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Die Meermänner Jacomos und Thoran sind Brüder und die letzten männlichen Nachkommen Neptuns. Thoran ist dazu bestimmt der Thronfolger zu werden, während Jacomos lieber ein Mensch wäre. Immer häufiger nähert er sich den Menschen und zu gerne würde er zu ihnen gehören. Als Thoran von den Menschen gefangen, und zu Forschungszwecken in ein Meeresforschungslaborlabor gebracht wird, kommt Jacomos Chance. Durch einen Zauber hat er die Möglichkeit am Tag ein Mensch, und in der Nacht wieder der Meermann zu sein. Jeden Morgen verwandelt er sich in den smarten Jace und begibt sich an Land um nach seinem Bruder zu suchen. Doch nicht nur das ist seine Aufgabe. Ein Jahr hat er Zeit die Menschen zu studieren, sie zu verstehen. Sieben von ihnen das Leben zu retten, und jeweils eine Woche auf sie aufzupassen. Gelingt ihm das, und er möchte dann noch immer zu ihnen gehören (denn nicht alle Menschen sind freundlich), darf er selbst entscheiden wohin er gehören will. Aber eine Regel gilt es zu beachten: verliebe dich nie in einen Menschen. Und dann trifft er Faye, die zu wissen scheint, wo Thoran steckt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Thronfolger und Jacomos scheint auf dem besten Weg die einzige Regel zu brechen....
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Seitenzahl: 446
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Achtung
Son of Neptun
Kapitel 1
Jace
Kapitel 2
Jace
Kapitel 3
Jace
Kapitel 4
Jace
Kapitel 5
Jace
Kapitel 6
Jace
Kapitel 7
Faye
Kapitel 8
Jace
Kapitel 9
Faye
Kapitel 10
Jace
Kapitel 11
Faye
Kapitel 12
Faye
Kapitel 13
Jace
Kapitel 14
Faye
Kapitel 15
Jace
Kapitel 16
Jace
Kapitel 17
Faye
Kapitel 18
Faye
Kapitel 19
Jace
Kapitel 20
Faye
Kapitel 21
Jace
Kapitel 22
Faye
Kapitel 23
Jace
Kapitel 24
Faye
Kapitel 25
Jace
Kapitel 26
Faye
Kapitel 27
Jace
Kapitel 28
Faye
Kapitel 29
Jace
Kapitel 30
Faye
Kapitel 31
Jace
Kapitel 32
Faye
Kapitel 33
Jace
Kapitel 34
Faye
Kapitel 35
Jace
Kapitel 36
Faye
Kapitel 37
Jace
Kapitel 38
Faye
Kapitel 39
Jace
Kapitel 40
Faye
Kapitel 41
Jace
Kapitel 42
Faye
Kapitel 43
Faye
Kapitel 44
Faye
Kapitel 45
Faye
Kapitel 46
Faye
Kapitel 47
Faye
Kapitel 48
Faye
Kapitel 49
Faye
Kapitel 50
Faye
Kapitel 51
Jace
Kapitel 52
Faye
Kapitel 53
Jace
Faye
Auch wenn es sich um eine Fantasiegeschichte handelt, möchte ich euch Leser/innen doch bitten, über diese Botschaft nachzudenken. Respektiert alle Lebewesen dieser Welt. Behandelt sie gut. So wie auch ihr selbst behandelt werden möchtet. Jedes Tier, jede Pflanze, ist Teil dieser Welt. Sorgt dafür, dass unsere Nachkommen diese Lebewesen auch noch kennenlernen dürfen. Das Sterben des Planeten hat schon begonnen. Helft diese Welt zu retten.
Elke Wollinski
Die Meermänner Jacomos und Thoran sind Brüder und die letzten männlichen Nachkommen Neptuns. Thoran ist dazu bestimmt Thronfolger zu werden, während Jacomos lieber ein Mensch wäre. Immer häufiger nähert er sich den Menschen, und zu gerne wäre er einer von ihnen. Als Thoran plötzlich verschwindet und in einem Meeresforschungslabor zu Forschungszwecken gefangen gehalten wird, kommt Jacomos´ Chance. Durch einen Zauber hat er die Möglichkeit am Tag ein Mensch, und in der Nacht wieder der Meermann zu sein. Jeden Morgen verwandelt er sich in den smarten Jace und begibt sich an Land um nach seinem Bruder zu suchen. Doch nicht nur das ist seine Aufgabe. Er hat ein Jahr Zeit die Menschen zu studieren, sie zu verstehen. Um herauszufinden, wer gut ist und wer nicht, gilt es sieben von ihnen das Leben zu retten und eine Woche lang auf jeden von ihnen aufzupassen. Gelingt ihm das, und er möchte noch immer einer von ihnen sein ( denn nicht alle Menschen sind gut), so kann er selbst entscheiden, wohin er gehören möchte. Doch eine Regel gilt es zu beachten, da sie, wenn sie gebrochen würde, sein ganzes Volk in Gefahr bringen würde.
Verliebe dich nie in einen Menschen.
Und dann trifft er Faye, die zu wissen scheint, wo Thoran steckt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach ihm und kommen sich langsam näher. Jacomos ist nah dran die einzige Regel zu brechen. Kann er trotzdem Thoran und das Meeresvolk retten?
Ich ziehe meine Kreise an den bunten Korallen entlang. So wie jeden Tag. Und das schon seit einer Ewigkeit. Ich bin Jacomos Centorie. Mein Vater ist der Herrscher der Meere. Neptun.
Meine Mutter ist Kelife Centorie. Sie ist nicht nur eine hinreißende Meerjungfrau, sondern auch eine mächtige Person, die zu zaubern vermag, wenn sie will. Ich hingegen streife seit Ewigkeiten durch die Meere. Eines Tages soll ich hier herrschen. Doch das möchte ich nicht, weil es eigentlich die Aufgabe meines Bruders wäre. Ich gleite dicht unter der Wasseroberfläche zum Ufer. Dort wo die Menschen sind. Ich bin einsam, da ich jetzt der einzige Sohn des Meereskönigs bin.
Mein Bruder Thoran ist vor einiger Zeit verschwunden.
Einfach so. Niemand weiß wo er ist. Meine Eltern vermuten, dass die Menschen ihn erwischt haben. Zu Versuchszwecken.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es stimmt, aber man weiß ja nie. Jedenfalls ist er schon fast drei Menschenjahre fort. Und deswegen streife ich alleine durch die Ozeane dieser Welt. Es gibt nur noch mich, den letzten männlichen Nachkommen der Meereswesen. Alles hängt an mir unsere Art zu erhalten.
Selina Andoro ist mir versprochen. Sie lebt im Mittelmeer, im adriatischen Teil, nahe Venedig, ist Baron Peresco Andoros Tochter und soll meine Auserwählte sein. Selina ist sehr hübsch. Nett ist sie auch. Aber ich empfinde nicht das Geringste für sie. Und außerdem ist sie viel zu weit weg von hier. Ich halte mich gerne in wärmeren Gewässern auf. Zur Zeit zieht es mich immer öfter ins karibische Meer. Da ist es warm und viele Menschen kommen hierher. Ihre Stimmen sind fröhlich und manchmal folge ich ihnen heimlich, wenn sie zu uns hinab tauchen. Unser Reich ist überall, obwohl der Palast des Neptun keinen festen Platz hat. Früher befanden wir uns in Atlantis. Dort stand unser Schloss. Eigentlich steht es da noch immer, aber wir halten es verborgen vor den Menschen. Viele von ihnen sind uns schon bedrohlich nahe gekommen und da hat mein Vater das Schloss mit Muscheln und Tang überzogen.
Tief unten auf dem Meeresboden steht es nun. Meistens unbewohnt. Bis jetzt hat noch niemand es entdeckt weil kein Mensch so tief tauchen kann und die Technik der Menschen noch nicht so weit ist uns zu finden. Wir sind ein Mythos, eine Legende für sie. Und das soll auch so bleiben. So wollen es meine Eltern. Auch wegen Thoran. Sie glauben ihm sei etwas zugestoßen. Er wird irgendwo gefangen gehalten. Vielleicht lebt er ja auch schon gar nicht mehr. Ich sollte mich von den Menschen fern halten, sagt mein Vater. Sie sind gefährlich.
Und sie jagen allem nach was sie nicht kennen. Sie töten alles wovor sie Angst haben. Er will mich nicht auch noch verlieren.
Schon seit langer Zeit suchen wir alle meinen Bruder. In allen Meeren der Welt haben wir unsere Kundschafter, aber Thoran ist unauffindbar. Meine Eltern warnen mich jeden verdammten Tag zu nah an die Oberfläche zu kommen.
„Sie haben Harpunen. Und sie töten dich. Bitte bleib am Boden...“ Bla bla.
„Ja Dad“, mehr sage ich nicht und tauche zu meinem Lieblingsfelsen, der imposant aus dem Meer herausragt. Dort kann ich sie lachen hören, sie toben sehen und vieles mehr. Sie sind glücklich. Ich nicht. Ich fühle mich zwar frei, aber auch irgendwie nicht. Die Menschen haben es da besser. Sie können ins Meer, in die Lüfte mit ihren merkwürdigen Flugsachen oder sie fahren auf zwei bis vielen Rädern durch die Gegend.
Das will ich auch. Wir Meereswesen werden ziemlich alt im Gegensatz zu den Menschen. Ich bin schon 80, aber bei den Menschen erst 20. Wir altern langsamer und werden manchmal fast 400 Meeresjahre alt. Also habe ich noch ein langes einsames Leben vor mir. Eine Ewigkeit, die immer gleich ist.
Mir scheint ich kann nichts dagegen tun. Also mache ich mich schon wieder auf den Weg zum Felsen. Die Sonne geht langsam unter und ich sehe die Menschen ihre Sachen packen.
Eltern kuscheln mit ihren Kindern, junge Paare küssen sich verliebt, die Füße im Wasser. Mein Herz schmerzt weil ich niemanden habe, dem ich meine Liebe geben kann. Ich recke mich am Rand der Felsen hoch und sehe die letzten Touristen fröhlich lachend davon gehen.
Jetzt ist es dunkel. Unten im Meer auch. Noch dunkler als hier.
Noch ein letzter Blick, dann tauche ich unter.
Als ich am Höhleneingang unterhalb des Felsens ankomme, wartet meine Mutter schon auf mich:
„Jacomos, wo hast du gesteckt? Wieder bei den Menschen?“
„Ja. Ich mag sie.“
„Bleib da weg. Dein Vater möchte nicht, dass du auch noch verschwindest. Denke an Thoran.“
„Mom. Wer sagt dass er dort ist?“
„Wo sollte er sonst sein? Warum kannst du nicht verstehen, dass wir nicht SIE sind? Wir sind Meeresbewohner. Deine Heimat ist das Meer. Eines Tages wirst du mächtig sein. Alle liegen dir zu Füßen. Wenn du erst einmal Selina heiratest....“
„Mom - ich will sie nicht. Warum sollte ich eine Meerjungfrau heiraten, die ich nicht liebe?“
„Weil sie uns helfen wird unsere Art zu erhalten. Du bist der Letzte. Vergiss das nicht. Ich glaube nicht, dass Thoran zurück kommt. Also füge dich deiner Bestimmung.“
Meine Mutter rauscht wütend ab und ich denke es hat keinen Sinn sie weiter mit meinen Schwärmereien für die Menschen zu nerven. Ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Ja tatsächlich. So etwas habe sogar ich. Ich habe gehört, dass die Menschen auch eines haben. Ganz für sich alleine.
Ich brauche Ruhe. Vielleicht bin ich seltsam. Vielleicht auch nicht. Keine Ahnung. Ich haue mich auf mein Bett und blase Trübsal. Durch einen dicken Spalt in der Felsdecke, die meine Zimmerdecke ist, kann ich das Mondlicht ganz zart erkennen.
Der Mond ist hoch oben und ganz weiß. Zu gerne würde ich mir das alles vom Strand aus anschauen. Vielleicht mit einem netten Mädchen neben mir. Ich würde sie küssen und zärtlich zu ihr sein. Ich bin so alleine. Mein einziger Freund ist Brave.
Brave ist ein Delphin und manchmal begleitet er mich wenn wir ein Tauchboot mit Touristen sehen. Sie sind immer ganz entzückt wenn Brave aus dem Wasser springt und lustige Geräusche von sich gibt. Doch Brave ist frei. Er kann hin wo er will. Und ich weiß nicht wo er heute ist. Dann gibt es da noch Antoine, den Feuerfisch. Er ist hübsch anzuschauen, aber er hat meistens schlechte Laune wenn die Menschen ihm hinterher tauchen um Fotos zu machen. Und Ida, die Kugelfischdame, die für meine Eltern kocht. Manchmal kommen fremde Fischschwärme hier vorbei. Sie bleiben nie lange genug um Freundschaften zu knüpfen.
Die Haie mag ich nicht. Nur einen kann ich leiden. Den Leibwächter meines Vaters. Sir Shark Vanigo. Ein Riese mit scharfen Zähnen und einem großen Herzen. Er kann mich teilweise verstehen, teilweise auch nicht. Wir hängen oft zusammen rum und schlürfen Austern aus.
Vanigo ist so ziemlich der Einzige, dem ich vertraue. Und auf ihn ist Verlass. Er dient schon ewig in der Armee meines Vaters. Inzwischen befehligt er sie sogar. Die Armee besteht aus 1200 Schwertfischen, Haien, Walen und Rochen. Drei Oktos sind auch dabei. Und tödliche Seesterne, die leider auch ziemlich oft von den Menschen verschleppt werden, wenn sie nicht schnell genug ihr Gift abgeben können. Brain ist ist unser Buttler. Er ist eine 280 Jahre alte Meeresschildkröte und hat schon meinem Opa gedient. Den habe ich leider nie getroffen.
Eigentlich ist sein Name Brian, aber weil er der Klügste von uns allen ist, haben wir ihn Brain getauft. Das passt zu ihm.
Bis auf ein paar Muscheln und Krebse, die hier herum lungern war es das auch schon. Unser Königreich ist groß. Und deshalb sind unsere Untertanen überall auf der Welt unterwegs. Aber wir können sie rufen wenn wir sie brauchen. Wenn Gefahr droht. Dann stößt mein Vater mit seinem Speer dreimal laut und tief in den Meeresboden dass die Erde bebt. Sie zittert und Wellen türmen sich auf. Die Menschen reden dann immer von einem Tsunami.
Na ja, lassen wir sie in dem Glauben. Manchmal lässt mein Vater die Erde auch beben wenn er so richtig sauer ist. Dann ruft er den Gott des Windes und beide verursachen dann Chaos.
Manchmal finde ich das ziemlich cool aber wenn ich dann sehe wie die Menschen leiden oder gar sterben verkrieche ich mich hier unten und verfluche was ich bin. Auch jetzt gerade bin ich hier. Alleine. Der Mond ist noch immer da und noch immer möchte ich jemand anderes sein. Ich schrecke hoch als Brain in mein Zimmer schwimmt, denn Türen haben wir hier nicht.
„Jacomos, die Königin erwartet dich.“
„Ich komme“, nuschele ich und folge Brain in den Salon.
Meine Mutter ist alleine da und schaut mich erwartungsvoll an.
„Hi Mom, was gibt´s?“
„Jacomos. Bitte benehme dich nicht wie ein Mensch. Ich möchte mit dir reden.“
„Worüber?“
„Über dich. Ich mache mir Sorgen. Du scheinst mir sehr unglücklich zu sein Junge.“
„Hm.“
Ich habe keine Lust zu reden. Es kommt ja doch nichts dabei raus.
„Ich habe nachgedacht.“
„So?“
„Ich möchte dass du glücklich bist. Ich habe mir vorgestellt wie es wäre hier mit deinem Vater zu leben wenn ich ihn nicht lieben würde. Ich muss sagen, kein schöner Gedanke.
Vielleicht finden wir ja auch ein anderes Mädchen für dich, wenn du Selina nicht magst.“
„Ich mag sie ja, aber ich liebe sie nicht. Kann ich jetzt gehen?“
„Nein. Setz dich hin Jacomos. Vielleicht kann ich dir helfen.“
„Ach. Wie denn?“
„Ich möchte dass du verstehst was du bist und was deine Bestimmung ist. Ich will dass du die Menschen anders siehst.
Sie sind nicht das was du denkst. Sie sind böse. Nicht alle, aber viele von ihnen.“
„Und wie soll das gehen?“
„Ich möchte dass du herausfindest wer gut und wer böse von ihnen ist.“
„Und wie?“
„Ich könnte dir einige Stunden auf der Erde geben. Als Mensch. Sieh dich auf der Erde um und berichte mir was du siehst. Wenn du noch immer gute Meinungen über die Menschen hast, werde ich dir helfen eine Weile unter ihnen zu leben. Zwölf Stunden am Tag wirst du Mensch sein, zwölf Stunden bist du was du bist. Ich werde die Zeiten von 10 Uhr morgens auf 22 Uhr abends setzen.“
„Was soll das heißen?“
„Zunächst wirst du ab morgen früh 10 Uhr als Mensch ans Ufer gehen. Dort schaust du dich um und bildest dir deine Meinung.
Um 22 Uhr werden deine menschlichen Beine verschwinden und du kommst zurück zu uns ins Meer. Pass auf, dass niemand deine wahre Gestalt erkennt. Das ist gefährlich. Für uns alle. Es hängt viel davon ab. Du wirst mir Bericht erstatten was sich oben zugetragen hat. Dann entscheide ich ob, und wenn ja, WIE es weitergeht. Eine Option wäre diese Regel eine Weile zu verlängern damit du verschiedene Eindrücke sammeln kannst.
Und es wäre vielleicht eine Möglichkeit etwas über den Verbleib deines Bruders in Erfahrung zu bringen. Ich denke er ist bei ihnen. Und ich hoffe dass er noch am leben ist. Dein Vater weiß nichts davon. Bitte verhalte dich ruhig und sei um 22 Uhr wieder hier.“
„Wow...“
„Jacomos...“
„Ich meine. Danke Mom. Ich werde aufpassen. Versprochen.“
„Gut. Ich denke, dass einige Stunden bei den Menschen dich zur Vernunft bringen werden. Du wirst erkennen, dass sie nicht alle nett sind. Du wirst merken, dass das nicht das ist wozu du bestimmt bist. Finde dich morgen früh bei Sonnenaufgang am Höhlenausgang ein. Ich werde dann dafür sorgen dass du einen perfekten menschlichen Körper erhältst.“
Ich kann nicht beschreiben was ich fühle. Meine Mutter ist die Beste. Ich werde sie nicht enttäuschen.
Die Nacht dauert ewig. Ich kann nicht schlafen weil ich so aufgeregt bin. Endlich kann ich den Sonnenaufgang erkennen.
Mond und Sonne tauschen langsam ihre Plätze. Ich mache mich auf den Weg in die Küche wo Ida schon ein Frühstück für mich gemacht hat.
„Bist früh auf Jac.“ „Ja. Danke für das Frühstück.“
Ida ist so verzückt von meiner guten Laune dass sie sich sofort aufbläht. Lächelnd schwimme ich aus der Küche und mache mich auf den Weg zum Höhlenausgang. Noch kurz einen Blick in den Spiegel den ich neulich am Meeresgrund gefunden habe.
Wunderbar. Was die Menschen so alles haben. Ich stelle fest dass ich halbwegs gut aussehe. Mein blondes Haar ist zu einem kleinen Zopf im Nacken gebunden. Das macht das Schwimmen leichter. Meine blauen Augen sehen heute nicht so traurig aus.
Meine Haut ist nicht so blass, weil ich oft aus dem Wasser schaue, wenn mich keiner bemerkt. Nur die untere Hälfte meines Körpers....Meine Mutter macht das schon. Ich erreiche den Höhlenausgang und sehe meine Mutter dort auf mich warten. Sie hat eine dicke Steintafel dabei.
Symbole sind darin eingemeißelt. Keine Ahnung was das zu bedeuten hat. Ich lasse mich einfach überraschen.
„Hallo Mom.“ „Jacomos. Du bist pünktlich“, grinst sie mich an und ich weiß was sie denkt.
„Komm her Sohn.“
Sie breitet die Arme aus und ich schwimme ihr entgegen.
Keine Ahnung was sie vor hat, aber ich will so schnell es geht hiermit fertig sein.
„Du willst es noch immer?“ „Ja. Nichts wünsche ich mir mehr.“ „Gut. Gib mir deine Hand.“
Sofort greife ich danach und mein Herz rast. Ich registriere wie meine Mutter die Steintafel vor uns auf einen kleinen Felsvorsprung stellt. Sie sieht konzentriert aus und holt Luft.
Ich kann sehen dass ihre Augen feucht werden.
Und nicht weil wir unter Wasser sind.
„Gut. Ich spreche jetzt den Zauber, der dir ab 10 Uhr eine menschliche Gestalt verleiht. Du wirst an die Oberfläche schwimmen und warten bis deine Beine vollständig funktionstüchtig sind. Dann kannst du aus dem Wasser steigen.
Brain hat dir was zum anziehen besorgt.“
Oh, denke ich. Wie hat er das gemacht? Daran hatte ich ja gar nicht gedacht. Menschen tragen Kleidung. Ich werde schon damit zurecht kommen.
„Die Sachen liegen unter einem Felsvorsprung unweit des Stegs vom Bootshaus der Menschen. Pass auf dass dich niemand nackt sieht wenn du sie holst. Die Menschen reagieren dann immer so seltsam.“
„Mom...“ „Bereit?“ „Ja.“ „Um 22 Uhr werden die Beine verschwinden und deine Flossen kommen zurück. Sieh zu dass du dann unter Wasser bist. Morgen reden wir. Viel Glück Jacomos.“ „Danke.“
Meine Mutter schaut mir tief in die Augen und ich weiß was sie für mich tut. Dann gleitet ihr Blick zur Steintafel und sie beginnt mit ihrem Zauberspruch:
„Il Ozeane am Boro die Jacomos. Aquasi em belo la Bina. La trivolo imina die tue. Mia son a Jacomos desatas Humanos trasato tavalvo Ohuras. Trumoli twantitwa bienna toroka. Sin dakavi onko donatas.“
Meine Mutter zieht mich zur Steintafel und legt unsere beiden Hände darauf. Die Platte beginnt zu summen und die seltsamen Runen darauf beginnen zu leuchten. Ich spüre Energie in meinen Körper fließen. Unterhalb meines Bauchnabels spüre ich ein Kribbeln. Es kommt mir so vor als würde meine Fischhaut dünner werden und die Muskeln darunter sich verändern. Es schmerzt nicht aber es fühlt sich merkwürdig an.
So als gehöre dieser Teil meines Körpers nicht mehr mir. Dann ist die Tafel ruhig. Sie leuchtet nicht mehr und meine Mutter nimmt unsere Hände weg.
„Nun geh und schau was die Menschen wirklich sind. Ich liebe dich, Sohn.“
„Ich dich auch, Mom.“ Noch einmal umarme ich sie.
Dann mache ich mich auf den Weg zum Felsen.
Der Felsen ist nicht weit und ich brauche nicht lange bis ich hier bin. Leider muss ich da alleine durch, denn Brave ist noch immer unterwegs. Am Stand der Sonne kann ich ungefähr abschätzen wie spät es ist. Es wird nicht mehr lange dauern und mein Abenteuer kann beginnen. Ich postiere mich in der Nähe des Felsvorsprungs und warte. Hier sind noch nicht viele Personen unterwegs und ich denke dass ich unentdeckt bleibe wenn ich die Kleidung hole. Ich spüre ein Ziehen an meinem Rücken. Noch immer kann ich keine Menschen hier sehen. Ich klammere mich an den Stein und beiße die Zähne zusammen als ich spüre dass meine Haut reißt. Es hört sich ganz merkwürdig an, aber ich versuche all das zu ignorieren.
Plötzlich spüre ich Sand. Er gleitet zwischen etwas hindurch das sich am Boden befindet. Ich befehle meinem Gehirn mich zu bewegen. Zaghaft versuche ich meine... ZEHEN? Zu bewegen. Es fühlt sich komisch an. Es kitzelt ein wenig aber es tut nicht weh. Dann schießt mir ein scharfer Schmerz direkt ins Hirn als meine Hüften sich leicht wölben. Ich sehe Teile meiner Haut neben mir her schwimmen. Sie schimmern bläulich glänzend. Dann werden sie grau und stumpf. Versinken im Meer. Geschockt sehe ich zu wie meine Schwanzflosse an die Oberfläche dringt. Das dunkle Blau wird schwarz und versinkt ebenfalls. Jetzt kann ich leichte Berührungen oberhalb der Zehen spüren. Etwas schlängelt sich an mir entlang. Der nächste Schmerz jagt durch meinen Rücken. Ich spüre wie aus meinem ehemaligen Unterleib zwei Teile entstehen. Mir tritt Schweiß auf die Stirn und ich versuche einen Schrei zu unterdrücken. Jetzt tut es doch verdammt weh. Vielleicht ist es doch keine so gute Idee. Ich spüre etwas zwischen meinen ….Beinen. Ich habe Beine und versuche meine neuen Knie aneinander zu legen. Noch fühlt es sich steif an aber ich spüre dass der Rest der Beine bald da sein wird. Schmerzen krabbeln mir an den neuen Knien hinauf. Bis zu...Klar - jetzt bin ich fast ein Mann. Ein Richtiger. Meine Lenden schmerzen als sich auch das letzte männliche menschliche Teil an mir bildet. Ich ducke mich ins Wasser um etwas davon zu sehen. Ich glaube dass ich gut geworden bin. All die Männer, die ich hier gesehen habe, waren nicht so schön...Klingt vielleicht eingebildet, aber ich glaube meine Mutter hat mir den coolsten Männerkörper der Welt verpasst. Ich bin jetzt perfekt und diese Erkenntnis entlockt mir ein Lächeln. Die Schmerzen sind weg und ich denke ich kann mich jetzt ans Ufer trauen.Vorsichtig schaue ich mich um und dann kommt der Moment. Ich wage den ersten Schritt als Mensch. Ich stehe auf zwei Beinen und kann laufen.
Es fühlt sich unbeschreiblich an. Ich fühle mich frei und unbesiegbar. Vorsichtig taste ich mich am Stein entlang. Einen neuen Fuß vor den anderen. Langsam aber relativ sicher komme ich dem Kleiderhaufen näher. Hoffentlich hat Brain die richtige Größe organisiert. Das Wasser reicht mir jetzt nur noch bis zu den Knien und ich kann meine neue Männlichkeit betrachten. Es sieht komisch aus und ich habe keine Ahnung wie ich damit umgehen muss. Das finde ich schon noch heraus.
Schwermütig stapfe ich ans Ufer. Ein leichter Wind weht mir mein Haar ins Gesicht, welches sich aus meinem Zopf gelöst hat. Meine Haut ist trocken. Sie glänzt nicht mehr und mir ist kalt. Noch immer sind keine Menschen hier. Da bin ich froh.
Zumindest bis ich herausgefunden habe wie man diese Kleidung überhaupt anzieht. Ich hebe eine Hose hoch. Jeans.
Blau. Cool. Fast die Farbe meiner Flosse.
Ich drehe das Teil in alle Richtungen und versuche mich zu erinnern wie man sie trägt. Ich rufe mir die Bilder der Menschen auf, die ich in solchen Jeans gesehen habe. Ach ja, da kommen die neuen Beine rein. Ungelenk streife ich das Ding über. Mist. Die Unterhose. Gerade als ich danach suchen will, höre ich eine Stimme:
„Suchst du die hier?“, lächelt ein junges Mädchen und hält die Hose hoch. Ich bin total von der Rolle und kann ihr nicht antworten.
„Siehst auch ohne gut aus.Wer bist du? Habe dich hier noch nie gesehen.“
Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren. Die Wahrheit kann ich ihr ja wohl nicht sagen. Jacomos Centorie. JaCe. Na klar. Das ist die Idee.
„Ja...ce“, stammele ich und trete einen Schritt zurück.
Zum Glück habe ich diese Jeans wenigstens zu bekommen.
„Jace?“ „Ja.“
„Hübscher Name. Woher kommst du?“
Keine Ahnung. Mist.
„Adria.“ „Oh - weit weg.“ „Ja.“
„Ich bin Maline. Maline Wilkens. Aus Malibu. Ich mache hier Urlaub.Wir haben da drüben ein Strandhaus.“
Sie zeigt in eine Richtung hinter sich auf das Haus, das ich schon öfter gesehen habe. Aber sie habe ich noch nie gesehen.
„Hübsch.“
Keine Ahnung was ich sonst sagen soll. Maline kommt näher und ich weiche zurück.
„Wir sind vorgestern erst hier angekommen. Und du?“
„Ich bin viel auf dem Wasser. Tauchen und so.“
„Cool.“ „Ja.“
Ich weiche noch weiter zurück. Inzwischen habe ich nach dem Shirt geangelt, das im Sand neben der Hose lag. Auch hier muss ich erst sehen wie das Teil getragen wird.
„Du willst diesen wunderbaren Körper doch nicht etwa verstecken?“
Was? Oh je.
„Nicht?“ „Nein.“
Ich knuffele das Shirt zusammen und werfe es über meine Schulter. Darum kümmere ich mich später. Maline lächelt mich an. Mir wird ganz warm. Panik macht sich breit. Ich hätte mich doch besser vorbereiten sollen. Ich starre sie an und denke mir wie schön diese Menschenmädchen doch sind. Maline hat lange blonde Locken und wunderschöne leicht gebräunte Haut.
Ihr Bikini betont alles was ein männliches Wesen, egal ob Mann oder Fischmann, wie ich einer bin, sehen will. Ihre Augen leuchten frech und sind fast so blau wie meine Schwanzflosse.
„Ok Jace. Hör zu, ich muss zum Frühstück. Bist du später wieder hier?“ „Vielleicht.“
„Dann sehen wir uns sicher. Bis dann.“
Sie winkt mir noch einmal zu und rennt dann zum Haus zurück. Das war knapp. Langsam komme ich wieder in der Realität an. Meine Mission wartet auf mich. Schließlich will ich meiner Mutter Gutes berichten. Mühsam stülpe ich mir die restlichen Sachen über. Das Schlimmste sind die Schuhe.
Herrgott warum quetschen Menschen ihre Füße in solche Dinger? Irgendwie schaffe ich es in diese Teile zu kommen.
Keine Ahnung wie man sie bindet. Scheiß drauf, ich lasse sie einfach offen. Machen viele. Habe ich schon oft gesehen. Dann schaue ich mich um. Inzwischen ist der Strand schon gut besucht. Kein Wunder, die Dominikanische Republik gilt bei den Menschen als sehr beliebt. Nicht umsonst habe ich mir das karibische Meer ausgesucht und meine Familie überredet eine Weile hier zu bleiben. Ich laufe ein Stück am Strand entlang und starre aufs Meer. Heute bin ich auf der anderen Seite und das gefällt mir ausgesprochen gut. Kurz denke ich an meine Mutter und Thoran. Ob er wohl auch hier ist? Mein großer Bruder fehlt mir sehr und zu gerne würde ich wissen was mit ihm passiert ist. Ich laufe weiter und sehe viele verschiedene Personen im Wasser. Sie haben es einfacher als ich. Rein wann sie wollen und auch wieder raus. Ich habe zwölf Stunden, wovon sicher schon zwei vorbei sind. Ich hocke mich in den Sand und beobachte. Alles hier ist so friedlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Menschen böse sind. Und ihre niedlichen Kinder, die hier Sandburgen bauen oder mit ihren Wasserbällen spielen. Ich werde bestimmt niemals eine richtige Familie haben. Es sei denn meine Mutter findet doch noch die richtige Braut für mich. Schon ewig sitze ich hier als ich hinter mir Schritte höre.
„Hey Jace. Du bist ja noch hier.“
Ich schrecke zusammen als Maline sich neben mich setzt.
„Hallo Maline.“
„Heute tauchst du wohl nicht was?“
„Ich war schon.“ „Oh.“
Dann schweigen wir und genießen die Sonne. Ich würde mich gerne mit ihr unterhalten, aber ich habe keine Ahnung was in der Menschenwelt so los ist.
„Magst du Chips?“, fragt Maline plötzlich und hält mir eine rote knisternde Tüte vor die Nase.
„Keine Ahnung. Hab ich noch nie gege...“ Mist.
„Was?“ „Also diese da, meine ich.“ Das war knapp.
„Ach so. Hier nimm“, grinst sie und ich greife in die Tüte.
Keine Ahnung was das ist, aber ich werde mir Mühe geben normal zu wirken. Das Zeug ist salzig wie das Meer und knusprig wie...getrockneter Seetang. Ich stelle fest dass diese Menschen einen guten Geschmack haben und greife noch einmal zu.
„Die sind gut.“ „Ja nicht wahr. Wie alt bist du Jace?“
Bloß nichts falsches sagen. 80 käme nicht gut an, vermute ich.
„20 und du?“ „17“ Maline ist nett. Über sie kann ich meiner Mutter Gutes erzählen wenn ich heute Abend zurück muss.
„Wie lange bist du hier?“, will sie wissen.
„Weiß ich noch nicht. Bin viel unterwegs weißt du?“
„Ach, schade. Ich dachte wir könnten vielleicht zusammen zum Tauchen...“
Aus der Nummer komme ich wohl nicht mehr raus. Eigentlich mache ich ja schon eh den ganzen Tag nichts anderes als tauchen, aber egal.
„Können wir machen.“ „Cool.“
Dann schweigen wir und das ist mir irgendwie jetzt lieber.
Keine Ahnung wie lange wir hier schon sitzen, aber ich merke dass da was vor sich geht. Der Tag ist wie im Fluge vergangen.
Maline ist schon die ganze Zeit hier. Sie erzählt mir so viel und sie ist so fröhlich. In meinem Rücken spüre ich Schmerzen. Ich sehe wie die Sonne langsam untergehen will. Ich muss bald zurück. Das spüre ich.
„Du Maline, wie spät ist es?“
„Oh 21.30 Uhr. Warum?“
Mein Magen krampft sich zusammen.
„Nur so.“
Ich spüre ein Kribbeln in meinen Zehen und habe das Gefühl sie werden kleiner. Ich kann es nicht mehr hinaus zögern.
Leider muss ich diese Menschenwelt bald wieder verlassen und hoffe dass ich nicht zum letzten mal auf dieser Seite war.
„Ich muss los.“
„Ich auch. Schade. Sehen wir uns morgen wieder?“
„Vielleicht.“
Gerne würde ich ihr etwas anderes sagen aber das wäre gelogen, denn ich weiß nicht ob es so ist oder nicht.
Ich versuche normal zu gehen. Meine Knochen schmerzen und ich komme mir vor als wären diese neuen Beine aus Gummi.
Völlig instabil stakse ich davon. Ich drehe mich noch einmal zu Maline um. Zum Glück betritt sie gerade das Haus und sieht nicht wie ich mir die Klamotten vom Leib reiße. Schnell – verzweifelt. Meine Lenden werden schmäler. Ich habe die Jeans jetzt ausgezogen und spüre die beiden Beine nicht mehr einzeln. Ich kann sie nicht mehr getrennt voneinander bewegen. Die Zehen sind jetzt weg und ich falle hin weil ich so nicht mehr stehen kann. Ich sehe wie aus zwei Füßen einer wird. Da wo eben noch die Zehen waren wird es jetzt blau. Die Flosse entfaltet sich während ich auf dem Boden liege und versuche das rettende Wasser zu erreichen. Der Strand ist jetzt leer. Zum Glück. Nur noch ein Stück, dann habe ich das Wasser erreicht. Ich sitze hier und sehe dass meine Beine zu einem geworden sind. An den Knien bilden sich silberne dünne Schuppen und meine neue Männlichkeit ist auch wieder weg.
Ich kämpfe mit den Tränen weil ich kein Meereswesen mehr sein will. Um meine Hüfte bildet sich der Abschluss der Flosse.
Meine Beine werden schlanker und aus den silbernen Schuppen werden langsam wieder blaue. Es juckt als sich die neue Haut über die ehemalige Menschenhaut streift. Die Sonne ist jetzt fast weg. Nur noch die obere Rundung ist über dem Horizont zu sehen. Meine Hände werden nass. Eine Welle schwappt mir über die Arme und die nächste erwischt meine....Flosse.
Ich habe das rettende Wasser erreicht. Ich bin wieder ich. Aber nur äußerlich. Tief in mir drinnen bin ich noch immer Jace.
Der Mensch.
Mit Tränen in den Augen erreiche ich den Höhleneingang.
Niemand ist hier. Nur Brain wartet auf mich. Ich schätze nur er weiß was Sache ist.
„Jacomos...“
„Jace.“
„Wie bitte?“
„Jace. Ab heute bin ich Jace.
„Was für ein Unsinn. Die Königin erwartet dich.“
Brain schwimmt auf mich zu und schaut mich komisch an.
„Wie war dein Tag?“, will er wissen.
„Herrlich. Diese Menschen sind nicht böse. Ich habe sie beobachtet. Sie sind lieb zu ihren Kindern und sie finden die Fische schön. Manche von ihnen geben den Tieren des Meeres sogar Futter. Sie staunen wie schön unser Reich doch ist und sie wollen nicht mehr aus dem Wasser wenn sie einen hübschen Fisch entdeckt haben.“
„Ja das hat Antoine auch gesagt. Sie waren wieder hinter ihm her. Da hat er wütend seinen Stachel abgeschossen.“
„Oh je. Hoffentlich....“
„Jacomos. Schön dass du da bist“, höre ich die Stimme meiner Mutter. Sofort umarmt sie mich und ich kann ihre Erleichterung spüren, dass ich noch da bin. Zu groß ist die Angst um ihren letzten Sohn. Wir machen uns auf den Weg in den Salon. Mein Vater ist heute nicht hier. Er ist mit Vanigo unterwegs in ein fremdes Gewässer nahe bei Kanada. Es gab Berichte, dass jemand meinen Bruder dort gesehen haben will.
Ich hoffe sie finden ihn bald.
„Nun sag schon. Wie war dein Tag als Mensch“, fragt meine Mutter und lächelt mich an. Ich erzähle ihr von den Leuten am Strand. Von den Surfern und Tauchern die ich dort gesehen habe.
„...und dann kam Maline.“ „Maline?“
„Ja. Sie ist ein hübsches Menschenmädchen. Wir haben den ganzen Tag geredet. Ich habe Chips probiert. Mom, das Menschenessen ist gar nicht so übel. Maline war nett zu mir.
Sie möchte mich noch einmal treffen. Sie macht Urlaub hier.“
„Möchtest du das denn?“
„Und wie. Bitte Mom. Kann ich noch einmal....“
„War mir klar. Wir werden es so machen wie heute. Nur einen Unterschied wird es geben.“
„So?“ „Ich spreche den Zauber für ein Jahr aus. Das heißt wir müssen nicht jeden Tag die ganze Prozedur durchmachen.
Deine Verwandlung wird ab morgen automatisch stattfinden.
Um 10 bist du der Mann. Um 22 Uhr wieder hier. Wie gehabt.
Mit der Zeit wird die Verwandlung nicht mehr so schmerzhaft sein. Dein Körper gewöhnt sich daran. Innerhalb diesen Jahres hast du genug Zeit die Menschen zu sehen wie sie sind. Findest du gute Menschen, passe auf sie auf. Rette sieben von Ihnen das Leben und kümmere dich um jeden von Ihnen eine Woche lang. Pass auf sie auf. Denke daran, dass nicht alle Menschen zu schätzen wissen, was man ihnen bietet. Vielleicht wollen sie deine Hilfe nicht oder sie greifen dich an. Niemand kennt die Menschen genau. Sogar sie selbst sind erschüttert über die Taten anderer Menschen. Sie betreiben Kriege gegen die eigenen Leute. Ich weiß, du liebst den Frieden. Und deshalb bin ich mir sicher, wenn du sie erst einmal besser kennst, kommst du freiwillig zu uns zurück. Aber gut, das solltest du selbst feststellen. Versuche dein Bestes. Hilf ihnen.
Achte auf sie, wenn sie es zulassen. Wenn dir das gelingt und du noch immer unter ihnen leben willst, weil du denkst, sie alle sind gut, werde ich den Zeitenzauber aufheben und du kannst dann selbst entscheiden, ob und wenn ja, wann du dich verwandeln willst. Ich denke, dass sich die Sache von selbst klären wird, wenn du die Menschen erst besser kennst. Wenn du bei ihnen bist. Lerne sie zu verstehen. Und suche in der Zeit nach deinem Bruder. “ „Das schaffe ich.“
Mein Herz rast und ich hänge an den Lippen meiner Mutter.
Sie schaut mich so ernst an. Da kommt noch was. Das weiß ich. Aber ich werde alles machen was sie von mir will wenn ich nur bei den Menschen sein kann.
„Und es gibt eine Regel. Nur eine, aber es ist wichtig dass du sie befolgst.“
„Alles. Wirklich.“
„Verliebe dich in keinen von ihnen. Niemals.“
„Warum?“
Geschockt schaue ich sie an. Ich habe nie darüber nachgedacht mich zu verlieben. Ich möchte nur glücklich leben. Und wenn die Zeit reif ist werde ich eine Nixe heiraten, die ich liebe, und die mir gefällt. Ich denke das bekomme ich hin.
„Ich werde auf mich aufpassen. Versprochen. Aber sage mir warum. Bitte. Ich muss es wissen.“
Meine Mutter richtet sich vor mir auf und nimmt meine Hände.
„Es gibt einiges das du wissen musst. Die Liebe ist stark. Das stärkste Gefühl das es gibt. Sogar bei den Menschen.“
Ich starre meine Mutter an. Sie redet weiter:
„Da sind wir uns ziemlich ähnlich. Auch der Hass ist stark, aber die Liebe kann alles erreichen. Wenn du dich in ein Menschenmädchen verlieben solltest, wird das Gefühl langsam die Erinnerung an uns verdrängen, weil du nur noch Augen für sie haben wirst. Wir werden verloren sein wenn du keine Nachkommen mit einer Nixe zeugst. Das Gefühl der Liebe wird den Zauber komplett ausschalten und du kannst nie wieder zu uns kommen. Die Liebe kann alles. Du kannst nicht mehr als Fischmann leben. Selbst wenn du es wolltest kann ich dir dann nicht mehr helfen. Der Zauber ist dann wirkungslos.
Du kannst die Verwandlung nicht mehr beeinflussen und wirst an Land bleiben müssen. Die Fähigkeit unter Wasser zu atmen ist dahin, weil du dann für immer ein Mensch bist. Denke daran. Menschen können nicht ohne technische Hilfe tauchen, so wie du es vermagst. Du wirst uns vergessen. Die Liebe wird dich blind für alles um dich herum machen. Dein Herz wird nicht mehr deinem Volk gehören.“
„Mom, ich...“
„Hör mir zu Jacomos. Wir werden aussterben. Ein Mythos bleiben. Irgendwann wird auch der Mythos vergessen.
Niemand wird sich an uns erinnern. So als habe es nie Meereswesen wie uns gegeben. Wenn wir keine neuen Meeresbewohner hervorbringen, gibt es nur noch....“
„Mom. Ich will doch nicht...“
„Jacomos. Du wirst der König dieser Meere sein. Bitte riskiere das nicht wegen eines Menschen. Ich habe schon Thoran verloren. Er kommt nicht wieder.“
Die Stimme meiner Mutter bricht und sie tut mir leid. Niemals möchte ich meine Eltern verletzen. Ich verstehe sie ja, aber verstehen sie auch mich?
„Und dann sind da ja noch die Nixen. Sie wollen einen Mann.
Willst du das all diese hübschen Meerjungfrauen alleine bleiben müssen?“
„Nein. Natürlich nicht.“
„Jacomos. Denke an unsere Gattung. Wir sind die Meereswesen. Halte dich an die Regeln und ich werde dir deinen Wunsch erfüllen.“
Mit diesen Worten lässt meine Mutter mich alleine. Irgendwie haben mich ihre Worte sehr berührt aber trotzdem möchte ich es versuchen. Es ist doch nur ein Jahr. Betrübt schwimme ich umher als ich plötzlich Brave höre. Er ist wieder da. Mein Vater und Vanigo noch nicht.
„Brave.Wo hast du gesteckt?“
Sofort kommt er auf mich zu und ich streiche seine Rückenflosse.
„War unterwegs. Ich habe ein paar Verwandte besucht. In Florida. Habe ich was verpasst?“
„Ich werde ein Mensch...“
„Oh.Warum?“
„Ich mag sie noch immer.“
„Schätze das ist keine gute Idee.“
„Ab morgen. Für ein Jahr. Aber nur am Tag. In der Nacht komme ich zurück ins Meer.“
„Ich werde dich im Auge behalten. Weiß Neptun davon?“
Ich kratze mich am Nacken und grinse:
„Nein. Meine Mutter und Brain wissen nur davon. Und jetzt du.“
„Pass auf dich auf. Du kennst die Regeln?“
„Ja. Ich schaffe das.“
„Gut. Dann werde ich dich begleiten. So gut ich kann. Bleib in der Nähe der Meere. Sonst kann ich dir nicht helfen.“
„Danke Brave.“
Und schon schwimmt er davon. Ich beneide ihn um seine Freiheit. Von seiner Art gibt es genug Exemplare auf dieser Welt. Er braucht sich keine Sorgen um den Erhalt zu machen.
Den Rest der Nacht verbringe ich in meinem Zimmer. Ich schaue durch den Felsspalt in den Himmel.
Am Tage wird er mir gehören. Vom Land aus werde ich den Vögeln zusehen, die dort entlang fliegen. Ich werde die Tiere an Land sehen. Ich möchte in die Stadt und noch mehr Essen der Menschen probieren. Und ich möchte mit Maline tauchen.
Ich könnte ihr mein Reich zeigen, ohne dass sie merken würde wer ich wirklich bin. Ich stelle mir das alles so wunderbar vor.
Wenn das Jahr vorüber ist komme ich zurück und suche mir eine Frau. Alles wird gut.
Dann schlafe ich ein und träume von Freiheit außerhalb des Wassers. Ich sehe mich sogar in einem Auto durch die Gegend fahren.
Dann weckt Ida mich. Es duftet herrlich nach Seetangkaffee und damit lockt sie mich raus. Die Uhr zeigt neun. Bald wird es Zeit. Es ist soweit mich meiner Aufgabe zu stellen. Schnell schlinge ich mein Frühstück herunter. Dann mache ich mich auf den Weg zum Höhlenausgang. So wie auch gestern wartet meine Mutter bereits auf mich. Heute hat sie eine andere Steintafel dabei. Sie ist viel größer und noch mehr Runen stehen darauf. Ich schätze der heutige Zauber ist etwas komplizierter. Soll mir egal sein. Ich will ans Ufer. Und zwar auf zwei Beinen. Wie auch schon gestern reichen wir uns die Hände. Die Steintafel steht dort wo auch schon davor die andere gestanden hat.
„Du hast dir das auch genau überlegt?“
„Ja.“
„Du wirst an meine Worte denken.
VERLIEBE DICH NICHT IN EINEN MENSCHEN.“
„Ich werde aufpassen. Es ist doch nur ein Jahr. Mache dir keine Sorgen.“
„Dann lasse ich dich gehen. Bis heute Nacht mein Junge.“
Sie spricht laut und deutlich. Ihre Worte durchdringen sämtliche meiner angespannten Nerven. Der Spruch ist viel länger als gestern und die Spannung steigt.
Dann legen wir unsere Hände auf die leuchtenden Zeichen der Tafel und warten bis das Licht erloschen ist.
„Es ist vollbracht. Die Menschen warten Sohn. Eines muss ich dir noch sagen.“
„Alles was du willst Mom. Ich bin zufrieden.“
„Der Zauber ist bindend. Das heißt innerhalb diesen Jahres kannst du nicht zurück. Jedenfalls nicht ganz. Falls es dir nicht gefällt musst du trotzdem das ganze Jahr lang durchhalten.
Verstehst du Jacomos.“
„Ja. Ich verstehe. Aber das wird nicht passieren. Ich will es so.“
„Gut. Dann mache dich nun auf den Weg.“
Zögerlich lasse ich die Hand meiner Mutter los. Mein Herz klopft. Ich bin total nervös aber ich schaffe das schon. Noch einmal schaue ich mich zu ihr um. Dann schwimme ich zum Felsen.Wie auch gestern spüre ich eine leichte Veränderung an der Stelle wo ich gleich Füße haben werde. Ich stelle mich an meinen alten Platz und warte. Heute sind mehr Leute hier als gestern. Das heißt ich muss noch vorsichtiger sein. Ich ducke mich als ein kleiner Junge an mir vorbei seinem Ball nachjagt.
Ich denke er hat mich nicht bemerkt.
Der Junge nimmt seinen Ball und rennt zu seiner Mutter zurück, die etwas weiter oben unter einem Sonnenschirm liegt.
Dann ist es ruhig. Ich spüre den Schmerz in mein Rückgrat krabbeln. Es zieht in den Hüften als sie wieder breiter werden.
Ich zittere am ganzen Körper weil ich jetzt weiß wie die Verwandlung vor sich geht. Meine Füße sind schon da und die Flossenteile tauchen neben mir auf. Es ist schon merkwürdig, aber ich werde meine Meinung nicht ändern. Dann spüre ich das kalte Wasser an der wichtigen Stelle, die sich jetzt wieder zwischen meinen Beinen befindet. Bald werde ich wieder ein vollständiger Mann sein. Ich schaue mich nach meinen Sachen von gestern um. Zum Glück liegt alles noch dort wo ich es zurück gelassen habe. Ein letzter Schmerz jagt mir durch die Beine, die jetzt schön muskulös sind. Es kann losgehen. Ich bin bereit. Schon viel sicherer als gestern setze ich mich in Bewegung. Ich angele nach der Boxershorts. Diesmal werde ich sie nicht vergessen. Dann die Jeans. Als ich mich nach den Schuhen bücke höre ich ein platschendes Geräusch neben mir.
Erschrocken drehe ich mich um als ich es gerade so schaffe meine Hose zu schließen.
„Hey Jace. Da bist ja wieder. Habe dich vorhin nicht gesehen.
Und dabei bin ich schon seit acht hier.“
„Maline.“
„Warst du wieder tauchen?“ „Ja.“
Ich bin schon wieder nervös. Ich sollte mich besser mit der Lebensweise der Menschen beschäftigen. Sie muss mich ja für einen völligen Trottel halten. Sie kommt jetzt vollständig aus dem Wasser und noch immer raubt mir ihr Anblick den Atem.
„Willst du zu mir mit auf die Decke kommen? Sie liegt gleich da hinten.“ „Gern.“ „Cool.“
Sie rennt vor mir her und ich stelle fest dass sie eine sehr hübsche Kehrseite hat. Schon erreichen wir Malines Decke.
Unsicher stehe ich daneben. Keine Ahnung was die Menschen in einer solchen Situation so machen. Ich jedenfalls habe keinen Plan und schaue ihr zu wie sie eine gelbe Flasche aus ihrer Tasche holt.
„Cremst du mir den Rücken ein?“, fragt Maline und zwinkert mir zu. „Ja.“ „Du redest nicht viel was?“ „Bin schüchtern“, stammele ich und grinse sie dümmlich an.
„Ach so. Trau dich. Ich beiße süße Kerle nicht.“
„Ok. Leg dich hin.“
Sie liegt auf ihrem Bauch vor mir und öffnet den Verschluss ihres Oberteils. Sie ist wirklich schön. Aber das ist eine andere Sache. Die Worte meiner Mutter dröhnen durch mein Hirn.
Nein. Es wird nicht passieren. Niemals. Zaghaft drücke ich die Flasche auf Maline Rücken aus. Eine weiße Paste tropft auf ihre Schultern und sie gibt einen süßen Laut von sich als die kalte Masse auf ihrer Haut ankommt. Zögerlich lege ich meine Hand auf ihren Rücken und beginne die Masse einzureiben.
Malines Laute verwirren mich. Ich sollte dem keine Beachtung schenken aber es fällt mir ziemlich schwer.
„Das fühlt sich gut an.“
„Ja, du hast einen hübschen Rücken.“ „Charmeur.“
Oh. Die Creme ist schon längst verteilt und ich habe keine Ahnung was ich jetzt tun soll. Deshalb mache ich einfach weiter. Dann dreht Maline sich um und sieht mich an. Sie lächelt. Sie ist schön.
„Ich habe eine Tauchstunde. Gleich um drei. Kommst du mit?“
Oh ja. „Gerne.“
„Dort drüben am Steg wird das Tauchboot mich abholen. Ich denke es ist kein Problem wenn ich noch jemanden mitbringe.
Sehen wir uns dann?“ „Ja.“ „Gut.“
Dann dreht sie sich wieder um und ich weiß schon wieder nicht weiter. Also lege ich mich einfach daneben und starre in den blauen Himmel. Es ist so hell hier oben. Wunderschön. Ich sehe den Wellen zu und denke an meine Familie die da unten ist. Und an Thoran. Ich hoffe mein Vater findet ihn. Dann sehe ich einen Delphin aus dem Wasser springen. Brave. Ich erkenne ihn sofort. Sein Körper ist anders, einzigartig. Er ist nicht nur einfach grau, sondern seine Haut schimmert ein wenig silbern. Und seine Rückenflosse ist einige Töne dunkler als der Rest des Körpers. Sie schimmert dunkelsilber und glitzert fast ein wenig im Sonnenlicht. Brave springt immer wieder hoch und ich sehe die Menschen die ihn verzückt anstarren. Kinder lachen und manche Leute holen ihre Kameras heraus. Dann kommt er näher ans Ufer und verharrt einen Augenblick in der Luft. So als suche er nach mir. Ich erhebe mich von Malines Decke und gehe zum Steg.
Als ich oben stehe kommt Brave wieder vorbei.
Ich hebe eine Hand. Ganz unverfänglich. Brave nickt einige Male mit dem Kopf, gibt seine lustigen Laute zum Besten und dreht auf der Schwanzflosse tanzend wieder ab. Ich weiß er hat mich gesehen. Er wird meiner Mutter berichten, dass es mir hier gut geht. Sie braucht sich nicht um mich zu sorgen. Gerade als Brave wieder ins Wasser springt spüre ich eine Berührung auf meiner Schulter. Maline steht hinter mir.
„Oh jetzt habe ich ihn verpasst. Den habe ich schon einige male hier gesehen.Vielleicht kommt er später wieder wenn ich auf dem Tauchboot bin. Dieser Delphin ist so wunderschön.“
„Brave...“ „Was?“ Mist. „Nichts. Er erinnert mich an eine Geschichte die ich einmal gelesen habe.“ „Oh.“
Ich spüre Malines Hand nach meiner greifen. Ich lasse es geschehen weil ich denke dass das die Menschen so machen.
Es fühlt sich seltsam an, aber schön. Noch immer starre ich auf das Wasser. Brave ist jetzt weg und alles sieht normal aus.
Dann zieht Maline mich wieder zu ihrer Decke zurück.
„Wir haben noch Zeit. Hast du Hunger?“ „Nein.“
Doch, aber was soll ich sagen?
„Ich dachte ich hole uns Eis. Bin gleich zurück.“
Ich starre ihr nach als sie auf einen Wagen zu rennt. Da steht ein Typ drin mit einer komischen Kopfbedeckung auf. Er reicht den Leuten spitze Tüten mit Kugeln drauf. Noch ehe ich überlegen kann was das ist kommt Maline mit zwei dieser Tüten zurück. Eine davon reicht sie mir an:
„Hier. Du magst doch Vanille?“ Ähm. „Danke.“
Ich glotze das Ding an und habe keine Ahnung was das ist. Ich sehe Maline zu was sie tut und mache es ihr nach. Ihre Zunge leckt an dem Ding herum. Jetzt wird es ganz weich und läuft an meiner Hand herab.
„Du musst wohl schneller essen“, lacht sie und beißt ein Stück von der Tüte ab. Ich stelle fest dass dieses kalte Zeug köstlich schmeckt.
„Ist gut“, stammele ich und lecke weiter daran herum. Maline grinst nur und ich finde es immer besser hier oben. Die Sonne steht jetzt hoch am Himmel. Es ist glühend heiß hier. Die Leute verkriechen sich unter ihre Sonnenschirme und es wird jetzt ruhiger.
„Mein Tauchboot kommt gleich. Ich muss noch meine Ausrüstung holen. Wartest du hier auf mich?“
„Ja. Klar.“
Unsicher lächele ich sie an.
„Ok. Bin gleich wieder da. Ich freue mich. Echt.“ „Ich auch.“
Und schon rafft sie ihre Sachen zusammen. Dann geht sie zum Strandhaus. Noch einmal winkt sie mir zu. Dann bin ich alleine. Ich werde mir immer sicherer dass das hier das ist was ich will. Ich laufe zum Steg zurück und sinniere vor mich hin was alles passieren soll und was ich mir wünsche als Maline schon wieder da ist. Sie hat eine Menge Zeug dabei und schaut mich fragend an:
„Wo ist deine Ausrüstung?“ Mist. Daran habe nicht gedacht.
„Im Hotel“, lüge ich weil mir nichts besseres einfällt.
„Kannst dir sicher auf dem Boot was ausleihen. Oh. Da drüben kommt es schon. Schön dass du mit kommst. Ich liebe das Meer. Gerne würde ich da leben.“ „Ich denke das würde dir sicher nicht....“ Ich halte jetzt besser die Klappe. „Was?“ „Da ist es doch viel zu dunkel. Und die Haie und so.“
„Oh man. Na komm. Das Boot legt an.“
Sie greift schon wieder nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her. Das Boot legt an.Viele Menschen strömen auf den Ausgang zu. Sie alle sehen zufrieden aus. Neben Maline und mir sehen wir noch vier weitere Taucher an Bord. Maline steuert den Typen an, der wohl der Tauchlehrer ist:
„Hey Finn, ich habe heute noch jemanden mitgebracht. Das ist Jace. Hast du noch eine Ausrüstung für ihn? Ich lade ihn ein.“
Sie lächelt schon wieder und ich finde dass sie echt niedlich ist.
„Geht klar. Hast du denn einen Tauchschein?“ Was? Scheiße.
„Ja. Im Hotel.“ „Eigentlich....“ „Ach Finn. Bitte.“ „Es ist gefährlich wenn...“ „Ich kenne das Meer. Alle Meere.“
Wenn er wüsste wie gut ich sie wirklich kenne.
„Ok. Die Luft reicht für etwa eine Stunde. Bleibt in meiner Nähe ja?“ „Ok. Danke Finn.“
Maline lächelt uns beide an und schlüpft in ihre Ausrüstung.
Leider habe ich davon keine Ahnung und präge mir jede ihrer Handlungen genau ein. Da ich ohne all das leben kann macht es die Sache schwieriger für mich. Ich brauche eine Weile bis ich fertig bin und spüre dabei die skeptischen Blicke meiner Tauchgruppe auf mir. Nach und nach springen alle Finn hinterher. Maline als Letzte, bevor ich ihnen folge. All das Zeug ist verdammt unbequem und ich denke ich werde mich sobald es geht davon befreien. Die Sache mit der Luft bekomme ich nicht hin. Das weiß ich. Ich sehe Finn inmitten der Gruppe Anweisungen geben. Sie benutzen seltsame Zeichen mit den Händen wenn sie unter Wasser reden wollen.
Finn erklärt welches Zeichen wofür steht und taucht dann kurz unter. Dann kommt er wieder hoch und die anderen machen es ihm nach. Das Boot schaukelt leicht hin und her. Der Kapitän hat Anker geworfen.
„Ok dann los. Wir tauchen zwanzig Meter. Dann runter auf fünfzig. Das Gelbe Seil hier führt euch wieder nach oben.
Bleibt in der Nähe des Seils. Es kann nichts passieren.Wer Angst hat kann jetzt noch aufgeben.“
Da sich niemand meldet kann es losgehen. Irgendwie ist es merkwürdig wenn man bedenkt dass ich diesen Tag an Land verbringen wollte. Nach und nach tauchen die Leute unter.
Maline und ich bleiben übrig.
„Ich bin direkt hinter dir. Keine Sorge“, sage ich und drücke mich dicht an Maline. Dann taucht auch sie den anderen hinterher. Ich auch. Ich sehe meine Heimat. Und Maline sieht sie auch ohne dass sie es weiß. Ich schwimme neben ihr her.
Sie lächelt mich hinter ihrer Tauchmaske an und ich fühle mich gut. Die Gruppe hat sich schon ein Stück von uns entfernt.
Aber das macht nichts denn ich werde gut auf Maline aufpassen. Die Gruppe ist nun nicht mehr zu sehen. Das gelbe Seil auch nicht. Dann kommt ein Schwarm Fische an uns vorbei. Ich kenne sie nicht, aber Maline schwimmt ihnen sofort hinterher. Da ich jede Ecke hier kenne mache ich mir keine Sorgen. Der Schwarm verschwindet in einer Spalte einer Koralle und Maline folgt ihm. Jetzt muss ich aufpassen denn die Korallen haben hier sehr scharfe Kanten. Dann wird der Spalt so groß dass Maline hinein passt. Und schon ist sie dahin unterwegs. Das sollte sie nicht tun.
Noch ehe ich etwas unternehmen kann sehe ich Maline panisch mit den Armen rudern. Um sie herum steigen Millionen kleine Luftblasen auf. Jetzt muss ich handeln. Ich entledige mich der Tauchausrüstung. Schnell. Maline bewegt sich langsamer. Sie sinkt immer tiefer auf den Meeresgrund. Als ich sie erreiche starren ihre Augen ins Leere. Ich schnappe nach meiner Sauerstoffflasche und halte ihr das Mundstück hin. Keine Ahnung was ich tun muss. Egal. Ich umklammere ihren schlaffen Körper und schwimme los. So schnell ich kann.
Das Seil ist nicht zu sehen. Das Boot und die Gruppe auch nicht. Wir sind viel tiefer als zwanzig Meter. Noch tiefer als fünfzig. Ihr Sauerstoffschlauch ist an der Koralle aufgerissen.
Wenn ich nicht schneller schwimme wird sie sterben. Ich schieße an die Oberfläche und kann den Himmel schon erkennen.
Wir kommen höher und höher. Maline regt sich nicht. Jetzt könnte ich meine Flossen echt gebrauchen. Zum schwimmen sind diese Beine echt unpraktisch. Ich durchbreche den Wasserspiegel. Maline hängt schlaff in meinen Armen. Schnell bringe ich sie ans Ufer und lege sie dort ab. Ich reiße ihr die Tauchmaske vom Gesicht. Keine Ahnung was ich machen soll.
Panisch sehe ich mich um. Weit hinten kann ich das Tauchboot sehen. Hier am Strand ist nicht so viel los. Sicher weil es hier keinen feinen Sand sondern Steine gibt.