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Randy hat sich bis nach Mexiko durchgeschlagen und findet dort für kurze Zeit ein neues Zuhause. Währenddessen ist Lauren bei ihren Eltern in Georgetown und versucht ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Noch immer wird nach Randy gesucht, und jeder Tag steckt voller Hoffnung, dass sie einander wieder finden. Diese Hoffnung wird zerstört, als Randy für tot erklärt, und die Suche nach ihm eingestellt wird. Doch Randy lebt und ist noch immer auf der Flucht, entlang der Westküste, wo er beinahe bei einem Erdbeben ums Leben kommt. Die Sehnsucht nach Lauren treibt ihn immer weiter an und bringt ihn bis nach Kanada. Zunächst ist er dort sicher, doch die raue Natur Kanadas bringt Randy an seine Grenzen. Als Lauren einen gesunden Jungen zur Welt bringt, scheint ihr Leben wieder einen Sinn bekommen. Ihr Sohn Rylan bedeutet ihr alles und langsam scheint ihr Schmerz erträglicher zu werden. Und dann erreicht sie ein Brief. Von Randy .
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Seitenzahl: 452
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Dieses Buch ist Teil 2 einer Dilogie und schließt nahtlos an Teil 1 an. Deshalb bitte unbedingt zuerst Teil 1 lesen:
Free Die Welt gehört uns wenn du bei mir bist
Klapptext dazu am Ende dieses Bands.
Come into my world come into my heart
auch als e book oder Hardcover
Soulcatchers of Blackland (Neuauflage von Fire Hearts)
auch als e book
Son of Neptun
auch als e book
Wenn Träume lügen Gefunden
auch als e book
Wenn Träume lügen Verloren
auch als e book
That damn Love to you
auch als e book
Free 1 Die Welt gehört uns wenn du bei mir bist
auch als e book
Free 2 Ohne dich hört die Welt auf sich zu drehen
auch als e book
Dieses Buch ist für alle, die niemals aufgeben,
für alle, die ihre Träume leben, komme was wolle.
Für alle, die kämpfen.
Für all die Liebenden dieser Welt.
Für alle Tapferen dieser Welt.
Für alle, die die Hoffnung nie aufgeben.
Für alle Abenteurer, und die, die es gerne wären,
oder noch werden.
Für alle, die der Kraft der Liebe vertrauen.
My Love
egal wo du bist
egal was du tust
Du bist nicht allein
Mein Herz wird immer bei dir sein
Liebe ist alles
Glaube versetzt Berge
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Lebe dein Leben, vergiss mich nicht
Trage mich in deinem Herzen
Erinnere dich
Sei frei
Randy hat sich bis nach Mexiko durchgeschlagen. Angst und Hunger bestimmen sein Leben. Oft denkt er daran, einfach aufzugeben. Als er einen kleinen Jungen vor dem Ertrinken rettet, nimmt sein Leben wieder eine positive Wendung. Für kurze Zeit findet er in Mexiko ein Zuhause. Doch seinen Traum, die USA zu durchwandern, hat er noch immer nicht aufgegeben. Auf seinem weiteren Weg gerät er mehrfach in lebensgefährliche Situationen. Er übersteht ein heftiges Erdbeben und befreit zwei Asiatinnen aus den Fängen eines Menschenhändlers. Gemeinsam mit dem Bruder eines der Opfer schaffen es die vier in Los Angeles unterzutauchen. Doch auch hier sind sie nicht sicher und schlagen sich bis nach Kanada durch, wo der raue Winter Randy fast das Leben kostet. Doch die Liebe zu Lauren ist noch immer da. Wird er es nach Hause schaffen?
Randys spektakuläre Flucht, und die Tatsache, dass sie sein Kind unter ihrem Herzen trägt, wovon er nichts weiß, reißt Laurens Herz in Stücke. Schweren Herzens kehrt sie mit ihren Eltern nach Georgetown zurück und versucht ihr Leben einigermaßen in den Griff zu bekommen. Ihre Schwangerschaft verläuft gut und Lauren kann es kaum erwarten Randys Baby endlich in den Armen zu halten. Jeden Tag hofft sie ihre große Liebe wieder zu sehen. Als sie im Fernsehen erfährt, dass man die Suche nach Randy aufgegeben hat und er für tot erklärt wurde, bricht ihre Welt endgültig zusammen. Als Lauren ihren Sohn Rylan zur Welt bringt, scheint ihr Leben plötzlich wieder einen Sinn zu haben. Und dann erreicht sie ein Brief. Von Randy...
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Randy
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Lauren
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Danksagung
Was geschah in Teil 1
Leseprobe
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Leseprobe
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Zaine
Lynn
Ian
Kapitel 6
Zaine
Lynn
Ian
Eine Woche ist bereits vergangen, seit das Reporterteam bei uns war. Die junge Frau will unbedingt wissen, wie Randys und meine Geschichte endet. Wie wir beide es geschafft haben, und was in all den Jahren der Trennung, und der Hoffnung, einander wieder zu finden, passiert ist.Wir sind bereit ihr unsere Geschichte zu erzählen. Draußen ist es warm und friedlich. Wir genießen unsere Freiheit, unseren Garten, und dass wir einander haben. Dass wir das überlebt haben. Das Leben ist schön. Die Erinnerungen bekommen langsam Lücken, doch nehmen kann sie uns niemand.
Es klingelt an der Tür. Sie sind da. Randy greift nach meiner Hand. Unter dem anderen Arm klemmt seine Krücke. Ich helfe ihm zu laufen. Die wilde Natur des Nordens hat ihm sein halbes Bein genommen. Doch er gibt nicht auf. Hat er noch nie. Seine Behinderung ist schon längst normal für ihn geworden. Auch sie ist das Ergebnis seiner unglaublichen Geschichte, während unserer Trennung.
Wir werden alles erzählen.
Wir erreichen die Tür.
„Mr. und Mrs. Bolt. Ich freue mich sehr auf ihre weiteren Erzählungen. Ich habe ihre Daten bereits an einen Filmproduzenten geleitet. Bald könnte ihre Geschichte die Kinosäle dieser Welt füllen. Sie beide sind unglaublich tapfer gewesen. Ich bewundere ihren Mut. Und ihre Liebe zueinander ist nicht zu übersehen.“
„Kommen sie rein. Wir sind im Garten. Das Wetter ist herrlich.
Ich liebe New Jersey. Mein Mann wurde hier in Trenton geboren. Nachdem er …. also, die Zeit ohne ihn, war die Schwerste in meinem Leben. Diese Ungewissheit, ob er noch lebt, oder nicht. Ich wollte seine Familie kennen lernen. Und deshalb...“
„Das kann ich verstehen.“
Die Reporterin, ihr Name ist Rachel, folgt uns in den Garten.
Interessiert schaut sie Randy zu, mit welcher Leichtigkeit er sein neues Leben mit dieser Behinderung meistert. Er hat sein Schicksal akzeptiert. Hauptsache wir haben uns wieder gefunden. Und wir leben noch. Ich stelle uns Wasser und Snacks auf den Tisch und dann hole ich unsere Fotokiste. Eine davon, denn es sind so unglaublich viele Fotos geworden.
Jedes von ihnen beschreibt ein Stück unseres unglaublichen Abenteuers. Als ich mit einem der vielen Kartons zurück komme, strahlt Rachel über das ganze Gesicht.
„Sie wollen sie mir zeigen? Das ist fantastisch.“
Sie klatscht in die Hände und öffnet den Deckel des Kartons, den ich vor sie gestellt habe.
„Na ja. Schließlich soll der Film doch so authentisch wie möglich werden“, grinst Randy. Noch immer vergehe ich in seinen blauen Augen.
„Lauren, erzähl der Lady wie es ohne mich weiterging.“
„Nur, wenn du das auch tust.“
„Das werde ich.“
Er setzt sich neben mich, greift nach meiner Hand.
„Du fängst an, Lauren“, sagt er
„Okay. Festhalten, es geht los.“
„Dad. Du musst anhalten. Ich muss es ihm sagen. Dad, bitte.“
Ich trommelte gegen den Fahrersitz und sah wie Randy sich der Grenze genähert hatte. Und wie er einfach die Absperrung durchbrochen hatte. Ich musste ihm doch sagen dass ich sein Baby erwartete. Doch mein Vater dachte nicht einmal daran die Fahrtrichtung zu ändern. Flughafen. Harlingen. Dahin würde er uns bringen. Ich würde Randy nie mehr wieder sehen. Meine große Liebe wurde mir auf eine der brutalsten Arten genommen. Niemand schien die Wahrheit wissen zu wollen.
Für alle war klar, dass Randy ein Krimineller war. Ist es denn so schlimm, wenn man sich verteidigt, sich wehrt und seine Lieben beschützen will? Alles was passiert ist war so nicht geplant. Alles ist irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Und nun wurde er gejagt. Gejagt wie ein wildes Tier.
Ich starrte so lange auf die Stelle, an der ich Randy zum letzten Mal gesehen hatte, bis die Grenze aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Und dann schrie meine Mutter plötzlich:
„Pass auf! Die Katze!“
Mein Vater bremste und kam schlitternd neben dem Tier zu stehen.
„Das ist Shadow“, flüsterte ich. Ich öffnete die Tür und nahm unsere kleine Katze in Empfang. Wenigstens sie würde mir erhalten bleiben. Sie würde mir die Erinnerung an alles, was ich mit Randy erlebt hatte, erhalten. Ich drückte das kleine Tier an mich. Die Katze war völlig verstört, aber sie erkannte mich und drückte sich an meinen bebenden Körper.
Mein Vater raste weiter. Immer weiter weg von Randy.
Weiter weg von Mexiko.
In der Ferne konnte ich den Rio Grande sehen. Dahinter lag die Freiheit für Randy. Ich hoffte einfach, dass er sich irgendwie durchschlagen konnte. Dass es ihm gut ging und sich eines Tages alles klären würde. Es wäre nicht richtig, ihn einzusperren. Er ist kein böser Mensch.
Noch immer konnte ich mich kaum beruhigen. Auch nicht als ich sah, dass eine weitere Eskorte an Polizeiwagen in Richtung Klinik fuhr. Sie machten Jagd auf Randy, oder auf den Typen im gelben Sportwagen. Sie suchten nach den beiden Waffen, die Randy noch immer bei sich hatte. Und vermutlich nach dem Messer, mit dem er den Typen verletzt hatte, als er mich vor diesem retten wollte. Randy steckte echt in Schwierigkeiten. Und dabei war alles ganz anders. Niemand würde ihm glauben. Er musste fliehen. Ihm blieb keine andere Wahl als den Staaten den Rücken zu kehren. Und deshalb musste ich ihn gehen lassen.
Mein Vater jagte den Motor erneut an dessen Grenzen. Ich setzte die kleine Katze auf meinen Schoß und grub mein nasses Gesicht in ihr Fell. Als hätte sie gespürt, dass es mir schlecht ging, drückte sie sich noch fester an mich. Dieses kleine Tier und das Baby in mir, waren die einzigen Zeugen meiner Reise geblieben. Unser Auto entfernte sich immer weiter. Endlich nahm mein Vater den Fuß vom Gas. Sofort begann meine Mutter mit ihrer Tirade gegen Randy:
„Du wirst darüber hinweg kommen. Er ist kein Mann für eine gemeinsame Zukunft. Er ist ein Verbrecher Lauren. Warum siehst du das denn nicht?“
Meine Mutter hatte Null Mitgefühl.
„Du kennst ihn doch überhaupt nicht.“, schoss ich wütend zurück.
„Randy ist der ehrlichste, bescheidenste und zufriedenste Mensch, den ich kenne. Er verabscheut Gewalt und alles was er getan hat, war zu unserem Schutz.“
Meine Mutter durchbohrte mich mit ihrem Blick.
„Also gibst du zu, dass er... gewisse Dinge getan hat. Z.B. hat er auf Menschen geschossen. Schon alleine der Gedanke, dass er eine Waffe bei sich hat, die in ganz Mexiko gesucht wird...
Lauren, du kannst mir doch nicht sagen, dass das nichts zu bedeuten hat. Er hätte dich töten können.“
„Und warum sollte er das tun? Ich erwarte ein Kind von ihm.
Es ist ein Kind der Liebe. Auch wenn er nichts davon weiß, dank euch.“
Ich war so sauer, enttäuscht von meinen Eltern. Nie hätte ich gedacht, dass sie so kaltherzig sein konnten.
„Ein Ergebnis einer Vergewaltigung. Dessen bin ich mir sicher.
Leider bist du schon zu weit in der Schwangerschaft. Wir können es nicht mehr ändern. Du wirst das Verbrecherbaby auf diese Welt bringen und dann werden wir angemessene Eltern dafür finden. Ende der Durchsage.“
Meine Mutter wendete sich von mir ab.
„Du willst mir mein Baby nehmen? Geht es noch? Niemals werde ich dieses Baby hergeben. Es ist alles was ich von Randy noch habe. In ihm wird er weiter leben.“
„Du bist erst 17 und sicherlich nicht in der Position Forderungen zu stellen. Wer soll dieses Kind ernähren? Hm?
Ich denke nicht, dass dieser Randy dir jeden Monat Alimente schicken wird.“
„Er weiß ja nicht einmal, dass er Vater wird. Dank Euch. Ihr seid so gemein. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass meine Eltern so niederträchtig sein können. Randy hat ein Recht von dem Baby zu erfahren.“
Ich wurde immer wütender, während mein Vater einfach weiter fuhr.
„Und dann? Was wenn das Kind erwachsen ist? Es wird einen Verbrecher zum Vater haben. Willst du das? Soll ein Kind so leben? Ausgestoßen von seiner Umwelt, nur weil es einen Vater hat, der sich im Knast vergnügt?“
„Dazu müssen sie ihn erst einmal finden. Und beweisen, dass alles, was er getan hat, geplant und böswillig war. Mom. Er hat mir so oft mein Leben gerettet. Sich um mich gekümmert.“
Immer mehr Tränen rannen meine Wangen hinab. Mein Magen tat mir weh. Schützend legte ich meine freie Hand auf meinen Bauch. Auch wenn es noch nicht zu sehen war, wusste ich, dass ein Teil von Randy immer bei mir sein würde. Ich würde dieses Kind um jeden Preis behalten. Egal, welche Schwierigkeiten es mit sich bringen würde.
„Mir ist völlig egal was er hat und was nicht. Fakt ist, er wird in den gesamten Staaten gesucht. Und sicher nicht nur weil er irgendwo ein paar Früchte gestohlen hat. Du wirst diesen Kerl endgültig aus deinen Gedanken löschen. Hast du mich verstanden?“
Dann schwiegen wir bis wir Harlingen erreichten.
Das Flughafengelände tauchte vor uns auf. Jetzt würde es endgültig sein. Kein Zurück mehr. Wenn ich in den Flieger steigen würde, wäre Randy für immer aus meinem Leben verschwunden. Ich wüsste nicht was aus ihm wird.
Und aus seinem Baby. Dennoch blieb mir keine Wahl.
Wir stiegen aus und mein Vater regelte alles Weitere. Ich musste für Shadow noch den Transport organisieren, denn sie wollte ich auf keinen Fall hier lassen.
Kurze Zeit später waren wir auch schon bereit zum Abflug.
Alles was ich von oben aus sehen konnte, war der Rio Grande.
Und dahinter die Freiheit für Randy.
„Großer Gott. Das klingt ja übel. Und ihre Eltern wollten wirklich nichts davon wissen?“
„Nein. Für sie war der Fall erledigt. Ich war wieder da und der Rest würde sich auch noch klären. Zum Glück habe ich nicht auf sie gehört.“
„Zum Glück. Du hast mich am Leben erhalten. Ohne die Hoffnung, dich eines Tages wieder zu sehen, hätte ich es nicht geschafft.“
„Unglaublich. Ich bewundere sie beide für ihre Liebe und ihren Mut. Mr.Bolt, bitte erzählen sie uns doch was passierte, als sie getrennt wurden“, sagt Rachel und richtet sich auf. Die Kamera fährt zu meinem Mann herum. Er lächelt noch immer und streichelt meinen Handrücken.
„Sehr gerne.“
Ich sah Lauren. Sie wartete auf mich. Ich hatte alles perfekt organisiert. All unsere Sachen waren jetzt hier bei mir. Das Bike war voll getankt, die Tiere satt. Nur Shadow war nicht aufzufinden. Der Schuss hatte sie wohl erschreckt und die Katze war in der Parkanlage des Krankenhauses verschwunden. Doch darauf konnte ich nun keine Rücksicht mehr nehmen. Ich musste nach Mexiko. Koste es was es wolle.
Ich wollte frei sein. Frei bleiben. Ich lud meine Pistole und begann den nächsten Fehler meines beschissenen Lebens. Ich feuerte auf den Drogendealer. Nein, ich erwiderte seinen Schuss. Beinahe hätte er das Vorderrad meines Bikes getroffen.
Das alte Motorrad war meine einzige Chance, die vereinigten Staaten schnellst möglich zu verlassen. Lauren sah mir in die Augen. Ihr Blick war so entschlossen. Er sagte mir, sie käme mit mir. Nichts und niemand würde uns trennen oder uns aufhalten. Unsere Blicke trafen sich. Mein Herz schlug so schnell. Es ging um Leben und Tod.
Und dann begann sie zu rennen.
„Lauf, Lauren. Lauf. Ich liebe dich. Egal was passiert. Ich werde es immer tun“, schrie ich zu ihr herüber.
„Ich liebe dich auch. Warte auf mich Randy. Ich komme mit dir. Wenn du willst bis ans andere Ende der Welt.“
Tränen überströmten ihr hübsches Gesicht. Ich machte mich bereit, sofort loszufahren, wenn sie endlich bei mir war.
Doch dann kam alles ganz anders. Eine Autotür wurde aufgerissen. Ehe ich etwas tun konnte, hatte jemand Lauren in das Auto gezerrt. Die Tür wurde zugeschlagen. Das Auto entfernte sich mit quietschenden Reifen in die andere Richtung.
Ich sah Lauren am Rückfenster. Ihren traurigen Blick.
Ihren stummen Schrei. Und dann ballerte dieser Typ schon wieder auf mich los. Ich schwang mich auf mein Motorrad.
Meinen Hund und Speedy, mein Frettchen, hatte ich sicher im Beiwagen des Fahrzeugs untergebracht. Der Typ schrie was von `ich will meinen Stoff.' Selbst wenn ich gewollt hätte.
Den Stoff hatte der Golf von Mexiko schon längst verschluckt.
Ich fragte mich, wie der Kerl überhaupt auf mich gekommen ist. Wir hatten ihn nie zuvor persönlich getroffen. Nur von weitem gesehen, als er damals in New Orleans zum Steg gekommen war. Die Ocean Princess war im Sturm beschädigt worden. Der Stoff hätte mit ihr unter gegangen sein können.
Ich denke, das alles ging auf Sams Konto. Er wusste von unserer aussichtslosen Situation und hatte uns in der Hand. Er hatte dem Typen weis gemacht, wir hätten das Heroin abgezockt. Es kam ihm gerade recht, dass wir in einer sehr beschissenen Lage steckten, und dass beinahe jeder Bürger der USA uns aus den Zeitungen und dem TV kannte. Und es konnte ja sein, dass ausgerechnet Laurens Eltern ihm die nötigen Infos zu unserem Verbleib geliefert hatten. Anders konnte ich mir seine Anwesenheit dort nicht erklären. All das war nun nicht mehr wichtig. Ich musste weg von dort. Und zwar so schnell wie möglich. Ich gab Vollgas und folgte dem Wagen, in dem Lauren saß. Mit wildem Geballer versuchte ich mir den Weg freizuschießen. Ich holte ein wenig auf. Der Wagen beschleunigte. Ich auch. Ich wollte nicht akzeptieren, dass man Lauren zwang, ein völlig anderes Leben zu leben, als das was sie sich selbst gewünscht hatte. Ein Leben an meiner Seite. Gemeinsam Abenteuer erleben. Unseren Traum zu Ende träumen. Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte geschafft.
Dann tauchte das Hinweisschild zum Flughafen vor uns auf.
Mir wurde immer klarer, dass ich sie hier und jetzt zum letzten Mal gesehen hatte. Ich würde die Liebe meines Lebens verlieren. Verdammte Spinne. Warum musste dieses Vieh ausgerechnet Lauren beißen?
Der Wagen schoss um die rechte Kurve, Richtung Flughafen.
Zur Grenze nach Mexiko musste ich aber nach links abbiegen.
Mir blieb keine Zeit zum überlegen. Ich riss den Lenker herum und steuerte die Grenze an. Die Polizei von San Benito war inzwischen eingetroffen. Die Beamten aus Brownsville ebenfalls. Sie versuchten mich einzukesseln. Ich sah wie man den Typen, der auf mich geschossen hatte, abführte. Eine Sorge weniger. Die Grenze kam näher. Die Schranke war geschlossen. Ich bekam Angst. Panik. Mein Handeln wurde von Verzweiflung und Angst bestimmt. Was, wenn ich tatsächlich in einem Knast gelandet wäre? Für wie lange? Und wo überhaupt? Nein, das wollte ich nicht. Ich weiß, es war falsch, aber ich bin einfach hindurch gefahren. Ich hatte einfach Angst. Ich durchbrach den Grenzmast und raste dem Flussufer entgegen. Der Rio Grande war zum Greifen nah. Der Fluss war meine letzte Rettung. Hier würde die Natur mich vor meinen Verfolgern verbergen. Die amerikanische Polizei war hier nicht mehr zuständig und zog sich zurück. Trotzdem hatte ich noch immer die Grenzpolizei hinter mir her. Sie würden mich sicher ausliefern, wenn sie mich erst gefangen hatten. Ich raste weiter, von Angst getrieben. In der Ferne sah ich endlich das Ufer des Rio Grande. Ich beschloss den Fluss zu überqueren und immer am Ufer entlang zu wandern, bis ich Laredo erreichen würde.
Ich würde zu Fuß weiter gehen müssen.
Das Bike würde mir noch Verhängnis werden. Das bedeutete, ich musste mein geliebtes Motorrad zurück lassen.
Der Weg wurde kurviger. Ich konnte meine Verfolger abhängen. Für kurze Zeit jedenfalls. Das Tosen des Wassers war schon zu hören. Laut und wild schoss das Wasser durch sein Bett. Der Rio Grande ist ziemlich lang und sehr breit. Ich hatte keine Ahnung wie es weiter gehen würde, aber ich wollte frei sein.
Ich ratterte die Böschung hinab. Hinter mir die Sirenen und die Rufe der Polizei, die jetzt wieder besser zu hören waren.
Hektisch sah ich mich nach ihnen um. Ich konnte sie hören, sah jedoch niemanden. Ich raste einfach weiter. Ohne Rücksicht auf irgendwas. Sogar meine Tiere lagen zitternd im Beiwagen.
Am Ufer angekommen, schob ich die alte Triumph in einen Busch. Ins Wasser schieben wollte ich sie nicht. Gerne hätte ich das Bike behalten. Ich liebte das alte Ding. Immerhin hatte es uns unserem Traum ein wenig näher gebracht. Doch jetzt hieß es Abschied davon nehmen.
„Danke für deine Hilfe“, flüsterte ich dem Gefährt zu und bedeckte es mit Ästen. Dann stach ich mit meinem Jagdmesser die Reifen platt und zog den Schlüssel ab. Wenigstens ihn wollte ich behalten. Mein Herz wurde schwer. Schnell holte ich das Wichtigste aus unseren Rucksäcken. Alles konnte ich alleine nicht tragen. Da waren unsere vielen Fotos. Die geschnitzten Holzfiguren, die Lauren so viel bedeuteten.
Unsere Landkarte und einige Kleinigkeiten, die Lauren für wichtig gehalten hatte. Medikamente und ihre Trinkflasche.
Das Geld, die vielen Fotos, das Zelt, samt Schlafmatte, und eines von Laurens Tops, das ich so an ihr liebte. Den Rest der Sachen verteilte ich im Fluss. Auch meine Kleidung fand ihre letzte Ruhestätte im Rio Grande. Ich hatte nichts mehr. Nur noch das, was ich am Leib trug und meine Erinnerungen.
Erinnerungen an die schönste Zeit meines bisherigen Lebens.
Mein kurzes Leben mit Lauren an meiner Seite. Diese konnte mir niemand nehmen. Auch nicht falls sie mich erwischen sollten.
Ich sah zu wie meine Sachen gen Westen trieben. Sie würden glauben, ich sei ertrunken. So hoffte ich zumindest. Es dauerte einige Minuten, bis der Fluss mein ganzes Hab und Gut verschlungen hatte.
„Na komm Earl. Wir müssen von hier verschwinden.“
Ich streichelte meinen treuen Freund und machte mich auf den Weg in die Freiheit. Mein Frettchen kuschelte sich in meine Kapuze. Wenigstens waren die beiden mir geblieben.
Wehmütig schaute ich noch einmal mein Bike an, das hier seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Dann lief ich los. Das Ufer war uneben und sumpfig. Der Weg beschwerlich und einsam. Der Lärm der Stadt lag nun hinter mir. Auch von meinen Verfolgern hörte ich nichts mehr. Vielleicht suchten sie in der entgegengesetzten Richtung weiter. Darüber wollte ich mir keine Gedanken machen. Ich hatte solchen Hunger und von Durst kaum zu reden. Ich lief und lief. Immer am Ufer entlang.
Mein Kompass zeigte mir den Weg gen Westen.
Und dann bot sich mir eine Möglichkeit ein wenig auszuruhen.
Ich entdeckte einen kleinen Hohlraum in einer alten Mauer.
Dort quetschte ich mich hindurch. Es war wie in einer winzigen Höhle. Keine Ahnung was hier früher einmal gewesen war. Es war mir egal. Meine Nerven waren noch immer zum Zerreißen gespannt. Immer wieder sah ich die letzten Stunden vor mir. Ich hatte keinen Plan wie es weiter gehen sollte. Fakt war nur, es würde nicht leicht werden.
Und mir war auch klar, dass ich jetzt auf keinen Fall zurück nach Trenton konnte. Mein Leben war ein Scherbenhaufen geworden und ich würde den Rest davon auf der Flucht verbringen. Und das mit 22.
Ich breitete meinen Schlafsack in der kleinen Höhle aus. Das Zelt hätte nicht gepasst. Dort ruhte ich mich etwas aus. Earl legte sich auf meine Füße, Speedy erkundete unser kleines Gefängnis. Ich fühlte die beiden Pistolen noch immer in meinem Hosenbund stecken. Mir war klar, dass ich die Dinger so schnell wie möglich loswerden musste. Ach hätte ich sie doch gar nicht erst mitgenommen. Ich entschied, die beiden Waffen später ebenfalls in den Fluss zu werfen. Doch jetzt brauchte ich Ruhe. Diese Verfolgungsjagd hatte mich viel Energie gekostet. Und nun saß ich hier. In Mexiko. Niemals hätte ich gedacht, dass mein Traum zu einem Albtraum werden würde.
„Wir leben noch, Landstreicher“, flüsterte ich und drückte meinen treuen Hund an mich. Und mein Frettchen war auch wieder da. Dieses kleine Tier war zäh wie Leder. Ich angelte noch die letzten Essensreste aus meiner kleinen Tüte und dann wollte ich nur noch schlafen.
Nach einem relativ angenehmen Flug war ich zurück. Zurück in meinem alten Leben. Alles sah noch genau so aus wie ich es vor einem Jahr verlassen hatte. Unser Haus. Die Wiesen der Nachbarn. Eileens kleiner Kräutergarten und mein Zimmer.
Meine Eltern hatten nichts darin verändert. Mein Bett war unberührt. Noch immer war alles so wie ich es früher geliebt habe. Dinge, die mir vorher wichtig waren, verloren an Bedeutung. Ohne Randy war alles ohne Bedeutung. Er hatte mein Leben bunter gemacht. Es verändert. Er hatte mir gezeigt was wirklich wichtig ist.
Ich hockte mich auf mein Bett, ließ meinen Blick über meine kleine Welt gleiten. Und dann kamen sie. Die Tränen. Die Sehnsucht nach Randy. Ich machte mir Sorgen um ihn. Und Vorwürfe. Wegen mir war er ja erst in all diesen Schlamassel geraten. Und jetzt? Ich wusste nicht wie ich mein Leben alleine mit einem Baby auf die Reihe bekommen sollte. Denn mir war klar, dass ich dieses Kind um keinen Preis der Welt hergeben würde. Da könnten meine Eltern das Haus anzünden. Es würde ihnen nichts nutzen. Zärtlich strich ich über meinen winzigen Bauch. Jetzt wurde mir so einiges klar. Die Übelkeit, die Gewichtszunahme und überhaupt alles was in den letzten Wochen passiert war.
„Wir schaffen das schon Kleines“, flüsterte ich meinem Bauch zu. Dann war ich erledigt. Der Stress, die Verfolgung und die Heimreise forderten ihren Tribut. Ich ließ mich einfach fallen.
Die Zeit heilt alle Wunden.
Meine Eltern schleppten meine paar Habseligkeiten ins Haus.
Für sie war das anscheinend keine große Sache. Für mich schon, denn ich hatte alles verloren. Nicht nur meine Sachen und meine gesamten Ersparnisse. Nein, auch den Mann, den ich über alles liebte. Vielleicht war er schon gar nicht mehr am leben. Vielleicht hatten sie ihn erschossen oder verhaftet. Der Gedanke daran machte mich einfach fertig. Meine Eltern interessierte Randys Schicksal herzlich wenig. Für sie zählte nur eines:
Ich war zurück. Und zwar lebendig. Wenn auch mit einem Bastard in mir. So bezeichneten meine Eltern das Ungeborene, welches ja absolut nichts dafür konnte.
Irgendwann schlief ich über meine Grübeleien ein.
Den nächsten Tag versuchte ich möglichst normal zu beginnen.
Es war ungewohnt für mich, einfach an einen Kühlschrank zu gehen und mir mein Essen zu holen. Ich starrte in den Garten.
Die Obstbäume blühten und trugen reichlich Früchte.
„Scheiß drauf“, sagte ich mir und nahm einen kleinen Behälter mit hinaus. Ich würde nur essen, was die Natur bereit war mir zu geben. Ich weigerte mich einfach, mich dem verdammten System wieder zu fügen. Nie wieder wollte ich etwas tun, wovon ich nicht überzeugt war. Ich würde Randys Lebensmotto beibehalten. Schnell hatte ich einige Äpfel und anderes Obst gepflückt. Es war herrlich warm und ich konnte meine Mahlzeit im Garten genießen. Und dann öffnete sich das Tor. Eileen kam auf mich zu gerannt.
„Mensch Lauren. Endlich bist du wieder da. Was hast du dir denn dabei gedacht? Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?“
„Eileen. Ich habe dich auch vermisst. Komm rein.“
Wir fielen uns in die Arme.
„Ich dich auch. Du hast dich verändert. Deine Haare, sie sind so kurz. Und dunkel.“
„Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle dir alles.
Versprochen.“
„Wo ist Randy?“
Bei der Erwähnung seines Namens brachen meine Dämme. Ich berichtete was passiert war. Eileen unterbrach mich kein einziges Mal.
„ … und gestern kamen wir zurück.“
„Das ist ja eine irre Geschichte. Aber denkst du nicht, dass es besser so ist?“ „Nein. Ich habe dir noch nicht alles erzählt.“
„So? Was hast du denn nicht gesagt?“
„Ich erwarte ein Kind. Von Randy.“
So, jetzt war es raus.
Eileen starrte mich an als sei mir ein zweiter Kopf gewachsen.
„Das meinst du nicht ernst. Wie kann das passieren? Ich meine...du bist erst 17. Er ist über 20 und ….kriminell.“
Das letzte Wort flüsterte sie beinahe, während sie nervös ihre Hände knetete und auf ihre Füße sah.
„Randy ist alles was ich will. Warum denkt jeder, dass er ein Verbrecher ist?“ „Ihr wart fast ständig in den Nachrichten. Ihr beide habt eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Es gibt eine Menge verärgerter Menschen, denen Randy richtig auf die Zehen getreten ist. Er ist in Drogenhandel und Waffendiebstahl verwickelt. Diebstahl. Geprellte Krankenhausrechnungen.
Einbruch in fremde Häuser. Erregung öffentlicher Ärgernisse.
Verführung einer Minderjährigen. Dazu Körperverletzung.
Mensch Lauren. Der Mann wäre fast drauf gegangen. Randy hat ihn abgestochen und...“
„Eileen...hör'auf damit. Ist schon mal jemandem der Gedanke gekommen, WARUM das alles passiert ist? Vermutlich nicht.
Nun, dann will ich es dir erklären...“
Ich erzählte ihr alles was seit Jacksonville passiert war. Von dem Überfall auf uns, durch die Typen, die uns mitgenommen hatten. Von dem Kerl, der mich im Zelt versucht hatte zu vergewaltigen, als Randy auf der Suche nach etwas Essbarem gewesen war. Von allem, was danach passiert war.
„Randy ist nicht böse. Das musst du mir glauben“, schloss ich meinen Bericht.
„Das kann ja sein. Aber alles spricht gegen ihn. Das geht nicht gut für ihn aus. Du bist besser dran ohne ihn. Du kommst darüber hinweg. Eines Tages.“
„Ich werde ihn niemals vergessen. Und er ist die Liebe meines Lebens. Ich wünsche ihm dass er glücklich wird und dass er in Sicherheit ist.“
Meine Freundin rückte näher an mich heran.
Ich drückte mich an sie. Ich brauchte ihren Halt. Ihre Unterstützung. Immer wieder brachen neue Sturzbäche aus mir heraus. Ich wollte einfach nicht hier sein. Immer wieder sah ich Randy vor mir. Als er mir zugerufen hatte, dass er mich liebt und dass ich rennen soll. Dann der Kugelhagel. Die halsbrecherische Flucht auf der alten Triumph. Das Durchbrechen der Grenzbarriere. Ich hoffte, dass er in Sicherheit ist. Und dass er noch am leben ist. Der Gedanke daran ließ mich aufhören zu weinen. Hoffnung ist alles was einen am Leben erhält. Langsam beruhigte ich mich wieder.
Ich erzählte Eileen wie alles begonnen hatte. Als ich ihn in Charleston gefunden hatte, und alles was ich erlebt hatte, bis es soweit war. Von Jana und Maria, von meinem Einkauf im Campingladen. Von Randys Tieren und von unserem ersten mal im Hochsitz des Försters.
„Das ist wirklich süß. Ich meine das mit den Halstuchstücken...
Das ist so romantisch...“
Eileen sah mich für einen kurzen Augenblick ganz verzückt an.
Doch dann wurde ihr Blick wieder ernst.
„Trotzdem spricht alles gegen ihn. Auch wenn ICH dir glaube, heißt das nicht, dass der Rest des Landes es auch tut. Sieh mal.
Alle Beweise sprechen gegen ihn. Aussage gegen Aussage.
Randy seht alleine gegen all die Personen. Er kann nicht gewinnen.“ „Aber so war es doch nicht...“
„Doch. Irgendwie schon. Denk nach Lauren: Er HAT zugestochen. Er IST eingebrochen. Er HATTE Drogen dabei, usw. Das sind Tatsachen, egal aus welchem Grund was passiert ist.“
Sie drückte meine Hand:
„Wir schaffen das schon. Du solltest dich mit dem Gedanken anfreunden, ihn nie wieder zu sehen und eine allein erziehende Mutter zu we....“
„Nein. Er wird es schaffen.“
Ich war so überzeugt von meiner Meinung. Eileen kam einfach nicht dagegen an. Zum Glück beließ sie es dabei und wir fanden sogar Gesprächsstoff, der NICHTS mit Randy oder mir zu tun hatte. Erst am Abend machte meine Freundin sich auf den Heimweg. Wir hatten den ganzen Tag zusammen verbracht. Es hatte so viel zu erzählen gegeben. Immerhin war ich ein Jahr lang zu Fuß durch die Staaten gewandert. Auf meinem Weg lernte ich viele verschiedene Menschen kennen.
Nicht alle waren nett. Und nicht alle sind Verbrecher. Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Doch davon wollten meine Eltern nichts wissen. Für sie zählten nur die Fakten. Den Rest des Abends blieb ich bei meinen Eltern im Wohnzimmer.
Irgendwie konnte und wollte ich nicht alleine sein. Trotz allem was sie uns angetan hatten. Mein Vater schaltete das TV an.
Zeit für die Nachrichten.
„ … wurde das flüchtige Paar in Brownsville aufgespürt. Ein Arzt des Mountain Break Hospitals hatte eine junge Patientin wegen eines giftigen Spinnenbisses behandelt. Die Patientin wurde als Lauren Burke identifiziert. Sofort nahm der Arzt Kontakt zu den Eltern der jungen Frau auf. Der Gesuchte Randy Bolt hielt sich ebenfalls dort auf. Ihm werden schwer wiegende Delikte zur Last gelegt. Während seiner Reise stach Bolt einen jungen Mann nieder. Dieser überlebte den Angriff nur knapp. Weitere Zeugen bestätigen, dass Bolt im Besitz mexikanischer Waffen des Kartells um Carlos Donato Del Poro ist. Jene Waffen wurden vor einer Weile entwendet. Einen Teil der Beute fand man bereits vor drei Wochen in einem Flussbett in einer metallenen Kiste. Diese wies Aufbruchs-spuren auf.
Die Fingerabdrücke sind noch relativ gut erhalten. Sie werden derzeit im ballistischen Labor der örtlichen Polizei untersucht.
Des Weiteren wird Bolt Drogenschmuggel vorgeworfen. Er soll versucht haben, über ein Kilo Heroin an Bord der havarierten Ocean Princess zu schmuggeln. In diesem Zusammenhang wurde gestern der Kopf der Bande Richard Wernan verhaftet.
Er war ebenfalls auf der Suche nach Bolt und schoss auf den Flüchtenden. Ein wildes Waffengefecht war die Folge. Bolt gelang die Flucht über die mexikanische Grenze. Seine Spur verliert sich am Rio Grande. Die junge Lauren ist sicher bei ihren Eltern in Georgetown angekommen. Die Suche nach Bolt ist jetzt Sache der mexikanischen Behörden. Wir bitten Sie auch weiterhin um Mithilfe für die Ergreifung Bolts. Hinweise an die Polizei von Brownsville oder jeder anderen Dienststelle an der Grenze zu Mexiko. Wir danken für Ihre Mithilfe. Und nun zum Wetter...“ Ich konnte kaum glauben, welche Dimensionen unser Trip bis dahin schon angenommen hatte.
Mir wurde schon wieder schlecht. Eileen hatte also recht gehabt. In den Augen der Bevölkerung war Randy ein Schwerverbrecher, egal wie die Wahrheit ausgesehen hatte.
Ich wachte auf. Sämtliche Knochen taten mir weh und der Hunger war beinahe übermächtig. Ich hatte nichts mehr übrig.
Meine Wasserflasche war ebenfalls leer und Earl wimmerte vor Hunger. Ich musste dringend etwas Essbares auftreiben, kletterte aus dem Mauervorsprung und lauschte. Nur die Geräusche des Flusses waren zu hören. Ich musste auf die andere Seite. Leider gab es keinerlei Möglichkeit, den reißenden Fluss zu überqueren.
„Na komm Landstreicher. Wir werden die Lage mal checken.
Alles wird gut.“
Mein Hund rannte voran. Immer die Nase auf der Erde. Er suchte nach Lauren. Kein Zweifel. Ich hoffte dass es ihr gut geht und dass sie sicher bei ihren Eltern war. Ich schaute mich um und sah nichts als Natur und Wasser. Ich hatte keine Ahnung wie früh oder spät es war, denn meine Uhr hatte ich mit all meinen Sachen in den Fluss geworfen. Lediglich den Kompass hatte ich noch in meiner Jeans. Ich musste ihm folgen. Weiter in Richtung Westen. Irgendwie wollte ich es bis Laredo schaffen. Es würden etwa drei Tagesmärsche voller Entbehrungen auf mich warten. Ich erreichte das Flussufer.
Boote gab es hier nicht. Und auch keine Brücke. Ich legte meine Sachen am Ufer ab.
„Warte hier Earl. Ich will mir das mal anschauen.“
Mein Hund blieb am Ufer zurück. Ich tastete mich ins Wasser.
Der Fluss war eisig, obwohl es Sommer war. Die Strömung war ziemlich stark, aber ich hatte noch genug Kraft dagegen zu halten. In der Mitte des Flusses konnte ich nicht mehr stehen.
Also keine Chance mit Gepäck und den Tieren zu schwimmen.
Verdammt. Ich brauchte einen Plan. Ich watete zurück ans Ufer. Earl wimmerte als wäre ich ein halbes Jahr fort gewesen.
Ich packte meinen Kram zusammen und machte mich auf den Weg. Mein Kompass sagte mir, dass ich mich links halten musste. Meine Karte war kaum noch lesbar und überhaupt musste ich die ganze Reise neu überdenken.
Ich lief einfach drauf los. Immer am Ufer entlang. Ich schaffte es wenigstens zwei Fische zu fangen und suchte mir eine trockene Stelle, an der ich mein Zelt aufbauen konnte. Die tief hängenden Äste der alten Bäume würden mich vor neugierigen Blicken verbergen. Ich hatte kaum noch Kraft weiter zu laufen.
Wir bauten unseren Steinkreis auf und suchten trockenes Holz.
Eigentlich hatte sich nichts verändert und doch war es nicht mehr das selbe wie am Anfang meiner Reise. Ich vermisste Lauren. Ihr Lächeln und ihre Küsse. Ihr weiches Haar und überhaupt. Jeder Tag mit ihr war ein schöner Tag. Keine Ahnung wie es dazu gekommen war, aber dieses Mädchen war die Liebe meines Lebens geworden. Und das innerhalb kürzester Zeit. Eines Tages würde ich zu ihr zurückkommen.
Das hatte ich mir geschworen. Egal wie lange es dauern würde.
Der Gedanke daran, ließ mich weiter machen.
Inzwischen war es schon wieder dunkel geworden. Weit war ich nicht nicht gekommen. Ich fühlte mich schwach. Und krank. Und einsam. Nie zuvor war das Alleinsein ein Problem für mich gewesen. Doch jetzt fraß es mich auf. Wenn ich frei sein wollte, musste ich damit klar kommen. Das letzte Jahr rauschte an mir vorbei.
„Ich werde laufen. Laufen, so weit mich meine Füße tragen werden. Es ist mir egal wann und wo ich dabei drauf gehe.
Ohne Lauren ist all das hier sinnlos.“
Es war schon so schlimm um mich bestellt, dass ich meine Tiere voll textete. Earl legte seinen Kopf auf meinen Schoß.
Wir beide würden gemeinsam sterben. Irgendwo in Mexiko.
Ich briet unsere beiden Fische. Am Ufer gab es einige Obstbäume. Nicht viel, aber es würde mir ein oder zwei Tage helfen. Gemeinsam sammelten wir einige Äpfel ein. Earl schaffte es sogar, uns noch ein kleines Kaninchen zu fangen.
Zum Trinken hatten wir nur das Flusswasser. Nicht die beste Lösung, aber was sollte ich machen?
Dann schlüpfte ich in mein einsames Zelt. Ich war erledigt.
Und mir war so kalt. Es gab nichts mehr, was mich hätte wärmen können. Estelles warme Decke lag im Grande. Ein großes Feuer wollte ich nicht machen. Es hätte die Polizei direkt zu mir geführt. Mein treuer Hund drückte sich an mich und wärmte mich. Auch er war nur noch Fell und Knochen. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Fell. Normalerweise bin ich ziemlich gefasst und bodenständig, doch jetzt begannen meine Augen zu brennen. Ich hatte mich noch nie so verloren und hilflos gefühlt. So einsam und verlassen. Zum ersten mal auf dieser Reise weinte ich hemmungslos wie ein kleiner Junge.
Mein Hund leckte meine Tränen ab und ich war froh, dass wenigstens er noch da war. Ein Tier ist der beste Freund, den man haben kann. Mein Frettchen spürte ebenfalls, dass sich etwas verändert hatte. Wir drei kauerten uns zusammen.
Langsam beruhigte ich mich wieder ein wenig. Wenn ich das hier überleben wollte, musste ich stark sein. Nicht für mich, sondern für Lauren. Ich schloss meine Augen, rollte mich zusammen, beide Tiere dicht an mich gedrückt.
Mein Atem wurde wieder flacher, der Herzschlag ruhiger.
Die Natur um mich herum lullte mich ein.
Schließlich sank ich in einen tiefen Schlaf und wachte erst wieder auf als ich ein Boot hörte.
Das Boot kam näher. Ich richtete mich auf und lauschte. Da war ein Funkspruch. Leider konnte ich kein Wort verstehen, weil die Besatzung aus Mexikanern bestand. Ein Lichtstrahl glitt über das Wasser. Schnell wurde mir klar, dass es hier um mich ging. Sie suchten nach mir. Hektisch sah ich mich um.
Earl begann zu knurren. Mühsam hielt ich ihn zurück. Ich schlich mich zum Zeltausgang und öffnete den Reißverschluss.
Noch immer war es dunkel. Die Stimmen schienen sich zu entfernen. Mein Zelt war von der Position des Bootes aus nicht zu sehen. Ich verhielt mich still. In der Ferne glitt das Licht immer weiter über das Wasser. Ich raffte meine Sachen zusammen. Vorsichtig schob ich die Reste der Feuerstelle weg.
Sobald das Boot außer Sicht war, packte ich zusammen. Hier war ich nicht sicher. Ich musste fort von dort. Auch wenn ich viel zu schwach dazu war, war mir klar, dass ich weiter ins Landesinnere musste. Zumindest für eine Weile. Der Fluss diente mir zur Orientierung weiter gen Westen.
Ich schlich mich durch das Geäst. Immer auf der Hut, falls das Boot zurück kommen würde. Dann wurde es ruhig. Das Boot war nicht mehr zu hören. Auch wenn ich kaum noch laufen konnte, zwang ich mich dazu weiter zu gehen.
Irgendwann entdeckte ich eine Brücke. Sie war nicht besonders stabil, aber sie würde mich und Earl tragen.
Vorsichtig erkundete ich die Beschaffenheit des alten Bauwerkes. Sie war zwar gesperrt, aber das hielt mich nicht auf. Ich wollte auf der mexikanischen Seite bleiben.
Es schien mir einfach sicherer.
Die Brücke ächzte und knarrte als ich darüber lief.
Unter mir der Rio Grande. Und mitten im Wasser jede Menge Steine, die einen Sturz aus dieser Höhe nicht positiv enden lassen würden. Das Rauschen des Wassers übertönte sämtliche Geräusche um mich herum. Inzwischen stand der Mond hoch und hell am Himmel. Er spendete mir das einzige Licht, denn meine Taschenlampe hatte ich mit dem Rucksack im Fluss versenkt. Die alte Brücke erstreckte sich etwas über 15 Meter über den Fluss. Und sie hielt bis ich auf der anderen Seite war.
Jene Seite des Rio Grande war der anderen ähnlich. Auch hier war der Weg ziemlich beschwerlich. Ich lief weiter. Der Fluss schlängelte sich durch die düstere Landschaft. Der Weg stieg an. In der Ferne sah ich eine weitere Brücke. Sie war wesentlich stabiler, als die, die ich eben überquert hatte. Auf der Brücke flackerte Blaulicht. Das Horn der Polizei war zu hören. Ich duckte mich ins Dickicht und beobachtete die Lage auf der Brücke. Jetzt sah ich ein grelles Licht, welches sich am Brückenpfeiler entlang nach unten zu bewegen schien. Ich duckte mich noch tiefer und wartete. Jetzt sah ich einen Kerl an einem Seil baumeln. Ein Taucher oder so. Noch einer folgte ihm auf den Weg nach unten. Und dann zog der erste von ihnen mein Holzfällerhemd aus dem Wasser.
Die Nacht verbrachte ich unruhig. Meine ständige Übelkeit machte die Sache auch nicht einfacher. Innerlich war ich so aufgewühlt. Ich dachte an Randy. Ob er wohl in Mexiko in Sicherheit war? Ob er überhaupt noch lebte? Der Gedanke daran hatte mich schon die ganze Zeit beschäftigt. Immer wieder malte ich mir Szenarien aus, in denen Randy tot aufgefunden wurde. Dann dachte ich daran, wie sehr er an seinem Traum gehangen hatte. Schon immer war er ein Kämpfer gewesen. Und er wusste mit der Natur umzugehen.
Vielleicht hatte er auch Menschen gefunden, die ihm helfen würden. Oder, oder, oder...
Ich konnte einfach nicht schlafen. Meine Gedanken schlugen in starke Kopfschmerzen um. Der Abendstern strahlte in mein Zimmer und machte alles nur noch schlimmer. Hoffentlich sah Randy ihn auch. Irgendwie hatte mich der Schlaf dann doch übermannt. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich träumte oder nicht. Jedenfalls wachte ich auf, weil mein Herz raste wie ein Schnellzug. Ich schwitzte überall und meine Hände zitterten.
Ich denke, dass ich einen üblen Traum hatte, in dem es für Randy mit Sicherheit nicht gut ausgegangen war. Ich schleppte mich in die Küche, musste dringend etwas trinken. Im Haus war es totenstill. Kein Wunder, es war 4 Uhr nachts und meine Eltern schliefen tief und fest. Neben meinem Bett schlief Shadow. Ihre Gesellschaft spendete mir Trost.
Zum Glück hatte ich die Katze gefunden.
Was mit Earl und dem Frettchen war, wusste ich nicht. Ich hoffte einfach, dass die beiden das alles überlebt hatten. Würde Earl sterben, so würde es Randy innerlich töten.
In der Küche angekommen nahm ich mir ein Glas Wasser und schlich hinaus zur Terrasse. Noch immer schien der helle Stern auf unser Haus hinab. Immer wenn ich jenen Stern sah, erinnerte er mich an Randy. An unsere erste Begegnung. Und das sollte auch für eine sehr lange Zeit so bleiben.
Den nächsten Tag verbrachte ich bei Eileen. Ich versuchte mich, so gut es ging, abzulenken. Ich war todmüde, weil ich die halbe Nacht unter freiem Himmel auf der Terrasse verbracht hatte. Irgendwie hatten mir die Geräusche der Natur gefehlt. Draußen fühlte ich mich wohler. Seltsam, an welche Dinge man sich gewöhnen konnte.
Doch nun war ich hier.
„Hey, komm rein. Wir machen es uns gemütlich. So wie früher, okay?“
Eileen gab sich alle Mühe, mich auf andere Gedanken zu bringen. Wir waren alleine in Eileens Haus. Ihre Eltern waren auf den Markt gefahren. So konnten wir in Ruhe reden, denn ich wollte mich nicht den Fragen ihrer Eltern stellen. Noch nicht. Also steuerten wir Eileens Zimmer an. Der Fernseher lief. Auch meine Freundin verfolgte die Nachrichten um Randy. Wir hockten auf Eileens Bett. Gebannt verfolgten wir die Berichte. Die Reporter vor Ort nahmen Stellung zum derzeitigen Stand der Dinge um meinen Freund:
„Die Suche nach dem Flüchtigen Randy Bolt ist weiterhin in vollem Gange. Die mexikanische Polizei ist derzeit dabei, den Rio Grande, sowie die nähere Umgebung rund um den Fluss, zu durchsuchen. Hundertschaften durchkämmen die Gegend und einige Taucheinheiten sind derzeit dabei, das Flussbett nach Bolt abzusuchen. Es ist ihnen gelungen, verschiedene Gegenstände, Kleidungsstücke, sowie ein altes Militärmotorrad, das übrigens in einem sehr guten Zustand ist, und auch schon einen gewissen Sammlerwert errungen hat, unter einem dichten Gewächs zu bergen. Es handelt sich um eine Maschine der Marke Triumph und stammt nach ersten Einschätzungen aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg.
Diese Maschinen sind selten geworden und es bleibt die Frage, vorausgesetzt, es handelt sich hier um Bolts Fluchtfahrzeug, wovon derzeit ausgegangen wird, woher der Flüchtige dieses Motorrad hat. Derzeit wird die Maschine untersucht und es wird überprüft, ob sie als gestohlen gemeldet wurde...“
„So ein verdammter Bullshit. Randy bekam sie geschenkt. Er hat sie wieder aufgebaut und...“
Meine Hände begannen zu zittern und mein Herz vor Wut zu rasen. Das alles war so was von falsch.
Eileen rückte näher an mich heran:
„Ich glaube dir. Der alte Besitzer wird das sicher bestätigen.“
„Ich hoffe du hast recht.“
Die Reportage im TV lief weiter:
„Die Maschine befand sich unweit der Grenze, nah am Flussufer des Rio Grande. Es wird angenommen, dass Bolt seine Flucht zu Fuß fortsetzen wird. Jedoch ist die Chance, dies ungesehen zu schaffen, verschwindend gering. Taucher bargen letzte Nacht diese Gegenstände aus dem Rio Grande...“
Der Mann neben dem Reporter hielt verschiedene Dinge ins Bild. Darunter Randys Holzfällerhemd, sein Rucksack, die Uhr, Estelles Decke und eine Taschenlampe.
„Das ist sein Hemd...“
Meine Stimme drohte zu versagen.
„Bist du sicher?“
„Ja“, flüsterte ich. Meine Augen brannten schon wieder.
Verschiedene Dinge aus meinem Besitz, wurden jetzt in die Kamera gehalten. Da war mein kleines Radio, meine Turnschuhe und verschiedene Kleidungsstücke.
„Wer kann Hinweise liefern, wann, von wem, und wo diese Gegenstände erworben oder gar entwendet wurden...“
„Was? Ich habe alles ordnungsgemäß bezahlt. Und Randy mit Sicherheit auch.“
Es wurde immer schlimmer. Sie versuchten ihm immer mehr anzuhängen. Fassungslos starrte ich auf Eileens Fernseher.
Sie hielt mich ganz fest, denn ich drohte jeden Moment umzukippen. Immer mehr von unseren Sachen wurden gezeigt.
Mein Herz schlug immer schneller. Tief in mir drinnen machte sich Angst breit, sie könnten jeden Moment Randys Leiche zeigen. Als hätte meine beste Freundin meine Gedanken erraten, stellte sie fest:
„Schätze... er.. hat es nicht überlebt. Ich meine... Dieser Fluss.
Er ist kalt und tief. Es...“
Eileen sah mich mitfühlend an.
„Nein. Das darf nicht sein. Er ist nicht tot.“
Ich konnte mich kaum beruhigen. Eileen nahm mich in den Arm. An ihrer Schulter weinte ich mich aus.
Weitere Dinge wurden gezeigt, Mutmaßungen über Randys Verbleib angestellt. Es war Fakt, dass Randy über den Fluss wollte. Und es sah tatsächlich danach aus, dass es ihn das Leben gekostet hatte. Berichten zur Folge, wollte man noch eine Zeit lang nach ihm suchen. Wäre es dann ohne Ergebnis, würde man Randy für tot erklären.
Ich blieb noch eine Weile im Verborgenen. Immer mehr Teile meines Lebens wurden aus dem Wasser gefischt. Ich hörte Hunde, die durch das Gebüsch streiften und glitt ins Wasser. So würden sie meine Fährte nicht aufnehmen können. Bis zur Brust umspülte mich das kühle Nass. Earl paddelte neben mir her. Speedy saß auf meiner Schulter. Ich hatte nur noch Laurens Rucksack dabei, in dem ich den letzten Rest unseres Abenteuers transportierte. Diesen hatte ich unter Ästen und Laub versteckt. Ich hoffte einfach, dass die Polizisten ihn nicht finden würden, während ich die Brücke im Auge behielt. Über mir kreisten zwei Hubschrauber und leuchteten die Umgebung ab. Auf der Brücke sammelten sich noch zwei weitere Polizeiwagen. Funkgeräte knisterten und die Hunde bellten stetig. Überall schwangen Taschenlampen hin und her. Ein Lichtstrahl waberte nur knapp über meinen Kopf. Schnell tauchte ich unter. Ich schob Earl und Speedy unter die herabhängenden Äste eines alten Baumes. Wir verhielten uns ruhig bis die Hubschrauber abdrehten. Es war viel zu dunkel hier in den Sümpfen. Die Rotoren entfernten sich immer weiter von meinem Standort. Die Polizeiwagen starteten ebenfalls und die Taucher gingen an Land. Für heute hatte ich wohl nichts mehr vor ihnen zu befürchten. So leise wie möglich glitt ich ans rettende Ufer. Heute war nicht der Tag an dem ich sterben würde. Mir war so kalt und Hunger hatte ich noch immer. Es war ruhig geworden. Der Mond wanderte weiter.
Bald würde der Tag anbrechen. Hoch oben über mir strahlte der Abendstern. Ich dachte an Lauren, daran, dass sie in Sicherheit war. Der Gedanke an sie, ließ mich wieder Mut fassen.
Vielleicht würden wir uns eines Tages wieder sehen. Dafür wollte ich alles tun. Ich lief so weit mich meine müden Füße trugen. Die ganze Nacht hindurch, bis die Sonne langsam wieder aufging. Los Alacranes lag vor mir. In etwa einer Stunde würde ich dort ankommen. Ich entschied, die beiden Waffen dort in den Fluss zu werfen. Meine Munition war eh alle und die Ersatzpatronen hatte ich bereits mit meinen anderen Sachen entsorgt. Ich konnte die Dinger einfach nicht behalten, auch wenn sie bis dahin sehr nützlich gewesen waren.
Es musste halt ohne sie gehen. Immerhin hatte ich ja noch mein Messer. Das würde ich auf keinen Fall entsorgen.
Los Alacranes war ein etwas kleinerer idyllischer Ort.
Umgeben von unendlichen Weiten freier Felder. Der Fluss schlängelte sich träge daran vorbei. Noch immer blieb ich in Ufernähe. Niemand war hier. Ich holte die Waffen hervor und warf sie ins Wasser. Mit einem lauten Platschen versanken sie im Rio Grande. Langsam schlich ich weiter. Hier und da raschelte es im Gehölz. Eine Ente schwamm an mir vorbei und es tat mir echt leid, dass ich dieses wunderschöne gesunde Geschöpf umbringen musste. Ich griff blitzschnell zu und schnitt dem Tier mit meinem Jagdmesser die Kehle durch. Ich drückte meine Tränen fort, aber Hunger lässt einen beinahe unmenschliche Dinge tun. Ich schleppte das tote Tier mit, bis ich eine geeignete Stelle fand, es auszunehmen und zu rupfen.
Noch immer heulend hockte ich mich ans Ufer. Blut tropfte auf meine Boots.
„Es tut mir leid“, flüsterte ich und begann die schönen glänzenden Federn auszureißen. Mein Hund hatte schon Äste geholt. Er wusste wie es funktioniert. Schon bald brannte ein kleines Feuer und die Ente machte uns satt. Der Tag war im Flug vergangen und ich hatte Los Alacranes bereits hinter mir gelassen. Ich hatte meine Route völlig neu berechnet.
Deshalb musste ich zunächst nach Reynosa. Zumindest in diese Richtung. Innerhalb Mexikos musste ich ebenfalls eine Landesgrenze durchqueren. Reynosa befindet sich noch innerhalb des Landes. Nueva Laredo, (so heißt Laredo auf der mexikanischen Seite), befindet sich schon fast in Nuevo Leon.
Inzwischen war ich schon 93 km von Brownsville entfernt. Ich befand mich noch immer im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas. Nach Reynosa war es nun nicht mehr so weit. Von dort aus wollte ich versuchen die Reise auf dem Fluss selbst fortzusetzen. Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit ein Boot zu erwerben oder eben... na ja, einfach eines zu finden. Es erschien mir am sichersten, denn beide Länder suchten nun nach mir. Wenn auch aus verschiedenen Gründen. Ich blieb zunächst in Ufernähe. Hier und da nahm ich die Geräusche der Helikopter wahr, die noch immer nach mir zu suchen schienen.
Deshalb wanderte ich meistens nachts. Der Fluss ist über 3000 km lang und würde mich, wenn ich ihm weiter bis zum Ende folgen würde, nach Texas zurückbringen. Tief ins Landesinnere. Das konnte ich nicht riskieren. Deshalb wollte ich ihm nur bis nach El Paso folgen. Es würde fast zwei Wochen dauern, bis ich dort ankäme. Ein Boot war also keine so schlechte Idee.
Es waren schon einige Tage vergangen, seit ich Lauren verlassen musste. Ich dachte jede Minute an sie, an ihren verzweifelten Versuch mir doch noch zu folgen. An ihren traurigen Blick aus dem davon rasenden Wagen. Ich war mir sicher, dass ich, wenn ich das hier überleben sollte, ich sie auf jeden Fall suchen würde. Der Gedanke an sie trieb mich voran.
Mein purer Wille zu überleben. In dieser Zeit ernährten wir, meine Tiere und ich, uns überwiegend von Fischen oder kleineren Tieren, die am Ufer umher strichen. Ich kochte das Flusswasser ab, suchte Beeren, Früchte oder was auch immer mir irgendwie essbar erschien.
In der Ferne sah ich die Berge des Sierra Madre Gebirges.
Diese Landschaft war so unglaublich schön. Vielfältig, von karg bis sumpfig, rau und später wieder ganz still und idyllisch.
Es war einsam dort. Aber ich konnte meine Nächte relativ ruhig verbringen, während ich am Tage untertauchte.
„Sie wollen bald die Suche nach ihm einstellen? Was soll das?
Ist er es denn nicht wert? Seine Eltern kommen um vor Sorge und ich kenne nicht einmal seine Adresse. Ich weiß nichts über seine Familie. Eileen, sie müssen ihn finden. Das Kind soll einen Vater haben.“
„Vielleicht ist er längst irgendwo in Mexiko untergetaucht. Du hast mir doch erzählt, dass er ein Überlebenskünstler ist. Gib ihn nicht auf. Ich weiß jetzt was er dir bedeutet.“
„Du glaubst mir also?“
„Klar. Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass du dich niemals mit kriminellen Menschen einlassen würdest. Auch wenn deine Geschichte schon ziemlich weit weg von der Normalität ist.“
Wir verfolgten den Bericht, der etwas über eine Stunde lief.
Inzwischen waren Boote auf dem Rio Bravo unterwegs.
Taucher suchten den Fluss nach Randy ab. Weitere Dinge wurden aus dem Fluss geholt. Die alte Triumph war inzwischen zur Untersuchung in die Forensik mitgenommen worden.
Bisher blieben die Untersuchungen allerdings ergebnislos. Die Fingerabdrücke waren andere, als die, die man auf den Waffen gefunden hatte. Es waren zu viele übereinander, als dass man sie einer bestimmten Person hätte zuordnen können. Hinzu kam, dass Randy bisher ja noch nicht aktenkundig gewesen war. Und das sollte auch bitte so bleiben. Die Abdrücke der Wanderschuhe liefen auch bisher ins Leere. Taucher bargen noch weitere Sachen, die aber nicht alle uns gehörten und keinerlei Verbindung zu uns erbrachten. Auch suchte man nach Earl. Das Tier blieb ebenfalls verschwunden. Die Kerle, die Earl gebissen hatte, hatten den Hund ziemlich gut beschrieben.
Sie bestanden darauf, das Tier zu erschießen, falls man es fand, denn laut den Angreifern galt Earl als bestimmt tollwütig. Na klar, ausgerechnet Earl, der treueste und liebste Hund, der mir je begegnet war. Zum Glück hatte ich wenigstens Shadow mitgenommen.