Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Oft hinterfragt, jetzt systematisch dargelegt · Wie stand Viktor E. Frankl (1905–1997), der bedeutende Neurologe und Psychotherapeut, Überlebender mehrerer Konzentrationslager, persönlich zum Glauben? · Frankls Ansichten und Denkanstöße zum Glauben und zur Gottesfrage, anhand wichtiger Originalzitate verständlich aufbereitet von seiner renommiertesten Schülerin · Informativ, mehr noch: in vielerlei Hinsicht inspirierend für die eigene Existenz Dieses Buch schließt eine Lücke und gibt Antwort auf die Suche vieler Menschen in unserer Zeit Aus dem Vorwort von Elisabeth Lukas zu "Frankl und Gott": "... Vielleicht helfen seine bemerkenswertesten Glaubensansichten dem einen oder anderen in unserer bewegten Zeit, in der die Traditionen schwinden, die Kirchen sich leeren, die Kulturen sich vermischen, die verschiedenen politischen Strömungen aufeinander prallen und die wirtschaftlichen Profite der einzige Interessensmaßstab zu sein scheinen, sich innerlich neu zu orientieren. Vielleicht gewinnt der eine oder andere dank Frankls Anregungen einen metaphysischen Halt von ähnlicher Stärke, wie er Frankl durch sämtliche Torturen hindurchgetragen hat. Vielleicht wird das 21. Jahrhundert noch eines werden, in dem es ein wahrer Segen ist, einen solchen Halt zu haben."
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 113
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Elisabeth Lukas
Erkenntnisse und Bekenntnisse eines Psychiaters
2019, 1. Auflage
© Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt GmbH, München
Umschlaggestaltung und Satz: Neue-Stadt-Grafik
E-Book:
ISBN 978-3-87996-435-2
Printausgabe:
ISBN 978-3-7346-1183-4
www.neuestadt.com
… ein guter Mensch ist nicht gut um eines guten Gewissens willen, sondern einer Sache –
der „guten“ Sache! – wegen oder einer Person zuliebe – oder aber um Gottes willen.
Viktor E. Frankl
Vorwort: Wer war Viktor E. Frankl?
Geblieben ist: die Ehrfurcht vor Gott
Psychotherapie und Theologie
Der Logotherapie liegt die Religion am Herzen
Religion ist ein Phänomen am Menschen
Unterschied zwischen Mensch und Tier
Religiöses Erleben und Intimität
Nichtschwimmer in Ertrinkungsgefahr
Die unbewusste Gläubigkeit
Die Ruinen, die den Blick freigeben
Frankls Kritik an Carl G. Jungs Theorien
Niemanden zum Glauben drängen!
Zwischen Psychophysiologie und Theologie
Den Anthropozentrismus überwinden
Sigmund Freuds „niedriges Häuschen“
Dürfen Christen seelisch krank werden?
Eine gestörte Beziehung zur Transzendenz
Der menschliche Anteil an der Depression
Blasphemische Zwangsvorstellungen
Worte von Sören Kierkegaard
Die zehnte These über die Person
Hinter dem Gewissen steht das Du Gottes
Frankls Parabel vom Nabel
Ein Spruch von Rabbi Hillel
Verlieren die „Zehn Gebote“ an Geltung?
Wofür und wovor verantwortlich?
Letzte oder vorletzte Instanz?
Die Position des „homo religiosus“
Gibt es so etwas wie einen Moraltrieb?
Ein divinatorisches Vermögen
Der Zettel des Diskussionsleiters
Das Gleichnis von Samuel und Eli
War es ein Wink vom Himmel?
… der Ort, an dem das Wunder nistet
Worte des Arztes Paracelsus
Das Bild, das der Liebende erschaut
Die Engel sind selig im liebenden Schauen
Die Fähigkeit zur Selbsttranszendenz
Die Intention ist unser – der Effekt …
Vergötzung und Verzweiflung
Werte vor dem göttlichen Schiedsgericht
Seelische Heilung und Seelenheil
Frau Koteks Bild vom strafenden Gott
„… und gehen dem Herrn zu sagen …“
Wozu war das Kainszeichen gut?
Die Möglichkeit zum Engel oder Teufel
Das religiöse Empfinden im KZ
War Gott „after Auschwitz“ gestorben?
Das Scheitern der Theodizee
Das Leiden und die Sinnfrage
Wer glaubt nicht an das Du des anderen?
Der Partner unserer Selbstgespräche
Die Eigengesetzlichkeit alles Geistigen
Inkongruenz von Vaterbild und Gottesbild
Die Eltern hauchen nicht den Geist ein
Am 7. Tag legte Gott die Hände in den Schoß
Blickt Gott auf uns herab?
Auf der Theaterbühne geblendet
Alle religiösen Aussagen sind Analogien
Negative Theologie, negative Noologie
Kritik an der Theorie der Seelenwanderung
Einwände gegen einen „Monismus“
Frankls Konzeption von einem „Übersinn“
Denknotwendigkeit und Denkunmöglichkeit
Bedeutet „unwissbar“ auch „unglaublich“?
Vom „Übersinn“ zum „Übersein“
Der Glaube macht schöpferisch
Die Wolke schwebte dem Volk voraus …
Der „Übersinn“ setzt sich durch
Sind Gottesbeweise Gotteslästerungen?
Gott immer schweigend – immer gerufen
Wie tief ist der Meeresboden?
Bedenken bezüglich des Begriffs „Gotteskindschaft“
James C. Crumbaughs vernünftiger Hund
Der nach dem Finger schnappende Hund
„Aus der Enge rief ich den Herrn“
Das Gebet macht Gott gegenwärtig
Das Auge ist ein Beweis für die Sonne
Amo (Deum) – ergo (Deus) est
Fluchtlinien zu einem Fluchtpunkt
Unser Kontakt mit „ebenbürtig Seiendem“
Die verschiedenen Sprachen der Konfessionen
Zwei Gefahren: Verschwommenheit und Starre
Führt der Trend von der Religion weg?
Ein fulminantes Schlusswort
Literaturangaben
Über die Autorin
Wer war Viktor E. Frankl? Es ist unmöglich, sein bewegtes Leben und sein vielfältiges Wirken in wenigen Worten zusammenzufassen. Ein paar Stichpunkte müssen genügen:
– Frankl war Facharzt für Neurologie und Psychiatrie – und Philosoph, Psychologe, Psychotherapeut.
– Frankl war Inhaber von zwei Doktoraten, 29 Ehrendoktoraten und zahlreichen Auszeichnungen seitens diverser Wissenschaftsgremien.
– Frankl war a. o. Professor an der Universität Wien und Gastdozent an insgesamt 230 Universitäten weltweit.
– Frankl war der Autor von ca. 30 Fachbüchern und Hunderten Artikeln, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt worden sind.
– Frankl war der Begründer einer eigenen Psychotherapierichtung, genannt „Logotherapie und Existenzanalyse“.
– Frankl, geb. 1905, gest. 1997, war ein berühmter Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts.
– Frankl war Überlebender von vier Konzentrationslagern im Zweiten Weltkrieg, in dem er (bis auf eine Schwester) seine gesamte Familie verlor.
– Frankl war hochintelligent, innovativ und ein kritischer Denker, der vorgefertigte Lehrmeinungen strengen Prüfungen unterzog.
– Frankl entstammte einer jüdischen Familie und war ein tief gläubiger Mensch.
Zählt man diese Lebensdaten zusammen, vor allem Frankls enorme Menschenkenntnis, seine dramatischen Holocausterlebnisse und seinen kritischwachen Intellekt, dann ist es spannend zu erfahren, welche Art von Glauben Frankl entwickelt hat. Welches Gottesbild war für ihn glaub-würdig?
Ich selbst bin Frankl 1968 an der Universität Wien begegnet und blieb bis zu seinem Tod mit ihm und seiner Frau Elly in Kontakt. Seit einem halben Jahrhundert beschäftige ich mich intensiv mit seiner Lehre. Deshalb wage ich es auf mehrfache Bitten hin, in diesem Buch der Frage nach Frankls Glauben nachzuspüren. Um Frankl gerecht zu werden, werde ich mich eng an seine Texte halten und die jeweiligen Quellen zum Nachstudium beifügen. Mündlich war Frankl außerordentlich zurückhaltend, was seinen religiösen Bezug betraf. Er pflegte zu sagen, dass drei „Tätigkeiten“ unter dem Schutz der Scham stehen und nicht ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden sollten, nämlich das Lieben, das Beten und das Sterben. Die Religiosität eines jeden Menschen war für ihn eine zu respektierende „Intimsphäre“. Schriftlich aber hat Frankl seine Überzeugungen offen kundgetan, hat sogar ein eigenes Buch zum Thema des „unbewussten Gottes“ verfasst. Aus diesem literarischen Vermächtnis Frankls will ich seine bemerkenswertesten Glaubensansichten herausfiltern und für die Leserinnen und Leser von heute verständlich aufbereiten.1
Vielleicht helfen sie dem einen oder anderen in unserer aufgewühlten Zeit, in der die Traditionen schwinden, die Kirchen sich leeren, die Kulturen sich vermischen, die verschiedenen politischen Strömungen aufeinanderprallen und die wirtschaftlichen Profite häufig der einzige Interessensmaßstab zu sein scheinen, sich innerlich neu zu orientieren. Vielleicht gewinnt der eine oder andere2 dank Frankls Anregungen einen metaphysischen Halt von ähnlicher Stärke, wie er Frankl durch sämtliche Torturen hindurch getragen hat. Vielleicht wird das 21. Jahrhundert noch eines werden, in dem es ein wahrer Segen ist, einen solchen Halt zu haben.
Elisabeth Lukas, im Dezember 2018
1Die Quellenangaben zu den (fett gedruckten und eingerückten) Zitaten von Viktor E. Frankl, die in ihrem ursprünglichen Wortlaut wiedergegeben werden, sind in Kurzzitierweise am Ende eines jeden Abschnitts angegeben, die vollständigen bibliografischen Angaben finden sich im Anhang, S. 185f.
2Um der flüssigen Lesbarkeit willen habe ich in diesem Buch auf das Gendern verzichtet und bitte diesbezüglich um Verständnis und Nachsicht.
In seinem Bestseller „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ hat Frankl seine furchtbaren Erlebnisse in den deutschen Konzentrationslagern der 1940er-Jahre aus psychologischer Sicht geschildert. Das Buch ist millionenfach verkauft worden. Es ist seiner in der Gaskammer umgekommenen Mutter, zu der er ein inniges Verhältnis gehabt hat, gewidmet. In den letzten Kapiteln dieses berührenden Zeitdokuments beschrieb Frankl, wie schwer es den zum Kriegsende von amerikanischen Soldaten befreiten Häftlingen fiel, sich nach dem langen Martyrium an ihrer wiedergewonnenen Freiheit zu freuen. Dennoch war er gewiss, dass ihnen eines fernen Tages ihre Gefangenschaft wie ein böser Traum vorkommen werde, aus dem sie endlich „erwacht“ sind. Danach endet das Buch mit folgendem Satz:
Gekrönt wird aber all dieses Erleben des heimfindenden Menschen von dem köstlichen Gefühl, nach all dem Erlittenen nichts mehr auf der Welt fürchten zu müssen – außer seinen Gott.
War es die Meinung Frankls, dass man Gott fürchten muss? Nein, aus zahlreichen anderen Textstellen wissen wir es besser. Was Frankl hat ausdrücken wollen, war, dass ihn nichts „Menschliches“ mehr erschrecken konnte, hatte er doch in die tiefsten Abgründe menschlicher Abscheulichkeit geschaut. Aber diese erlangte „Souveränität“ eines „jenseits aller Schrecken Stehens“ durfte in keinen Hochmut oder Zynismus ausarten. Was ihn davor bewahren sollte, war die bedingungslose Ehrfurcht vor Gott. Sie, so Frankl, hatte im Lager kein Jota eingebüßt, keinen Kratzer abbekommen. Im Gegenteil: Diese seine Ehrfurcht war geblieben und gewachsen und sollte fortan sein Leben und sein Werk bestimmen.
tJL 139
Frankl hat die Entwicklung der Psychotherapie als einer eigenständigen Wissenschaftsdisziplin sozusagen von ihren „Kindertagen“ an mitverfolgen können. Er hatte eine enge Verbindung mit den Pionieren Sigmund Freud und Alfred Adler und hat sich bis ins fortgeschrittene 20. Jahrhundert mit sämtlichen aufkommenden Strömungen der analytischen Therapieformen, der Verhaltenstherapie, Humanistischen Psychologie, Suggestionstherapien, Gesprächspsychotherapie etc. intensiv auseinandergesetzt. Daher wiegt seine Behauptung schwer, wonach
… niemand, der ehrlich ist und die Psychotherapie ernst nimmt, deren Konfrontation mit der Theologie aus dem Wege gehen [kann].
Warum ist das so? Nun, das liegt allein schon im Seelenbegriff begründet, der in der griechischen Version „Psyche“ in „Psychotherapie“ steckt, der aber auch eine zentrale Rolle in der Theologie spielt. Freilich wird er jeweils unterschiedlich definiert und interpretiert. Jede Seite versteht etwas anderes unter „Seele“, was nur ein Anlass mehr ist, miteinander im Gespräch zu bleiben. Einigkeit besteht jedoch darüber, dass die „Seele“ leiden kann, sich irren und verirren kann, dass sie des Trostes und der Hilfe bedarf. Da beide Disziplinen in der Pflicht sind, diesen Trost und diese Hilfe zu gewähren, ist es nur vernünftig, trotz verschiedener Prämissen und getrennter Vorgehensweisen einander wohlwollend gegenüberzustehen und die gegenseitige Konfrontation nicht durch Misstrauen und Vorurteile zu belasten.
In dieser Hinsicht war Frankl ein leuchtendes Vorbild im Strudel vieler Animositäten zwischen strikten Naturwissenschaftlern und ebenso strikten Geisteswissenschaftlern, die beide beanspruchen, das Wunder „Seele“ komplett enthüllen zu können. Es war Frankls Stärke, bei aller Präferenz für empirische Präzision dem Wunder Raum zu geben.
DuG 8
Die von Frankl begründete Logotherapie ist eine sinnzentrierte Psychotherapie, die weltanschaulich neutral sein muss, weil ihre Methoden und Argumentationen für jeden Ratsuchenden, Kranken und Patienten, unabhängig von dessen religiösen oder politischen Überzeugungen, gleichermaßen akzeptabel und einsichtig sein müssen. Psychotherapeutische Hilfe ist „ohne Ansehen der Person“ zu leisten, was Frankl in bewundernswerter Weise unter Beweis gestellt hat, als er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seine ärztliche Tätigkeit wieder aufnahm, ohne jemals einen seiner Patienten zu fragen, ob dieser vielleicht bei der antisemitischen Hetzjagd und dem arischen Größenwahn mitgemacht habe oder nicht.
Für die Logotherapie kann die Religion daher nur ein Gegenstand der Betrachtung und Erforschung sein, nicht aber ein Standort. Trotzdem hat Frankl gleich zweimal in seinem Schrifttum versichert, dass der Logotherapie die Religion am Herzen liegt,
… und zwar aus einem einfachen Grund: im Zusammenhang mit Logotherapie meint Logos Sinn.
Es zeichnet sich also hinsichtlich der Logotherapie eine zweite Überschneidung mit der Theologie ab: Nicht nur die „(Geist-)Seele“ des Menschen verknüpft beide Disziplinen miteinander, sondern auch der Sinnbegriff schlägt eine Brücke dazwischen, je nachdem, wie eng oder weit man ihn fasst. Therapeutisch geht es oft darum, mit einem Patienten den kleinen „Sinn des Augenblicks“ im Hier und Jetzt zu entdecken und seine Realisierung zu erleichtern. Theologisch war der Logos „im Anfang“ … und wird wohl auch im Ende sein.
DuG 62, LsL 101
Wie kaum ein anderer Forscher der Seelenheilkunde hat sich Frankl mit der anthropologischen Grundlagenforschung beschäftigt. Es war ihm von allem Anfang seiner Arztkarriere an wichtig, Menschsein in seiner Einheit und Ganzheit, aber auch Vielschichtigkeit und Mehrdimensionalität zu verstehen. Dementsprechend vermochte er die psychophysische Gebundenheit und Angewiesenheit des Menschen an die Intaktheit des leibseelischen Organismus von der geistigen Freiheit und Autonomie der Person zu differenzieren und die jeweils nötigen Behandlungsstrategien auszuformulieren. Es ist das unbestrittene Verdienst Frankls, dafür eingetreten zu sein, dass „stets in der richtigen Seinsdimension“ angesetzt wird. Dem Verhungernden ist nicht mit weisen Worten gedient, und dem existentiell Frustrierten nicht mit einem Stück Brot. Psychotiker brauchen Medikamente, Ängstliche brauchen eine Portion Mut und Humor, und wohlstandsverwöhnte Leute brauchen ein sinnorientiertes Geleit. Um den jeweils richtigen Ansatz zu finden, muss man über die Phänomene, die sich am Menschen zeigen, und deren Herkunft Bescheid wissen und darf nicht in den Fehler verfallen, sie einseitig zu deuten; sie etwa allein dem Triebgeschehen, der Lerngeschichte oder den neuronalen Prozessen im Gehirn zuzuschreiben.
Religion ist ein Phänomen am Menschen, am Patienten, ein Phänomen unter anderen Phänomenen, denen die Logotherapie begegnet.
Für Frankl zählte das Phänomen „Religion“ zur spezifisch menschlichen Wesensart, zu einer (geistigen) Dimension, die nur dem Menschen eignet und die nicht bloß eine kognitiv-emotionale Variante seiner leibseelischen Ausstattung, die ja auch Tieren eignet, darstellt. Geistigkeit war für Frankl der einzigartige humane Zugang zur Welt des Sinnes und der Werte, des Ethos, Pathos und Logos.
LsL 99
Biologen und Evolutionstheoretiker staunen immer wieder über die „Weisheit der Instinkte“, mit denen die Tiere genau „wissen“, was sie im Interesse ihres Überlebens und des Überlebens ihrer Art zu tun und zu unterlassen haben. Freilich hat sich dieses Wissen in Jahrmillionen herausgebildet und wird in den genetischen Strukturen der Generationen weitervererbt. Und dennoch: Das Staunen ist berechtigt. Gerade die tüchtigsten Wissenschaftler, darunter berühmte Astronomen und Physiker (wie z. B. Max Planck oder Werner Heisenberg), sind und waren immer wieder diejenigen, die zur Bescheidenheit und Vorsicht bei großspurigen Erklärungsmodellen „aus dem Nichts heraus“ mahnten.
Auch Frankl war einer von denjenigen, die sich fragten, ob es nicht hinter der „Weisheit der tierischen Instinkte“ und dem verblüffenden Umfang der menschlichen Intelligenz (die sozusagen als „höherer Instinkt“ aufgefasst werden kann)
… eine Weisheit, und zwar von einem die seinige [des Menschen] grundsätzlich überragenden Range – eine übermenschliche Weisheit – geben muss, die ihm die Vernunft und den Tieren die Instinkte eingepflanzt hat;
wenn auch in einem äonenlangen Prozess. Vielleicht, so überlegte Frankl, ist ja genau dies der essenzielle Unterschied zwischen Mensch und Tier, dass die Intelligenz des Menschen hoch genug ist, um auch noch zu erahnen, dass alle Entwicklung einen Urimpuls braucht, der sich nicht aus sich selber heraus entwickeln kann …
In der naturwissenschaftlichen Projektionsebene bildet sich Teleologie nicht ab … Was aber noch lange nicht ausschließt, dass sie nicht in einer höheren Dimension existiert.
ÄS 74, DuG 90