The Bloodking - Elke Wollinski - E-Book

The Bloodking E-Book

Elke Wollinski

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Beschreibung

Die Brüder Ray und River Allister wurden verflucht und dazu verdammt sich von menschlichem Blut zu ernähren. Vorzugsweise vom Blut der Menschen, welche in einem bestimmten Sternzeichen, Löwe, geboren wurden. Die Männer sind die Letzten ihrer Art und es hängt an ihnen, diese zu erhalten. Deshalb suchen sie immer an Vollmond nach entsprechenden weiblichen Opfern, die ihnen ebenbürtig sind, um starke Nachkommen zu zeugen. Während Ray dem Fluch schon fast vollkommen ausgeliefert ist, versucht sein Bruder River diesem zu entkommen. Hilfe bekommt er dabei von einem Himmelswesen namens Love. Als Ray die Studentin Hope entführt, glaubt er in ihr die geeignete Partnerin gefunden zu haben. Doch Hopes Blut hat etwas ganz anderes mit ihm vor.

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Bereits erschienen

In Magic Worlds Series

Wish you were here

(überarbeitete Neuauflage von come into my world)

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Soulcatchers of Blackland (Neuauflage von Fire Hearts)

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Son of Neptun

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The reversal of the world Die Umkehrung der Welt

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The Bloodking Der Blutkönig

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In Love Adventures Series

Wenn Träume lügen 1 Gefunden

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Wenn Träume lügen 2 Verloren

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Free 1 Die Welt gehört uns wenn du bei mir bist

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Free 2 Ohne dich hört die Welt auf sich zu drehen

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That damn Love to you Diese verdammte Liebe zu dir

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Inhalte zu den hier genannten Büchern am Ende dieser Ausgabe.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Ray

2. Hope

3. Ray

4. River

5. Hope

6. River

7. Ray

8. Hope

9. River

10. Ray

11. Hope

12. River

13. Hope

14. Ray

15. River

16. Hope

17. Ray

18. River

19. Hope

20. Ray

21. River

22. Hope

23. Ray

24. River

25. Hope

26. Ray

27. River

28. Hope

29. Ray

30. River

31. Hope

32. Ray

33. River

34. Hope

35. Ray

36. River

37. Hope

38. Ray

39. River

40. Hope

41. Ray

42. River

43. Ray

44. Hope

45. River

46. Ray

47. River

48. Hope

49. Ray

50. River

51. Hope

52. Ray

53. River

54. Hope

55. Ray

56. River

57. Hope

58. Ray

59. Hope

60. Marney

61. Ray

62. Hope

63. Marney

64. River

65. Ray

66. Hope

67. River

68. Hope

69. Ray

70. River

71. Ray

72. River

73. River

74. Ray

74. Hope

The Bloodking

Der Blutkönig

Black Castle zu Glasgow

The Bloodking

Der Blutkönig

Ray Allister ist der letzte Blutkönig. Ein Fluch hat ihn dazu gemacht und ihn verdammt, sich von Menschenblut zu ernähren. Vorzugsweise von Personen, die innerhalb eines bestimmten Sternzeichens geboren wurden. Im Zeichen des Löwen. Ihr Blut macht ihn unsterblich. Es liegt an ihm, seine Rasse zu erhalten. Deshalb sucht er nach einer Frau, die zum Sternbild des Löwen gehört, und ihm damit ebenbürtig ist. Zusammen mit jener Frau könnte Ray die stärksten Nachkommen hervorbringen und die Bloodhunter wieder auferstehen lassen. Um diese Frau zu finden verlässt er den schwarzen Palast immer zum Vollmond und Mensch um Mensch verschwindet, während sein Bruder River verzweifelt versucht, den Fluch zu brechen. Hilfe bekommt dieser von einem Himmelswesen namens Love. Ob sie ihm wirklich helfen kann? Für Ray scheint es bereits zu spät zu sein, denn er wird jeden Monat böser und unberechenbarer. Als Ray auf Hope trifft, glaubt er mit ihr die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Doch Hopes Blut hat etwas ganz anderes mit ihm vor ...

Prolog:

Irland 1738 nach Christus

Die Tür des großen Saals öffnet sich quietschend. Der Tisch ist gedeckt. Ich warte auf meine Familie und hoffe, dass sie sich mit dem Quietschen der alten Tür endlich hier einfindet.

Als die Tür ganz offen ist, sehe ich meinen Butler Silas. Seine schlanke, zerbrechliche Gestalt verneigt sich so tief vor mir, dass es schon beinahe lächerlich ist.

„Sir Allister. Ich bitte um Verzeihung für diese Störung, doch ich habe soeben eine Nachricht vom Boten erhalten.

Mit Verlaub, darf ich eintreten?“

„Natürlich. Und steh gerade.“

„Sehr wohl, Sir.“

Zögernd betritt der alte Mann den Saal und richtet sich auf. Er arbeitet schon so lange für uns. Wir, das sind die Allisters. Meine Eltern: Sir John, der Erste und Marney, die unsere Stiefmutter ist. Besser gesagt, sie war es für einige Jahre, denn sie ist einfach verschwunden. Meine Familie sucht nach ihr. Seit einer Weile ist sie fort. Niemand weiß woher sie kam, noch wohin sie jetzt gegangen ist, doch sie war nach dem Tod meiner Mutter Lady Vera einfach da. Das ist nun schon ewig her. Es war ein Unfall, sagt man. Meine Mutter starb. Sie wurde von einer Kutsche mit wütenden Pferden überrollt, als sie die Straße überqueren wollte, und die scheuenden Pferde nicht bemerkt haben soll. Ich glaube das nicht. Ich denke, sie wurde davor geschubst, und die Pferde bewusst erschreckt.

Und zwar von Marney. Sie war eine Blutjägerin, und die Zeit lief ihr davon. Deshalb brauchte sie eine wohlhabende, kinderreiche Familie, die ihr Erbe weiter trägt. Einen Mann, der im Zeichen des Löwen geboren wurde. So wie unser Vater. Unsere Mutter stand ihr im Weg, als sie ihn erwählte. Sie witterte sein starkes Blut und wollte ihn für sich, um ihren perfiden Plan durchzuziehen. Kinder mit einem Löwen geborenen Mann zu zeugen. Doch als sie feststellte, dass dieser Mann bereits glücklich vergeben war, entschied sie das zu ändern. Unsere geliebte Mutter musste weg. Also hat sie sie einfach ausgeschaltet und sich unserem Vater an den Hals geworfen. Sie hat das Herz unseres Vaters erobert und es verdorben. Schon bald ging ihr Wunsch in Erfüllung. Sie erwartete ein Baby und trug das pure Böse in sich. Wir wissen nicht warum es geschah, aber Marney stürzte zur Treppe hinab und verlor ihr Ungeborenes. Gleichzeitig wurde ihr auch die Möglichkeit, Mutter zu werden, genommen. Ihr Zorn war unermesslich und sie schwor Rache. Rache an uns. Ich hörte sie schreien und den Teufel beschwören. Da waren finstere Stimmen, die aus Marneys Zimmer kamen. Dämonen traten aus der Dunkelheit und drängten sie, ihre Mission zu erfüllen. Und sie habe nur noch eine einzige Chance ihr ewiges Leben, in nie vergehender Schönheit, zu behalten. Die Chance, ihre Mission doch noch auf den Weg zu bringen, war die, ihre Stiefkinder zu verfluchen. Der Fluch sei nur ein einziges Mal anwendbar, und so kam es wie es jetzt ist. Sie hat aus uns gemacht was wir jetzt sind. Bloodhunter. Seit sie da war, war unser Leben anders. Und nach dem Verlust des Babys noch viel schlimmer. Sie sprach den Fluch aus und unser Leben als Mensch würde eines Tages enden. Das eines Bloodhunters jedoch nicht. Es wird ewig sein, denn wir sind verdammt.

Unsterblich. Wir brauchen Blut zum überleben. Sie hat uns alle mit ihrem verdorbenen Blut gefüttert. Auf ihre ganz besondere Weise, so dass wir zunächst nichts davon mitbekommen hatten. Es breitete sich immer weiter in uns aus, und wir wurden das was wir sind. Killer. Es ist so kompliziert, dass ich es selbst noch immer nicht verstehe. Bis vor zehn Jahren waren wir eine normale Familie. Meine Brüder Liam, River, Bryson, und unsere Schwestern Harper und Ella. Sie alle sind Bloodhunter geworden, so wie ich. Ich bin der Jüngste von allen. Gerade erst zwanzig geworden. Mir ist klar, wie mein Leben ab jetzt aussieht. Ich werde ab jetzt nicht mehr altern, sondern unsterblich sein. Ich muss versuchen mein Schicksal zu akzeptieren. Das tue ich schon seit ich zehn war. Marney hat mir oft genug gesagt, was sie von mir erwartet, wenn ich alt genug sein werde. Ich weiß was ich tun muss, warum ich es tun muss. Und ich weiß, dass ich es nicht tun will, doch der Fluch zwingt mich dazu. Jeder Vollmond bedeutet ab jetzt für mich, Menschen zu jagen, die mich mit ihrem Blut am Leben erhalten. Wir sind keine Vampire. Und wir beißen auch niemanden. Wir pflanzen uns fort, so wie vorher auch - als wir noch Menschen waren. Mit jedem Opfer, das ich leer ernte werde ich stärker. Vorausgesetzt, sie wurden im richtigen Sternbild geboren. Am besten sind die des Sternzeichens Löwe. Ihr Blut ist stark und macht mich unberechenbar. Das Blut der im Zeichen der Jungfrau Geborenen dient nur dazu, zu überleben. Aber es stärkt mich nicht. So wie auch bei den Sternzeichen Fisch, Wassermann und Krebs. Die im Sternbild der Waage Geborenen sind ungefährlich. Sie halten das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse in mir. Bei einem Schützen muss ich vorsichtig sein.

Ihr Blut ist zu rein für uns. Es schwächt uns wenn wir zu viel davon nehmen. Eine Legende besagt, es könne uns sogar töten. Es ist der blutige Pfeil des Schützen, im übertragenden Sinne, der mitten ins Herz geht. Genau weiß ich das allerdings nicht. Ob es überhaupt stimmt, ist mir nicht bekannt. Ich weiß aber, dass ich sie meiden werde.

Meine Brüder sind schon richtig grausam geworden. Vor allem der Älteste. Bryson. Schon seit acht Jahren zieht er seine blutige Spur durch Irland und Großbritannien. Liam seit vier Jahren und River bisher gar nicht. Er will den Fluch brechen, genau wie ich. Wir wollen keine Bloodhunter sein. Unser Leben war okay, so wie es war, bevor Marney uns verfluchte. River ist nur ein Jahr älter als ich. Ihm wurde letztes Jahr, an seinem zwanzigsten Geburtstag seine Bestimmung auferlegt. Er kämpft jeden Tag dagegen an, sein Verlangen nach Blut zu stillen. Elf Monde hat er bereits hinter sich, doch er hat sich noch nicht so sehr verändert.

Nun bin ich an der Reihe, meinen blutigen Weg zu gehen. Unsere Schwestern suchen nach Männern, die ihnen geben können was wir alle brauchen. Nachkommen von Bloodhuntern. Viele. River und ich wollen das nicht, doch wir müssen uns fügen. Auch wir brauchen einen weiblichen Part, der uns hilft unsere Rasse zu erhalten. Bisher war das noch nicht der Fall. Ich möchte es einfach nicht. Und außerdem bin ich noch viel zu jung um mich zu binden. River ist abgehauen um einen Weg zu finden, den Fluch zu brechen. Seit einer Weile ist er fort. Marney ist ihm gefolgt um ihn aufzuhalten. Und der Rest meiner Familie ist auf der Suche nach beiden.

Nun sitze ich hier und warte auf ihre Rückkehr.

„Sir. Hier der Brief des Hofboten.“

Unser Butler verneigt sich schon wieder, als er mir den versiegelten Umschlag gibt.

„Danke Silas. Bitte steh aufrecht. Ist ja furchtbar.“

„Sehr wohl. Wünschen sie noch etwas?“

Er schaut mich abwartend aus sicherer Entfernung an. Er ist ein Mensch, aber er weiß was wir jetzt sind. Bisher war er hier sicher. Nie würde ich ihn angreifen. Und ich möchte unbedingt, dass das so bleibt, denn seine Familie ist schon seit drei Genrationen bei uns, als auch wir noch Menschen waren.

„Ja. Bitte leiste mir ein wenig Gesellschaft. Es ist so ruhig ohne meine Leute.“

„Sehr wohl“, flüstert er und hockt sich ans andere Ende des Tisches. So als wüsste er genau, was in diesem Brief steht. So als rechne er mit einer Reaktion, die tödlich für ihn enden könnte. Doch so bin ich nicht. NOCH nicht.

Ich betrachte den Brief. Es lässt sich nicht erkennen, wer ihn verfasst hat. Das dicke rote Siegel hat keinerlei Hinweise auf den Absender.

Ein sorgfältig gefaltetes Blatt kommt hervor, welches ich jetzt aufklappe:

Sir Ray Allister

Wir müssen Ihnen mitteilen, dass es einen Vorfall am Stadtrand von Dublin gegeben hat. Mit Bedauern mussten wir erfahren, dass ihre beiden Schwestern einer tödlichen Verletzung erlagen. Wir gehen von grausamem Mord aus, weil ein Holzpfahl in beider Herzen steckte. Die Damen waren zu einem abendlichen Spaziergang unterwegs gewesen. Man sagt, es hätte einen Herren gegeben, der den Damen aufgelauert hätte, um sie in einer abgelegenen Ecke zu pfählen. Der Herr ist ein Jäger. Diese tauchen in letzter Zeit zuhauf in Irland auf. Daher raten wir Ihnen dringend, das Land zu verlassen. Des Weiteren bekamen wir Nachricht, dass Ihre Brüder allesamt an der Küste auf die gleiche Weise umgebracht wurden. Die Jäger sind überall. Lady Marney wurde noch nicht gefunden. Sir John wurde ebenfalls gepfählt. Einzig River scheint davon gekommen zu sein, denn wir fanden seine Leiche bisher nicht. Die Familie wird im Mausoleum auf Schloss Darkmoon beigesetzt. Mein Beileid.

Hochachtungsvoll

P.Walker

Anwaltskanzlei Dublin

Ich lese die Zeilen immer wieder und begreife, dass ich nun der Letzte bin.

Ray Allister

Der letzte Bloodhunter

1

Ray

Glasgow 2024:

Der Mond ist fast voll und mein Hunger übermächtig. Ich starre vom Dach des Black Castle hinab ins Tal. Noch zwei Tage. Dann ist der Mond weiß und rund. Ich bin bereit. Wir befinden uns im Zeichen des Löwen. Ich werde stark sein. Mächtig. Im Tal gibt es viel zu tun für mich. Kräftige junge Männer leben dort. Ihr Blut wird mich stark machen. Unbesiegbar und todbringend. Aber nicht nur deshalb werde ich ins Tal gehen. Nein, noch immer suche ich nach einer Partnerin. Die Zeit ist gekommen. Und ich suche meinem Bruder River. Er lebt noch. Ich spüre das. Auch Marney ist bestimmt noch irgendwo und treibt ihr Unwesen. Seit fast dreihundert Jahren sind die beiden verschwunden. Und genau so lange ist es her, dass ich meine Familie im Mausoleum in Dublin begraben habe. Sie alle waren übel zugerichtet damals. In jedem Körper steckte ein achteckiger spitzer Holzpflock, mitten durch ihre Herzen geschlagen. Ich denke an ihre schmerzverzerrten Gesichter, als man sie fand. Mitten aus dem Leben gerissen. Die Kleider meiner Schwestern waren zerrissen und blutig. Unseren Vater hatten sie gleich ganz enthauptet. Wir wissen nicht wer die Jäger waren. Nicht woher sie kamen und auch nicht woher sie wussten, dass es Wesen wie uns gibt. Von meiner Existenz weiß heute niemand mehr. Wenn River ebenfalls tot sein sollte, bin ich der letzte Bloodhunter auf diesem Planeten. Wir sind nur alte Legenden, die niemals belegt wurden. Zeugen der damaligen Zeit gibt es schon lange nicht mehr. Immerhin sind fast dreihundert Jahre vergangen. Alle alten Schriften wurden vernichtet. Niemand kann unsere blutige Spur zurück nach Dublin verfolgen. Das hoffe ich jedenfalls, denn nie bleibe ich lange genug an einem Ort. Schon deshalb nicht, weil ich es den Menschen nicht erklären könnte, weshalb ich immer und ewig jung bleibe. Oder zumindest so aussehe. Alle zehn Jahre ziehe ich weiter. Jetzt bin ich hier in Glasgow. Seit drei Monaten um genau zu sein. Allein. Jeder kennt mich, oder hat zumindest schon einmal etwas von mir gehört, aber keiner weiß was ich wirklich bin. Ich bin der Letzte der Allister Söhne. Ich wuchs wohlbehütet in Dublin auf. Doch seit meinem zwanzigsten Geburtstag ist nichts mehr wie es war. Ich habe mein Schicksal inzwischen akzeptiert und ich bin der Herrscher über Black Castle. Ich lebe allein, seit ich Irland den Rücken gekehrt habe. Ich lebte mal hier, mal dort. Für alle bin ich der junge, stille Lord des schwarzen Schlosses. Geheimnisvoll, düster und unnahbar. Charismatisch. Die Menschen verneigen sich vor mir, obwohl ich so jung aussehe. Und das wird auch so bleiben. Niemand weiß, wie alt ich tatsächlich bin und was sich innerhalb meiner Schlossmauern wirklich abspielt. Für die Menschen hier bin ich ein reicher Thronerbe, den es nach Schottland verschlagen hat. Für sie bin ich reich und verwöhnt. Hochnäsig vielleicht. Oder sogar ein wenig furchteinflößend. Ich weiß es nicht genau. Ich passe mich den Menschen an, wenn ich ins Tal gehe. Kleide mich wie sie, verhalte mich wie sie, obwohl mir die Technik der heutigen Zeit echt zu schaffen macht. Trotzdem versuche ich das moderne Leben zu leben, wenn ich in der Stadt bin. Hier in Black Castle bin ich wieder ich. Der letzte Blutkönig.

Im Tal wird es noch dunkler. Nur noch ein kleines Stück fehlt zum vollen Mond. Das Sternzeichen Löwe dauert nur noch drei Tage. Danach wird es von dem der Jungfrau abgelöst. Das ist schlecht für mich. Menschen dieser Dekade sind schwach und ich habe schon viel zu viel meiner Kraft eingebüßt. Ich sehe das Leben auf den Straßen. Die Energie der Menschen. Ich kann ihren Lebenssaft bis hierher riechen. Einer von ihnen wird mir gehören. Vielleicht finde ich ja einen Löwen, solange sein Zeichen noch dauert. Jemanden, der in genau dieser Dekade geboren wurde. Das gäbe mir sogar noch mehr Kraft. Aber eines der anderen wäre auch okay. Ich bringe einen Menschen hierher. Er wird mir dienen und mich mit dem versorgen was ich brauche. Bis zum Mond danach. Alles ist bereit dafür. Die letzten Reserven des vergangenen Monats sind fast aufgebraucht. Zack und Lindy sind fast leer. Ihre Hüllen sind noch im Verlies. Sie werden der Erde bald zurück gegeben. Ich brauche sie nicht mehr.

Der fast volle Mond lauert hinter den dichten Wolken hervor. Ein wenig Geduld brauche ich noch. Ich werde ewig leben und niemand wird mich aufhalten. Die Bloodhunter sind noch da. Und sie werden bleiben. Dafür werde ich sorgen. Es liegt an mir. Ich weiß das jetzt. Keine Revolte mehr. Das bin jetzt ich. Ray, das blutrünstige Monster.

Ich klettere zurück ins Haus. Mein Schloss ist riesig und niemand wagt es freiwillig herzukommen. Gewaltige Mauern schützen mich. Erst vor drei Monaten habe ich dieses wunderschöne Schloss erworben. Außer mir lebt nur noch Alfred hier. Er ist mein Butler und der Urahn von Silas. Er kennt als Einziger mein Geheimnis, doch ausplaudern kann er es nicht, denn ich habe ihm seine Stimme genommen. Es ist schon Mitternacht vorbei, als ich mein Reich betrete. Alfred ist in seiner Unterkunft. Er weiß was passiert, wenn ich hungrig werde, denn es wird immer schlimmer. Er vertraut mir nicht. Nicht so wie seine Vorfahren es getan haben. Wie ich sehe hat er vorgesorgt und mir ein Glas Tierblut eines edlen Hirsches hingestellt. Hirschblut ist das Einzige, welches mir hilft zu überleben, wenn die Dekaden zu weit auseinander liegen. Alfred will nicht hier sein, wenn mein Verlangen außer Kontrolle gerät. Gierig leere ich das Glas. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen. Warm gleitet das Blut meinen Hals hinab. Ein wenig Energie für meinen ausgehungerten Körper. Aber es ist nicht das was ich will. Nicht das, was ich brauche um zu überleben. So ist es seit nunmehr fast dreihundert Jahren. Also mache ich mich auf den Weg in die Katakomben des Schlosses. Dort wo meine Energiequellen sind. Es ist still hier unten und ich laufe schneller. Außer meinen Schritten höre ich nichts. Ein übles Gefühl beschleicht mich. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Knarrend öffnet sich die Tür zum Verlies. Mein wacher Blick gleitet zu der Wand gegenüber. Zack und Lindy sind noch da. So wie ich sie gestern verlassen habe. Aber sie regen sich nicht mehr. Beide nicht. Noch immer sind beide in ihren Ketten, die Hände hoch über ihren Köpfen befestigt. Ihre Köpfe sind nach unten geneigt, das Haar hängt wirr vor ihren blassen Gesichtern herum. Kein Laut kommt von ihnen. Ich gehe näher heran, greife in Lindys Haar und zerre ihren Kopf hoch. Glanzlose Augen blicken mich an. Aber sie lebt noch. Aus ihrer Wunde im Genick sickert noch ein wenig Lebenssaft. Nicht mehr viel. Trotzdem brauche ich ihn. Mein Magen rumort fürchterlich vor Vorfreude auf das was noch im Körper der Frau ist. Ein dämonisches Lächeln macht sich in meinem Gesicht breit als ich mich hinter sie schiebe. Tropfen für Tropfen der begehrten Flüssigkeit kullert an ihrem Nacken hinab in die Tiefe. Schnell fange ich sie mit meinen Fingern auf und lecke diese genüsslich ab. Noch immer regt Lindy sich nicht. Ihre letzte Stunde ist gekommen. Bald. Ich lege ihr stumpfes glattes Haar zur Seite. Ihr Blut riecht betörend. Lindy wurde im Sternzeichen Stier geboren. Stiere sind fast so stark wie Löwen. Und Lindy ist jung. Einst war sie schön. Anmutig und klug. Vier Wochen ist sie bei mir. Ich verdanke ihr vier weitere Wochen eines endlosen Lebens. Aber nur wenn sie mir alles gibt was sie noch hat. Mein Finger gleitet an ihrem Hals entlang. Immer näher an die begehrte Stelle. Ich spüre meine Kralle wachsen. Mein Hunger und mein Verlangen nach Nahrung sind kaum noch aufzuhalten. Mein Fingernagel ist schon so lang und krumm wie ein Adlerschnabel. Ich bohre ihn in Lindys Genick. Der Zeigefinger ist dafür am besten geeignet. Die Wunde öffnet sich ein kleines Stück mehr. Lindy stößt leise Laute aus, doch ich bohre weiter und ziehe meine Kralle in Richtung Wirbelsäule. Ich spüre wie meine Zunge länger wird. Sie teilt meine Lippen und sucht sich den Weg in die Freiheit. Meine Zunge zappelt wie die einer Schlange. Und sie sieht auch so aus, wenn ich hungrig bin. Die Zungenspitze erreicht den Riss in Lindys Nacken, den meine Kralle soeben gezogen hat. Und nun kann ich es nicht mehr kontrollieren. Meine Zunge wird immer länger und bahnt sich ihren Weg in Lindys Körper. Sie schmeckt noch immer fantastisch. Ihr Lebenssaft ist etwas dünn geworden, aber ich will ihn trotzdem. Ich umschlinge ihren fast starren Körper und drücke meine Zunge immer tiefer in Lindys Blutbahn. Gierig sauge ich sie aus, bis nur noch eine leere Hülle übrig ist. Es ist vorbei.

2

Hope

Mein Flugzeug ist soeben gelandet.

Endlich bin ich angekommen. Europa. Das vereinigte Königreich Großbritannien. Schottland. Glasgow. Für ein Jahr meine neue Heimat. Ich schaue mich um. Alles so anders als in Boston. So klein und alles so dunkel, obwohl noch Sommer ist. Überall dunkle Wolken am Himmel, die wohl von den zahlreichen Fabriken hier stammen müssten. Oder wegen des Wetters. Irgendwie sieht es hier so düster aus. Alles kommt mir auch viel kleiner vor als zuhause in den Staaten. Dieser Flughafen ist trotzdem weitläufig. Und verwirrend. Niemand ist hier um mich abzuholen. Schade. Gerne hätte ich meine neuen Mitbewohner schon jetzt kennengelernt. Vielleicht haben sie es einfach nur vergessen. Egal. Ich bin froh, dass ich hier bin. Ein Jahr, nur für mich. Wyatt und seine Eskapaden können mich mal. Erst drängt er mich, ein Auslandsjahr mit ihm gemeinsam zu machen, dann kneift er und verschwindet einfach. Und ich weiß nicht einmal warum das so ist. Er war auf einmal weg, kam nicht zum Treffpunkt. Er meldete sich nicht einmal.

Meine Augen beginnen zu brennen, doch ich versuche es zu ignorieren. Scheiß auf Wyatt. Ich komme schon klar.Ich verlasse das Flughafengebäude. Davor tummelt sich eine Reihe von Taxen. Hektisch rennen die Menschen umher, um eines von ihnen zu erwischen. Ich stehe etwas verloren herum und denke, dass ich wohl auch ein Taxi brauchen werde. Leider habe ich keinen Plan wo mein neues Zuhause überhaupt ist. Niemand, den ich kenne, war jemals hier. Nicht einmal in Europa überhaupt.

Meine Adresse ist die Malcom Street 24, etwas außerhalb von Glasgow. Ich werde für ein Jahr in einer WG mit bisher drei Personen wohnen. Zwei Typen und eine junge Frau. Plötzlich war dort ein Zimmer frei, weil ihre vierte Mitbewohnerin vor einigen Wochen einfach so verschwunden ist. Was genau passierte, weiß ich noch nicht. Soll mir auch egal sein. So habe ich wenigstens schon eine Bleibe. Und zwar schneller als ich damit gerechnet hatte, denn auch hier sind die bezahlbaren Wohnungen Mangelware.

Ich öffne die Tür des Taxis, welches als erstes in der Reihe steht und nenne dem Fahrer meine neue Anschrift. Schon geht es los. Wir lassen den Flughafen hinter uns. Es geht einmal quer durch die Stadt, denn meine WG liegt am anderen Ende. Das hat mir der Fahrer gerade erklärt. Wir fädeln uns in den Verkehr ein. Ich sehe meine neue Heimat an mir vorüberziehen. Diese Stadt ist nicht besonders schön, doch das stört mich nicht. Die Straßen sind voll und hektisch. Fast wie zuhause in Boston. Allerdings fehlt es hier etwas an Glanz und Luxus. Als wir das Zentrum hinter uns lassen, wird es grün um uns herum. Die schottischen Ländereien sind einfach wundervoll. Ich sauge die Landschaft mit meinen Augen auf. Es wird ein wunderbares Jahr werden. Ich werde über Wyatt hinwegkommen. Muss ich ja. Ich hänge meinen Gedanken nach und starre aus dem Fenster. Plötzlich sehe ich in der Ferne einen Hügel. Und oben drauf ein gewaltiges Schloss.

Gigantische Türme ragen in den Himmel. Unterhalb des Hügels schlängelt sich eine Mauer um das Gebäude herum. Darauf spitze Stacheln. Der Eigentümer scheint ein sehr ängstlicher Mensch zu sein. Wir kommen näher heran.

Jetzt kann ich es schon besser erkennen. Kaum zu glauben, aber das Schloss ist schwarz. Ungewöhnlich, aber sehr schön anzusehen. Wer wohl in einem solch imposanten Haus lebt?

„Sir, Entschuldigung. Darf ich sie etwas fragen?“

„Mam. Natürlich.“

„Wem gehört dieses Schloss dort oben auf dem Hügel? Es ist wunderschön.“

„Ray Allister. Er hat es vor einer Weile gekauft. Lange stand es leer. Der letzte Besitzer starb vor fast 10 Jahren. Dann tauchte plötzlich dieser Typ auf und kaufte es. Ein seltsamer Kerl. Ein Einzelgänger. So um die Zwanzig müsste er sein. Steinreich, aber keiner weiß etwas über ihn.“

„So jung und schon ein Schlossherr? Warum ist es schwarz?“

„Einst war das Gebäude hell. Doch es scheint jeden Monat dunkler zu werden. Es ist seltsam. Irgendwie unheimlich. Man sagt, er wäre ein reicher Erbe. Ist nicht von hier. Soll aus Irland hergezogen sein. Niemand kennt ihn wirklich. Er kommt selten in die Stadt. Darf ich ihnen einen Rat geben?“

„Natürlich.“

„Gehen sie lieber nicht in die Nähe des Schlosses.“

„Weil?“

„Man erzählt sich Dinge.“

„Was für Dinge?“

„Genaueres weiß ich nicht. Passen sie einfach auf sich auf.“ Mehr sagt der Fahrer nicht und steuert nach links. Weg vom Schloss. Bald kann ich den Hügel mit dem schwarzen Schloss darauf nicht mehr sehen. Seltsam. Was dort wohl vor sich geht?

Besser ich frage nicht mehr danach. Ist ja auch egal.

Unsere Fahrt geht weiter. Wir erreichen einen kleineren Ort am Fuß des Hügels. Das Schloss kann man von hier aus nicht mehr sehen. Dann halten wir vor einem Backsteinhaus an.

Es ist schon etwas älter, aber trotzdem schön.

„15.28“, reißt mich der Fahrer aus meinen Gedanken.

Ich steige aus und reiche ihm das Geld.

„Bitte passen sie auf sich auf, Lady.“

„Mach´ ich. Und vielen Dank.“

Er hebt seine Hand und fährt weiter. Unentschlossen stehe ich vor dem roten Haus. Noch einmal Mut sammeln. Ich klingele.

„Komme ja schon“, schallt es von drinnen.

Eine dunkle Männerstimme. Sicher gehört sie einem der Bewohner. Als die Tür sich öffnet, steht ein blonder Typ vor mir. Er ist groß und sportlich. Scheint in meinem Alter zu sein. Seine blauen Augen starren mich hinter seinem Haar an, welches ihm frech davor hängt. Für einen Moment halte ich die Luft an, weil er so … wow ist. Er trägt ein weißes, ärmelloses Shirt und Jeans. Er ist barfuß und streicht sich seine störrische Mähne zurück, als er mich mustert:

„Ja bitte. Wer bist du denn?“

„Hope. Hope Jennings. Hier soll es ein Zimmer für mich geben. Für ein Jahr etwa. Wir haben also nicht telefoniert? Und wer bist du?“

„Oh. Ach, klar. Ich hatte nicht mehr daran gedacht. Du hast sicher mit Zack gesprochen. Er ist ... ach egal. Komm rein. Ich bin Tyler. Tyler Creed.“

Ich folge dem Typen ins Haus. Von innen ist es viel größer, als es von außen ausgesehen hatte. Ziemlich modern hier. Tyler geht vor ins Wohnzimmer. Ich folge ihm.

„Setz dich. Ich zeige dir gleich alles. Hunger? Durst?“

„Nein. Mach dir keine Umstände.“

„Schon okay. Schön dass wieder jemand hier einzieht.

So allein ist es echt langweilig.“

Er schaut mich an. Sein Blick ist irgendwie traurig.

„Ich dachte ihr wärt zu dritt.“

„Das waren wir auch.“

„Was ist passiert?“

„Das ist eine lange Geschichte. Hast du Zeit?“

„Na klar. Ein Jahr mindestens“, versuche ich zu scherzen.

„Okay, freut mich dich kennenzulernen, Hope.“

Er holt mir eine Cola und schon fängt er an zu erzählen.

Hope

3

Ray

Für den Moment bin ich satt. Und Lindy ist jetzt leer. Nicht mehr zu gebrauchen. Alfred wird sich darum kümmern. Ich lasse von Lindy ab und wende mich Zack zu. Er ist noch da. Na ja, immerhin ist er noch nicht so lange hier wie Lindy. Er kam etwa zwei Wochen später her. Einfach so. Und ich brauchte ihn nicht einmal gewaltsam zu holen. Plötzlich stand er vor dem Schlosstor und fragte nach Lindy. Ich ließ ihn ein und brachte ihn zu ihr. Na ja, jetzt wird er mir helfen zu überleben bis der Mond voll ist. Keine Ahnung wie Zack sie gefunden hat. Vielleicht liegt es daran, dass sie Geschwister sind. Man sagt sie können einander fühlen. Ich denke da ist etwas dran. Denn auch ich spüre, dass River noch lebt. Und dass irgendetwas sich verändert hat.

Ich greife in Zacks Genick. Seine Wunde ist getrocknet. Eine zarte Kruste hat sich über dem Riss gebildet. Er stöhnt als ich seinen Kopf heftig hoch reiße. Sein Blick ist fahl und leer.

Einst waren seine Augen so schön wie die von Lindy. Er spürt irgendwie, dass sie nicht mehr da ist. Ich registriere kleine glitzernde Kugeln, die sich ihren Weg an Zacks Wangen entlang bahnen.

„Lass sie gehen“, flüstert er.

„Töte mich, aber lass meine Schwester gehen.“

„Nun, dafür ist es etwas zu spät, glaube ich.“

Ich schleiche um ihn herum wie eine Katze. Ich beobachte ihn genau. Sein Atem wird schneller. Sein Herz ist noch immer stark. Er zerrt an seinen Fesseln und befördert das was ich will mit enormer Geschwindigkeit durch seine Blutwege.

„So ist es gut“, grinse ich listig.

Die Wunde in Zacks Genick reißt wieder auf. Seine Bewegungen werden immer hektischer. Er holt alles aus sich heraus.

„Bring es zu Ende, du elender Scheißkerl“, brüllt er mich an.

„Das werde ich. Aber nicht heute. Ich brauche dich noch. Noch zwei Tage. Ich rieche das Blut der Löwen.“

„Töte mich endlich“, flüstert Zack und dann sackt er zusammen. Ich gleite mit meiner Zunge an seinem Genick entlang und lecke das herablaufende Blut davon ab. Nur ein wenig. Das muss genügen, denn er ist alles was ich habe, bis der Mond wieder voll ist. Es ist nicht leicht, ein Bloodhunter zu sein. Für die Menschen gibt es uns nicht, und immer wieder muss ich mir etwas einfallen lassen, sie zu überreden, mit mir zu kommen. Sie lieben die Landschaft rund um das Schloss. Und sie lieben die Mythen, die sich um diese Gegend ziehen. Neugierde wird ihnen zum Verhängnis. Meistens. Oder sie sind wie Zack und geben für ihre Liebsten alles. Wirklich alles. Sogar ihr klägliches Leben. Ich schaue ihn mir noch einmal genau an, denn lange wird er nicht mehr hier sein.

Er wird seiner Schwester in die Ewigkeit folgen, und Platz für meine nächsten Opfer machen. Dann lösche ich das Licht im Kerker. Morgen komme ich wieder.

Inzwischen ist ein weiterer Tag vergangen. Bald ist es endlich so weit. Ich werde in die Stadt gehen. Dem Duft der Löwen folgen. Ich sehe aus dem Turmfenster. Da ist Alfred.

Er übergibt Lindys Hülle der Erde. Auf dem großen Platz hinter dem Schloss wird sie ihre letzte Ruhe finden. Das Feuer unterhalb des Platzes wird Lindy vollkommen beseitigen. Niemand wird sie je finden. Und Zack wird seiner Schwester folgen. Bald. Als ich Alfred nicht mehr sehen kann, begebe ich mich nach unten in den Speisesaal. Wie immer hat Alfred mir bereits ein Frühstück gerichtet. Auch jetzt steht ein großes Glas Hirschblut für mich bereit. Gierig schlinge ich es hinab. Es wird immer schwerer für mich den ganzen Monat auszuhalten, mir meine Beute einzuteilen. Ich brauche immer mehr um meine Macht zu erhalten. Es verzehrt mich. Ich spüre, dass bald ein Mensch im Monat nicht mehr reichen wird. Die Leute reden. Sie spekulieren, was hier im Schloss passiert, oder nicht. Ich muss sehr vorsichtig sein. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte die Kraft und den Willen gehabt, gegen diesen Fluch zu arbeiten. So wie mein Bruder River. Ich weiß nicht wo er ist. Und auch nicht, ob er noch immer einfach nur River ist. Fakt ist, ich habe es nicht geschafft, dem Fluch zu entkommen. Ich jage Menschen, töte sie, und sauge sie bis zum letzten Tropfen aus. Ich bin verdammt dazu, immer mehr zu finden. Mein Verlangen wird immer größer, mein Wesen immer böser.

Ob es mir nun passt, oder nicht.

In meinem Verlies ist noch Platz. Bisher war es nicht nötig, doch ich muss bald handeln. Meine Boshaftigkeit verlangt immer mehr von mir. Ich weiß nicht wohin es mich bringen wird. Nie habe ich das gewollt. Früher, vor dreihundert Jahren habe ich mich noch dagegen gewehrt. So wie River. Ich weiß nicht, ob er es geschafft hat. Ob er überhaupt noch lebt. Könnte mein Gefühl, dass es so ist, mich täuschen? Gibt es diese Geschwisterverbindung bei mir überhaupt noch? Oder hat mein böses Ich sie vollkommen vertrieben? Inzwischen ist es fast nicht mehr kontrollierbar für mich. Habe ich ein Opfer gefunden, so strengt es mich sehr an, es nicht sofort vollkommen auszusaugen. Meine Gier wird mich eines Tages verraten. Marneys Fluch hat mich gefangen. Und er wird mich ewig quälen. Es wird Zeit weitere Bloodhunter zu erschaffen. Es wird Zeit, den Menschen zu zeigen, dass es uns gibt. Und es wird Zeit, dass sie verstehen, wozu sie auf Erden wandeln.

Sie sind Nahrung, sonst nichts.

Die Tür knarrt, als Alfred den Speisesaal betritt.

Er verneigt sich und deutet mir, dass er seinen Job erledigt hat.

Das Feuer unterhalb des Schlossplatzes brennt und Lindy ist für immer vergessen.

„Sehr gut. Auf dich ist Verlass, Alfred. Setz dich zu mir. Lass uns frühstücken.“

Er nickt, setzt sich hin und beobachtet mich genau. Mein Diener weiß, wie es um mich steht. Ich habe das Gefühl, dass er langsam doch ein wenig Angst vor mir bekommt. Sein Blick ist wachsam, seine Lippen beben.

„Ich werde dir nichts tun. Das habe ich noch nie.“

Er nickt. Dann schenkt er mir Blut nach. Die Karaffe ist gut gefüllt damit. Es wird Alfred etwas Sicherheit geben. Zaghaft greift Alfred nach den frischen Croissants, die auf dem Tisch stehen. Gestern erst war der Lieferant aus der Stadt da.

Jede Woche kommen sie her. Aber keiner von ihnen war je innerhalb der Mauern. Alfred nimmt immer die Waren entgegen. Ich schreibe auf was ich brauche, Alfred bestellt es in der Stadt. Natürlich lebe ich nicht nur von Blut. Nein, ich esse alles was Menschen auch essen. Immerhin wurde ich als einer von ihnen geboren. Ich liebe ihren Wein, Fastfood und Pizza.

Die Zeiten haben sich geändert. Jeden Monat bei ihnen in der Stadt, entdecke ich faszinierende Dinge. Und Alfred besorgt mir alles was mein Herz begehrt. Geld genug habe ich immer. Mein Erbe ist gewaltig und wird noch viele Jahrhunderte reichen. Außerdem kann ich Gedanken manipulieren. So bekomme ich immer alles was ich will. Und die Menschen vergessen sofort wieder, dass ich in ihren Gedanken war. Nicht alles am Bloodhunter Dasein ist schlecht. Es ist schön, immer jung zu bleiben, gesund zu sein. Mein Gehör ist ausgezeichnet. Und mein Geruchssinn funktioniert über Kilometer. Der Duft der Löwen ist am intensivsten. Wunderbar betörend. Der Geschmack ihres Blutes ist süßlich und außerordentlich. Das Hirschblut ist eine Notlösung, aber durchaus genießbar. Das weiß auch Alfred, und deshalb ist er bemüht, immer genug davon im Vorrat zu haben.

Gemeinsam frühstücken wir, wobei ich wie immer einen Monolog führe und Alfred mit Hilfe von Gebärdensprache antwortet. Auch ich beherrsche diese Art der Kommunikation, denn ich konnte es einfach nicht riskieren, Alfreds Stimme zu erhalten. In der heutigen Zeit wäre es ein Leichtes für ihn, mich zu verraten, wenn er mit diesen seltsamen Handys zugange ist. Das konnte ich einfach nicht riskieren. Und deshalb ist es wie es ist. In meinem Schloss gibt es diese verrückten Dinge nicht. Alfred will wissen wie es weitergeht. Das weiß ich leider auch nicht. Die Zeit eilt, obwohl sie ja eigentlich keine Rolle für mich spielt. Seit dreihundert Jahren ist jeder Tag gleich. Außer dass meine tägliche Blutration immer höher ausfällt als zu Beginn meiner Verwandlung. Wie ich ja schon sagte, es wird immer schwerer an Menschenblut zu gelangen. Deshalb schicke ich Alfred in den Wald. Dort leben die edelsten Hirsche Schottlands. Wunderschöne Zehnender mit goldbraunem Fell, zartem Fleisch und kräftigem Blut. Ich frage meinen Butler nach den Beständen, und er erklärt mir, was Sache ist. Meine Gier hat fast alles verschlungen. Wir beenden das Essen. Alfred füllt die Karaffe noch einmal auf. Dann macht mein Diener sich auf den Weg in den Wald, und ich bleibe allein hier. Plötzlich höre ich Schreie. Sie kommen aus den Verliesen. Zack. Er hat verstanden, dass nur noch er übrig ist. Der Platz neben ihm ist leer. Lindy ist weg. Für immer.

Bald wird auch er Geschichte sein.

Und viele andere werden ihm folgen, bis ans Ende der Zeit.

4

River

„Ich habe sie gefunden“, sagt Love.

„Wen?“

„Faith.“

„Wer ist Faith?“

„Sie kann dir helfen.“

„Mir kann niemand helfen. Seit dreihundert Jahren versuche ich den Fluch zu brechen. Mein Bruder Ray leidet wie ich. Er lebt, aber er ist nicht so stark wie ich. Dennoch brauche ich Blut um zu überleben. Wie lange noch wird mir Hirschblut genügen? Ich will nicht töten. Sterben will ich auch nicht.

Jedenfalls noch nicht. Ich will alt werden und in Würde sterben. Als Mensch.“

„Ich werde dir helfen“, sagt die junge Frau, die mir vor einer Weile über den Weg gelaufen ist. Love, die Liebe. Sie wandelt in Person einer hübschen jungen Frau über diesen Planeten. Sie war auf einmal da. Damals als ich in London ankam. Damals, als ich vor meinem Schicksal abgehauen bin. Ich wollte nicht zu ihnen gehören. Kein Bloodhunter sein. Kein blutsaugendes, mordendes Monster wie meine Stiefmutter Marney. Meine Familie hat es erwischt. Alle, außer Ray, sind tot. Ich weiß nicht genau wo er ist. Auch er hat Irland verlassen. Man erzählt sich, dass er alle zehn Jahre umzieht. Ob es stimmt, weiß ich jedoch nicht. Eines Tages werde ich ihn sicher finden, falls er noch nicht gepfählt wurde. Allerdings glaube ich, dass im Jahre 2024 niemand mehr durch Pfählen stirbt. Es sei denn in einem dieser seltsamen Filme, die man auf großen Leinwänden in ebenso großen Häusern sehen kann. Die Zeit hat sich gewandelt. Bis jetzt gefällt es mir ausgesprochen gut in der Moderne. All diese tollen Dinge, Autos, Computer, Handys, Motorräder usw.

Wenn das meine Schwestern noch hätten erleben dürfen. Eine Frau habe ich noch immer nicht gefunden, weil ich mir selbst nicht traue. Es wäre viel zu gefährlich für sie, wenn der Tag kommt, wo ich mich nicht mehr unter Kontrolle haben werde. Schon seit Jahren bin ich auf der Suche nach Heilung. Dieses Internet ist auch nicht allwissend, weil niemand weiß, dass es Wesen wie uns gibt. Jedenfalls habe ich bisher keinerlei Infos gefunden, oder ich beherrsche diese Computer einfach noch nicht so gut. Dennoch; wir Hunter existieren. Genauso wie es Engel und Höllenwesen gibt, denen ich aber zum Glück selbst auch noch nicht begegnet bin, weil sie sich an ihre Regeln halten und in ihrer eigenen Welt bleiben. Sie waren immer was sie sind. Nicht so wie ich, der einst ein Mensch war. Bis auf Love kenne ich bisher niemanden, der kein Mensch ist. Und natürlich Marney, unsere Schöpferin, die direkt der Hölle entsprungen sein muss. Ich weiß, dass Marney mir auf den Fersen war. Mir ist klar, dass sie verhindern will, dass ich mich meiner Verpflichtung entziehe. Ray und ich sind ihr letzter Trumpf. Diese Chance wird sie nie wieder bekommen. Und deshalb ist sie auf der Suche nach uns beiden. Doch ich bin nicht bereit ihren blutigen Weg zu gehen. Man sagt, sie sei über das Wasser geflohen. Genau weiß ich das aber nicht. Vielleicht kann ich mich und Ray noch retten. Für meine anderen Geschwister gab es keine Rettung mehr.

Sie starben als Bloodhunter. Ich war hoffnungslos.

Und dann traf ich Love.

Es muss eine Möglichkeit geben. Heilung für mich.

„Willst du sie denn gar nicht kennenlernen?“, reißt Love mich aus meinen Gedanken und hockt sich neben mich.

„Was bringt mir das?“

„Die himmlische Stimme hat mir gesagt, wer sie ist. Sie ist ein Schütze. Ihre Geburtsstunde liegt genau in der Dekade, die dir helfen kann, den Fluch zu brechen. Ihr Blut kehrt deine Entwicklung um. Es ist stark. Ich weiß wo wir sie finden.

Die ewige Suche hat endlich ein Ende.“

„Und du glaubst, sie wird es mir freiwillig geben? Ich bin ein Monster. Eigentlich dürfte es Wesen wie mich überhaupt nicht geben. Ich bin eine Legende. Wie soll ich ihr erklären was eigentlich läuft? Keiner der Menschen weiß um unsere Existenz. Und wenn sie es täten, so hätten sie Angst. Und das zu Recht.“

„Sie wissen auch nicht um meine Existenz. Also, ich meine, keiner weiß, was ich wirklich bin. Ich lebe unter den Menschen und eigentlich gefällt es mir ganz gut. Es gibt Himmelswesen, so wie auch andere Spezies, die sich hier aufhalten.

Unentdeckt. Auch wir haben eine Aufgabe. Und auch ich habe einen Wunsch. Es ist derselbe wie deiner. Ich will sterblich werden. Ein Mensch werden. Hilf mir dabei. Erfülle ich diesen Auftrag, so wird auch mir mein Wunsch erfüllt. Viel zu lange schon jage ich diesem Wunsch hinterher. Wir beide brauchen einander. Ich bin einer von vielen. Wir sind Himmelsboten.

Boten des Guten. Manche nennen uns Engel, manche einfach die personifizierte Güte. Ich bin eine Magierin des Himmels. Meine Aufgabe ist es, das Gleichgewicht zu erhalten. Das Böse hat genau so eine Lebensberechtigung wie das Gute. Allerdings darf dabei niemand zu Tode kommen. Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen ist keine Lösung. Ich weiß, dass ihr einst friedliebende, gute Menschen wart. Und mir wurde aufgetragen, dieses wieder in Ordnung zu bringen. Und dafür bekomme auch ich das, wonach ich mich am meisten sehne. Deshalb bin ich hier. Hilf mir dabei. Ich habe dich gefunden. So, wie man es von mir verlangt hat. Hilf mir auch deinen Bruder zu finden. Auch ihm kann ich helfen. Aber nicht allein. Marneys Fluch ist mächtig. Gelenkt von höllischen Kräften. Lange vor Christus geriet das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle durcheinander. Satan selbst schickte Marney auf die Erde. Sie ist sein Werkzeug. Schon immer war sie bemüht seinen Befehlen zu folgen. Und noch nie gelang es, den Plan des Teufels zu durchbrechen. Marney ist des Teufels Schöpfung. Auserkoren eine neue Spezies zu erschaffen. Immer auf der Suche nach Menschen, die ihr dabei helfen konnten, diese Spezies unsterblich zu machen. Lange war sie unterwegs, bis sie euch fand. Bis dahin gelang es ihr nicht mehr geeignete Personen zu finden, die ihrer Mission dienlich gewesen wären. Ihr Allisters wart die Letzten, die sie bis dato heimgesucht hat. Und nun stehen wir wieder an diesem Punkt. Es gibt jetzt mindestens drei Bloodhunter, Marney, dich und deinen Bruder Ray. Wir müssen es aufhalten. Ich dachte, es sei dein Wunsch.“

„Das ist es auch. Nichts wünsche ich mir mehr. Ich will frei sein. Sterblich. Und ich will leben, lieben ohne zu töten.“

„Dann lass uns zu Faith gehen.“

Love reicht mir ihre Hand. Sie ist wirklich wunderschön. Tatsächlich sieht sie aus wie ein Engel. Ihr blondes lockiges Haar reicht ihr bis zu den schlanken Hüften. Hellblaue leuchtende Augen sind der Mittelpunkt ihres blassen Gesichts. Für eine Frau ist sie ziemlich groß. Fast so groß wie ich. Und ich messe 1.85. Ihre Hand ist zierlich, aber ihr Griff umso kräftiger. Loves Bewegungen sind so grazil. Geschmeidig wie ein Panther. Irgendwie mag ich sie. Wäre ich nicht was ich bin, und sie nicht das was sie ist, könnte es etwas werden mit uns. Ich erlaube mir solche Gedanken nicht, denn ich weiß nicht was passieren könnte, wenn ich mich ihr auf diese Weise nähern würde. Ein Engel und ein Bloodhunter. So etwas gab es noch nie. Wir sind nur Partner, die einander helfen. Mehr nicht. Na ja, jedenfalls versuche ich mir das einzureden.

Wir verlassen meine Wohnung, die sich mitten in London befindet. Von meinem Fenster aus, kann ich die Themse sehen. Weit hinten das London Eye und auf der anderen Seite den Big Ben. London ist meine Heimat geworden. Weit genug weg von Dublin. Und weit genug weg von Marney, hoffe ich jedenfalls. Als wir unten ankommen, regnet es schon wieder. Dieser Regen ist so typisch für diese Stadt. Dennoch lebe ich gerne hier. Es ist nicht wie Irland, aber dennoch ein wenig Heimat, die mir sehr fehlt. Vor allem meine Familie.

Wir laufen zügig zur nächsten U Bahn Station. Keine Ahnung wo diese Frau wohnt.

„Ist es noch weit?“, will ich wissen.

„Wir treffen sie an der Piccadilly Circus Station.“

Dann schweigt Love und zerrt mich hinter sich her. Wir springen in den letzten Wagon. Mit einem lauten Quietschen setzt die Bahn sich in Bewegung. Bald erreichen wir unser Ziel. Gerade als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, rieche ich den unvergleichlichen Duft der Löwen.

River Allister

5

Hope

„Also, was ist passiert? Wo sind die anderen?“, frage ich Tyler, der mir gegenüber sitzt. Inzwischen habe ich meinen Mantel abgelegt und mein Gepäck hat es immerhin schon bis in den Flur geschafft.

„Wir wohnten zu viert hier. Lindy, ihr Bruder Zack und Amanda. Amanda und ich waren ein Paar. Schon ziemlich lange. Eigentlich wollten wir nach dem Studium heiraten. Wir hatten Pläne. Viele. Doch dann verschwand sie. Einfach so. Ohne Brief, ohne ihre Sachen. Wir haben es nicht verstanden. Ich denke sie hatte einfach Angst, sich schon so früh an mich zu binden. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hörten wir nie wieder etwas von ihr. Ihre Verwandten holten ihre Sachen ab. Sie glauben, dass sie eines Tages bei ihnen auftauchen wird. Ihr Zimmer war nun leer. Deshalb hat Zack, seiner Familie gehört dieses Haus hier, ein Inserat geschaltet. Dann habt ihr beide sicher telefoniert?“

„Ja, vermutlich. Und was passierte dann?“

„Vor vier Wochen verschwand Lindy. Sie ist Zacks Schwester. Sie war plötzlich weg. Einfach so. Sie kam aus ihrer Vorlesung nicht wieder. Zunächst dachten wir, sie wäre irgendwo versackt. Manchmal blieb sie einige Tage weg, kam aber immer wieder zurück. Diesmal nicht. Zack rief alle möglichen Leute an, mit denen seine Schwester zu tun hatte.

Doch niemand hatte sie gesehen. Wir zeigten Fotos von ihr herum und durchkämmten die halbe Stadt nach ihr. Nichts. Dann landeten wir in einer Kneipe am Ortsausgang. Unterhalb des Hügels wo das Black Castle steht.“

„Das habe ich gesehen als ich vorhin daran vorbei gefahren bin. Irgendwie ist es unheimlich. Aber wunderschön.“

„Niemand geht dorthin. Es wird viel schräges Zeug darüber geredet.“

„Hat mir der Taxifahrer auch erzählt. Wer ist der Typ, der dort lebt?“

„Keiner weiß etwas Genaues über ihn. Nur, dass er ab und zu einmal in die Stadt kommt. Das Schloss stand wohl lange leer. Vor einer Weile hat dieser Kerl es gekauft. Er soll so um die zwanzig und steinreich sein. Ray, ist sein Name. Er lebt allein dort oben. Ab und zu fährt ein Lieferant hin, um ihm seine Einkäufe zu bringen. Doch keiner von uns war je im schwarzen Schloss. Bitte halte dich fern von dort.“

„Okay. Das hat der Fahrer auch schon gesagt. Ich werde auf mich aufpassen.Versprochen. Was passierte dann?“

„Wir blieben also in diesem Pub hängen. Die Gäste dort sahen sich Lindys Foto an. Einer von ihnen erkannte sie und meinte, dass sie mit einem jungen Kerl mitgegangen sei. Dieser Kerl kam aber niemandem bekannt vor. Jedenfalls nicht direkt.

Schließlich meinte jemand, es sei dieser Ray gewesen.“

„Der aus dem Schloss?“

„Genau. Er soll unheimlich gut aussehen. Er hat Geld wie Heu und er soll sehr charmant gewesen sein. Ich kenne ihn nicht, habe ihn noch nie gesehen. Der Wirt meinte, der Typ hätte Lindy zu seinem Wagen geführt. Ein sehr auffälliger roter Sportwagen. So einen, den sich von uns hier niemand leisten kann. Man spekulierte, ob er sie mit zu sich ins schwarze Schloss genommen haben könnte. Doch alle, die in der Nähe des Schlosses waren, haben bezeugt, dass Lindy nicht dort sei. Also hat sich ihr Bruder Zack auf die Suche nach ihr gemacht. Das war vor zwei Wochen. Auch er kam nicht wieder. Und nun bin nur noch ich übrig. Eigentlich wäre Amandas Zimmer für dich bestimmt gewesen. Doch nun, wo auch Lindy vermutlich nicht mehr zurück kommt, kannst du auch ihres haben. Komm mit. Ich zeige dir alles.“

„Das ist irgendwie gruselig. Vielleicht kommt sie doch zurück.“

„Ja, vielleicht. Zack hat sich noch nicht gemeldet. Ich weiß nur, dass er rauf zum Schloss wollte, um diesem Ray die Fresse zu polieren. Immerhin ist Lindy seine kleine Schwester. Zack und ich sind beste Freunde seit dem Kindergarten. Er würde mir alles sagen.“

„Vielleicht hat er sie ja auch schon längst gefunden.“

„Wir werden sehen.“

Tyler nimmt meine Reisetasche und steigt die Treppe zum Obergeschoss hinauf. Während ich ihm folge, muss ich an das schwarze Schloss denken. Und an Lindy und ihren Bruder. Ob beides wohl zusammen hängt? Ich weiß es nicht.

Wir halten vor einer weißen Tür an.

„Hier kannst du wohnen. 200 Mäuse im Monat und es gehört dir. Bad und Küche, sowie das Wohnzimmer teilen wir uns. Im Moment sind eh nur wir beide hier. Ich muss ein Inserat schalten, falls ...“

„Sie kommen sicher zurück.“

„Das hoffe ich. Ich lass dich dann mal allein. Bist sicher völlig fertig von der Reise.“

„Das stimmt. Ich danke dir. Bis später.“

„Ja, bis später.“

Tyler lässt mich in meinem neuen Zuhause allein. Ich habe nun