Frettchen - Michael Fehr - E-Book

Frettchen E-Book

Michael Fehr

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Beschreibung

Das Frettchen in der Kleintiersprechstunde Sie sind lebhaft, verspielt und neugierig - gerade deswegen sind Frettchen in der Heimtierhaltung so beliebt. Auf dem Behandlungstisch hingegen kann dies schnell zur Herausforderung werden. Dieses Buch rüstet Sie aus für die quirligsten aller Patienten. Umfangreiches Frettchenwissen, übersichtlich zusammengestellt und anschaulich bebildert: - Haltung, Ernährung und Verhalten: für eine kompetente Beratung, - Anatomie, Physiologie und Diagnostik: für einen routinierten Untersuchungsgang, - Ausführliche Beschreibung von Krankheiten, ihren Diagnosen und Therapien: für eine erfolgreiche Behandlung, - Narkose und Operationen: für mehr Expertise im OP. Das neue Standardwerk der Frettchenmedizin - unverzichtbar für Kleintierpraktiker und Frettchenhalter.

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Seitenzahl: 415

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Frettchen

Heimtier und Patient

Michael Fehr, Anja Ewringmann, Martina Warschau

143 Abbildungen

Vorwort

Jahrhundertelang wurden Frettchen als nützliche Jagdhelfer verwendet, später erkannte man die besonderen Einsatzbereiche dieser Tierart als Versuchstier. Seit mehr als 30 Jahren werden Frettchen auch zunehmend als Heimtier gehalten und mittlerweile in den verschiedensten Fell- und Farbvarianten gezüchtet.

Frettchen werden häufig in der tierärztlichen Praxis vorgestellt: im Erkrankungsfall, zur Prophylaxe (v.a. zur Impfung), bei Zuchtproblemen oder auch, um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden. Eine adäquate Behandlung der Tiere und Beratung der Besitzer ist nur möglich, wenn eine Kenntnis der tierartlichen Besonderheiten vorhanden ist.

Frettchen unterscheiden sich bereits in ihren Verhaltensweisen deutlich von anderen Kleinsäugern. Ihr Jagdtrieb auf alles, was sich bewegt, ist ungebrochen. Sie lassen sich nur eingeschränkt erziehen, werden auch nur bedingt stubenrein, sind extrem neugierig und untersuchen so jede Ecke der Wohnung. Die Unterschiede gegenüber anderen Tierarten beziehen sich jedoch nicht nur auf das Verhalten, sondern auch auf die Anatomie, die Physiologie sowie auf das Erkrankungsspektrum.

Zahlreiche Hinweise und Anfragen aus der Kollegenschaft nach einem aktuellen, sich mit Frettchen und deren Erkrankungen befassenden Fachbuch waren Anlass und Antrieb, sich dieser Aufgabe anzunehmen. Das Buch richtet sich primär an in der tierärztlichen Praxis tätige VeterinärmedizinerInnen. Es fasst den zugänglichen aktuellen Wissensstand mit den eigenen Erfahrungen zusammen. Eine Vielzahl an praxisrelevanten Abbildungen und die tabellarische Darstellung wichtiger Referenzwerte und Medikamente sollen dem Praktiker als rasch verfügbare Hilfestellung bei der Allgemeinuntersuchung, beim Erkennen von typischen Symptomen, der Diagnostik von Erkrankungen und der Wahl einer geeigneten Therapie dienen.

Auch interessierte Frettchenbesitzer erhalten in diesem Buch wichtige Informationen zur geeigneten Haltung und Ernährung ihrer Tiere. Zudem soll die verständliche Beschreibung von Symptomen und typischen Erkrankungen den Tierhaltern helfen, pathologische Veränderungen ihrer Frettchen frühzeitig wahrzunehmen, um diese rechtzeitig in der tierärztlichen Praxis vorstellen zu können.

Ein herzliches Dankeschön gilt dem Heimtierteam der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der TiHo Hannover, Dr. Nikola Pantchev, Peter Wenzel, Kay und Simone Succar und Birgit Köbernik für die Anfertigung bzw. Bereitstellung von Fotos sowie Ursula Warschau für ihr unermüdliches Korrekturlesen.

Mit Unterstützung des Enke Verlags wurde dieses Vorhaben realisiert, dabei gilt unser Dank insbesondere Frau Gesina Abraham für die professionelle und jederzeit hilfreiche Zusammenarbeit.

Hannover und Berlin 2014

Michael Fehr, Anja Ewringmann, Martina Warschau

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Teil I Das Frettchen als Heimtier

1 Einführung

1.1 Domestikation

2 Arten, Rassen und Farben

2.1 Häufige Zuchtformen

3 Haltung

3.1 Haltungsformen

3.1.1 Innenhaltung

3.1.2 Außenhaltung

3.1.3 Gesellschaft und Vergesellschaftung

3.1.4 Auslauf und Beschäftigung

3.1.5 Häufige Haltungsfehler

4 Ernährung

4.1 Allgemeines

4.2 Futtermittel

4.2.1 Einzelfuttermittel

4.2.2 Kommerzielle Mischfutter

4.3 Bedarfsangaben

4.3.1 Jungtiere

4.3.2 Bedarfsangaben erwachsener Frettchen

4.4 Trinkwasser

4.5 Grundregeln der Fütterung

4.6 Häufige Fütterungsfehler

5 Verhalten

5.1 Sozialverhalten

5.2 Aktivitäts- und Ruheverhalten

5.3 Spielverhalten

5.4 Aggressionsverhalten

5.5 Kommunikation

5.5.1 Geruch und Markierverhalten

5.5.2 Lautäußerungen

5.5.3 Körpersprache

6 Fortpflanzung

6.1 Einfluss der Tageslichtlänge

6.2 Weiblicher Geschlechtszyklus

6.3 Männliche Fortpflanzung

6.4 Paarung

6.5 Trächtigkeit

6.6 Geburt

6.6.1 Geburtsanzeichen

6.6.2 Geburtsvorgang

6.7 Säugephase und Entwicklung der Neonaten

6.7.1 Mutterlose Aufzucht

6.8 Fortpflanzungsdaten

7 Anatomie und Physiologie

7.1 Haare, Haut und Hautanhangsdrüsen

7.2 Skelett

7.3 Sinnesorgane

7.3.1 Augen

7.3.2 Gehör

7.3.3 Tastsinn

7.3.4 Geruchs- und Geschmackssinn

7.4 Muskulatur

7.5 Respirationssystem

7.6 Verdauungsorgane

7.6.1 Zähne und Maulhöhle

7.6.2 Speicheldrüsen

7.6.3 Ösophagus

7.6.4 Magen

7.6.5 Dünndarm

7.6.6 Dickdarm

7.6.7 Leber

7.6.8 Pankreas

7.6.9 Daten zur Verdauung

7.7 Herz-Kreislauf-System

7.8 Lymphatische Organe

7.9 Harnapparat

7.10 Geschlechtsorgane

7.10.1 Weiblicher Genitaltrakt

7.10.2 Männlicher Genitaltrakt

7.11 Endokrine Organe

7.11.1 Nebennieren

7.11.2 Schilddrüse und Nebenschilddrüse

7.12 Physiologische Daten

Teil II Diagnostik und Erkrankungen

8 Allgemeinuntersuchung

8.1 Transport

8.2 Handling

8.2.1 Fixationstechniken

8.2.2 Öffnen des Maules

8.2.3 Zwangsfütterung

8.3 Geschlechtsbestimmung

8.4 Altersbestimmung

8.5 Untersuchungsgang

8.5.1 Anamnese

8.5.2 Allgemeinuntersuchung

9 Spezielle Untersuchungsmethoden

9.1 Blutuntersuchung

9.1.1 Blutentnahme

9.1.2 Labordiagnostische Referenzbereiche

9.2 Kotuntersuchung

9.3 Harnuntersuchung

9.3.1 Harngewinnung

9.3.2 Harnuntersuchung

9.4 Bildgebende Verfahren

9.4.1 Röntgenuntersuchung

9.4.2 Ultraschalluntersuchung

9.4.3 Echokardiografie

9.4.4 Elektrokardiografie (EKG)

9.4.5 Endoskopie

9.4.6 CT und MRT

10 Applikation von Arzneimitteln

10.1 Injektionstechniken

10.1.1 Intravenöse Injektion

10.1.2 Intramuskuläre Injektion

10.1.3 Subkutane Injektion

10.1.4 Intraperitoneale Injektion

10.2 Orale Applikation

11 Differenzialdiagnosen/Leitsymptome

11.1 Alopezie

11.2 Anämie

11.3 Ataxie

11.4 Aufgetriebenes Abdomen

11.5 Dermatitis

11.6 Diarrhö

11.7 Dyspnoe

11.8 Erbrechen

11.9 Hämaturie

11.10 Hodenschwellung

11.11 Hypersalivation

11.12 Juckreiz

11.13 Krämpfe

11.14 Parese der Hinterhand

11.15 Spenomegalie

11.16 Vulvaschwellung

12 Erkrankungen

12.1 Traumata

12.1.1 Pneumothorax

12.1.2 Frakturen

12.2 Fütterungsbedingte Krankheiten

12.2.1 Adipositas

12.2.2 Mangelernährung

12.2.3 Trächtigkeitstoxikose

12.2.4 Zahnerkrankungen

12.2.5 Urolithiasis

12.2.6 Botulismus

12.3 Haltungsbedingte Krankheiten

12.3.1 Bissverletzungen

12.3.2 Adipositas

12.4 Umweltbedingte Erkrankungen

12.4.1 Hyperöstrogenismus der Fähe bei persistierender Ranz

12.5 Virale Infektionskrankheiten

12.5.1 Tollwut

12.5.2 Staupe

12.5.3 Influenza

12.5.4 Aleutenkrankheit

12.5.5 Epizootische katarrhalische Enteritis (ECE, „green slime disease“)

12.5.6 Systemisches granulomatös-entzündliches Syndrom (systemische Coronavirusinfektion)

12.5.7 Rotavirusinfektion

12.6 Bakterielle Infektionskrankheiten

12.6.1 Helicobacter mustelae

12.6.2 Colibazillose

12.6.3 Campylobacteriose

12.6.4 Salmonellose

12.6.5 Lawsonia-intracellularis-Infektion

12.6.6 Mykobakteriose

12.6.7 Botulismus

12.6.8 Infektionen mit Staphylokokken und Streptokokken

12.6.9 Bakteriell bedingte Pneumonie

12.6.10 Bakterielle Erkrankungen des Harn- und Geschlechtstrakts

12.7 Pilzinfektionen

12.7.1 Dermatophytose

12.7.2 Systemische Mykosen

12.8 Endoparasitosen

12.8.1 Kokzidiose

12.8.2 Kryptosporidien

12.8.3 Giardiasis

12.8.4 Toxoplasmose

12.8.5 Nematoden

12.8.6 Dirofilaria immitis (Herzwurmerkrankung)

12.8.7 Zestoden

12.9 Ektoparasitosen

12.9.1 Ohrräude

12.9.2 Flöhe

12.9.3 Sarkoptesräude

12.9.4 Myiasis

12.10 Hauterkrankungen

12.10.1 Infektionsbedingte Dermatitiden

12.10.2 Alopezie

12.10.3 Erkrankungen der Analbeutel

12.10.4 Pododermatitis

12.10.5 Hauttumoren

12.10.6 Seltene Hauterkrankungen

12.11 Augenerkrankungen

12.11.1 Angeborene Erkrankungen

12.11.2 Exophthalmus

12.11.3 Konjunktivitis

12.11.4 Ophthalmia neonatorum

12.11.5 Keratitis/Korneaulkus

12.11.6 Katarakt

12.11.7 Linsenluxationen

12.11.8 Glaukom

12.11.9 Uveitis

12.11.10 Erkrankungen der Retina

12.11.11 Tumoren des Auges

12.12 Ohrerkrankungen

12.12.1 Otitis externa

12.12.2 Otitis media

12.13 Erkrankungen der Muskulatur

12.13.1 Disseminierte, idiopathische Myofasciitis (DIM)/Myositis

12.13.2 Myasthenia gravis

12.13.3 Neoplasien der Muskulatur

12.14 Erkrankungen des Respirationstrakts

12.14.1 Bronchitis

12.14.2 Pneumonie

12.14.3 Neoplasien des Respirationstrakts

12.15 Herz-Kreislauf-Erkrankungen

12.15.1 Kreislaufschock

12.15.2 Hitzschlag

12.15.3 Herzerkrankungen

12.15.4 Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM)

12.15.5 Herzklappenerkrankungen

12.15.6 Seltenere Erkrankungen des Herzens

12.16 Erkrankungen der Maulhöhle und der Zähne

12.16.1 Zahnstein, Gingivitis und Parodontitis

12.16.2 Zahnfrakturen/Zahnabrieb

12.16.3 Hypodontie/Zahnverlust

12.16.4 Mukozele der Speicheldrüsen (syn. Sialozele, Speichelzyste)

12.16.5 Tumoren der Maulhöhle

12.17 Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

12.17.1 Megaösophagus

12.17.2 Gastrointestinale Fremdkörper, Fremdkörperileus

12.17.3 Gastritis und Magenulzera

12.17.4 Enteritis

12.17.5 Neoplastische Erkrankungen

12.17.6 Rektumprolaps

12.18 Lebererkrankungen

12.18.1 Hepatitis

12.18.2 Lipidose

12.18.3 Leber- und Gallengangzysten

12.18.4 Neoplastische Erkrankungen

12.19 Erkrankungen der Harnorgane

12.19.1 Urolithiasis

12.19.2 Nephrokalzinosen

12.19.3 Akutes Nierenversagen

12.19.4 Chronisches Nierenversagen

12.19.5 Zystitis

12.19.6 Hydronephrose

12.19.7 Nierenzysten

12.19.8 Neoplasien des Harntrakts

12.20 Erkrankungen der Geschlechtsorgane

12.20.1 Prostataerkrankungen

12.20.2 Neoplasien des männlichen Genitaltrakts

12.20.3 Vaginitis

12.20.4 Pyometra

12.20.5 Mastitis

12.20.6 Trächtigkeitstoxikose

12.20.7 Dystokie

12.20.8 Neoplasien des weiblichen Geschlechtstrakts

12.21 Endokrinologische Erkrankungen

12.21.1 Insulinom

12.21.2 Hyperöstrogenismus der Fähe bei persistierender Ranz

12.21.3 Nebennierenerkrankung

12.21.4 Diabetes mellitus

12.22 Neurologische Erkrankungen

12.22.1 Allgemeininfektionen mit Beteiligung des ZNS

12.22.2 Stoffwechselerkrankungen mit neurologischen Symptomen

12.22.3 Vergiftungen mit neurologischen Symptomen

12.22.4 Neoplasien des ZNS

12.22.5 Diskopathie

12.23 Neoplasien

12.24 Angeborene Erkrankungen

12.24.1 An Felllänge und -farbe gekoppelte Gendefekte

12.24.2 Herzerkrankungen

12.24.3 Augenerkrankungen

12.24.4 Nierenerkrankungen

12.24.5 Brachyzephalie

12.25 Zoonosen

12.26 Vergiftungen

12.26.1 Allgemeine Maßnahmen

12.26.2 Vergiftung durch Reinigungs- oder Waschmittel

12.26.3 Nikotinvergiftung

12.26.4 Vergiftung mit Schokolade

12.26.5 Pflanzenvergiftungen

12.26.6 Insektizidvergiftungen

12.26.7 Rodentizidvergiftungen

12.26.8 Arzneimittelvergiftungen

Teil III Narkose und OP

13 Analgesie, Narkose und Sedation

13.1 Physiologische Besonderheiten

13.2 Indikationen für Narkose oder Sedation

13.3 Narkosevorbereitung

13.3.1 Nahrungskarenz

13.3.2 Untersuchung auf Narkosefähigkeit

13.3.3 Prämedikation

13.4 Lokalanästhesie

13.4.1 Lumbosakrale Epiduralanästhesie

13.5 Injektionsnarkose

13.5.1 Sedativa und Narkotika

13.5.2 Medikamentendosierung

13.6 Inhalationsnarkose

13.6.1 Inhalationsanästhetika

13.6.2 Intubation

13.7 Narkoseüberwachung

13.7.1 Reflexe und Muskeltonus

13.7.2 Kreislaufparameter

13.7.3 Atemparameter

13.7.4 Körpertemperatur

13.8 Narkosezwischenfälle

13.9 Narkosestadien

13.10 Aufwachphase

13.11 Postoperative Analgesie

14 OP-Techniken

14.1 OP-Vorbereitung

14.1.1 Präoperative Maßnahmen

14.1.2 Postoperative Maßnahmen

14.2 Operationen

14.2.1 Laparotomie

14.2.2 Kastration männlich

14.2.3 Ovariohysterektomie

14.2.4 Kaiserschnitt

14.2.5 Insulinom-Operation

14.2.6 Adrenalektomie

14.2.7 Prostatazysten/Prostataabszess

14.2.8 Gastrointestinale Fremdkörper

14.2.9 Zystotomie

14.2.10 Analbeutelexstirpation

14.2.11 Splenektomie

14.2.12 Zahnoperationen

15 Euthanasie

15.1 Allgemeines

15.2 Durchführung

15.2.1 Sedation/Narkose

15.2.2 Euthanasie

15.2.3 Feststellung des Todes

Teil IV Anhang

16 Therapiegrundsätze

17 Medikamentenverzeichnis

18 Literaturverzeichnis

19 Abbildungsverzeichnis

20 Hinweis

Autorenvorstellung

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Das Frettchen als Heimtier

1  Einführung

2  Arten, Rassen und Farben

3  Haltung

4  Ernährung

5  Verhalten

6  Fortpflanzung

7  Anatomie und Physiologie

1 Einführung

Martina Warschau

1.1 Domestikation

Das Frettchen (lateinisch Mustela putorius furo) stammt vermutlich vom europäischen Iltis (syn. Waldiltis, Mustela putorius) ab, der in nahezu ganz Europa verbreitet ist (▶ Abb. 1.1). Ebenfalls als Vorfahre diskutiert wird der Steppeniltis (Mustela eversmanni), der in Osteuropa und Asien beheimatet ist. Abzugrenzen ist das amerikanische Schwarzfußfrettchen (Mustela nigripes). Es zählt ebenfalls zur Familie Mustelidae und ist eine Wildform, die in Nordamerika heimisch und stark gefährdet ist.

Abb. 1.1 Europäischer Iltis.

(Peter Wenzel, Frankenberg)

Die Domestikation des Frettchens begann wahrscheinlich bereits im 1. Jahrtausend v. Chr. im Mittelmeergebiet. Die Tiere werden in den Schriften der Griechen Aristophanes (446–368 v. Chr.) und Aristoteles (384–322 v. Chr.) erwähnt. Ca. 400 Jahre später wurden sie von den Römern vermutlich zur Jagd auf Kaninchen und andere kleine Säuger eingesetzt. Allerdings ist in frühen Werken oft nicht eindeutig übersetzt, ob wirklich das Frettchen oder ein ihm ähnliches Tier wie etwa ein Wiesel oder Marder gemeint ist.

In den ersten Jahrhunderten n. Chr. wurde das sogenannte Frettieren näher beschrieben. Die Frettchen wurden zu diesem Zweck gezüchtet und mit Maulkorb versehen in die Erdbauten geschickt, um die Kaninchen ihren Jägern entgegenzutreiben. Später wurde die Frettchenjagd dann mit der Beizjagd kombiniert.

Vermutlich fand parallel zur nordwärts verlaufenden Weiterverbreitung von Kaninchen als Nahrungsquelle für den Menschen, die Verbreitung der Frettchen statt. Etwa ab 1200 n. Chr. wurde auch in Deutschland, England und Asien von ihnen berichtet. Historische Berühmtheiten dieser Zeit, denen die Haltung bzw. Nutzung von Frettchen zugeschrieben wurde, sind beispielsweise der mongolische Eroberer Dschingis Khan und der deutsche König Friedrich II.

Im 19. Jahrhundert wurden die Tiere mit Schiffen nach Amerika gebracht, auf denen sie als Rattenfänger gehalten wurden. In der Rolle als Mäuse- oder Rattenfänger wurden sie schließlich durch die vermehrt als Heimtier gehaltene Katze abgelöst.

Neben der jagdlichen Nutzung und der Schädlingsbekämpfung wurden Frettchen in vielen Ländern zur Gewinnung ihres Pelzes (fitch) in Farmen gezüchtet. Dies ist insbesondere in nordeuropäischen Ländern auch heute noch der Fall.

Ein häufiges Einsatzgebiet des Frettchens war und ist seit vielen Jahrzehnten die biomedizinische Forschung. Es fungiert beispielsweise durch einen sehr ähnlichen Krankheitsverlauf als lange etabliertes Tiermodell in der Erforschung der humanen Influenza. Weitere aktuelle Forschungsgebiete sind die Physiologie, Toxikologie und Endokrinologie.

In den letzten Jahrzehnten ist die Beliebtheit des Frettchens als Heimtier kontinuierlich gestiegen. Die Tiere werden aufgrund ihrer quirligen, verspielten Art geschätzt. Frettchen können sehr zahm werden, haben sich aber dennoch, ähnlich der Katze, eine gewisse Wildheit bewahrt.

2 Arten, Rassen und Farben

Anja Ewringmann

2.1 Häufige Zuchtformen

Bei Frettchen existieren keine unterschiedlichen Rassen, sondern lediglich verschiedene Zuchtformen, die sich nach Länge und Beschaffenheit des Felles unterscheiden. Zudem existieren verschiedene Farbschläge.

Bezüglich der Felllänge werden Kurzhaar-, Halblanghaar- und Langhaar-Frettchen unterschieden. Die Langhaar-Frettchen besitzen keine Unterwolle, sondern nur das längere Deckhaar. Sowohl Kurzhaar- als auch Halblanghaar-Frettchen haben Unterwolle und Deckhaare, wobei die Deckhaare bei den Halblanghaar-Tieren länger ausgebildet sind.

Die verschiedenen Farbschläge unterscheiden sich bezüglich ihrer Fellfärbung sowie der Fellzeichnung:

Iltis hell/dunkel: Das Iltis-Frettchen ähnelt seinem Vorfahren, dem Europäischen Iltis, am meisten. Kopf, Hals, Rücken, Beine, Pfoten (Branten) und Schwanz sind schwarz-braun (▶ Abb. 2.1a). Zudem haben Iltis-Frettchen eine dunkle, gut abgesetzte Maske sowie einen dunklen Streifen am Bauch. An den Seiten und am Unterbauch ist das Fell deutlich heller und es scheint die weißlich-gelbe Unterwolle hervor. Die Nase muss einheitlich hell sein. Beim dunklen Iltis-Frettchen ist das gesamte Erscheinungsbild dunkler, sodass die Maske nicht mehr deutlich abgesetzt erscheint und auch der dunkle Bauchstrich nicht mehr sichtbar ist.

Albino: Albino-Frettchen haben ein einheitlich weißes bis leicht gelbliches Fell. Die Augen sind rot, die Nase muss rosa und ohne Flecken sein (▶ Abb. 2.1b).

Dark Eyed White/Blue Eyed White: Dark Eyed White (DEW) und Blue Eyed White (BEW) Frettchen haben die gleichen Merkmale wie Albinos, aber schwarze bzw. blaue Augen.

Silver: Silver-Frettchen besitzen eine helle (weiß bis cremefarben) Unterwolle und silbriges Deckhaar, das mit zunehmendem Alter oftmals immer heller wird. Die Augen sind schwarz oder burgunderfarben. Die Nase ist meist rosa, kann aber auch braun oder schwarz sein. Sie darf zudem gepunktet oder gefleckt sein.

Siam/Zimt: Siam- und Zimtfrettchen sind beige oder cremefarben. Wie beim Iltis-Frettchen sind auch hier Kopf, Hals, Rücken, Beine, Branten, Schwanz und Maske dunkler als Flanken und Bauch. Die Augen sind schwarz oder burgunderfarben, die Nase muss rosa sein (▶ Abb. 2.1c).

Chocolate/Dark Chocolate: Chocolate-Frettchen sind dunkel ohne Maske. Das Deckhaar ist zimt- oder schokofarben, die Unterwolle deutlich heller. Dark-Chocolate-Frettchen besitzen ein dunkleres, eher mokkafarbenes Deckhaar. Bei beiden Farbschlägen sind die Augen schwarz oder burgunderrot, die Nase soll einheitlich gefärbt und ohne Flecken sein.

Blackself: Blackself-Frettchen sind schwarz. Sie haben schwarze Deckhaare sowie eine schwarze oder dunkelgraue Unterwolle. Die Ohrränder sind hell abgesetzt und die Schnauze ist, von der Nase über die Maulwinkel bis zum Kinn, weiß gefärbt (Milchmäulchen). Die Nase ist schwarz und ohne Flecken.

Blacksolid: Die Blacksolid-Frettchen ähneln den Blackself, allerdings erstreckt sich die Weißfärbung des Felles an der Schnauze nur am Kinn von einem Maulwinkel zum anderen (▶ Abb. 2.1d).

Harlekin: Harlekin bezeichnet eine symmetrische Fellzeichnung unabhängig von der Fellfarbe. An der Kehle haben Harlekin-Frettchen einen weißen Kehlfleck (▶ Abb. 2.1e), zudem sollen die Tiere an den Vorderpfoten weiße „Schuhe“ oder „Strümpfe“ haben, die gleichhoch abgesetzt sind sowie weiß abgesetzte „Blinker“ an den Hinterbeinen. Eine weiße Schwanzspitze ist nicht erlaubt. Die Augen sind schwarz bis burgunderrot. Die Nase darf verschiedene Farben haben und auch gefleckt oder gepunktet sein.

Badger (Dachs): Dachs-Frettchen haben einen weißen Streifen auf dem Kopf. Weitere Merkmale sind ähnlich dem Harlekin: weißer Latz, weiße Socken und weiße Blinker. Die Fellfärbung kann variieren.

Panda: Panda-Frettchen sind überwiegend weiß mit ebenfalls weißer oder heller cremefarbener Unterwolle, besitzen aber einige dunkle Grannenhaare auf dem Rücken oder an den Seiten. Die Augen sind schwarz oder burgunderfarben. Die Nase ist einfarbig rosa, braun oder schwarz.

Pinto Panda: Kopf, Latz und Hals sind weiß. Die übrige Fellzeichnung entspricht dem Iltis-, Zimt- oder Siam-Frettchen. Die Augen sind schwarz bis burgunderrot, die Nase ist rosa.

Spotted: Spotted-Frettchen sind Schecken unterschiedlicher Fellfärbungen, wobei die Scheckung unterschiedlich stark ausgeprägt und unterschiedlich lokalisiert sein kann.

Sonderfarbe hell/dunkel: Frettchen mit hellem bzw. dunklem Erscheinungsbild, die sich keiner bestimmten Färbung zuordnen lassen. Die Fellzeichnung muss dennoch symmetrisch sein.

Abb. 2.1

Abb. 2.1a Iltis-Frettchen.

(Birgit Köbernik, Berlin)

Abb. 2.1b Albino-Frettchen.

(Dr. Anja Ewringmann, Berlin)

Abb. 2.1c Siam-Frettchen.

(Birgit Köbernik, Berlin)

Abb. 2.1d Blacksolid-Frettchen.

(Dr. Anja Ewringmann, Berlin)

Abb. 2.1e Harlekin-Frettchen.

(Simone Fiebig-Succar und Kay Succar, Berlin)

3 Haltung

Anja Ewringmann

3.1 Haltungsformen

Frettchen sind sehr beliebte Heimtiere, allerdings sind die quirligen Tiere hinsichtlich ihrer Haltungsanforderungen recht anspruchsvoll.

Frettchen sollten, da sie äußerst soziale Tiere sind, nicht alleine gehalten werden. Sie benötigen zudem ein ausreichend großes Platzangebot sowie genügend Auslauf und abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten.

3.1.1 Innenhaltung

Der überwiegende Teil der Heimtierfrettchen wird in der Wohnung gehalten. Hierbei überwiegen die Haltung in Käfigen oder Volieren mit beaufsichtigtem Freilauf sowie die Haltung in eigens für die Tiere eingerichteten Zimmern. Vereinzelt dürfen sich Frettchen jedoch auch dauerhaft frei in der Wohnung bewegen.

Beim Freilauf in der Wohnung ist generell zu beachten, dass viele Gefahren lauern können. Da Frettchen extrem agile Tiere sind, die aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer schlanken Körperform in jeden Winkel gelangen können und zudem noch gut klettern können, ist es äußerst schwierig, eine Wohnung tatsächlich frettchensicher zu gestalten. Als Gefahrenquellen müssen z.B. Giftpflanzen oder Stromkabel ausgeschaltet werden, die von den Tieren angefressen werden können. Arznei-, Wasch- oder Reinigungsmittel müssen verschlossen werden und auch Herdplatten, Backöfen oder Waschmaschinen stellen potenzielle Gefahren dar. Zudem haben Frettchen eine extrem hohe Affinität zu Gummi. Gegenstände aus diesem Material (z.B. Ohrstöpsel, Unterlagen, die als Gleitschutz für Teppiche dienen) werden gerne angefressen und verschluckt, woraus nicht selten ein ▶ Fremdkörperileus resultiert.

3.1.1.1 Käfighaltung

Für die Käfighaltung von Frettchen sollte eine Grundfläche von 2 m2/Tier nicht unterschritten werden. Selbst wenn diese Anforderung erfüllt ist, muss den bewegungsaktiven Tieren dennoch ausreichend zusätzlicher Freilauf gewährt werden.

Im Zoofachhandel erhältliche Frettchenkäfige sind ungeeignet, da sie viel zu klein sind, sodass Frettchenhalter in den meisten Fällen Eigenbauten herstellen. Gut geeignet sind hierfür insbesondere ausgediente Kleiderschränke. Diese sind von 3 Seiten geschlossen; an der Vorderseite können mit Vierkantdraht vergitterte Türen angebracht werden. Alternativ können große Vogelvolieren als Frettchenkäfig umfunktioniert werden.

Ein Frettchenkäfig sollte mit mehreren Etagen ausgestattet sein, die über Rampen oder Röhren miteinander verbunden sind (▶ Abb. 3.1). Besonders bewährt haben sich Röhren, die außerhalb des Käfigs entlanglaufen, um die Ebenen miteinander zu verbinden. Auf diese Weise wird kein Platz für Verbindungslöcher zwischen den Etagen verschwendet und ein Herunterfallen von Einrichtungsgegenständen kann verhindert werden.

Abb. 3.1 Frettchenvoliere.

(Simone Fiebig-Succar und Kay Succar, Berlin)

Jede Ebene sollte eine Höhe von etwa 50 cm aufweisen, damit sich die Tiere aufrichten können. Der Etagenboden sowie die bodennahen Seitenwände sollten verfliest oder mit stabilem PVC-Boden ausgelegt sein, um eine gute Reinigung zu ermöglichen.

Für jedes Frettchen sollte mindestens eine Schlafmöglichkeit zur Verfügung stehen. Hierzu eignen sich beispielsweise Holzhäuser, stabile Pappkartons oder Hängematten, die mit zusätzlichen kleinen Decken oder Tüchern versehen werden, damit sich die Tiere einkuscheln können (▶ Abb. 3.2).

Abb. 3.2 Schlafplätze.

(Birgit Köbernik, Berlin)

Abb. 3.2a

Abb. 3.2b

Der Käfig muss zudem mit einer ausreichenden Anzahl an Toiletten versehen werden. Hier können Katzenklos mit Katzenstreu verwendet werden.

Futter- und ▶ Wassernäpfe müssen aus stabilem und gut zu reinigendem Material (z.B. Ton, Keramik) bestehen. Sie sollten, falls die oberen Ebenen durch Einstieglöcher zu erreichen sind, in der untersten Käfigetage platziert werden, damit sie nicht herunterfallen können. Gut geeignet sind zudem Metallnäpfe, die mit Halterungen an der Gittertür befestigt werden können (Papageienbedarf). Um Streitigkeiten bei der Fütterung zu verhindern, hat es sich bewährt, pro Tier einen Futternapf zur Verfügung zu stellen.

3.1.1.2 Haltung im Frettchenzimmer

Die Haltung von Frettchen in eigenen Zimmern bietet den Tieren ein Optimum an Bewegung. Ein Frettchenzimmer sollte mit einem gut zu reinigenden Bodenbelag ausgestattet sein. Es sollte zudem hell sein, sich aber insbesondere in den Sommermonaten nicht zu stark erwärmen, da Frettchen ▶ Hitze nicht gut tolerieren.

In dem Zimmer sollte ein ▶ Käfig als Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Dieser wird wie oben beschrieben ausgestattet. Das übrige Zimmer kann beliebig als „Spielwiese“ gestaltet werden. Zum Klettern eignen sich beispielsweise Kratzbäume für Katzen oder selbstgebaute Klettergerüste aus Holz. Als Versteckmöglichkeiten dienen Röhren (z.B. flexible Drainageröhren aus dem Baumarkt, Durchmesser mindestens 20 cm), Holzhäuser oder Pappkartons.

3.1.2 Außenhaltung

Eine ganzjährige Haltung von Frettchen im Freien ist möglich. Voraussetzung ist jedoch, dass die Tiere mindestens zu zweit gehalten werden und sich in einem guten Gesundheitszustand befinden. Zudem sollten die Frettchen bereits im späten Frühjahr in ein Außengehege einziehen, damit sie sich an die klimatischen Bedingungen gewöhnen können.

Ein Außengehege muss eine ausreichend große Grundfläche besitzen, wobei pro Tier 3 m2 veranschlagt werden. Das Gehege/die Voliere sollte sich an einem Standort befinden, der vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Zumindest ein Teil des Geheges sollte überdacht sein, um ihn vor Regen und Schnee zu schützen. In diesem trockenen Bereich kann dann eine kombinierte Schlaf- und Futterhütte aufgestellt werden. Zu beachten ist weiterhin, dass das Gehege so gesichert sein muss, dass die Frettchen weder ausbrechen, noch andere Tiere hineingelangen können. Da Frettchen gerne buddeln, muss daher auch der Untergrund abgesichert werden.

Als Schutzhütte können doppelwandige Holzhäuser dienen, zwischen deren Holzschichten Styropor als Isolationsmaterial eingefügt wurde. Hierbei ist wichtig, dass das Isoliermaterial vollständig abgedeckt ist, damit es von den Frettchen nicht angefressen und verschluckt werden kann. Als „Nistmaterial“ für das Schlafhaus eignen sich v.a. Tücher und kleine Decken. Heu und Stroh neigen sehr leicht zur Schimmelbildung, wenn sie feucht werden.

Die Ausstattung eines Außengeheges kann prinzipiell so gestaltet werden wie die eines ▶ Frettchenzimmers, wobei als Klettermöglichkeiten auch große Wurzeln, dicke Äste oder Baumstämme verwendet werden können.

3.1.3 Gesellschaft und Vergesellschaftung

Merke

Frettchen sind, im Gegensatz zu ihrem Vorfahren, dem Europäischen Iltis, keine Einzelgänger, sondern sehr soziale und gesellige Tiere. Sie sollten daher nicht einzeln, sondern mindestens paarweise oder auch in Gruppen gehalten werden.

Zwar können der Mensch oder auch andere Haustiere – Frettchen sind oft gut an Hunde oder Katzen zu gewöhnen – als Spielpartner dienen, sie können jedoch auf Dauer keine Artgenossen mit frettcheneigenem Sozialverhalten ersetzen.

Bei der Neuanschaffung von Frettchen empfiehlt es sich, direkt mindestens 2 Tiere aufzunehmen. Am einfachsten ist hier die Anschaffung von Welpen, die dann in der Regel problemlos miteinander aufwachsen. Ist bereits ein einzelnes Frettchen vorhanden, das einen neuen Partner bekommen soll oder werden 2 halbwüchsige oder ausgewachsene Tiere aufgenommen, so muss eine beaufsichtigte Vergesellschaftung durchgeführt werden.

Für die Vergesellschaftung von Frettchen gibt es keine allgemeingültigen Regeln, die auf alle Tiere anwendbar sind. Der Verlauf und der Erfolg einer Vergesellschaftung sind individuell sehr unterschiedlich und hängen von den bisherigen Erfahrungen, dem Verhalten und dem Charakter der beteiligten Tiere ab. Prinzipiell gilt jedoch, dass eine Vergesellschaftung von Welpen und Jungtieren bis zu etwa 1 Jahr sowie von gut sozialisierten älteren Frettchen meist deutlich unkomplizierter ist als von älteren Frettchen, die bereits lange Zeit keinen Kontakt mehr zu Artgenossen hatten.

Eine Vergesellschaftung sollte immer möglichst auf neutralem Boden erfolgen, sodass keines der Tiere das Bedürfnis hat, sein Revier verteidigen zu müssen. Folgende Szenarien sind hierbei möglich:

Nach kurzem Beschnuppern fangen die Frettchen sofort an miteinander zu spielen. Dies ist insbesondere bei der Zusammenführung von Welpen, von einem Welpen mit einem Jungtier oder von 2 Jungtieren zu beobachten, sofern diese gut sozialisiert sind.

Nach erstem „Schnupperkontakt“ ignorieren sich die Tiere und gehen sich aus dem Weg. Hier kann es im Laufe der nächsten Wochen völlig unproblematisch zu einer dicken Freundschaft kommen. Es können jedoch auch Rangordnungskämpfe auftreten. Diese müssen sehr sorgfältig beobachtet werden, um zu entscheiden, ob die Tiere die Situation selbstständig klären oder ob eine Trennung erfolgen muss.

Nach erstem Kontakt geht ein Frettchen auf das andere los und lässt nicht von ihm ab oder rennt immer wieder hinter ihm her und greift es an. In einem solchen Fall sollten die Tiere zunächst getrennt und noch einmal ein erneuter Versuch am nächsten Tag unternommen werden. Zeigt sich das angreifende Frettchen weiterhin aggressiv, so sollte eine Vergesellschaftung mit einem anderen Tier oder einer Gruppe in Erwägung gezogen werden.

Bei Erstkontakt verhält sich eines der Tiere panisch, drückt sich schreiend in eine Ecke und kotet und uriniert vor Angst. Auch hier sollte zunächst wieder eine Trennung vorgenommen und später ein erneuter Versuch unternommen werden. Hält das panische Verhalten des einen Tieres an, muss die Vergesellschaftung mit einem anderen Partner überlegt werden.

Beide Frettchen gehen direkt aufeinander los. Hier sollte zunächst kurz abgewartet werden, was passiert. Oftmals kehrt nach kurzer Keilerei und lautem Geschrei schnell Ruhe ein und die Rangordnung ist geklärt. Sollten die Tiere nicht voneinander ablassen und sollte es sogar zu Verletzungen kommen, muss eine Trennung erfolgen. In einem solchen Fall muss gut abgewogen werden, ob ein weiterer Versuch der Vergesellschaftung sinnvoll erscheint.

Merke

Grundsätzlich gilt, dass es keine Frettchen gibt, die nicht vergesellschaftet werden können oder „lieber alleine“ sind.

Diese Aussagen werden gelegentlich von Besitzern getroffen, wenn eine Vergesellschaftung nicht unmittelbar funktioniert hat. Natürlich ist bei manchen Tieren eine Vergesellschaftung langwierig, insbesondere wenn ein Frettchen bereits lange Zeit alleine gelebt hat und schlecht sozialisiert ist. Bei solchen Tieren müssen eventuell auch verschiedene Partner „ausprobiert“ werden, bis der richtige gefunden wird. Hier hängt eine erfolgreiche Vergesellschaftung dann v.a. von der Bereitschaft und der Geduld des Besitzers ab.

3.1.4 Auslauf und Beschäftigung

Frettchen sind von Natur aus sehr agile und neugierige Tiere. Um ihrem großen Bewegungsdrang Rechnung zu tragen, muss ihnen ausreichend Auslauf ermöglicht werden. In einem ▶ Frettchenzimmer oder einem größeren Außengehege können die Tiere ihrem Bewegungsdrang bereits gut nachkommen. Bei ▶ Käfighaltung muss jedoch mehrfach täglich zusätzlicher Auslauf gewährt werden.

Frettchen können auch an der Leine zu Spaziergängen ausgeführt werden (▶ Abb. 3.3). Geschirre für Frettchen sind im Zoofachhandel erhältlich. An diese sollten die Tiere zunächst in der Wohnung gewöhnt werden.

Abb. 3.3 Frettchen an der Leine.

(Birgit Köbernik, Berlin)

Zur Beschäftigung des Frettchens eignen sich eine Vielzahl von Dingen, die entweder im Zoofachhandel erworben oder selber hergestellt werden können:

Zum Klettern eignen sich Kratzbäume für Katzen ebenso wie selbstgebaute Klettergerüste aus Holz. Zudem können geriffelte Drainageröhren aus Kunststoff (erhältlich im Baumarkt, Durchmesser mindestens 20 cm) als Klettermöglichkeit verwendet werden, z.B. um verschiedene Ebenen im Käfig miteinander zu verbinden.

Um den Tieren ein Buddeln zu ermöglichen, können große Wannen mit Sand oder Erde gefüllt werden, aber auch Pappkartons mit Papierschnipseln erfüllen diesen Zweck.

Zum Verstecken eignen sich Holzhäuser, Stofftunnel, Röhren oder Pappkartons.

Besonders beliebt als Spielzeug sind Gegenstände, die Geräusche machen. Als Beispiel sind hier „Klingelbälle“ oder „Quietschtiere“ für Hunde und Katzen zu nennen. Bei solchen Spielzeugen ist allerdings problematisch, dass sie oft aus zerbeißbarem Gummi bestehen und Anteile verschluckt werden können. Daher sollten die Tiere mit solchen Gegenständen nur unter strenger Aufsicht spielen oder es muss auf unbedenkliche Materialien ausgewichen werden. Spielzeuge können auch selbst hergestellt werden. So können z.B. alte Socken mit einem Glöckchen und knisterndem Papier (z.B. Backpapier) gefüllt werden. Damit Spielzeug nicht langweilig wird, sollte es nicht dauerhaft im Käfig oder Zimmer vorhanden sein, sondern von Zeit zu Zeit neu zur Verfügung gestellt werden, wodurch es immer wieder einen neuen Reiz für die Tiere bekommt.

3.1.5 Häufige Haltungsfehler

Die häufigsten Fehler in der Frettchenhaltung beziehen sich auf ungenügende Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie eine Einzelhaltung der Tiere.

Mangelnde Bewegung kann zu ▶ Adipositas führen, was nachfolgende Probleme wie ▶ Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ▶ Leberverfettung und degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparats auslösen kann. Sowohl Bewegungs- als auch Beschäftigungsmangel führen bei vielen Frettchen zu Verhaltensstörungen, v.a. zu Aggressivität.

Bei Einzelhaltung von Frettchen weisen die Tiere oft ein unzureichendes ▶ Sozialverhalten auf. Dies kommt umso mehr zum Tragen, je früher die Tiere vom Muttertier getrennt wurden und je länger die Tiere bereits ohne Kontakt zu Artgenossen gelebt haben. Probleme treten v.a. dann auf, wenn solche Frettchen vergesellschaftet werden sollen, da sie gegenüber Artgenossen oft mit Angst oder Aggressionen reagieren, sodass ▶ Vergesellschaftungen meist wesentlich länger dauern als bei ausreichend sozialisierten Tieren.

4 Ernährung

Michael Fehr

4.1 Allgemeines

Frettchen gehören wie die anderen Mitglieder der Familie der Mustelidae Iltis, Nerz, Otter und Wiesel zu den obligaten Fleischfressern. Frettchen stammen vermutlich vom Iltis ab, sie sollen aus albinotischen Iltis-Formen hervorgegangen sein. Deshalb orientieren sich die Fütterungsempfehlungen auch an dessen Ernährungsweise. Die Hauptnahrung Europäischer Iltisse besteht zu etwa 60 % aus Kleinsäugern (Nager, Insektenfresser, Kaninchen), zu 18 % aus anderen Wirbeltieren, zu 14 % aus Vögeln und zu 12 % aus Insekten. Daneben werden auch Früchte, Reptilien und Amphibien aufgenommen. Die Beutetiere werden meist durch Bisse in Nase und Kopf oder durch Nackenbisse getötet. Eier werden mit den Pfoten herumgerollt und mit den Zähnen bearbeitet, bis ein Sprung oder ein Loch in der Schale entstanden ist. Das Gehirn und blutgefüllte Organe wie Leber, Milz und Lunge werden zuerst gefressen, danach wird der Körper des Beutetiers zerlegt und das gesamte Tier verspeist.

Auch wenn sich die Erkenntnisse des Ernährungsbedarfs der Frettchen bisher überwiegend auf Erfahrungswerte von Züchtern und Haltern stützen und nur wenige wissenschaftliche Studien zur Fütterung vorliegen, so besteht doch übereinstimmend die Ansicht, dass eine proteinreiche, fettreiche, rohfaserarme Diät auf Fleischbasis notwendig ist, um eine optimale Gesundheit zu gewährleisten. Dies wird deutlich durch die festgestellte hohe Verdaulichkeit von Rohprotein von 90,2 % und Rohfett von 80,1 %.

Zahlreiche Hundefertigfutter enthalten Proteine auf Cerealienbasis, sodass deren Fütterung abgelehnt wird oder nur in Ausnahmefällen angeraten ist.

Merke

Qualitativ hochwertiges Katzenfertigfutter gilt als akzeptabel, zudem sind spezielle Frettchenfertigfutter erhältlich.

Frettchen weisen einen kurzen ▶ Darmtrakt auf, ein Blinddarm fehlt. Für die Passage der aufgenommenen Nahrung werden Zeitangaben von 3–4 Stunden angegeben. Der kurze Verdauungstrakt in Verbindung mit einem hohen Energiebedarf von etwa 300 kcal/kg KM täglich (ca. 500 kJ ME/kg KM0,75) unterstreicht die Bedeutung einer schmackhaften, qualitativ hochwertigen Nahrungszufuhr. Fütterung und Verdauung sind deshalb überwiegend auf die Zufuhr von leicht verdaulichem Fett und Eiweiß gerichtet. Das Fehlen einer funktionsfähigen Magen-/Darmflora ist Ursache der mangelnden Fähigkeit, komplexe Kohlenhydrate oder Rohfaser aufzuspalten. Als Proteinbedarf werden 30 % Rohprotein in der Trockensubstanz genannt.

4.2 Futtermittel

4.2.1 Einzelfuttermittel

Als wesentliche Einzelkomponenten des Futters gelten rohes oder gekochtes Puten-, Rind-, Pferde- oder Wildfleisch. Von der Schweinefleischfütterung wird aufgrund der Gefahr einer möglichen Übertragung von Infektionskrankheiten abgeraten. Die gelegentliche Gabe von Innereien, v.a. von Herz und Leber, erweitert das Nahrungsspektrum. Mineralstoffe und Vitaminpasten ergänzen die Nahrung. Auch Eier werden von Frettchen geliebt, sie können roh oder in gekochtem Zustand angeboten werden, allerdings empfiehlt es sich dann, die Eischale vorher zu entfernen.

Zahlreiche Frettchenliebhaber füttern auch Eintagsküken, Mäuse, Ratten, Hamster oder andere Nagetiere, die im gefrorenen Zustand in Zoofachgeschäften oder im Internethandel bestellt werden können. Auf diese Weise werden idealerweise die benötigten Futterbestandteile zugeführt.

4.2.1.1 BARF-Fütterung

Eine „Biologisch-Artgerechte-Roh-Fütterung“ (born-again-row-feeder, biologically appropriate raw food) wird auch für Frettchen, ähnlich wie sie für den Hund konzipiert wurde, von manchen Frettchenhaltern favorisiert. Dabei verweisen die Befürworter dieser Fütterungsmethode darauf, dass eine Ernährung mit Frischfleisch eine Darmflora unterstützt, die gegen eine Reihe von Infektionskrankheiten wie Salmonellose schützt. Andererseits muss beim BARFen das Risiko einer möglichen Übertragung von z.B. einer ▶ Salmonella-Infektion durch Fütterung von rohem Schweinefleisch und die Gefahren, die durch Verschlucken zu großer Knochenstücke auftreten könnten, bedacht werden.

Bei reiner Fleischfütterung (z.B. Herz) sollte stets zusätzlich ein Mineralfutterzusatz gegeben werden. Insbesondere wenn häufiger Leber verfüttert wird, ist auf den Vitamin-A-Gehalt vitaminisierter Mineralfutterzusatzmischungen zu achten, da besonders in diesen Fällen die Gefahr einer Hypervitaminose A entsteht.

4.2.2 Kommerzielle Mischfutter

Kommerziell erhältliche Mischfutter werden ähnlich wie bei anderen Kleintieren aus denselben Gründen auch bei Frettchen häufig gefüttert: Einerseits wird die Gabe von ganzen Futtertieren oder auch die Fleischfütterung aus grundsätzlichen oder hygienischen Gründen abgelehnt, andererseits erleichtern Fertigfuttermittel die bedarfsgerechte Ernährung und vereinfachen die Haltung von Heimsäugern.

Kommerziell erhältlich sind speziell für Frettchen hergestellte Trocken- oder Dosenfeuchtfuttermittel, daneben können auch für Katzen konzipierte Trocken- oder Dosenfuttermischungen angeboten werden. Der Frettchenhalter sollte stets die Inhaltsangaben des kommerziellen Mischfutters insbesondere im Hinblick auf die Proteinzusammensetzung und den Proteingehalt überprüfen. Die zugesetzten Mineralstoff- und Vitaminmischungen garantieren im Allgemeinen die bedarfsgerechte Versorgung.

Nerz-Fertigmischfutter wird aufgrund des häufig hohen Fischanteils v.a. von älteren Frettchen oft abgelehnt.

Cave

Auf keinen Fall sollte Hundefertigfutter an wachsende oder trächtige Frettchen gefüttert werden, da diese den Bedarf dieser Tiere nicht annähernd decken können.

Eine langdauernde Dosenfütterung wird auch für die Ausbildung von ▶ Zahnstein beim Frettchen verantwortlich gemacht.

4.3 Bedarfsangaben

4.3.1 Jungtiere

4.3.1.1 Frettchen, die zu früh von Muttertier und Wurfgeschwistern getrennt werden

Frettchen sollten frühestens im Alter von 8 Wochen von der Mutter und den Wurfgeschwistern getrennt werden, da erst dann die wichtige Prägephase abgeschlossen ist und die Tiere wichtige Verhaltensregeln für das Sozialverhalten erlernt haben. In diesem Alter ist auch der Zahnwechsel weitgehend abgeschlossen, die Fleisch- und Wasseraufnahme aus den Tränkesystemen ist dann erlernt. Werden Frettchen zu früh von Muttertier und Wurfgeschwistern getrennt oder verstirbt das Muttertier frühzeitig nach der Geburt, ist eine Handaufzucht die einzige Möglichkeit, das Leben der Jungfrettchen zu sichern. Dabei gilt grundsätzlich, dass die Überlebenschancen deutlich erhöht sind, wenn die Tiere bereits ein Alter erreicht haben, in dem die Augen geöffnet sind.

Als Aufzuchtnahrung können insbesondere für Katzen konzipierte Milchersatzprodukte, z.B. GIMPET Cat-Milk, Fa. Gimborn, Emmerich, KMR-Milch, Fa. Albrecht, oder CIMI-Lac Aufzuchtmilch R, Fa. Selectavet, Weyarn-Holzolling, eingesetzt werden. Im Notfall kann auch fettreiche Ziegenmilch oder Kuhmilch, die mit Sahne im Verhältnis 2:1 angereichert wurde, verabreicht werden. So soll der Fettgehalt von Frettchenmilch während der 4. Laktationswoche immerhin 20 % betragen. Als reiner Appetitanreger kann auch ein angewärmter Baby-Milchbrei erfolgreich sein.

Grundsätzlich sollte stets dieselbe Welpenersatzmilch verabreicht werden, um Verdauungsstörungen zu vermeiden. Handelt es sich um exsikkotische Welpen, dann kann auch zunächst ein mit Traubenzucker und Kochsalz je 1 Teelöffel versetzter schwarzer Tee (1 Teelöffel auf 1 l Wasser) eingegeben werden. In den ersten beiden Lebenswochen wird angeraten mindestens 10 x/Tag zu füttern, in der Nacht kann eine ca. 6-stündige Pause eingelegt werden. Die Fütterungsfrequenz kann danach im 2-Wochenabstand um 2 Mahlzeiten reduziert werden.

Nach der 2. Lebenswoche kann 1 x wöchentlich eine Mahlzeit durch eine 2:1-Mischung aus Wasser und pürierter Leber (durch ein Sieb streichen) ersetzt werden. Zusätzlich können fein zerkleinerte Mäuse, Küken etc. angeboten werden. Diese werden mittels Mixer zerteilt, dazu sollten zuvor das Fell, die Pfoten und der Schwanz entfernt werden. Zudem sollten ab demselben Alter auch haarlose Mäusebabies (Pinkies) angeboten werden. Diese können später durch leicht behaarte Mäuse (Fuzzies) (mit ca. 2–6 g KM) ersetzt werden. Die Futteraufnahme soll durch Zugabe warmen Wassers erleichtert werden. Wichtig ist auch, dass das Futter leicht erreichbar ist, deshalb werden flache, randlose Futterschalen favorisiert.

4.3.2 Bedarfsangaben erwachsener Frettchen

Exakte Untersuchungen zum Energie-, Protein- und Mineralstoffbedarf der Frettchen liegen nicht vor, allgemein wird darauf hingewiesen, dass sich dieser an dem anderer Fleischfresser orientiert. Daneben fließen Fütterungserfahrungen in der Iltis- und Nerzhaltung in die Bedarfsangaben ein. Grundsätzlich werden die Ad-libitum-Fütterung und der ungehinderte Zugang zu Wasser angeraten.

Frettchenfuttermischungen bzw. Premium-Katzenfuttermittel werden als Trocken- oder Nassfutter mit einem Fettgehalt von mindestens 15 % und einem Fleischproteingehalt von mindestens 30 % favorisiert. Der Kohlenhydratatanteil sollte weniger als 30 % betragen.

Bedarfsangaben für erwachsene Frettchen

Proteingehalt: mindestens 30 %

Kohlenhydratgehalt: maximal 30 %

Fettgehalt: mindestens 15 %

Energiebedarf: 200–300 kcal/kg KG

Es wird von einem Energiebedarf von 200–300 kcal/kg Körpergewicht täglich ausgegangen. Dies bedeutet, dass je nach Energiegehalt des Futters täglich 25–50 g Trockenfutter bzw. 100–200 g Feuchtfutter für Katzen täglich angeboten werden sollten. Das Körpergewicht und individuelle Präferenzen beeinflussen jedoch diese Mengenangabe.

In Phasen erhöhter Bedarfssituationen wie Trächtigkeit und Laktation wird auf die Notwendigkeit einer ausreichend großen, hochwertigen, schmackhaften Diät und die Zufuhr von Mineralstoffen, z.B. Kalzium, hingewiesen.

4.4 Trinkwasser

Frettchen sollte stets frisches Wasser ad libitum zur Verfügung stehen. Üblicherweise wird das Wasser über einen Napf, der möglichst aus Edelstahl oder Keramik bestehen sollte, angeboten. Nippeltränken, die auch für Nager konzipiert sind, werden ebenfalls von vielen Frettchen angenommen. Auf diese Weise wird verhindert, dass Wasser verspritzt und der Käfig und seine Ausstattung nass werden. Andererseits raten Frettchenhalter teilweise auch von Nippeltränken bei Frettchen, die eine Trockenfütterung erhalten, ab, da die üblichen Nippeltränkensysteme aufgrund zu dünner Auslassrohre nicht die nötigen Mengen an Wasser freigeben. Durch Umbau und Einsetzen von großlumigeren Auslassrohren kann dieser Nachteil kompensiert werden. Andere Frettchenliebhaber bewerten auch einen Kitty-Trinkbrunnen sehr positiv. Dieser für Katzen konzipierte, kommerziell erhältliche Brunnen erlaubt das Trinken von fließendem Wasser. Frettchen oder Marder, die in freier Natur leben, bevorzugen diese Form der Wasseraufnahme, indem sie Wassertropfen von Pflanzen oder aus Rinnsalen aufnehmen.

Wird die Wasseraufnahme verweigert, kann alternativ auch Kitten-Milch oder Joghurt angeboten werden, die von vielen Frettchen bevorzugt aufgenommen werden. Auch die Gabe von eingeweichtem Brot oder Trockenfutter kann der Flüssigkeitszufuhr dienen.

Zur Wasseraufnahmemenge werden für männliche Frettchen 39 (± 6) ml und für weibliche Frettchen 17 (± 2) ml täglich genannt, wenn Milch ad libitum zur Verfügung stand. Andererseits wird die Wasseraufnahme auch von der Zusammensetzung des Futters beeinflusst, sodass bei Gabe von Trockenfutter mit 75–100 ml täglich zu rechnen ist.

4.5 Grundregeln der Fütterung

Eine abwechslungsreiche Fütterung fördert das Wohlbefinden der Frettchen und trägt wesentlich zu deren Gesundheit bei. Frettchen prüfen im Allgemeinen neugierig alle neuen Futterangebote, auch wenn diese unangenehm schmecken, ungenießbar, giftig bzw. gesundheitsschädlich sind. Diese Neugierde muss also stets in der Wohnung und auch im Wohnungsumfeld bedacht werden, um mögliche Gefahren erkennen zu können.

Nicht gefressenes Futter muss täglich entfernt werden, um die Aufnahme verdorbener Futterbestandteile zu vermeiden. Dabei muss beachtet werden, dass Frettchen gern Futterdepots, u.a. im Schlafhäuschen, anlegen – auch dort ist deshalb eine Kontrolle durchzuführen. Insbesondere Beutetiere werden als Vorrat deponiert und dann nach und nach verzehrt.

Zu den Grundregeln gehört – mit Ausnahme der Nahrungsaufnahme von Jungtieren, die bei einer Ad-libitum-Fütterung 9–10 Mahlzeiten/Tag aufnehmen – die 2–3 x tägliche Fütterung zu unterschiedlichen Tageszeiten. Wenn die Fütterung nicht stets zur gleichen Uhrzeit erfolgt, entspricht dies eher dem natürlichen Nahrungsaufnahmerhythmus, der von der Erbeutung von Futtertieren oder dem Auffinden pflanzlicher Nahrungsquellen abhängt. ▶ Spieltrieb und Beutefangverhalten können miteinander verbunden werden, wenn Futter in beweglichen Behältnissen wie einem Karton, einer einseitg verschlossenen Pappröhre oder einem Katzenball versteckt wird. Dies gilt auch z.B. für Fische und Küken, die in einer mit Wasser befüllten Schale angeboten werden, aus der das Futter herausgeangelt werden muss.

Die Spiel- und Futteraktivtitäten nach längeren Schlafphasen erfordern einen hohen Energiebedarf.

4.6 Häufige Fütterungsfehler

Reine Fütterungsfehler basieren auf einer der Bedarfssituation nicht entsprechenden, mangelhaften Kohlenhydrat-, Protein- und Vitaminzufuhr, d.h. auf echten ▶ Defiziten in der Diät.

Mit der Nahrungsaufnahme und der Haltung zusammenhängende Fehler basieren auch auf dem Neugierverhalten der Frettchen und deren Vorliebe, zunächst alles Neue mit dem Maul zu untersuchen, auch zu bekauen und eventuell abzuschlucken. Frettchen sollten deshalb keine Möglichkeit haben, Essensreste, Süssigkeiten oder andere Dinge, die in der Wohnung vorhanden sind, aufzunehmen. Der Frettchenhalter muss die Frettchen beim Freilauf deshalb beobachten oder die Wohnung auf frei zugängliche Lebensmittel, spielanregende Gegenstände und unverschlossene Mülleimer überprüfen.

Nährstoffmangel bei erwachsenen Frettchen Mangelzustände entstehen in folgenden Situationen:

Bei Zufuhr von Protein auf rein pflanzlicher Basis steigt offensichtlich die ▶ Harnsteinbildung, weil durch den alkalischeren Urin (pH-Wert > 6,4) leicht Struvitkristalle entstehen können.

Ein Thiaminmangel (Hypovitaminose B1) entsteht durch eine fischreiche Diät mit Fischen, die einen hohen Thiaminasegehalt aufweisen. Die Entwicklung eines sekundären Thiaminmangels wird durch Fütterung von Fischarten wie Karpfen, Makrele und Hering begünstigt. Im ZNS können in der Folge Blutungen, Neuronenverluste und Nekrosen auftreten.

Ein Biotin-Mangel (Vitamin-H) kann nach frequenterer Verfütterung roher Eier auftreten. Er entsteht durch Avidin im Hühnereiweiß, dieses bindet Biotin und verhindert so den Abbau durch die Verdauungsenzyme.

Ein Vitamin-E-Mangel kann zur Steatose, ▶ Gelbfettkrankheit (Yellow fat disease), durch tägliche Aufnahme größerer Mengen von ranzigem Fischöl oder Pferdefett führen.

Eine Hypovitaminose A kommt selten vor, weil Frettchen im Gegensatz zur Katze eine Carotinase besitzen, die zur Vitamin-A-Bildung aus β-Carotin-haltigen pflanzlichen Futtermitteln notwendig ist. Die Carotinase kann in Kombination mit einer zu hohen Vitamin-A-Zufuhr von mehr als 1000 IE/Tag auch Ursache einer Hypervitaminose A sein.

Trächtige und laktierende Frettchen haben einen höheren Energie- und Proteinbedarf.

Nährstoffmangel bei Jungfrettchen Eine unzureichende Kalzium-, Phosphor- oder Vitamin-D-Versorgung bei gleichzeitig reiner Fleischfütterung kann bei Jungfrettchen im Alter von 3–4 Monaten zu einer Knochenerkrankung führen. Neben Auftreibungen an Rippen und Gelenken imponieren später die Verbiegungen der Knochen aufgrund einer Ossifikationsstörung, speziell auch eine Verkrümmung der Gliedmaßen. Eine Verformung des Brustkorbs kann im späteren Stadium Atembeschwerden hervorrufen, zudem können Entwicklungsstörungen an der Wirbelsäule auftreten. Jungfrettchen fallen als Kümmerer auf, das Fell ist dünn und glanzlos. Wenn nicht rechtzeitig behandelt wird, verenden die Jungtiere nach mehreren Wochen.

5 Verhalten

Anja Ewringmann

5.1 Sozialverhalten

Im Gegensatz zum Europäischen Iltis, der als Einzelgänger lebt, besitzen Frettchen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Dieses wird besonders intensiv im Alter von 4–10 Wochen geprägt. Daher ist es wünschenswert, dass Welpen mindestens 8 Wochen lang mit ihrer Mutter und den Geschwistern aufwachsen, um die „Frettchensprache“ und das arteigene (Sozial-)Verhalten zu erlernen. Während dieser ersten Lebenswochen sollte zudem ein regelmäßiges und liebevolles Handling erfolgen, um die Tiere an den Umgang mit dem Menschen zu gewöhnen.

Frettchen, die zu früh von Muttertier und Wurfgeschwistern getrennt werden und dann als Einzeltiere aufwachsen, weisen ein mangelndes Sozialverhalten auf und sind später deutlich schwieriger zu vergesellschaften. Fehlender menschlicher Umgang oder rüdes Handling in der Sozialisierungsphase sind oftmals für ein späteres erhöhtes Aggressionspotenzial gegenüber dem Menschen verantwortlich.

5.2 Aktivitäts- und Ruheverhalten

Üblicherweise verbringen Frettchen etwa 12–16 Stunden des Tages schlafend. Das Schlafbedürfnis steigt mit zunehmendem Alter. Schlaf- und Aktivitätsphasen wechseln sich ab, wobei sich der Rhythmus der domestizierten Frettchen den Lebensgewohnheiten des Besitzers anpasst.

Während der Schlafphasen sind Herz- und Atmungsfrequenz reduziert, die Muskulatur ist völlig entspannt. Insbesondere bei älteren Tieren bedarf es oft lauter Ansprache oder Berührungen, um sie zu wecken.

Meist haben Frettchen bevorzugte Schlafplätze (▶ Abb. 3.2), in denen sie sich zurückziehen, ebenso wie individuell bevorzugte Schlafpositionen (z.B. ausgestreckt auf dem Rücken, zusammengerollt).

Abweichungen bezüglich der Schlafgewohnheiten, z.B. deutlich verlängerte Schlafzeiten, veränderte Schlafplätze oder Schlafpositionen, können Anzeichen für Erkrankungen sein und sollten, wenn sie anamnestisch erwähnt werden, stets ernst genommen werden. Gleiches gilt, wenn schlafende Frettchen nur schwer geweckt werden können. Dies ist in vielen Fällen Symptom einer ▶ Herzerkrankung oder auch eines hypoglykämischen Zustands, z.B. beim ▶ Insulinom.

5.3 Spielverhalten

Eine Aufforderung zum Spielen erfolgt, besonders bei Welpen, oft dadurch, dass sie das Partnertier leicht kneifen und dann wegrennen.

Das Spielverhalten der Frettchen erscheint für den menschlichen Beobachter sehr rüde. Es ist gekennzeichnet durch wilde Verfolgungsjagden und Ringkämpfe (▶ Abb. 5.1). Die Tiere springen mit aufgekrümmtem Rücken aufeinander zu, schwenken den Kopf hin und her und reißen den Fang weit auf, sodass die Zähne entblößt werden. Sie zwicken sich auch gegenseitig, wobei oftmals aufgeregte Lautäußerungen zu vernehmen sind. Dieses Verhalten wird im englischen Sprachgebrauch als „dance of joy“ oder „weasel war dance“ bezeichnet.

Abb. 5.1 Spielverhalten.

(Birgit Köbernik, Berlin)

Bei einzeln gehaltenen Frettchen wird das Spielverhalten auch auf den Besitzer oder auf andere Haustiere übertragen.

Nach intensivem Spiel lassen sich Frettchen oft plötzlich flach auf den Boden fallen und verharren mit geöffneten Augen, nach hinten ausgestreckten Beinen und abgelegtem Kopf bewegungslos (▶ Abb. 5.2). Diese Ruhephasen dauern oft nur einige Sekunden oder wenige Minuten, bevor die Tiere wieder aufspringen und erneut mit ihrem Spiel beginnen. Bei älteren Frettchen sind solche Spielpausen häufiger und auch in längerer Ausprägung zu beobachten als bei Welpen und Jungtieren.

Abb. 5.2 Ruhephase beim Spiel.

(Simone Fiebig-Succar und Kay Succar, Berlin)

5.4 Aggressionsverhalten

Spiel- und Aggressionsverhalten sind, insbesondere bei sehr intensivem und wildem Spiel, oft nicht leicht voneinander zu trennen und können fließende Übergänge aufweisen. Vermehrte Aggression äußert sich v.a. in zunehmender Lautäußerung, vermehrtem Beißen (v.a. intensive Nackenbisse) und dem Aufstellen der Schwanzhaare (Flaschenbürsten-Schwanz).

Unabhängig vom Spielverhalten werden Aggressionen, aber auch Angst durch ähnliche Anzeichen sichtbar: Aufstellen der Schwanzhaare, steifer Gang (oft mit leicht aufgekrümmtem Rücken), Lautäußerungen.

Ein erhöhtes Aggressionspotenzial wird häufig bei unkastrierten Tieren während der Ranzzeit beobachtet, ebenso wie bei Fähen mit Jungtieren, sehr ängstlichen Frettchen oder bei Tieren mit Schmerzen.

5.5 Kommunikation

Frettchen kommunizieren über verschiedene Stimmäußerungen, ihre Körpersprache sowie Geruchsmarkierungen miteinander.

5.5.1 Geruch und Markierverhalten

Frettchen besitzen einen extrem gut ausgebildeten Geruchssinn und verbringen einen Großteil ihrer Wachphasen damit, herumzuschnüffeln. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten in neuen Umgebungen. Bei diesem intensiven Schnüffeln wird gelegentlich auch Staub eingeatmet, sodass die Tiere zu niesen beginnen.

Das Begrüßungsverhalten von Frettchen ist dem von Hunden ähnlich. Fremde Frettchen beschnüffeln zunächst die Analregion sowie den Nacken- und Schulterbereich des Artgenossen. Dort befinden sich Duftdrüsen, deren Sekret Informationen zur Identität des Tieres liefert. Dem Beschnüffeln können ein Nackenbiss sowie ein kurzes Kampfverhalten folgen, um die Rangordnung zu klären. Dies kann auch bei sehr unsicheren, ängstlichen und schlecht sozialisierten Frettchen beobachtet werden.

Ein Markierverhalten, bei dem Sekret aus den Analdrüsen entleert wird, oft begleitet durch den tröpfelnden Absatz von Urin, wird v.a. bei unkastrierten Rüden beobachtet.

5.5.2 Lautäußerungen

Frettchen sind normalerweise sehr stille Tiere, die nur ein relativ eingeschränktes Lauterepertoire von sich geben:

Zischende Laute signalisieren Angst oder Ungeduld und werden als Warngeräusche ausgestoßen.

Laute pfeifende oder zwitschernde Töne sind meist Ausdruck starker Aufregung oder Angst.

Hohe Schreie zeigen sich bei extremen Angst- oder auch Schmerzzuständen und können auch während Krampfanfällen beobachtet werden.

Winselnde oder stöhnende Geräusche sind stets ein Anzeichen von Schmerzen.

5.5.3 Körpersprache

Entspannte Frettchen sind in ihren Aktivitätsphasen in ständiger Bewegung, schnüffeln herum und spielen oder erkunden ihre Umgebung (▶ Abb. 5.3). Reize, z.B. unbekannte Gerüche oder Geräusche, können die Tiere in erhöhte Aufmerksamkeit oder Alarmbereitschaft versetzen, die sich durch eine erhöhte Körperspannung äußert. Das Frettchen steht aufrecht und völlig still mit weit geöffneten Augen.

Abb. 5.3 Erkundungsverhalten.

(Birgit Köbernik, Berlin)

Nervosität oder Ängstlichkeit machen sich meist durch hektische und abgehackte Bewegungen bemerkbar; ein Aufstellen der Schwanzhaare (Flaschenbürsten-Schwanz) signalisiert ein erhöhtes Aggressionspotenzial.

6 Fortpflanzung

Michael Fehr

6.1 Einfluss der Tageslichtlänge

Die über das Jahr stattfindenden Veränderungen im Hormonhaushalt der Frettchen hängen eng mit der Dauer der Fotoperiode zusammen. Bei zunehmender Tageslichtlänge und damit verbundenen sinkenden Melatoninspiegeln kommt es zum Anstieg der Sexualhormone und zur Steigerung der sexuellen Aktivität.

6.2 Weiblicher Geschlechtszyklus

Frettchenfähen haben einen saisonal polyöstrischen Zyklus. Außerhalb des Östrus ist die Vulva kaum erkennbar und zeigt sich lediglich als schmaler Spalt unterhalb des Anus (▶ Abb. 8.5). Zu Beginn des Jahres gelangen die Tiere in den etwa 2–3 Wochen andauernden Proöstrus, der bereits mit einer geringen Schwellung und Rosafärbung der Vulva einhergehen kann. Vaginalzytologisch sind in dieser Zyklusphase, ebenso wie im Östrus, insbesondere oberflächliche Superfizialzellen erkennbar.

Die Brunstsaison beginnt Ende März und zieht sich bis Anfang August hin. Bei einem Teil der Tiere machen sich während dieser Zeit ein geringeres Schlafbedürfnis, eine verminderte Futteraufnahme sowie eine verstärkte Reizbarkeit bemerkbar. Im Gegensatz dazu wurde ebenso von einer ausgeprägten Anhänglichkeit einiger Fähen berichtet.

Während der Ranz nimmt der Körpergeruch der weiblichen Frettchen zu und die Vulva schwillt durch den Anstieg an Östrogenen bis zur Kirschgröße an und ist gerötet und feucht (▶ Abb. 6.1). Das Fell von Schwanz und Hintergliedmaßen kann durch abfließende Sekrete verklebt sein. In den Ovarien bilden sich Follikel aus und es kommt zu einer Verdickung des Endometriums.

Abb. 6.1 Frettchen in der Ranz.

Merke

Etwa 7–10 Tage nach der maximalen Vulvaschwellung liegt die höchste Östrogenkonzentration im Blut vor. Die Chancen einer erfolgreichen Bedeckung sind zu diesem Zeitpunkt am besten. In der Vaginalzytologie ist die verstärkte Keratinisierung der Superfizialzellen erkennbar.

Nach der Kopulation kommt es bei der Fähe etwa nach 30–40 Stunden infolge der LH-Ausschüttung zu einer induzierten Ovulation. Die Oozysten bleiben etwa 30–36 Stunden befruchtungsfähig. Etwa 3–4 Tage später verringert sich mit sinkendem Hormonspiegel auch die Schwellung der Vulva und sie erreicht ca. 2–3 Wochen später wieder ihre ursprüngliche Größe. In der zytologischen Untersuchung eines vaginalen Abstrichs kann nach der Ovulation ein deutlicher Rückgang der oberflächlichen Superfizialzellen festgestellt werden.

Wurde die Fähe befruchtet, schließt sich an den Deckakt eine ▶ Trächtigkeit von 41–42 Tagen an. Der nächste Östrus setzt ca. 2 Wochen nach Absetzen der Jungtiere ein. Blieb die Empfängnis aus, gelangen die Tiere in eine Scheinträchtigkeit von gleicher Dauer. Der folgende Östrus findet etwa 8 Wochen später statt.

Cave

Kommt es während der Ranz nicht zum Deckakt, sind die Fähen durch die ausbleibende Ovulation stark gefährdet, in eine Dauerranz zu gelangen, die sich über die komplette Fortpflanzungsperiode hinziehen kann. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 50 % der weiblichen Tiere davon betroffen sind. Bereits eine 4-wöchige Ranz kann zu einem persistierenden, lebensbedrohlichen ▶ Hyperöstrogenismus führen.

6.3 Männliche Fortpflanzung

Frettchenrüden werden mit 4–10 Monaten geschlechtsreif. Die erste Fortpflanzungssaison beginnt im ersten Frühjahr nach der Geburt. Analog zu den Vorgängen bei den Fähen steigt auch bei den männlichen Frettchen die sexuelle Aktivität mit zunehmender Tageslänge an. Bereits ab Dezember ist eine verstärkte Spermiogenese vorhanden und morphologisch ist eine langsame Vergrößerung der Hoden erkennbar. Diese korreliert eng mit einer erhöhten Konzentration des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Der Eigengeruch der Tiere, insbesondere des Urins, und das Markierverhalten nehmen während der Fortpflanzungsperiode zu.

Während intakte Rüden außerhalb der Fortpflanzungsperiode meist problemlos in Gruppen gehalten werden können, ist dies bei gesteigertem Sexualtrieb aufgrund eines erhöhten Aggressionspotenzials deutlich schwieriger.

6.4 Paarung

Der Akt der Paarung ist bei Frettchen sehr ungestüm und wird von lauten Schreien der Fähe begleitet. Der Rüde verbeißt sich in den Nacken des Weibchens und schleift sie mit sich. Das sich zunächst noch wehrende weibliche Tier wird durch Umschlingen des Brustkorbs mit beiden Vorderpfoten fixiert. Sofern es paarungsbereit ist, kommt es zur kompletten Erschlaffung des Körpers, sodass dem Rüden die Penetration des Penis gelingt. Zwischen bis zu 3 Minuten andauernden Phasen, in denen der Rüde das Becken stossartig bewegt, liegen immer wieder Pausen, in denen die Fähe das Männchen duldet oder sich spielerisch windet. Die Dauer des gesamten Deckakts liegt zwischen 15 Minuten und 3 Stunden (∅ 1 Stunde). Ausgelöst durch den Druck auf die Zervix erfolgt bei der Fähe ca. 30–40 Stunden nach der Kopulation die induzierte Ovulation.

6.5 Trächtigkeit

Merke

Die Trächtigkeit dauert bei Frettchen durchschnittlich 41–42 Tage.

Erstgebärende Fähen werfen meist etwas früher (41. Tag). Bei kleinen Würfen von 1–2 Welpen kann es dagegen zu einer Übertragung kommen. Sind auch nach dem 43. Trächtigkeitstag keine Anzeichen für eine Geburt erkennbar, kommt es ohne tierärztliches Eingreifen meist zum Absterben der Welpen.

Während der Untersuchung des Abdomens können die Feten beim Frettchen ab der 2. – 3. Woche als etwa walnussgroße Umfangsvermehrungen palpiert werden. Sonografisch ist die Bestätigung der Trächtigkeit bereits 12 Tage nach der Befruchtung möglich.

Auch das Verhalten der Fähen kann auf eine erfolgreiche Bedeckung hindeuten. Trächtige Tiere werden ruhiger, schlafen mehr und fressen häufig weniger. Es ist sinnvoll, den Frettchen eine kleine Box oder ein Körbchen mit weichem Untergrund (z.B. Decken) zur Verfügung zu stellen. Die Fähe sollte bequem hinein und heraussteigen können, für Welpen sollte die Box aber zunächst eine Begrenzung zur Umgebung darstellen. Da es in der Literatur Berichte über Komplikationen bei und nach der Geburt (beispielsweise eine unzureichende Laktation) gibt, die in Zusammenhang mit einer zu warmen Umgebung während des Geburtsvorgangs gebracht wurden, sollte die Box zum Zeitpunkt der Geburt nur mit leichten, nicht zu stark wärmenden Materialen ausgestattet sein.

Es ist wichtig, die tragenden Weibchen regelmäßig und vorsichtig zu handeln, da nur so auch ein problemloses Aufnehmen und Untersuchen der Jungtiere von der Fähe geduldet wird. Etwa 2–3 Wochen vor der Geburt wird die Fähe in eine ruhige Umgebung verbracht und bei Bedarf vorübergehend von den anderen Frettchen isoliert, um die Nervosität und damit das Risiko eines Kronismus so gering wie möglich zu halten.

6.6 Geburt

6.6.1 Geburtsanzeichen

Etwa 1½ Wochen vor der Geburt kann bei der Fähe ein deutlicher Haarverlust auftreten, insbesondere ringförmig im Bereich um die Zitzen. Ein sicheres Anzeichen für einen nahenden Geburtstermin ist außerdem das Anschwellen des Gesäuges in der letzten Woche der Trächtigkeit.

6.6.2 Geburtsvorgang

Die Geburt dauert bei Frettchen in der Regel 2–3 Stunden. Die Neonaten werden in der Regel einzeln und in regelmäßigen Abständen geboren.

Die Fähe kümmert sich meist erst um die Welpen, sobald alle Jungtiere (im Durchschnitt 8 Welpen) geboren sind. Sollte die Geburt länger dauern, muss vorsichtig kontrolliert werden, ob die bereits geborenen Neonaten eine ausreichende Körpertemperatur haben, da manche Fähen ausgekühlte Welpen verstoßen. Die Nabelschnur wird vom Muttertier zerbissen und die Plazenta gefressen. Durch Belecken des Felles der Neonaten werden diese getrocknet und gesäubert. Bei sehr schnell aufeinanderfolgenden Geburten kann es vorkommen, dass die Fähe die Nabelschnüre nicht schnell genug durchtrennen kann und sich diese ineinander verschlingen. Nach der Geburt aller Welpen muss die Fähe dann ggf. unterstützt und die Nabelschnüre müssen entwirrt und durchtrennt werden.

In den meisten Fällen finden die Geburten jedoch ohne Komplikationen statt und ein Eingreifen durch den Menschen ist nicht nötig. Ganz im Gegenteil ist bei physiologischem Geburtsverlauf darauf zu achten, der Fähe und den Welpen in den ersten Tagen nach der Geburt sehr viel Ruhe zu gönnen, um einem Kronismus oder einem Verstoßen der Welpen vorzubeugen.

6.7 Säugephase und Entwicklung der Neonaten

Frettchenwelpen sind Nesthocker. Sie sind zunächst haarlos, blind und taub. Innerhalb der ersten 2 Lebenswochen sind die Jungtiere noch nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur zu stabilisieren und sollten daher in einer warmen Umgebung gehalten werden. Gesunde Welpen liegen immer nahe bei der Mutter, wo sie trinken und schlafen.

Die etwa 6–8 Wochen andauernde Säugephase (▶ Tab. 6.1) beginnt, sobald alle Welpen auf der Welt sind, mit der ersten Aufnahme des Kolostrums. Zur Ernährung stehen 8 Zitzen zur Verfügung. Die Jungtiere sollten ihr Geburtsgewicht in 5 Tagen etwa verdoppelt und in 10 Tagen verdreifacht haben. Innerhalb der 1. Woche liegen die Zunahmen bei ca. 2,5–3 g/Tag. In den kommenden Wochen sollten die Tageszunahmen dann bei 4–6 g liegen. Im Alter von 3 Wochen beginnen die Welpen vorsichtig die Umgebung zu erkunden und bereits etwas Feuchtfutter zu fressen. Die Augen öffnen sich meist zwischen dem 30. und 35. Tag. Mit dem Durchbruch der ersten Zähne 3–4 Wochen nach der Geburt erhöht sich auch die Verletzungsgefahr des Gesäuges. In dieser Zeit ist das Auftreten von ▶ Mastitiden nicht selten.

6.7.1 Mutterlose Aufzucht

In einigen Fällen produzieren Fähen mit kleinen Würfen oder infolge von Stress auch nach einem komplikationslosen Geburtsverlauf eine nicht ausreichende Milchmenge. Um dem Weibchen ausreichend Ruhe zu gönnen, sollte der Rüde erst nach der Säugeperiode wieder mit der Fähe und den Welpen zusammentreffen. Bei ▶ Mastitiden muss das Säugen zugunsten der Gesundheit des Muttertiers möglicherweise unterbrochen werden und die Tiere müssen alternativ aufgezogen werden. Näheres dazu findet sich im Kapitel ▶ Frettchen, die zu früh von Muttertier und Wurfgeschwistern getrennt werden. Ein sehr schlechtes Allgemeinbefinden oder Versterben der Fähe infolge der Geburt oder einer Erkrankung, erfordert ebenfalls die Aufzucht von Hand oder durch ein Ammentier.

Prinzipiell ist die mutterlose Aufzucht von Frettchenwelpen extrem schwierig. Bessere Erfolgsaussichten sind bei der Verwendung eines Ammentiers gegeben, das jedoch in vielen Fällen nicht zur Verfügung steht. Von dieser Möglichkeit sollte bei ursächlich vorhandenen Mastitiden außerdem abgesehen werden, da die Keime durch die Welpen auf das Ammentier übertragen werden und somit die Gefahr einer Weiterleitung der Erkrankung besteht.

Die Welpen müssen zunächst gewärmt werden und erhalten noch vor der ersten Fütterung und, abhängig vom Hydratationsgrad, in den ersten Tagen warme Glukoselösung (2,5 %) subkutan oder intraperitoneal. Bei Verwendung eines Milchaustauschers anstelle von Frettchenmilch sind die Überlebenschancen für die Neonaten verschwindend gering. Von essenzieller Bedeutung ist hier, dass die Welpen zumindest vor Beginn der Handfütterung das Kolostrum aufnehmen können. Die Milch von Frettchenfähen ist, ähnlich der von Hunden, mit 8 % (und nach 3-wöchiger Laktation von bis zu 20 %) Fett deutlich gehaltvoller als beispielsweise die Milch von Kühen oder Katzen. Ist keine Frettchenmilch verfügbar, muss somit ein Milchaustauscher mit hohem Fettgehalt eingesetzt werden. Empfohlen werden beispielsweise Präparate für Katzenwelpen angereichert mit Sahne. Notfalls kann auch fettreiche Ziegen- oder Kuhmilch im Verhältnis 2:1 mit Sahne angereichert und verabreicht werden.