The Reversal - Elke Wollinski - E-Book

The Reversal E-Book

Elke Wollinski

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Beschreibung

Der junge Devlin trägt zwei Seelen in sich: die schwarze seines Vaters, der der Teufel ist, und die weiße seiner Mutter, die der Sonnenengel ist. Da Devlins Mutter beide verlassen muss, schwört der Teufel Rache und beschließt sie ihrer Aufgabe zu berauben, und sie zurück zu ihm zu bringen. Dazu will er die Sonne und die Erde vernichten. Sohn Devlin ist seine stärkste Waffe, da er die Mächte des Himmels und der Hölle in sich trägt. Der Teufel bestimmt, dass Devlin am Tag seiner Volljährigkeit auf die Erde geschickt werden soll, um diese zu zerstören. Da Devlin die meiste Zeit seines Lebens in der Hölle verbracht hat, ist das Wort des Teufels Gesetz für ihn. Er beginnt damit die Erde zu zerstören, indem er eine Naturkatastrophe an die andere reiht. Als er dabei in Afrika auf Mae trifft, wird alles anders. Denn diese junge Frau bringt sein kaltes Herz ganz schön durcheinander. Wird er seiner Bestimmung trotzdem folgen?

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Bereits erschienen

In Magic World Series:

Come into my world come into my heart

Fire Hearts Die Seelenfänger von Blackland

Soulcatchers ( überarbeitete Neuauflage von Fire Hearts)

Son of Neptun

The Reversal

In Love Adventure Series:

Wenn Träume lügen Gefunden

Wenn Träume lügen Verloren

Free Die Welt gehört uns wenn du bei mir bist

Free Ohne dich hört die Welt auf sich zu drehen

That damned love to you

Wenn die Erde sich umkehrt

. wird die Sonne verschwinden

. wird sich die Dunkelheit ausbreiten

. werden die Engel vertrieben

. wird das Gute dem Bösen weichen

. wird das Höllenfeuer befreit

The hell will reign

The Reversal of the world

Die Umkehrung der Welt

Devlin ist der Sohn des Teufels und eines Engels. Die Dunkelheit in seinem Herzen ist stärker als die Güte des Himmels und hat ihn erobert. Er ist dazu bestimmt in ewiger Dunkelheit zu leben und die Welt ins Chaos zu stürzen. So will es sein Vater, der Teufel. Er will sich an Devlins Mutter rächen, da diese beide verlassen hat, um ihrer Aufgabe nachzugehen. Als Devlin seine Volljährigkeit erreicht, kommt die Stunde der Wahrheit. Der Teufel schickt ihn auf die Erde um diese umzukehren, das Höllenfeuer zu befreien, damit die Hölle herrschen kann. Damit die Sonne vergeht und Devlins Mutter zurück kommt. Das Böse soll das Gute aus der Welt vertreiben und die Menschheit zu Sklaven des Teufels machen. Devlin beginnt damit, die Welt Stück für Stück zu zerstören, indem er eine Naturkatastrophe nach der anderen verursacht und die Weltkugel entlang des Äquators aufzureißen beginnt. Als er dabei Mae begegnet stellt er fest, dass seine weiße Seite in ihm immer noch da ist...

Inhaltsverzeichnis

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

Devlin

Mae

1

Devlin

„Die Zeit ist reif“, brüllt mein Vater und donnert seine Faust auf den Tisch. Wir alle, die wir hier sind, zucken zusammen. Ja er hat recht. Heute ist mein Geburtstag. Der Tag, den er schon so lange herbeisehnt. Es ist der Tag, der mich zu einem erwachsenen Dämonen macht. Es ist der Tag, an dem meine Bestimmung zur Wahrheit wird. Die Prophezeiung wird Wirklichkeit. Viele Jahre wurde genau darauf hingearbeitet. Und alles hängt von mir ab. Ich werde die Welt verändern und der Teufel wird die Macht erlangen. Ich bin Devlin, Sohn des Teufels. Und der eines Engels. Ja, tatsächlich habe ich zwei Seelen in mir. Das heißt, eigentlich nur eine, die sich jedoch in eine weiße, und eine schwarze Hälfte teilt. Mein halbes Leben habe ich hier bei meinem Vater verbracht. Er weiß was zu tun ist. Die Bestimmung muss erfüllt werden. Der einzige Zweck meines dunklen Daseins. Deshalb ist meine Seele fast schon ganz schwarz geworden. Ich bin das Böse in Person. Und ich bin perfekt, die Welt ins Chaos zu stürzen. Die Wut und die Rache meines Vaters sind groß. Und sie richtet sich hauptsächlich gegen meine Mutter, die uns hier zurück ließ.

Meine Mutter ist Ilios, der Engel der Sonne, Hüterin des Lichts. Wächterin über das Leben, das die Sonne hervorbringen kann. Sie sorgt dafür, dass die Sonne geschützt ist. Meine Eltern fanden sich, als mein Vater noch zu ihnen gehörte. Er ist einer von Gottes Söhnen und wurde wegen Ungehorsam gegen Gottes Wort verdammt. Seit Ewigkeiten ist er nun schon hier unten. Die Hölle ist seine Heimat geworden. Die Dunkelheit hat ihn verdorben, böse gemacht. Meine Mutter wurde zurück in den Himmel gerufen. Sie musste uns verlassen, weil Gott es befohlen hatte. Die Sonne braucht ihren Schutz um all das Leben auf der Erde zu erhalten. Sie konnte mich nicht mitnehmen, weil Gott etwas gegen ihre Beziehung zu meinem Vater hatte. Obwohl er sein ältester Sohn ist. Und so wuchs ich hier bei ihm auf. Viele Jahre sind vergangen. Genau 666, seit ich geboren wurde. Mein Vater regiert die Hölle. Er herrscht über die Dunkelheit, die im Inneren der Erde ist. Und das soll sich ändern. Die Dunkelheit muss an die Oberfläche gelangen und die Sonne erlöschen. Er will sich an meiner Mutter rächen weil sie ihn verlassen hat, um den Menschen zu helfen. Wenn die Sonne vergeht hat sie keine Aufgabe mehr und er glaubt, dass sie dann zu ihm zurück kommt. Der Planet des Lebens muss sterben. Die Erde wird sich umkehren. Alles was in ihr ist wird außen sein, und alles was oberhalb ist, wird in die Dunkelheit verdammt. Und darum geht es hier. Deshalb hat mein Vater das ganze Reich zusammengetrommelt um zu verkünden was er mit mir vorhat, denn ohne mich kann die Umkehrung der Welt nicht vorgenommen werden.

„Es ist an der Zeit meinen Sohn Devlin seiner Bestimmung zu übergeben. Heute ist der Tag an dem sich alles ändern wird. Bald werden wir mächtiger sein als Gott es jemals könnte, denn mein Sohn verfügt über Kräfte, die sonst niemand hat. Die des Himmels und die meinen. In ihm wohnt die mächtigste Magie aller Zeiten. Wir werden das Chaos herauf beschwören, die Erde aufbrechen und sie Stück für Stück umkehren.

Das Höllenfeuer wird sich den Weg in die Freiheit bahnen. Die Sonne wird vergehen und die Dunkelheit wird sich überall ausbreiten. Unser Land wird groß und mächtig sein wenn Devlin heimkehrt. Wir sind stark. ER ist stark. Ich weiß, ich kann ihm vertrauen, und deshalb bin ich mir sicher, dass er schafft was ich von ihm verlange. Ich kann nicht hinaus, weil die Sonne mich töten würde. Ich bin ein Wesen der Finsternis geworden. Devlin trägt noch immer einen kleinen Teil des Sonnenengels in sich. Aber das wird uns nur jetzt etwas nutzen, denn nur deshalb wird ihm das Sonnenlicht nichts anhaben können. Seine Mutter wacht noch immer über ihn. Mein Sohn ist nun erwachsen. Ein vollwertiger Dämon, der das Licht aus seinem Herzen verlieren wird sobald er heimkehrt.“

Er sieht mich an. Eindringlich, todbringend.

Dann richtet er sein Wort an mich.

Das Volk, tief unter der Erde, hängt an seinen Lippen:

„Hast du deine Bestimmung erfüllt, wird deine Seele schwarz wie meine sein. Tod dem Licht. Tod den Engeln. Nun geh Sohn.

Bring mir was mir gehört. Lass die Engel und die Welt dort oben im Chaos versinken. Lass das Höllenfeuer frei. Deine Magie und mein Vertrauen in dich werden dir helfen deine Bestimmung zu erfüllen. Ich werde dich führen.“

Das Volk jubelt uns zu. Sie vertrauen des Teufels Wort. Sie alle wollen Freiheit oberhalb der Hölle.

Ich erhebe mich von meinem Platz und stelle mich neben meinen Vater. Er legt mir seine Hände auf die Schultern, sieht mir in meine schwarzen toten Augen.

„Deine Verwandlung in einen Menschen beginnt genau jetzt.

Sie ist bindend, solange du auf der Erde bist. Mische dich unter die Menschen und beobachte sie. Lasse sie leiden, so wie sie uns hier unten leiden lassen. Du wirst es schaffen.“, sagt er und schließt seine Augen. Dann stellt er sich hinter mich und legt seine bekrallten Hände auf meine Schulterblätter. Seine Hitze durchdringt mich. Die Glut in ihm ist heißer als das Höllenfeuer. Und seine Macht strömt in mich hinein. Er ist das mächtigste Wesen das ich kenne. Außer meinem Großvater, Gott. Ihn habe ich nie kennengelernt, aber meine Mutter hat mir von seiner Güte erzählt. Doch das ist jetzt egal.

Ich werde meinen vorbestimmten Weg gehen und diese Menschen ihrer gerechten Strafe zuführen. Und den Engeln werden mein Vater und ich den Kampf ansagen. Die Magie der Engel ist mächtig. Und ich weiß dass es nicht einfach wird, sie zu brechen. Und das wäre ja noch nicht alles. Es geht ja auch um meine Mutter, die noch immer das Gute in mir sieht. Auch sie muss leiden. So will es mein Vater. Und meine Gefühle für sie sind schon längst nicht mehr so stark, wie sie einst waren.

Der Teufels Magie dringt immer mehr in mich hinein. Bald wird meine Macht gewaltig sein. Fast noch gewaltiger als die meines Vaters, weil ich die himmlische Kraft der Engel ebenfalls in mir trage. Daran ist nur meine Mutter schuld.

Mein Vater beginnt seltsame Worte zu murmeln, während sein Druck auf meine Schultern noch fester wird. Meine Dämonenschwingen beginnen sich langsam in meinen Rücken zurück zu ziehen. Sie sind gewaltig und so schwarz wie die Hölle. Meine Flügel reichen bis auf den Boden und wenn ich sie ganz ausbreite sind sie fast drei Meter breit. Das Volk verneigt sich vor Ehrfurcht als ich meine Schwingen ausbreite.

An den Enden beginnen sich die Haken zusammenzuziehen.

Meine Flügel haben keine so hübschen Federn wie die meiner Mutter. Und sie sind nicht weiß und flauschig wie ihre. Es ist die Dunkelheit meines Vater, die meine Flügel furchterregend aussehen lässt. Sie sind dünnhäutig wie die einer riesigen Fledermaus. Schwarze pulsierende Adern treten aus ihnen hervor und lassen sie noch magischer wirken. Keiner hier, außer mir und meinem Vater, besitzt solche Schwingen. Doch um meine Reise antreten zu können, müssen sie natürlich jetzt verschwinden. Die Menschen glauben nicht an uns. Nur an meinen Großvater, den sie so verehren. Aber wir werden ihnen schon zeigen wie real die Hölle ist.

An meinen Schulterblättern durchfährt mich jetzt ein stechender Schmerz. Ich spüre mein dunkles Blut über den Rücken laufen als die Flügelknochen sich unter meine Haut ziehen. Mein schwarzes Blut tropft auf den Boden. Dann sind meine Schwingen fort. Sie sind in meinem Rücken verschwunden. Aber natürlich noch immer da. Das heißt, man kann sie nur nicht mehr sehen. Es sei denn ich käme an einem Spiegel vorbei. Doch das weiß ich zu verhindern, wenn ich auf der Erde bin.

Mein Vater spricht weiter:

„Knie dich hin, mein Sohn. Neige deinen Kopf.“

Ich mache das was er will, beuge mich und warte bis aus mir ein Mensch wird. Ich spüre ein leichtes Kribbeln als seine Hände schließlich meine Hörner berühren. Dann spüre ich Schmerz, als diese sich knirschend in meinen Kopf zurück ziehen. Klar kann ich nicht als Dämon auf die Erde. Dort oben sieht niemand so aus wie ich. Eigentlich bin ich nicht hässlich.

Daran ist meine Mutter schuld. Ihre Schönheit ist unermesslich und außer den Hörnern und den Dämonenflügeln habe ich nichts von meinem Vater. Nur mein Haar ist rabenschwarz - wie seines. Und meine Augen sehen fast wie Kohlen aus.

Manchmal glühen sie sogar, wenn ich wütend werde.

Der Schmerz lässt nach. Ich greife an meinen Kopf, aber da sind keine Hörner mehr. Überall nur Haar. Schwarzes wildes dickes Haar, das mir bis zum Nacken reicht. Meine Flügel sind auch weg. Es fühlt sich seltsam, aber gut, an. Ich komme mir beinahe menschlich vor. Meines Vaters Hand gleitet an meiner linken Seite entlang. Dort befindet sich etwas, das meine Magie in mir noch verstärken kann. Die Flammen der Hölle, schwarz, dunkel, bedrohlich, reichen sie bis an meine Brust heran, entlang den Lenden bis hinüber zu den Rippen auf meinem Rücken, eintätowiert. Ich spüre meines Vaters Hitze in meine schwarze Haut ziehen. Das Tattoo saugt seine Magie auf. Die Flammen züngeln über meine Haut. Dann ziehen sie sich in meinen Körper zurück. Jetzt kann ich die Flammen rufen wann immer ich sie brauche. Sie verbinden mich mit meinem Vater. Sie machen mich noch stärker. Und er wird mich damit kontrollieren und leiten können.

„Es ist vollbracht“, höre ich meinen Vater sagen. Er nimmt seine Hände weg und dreht mich zu all den Leuten um, die hier sind. Die Leute jubeln mir zu. Immerhin bin ich ihr Prinz.

Irgendwann werde ich ihr Herrscher sein. Dann, wenn der Teufel sein Amt an mich abgibt.

Wir sind im großen Saal, wo er seine Versammlungen abhält.

Niemand hier sieht aus wie ein Mensch. Außer mir. Ich blicke den Geschöpfen in ihre unheimlichen Augen. Sie sind meine Familie, ob ich nun will oder nicht. 666 Jahre war ich hier bei ihnen. Sie haben mich beschützt. Mich gelehrt zu kämpfen. Mir alles beigebracht was ich wissen muss. Auch über das Leben oberhalb der Hölle. Ich weiß wie die Menschen ticken.

Und ich denke dass ich das hinbekomme. Meine Magie gab mir mein Vater mit in die Wiege. Jetzt ist sie aktiviert worden.

Und durch die Gene meiner Mutter bin ich noch mächtiger als alle, die hier sind. Selbst die Soldaten der Armee können mir nicht das Wasser reichen.

Und nun muss ich gehen. Tun was mein Vater von mir verlangt.

Eines Tages komme ich zurück. Dann ist alles anders. Es kommt der Tag an dem ich die Herrschaft über alles übernehmen werde. Ich werde nicht nur über die Hölle herrschen. Nein, über die gesamte Menschheit und über den Himmel. Wir werden die Engel brechen und sie ihrer Magie berauben. Dunkelheit wird das Zentrum des Universums sein.

Die Wesen um mich herum beginnen erneut zu jubeln als ich ihnen danke. Alle erheben sich von ihren Plätzen und verneigen sich vor mir und meinem Vater. Manche von ihnen knien ergeben am Boden, die Häupter geneigt. Sie rufen meinen Namen und huldigen des Teufels Wort. Wir verlassen die Tribüne und mein Vater wird mir den Weg auf die Erde zeigen.

Dann ruft er seine sechs besten Soldaten zu sich. Sie werden mich begleiten. Bis dahin wo ich den Weg auf die Erdoberfläche finde.

2

Mae

Ich starre aus dem Fenster und sehe eigentlich nichts. Diese Unterrichtsstunde will einfach nicht vergehen. Wen zum Teufel interessieren Himmel und Hölle? So was gibt es nicht und ich frage mich was der Sinn dieser Religionsstunde eigentlich ist.

Der Pastor gibt sich Mühe den Unterricht so spannend wie möglich zu gestalten, aber es gelingt ihm nicht wirklich. Die Zeit plätschert so dahin und ich habe echt Probleme nicht einzuschlafen.

„Hey, nur noch zehn Minuten. Dann sind Ferien“, höre ich Mayas Stimme. Sie sitzt neben mir und ist meine beste Freundin. Wir beide kennen uns schon ewig. Es ist unser vorletztes Jahr auf dieser Schule. Dann werden wir in die Welt der Erwachsenen entlassen. Leider habe ich noch keine Ahnung wie mein weiteres Leben aussehen soll. Ich bin nicht schlecht in der Schule. Trotzdem weiß ich noch immer nicht was ich eigentlich will. Meine Zukunft hat sich verändert seit ich wieder Single bin. Der Pastor labert weiter und ich kann kaum noch still sitzen.

„Ja. Das wird auch Zeit. Hast du jemals solch einen Mist gehört?“

Meine Freundin grinst mich an und ich weiß, dass sie meiner Meinung ist, weil wir beide Realisten sind. Wir beide glauben nur das was wir sehen und keiner von uns ist jemals einem Heiligen begegnet. Keiner von uns glaubt an das was in der Bibel steht. Es gibt keinen Gott, keine Engel, und schon gar keinen Teufel. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

Für sich und seine Mitmenschen. Wir alle müssen selbst auf uns und unsere Umwelt aufpassen. Alles, was in der Welt passiert, ist allein die Schuld der Menschen, die sich nicht um morgen scheren.

Der Pastor schaut uns an. Sein Blick durchbohrt uns gerade.

Dann spricht er weiter:

„Und die Erde wird vergehen. Die Zeit ist reif. Der Untergang der Welt wird uns bald ereilen. Deutet die Zeichen, die der Himmel uns schickt. Das jüngste Gericht wird kommen...“, sagt der Pfarrer, aber ich kann einfach nichts mehr aufnehmen.

Die Nacht war kurz und ich habe lange über Samuel und mich nachgedacht. Wir waren zwei Jahre zusammen. Aber jetzt ist es vorbei. Er sagt er liebt mich nicht mehr. Ich weiß nicht warum, aber so ist es. Ich versuche die Gedanken an ihn zu verdrängen und dem Unterricht weiter zu folgen.

„Habt Acht und vertraut auf Gott. Er wird euch den richtigen Weg zeigen...“, labert der Pastor weiter. Wenn er das sagt...

Dann läutet es endlich zum Ende der Stunde.

„Meine Güte. Wenn man ihm glaubt sterben wir bald alle einen schrecklichen Tod. Aber es wäre mir egal. Ohne Samuel kann ich nicht sein. Warum hat er das getan?“, schluchze ich als Maya und ich zu unseren Schließfächern gehen.

„Er ist es nicht wert, dass du um ihn weinst“, sagt sie und knallt ihre Bücher in das Fach.

„Ich habe ihn geliebt. So einfach ist das nicht.“

„Du wirst darüber hinweg kommen. Eines Tages lachst du darüber. Na komm. Es sind Ferien.“

Maya hat ja recht, aber trotzdem. Der Flur leert sich und endlich sind Ferien. Ich weiß noch nicht so genau was ich mit meiner Zeit anfangen soll, denn Maya wird nicht hier sein.

Jedenfalls nicht die ganzen Ferien. Sie wird mit ihren Eltern nach Afrika reisen. Ihr Vater ist Geologe, ihre Mutter Archäologin. Die nächste Ausgrabung findet in Afrika statt.

Direkt am Äquator in einer Stadt, die sich mitten im Kongo befindet. Makoua heißt sie. Ich weiß absolut nichts über das Land am Äquator. Ein wenig beneide ich meine Freundin weil sie wegen der Berufe ihrer Eltern viel von der Welt sieht. Sie war schon wer weiß wo. Ich hingegen... ach egal. Ich werde Maya echt vermissen.

Wir verlassen das Schulgebäude.

„Wann geht eure Reise los?“, will ich wissen und halte am Straßenrand an.

„Nächste Woche. Eigentlich habe ich keine Lust meinen Eltern bei ihrer Arbeit zuzusehen. So was ist doch total langweilig.“

„Ich finde es spannend andere Länder zu bereisen und außerdem lernst du noch etwas dabei.“

„Streber. Hast du nicht Lust uns zu begleiten?“

„Das wäre cool, aber ich glaube nicht dass unsere Eltern das erlauben werden.“

„Weißt du was, ich frag´ meinen Vater einfach mal. Das wird sicher toll.“

„Okay. Warum nicht. Sonst denke ich eh die ganze Zeit nur an Samuel. Das ist nicht gut für mich. Ich liebe ihn noch immer.“

„Ach Mae. Die Welt ist voller hübscher Männer. Du musst dich nur umschauen.“

„Und deshalb bist du auch Single“, lache ich.

„Das wird sich ändern. Wirst sehen. Nächstes Jahr um diese Zeit...“

„... sind wir alle tot, wenn Pastor Jenkins Recht hat.“

„Ach ja. Den Weltuntergang hatte ich ja völlig verdrängt.“

Lachend laufen wir weiter bis wir Mayas Haus erreichen.

„Wir hören uns. Ich rufe dich an“, sagt sie und verschwindet im Haus. Nun bin ich wieder allein mit meinen trüben Gedanken an Samuel. Ich mache mich auf den Heimweg.

Als ich zuhause ankomme ist niemand da. Meine Eltern arbeiten sicher noch. Also schleiche ich in die Küche und versuche mir irgendwas runter zu drücken, denn Hunger habe ich nicht. Die Sache mit Samuel hat mich krank gemacht.

Unsere Trennung ist jetzt drei Tage her. Alles kam so plötzlich und ich weiß nicht einmal warum es ist wie es ist. Ich schnappe mir einen Apfel und haue mich auf mein Bett. Ich schalte das TV ein und zappe mich durch die Kanäle. Überall der selbe Mist, den ich schon hundertmal gesehen habe. Doch dann bleibt mein Blick auf einem Kirchenkanal hängen. Auch hier wird über den drohenden Weltuntergang gesprochen. All das, was vorhin in der Schule erwähnt wurde, kommt auch hier ans Tageslicht. Ich verstehe nicht wo dieser Hype auf einmal herkommt. Trotzdem versuche ich zu verstehen was die Leute in dieser Sendung vermitteln wollen.

Ich schalte den Ton lauter und höre:

„Unser Planet wird sterben. Man sollte die Zeichen ernst nehmen. Tiere sterben, Naturkatastrophen häufen sich. Das Wetter ändert sich. Die Ereignisse häufen sich. Die Sonne wird vergehen. Die Zeit ist nah. 666 Jahre sind vergangen. Böses kommt auf uns zu. Hier sind Mächte im Spiel, von denen niemand weiß. Wir sollten den Hinweisen der Umwelt folgen.

Sie verstehen, dass wir den Vorfällen nachgehen müssen. Es ist nicht normal, dass das Wasser in Äquatornähe so heiß wie in einem Vulkan ist. In Kalifornien beginnen sich Teile der Halbinsel vom Festland zu lösen. Regenfälle ohne Ende in Europa. Und Schnee über Ägypten. So was ist nicht normal.

Untersuchungen haben ergeben, dass sich diese Hitze immer mehr in der Nähe des Äquators ausbreitet. Kongo ist kein Wüstenstaat und überhaupt passt nichts mehr zueinander.

Der Vatikan spricht von einer Prophezeiung. Es ist nicht richtig dass die Eisberge weiterhin schmelzen. Die Pole...“

Das ist ja nicht erst seit gestern so, denke ich und will schon weiter zappen, als ein anderer Reporter zu sehen ist. Er befindet sich genau da wo Mayas Vater hin will. Ich richte mich auf und starre den Bildschirm an.

„Wir befinden uns in Makoua. Hinter mir sehen sie einen Riss im Erdboden. Aus ihm steigt unglaubliche Wärme auf. Dieser Riss entstand in der Nacht. Plötzlich war er da. Niemand weiß warum die Erde hier beginnt aufzureißen. Befürworter der Kirche pochen darauf dass es mit der Apokalypse zu tun hat.

Wie ich erfuhr ist ein Zeitraum von 666 Jahren überschritten worden. Es wird gemunkelt dass die Hölle sich gegen den Himmel erheben wird...“

„Oh man. Sind die denn alle bescheuert“, sage ich zu mir selbst als mein Telefon klingelt. Maya ist dran.

„Hey Mae. Ich habe mit meinem Vater gesprochen. Du kannst mit uns kommen. Allerdings müssen wir früher los...“

„Ich weiß. Ich habe es im TV gesehen. Die Erde bricht auf in Makoua.“

„Genau. Wir fliegen übermorgen schon. Bitte komm doch mit.“

„Ich werde sehen was ich tun kann. Aber was wenn es da noch schlimmer wird? Ist das nicht gefährlich?“

„Ich weiß nicht. Mein Vater will Bodenproben entnehmen und sehen woher dieser Riss kommt.“

„Glaubst du denn den Kirchenkram?“

„Ach was. All das, was der Umwelt geschieht. ist allein der Menschen Schuld. Dafür wird es schon eine rationale Erklärung geben. Hey, lass dich nicht verrückt machen. Sieh lieber zu dass du mit uns kommen kannst. Ich denke es wird dich von Samuel ablenken. Wir werden uns schöne Ferien machen. Wer weiß ob du nicht in Afrika den Mann deines Lebens triffst.“

„Oh man Maya. Ich will niemanden außer Samuel. Vielleicht brauchen wir einfach Zeit uns wieder zu finden.“

„Umso besser wenn du nicht hier bist, falls er sich noch einmal überlegt. Seine Sehnsucht nach dir wird ihn quälen und...“

„Du bist echt gemein, weißt du das eigentlich?“

„Hm, ein wenig vielleicht. Hör zu, ich muss auflegen, Koffer packen und so. Bitte überrede deine Eltern. Bis dann.“

Und schon ist die Leitung tot.

Noch immer wird im TV über den Riss im Boden berichtet und Vermutungen angestellt, woher er kommt und warum. Ich schalte ab weil mir all das absurd erscheint.

Inzwischen sind meine Eltern von der Arbeit zurück und ich mache mich auf den Weg zur Küche, wo meine Mutter schon angefangen hat das Essen zu richten.

„Hey Mom.“

„Mae. Alles okay? Du siehst blass aus.“

„Ist wegen Samuel.“

„Es tut mir leid. Aber du wirst darüber hinweg kommen.“

„Das hat Maya auch gesagt. Wir werden sehen.“

Sie wendet sich wieder ihrer Arbeit zu und ich sammele allen Mut, den ich habe, um ihr die Frage zu stellen.

„Mom?“

„Hm.“

„Maya lässt fragen ob ich sie bei ihrer Reise begleiten darf.

Übermorgen fliegen sie nach Afrika.“

„Afrika? Um Himmels Willen.“

„Maya glaubt es würde mir gut tun wenn ich nicht ständig an Samuel denken muss. Bitte Mom. Es sind doch nur drei Wochen.“

„Das muss dein Vater entscheiden. Ich halte es für gefährlich dort. Hast du nicht gehört was dort gerade passiert?“

„Doch. Aber das muss ja nichts Schlimmes sein.“

„Wir werden sehen.“

Kurze Zeit später taucht mein Vater auf. Auch ihm stelle ich diese Frage, die ihn kurz innehalten lässt.

„Und du bist sicher, dass dort nichts passieren kann? Ich meine...“

„Wir sind ja nicht genau dort“, lüge ich und sehe ihn flehend an.

„Na gut. Ich weiß dass Mayas Eltern auf dich aufpassen werden. Aber versprich mir, dass du, sobald etwas Außergewöhnliches passiert, zurück kommst.“

„Klar Dad. Danke.“

Ich fühle ich mich jetzt besser und rufe gleich nach dem Essen Maya an.

Zwei Tage später geht es los.

3

Devlin

Der Saal hat sich geleert. Nur noch mein Vater, die Soldaten und ich sind hier. Es wird ernst. Meine Mission startet genau jetzt.

„Wo gehen wir hin?“, will ich wissen und folge den Kämpfern hinaus.

„Zum Portal. Du wirst die Erde in der Nähe des 8.

Breitengrades betreten. Pazifischer Ozean. Philippinische Inseln. Von dort aus begibst du dich in die afrikanische Stadt Makoua. Ich habe bereits einige Vorkehrungen getroffen, die es dir leichter machen dort durchzubrechen. Du wirst dem Äquator folgen. Er ist der längste Breitengrad der Erde und er ist es, der den Planeten in Nordhalbkugel und Südhalbkugel teilt. Und das...“

„ ... macht es einfacher den Planeten zu teilen.“

„So ist es mein Sohn. Das Feuer wird sich seinen Weg entlang des Breitengrades suchen. Es wird die Halbkugeln spalten, sich ausbreiten. Du wirst dem Feuer folgen bis es den Planeten einmal umrundet hat. Die Erdplatten werden sich verschieben und die Kontinente auseinander brechen lassen. Das Meer wird sich uns anschließen und uns helfen die Menschen zu knechten.

Wenn die Engel uns nicht in Schwierigkeiten bringen. Sei auf der Hut vor der Himmelsbrut, den Dienern Gottes und die feinen Freunde deines Großvaters und deiner Mutter. Ich weiß sie wird uns unsere Mission vereiteln wollen. Sie glauben sie sind das Reinste was es gibt. Scheiß drauf. Sie alle werden fallen. Wir müssen sie besiegen. Das Meer auf unsere Seite ziehen. Wir brauchen die Kraft des Wassers, die Erdmassen zu bewegen. Sind die Kontinente in lauter kleine Stücke geteilt, werden wir die äußeren Kanten der Halbkugeln strecken.

Solange bis der Planet sich unserer Macht beugt. Das Feuer wird über die Ränder hinaus brennen und alles um sich herum einnehmen. Ist es getan, wird die Erde sich umkehren. Der Erdkern wird sich nach außen strecken und alles was sich oberhalb befindet wird ins Innere gezogen. So kommt die Dunkelheit an die Oberfläche. Die Sonne wird uns nicht aufhalten können, denn die Konstellation der Planeten, des irdischen Sonnensystems werden sich verschieben. Sie werden ihre Reihenfolge ebenso umkehren, wie wir die Erde. Neptun wird mit seiner Größe die Sonne verdunkeln. Uranus, Jupiter und Saturn werden ihm folgen und die kleineren Planeten nach hinten drängen. Wir werden die Sonne mit unserem Höllenfeuer ebenfalls verdunkeln. Ihr Licht wird die Erde nicht mehr erreichen. Die Sonne wird sterben. Der Himmel wird leiden. Die Engel werden ins Verderben stürzen und deine Mutter...“

Er spricht nicht weiter und ich weiß warum. Er liebt sie noch immer, obwohl sein kaltes Herz ihn beherrscht. Er ist der Satan, aber die Liebe zu meiner Mutter ist noch immer da. Und in mir wohnt sie auch. Aber nicht mehr lange.

„Du hast ein Jahr Zeit deinen Auftrag zu erfüllen“, kommt plötzlich meines Vaters Stimme zurück zu mir. Ich spüre, dass noch ein wenig Liebe in ihm wohnt, doch er kann nicht über seinen Schatten springen. Niemand außer meiner Mutter hat es jemals geschafft, den Teufel zu zähmen. Jetzt ist es eh zu spät.

Der Plan meines Vaters steht und ich bin dazu bestimmt ihm zu dienen. Auf ewig.

Wir haben einen langen Tunnel erreicht, der mich an die Oberfläche bringen soll. Wir befinden uns nicht unterhalb Afrikas, sondern in der Nähe des Marianengrabens in Guam.

Der Äquator ist noch weit entfernt, aber das sollte nicht das Problem sein. Wir befinden uns nördlich davon und es sind noch ca.2000 km bis zu den philippinischen Inseln. Da der Graben an seiner tiefsten Stelle 11000 Meter misst ist es nicht möglich ihn dort zu passieren. Die Erde würde dort viel zu früh aufreißen und das Wasser frei lassen. Es muss uns später noch helfen, nicht jetzt. Wir müssen einen anderen Weg wählen zum Äquator zu gelangen.

Wir halten an und mein Vater räuspert sich:

„Ab hier seid ihr auf euch gestellt. Wir werden ein Seebeben an den Philippinischen Inseln erzeugen. Das Portal wird sich dort öffnen. Hier können wir nicht durch. Noch nicht. Meine Soldaten bringen dich bis Zamboanga. Unterhalb der Stadt wirst du den Weg an die Oberfläche finden. Am Strand ist der Berg, der dein Schicksal in Händen hält wenn du die erste Etappe geschafft hast. Du wirst dich sofort in die Stadt begeben. Dort gibt es einen Flughafen. Sie werden die Menschen retten wollen und alle fort bringen. Mische dich unter die Fluggäste und begib dich auf den Weg nach Makoua.

Folge dem Äquator und mache mich stolz. Ich habe bereits damit begonnen die Erde ein wenig aufzureißen. Sie sollen spüren, dass da was Großes auf sie zukommt. Ich will sie leiden sehen. Immerhin bin ich der Teufel“, grinst er boshaft.

Und wirklich, er IST das BÖSE. Nichts, außer ihm hat diesen Namen verdient.

„Das werde ich Vater. Ich bin der Sohn des Teufels.“

„So ist es recht, Devlin.“

Dann tritt mein Vater zurück und erhebt seine Hände. Meine Begleiter postieren sich rechts und links von mir. Konzentriert starren sie den Felsen vor uns an. Meines Vater Hände, sowie auch seine Augen, beginnen zu glühen. Nebel erstreckt sich vor unseren Augen, direkt aus seinen hinaus. Er murmelt seltsame Worte als der Nebel den Stein trifft. Der Fels ruckelt hin her und beginnt sich zu teilen. Riesige Steinberge beginnen sich zur Seite zu schieben und machen uns den Weg an die Oberfläche frei. Über uns sehe ich Wasser. Es scheint über unseren Köpfen zu schweben. Es berührt uns nicht. Dazu ist es noch viel zu weit weg. Mein Vater verfällt in einen seltsamen Singsang und ich sehe wie das Wasser beginnt kleine Wellen zu schlagen. Sie werden immer stärker und es kommt näher zu uns in die Tiefe. Dann beginnt das Wasser zu pumpen, so als hätte es einen Herzschlag. Die Wellen jagen an den Felsen entlang. Das Beben wird stärker und wird sich bald bis an die Oberfläche gekämpft haben.

„Geht“, brüllt mein Vater und hält das Wasser an bis wir den Durchgang passiert haben. Wir sind jetzt innerhalb des Felsens.

Meine Begleiter erheben ihre Schwertspitzen und halten sie aneinander. Meines Vaters Hände strahlen noch immer glutrot.

Der Nebel, der aus ihnen tritt, steuert auf die Schwertspitzen der Wachen zu. Als er sie erreicht, bohrt sich ein Loch in den Fels. Eine Treppe erscheint und wir sehen das Wasser über uns wirbeln. Als die Treppe fertig ist ziehen die Soldaten ihre Waffen zurück. Das Wasser wabert über uns nervös umher.

Bald wird es die Inseln eingenommen haben.

„Wir sehen uns wieder mein Junge“, höre ich noch meinen Vater sagen, bevor die Steine wieder aufeinander zu rücken.

Die Wachen sind inzwischen zu meinem Vater zurück. Ich befinde mich nun allein auf dieser riesigen Treppe, die mich nach oben führen wird.

Die Steine sind wieder zusammen gewachsen. Ich kann meine Begleiter und meinen Vater nicht mehr sehen. Kein Zurück mehr für mich. Nicht eher bis ich mit meiner Mission fertig bin. Ab jetzt werde ich nur noch mentalen Kontakt zur Unterwelt haben. Mein Vater wird mich mit seinen Gedanken lenken, mir helfen meinen Weg zu gehen.

Mein Blick gleitet nach oben. Das Wasser ist jetzt richtig sauer.

Ich klettere weiter hinauf und sehe schon ein wenig Licht.

Noch ehe ich oben bin spüre ich den Druck des Ozeans, der sich jetzt entladen will. Es beginnt zu rauschen. Die Treppe schaukelt bedrohlich, aber ich gehe weiter. Es wird immer heller und das Wasser immer wilder. Unter mir beginnt der Boden zu vibrieren. Ich krabbele immer schneller die Stufen hinauf, denn gehen ist nicht mehr drin, weil es hier viel zu wackelig geworden ist. Über mir wird das Tosen des Wassers beinahe unerträglich laut. Und dann passiert es. Eine Fontäne schießt in den Erdenhimmel. Das Wasser erhebt sich und macht sich auf den Weg. Alles wirbelt durcheinander. Die Stufen unter mir beginnen zu verschwinden. Immer schneller krieche ich in Richtung Wasser. Es rumort und der Puls des Meeres schlägt immer lauter. Ich spüre die Nässe über mir.

Bald bin ich oben. Oben auf der Welt der Menschen, solange es sie noch gibt. Ich kann sie schon hören. Sie schreien, rennen um ihr Leben. Ich durchbreche die Wasserdecke über mir.

Die Welt unter mir verschließt sich wieder. Meine Leute sind dort in Sicherheit. Mein Weg endet an einer Klippe.

Der Felsen, den mein Vater geteilt hat, ist hier eins.

Niemand weiß was darunter lauert.

Ich klettere an den steilen Wänden hinauf. Als ich oben bin sind die Wellen schon größer als ich. Immer heftiger rasen sie auf das Ufer zu. In der Ferne sehe ich die Menschen fliehen.

Ich sehe Boote, die sich ihrem Schicksal ergeben.

Dicke Wolken wollen sich vor die Sonne schieben.

Aber meine Mutter wehrt sich.

Sie versucht die Sonne an den Wolken vorbei zu lenken.

Zumindest sehe ich wie die Sonne sich zu bewegen scheint.

Viel zu schnell eigentlich. Auch die Menschen sehen dass hier etwas nicht stimmt und versuchen der Glut der Sonne und der Wut meines Vaters zu entkommen. Meine Eltern haben ihren Krieg gegeneinander gerade begonnen.

„Tu das nicht mein Sohn“, höre ich ihre Stimme. Ich halte inne.

Schon ewig habe ich meine Mutter nicht mehr gehört. Ich sehe wie sie versucht die Wolken von der Sonne wegzuziehen. Aber die Macht meines Vaters ist stärker. Das Wasser rast auf den Strand zu.

„Ihr könnt nicht gewinnen“, flüstert sie.

„Ich muss. Es ist meine Bestimmung. Du hast uns verraten“, schreie ich und klettere weiter bis ich den Gipfel des Berges erreiche.

Die Apokalypse beginnt genau jetzt.

4

Mae

„Toll dass du uns begleiten darfst.“

Maya ist ganz außer sich vor Freude. Auch ich bin froh, die Ferien nicht allein verbringen zu müssen. Von Samuel habe ich nichts mehr gehört und es ist mir auch lieber so. Ich sollte ihn aus meinem Herzen streichen. Das schaffe ich schon.

Eines Tages werde ich darüber hinweg sein.

Ich packe meine Koffer und versuche mich auf unbeschwerte Ferien in Afrika zu freuen. Noch nie war ich außerhalb der USA im Urlaub. Dazu reicht der Lohn meiner Eltern leider nicht. Sie haben nicht so coole Berufe wie die meiner Freundin.

Meine Mutter arbeitet bei der Bank und mein Vater ist Architekt, was ja auch nicht so schlecht ist. Er will, dass ich auch studiere und dann in seiner Firma mit arbeite. Ich weiß nicht ob ich das will. Ich weiß überhaupt noch nichts und lasse es einfach auf mich zukommen.

Dann ist es so weit. Mein Abenteuer beginnt genau jetzt.

Wir schieben uns weiter in der Schlange am Schalter voran.

Im Flughafengelände ist richtig was los. Natürlich. Alle wollen in den Urlaub. Es dauert ewig bis wir endlich dran sind.

Noch drei Personen sind vor uns. Plötzlich wird es ruhig in der Abflughalle.

„Warum ist es hier so still?“, flüstert Maya und starrt mich an. Wir sehen, dass all die Menschen um uns herum wie gebannt auf die Bildschirme starren, die hier aufhängen.

Wir sehen einen Nachrichtenkanal, der uns erschütternde Bilder von den Philippinischen Inseln zeigt.

„Ein Seebeben? Dafür gab es keine Vorwarnung“, sagt Mr.

Forrester. Mayas Vater ist voll in seinem Element wenn auf der Welt seltsame Dinge geschehen. Geologen sind irgendwie immer im Dienst. Ich kenne Mayas Vater gar nicht anders.

Schon früher hat er uns oft von seinen Reisen erzählt, wenn Maya und ihre Mutter ihn nicht begleitet hatten. Es war schon interessant was so alles auf der Erde passierte. Irgendwie bestand alles aus Physik und Chemie und alles hatte seinen Grund, den Mr. Forrester versuchte herauszufinden.

Die Menschen in der Abflughalle schweigen. Alle starren auf den Bildschirm und sind fassungslos was passiert ist. Wir sehen wie das Meer die Inseln der Philippinen Stück für Stück für sich einnimmt. Gewaltige Wellen überrollen das Land. Das Beben hat schon viele Opfer gefordert und es hält noch immer an. Wir sehen zerstörte Häuser, Hotels, Krankenhäuser, umher schwimmende Autos und verwüstete Strände. Überall liegen Tote herum. Es ist einfach furchtbar was gerade überall in der Welt passiert. Noch während ich versuche den Schock zu verdauen, werde ich von der Dame am Schalter angesprochen.

„Bitte legen sie ihr Gepäck auf das Band“, sagt sie und lächelt mich freundlich an. Ich bin noch immer geschockt von dem was gerade im Pazifik passiert. Eine Katastrophe jagt die Nächste. Zum Glück führt unsere Reise uns woanders hin, obwohl es dort mit Sicherheit auch nicht ohne sein wird.

Unser Ziel lautet Mbandakan, da der Flughafen von Makoua nicht bedient wird. Das heißt wir müssen, wenn wir dort angekommen sind, noch über 200 km mit dem Jeep quer Feld ein fahren, ehe wir dort sind. Und dann gilt es den Ort zu finden, wo sich dieser Riss befindet.

Wir betreten den Flieger. Diese Reise wird ewig dauern. Etwa 14 Stunden werden wir unterwegs sein. Wir müssen sogar in Deutschland umsteigen. In Frankfurt, um genau zu sein. Dieser Flughafen ist riesig. Ich habe schon viel davon gehört. Er ist der Angelpunkt in Deutschland. Von hier aus geht es in die ganze Welt. Noch nie zuvor habe ich die USA verlassen. Das wird das Abenteuer meines Lebens werden. Endlich haben wir unsere Sitzreihe gefunden. Ich werde nervös und frage mich ob ich in Afrika wirklich sicher sein werde. Immerhin ist dieser Riss Realität.

Kaum dass wir sitzen, holt Mayas Vater seinen Laptop raus.

Sofort ruft er die Seiten auf, die für ihn wichtig sind. Auch die über die Geschehnisse in Asien. Uns bleibt nicht viel Zeit, denn der Pilot bittet uns unsere elektronischen Geräte während des Starts auszuschalten. Wir müssen noch kurz warten, weil noch nicht alle Passagiere an Bord sind. Ich recke den Hals und sehe Satellitenbilder der Unglücksstelle in Afrika auf dem Laptop.

„Was passiert wenn sie den Grund für den Riss gefunden haben?“, will ich wissen.

„Nun, ehrlich gesagt weiß ich es nicht. So etwas ist bisher noch nie passiert. Jedenfalls nicht einfach so. Die Welt verändert sich ständig. Das Klima beeinflusst einiges. Schon seit Jahren ist bekannt, dass sich die Polkappen immer mehr verkleinern.

Daran ist die Erderwärmung Schuld. Das wissen wir. Aber die anderen Ereignisse passen einfach nicht zusammen. Es ist merkwürdig.“

„Haben sie von den Prophezeiungen im TV gehört? Das ist Quatsch, oder?“

„Nun ja. Die Menschen neigen dazu, alles was sich nicht logisch erklären lasst, höheren Mächten zuzusprechen.

Glaubt man der Bibel ist schon so einiges merkwürdiges passiert, damals.“

„Ich denke nicht dass es wahr ist.“

„Wir werden es herausfinden.“

Dann sagt er nichts mehr und wendet sich wieder seinem PC zu bis er ihn ausschalten muss.

Nach Ewigkeiten erreichen wir Frankfurt am Main. Noch nie war ich in Europa oder sonst wo. Dieser Flughafen ist so gewaltig. Genau so wie ich es schon im Fernsehen gesehen habe. Deutschland ist klein, aber schön. Gerne würde ich einmal herkommen um Urlaub zu machen.

Vielleicht eines Tages.

Wir müssen zwei Stunden warten, bevor das nächste Flugzeug uns nach Afrika bringt. In dieser Zeit verfolgen wir die Nachrichten, die auch in Europa angekommen sind. Während unserer Wartezeit in Frankfurt genehmigen wir uns eine Mahlzeit im Flughafenrestaurant. Auch jetzt hat Mr. Forrester nur Augen für seinen Laptop. Die Spekulationen über diesen Riss werden immer abstruser. Auch die Kirche kommt zu Wort und ich denke an des Pastors Worte.

Dann endlich geht es weiter.

Unser Flieger nach Afrika wird aufgerufen.

Es dauert weitere sieben Stunden bis wir in Mbandakan ankommen. Von oben sieht alles ganz anders aus als ich es mir vorgestellt hatte. Endlich gelandet, schlägt uns schon eine unglaubliche Hitze entgegen. Keine Ahnung ob das hier normal ist oder nicht.

„Gott ist das heiß hier“, stöhnt Mayas Mutter und reibt sich den Schweiß von der Stirn. Da hat sie allerdings Recht. Ich blinzele in die Sonne und habe das Gefühl, dass sie hier viel stärker scheint als Zuhause.

Wir verlassen das Gebäude und halten Ausschau nach einer Mitfahrgelegenheit. Das Team von Mr. Forrester sollte schon längst hier sein um uns abzuholen.

Endlich biegt ein altes klappriges Dschungelgefährt zu uns ab.

Es hält vor uns an und zwei junge Afrikaner steigen aus, die sich uns als Alesso und Dave vorstellen. Die beiden scheinen Mitte zwanzig zu sein und kommen uns sehr freundlich rüber.

Alesso nimmt unser Gepäck entgegen, während sein Kollege sich Mayas Vater zuwendet.

„Wie sieht es aus?“, fragt dieser.

„Es hat sich nichts mehr bewegt. Die Messungen laufen auf Hochtouren. Aber wir haben Meldungen aus Lamitan.“

„Das Seebeben.“

„Ja. Es erreichte eine Stärke, die noch niemals zuvor gemessen worden ist. Noch immer tobt das Unwetter über den Philippinen. Sämtliche Inseln wurden bereits überspült. Die Evakuierungen laufen. Wir haben Berichte erhalten, in denen etwas Seltsames erwähnt wird.“

Dave schaut ängstlich in die Runde. Er ist nicht sicher ob er vor uns alles sagen kann. Doch da kommt Mayas Vater erst richtig in Fahrt. Wir klettern in das alte Gefährt und setzen unsere Reise fort.

„Du kannst uns alles sagen“, meint Mr.Forrester.

Dave holt Luft:

„Es wurde ein Mann gesehen. Die Menschen behaupten er wäre aus dem Meeresboden gestiegen. Er sei an den Felsen hoch gelaufen. Plötzlich hätte er dort oben auf dem Gipfel gestanden und mit dem Himmel gesprochen. Er habe geschrien dass es seine Bestimmung wäre dort zu sein.“

„Es gibt seltsame Menschen. Und ich glaube, die Panik derer, die sich am Strand befanden, ist der Grund für Trugbilder.“

„Er ist direkt aus dem Meer gestiegen. So als hätte ihn jemand dort abgestellt.“

„Und wo ist er jetzt?“

„Er verschwand so plötzlich wie er da war. Niemand hat gesehen wohin er gegangen ist.“

Daves Stimme klingt nervös.

„Das wird ja immer verrückter“, sagt Maya und starrt aus dem Fenster. Die trübe Landschaft des Kongos rast an uns vorbei.

Dieses Land ist so trostlos und ich kann es kaum glauben dass es Menschen gibt, die so arm sind, dass sie hier mitten im Nichts leben müssen. Trotzdem ist es hier auf eigene Weise sehr schön. Die Natur ist so unglaublich und ich kann nicht verstehen, warum die Menschen alles zerstören.

Noch befinden wir uns nördlich unseres Ziels. Savannen soweit das Auge reicht. Einfach beeindruckend. Ich schreibe meinen Eltern eine kurze Nachricht, dass ich gut hier angekommen bin.

Wir passieren Schotterstraßen, die es fast unmöglich machen eine simple Nachricht zu verfassen. Wir sehen zerfallene Hütten, kleine Dörfer mit spielenden Kindern. Sie sind so zufrieden und unbeschwert, dass ich schon beinahe ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich daran denke, über welchen Mist ich mich bei meinen Eltern beschwere. Dürre Hunde kreuzen unseren Weg. Genau wie Rinder, die aussehen als würden sie jeden Moment tot zusammenbrechen.

Wir fahren und fahren. Dieses Land ist so anders als ich dachte.

So unglaublich groß und trostlos, irgendwie. Die Steppe wird plötzlich grüner. Es ist wunderschön hier. Überall können wir jetzt wilde Tiere sehen, die es bei uns nur im Zoo gibt. Zebras, Gnus, keine Ahnung was noch alles. Elefanten und Nilpferde tummeln sich an den flachen Gewässern. Wir sehen riesige Felder wo Kaffeepflanzen wachsen. Ich stelle fest, dass, je näher wir dem Äquator kommen, die Savanne immer dünner wird und den Tropen Platz macht. Atemberaubend. Ich komme nicht mehr aus dem Staunen heraus und vergesse wie lange wir schon unterwegs sind.

Nach etwa drei Stunden erreichen wir Makoua. Hier beziehen wir unsere Unterkunft für die nächsten drei Wochen. Es ist kein Luxus, aber es ist okay. Die Menschen sind freundlich und begrüßen uns als wären wir alte Freunde. Maya und ich teilen uns ein Zimmer, ihre Eltern werden das andere nebenan bewohnen. Die Aussicht ist herrlich obwohl hier nicht gerade das Leben tobt. Lauter quirlige Menschen schlängeln sich durch die Straßen. Auf ihren Köpfen tragen sie riesige Obstkörbe und ihre Kleidung ist ganz bunt. Streunende abgemagerte Hunde schleichen den Menschen hinterher. Unrat säumt die Straßen und trotzdem ist dieser Ort perfekt für mich.

Schnell ist unser Gepäck verstaut. Wir sind so hungrig und suchen den Speisesaal, der so allerhand Seltsames zu essen anbietet. Als wir alle fertig sind beschließt Mayas Vater sofort aufzubrechen. Dave und Alesso drängen ihn dazu, sich das Ganze anzusehen. Obwohl wir alle ziemlich fertig sind wollen wir Mayas Vater begleiten. Irgendwie bin ich ja doch neugierig.

Dave und Alesso bringen uns zum Lager der Forscher. Mayas Mutter ist nicht dabei, weil sie diese Reise ziemlich geschafft hat. Noch immer kämpft sie mit der Hitze, die hier nicht normal zu sein scheint. Meine Freundin, ihr Vater und ich, machen uns allein auf den Weg. Zusammen mit den beiden jungen Begleitern schaukeln wir die Schotterstraße entlang. Ich sauge die Landschaft mit meinen Augen auf und freue mich dass ich hier dabei sein darf. Der Weg steigt an und ganz weit hinten sehen wir zwei Flaggen der USA auf einem Hügel wehen.

„Wir haben es geschafft“, sagt Mayas Vater und zeigt auf eine Anhöhe, unweit der Straße, auf der wir fahren. Wir steuern auf die Flaggen zu und ich weiß dass sie das Lager der Forscher markieren. Wir halten vor einem Gatter an. Sofort wird das hölzerne Tor zur Seite geschoben. Im Inneren des hohen Holzzauns befindet sich ein kleines Lager. Hier stehen lauter Zelte herum und überall sind Messgeräte aufgebaut. Um die Zelte herum sehen wir einen riesigen Maschendrahtzaun, der sich kilometerweit in die Ferne zieht. Das Ende des Zauns ist von hier aus nicht zu sehen. Dieser Riss muss sich dort befinden. Mayas Vater springt aus dem alten Jeep und rast auf seine Crew zu.

„Oh Mann“, stöhnt Maya und starrt in die Ferne.

Dann kommt ihr Vater zurück.

„Es geht los. Ein Messgerät hat gerade Alarm geschlagen. Der Riss scheint sich weiter zu erwärmen.“

Wir springen ins Auto zurück und rasen auf das Ende des Zauns zu. Alesso hält den Wagen an.

Und dann können wir ihn sehen.

Den Riss, aus dem jetzt Dampf aufsteigt.

5

Devlin

Das Meer tobt noch immer. Die Menschen rennen um ihr Leben und versuchen zu retten was sie können. Es wird ihnen nichts nutzen, denn ich bin noch lange nicht fertig. Ein boshaftes Grinsen macht sich in meinem Gesicht breit. Noch in meinem Stolz gefangen, höre ich meine Mutter wieder.

„Du kannst das nicht tun. Denke an das Gute in dir. Diese Menschen verlieren alles. Gott hat diese Welt erschaffen. Und wir lassen nicht zu, dass du und dein Vater sie zerstören.“

„Die Dunkelheit wird herrschen“, brülle ich die Sonne an, die sich trotzig vor die Wolken schieben will. Als wolle meine Mutter mich herausfordern, lässt sie den Lichtplaneten auf mich herab brennen. Es beginnt in meinen Augen zu schmerzen, denn auch ich bin ein Wesen der Dunkelheit. Ich kämpfe gegen das brutale Licht an und merke kaum, dass mein Vater nicht begeistert ist und deshalb das Meer noch mehr aufwirbelt. Die Wellen mähen alles nieder was sich am Festland befindet. Ich höre Sirenen und die Hörner der Schiffe, die versuchen anzulegen. Der Ozean gleicht dem Schleudergang einer Waschmaschine.

„Geh deinen Weg, Sohn“, dringt Vaters Stimme zu mir hinauf.

Noch immer gibt die Sonne alles, aber ich gehöre der Hölle und werde meinem Vater geben was er verlangt. Unter mir vibriert der Boden. Der Fels auf dem ich stehe bricht ab.

Bevor ich im Pazifik versinke stoße ich mich von den Steinen ab und steuere das zerstörte Ufer an.

Meine Sprungkraft ist gewaltig und ich lande unversehrt im Sand, bevor der Felsen im Meer verschwindet. Inzwischen ist kein Mensch mehr hier. Zumindest kein Lebender. Also hat niemand etwas von meinem Manöver hier mitbekommen. Ich sehe mich um, versuche den Weg zum Flughafen zu finden.

Meine Mutter versucht noch immer ihren Planeten auf mich zu hetzen, aber ich bin schnell. Schneller als alle anderen Lebewesen. Ich renne ihr einfach davon. Meine Ohren sind fein, hören den kleinsten Laut in weiter Entfernung. Jetzt höre ich Motorengeräusche. Es klingt wie...Triebwerke. Ich orte den Flughafen und setze erneut zum Sprung an. Ich jage dem Licht meiner Mutter davon, springe in den dunklen Tunnel, den mein Vater gerade für mich geöffnet hat. Unterhalb der Stadt befindet sich die Kanalisation. Dort bin ich jetzt. Es ist nicht schön, aber es wird mich vor Mutters Licht schützen. Ich rase durch die verwinkelten Gassen, lausche den Geräuschen der Flieger, die die Menschen, die noch leben, oder jene, die es nicht mehr tun, von hier fort bringen werden. Meine Schritte peitschen ins dunkle Nass der Kanalisation. Es wird Zeit den Leuten zu zeigen wer der Herrscher über alles ist.

„Weiter mein Sohn“, flüstert mein Vater und hetzt mich weiter durch die Tunnel. Alles was hinter mir liegt beginnt zu brodeln.

Das Wasser der Kanäle wird zur kochenden Brühe, sobald ich diese Stelle passiert habe. Ich renne weiter und halte vor einem riesigen Gittertor an. Hier ist mein Weg zu Ende. Ich sehe die Flugzeuge aufgereiht hintereinander stehen. Sie alle wollen das Land verlassen. Nicht ohne mich. Ich hebe meine Hände, schließe meine Augen. Ich konzentriere mich auf all meine Magie, die meine Eltern mir gaben. Ich höre ihre beiden Stimmen, die mich jeweils auf ihre Seite ziehen wollen. Doch die meines Vaters überwiegt und gibt mir die Kraft, die ich brauche, um dieses Hindernis zu überwinden. Ich spüre die Hitze in mir. Sie gleitet durch meinen Körper bis in meine Hände, die noch immer das Gitter anpeilen. Und dann prallen die Höllenflammen mit voller Wucht gegen den Stahl. Die Stäbe beginnen sich zu verbiegen, knicken ein wie Gummistäbe. Das Metall schmilzt zu einer Pfütze auf dem Boden vor mir zusammen. Der Durchgang ist frei. Meiner Reise nach Afrika steht nun nichts mehr im Wege.

Ich erreiche das Flughafengelände. Jetzt muss ich vorsichtig sein. Ab hier bin ich ein Mensch wie alle anderen auch.

Natürlich könnte ich auch auf dem magischen Weg nach Afrika gelangen, aber das geht nicht. Ich muss wissen wie sie ticken.

Die Menschen. Ich will sie leiden sehen. Ich muss diesen Flieger nehmen und sehen was sie denken. Einige von ihnen scheinen zu verstehen was läuft, aber niemand hört ihnen zu.

Gut so. Ich betrete das Flughafengebäude, verhalte mich normal. Gepäck habe ich nicht, aber das scheint hier keinen zu interessieren. Hektisch werden alle Menschen zu den Flugzeugen gebracht. Sie fliehen. Was sinnlos ist. Wir kriegen sie alle. Früher oder später. Schon wieder muss ich grinsen.

Endlich darf ich zusteigen. In der letzten Reihe ist mein Platz.

Schon geht es los. Mein feines Gehör erlaubt mir die anderen Passagiere zu belauschen. Sie alle versuchen der drohenden Apokalypse zu entkommen. Sie glauben, sie wären in Sicherheit sobald sie Asien verlassen haben. Pah. No way, keine Chance. Der Flieger hebt ab. Wir gleiten dicht an der Sonne vorbei und ganz weit hinten sehe ich das Gesicht meiner Mutter. Sie ist unglaublich schön. Irgendwie fehlt sie mir ja doch. Ich habe keine Zeit Gefühle zu entwickeln. Die Hölle hat keinen Platz dafür. Wir fliegen eine Kurve gen Westen. Der Lichtplanet ist jetzt hinter mir. Aber er wird uns folgen wenn er am Abend dort untergeht. Unter mir tobt das Meer noch immer.

Wir steigen immer höher und ich sehe wie die kleinen Inseln im Wasser verschwinden. Nun kann ich ein wenig entspannen, denn ich bin noch lange nicht am Ziel. Ich schließe meine Augen. Dann dringt plötzlich das Licht der Sonne durch das Fenster. Es blendet mich.

„Kehr um“, flüstert meine Mutter. Außer mir sieht keiner ihr Gesicht.

„Es ist deine Bestimmung“, hält mein Vater dagegen. Dann sind beide Stimmen fort. Wir nähern uns dem Breitengrad Null.

Soeben haben wir Sumatra überquert. Unter uns befindet sich Medan, umrundet vom indischen Ozean. Hier ist das Meer ruhig. Es ist auch noch nicht von Belangen. Auch hier wird nichts mehr sein wie es war wenn ich heimkehre.