Frida - Friederike Steiner - E-Book

Frida E-Book

Friederike Steiner

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Beschreibung

Dieses Buch ist die wahre Lebensgeschichte der Mutter der Autorin. Es ist eine Hommage an diese starke Frau, die Anfang des vorigen Jahrhunderts in eine Welt hineingeboren wird, in der sie nur Armut, Entbehrung und schwere Arbeit kennenlernt. Dennoch schafft sie es, gemeinsam mit ihrem Mann ein erfülltes Leben für sich und ihre Familie zu erschaffen. Krieg, Not und Sorgen hält das Leben für sie bereit, doch meistert sie – wie so viele andere Frauen in dieser schweren Zeit – alle Schwierigkeiten und ihr Weg führt sie in eine bessere Zukunft.

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Seitenzahl: 52

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Über dieses Buch:

Dieses Buch ist die wahre Lebensgeschichte der Mutter der Autorin. Es ist eine Hommage an diese starke Frau, die Anfang des vorigen Jahrhunderts in eine Welt hineingeboren wird, in der sie nur Armut, Entbehrung und schwere Arbeit kennenlernt. Dennoch schafft sie es, gemeinsam mit ihrem Mann ein erfülltes Leben für sich und ihre Familie zu erschaffen. Krieg, Not und Sorgen hält das Leben für sie bereit, doch meistert sie – wie so viele andere Frauen in dieser schweren Zeit – alle Schwierigkeiten und ihr Weg führt sie in eine bessere Zukunft.

Über die Autorin:

Friederike Steiner wurde 1941 in Großpetersdorf im südlichen Burgenland geboren, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Danach lebte sie viele Jahre in Wien, zeitweise auch in Stockholm, London und Paris. Seit 1978 ist Kärnten ihr Lebensmittelpunkt. Beruflich war sie als Sekretärin und als Arzthelferin tätig. Sie hat zwei erwachsene Töchter und ein Enkelkind.

Bisher liegen von ihr die Romane „Windhauch“, „Lorenz und die Frauen“, „Die kleinen Geschichten meines Lebens“, „Loslassen – Zulassen“ und der Lyrikband „Ins Himmelsblau schauen“ vor.

Inhaltsverzeichnis

Weltfrauentag 1912.

Saisonarbeit Herbst 1935.

Hochzeitsreise?

Dann, nach dem Krieg.

Die Jahre vergehen.

Gute Zeiten kommen jetzt.

März 1981.

Weltfrauentag 1912.

Es ist der erste Weltfrauentag nach seiner Einführung im Jahre 1911. In dem kleinen Dörfchen Neusiedl bei Güssing im südlichen Burgenland, in dem Frida ein paar Wochen danach 1912 zur Welt kommt, weiß man nichts davon. Man kennt auch das Wort Emanzipation nicht. Auch nicht, was Gleichberechtigung heißen soll. Das wichtigste Wort ist überleben. Frida ist das sechste Kind, das ihre Mutter zur Welt bringt, später werden noch mehr kommen, im Ganzen sind es zehn; acht davon werden die Kindheit überleben. Das Haus, in dem sie wohnen, ist aus Lehm gestampft und das Dach ist mit Stroh gedeckt. Wenn im Sommer Gewitter die Nacht mit Blitz und Donner erfüllen, werden alle Kinder aufgeweckt, sie müssen sich anziehen und wach bleiben, sollte der Blitz einschlagen, müssten alle schnell aus dem Haus laufen können, denn das Strohdach würde brennen wie Zunder. Das Haus hat zwei Schlafzimmer und eine große Küche. In den wenigen Betten schlafen gleichzeitig mehrere Kinder, die anderen am Lehmboden auf Strohsäcken, gefüllt mit getrockneten, von Kukuruzkolben abgezogenen Häuten. An der Außenmauer im Hof ist noch ein schmaler, mit Holz eingefasster harter Lehmsockel, der von dem vorstehenden Strohdach gegen Regen geschützt wird, so dass man im Trockenen zu den anderen Teilen des Hauses kommt – zur Kammer, in der Milch und andere Lebensmittelvorräte aufbewahrt werden, da es keinen Keller gibt, zur Scheune, in der auch der Leiterwagen untergebracht ist, und zu den Ställen und zur Obstpresse.

Das Leben im Haus spielt sich in der Küche ab. Ein großer Herd, der mit Holz geheizt wird, ist die einzige Wärmequelle im Haus. Im angebauten Backofen wird das Brot gebacken. Für die Beleuchtung sorgt eine Petroleumlampe. Als Frühstück gibt es eine Mehlsuppe, die in einer großen Rein mitten auf den Tisch gestellt wird. Der Vater schneidet Bissen von einem Laib Brot ab und wirft sie in die Suppe, dann nimmt jeder seinen Löffel und isst aus der Rein. Auch sonst ist das Essen kärglich, viel Sterz, besonders Bohnensterz, Einbrennsuppe, Rahmsuppe mit so wenig Rahm, dass die Suppe gerade ein wenig weiß ist. Erdäpfel, Gemüse aus dem Garten, in Milch eingekochtes „Gerstel“ oder „Foafaln“ und Brot, das gibt es so gut wie immer. Fallweise gibt es auch Fleisch von den eigenen Tieren mit Erdäpfeln, das ist dann schon ein Sonntags- oder Festtagsessen.

Der Vater ist von Beruf Kleinrichter, ein Gemeindediener, diese Anstellung bringt nur ganz wenig Geld ein, es ist eher ein Hungerlohn. Die paar Äckerchen, die sie besitzen, bringen gerade genug Ertrag für zwei Kühe und höchstens zwei Schweine, die aber nie groß und fett werden, dazu reicht das Futter nicht. Hühner und Hasen sind noch da und einen großen Gemüsegarten gibt es, in dem am Rand immer Platz für Blumen ist. Ein ganz kleiner Weingarten ist auch vorhanden, von dem ein bisschen Uhudler gewonnen wird, etwa 100 bis 150 1 Wein. Mit dem Wein machen sie Buschenschank, um ein wenig Geld damit zu verdienen. Zum selber Trinken bleibt keiner übrig. Die Gäste sitzen dann in der Küche oder draußen im Hof, da stellt niemand Ansprüche.

Es ist harte Arbeit um das tägliche Brot. Alle müssen angreifen. Alle sind gleichberechtigt. Alle müssen ihren Teil der Arbeit verrichten. Denn sie sind so arm, dass sie nur überleben können, wenn sie alle fest zupacken. Es sind fünf Töchter und drei Söhne, die da heranwachsen, und die Mädchen müssen sich nicht erst emanzipieren, sie sind vom ersten Tag an gleichberechtigt. Und sie stellen ihre Frau. Sie lernen von der Mutter das Haushalten, das Nähen von Kleidern, das Wäschewaschen, Stricken und Stopfen. Im Garten arbeiten sie und auf dem Feld, im Stall und beim Ernten sind sie dabei. Der Vater und die Burschen machen die körperlich schwerere Arbeit, aber das gibt ihnen keine Vorrangstellung, denn sie begreifen von klein auf, dass ihr Leben ohne die Arbeit der Frauen gar nicht vorstellbar wäre.

Auch das Schule-Gehen ist nicht so einfach. An Erntetagen müssen alle auf dem Feld arbeiten. Im Winter aber, bei Kälte und Schnee, können nicht alle gleichzeitig in die Schule gehen, denn es gibt nicht für jeden ein Paar Schuhe. Ihre Benützung muss immer irgendwie verteilt werden, damit es alle hin und wieder in die Schule schaffen. Da sind die drei Buben oft sehr großzügig und überlassen die Schuhe den Mädchen. Frida geht gerne zur Schule, und sie lernt auch brav, sie lernt so viel, dass sie später fast fehlerfrei rechtschreiben kann, was bei dem Besuch einer nur achtklassigen Volksschule eine beachtliche Leistung ist. Auch in Rechnen ist sie überdurchschnittlich begabt. Das wird sich später noch zeigen, wenn dann die eigenen Kinder mit Rechnungen mit zwei Unbekannten, mit x und y, kämpfen. Sie nimmt einen Zettel und einen Bleistift, rechnet, rechnet, rechnet und sagt dann: „Ich weiß nicht, wie du das rechnen musst, aber hier ist das Ergebnis. Das kommt raus.“ Und sie irrt sich nie.