Ein Schlüsselfaktor, der uns helfen kann, zu erkennen, wann die Arbeit von Forschern durch unser sonstiges Wissenssystem verzerrt wird, ist, dass neue Forschung anspruchsvolle und fehleranfällige Arbeit ist. Das zeigt sich daran, dass an der vordersten Front der Forschung ein erhebliches Ausmaß an Unsicherheit und Meinungsverschiedenheiten herrscht, beispielsweise bei der Suche nach Ursachen und geeigneten Behandlungsmethoden für Krebs.
Wissen wir um die Ungewissheit und die umstrittene Natur neuer Forschungsergebnisse, können wir eine sehr häufige Form von Verzerrung leicht ausfindig machen: Man pickt sich aus den umstrittenen neuen Schlussfolgerungen einiger Forscher die Rosinen heraus und präsentiert diese als Meinung aller Fachleute. So wurde oft voller Zuversicht behauptet, Wissenschaftler hätten dies oder jenes »entdeckt«, zum Beispiel eine neue Hauptursache für Krebs, wodurch der Eindruck entstand, sämtliche qualifizierten Wissenschaftler würden zustimmen. Berücksichtigt man jedoch, welche Schwierigkeiten und Ungewissheiten bei bahnbrechender Forschungsarbeit auftauchen, ist es nahezu unmöglich, dass eine neue Einsicht schlagartig von praktisch allen anderen Fachleuten geteilt wird.
Auch bei der Argumentation für den Ausstieg aus der fossilen Brennstoffnutzung spielt das Herauspicken von Rosinen eine Rolle. Das zeigt sich daran, dass die außerordentlich spezifische Vorhersage, ein Anstieg der durchschnittlichen globalen Temperatur um 2 Grad Celsius gegenüber dem präindustriellen Niveau bedeute definitiv eine weltweite Katastrophe, als wissenschaftlicher Konsens verkauft wird. Dabei sind Zukunftsprognosen auf komplexen Gebieten stets grenzwertig und führen immer zu Ungewissheit und Uneinigkeit. Angesichts der Art und Weise, wie Forschung funktioniert, ist es so gut wie ausgeschlossen, dass sämtliche Forscher der 2-Grad-Celsius-Prognose vertrauen und zustimmen, wie uns glauben gemacht wird.
Wenn man sich mit diesem Thema genauer befasst, stößt man tatsächlich auf eine Unmenge unterschiedlicher Ansichten zu der Frage, welcher Erwärmungsgrad welche Konsequenzen nach sich zieht. Dazu gehört auch die Meinung des weltweit führenden Klimaökonomen und Nobelpreisträgers William Nordhaus, für den 2 Grad Celsius keine Katastrophe wären, der Versuch aber, diesen Anstieg durch politische Maßnahmen zu verhindern, mehr Schaden anrichten als Gutes herbeiführen würde. 6 Auf diesen Gedanken käme man aber niemals, wenn man sich nur darauf verließe, was die Mainstream-Wissenssysteme als »Urteil der Fachleute« verkaufen. Denn diejenigen, die das Mainstream-Wissenssystem synthetisieren, vermitteln und begutachten, erledigen ihre Aufgabe nicht ordentlich.
Wichtige Forschungsarbeit generiert stets eine nahezu grenzenlose Menge an Fachwissen, und zwar egal auf welchem Gebiet. Das geht so weit, dass heutzutage niemand in seinem eigenen Forschungsbereich auch nur ansatzweise über alles Bescheid wissen kann. Dennoch ist es üblich, (beispielsweise) von »Klimaforschern« als einer einheitlichen Gruppe zu sprechen, dabei handelt es sich um Fachleute für eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte der Klimawissenschaften – etwa der Paläoklimatologie (urzeitliche Indizien lassen erahnen, wie das Klima in der Urzeit aussah), Klimaphysik, Ozeanografie oder Klimamodellierung. Für gewöhnlich kennen sich Experten in ihrem Spezialbereich bestens aus, wissen aber viel weniger über die anderen Aspekte der Klimawissenschaft.
Damit die Unmenge an Fachwissen, das die Forscher zusammengetragen haben, möglichst vielen Menschen nutzbringend zur Verfügung gestellt werden kann, muss dieses Wissen synthetisiert, das heißt präzisiert, konzentriert und organisiert werden.
In der Klimawissenschaft ist hier weltweit der Weltklimarat IPCC [Intergovernmental Panel on Climate Change, der »Zwischenstaatliche Ausschuss für den Klimawandel«] der Vereinten Nationen führend. Er fasst Forschung zusammen, die vornehmlich in Universitäten und staatlichen Forschungseinrichtungen durchgeführt wird. Andere Synthetisierer im Bereich der Klimaforschung sind das National Climate Assessment [»Nationale Klimabegutachtung«], eine US-amerikanische Regierungsinitiative, und unterschiedliche wissenschaftliche Berufsverbände wie die American Meteorological Society.
Im Energiebereich zählen die International Energy Agency, die US-amerikanische Energy Information Administration sowie BP [British Petroleum] zu den führenden Synthetisierern. BP ist zwar ein privatwirtschaftliches Unternehmen, aber seine Synthesen gelten als überparteilich.
Eine Möglichkeit, wie Synthese schiefgehen kann, sind unbeabsichtigte Fehler, die sich aus der Schwierigkeit ergeben, Synthesen zu erstellen. Die Erkenntnisse eines ganzen Fachbereichs herzunehmen und zutreffend zusammenzufassen erfordert ein unglaubliches Maß an Gründlichkeit und Urteilsvermögen. Selbst mit den allerbesten Absichten können den Verantwortlichen schwere Fehler unterlaufen – beispielsweise wenn sie auf dem Gebiet der Ernährungswissenschaft falsch entscheiden, welches Lager das Verhältnis zwischen Ernährung und Herzkrankheiten am besten versteht.
Weitaus verheerender sind die Folgen aber, wenn die Einrichtungen manipuliert werden, die die Synthese vornehmen. Sei es das US-Landwirtschaftsministerium, wenn es um Ernährung geht, oder der Weltklimarat in Klimafragen – der Einfluss der für die Synthese Verantwortlichen ist dermaßen groß, dass sie im Visier zahlloser Unternehmen, Aktivistengruppen und machthungriger Politiker stehen, die die Politik in ihrem Sinne beeinflussen möchten.
Im Bereich der Ernährung etwa haben Lobbygruppen unterschiedlicher Lebensmittelhersteller ein großes Interesse daran, zu erfahren, wer die Synthesebemühungen leitet, denn von dieser Position aus lässt sich radikal beeinflussen, was der Öffentlichkeit als Einschätzung der »Fachleute« verkauft wird: von der Ansicht, Milch sei gut, bis hin zur jener, Milch sei schlecht; Getreide solle der wichtigste Bestandteil des Ernährungsplans sein oder aber Getreide sei schlecht; Fleisch gehöre auf jeden Teller oder Fleisch sei schlecht.
Doch zurück zu den fossilen Brennstoffen. Die Entscheidung, wer in der Berichterstattung des Weltklimarats federführend sein soll, wirkt sich selbstverständlich massiv darauf aus, was thematisiert wird und was nicht. Ebenso haben die unterschiedlichen Kräfte, die auf die International Energy Agency einwirken, massiven Einfluss darauf, was diese Organisation zur Zukunft der Energie an Prognosen und Empfehlungen bereithält.
Um zu erkennen, ob eine Synthese danebenliegt, überprüft man, ob entscheidende Variablen oder Fakten unter den Teppichgekehrt werden. Bei einer Synthese im Bereich der Ernährung könnte man beispielsweise darauf achten, ob eine Synthese, die eine spezielle Ernährungsweise propagiert (etwa vegan oder ketogen), ignoriert, dass es gesunde Bevölkerungsgruppen gibt, die sich nicht auf die empfohlene Weise ernähren.
Der Weltklimarat ist also das zentrale Gremium, das herangezogen wird, wenn ethische Gründe für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen aufgefahren werden. Suchen wir nach Variablen, die der Weltklimarat ausgelassen hat, stoßen wir auf eine sehr bedeutsame: die Sterberate durch klimabedingte Katastrophen. Denn die Sterberate – insbesondere jene für die über 100 Jahre, in denen die CO2-Werte zu steigen begannen – sagt enorm viel über die Fähigkeit der Menschheit aus, sich an Klimagefahren anzupassen beziehungsweise sie in den Griff zu bekommen. Und dies sagt wiederum sehr viel darüber aus, welche potenziellen Klimaveränderungen ernst zu nehmende Probleme mit sich brächten und welche nicht.
Geht man aber die vielen Tausend Seiten Syntheseberichte des Weltklimarats durch, findet sich dort keine Quantifizierung für Tote aus klimabedingten Katastrophen. Und nicht nur das: Nimmt man sich die weltweit führende Quelle für Klimakatastrophen vor, stellt man fest, dass sie in krassem Widerspruch zur ethisch begründeten Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen steht. Der Bevölkerungsanteil, der infolge klimabedingter Katastrophen gestorben ist, ist über die vergangenen 100 Jahre um 98 Prozent eingebrochen. Gleichzeitig erhöhten sich die CO2-Werte von 280 auf 420 Parts per Million (ppm), und die Temperaturen stiegen um 1 Grad Celsius an. 7 Was auch immer die Gründe gewesen sein mögen, aus denen der Weltklimarat den Fakt außen vor gelassen hat, dass die Opferzahlen aus klimabedingten Katastrophen massiv gesunken sind, eines ist gewiss: Lässt die einflussreichste Syntheseeinrichtung der Welt eine derart wichtige Variable weg, ist das, was man uns als Auffassung der »Experten« verkauft, notgedrungen in hohem Maße verzerrt.
Ist die Synthesearbeit – wie gut oder schlecht auch immer – abgeschlossen, müssen die Kernpunkte der Synthesen verbreitet werden.
Multiplikatoren sind jene Institute und Menschen, die die Kernpunkte synthetisierter Forschungsarbeit in der breiten Öffentlichkeit und bei Entscheidungsträgern (auch denen auf der politischen Bühne) verbreiten.
Es gibt viele unterschiedliche Multiplikatoren auf der Welt, und unter ihnen alle möglichen alternativen Medien. In diesem Buch konzentriere ich mich allerdings auf das Mainstream-Wissenssystem von Forschung und Synthese und die Mainstream-Multiplikatoren, denn sie führen die Bewegung zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen an.
Zu den Mainstream-Multiplikatoren zählen Nachrichtenkanäle wie die New YorkTimes und die Washington Post, das Mainstream-Bildungssystem (von der Grundschule bis zur Graduiertenschule) und die Presseabteilungen unterschiedlicher wissenschaftlicher Einrichtungen (beispielsweise die des Weltklimarats, der American Meteorological Society und der National Academy of Sciences).
Bei der Verbreitung synthetisierter Forschungsergebnisse kommt es oftmals zu unglaublich starken Verzerrungen.
Für das potenzielle Ausmaß an Verzerrung durch Multiplikatoren hat der Autor Michael Crichton im Gespräch mit dem berühmten Physiker Murray Gell-Mann den markanten Begriff »Gell-Mann-Amnesie-Effekt« entwickelt:
Kurz gesagt funktioniert der Gell-Mann-Amnesie-Effekt folgendermaßen: Sie öffnen die Zeitung und lesen einen Artikel über ein Thema, mit dem Sie sich gut auskennen. In Murrays Fall ist das die Physik, in meinem das Showbusiness. Sie lesen den Artikel und stellen fest, dass der Journalist absolut nichts von den Fakten oder dem Thema versteht. Häufig ist der Artikel dermaßen falsch, dass er die ganze Geschichte verkehrt herum erzählt und Ursache und Wirkung vertauscht. Verzweifelt oder amüsiert nehmen Sie die zahlreichen Fehler in der Geschichte zur Kenntnis und blättern dann weiter zur Inlands- oder Außenpolitik, wo Ihnen der ganze Rest, etwa der Bericht über Palästina, irgendwie zutreffender erscheint als der Quatsch, den Sie gerade gelesen haben. Sie blättern um und vergessen, was Sie wissen. 8
Ein Weg, um herauszufinden, ob Multiplikatoren synthetisierte Forschungsergebnisse stark verzerrt haben, besteht darin, (kurz) die Synthese zu überprüfen, die den Multiplikatoren als Vorlage für den Bericht gedient haben soll.
Tun Sie dies mit dem aktuellen Synthesebericht des Weltklimarats, werden Sie vermutlich schockiert sein, wie stark die Mainstream-Multiplikatoren den Bericht verzerrt haben. Und das gilt bereits für die Vorlage des Weltklimarats selbst – das zusammenfassende Dokument für politische Entscheidungsträger.
Wiederholt haben Wissenschaftler, die sich aus Gremien des Weltklimarats zurückgezogen haben, dokumentiert, wie sehr diese Zusammenfassungen verfälscht wurden. Zu ihnen zählt der führende Klimaökonom Richard Tol. Er trat aus einer Gruppe aus, die eine Zusammenfassung erstellen sollte, und klagte: »Der Weltklimarat ist von ›nicht ohne Risiko, aber machbar‹ auf ›wir werden alle sterben‹ umgeschwenkt – von einer Einschätzung der aktuellen Entwicklungen in der Fachliteratur, die ich für relativ zutreffend halte, hin zu den vier apokalyptischen Reitern.« 9
Ein aktuelles Beispiel für Multiplikatoren, die Syntheseberichte der Vereinten Nationen verzerren, ist die Behauptung, der aktuelle »Sechste Sachstandsbericht des Weltklimarats – AR6« rufe die »Alarmstufe Rot für die Menschheit« aus und dokumentiere eine Welt, die mitten in der Klimakatastrophe stecke. Tatsächlich enthält der eigentliche Bericht aber nichts, was den endlos wiederholten Slogan von der »Alarmstufe Rot für die Menschheit« rechtfertigen würde. Vielmehr finden sich dort zahlreiche Aussagen zum Zustand des Klimas, die sich alles andere als katastrophal anhören. Beispielsweise
zuDürren: »Dass sich der menschliche Einfluss in den meisten Regionen auf meteorologische Dürren ausgewirkt hat, ist nur in geringem Maß glaubwürdig …«
zu Stürmen: »Die meisten gemeldeten langfristigen (Multidekaden bis Jahrhunderte) Trends zu Häufigkeits- oder Intensitätsmetriken [von Hurrikans] sind nur in geringem Maß glaubwürdig …«
zu Hochwasser: »Dass der Mensch die Veränderungen der Hochwasserstände der Flüsse auf globaler Ebene beeinflusst, ist nur in geringem Maß glaubwürdig. Letzteres trifft allgemein zu, wenn es darum geht, Veränderungen in der Wahrscheinlichkeit oder dem Ausmaß von Hochwasserereignissen auf menschlichen Einfluss zurückzuführen.« 10
Dass Multiplikatoren die Syntheseberichte des Weltklimarats massiv verzerrt haben, lässt sich durch die Verquickung ihrer Motive mit der Schwierigkeit ihrer Aufgabe erklären.
Für einen Wissenschaftsjournalisten ist es schwierig, einen viele Tausend Seiten umfassenden Klimabericht des Weltklimarats zu begreifen und anschließend zu vermitteln, was er verstanden hat. Hält es dieser Journalist für seine Aufgabe, eine politische Sache voranzutreiben, auf die sich auswirkt, wie die Öffentlichkeit den Bericht des Weltklimarats sieht, ist es praktisch garantiert, dass er den Bericht verzerren wird.
Die Sachstandsberichte des Weltklimarats sind ein Musterbeispiel dafür, wie uns am Ende einer Kette von Verzerrungen ein falsches Bild davon vermittelt wird, was die »Experten« denken: Die Berichte werden dadurch verzerrt, dass der wichtige Fakt ausgelassen wird, dass die Zahl der klimabedingten Toten massiv zurückgegangen ist. Alsdann verzerren die Multiplikatoren die Kernpunkte des Berichts dahin gehend, dass er deutlich negativer erscheint, als er in Wirklichkeit ist.
So schlimm derartige Verzerrungen auch sind, die schwersten und schädlichsten Verzerrungen sind diejenigen, die bei der Evaluierung beziehungsweise Auswertung vorgenommen werden. Dies gilt zwar allgemein, aber ganz besonders für fossile Brennstoffe.
Die Evaluierung wird von Institutionen und Menschen vorgenommen, die uns helfen, den richtigen Umgang mit dem zu finden, was uns die Multiplikatoren als wahren Zustand der Welt präsentieren.
Angenommen, die Multiplikatoren sagen uns, Dürren, Stürme und Hochwasser seien wesentlich schlimmer geworden und würden noch sehr viel schlimmer werden. Dann haben die Evaluierer die Aufgabe, uns bei der Entscheidung zu helfen, wie wir darauf reagieren. Anpassen? Eine »Kohlenstoffsteuer« verabschieden? Fossile Brennstoffe verbieten? Fossile Brennstoffe verbieten und darauf bestehen, sie ausschließlich durch »erneuerbare Energien« zu ersetzen?
Zu den führenden Evaluierern zählen die Leitartikelseiten tonangebender Multiplikatoren (The New York Times, The Washington Post), öffentlicher Kommentatoren und politischer Entscheider.
Eine potenziell schlechte Evaluierung lässt sich unter anderem daran erkennen, dass man uns erklärt, wir sollten »auf die Wissenschaftler hören« und eine bestimmte Politik verfolgen. Das gilt etwa für den »Hört auf die Klimaforscher«-Refrain, der beim Thema fossile Brennstoffe immer wieder ertönt.
Die Halbwahrheit hier besteht darin, dass wir unbedingt auf die faktenbasierten Schlussfolgerungen hören sollten, die qualifizierte Wissenschaftler für ihr Fachgebiet gezogen haben. Aber diese Wissenschaftler sind nicht dafür qualifiziert, uns zu sagen, welche politischen Maßnahmen wir ergreifen sollten. In die Entscheidung, welche Politik verfolgt werden sollte, müssen stets Überlegungen aus vielen unterschiedlichen Gebieten einfließen. Die beste Politik in Sachen fossile Brennstoffe lässt sich nicht allein dadurch ausfindig machen, dass man »auf die Klimaforscher hört«, denn der Zustand der Energiewirtschaft spielt ebenfalls eine Rolle.
Der »Hört auf die Klimaforscher«-Refrain wird fast immer dann eingesetzt, wenn man möchte, dass wir ohne eingehende kritische Überprüfung eine vorgegebene Einschätzung akzeptieren sollen. Doch das sollten wir niemals tun.
Eines muss uns bewusst sein: Wenn wir von faktenbezogenen Schlussfolgerungen zu der Frage kommen, wie die Politik reagieren sollte, ist immer irgendeine Form von Evaluierung im Spiel. Wir sollten die Evaluierungsmethode, die zu einer bestimmten politischen Entscheidung geführt hat, stets kritisch hinterfragen.
Vor allem auf zwei Arten können die Evaluierungsmethoden unseres Wissenssystems zu – oftmals katastrophalen – Fehlern führen, vor denen wir ständig auf der Hut sein sollten. Erstens wird ein menschenfeindlicher »Evaluierungsstandard« angelegt. Zweitens wird nicht der Gesamtkontext in Betracht gezogen.
Der »Evaluierungsstandard« ist jener Standard oder Maßstab, anhand dessen ein bestimmtes Phänomen oder eine bestimmte Politik als gut oder schlecht eingestuft wird. Evaluierungsstandards können menschenfreundlich sein (beispielsweise verwende ich als Standard »das menschliche Wohlergehen fördern«), aber auch menschenfeindlich (wenn beispielsweise eine bestimmte Rasse oder Klasse auf Kosten der restlichen Menschheit hervorgehoben wird).
Einige der schlimmsten und verheerendsten politischen Maßnahmen, die »Experten« jemals zugeschrieben wurden, haben eines gemeinsam: Man nahm ein paar faktische Schlussfolgerungen von Wissenschaftlern, unterzog sie einem menschenfeindlichen Evaluierungsstandard und leitete daraus eine menschenfeindliche Politik ab, die mit den Fakten überhaupt nichts mehr zu tun hatte.
In der Vergangenheit herrschte bei Genforschern phasenweise die Meinung vor, Intelligenz habe eine genetische Komponente. Diese Schlussfolgerung nutzten Mainstream-Auswerter zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Begründung dafür, Menschen, die als wenig intelligent eingestuft wurden, zwangsweise zu sterilisieren. 11 Ähnliche Schlussfolgerungen zur genetischen Intelligenz oder anderen Formen genetischer »Fitness« dienten rund um den Globus als Argumentation für Völkermord, unter anderem beim Holocaust.
Heutzutage erachtet die Mehrheit Zwangssterilisierungen, ganz zu schweigen von Völkermord, als etwas Furchtbares – meiner Meinung nach völlig zu Recht. Dass eine Person keinen sehr hohen IQ hat, bedeutet nicht, dass sie keine Kinder bekommen darf, was für viele unter uns zu den zentralen Lebenszielen gehört. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zielte der Standard im Mainstream-Wissenssystem letztlich darauf ab, »die Intelligenz und andere erstrebenswerte genetische Eigenschaften zu maximieren« – und das auf Kosten der Rechte und des Lebens einzelner. Unter diesem menschenfeindlichen Standard waren Zwangssterilisierungen absolut gerechtfertigt.
Weil der Punkt »Evaluierungsstandard« zahlreiche Konsequenzen hat und weil menschenfeindliche Standards äußerst konstruktiv sein können, sollten wir stets im Blick behalten, auf welchen Standards die Evaluation von »Fachleuten« basiert und ob sie gegen den Menschen gerichtet sind. Das gilt insbesondere dann, wenn man uns – wie bei der ethisch begründeten Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen – erklärt, die »Fachleute« wären dafür, einen zentralen Aspekt des Lebens, wie wir es bislang kennen, radikal zu beschneiden oder sogar völlig zu verbieten.
Manchmal ist es schwer erkennbar, wenn ein menschenfeindlicher Standard in eine bestimmte »Expertise« einfließt. Dazu müssten die verwendeten Argumente ebenso gründlich untersucht werden wie die Menschen, die sie vorbringen. So halte ich die ethisch begründete Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen für zutiefst menschenfeindlich, kann Ihnen dies aber nur beweisen, indem wir uns im Verlauf des Buches ausführlich damit befassen.
Doch auch ohne tief reichende Überprüfung kann ich bereits auf Aspekte der ethisch begründeten Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verweisen, die im Verdacht stehen, hier könnte ein menschenfeindlicher Standard am Werk sein, und sei es nur in Teilen.
Beispielweise erregt es Argwohn, dass nicht nur darauf bestanden wird, rasch aus der Nutzung fossiler Brennstoffe auszusteigen, sondern dass diese ausschließlich durch »grüne« oder »erneuerbare« Energiequellen ersetzt werden sollen. Beide Begriffe beziehen sich in erster Linie auf die intermittierenden Solar- und Windenergien. Die Atomenergie bleibt ebenso außen vor wie in großem Stil produzierte hydroelektrische Energie, obwohl es sich bei beiden um die weltweit größten Quellen kohlenstofffreier Energie handelt. Ginge es darum, CO2-Emissionen auf menschenfreundliche Weise zu reduzieren oder zu eliminieren, würde man eifrig sämtlicheFormen kosteneffektiver kohlenstofffreierEnergie nutzen, um so viel kohlenstofffreie Energie wie möglich zu produzieren. Man würde sich nicht auf »grüne« oder »erneuerbare« Energie beschränken, schon gar nicht, wenn man dazu aufruft, in einer Welt, die viel mehr Energie als bisher benötigt, 80 Prozent unserer aktuellen globalen Energieversorgung wegfallen zu lassen.
Fordern »Fachleute«, aus der Nutzung fossiler Brennstoffe auszusteigen, und wird dabei der Begriff »Klimawandel« im Sinne von »durch Menschen verursachter Klimawandel« als etwas eindeutig Negatives behandelt, so ist das ein weiterer Hinweis darauf, dass ein gegen den Menschen gerichteter Standard im Spiel sein könnte. Aus Sicht des menschlichen Wohlergehens ist Klimawandel nicht per se schlecht, und ein Klimawandel, der mit mehr Erwärmung und mehr CO2 (Pflanzennahrung) einhergeht, weist gewiss auch viele positive Aspekte auf, selbst wenn die negativen Begleiterscheinungen überwiegen.
Wenn es um den Standard menschlichen Wohlergehens geht, sollten wir nicht den »Klimawandel«, sondern »Klimagefahren« vermeiden und uns darum bemühen, die »Klimalebensqualität« zu verbessern. Und dies tun wir, indem wir uns an das Klima anpassen und es meistern, und nicht, indem wir alles unterlassen, was sich in irgendeiner Form auf das Klima auswirken könnte.
Wissenssysteme können nicht nur einen gegen den Menschen gerichteten Evaluierungsstandard anlegen, sondern sie können bei Evaluierungen auch sehr viel falsch machen, indem sie politische Bewertungen vornehmen, bei denen nicht der Gesamtkontext aller relevanten Faktoren in Betracht gezogen wird.
Viele politische Maßnahmen sind schädlich, weil Faktoren ignoriert wurden, die sich auf das Leben der Menschen entscheidend auswirken.
So berücksichtigten viele Regierungen bei der Planung ihrer Maßnahmen gegen Covid-19 nicht den Gesamtkontext, und das in zweierlei Hinsicht. Anfangs griffen einige von ihnen überhaupt nicht in das Leben ihrer Bürger ein beziehungsweise sagten ihnen, sie sollten ihr Leben wie gehabt weiterleben. Sie nahmen den neuartigen Kontext eines unbekannten Coronavirus nicht ernst, was für gewisse Bevölkerungsgruppen extrem gefährlich ist. Andere Regierungen nahmen einzig und allein Covid-19 ernst und verhängten längere Lockdowns, welche die Gefährdung der Menschen durch Covid-19 reduzieren sollten. Dabei berücksichtigten sie aber nicht, inwiefern solche Maßnahmen das Leben der Menschen gefährdeten – beispielsweise weil in dieser Zeit Untersuchungen auf Krebs oder andere tödliche Krankheiten unterlassen wurden, weil Menschen infolge der langwierigen Isolierung starben oder massenhaft in Depressionen verfielen und weil die geistige Entwicklung von Kindern dauerhaften Schaden nahm. Der Wegfall von Präsenzunterricht schmälerte ihre beruflichen Aussichten im späteren Leben.
Vor einigen der schlimmsten politischen Entscheidungen, die im Namen von »Experten« propagiert werden, können wir uns schützen, indem wir uns der gefährlichen Möglichkeit bewusst sind, dass ein Wissenssystem nicht den Gesamtkontext in die Bewertung hat einfließen lassen, und indem wir uns bei jeder Bewertung fragen: » Liegt dieser Bewertung wirklich der vollständige Kontext zugrunde?«
Ich habe bereits zahlreiche Hinweise darauf angeführt, dass die ethisch begründete Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen von den Akteuren der Synthese und Multiplikation in beträchtlichem Maße verzerrt wurde. Das stärkste Indiz dafür, dass diese Argumentation äußerst, ja auf katastrophale Weise falsch sein könnte, ist das ungeheuerliche Versäumnis, den Gesamtkontext nicht mit in den Blick zu nehmen. Der Fehler liegt darin, dassman etwas wegen seiner Nebenwirkungen ablehnt, ohne dessen massive Vorzügezu berücksichtigen.
Wenn wir abwägen, was wir hinsichtlich eines bestimmten Produkts oder einer bestimmten Technologie tun wollen, sollten wir den Gesamtkontext berücksichtigen. Und dazu gehört, dass wir nicht nur die negativen Nebenwirkungen sorgfältig überprüfen, sondern immer auch den Nutzen.
Befassen wir uns zum Beispiel mit einem Antibiotikum oder Impfstoff, so müssen wir den Nutzen gegen die Nebenwirkungen abwägen. Die meisten von uns fänden es unredlich, ein Antibiotikum oder einen Impfstoff wegen seiner negativen Nebenwirkungen abzulehnen, ohne die häufig enormen, über Leben und Tod entscheidenden Vorteile in Augenschein zu nehmen.
Doch beim Thema fossile Brennstoffe begeht unser Wissenssystem meines Erachtens genau diesen Fehler: etwas aufgrund der Nebenwirkungen abzulehnen, ohne die gewaltigen Vorzüge zu bedenken.
Bevor ich 2007 begann, mich ausführlich mit dem Thema Energie zu befassen, glaubte ich nicht, dass unser Wissenssystem die massiven Vorzüge fossiler Brennstoffe ignorierte, denn ich glaubte nicht, dass fossile Brennstoffe überhaupt irgendwelche, geschweige denn massive Vorzüge aufweisen.
Dass ich bis zu diesem Zeitpunkt kaum über die Vorzüge von Energie nachgedacht hatte, liegt auch daran, dass ich in einer liberalen Gegend aufwuchs (Chevy Chase in Maryland) und Mainstream-Schulen besuchte. Der Wert, den Energie hat, gehörte nie zu meinen Unterrichtsthemen und kam auch nicht in den Medien vor.
Der zweite Grund, der mich glauben ließ, die Nutzung fossiler Brennstoffe habe keine signifikanten Vorzüge, liegt darin, dass ich unterschiedliche Energieformen (Öl, Solarenergie, Kernkraft oder Wind) für mehr oder weniger austauschbar hielt, was ihre Vorteile anbelangte. Was würde es also schaden, rasch auf fossile Brennstoffe zu verzichten, schließlich konnten die Alternativen alles, was auch fossile Brennstoffe konnten, und das zum selben Preis, nur ohne die Nebenwirkungen.
Als ich jedoch begann, mich verstärkt mit dem Thema Energie zu befassen, lernte ich drei wesentliche, unstrittige und bis zum heutigen Tag gültige Fakten über die Vorteile fossiler Brennstoffe kennen: drei Fakten, die unser Wissenssystem ignoriert, wenn es den raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen propagiert.
Hier sind die Fakten:
Fossile Brennstoffe sind eine besonders kostengünstige Energiequelle.
Kostengünstige Energie ist für das menschliche Wohlergehen essenziell.
Milliarden Menschen leiden und sterben, weil es ihnen an kostengünstiger Energie fehlt.
Fossile Brennstoffe werden heute im Allgemeinen als eine Energiequelle unter vielen hingestellt – als eine, die sich leicht durch alternative, insbesondere »erneuerbare Energien« wie Solar und Wind ersetzen lässt.
Doch diese Darstellung steht in völligem Widerspruch zur Realität. Obwohl sich alternative Energiequellen wie Sonne und Wind seit mehr als 50 Jahren mit großem Einsatz gegen fossile Brennstoffe durchzusetzen versuchen, liefern fossile Brennstoffe immer noch 80 Prozent der globalen Energieproduktion, also viermal so viel wie alle anderen Alternativen zusammen. Überdies wächst ihr Anteil rasch weiter. 12
Warum sind fossile Brennstoffe so dominant, und warum nimmt ihr Anteil so schnell zu?
Weil sie als Energiequelle einzigartig kostengünstig sind, das heißt, sie können die größte Anzahl von Menschen mit den wertvollsten (»effektivsten«) Energieformen zu den geringsten Kosten versorgen.
Die Wirtschaftlichkeit von Energie hat vier Ebenen:
Bezahlbarkeit: Wie viel Geld kostet diese Energieform in Bezug auf das, was die Menschen an Geld zur Verfügung haben?
Zuverlässigkeit: Inwieweit kann diese Energieform bedarfsgerecht produziert werden, also zu dem Zeitpunkt, an dem sie benötigt wird, und in den Mengen, in denen sie benötigt wird?
Vielseitigkeit: Wie groß ist die Bandbreite von Maschinen, die sich mit dieser Energieform betreiben lassen?
Skalierbarkeit: Wie viele Menschen können damit versorgt werden und an wie vielen Orten?
Nur fossile Brennstoffe können das liefern, was ich als ultrakostengünstige Energie bezeichne – Energie, die alle vier Bereiche der Wirtschaftlichkeit abdeckt. Energie aus fossilen Brennstoffen ist 1) kostengünstig, 2) bedarfsgerecht verfügbar, 3) unglaublich vielseitig und steht 4) Milliarden Menschen an Tausenden von Orten zur Verfügung.
Keine andere Energiequelle kommt dem auch nur nahe.
Das liegt daran, dass fossile Brennstoffe über erstaunliche natürliche Eigenschaften verfügen (mehr dazu in Kapitel 5). Denn wir sprechen über natürlich gelagerte, natürlich verdichtete und in natürlichen Mengen vorkommende Energie. Die Energieproduzenten arbeiten seit Generationen daran, diese Energie möglichst kostengünstig nutzbar zu machen.
Sonnen- und Windenergie kommen nicht ansatzweise an die Vorzüge fossiler Brennstoffe heran. Sie machen gerade einmal 3 Prozent der globalen Energieversorgung aus, obwohl sie seit Jahrzehnten auf dem Markt sind und von Regierungen rund um den Globus aggressiv subventioniert und ihre Nutzung sogar angeordnet wird. 13 Dabei fallen diese 3 Prozent fast vollständig auf die Erzeugung von Elektrizität, die weniger als ein Fünftel des globalen Energieverbrauchs ausmacht. 14 Zu zahlreichen zentralen Energiebereichen, die von fossilen Brennstoffen dominiert werden, tragen Sonnen- und Windenergie praktisch überhaupt nichts bei, beispielsweise zu Schwerlasttransporten oder vielen Formen von »industrieller Prozesswärme«, bei denen sehr hohe Temperaturen etwa für die Herstellung von Kunststoffen oder Zement generiert werden.
Und weil die Sonne und der Wind intermittierende, also nicht kontrollierbare Energiequellen darstellen, müssen diese 3 Prozent rund um den Globus vollständig durch zuverlässige, kontrollierbare Kraftwerke abgesichert werden – Kraftwerke, die größtenteils mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Das bedeutet, Solaranlagen, Windräder und Langstrecken-Hochspannungsleitungen ersetzen die Kosten kontrollierbarer Strominfrastruktur nicht etwa, sondern kommen noch hinzu. In Kapitel 6 werde ich ausführlicher erklären, warum Strompreise meist ansteigen, je mehr Sonnen- und Windenergie in den Netzen genutzt werden.
China ist das Land, das sich wohl die meisten Gedanken um kostengünstige Energie macht. Seine Maßnahmen und Pläne spiegeln die einzigartige Wirtschaftlichkeit fossiler Strominfrastruktur-Brennstoffe wider.
Abbildung 1.1: Nur fossile Brennstoffe bieten Energie kostengünstig, bedarfsgerecht, vielfältig einsetzbar und global skalierbar
Quellen: Our World in Data; Vaclav Smil (2017); BP Statistical Review of World Energy
In den USA wird uns erklärt, China »nehme uns die Butter vom Brot« in Sachen Solar- und Windenergie. Doch die Realität sieht so aus, dass in China Energie zu 85 Prozent aus fossilen Brennstoffen hergestellt wird. China nimmt uns also nicht bei Solar und Wind »die Butter vom Brot«, sondern bei der Nutzung fossiler Brennstoffe (unter anderem bei der Stromherstellung, die zu 64 Prozent mithilfe von Kohle erfolgt). Auf diese Weise stellen die Chinesen die Energie her, die ihre wachsende Volkswirtschaft benötigt. 15
(Hinweis: Sofern nicht anders angegeben, stammen sämtliche Energiedaten in diesem Buch aus dem Jahr 2019, denn das sind die aktuellsten Daten, die zum jetzigen Zeitpunkt verfügbar sind und die nicht durch den drastischen, aber zeitlich begrenzten Einbruch der Energienutzung verzerrt wurden, der mit der Covid-19-Pandemie einherging.)
Auch als 2020 die Lockdowns infolge der Covid-19-Pandemie die Nachfrage nach Energie einbrechen ließen, setzte China seinen Import von Rekordmengen an Erdöl fort, ja förderte sogar mehr Kohle als in den 5 Jahren davor und fügte 38 Gigawatt an Kapazitäten aus Kohle hinzu – genug, um Texas ein halbes Jahr lang mit Strom zu versorgen. 16
Stand Juli 2021 baute China Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 260 Gigawatt, was Texas Jahresbedarf an Strom mehr als dreifach deckt. Jedes dieser Kraftwerke soll 40 Jahre oder länger laufen. 17
Die einzigartige Wirtschaftlichkeit fossiler Brennstoffe ist ganz offenkundig ein Aspekt, den es energiepolitisch zu berücksichtigen gilt. Doch anstatt dies zu tun, ignorieren diejenigen, die für die Evaluierung und Verbreitung in unserem Wissenssystem verantwortlich sind, diesen Aspekt oder bestreiten sogar in den meisten Fällen die Fakten mit der gebetsmühlenartig vorgetragenen Behauptung, fossile Brennstoffe würden rasch durch erneuerbare Energien verdrängt werden.
Besonders ungeheuerlich wird dies durch den zweiten unbestreitbaren, aber ignorierten Fakt zum Thema Energie: Für das Wohlergehen der Menschen – für ihre Fähigkeit, ein langes, gesundes und erfüllendes Leben zu führen – ist kostengünstige Energie keineswegs von geringfügigem Wert, sondern unerlässlich.
Energie ist »die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten«, haben wir im Physikunterricht gelernt. Wenn wir über die Art Energie reden, die fossile Brennstoffe liefern, reden wir insbesondere über Maschinenenergie – die Fähigkeit einer Maschine, Arbeit zu verrichten. Mir hilft es, wenn ich mir Energie als »Maschinennahrung« oder »Maschinenkalorien« vorstelle.
Wenn wir nicht ausreichend Nahrung zu uns nehmen, können wir Menschen nicht funktionieren, und genauso ist es bei Maschinen – egal ob Autos, iPhones oder Stahlöfen, sie alle brauchen ausreichend »Nahrung«, in ihrem Fall Energie.
Der Beitrag von Energie und Maschinen zum menschlichen Wohlergehen ist deshalb so wichtig, weil sie unsere von Haus aus bescheidenen produktiven Fähigkeiten verstärken und erweitern und uns die Möglichkeit geben, jene materiellen Werte herzustellen, die wir zum Überleben und Wohlergehen benötigen – von Nahrung und Kleidung über Unterkunft bis hin zu medizinischer Versorgung und Bildung.
Verstärken: Maschinen verstärken unsere produktiven Fähigkeiten, indem sie uns erlauben, in geringerer Zeit deutlich mehr Wert zu produzieren. Ein moderner Mähdrescher beispielsweise kann innerhalb eines Tages genügend Weizen für 500 000 Laib Brot ernten und dreschen. Das ist 1000-mal so viel wie das, was ein hochqualifizierter Mensch schafft. 18
Erweitern: Maschinen erweitern unsere produktiven Fähigkeiten, indem sie Werte herstellen, die sich ohne Maschinen nicht herstellen ließen, egal wie viele Menschen beteiligt wären. Ein Inkubator beispielsweise kann einem Frühgeborenen ein perfektes Umfeld zum Überleben bieten, wie es von Menschenhand mit noch so viel Arbeitseinsatz nicht geleistet werden könnte. Ein Flugzeug kann eine Art sicheren Hochgeschwindigkeitstransport gewährleisten, wie er durch kein Ausmaß an manueller Arbeit möglich wäre. Die Computermaschinerie des Internets produziert nahezu unmittelbaren und uneingeschränkten Zugang zu Wissen, was Milliarden Menschen bislang unvorstellbare Bildungsmöglichkeiten eröffnet. Dies könnte keine noch so umfangreiche manuelle Arbeit erreichen.
Ich spreche von »Maschinenarbeit«, wenn es darum geht, in welch gewaltigem Ausmaß Maschinen genutzt werden, unsere produktiven Fähigkeiten zu verstärken und zu erweitern. Maschinenarbeit trägt selbstverständlich wesentlich dazu bei, dass Milliarden Menschen heutzutage ein so langes, gesundes und voller Möglichkeiten steckendes Leben führen können, wie es in der Menschheitsgeschichte bisher noch nicht vorgekommen ist.
In den USA beispielsweise verbraucht der Durchschnittsbürger etwa 75-mal mehr »Maschinenkalorien« als Nahrungskalorien. Das heißt im Grunde, wir haben 75 »Maschinenarbeiter«, die für uns rund um die Uhr Wert produzieren. 19
Dass wir heute in einem solchen Ausmaß auf Maschinenarbeit setzen können, ist nur deshalb möglich, weil die aktuelle Maschinennahrung – Energie – derart kostengünstig ist.
Je kostengünstiger die Energieerzeugung, desto mehr Menschen können Maschinenarbeit auf umso unterschiedlichere Weise nutzen. Je kostspieliger die Energieerzeugung hingegen ist, desto weniger Menschen werden durch Maschinenarbeit unterstützt und desto mehr sind zu jener Art von Armut verurteilt, die damit einhergeht, von manueller Arbeit leben zu müssen.
Dass kostengünstige Energie von zentraler Bedeutung für das menschliche Wohlergehen ist, sollte in unserem Wissenssystem an zentraler Stelle stehen, wenn wir über Energiepolitik sprechen – ganz besonders dann, wenn wir in Erwägung ziehen, auf die einmalig kostengünstige Energie aus fossilen Brennstoffen zu verzichten.
Doch die massiven Vorteile kostengünstiger Energie im Allgemeinen und ultrakostengünstiger Energie aus fossilen Brennstoffen im Besonderen werden fast nie thematisiert, während die negativen Nebenwirkungen stets und ständig im Fokus stehen.
Nehmen wir beispielsweise die Debatten um die Nutzung fossiler Brennstoffe in China und Indien.