14,99 €
In seiner Autobiografie zeichnet Fritz Sdunek gemeinsam mit Björn Jensen, Sportredakteur des Hamburger Abendblatts, seinen ereignisreichen Lebensweg nach. In zwölf Runden beschreibt er seine Erlebnisse an den Boxringen dieser Welt, erzählt von seinen schlagkräftigen Schützlingen und gibt tiefe Einblicke in die Geschäftspraktiken im internationalen Profiboxen. So erzählt er etwa, wie er als Hausmeister seinen ersten Weltmeister formte, wie er mit Ralf Rocchigiani im Hinterzimmer einer Kneipe 27.000 Mark gewann, warum Dariusz Michalczewski seinen letzten Kampf verlor und wie es dazu kam, dass Sdunek nach einer Klitschko-Niederlage am Lügendetektor landete. Auch die Kämpfe, die Sdunek privat ausgetragen hat, und seine nicht immer unkomplizierte Familiengeschichte kommen zur Sprache. In elf ganz persönlichen 'Rundenpausen' lässt er seine Leser an seinem Insiderwissen teilhaben und verrät seine Tricks als Coach. Zahlreiche Wegbegleiter von Sdunek tragen mit Anekdoten dazu bei, dass ein vollständiges Bild entsteht: das eines Menschen, der im Laufe seiner Karriere dem sportlichen Erfolg vieles unterordnete und immer einmal mehr aufstand, als er hinfiel. Davon erzählt Sdunek so, wie er selbst ist - einfühlsam, offen und kritisch, auch sich selbst gegenüber.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 595
Fritz Sdunek
Der Gedanke, meinem Leben ein Ende zu setzen, kam plötzlich. Er überfiel mich wie ein Räuber, der im Schatten einer Straßenlaterne auf sein Opfer wartet und dann hinterrücks zuschlägt mit einer Wucht, die überrascht. Ich dachte nicht darüber nach, wie ich es tun wollte, so weit war ich noch nicht. Aber ich wusste, dass ich niemandem zumuten wollte, mich als Pflegefall durchschleppen zu müssen. Und mir nicht, unnötig zu leiden. Ich wollte keinen schleichenden, quälend langsamen Verfall, und so erschien mir der Freitod als die beste Lösung.
Wenige Wochen zuvor war ich im Krankenhaus im Hamburger Stadtteil St. Georg operiert worden. Aus meiner Unterlippe war ein Basaliom entfernt worden, der sogenannte weiße Hautkrebs. Zweimal war ich bis zu dem Zeitpunkt im Krankenhaus gewesen. Als Kind hatte man mir einen Leistenbruch geflickt, als Lehrling dann die Mandeln entfernt. Ich war zwar regelmäßig bei den Vorsorgeuntersuchungen gewesen, die Männer in meinem Alter wahrnehmen sollten. Doch ansonsten war ich keiner, der ständig zum Arzt rennt. Medikamente nahm ich nur, wenn es wirklich nicht anders ging. Und plötzlich hatte ich Krebs.
Dass dieses Basaliom überhaupt entdeckt wurde, verdanke ich einem Trainingsunfall. Ich hatte in der Lippe nie irgendetwas gespürt, als im Mai 2006 beim Pratzentraining mein russischer Schwergewichtler Denis Boytsov aus Versehen voll durchzog. Die Pratzen, eine Art Handschuh mit Trefferfläche aus Leder, die der Trainer dem Boxer als Ziel hinhält, sind dort, wo dessen Faust trifft, gut gepolstert. Auf der Rückseite, die dem Trainer zugewandt ist, schützt jedoch nur dünnes Leder die Hand. Von der Wucht des Schlags – und Denis hat enorme Wucht in seinen Schlägen – schleuderte mir meine eigene Hand ins Gesicht. Die Unterlippe platzte auf, es blutete, aber ich machte weiter. Kleine Platzwunde, dachte ich, kein Problem.
Diese kleine Platzwunde wollte jedoch ewig nicht heilen. Ich rieb sie mit Wundsalbe ein, aber sie half nicht. Einige Wochen später hätte ich hellhörig werden müssen. Bei einem Interview in Berlin mit dem Welt-Reporter Gunnar Meinhardt riet mir dessen Frau, eine ausgebildete Krankenschwester, ich solle die Wunde genauer untersuchen lassen, es sei sonderbar, dass sie nicht heile. Ich gab nichts darauf. Die Lippe wurde mal besser, dann wieder schlechter, heilen tat sie nicht. An Weihnachten 2006 verbrachten wir unseren Familienurlaub traditionell auf Gran Canaria, wo mich ein dort urlaubender Arzt auf meine Lippe ansprach. Er hätte mich damit schon mehrfach im Fernsehen gesehen und sei sich sicher, dass diese Wunde dringend untersucht werden müsse. Nun war ich doch aufgeschreckt.
In Hamburg suchte ich den Dermatologie-Experten Professor Hartwig Mensing auf, der eine Gewebeprobe entnahm, mir eine Salbe verschrieb und mir Mut machte.
Nach vier Wochen war die Wunde immer noch da, und Professor Mensing schnitt tiefer. Die Probe schickte er ins Krankenhaus St. Georg, aber noch immer sah er keinen Anlass zu gesteigerter Sorge. Ich versuchte ihm zu glauben. Im März 2007 reiste ich nach Stuttgart, wo mein Schwergewichtler Alexander Dimitrenko gegen den US-Amerikaner Danny Batchelder kämpfte, und als ich wiederkam, bat mich der Professor erneut zu einem Termin. Der Befund der Probe sei positiv, der Tumor in meiner Lippe bösartig, man müsse operieren.
Ich war benommen wie ein Boxer, der gerade ungedeckt einen Volltreffer ans Kinn bekommt. Ich fiel nicht um, aber in meinem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn. Man hat mich häufig gefragt, was ich in dem Moment gedacht habe, als ich die Diagnose bekommen habe. Komischerweise erinnere ich mich daran nicht mehr, vielleicht, weil der Mensch Schockerlebnisse verdrängt. Ich weiß nur, dass ich nach dem Gespräch zwar verwirrt war, aber mein Kämpferherz spürte. Ich hatte keine Angst vor der Operation und auch keine Angst um mein Leben.
Die kam erst nach der Operation, als ich im Krankenhaus lag. Ich bekam viel Besuch von meinen Sportlern, von meiner Familie und engen Freunden, alle haben mir Mut gemacht, aber in diesen Momenten wurde mir der Ernst der Lage klar. Das Schrecklichste war jedoch, dass genau in dieser Zeit mein Cousin Bernd Müsebeck, einst Goldmedaillengewinner im Schwergewicht bei der Spartakiade, an Krebs starb. Er litt sehr, magerte unglaublich ab, und auf seiner Beerdigung kamen die Leute alle zu mir und sagten: »Und du hast auch Krebs, das ist ja schlimm!« Ja, und in diesen Momenten war es wirklich schlimm, und plötzlich waren da diese Selbstmordgedanken. Ich hatte einige schlaflose Nächte, in denen ich mich schweißgebadet hin und her warf und darüber nachdachte, was aus meiner Familie werden sollte, aus meiner Ehefrau Carola, meiner Tochter Kati und den Enkelkindern Delia und Can. Ich habe zwar immer an das Gute geglaubt und versucht, optimistisch zu bleiben. Aber so ganz gelingt es einem dann doch nicht, wenn man nicht weiß, ob der Krebs noch im Körper steckt oder ob er besiegt ist.
Was mir half, war die Flucht in die Arbeit. Ich habe lediglich die vier Tage nach der Operation pausiert, ansonsten bin ich ins Gym gegangen und habe mein Pensum durchgezogen. Das war wichtig für mich, es war die Gewohnheit des Alltags, die mir den Kopf freipustete. Die Arbeit war für mich die beste Therapie. Die medizinische Therapie, die ich machen musste, die Bestrahlung, war dagegen Horror. Sechs Wochen lang musste ich von Montag bis Freitag zur Behandlung, insgesamt waren es 32 Sitzungen. Die Bestrahlung an sich dauert lediglich drei bis vier Minuten, aber die Begleiterscheinungen zermürbten mich. Ich war an der bestrahlten Gesichtshälfte verbrannt, wie bei einem schweren Sonnenbrand, Haut und Haare waren zerstört. Auch die Schleimhaut im Mundinneren war kaputt, ich hatte keinen Geschmackssinn mehr, allerdings auch keinen Appetit, sodass es nicht ganz so tragisch war, dass ein Steak genauso schmeckte wie ein Räucheraal. In der ersten Woche fand ich es noch nicht schlimm, da konnte ich morgens gut arbeiten, habe mittags geschlafen und fühlte mich erst nachmittags ausgelaugt. Aber von der zweiten Woche an war es schlimm, da war mir zur zweiten Trainingseinheit manchmal so schwindelig, dass ich das Sparring nur im Sitzen verfolgen konnte. Meine Jungs mussten die ganze Zeit auch im ebenerdigen Tiefring trainieren, weil ich Angst hatte, am Hochring von den Treppenstufen zu stürzen.
Im Rückblick muss ich sagen, dass mich der Krebs aus meinem inneren Gleichgewicht gebracht hat wie nie etwas davor oder danach. Meinen sechzigsten Geburtstag am 18. April 2007, den ich gern groß gefeiert hätte, verbrachte ich mit Carola in der Binz-Therme auf Rügen, ganz im Stillen. Es war ein richtiger Bruch, ein riesengroßer Schreck, der zum Glück wieder vorbei war, als die Nachuntersuchungen ergaben, dass das Basaliom nicht gestreut hatte und ich krebsfrei war. Das ist bis heute so, ich lasse das einmal im Jahr kontrollieren, muss aber keinerlei Medikamente nehmen. Es waren harte Tage im Frühjahr 2007, als sich der Krebs in meinen Körper geschlichen hatte, wie ein ungebetener Gast, der sich breitmacht im Haus des Nichtsahnenden und der nur unter Aufbietung aller Kräfte zum Rückzug zu bewegen ist. Immer unter der latenten Androhung, zurückzukehren und sich wieder einzunisten, bis es der Wirt ist, der geht. Gehen muss, für immer. Ich wusste, dass ich das nicht wollte. Aber für ein paar Augenblicke in diesem Frühjahr 2007 war ich bereit, den Kampf aufzugeben, den wichtigsten Kampf, den ich bislang erlebt habe. Den Kampf um mein Leben, das Leben, von dem ich in diesem Buch erzählen möchte.
KAPITEL 1
Ein Sommertag im Juli 2011, nur die tief fliegenden Schwalben künden vom Gewitter, das am folgenden Mittag über der Insel Usedom niedergehen wird. Fritz Sdunek sitzt auf der Terrasse seines Freundes Peter Noack im kleinen Fischerörtchen Loddin, und wahrscheinlich gibt es in diesem Moment nur wenige Orte auf der Welt, an denen man der Sonne schöner beim Untergehen zuschauen könnte als hier, mit Blick auf das Achterwasser, das heute fast so ruhig wirkt wie ein Waldsee bei Windstille. Sdunek liebt die Insel, sie ist für ihn der Inbegriff von Heimat, und Loddin ist sein Lieblingsplatz. Das Rauschen der Ostsee beruhigt ihn, er kann mit dem Geräusch im Ohr wunderbar einschlafen, und nirgendwo anders fühlt er sich derart mit sich im Reinen wie hier. Wer einen der bekanntesten und erfolgreichsten Boxtrainer der Welt kennen- und verstehen lernen will, der muss mit ihm nach Pommern reisen, dorthin, wo alles begann.
Peter Noack betreibt in Loddin seit 1990 das Restaurant »Waterblick«. Es ist ein Fischlokal gehobener Güte, die Speisen haben alle regionalen Charakter, im Erdgeschoss gibt es seit Kurzem einen Delikatessenhandel mit Produkten aus der Region. Im Obergeschoss steht ein Tisch mit Stühlen, in deren Rückenlehnen Messingschilder eingelassen sind. Auf diesen Schildern sind Namen von berühmten Persönlichkeiten eingraviert, die dort gesessen haben. Sdunek hat hier ebenso einen eigenen Stuhl wie die Klitschko-Brüder Wladimir und Vitali. Besondere Gäste bewirtet der Chef allerdings auf der Terrasse seines an das Restaurant angrenzenden Privathauses. Es gibt gekochten Aal, Salzkartoffeln mit Dillsauce und Gurkensalat, und obwohl die Portion locker zwei satt machen könnte, isst Sdunek auf, fachmännisch saugt er auch noch das letzte Stück des fetten Edelfischs von der Gräte. Man sieht ihm an, wie wohl er sich fühlt.
Noack und Sdunek haben sich in der Grundschule in Gützkow kennengelernt, einer Kleinstadt zwanzig Kilometer südöstlich von Greifswald. Sie waren zwar nie zusammen in einer Klasse, da Noack fünf Jahre jünger ist, aber sie mochten sich auf Anhieb. Nach der Schule verloren sie sich aus den Augen, aber ein paar Jahre nach der Wende kam Sdunek mit einigen seiner Profis während eines Trainingslagers zum Essen ins »Waterblick«, und seitdem kommt er immer, wenn er auf Usedom ist. Noack dagegen hat es trotz diverser Einladungen noch nie geschafft, seinen Freund zu besuchen, weder privat in Hamburg noch bei Boxkämpfen. »Zu viel zu tun«, sagt er, viele Worte braucht er nicht, um zu sagen, was er denkt, »aber wir telefonieren regelmäßig.«
Dass Sdunek mit seinen Sportlern gemeinsam essen geht und nicht, wie es andere Trainer tun, auf einen Extratisch besteht, hat Noack ihm immer hoch angerechnet. »Fritz ist ein normaler Mensch geblieben, so wie es sich für Arbeiter- und Bauernkinder wie uns gehört«, sagt er. Die Achtung seiner Sportler ihm gegenüber sei stets groß, »die fragen immer, ob sie noch dürfen, bevor sie sich Nachschlag geben lassen«, aber man spüre, dass die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler von gegenseitigem Respekt geprägt ist, und vor allem von Menschlichkeit. Im Sommer 2009 waren sie gemeinsam mit einer kleinen Trainingsgruppe mit Noacks Katamaran aufs Achterwasser hinausgefahren, stundenlang lagen sie vor Anker, aßen mitgebrachte Speisen und unterhielten sich. »Dort habe ich gespürt, was für ein enges Verhältnis Fritz zu seinen Jungs hat. Ich war sehr beeindruckt«, sagt Noack, und für einen wie ihn ist das fast schon eine Liebeserklärung, eine Hommage an einen Freund, der in vertrauter Umgebung die Gedanken an seine Kindheit lebendig werden lässt.
Mein Heimatort Lüssow liegt rund 25 Kilometer südöstlich von Greifswald. Dort bin ich am 18. April 1947 im Haus meiner Eltern zur Welt gekommen. Laut Auskunft meiner Mutter war es eine komplizierte Geburt, sie konnte danach keine weiteren Kinder mehr bekommen, sodass ich ein Einzelkind blieb. Eine Hebamme ist, wie es damals auf dem Land üblich war, zu uns nach Hause gekommen und hat mich auf die Welt geholt. Meine Mutter Helga war ein sehr ruhiger und besonnener Mensch. Sie war in Lettlands Hauptstadt Riga zur Welt gekommen und von dort während des Kriegs vertrieben worden. Ihre Eltern und ihre neun Geschwister sind im Westen gelandet, nur sie blieb in Pommern hängen. Sie kümmerte sich um die Hausarbeit auf unserem Bauernhof. Wir hatten eine ordentliche Viehwirtschaft mit Schweinen, Kühen, Pferden, Schafen, Hühnern und Tauben, da gab es eine Menge zu tun.
Meinen leiblichen Vater Heinrich Sdunek habe ich nie kennengelernt. Er starb am 12. Dezember meines Geburtsjahres im Alter von 37 Jahren an Lungentuberkulose. Aus Erzählungen weiß ich, dass er ein fleißiger, korrekter und hilfsbereiter Mensch war, der im Dorf sehr anerkannt gewesen ist. Er war Bürgermeister, hat die Schmiede geführt und zudem auch noch mit meiner Mutter unseren Hof bewirtschaftet. Er soll so viel gearbeitet haben, dass er zu geschwächt war, um der Krankheit widerstehen zu können. Als man ihm kurz vor seinem Tod wegen der Ansteckungsgefahr verbieten musste, mich auf den Arm zu nehmen und zu knuddeln, soll er geweint haben wie ein kleines Kind.
Seinen Platz hat sehr bald mein Stiefvater Arno Pinger eingenommen. Er hatte als Arbeiter auf dem Hof meiner Eltern geholfen, und nachdem mein leiblicher Vater gestorben war, kamen sich meine Mutter und er mit der Zeit immer näher, bis sie drei oder vier Jahre später schließlich heirateten. Ich war fünf Jahre alt, als ich erfuhr, dass Arno nicht mein leiblicher Vater war, aber es hat mir nichts ausgemacht, denn er war immer wie ein ganz normaler Vater für mich gewesen; mehr noch, er war ein großartiger Vater. Ich erinnere mich vor allem daran, dass er unglaubliche Kraft hatte. Er war ein Kerl wie ein Baum, 1,85 Meter groß und 120 Kilogramm schwer. Im Dorf gab es manchmal Wettbewerbe darum, wer einen Traktor anheben konnte, da war mein Vater immer vorn dabei. Wenn es auf Dorffesten eine Prügelei gab, und die gab es eigentlich bei fast jeder Gelegenheit, dann war er es, der geschlichtet hat. Wenn er dazwischengegangen ist, war immer sofort Ruhe. Er hat dann den Störenfried am Schlips hochgehoben, sodass der mit den Füßen in der Luft zappelte. Meine Freunde und ich haben das oft beobachtet, während wir auf den Bäumen rund um den Festplatz saßen, und ich habe meinen Vater dafür immer bewundert. Er war außerdem sehr sportlich, spielte oft und gern Fußball und hat mich in meinen eigenen sportlichen Ambitionen unterstützt. Aber dazu später mehr.
Ich war als Kind Hansdampf in allen Gassen. Geschwister hatte ich keine, aber es gab eine Menge Kinder in Lüssow, das damals rund fünfhundert Einwohner hatte, und die größeren Jungs haben mich richtig bemuttert. Sie wollten immer mit mir spielen und haben mich überallhin mitgeschleppt. Auch die Erwachsenen taten alles, um uns eine glückliche Kindheit zu ermöglichen, und als solche habe ich die ersten Jahre auch in Erinnerung. Wir hatten auf dem Dorf unheimlich viele Freiheiten, konnten völlig ungezwungen groß werden. Es gab ja kaum Verkehr auf den Straßen, sodass wir uns überall frei bewegen konnten. Ich weiß, dass wir sehr viel Fußball gespielt haben, vor allem aber waren wir eigentlich jede freie Minute an der frischen Luft. Als meine Mutter wollte, dass ich Blockflöte spielen lerne, haben wir es ein paar Monate später aufgegeben, denn mir fehlte schlicht die Geduld, um in meinem Zimmer zu hocken und Flöte zu üben, wenn es draußen doch so viel zu erleben gab.
Obwohl ich nur zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geboren bin, kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich unter Einschränkungen zu leiden gehabt hätte. Das Einzige, was knapp war, war Kleidung. Ich hatte viele selbst geschneiderte Sachen an, aber meine Mutter hat sich sehr bemüht, damit ich immer ordentlich angezogen war. Unser Hof lieferte uns ansonsten alles, was wir brauchten. Heizmaterial war immer ausreichend vorhanden, und an Essen mangelte es auch nie. Wir hatten ja eigenes Vieh, dazu baute meine Mutter Obst und Gemüse im Garten an. Sie war eine wunderbare Köchin, besonders geliebt habe ich ihre Kohlrouladen, die sind bis heute mein Leibgericht, aber auch die Kartoffelpuffer konnte ich essen, bis die Hose nicht mehr zu ging. Und wenn im Sommer die Obsternte begann, klauten wir Dorfjungs immer Früchte und Nüsse aus dem Schlossgarten. Es ging uns wirklich gut.
Ich war als Kind auch kaum krank. Ob ich die üblichen Kinderkrankheiten gehabt habe, weiß ich gar nicht mehr. Ich erinnere mich an einen Krankenhausaufenthalt, da war ich fünf Jahre alt und musste wegen eines Leistenbruchs operiert werden. Ungefähr zur selben Zeit habe ich mir bei einem Sturz mit dem Fahrrad den Arm gebrochen. Mir tat der Ellenbogen höllisch weh, doch mein Vater dachte, der sei nur ausgerenkt. Beim Einrenken hat er alles noch verschlimmert, aber ich habe natürlich trotzdem geglaubt, dass er recht hatte. Und so war ich deswegen nie im Krankenhaus. Die Mandeln wurden mir entfernt, als ich schon in der Lehre war, und in der Zeit hatte ich auch eine schwere Lungenentzündung, weil ich nass geschwitzt mit dem Fahrrad nach Hause gefahren war. Da hatte ich so hohes Fieber, dass ich sogar fantasiert habe. Das war es aber auch schon mit den Krankheitserlebnissen in meiner Jugendzeit.
Wegen der niemals endenden Arbeit in der Landwirtschaft war es uns nicht möglich, gemeinsam in Urlaub zu fahren. Aber an manchen Sonntagen, wenn die Arbeit ruhen konnte, ging es mit dem Auto an die Ostsee. Und als Schüler durfte ich auch in von der Schule organisierte Ferienlager an die Ostsee, auf den Darß oder nach Waren (Müritz) reisen. Das hat mir allerdings erst im Alter von zehn Jahren Spaß gemacht, davor hatte ich mit starkem Heimweh zu kämpfen. Als Achtjähriger war ich ins ungefähr sechs Kilometer entfernte Gützkow geschickt worden, um dort im Schwimmlager das Schwimmen zu lernen. Aber ich bin nach kurzer Zeit abgehauen, weil ich den Schlossturm meines Heimatdorfes nicht mehr sehen konnte, und das hat mir derart zugesetzt, dass ich es nicht aushalten konnte. Das Schwimmen hat mir mein Vater dann in der Peene beigebracht, die hinter den Lüssower Feldern vorbeifließt. Ich war damals, das muss ich zugeben, schon ein verwöhntes Muttersöhnchen.
Meine Mutter war der Mittelpunkt der Familie. Ihre Geschwister aus dem Westen kamen regelmäßig zu Besuch, und dann herrschte immer eine ausgelassene Stimmung. Ich durfte zu diesen Gelegenheiten Aal räuchern oder auch selbst Fisch angeln gehen. Ich habe vor allem Familienfeste sehr geliebt, weil ich es genossen habe, wenn alle zusammenkamen und gemeinsam aßen und tranken. Geburtstage wurden damals noch nicht so groß gefeiert wie heute, es gab meist Kaffee und Kuchen, und das war es dann. Dass Kinder zum Feiern eingeladen wurden, war die Ausnahme, aufwendige Partys mit Mottos, die ich von meinen Enkeln kenne, hatten wir nicht. Als Geschenke gab es Kleidung und Süßigkeiten, Spielzeug hat mich gar nicht so interessiert. Ich erinnere mich aber daran, dass ich einmal ein batteriebetriebenes Auto bekommen habe und ein anderes Mal eine Holzeisenbahn.
Am meisten liebte ich Weihnachten, das war als Kind mein Lieblingsfest. Diese friedliche, feierliche Stimmung hat mir immer ein wohliges Gefühl bereitet. Ein Verwandter, der gerade Zeit hatte, hat Weihnachtsmann gespielt, ich musste dann das Haus verlassen und durfte erst reinkommen, wenn alles hergerichtet war. An Heiligabend gab es anfangs Würstchen und Kartoffelsalat, später dann Karpfen auf mecklenburgische Art. Am Ersten Weihnachtstag gab es immer Geflügel. Diese Tradition habe ich bis heute beibehalten. Auch wenn wir seit 1996 Weihnachten in unserem Apartment auf Gran Canaria verbringen, weil es die einzige Zeit des Jahres ist, in der ich verlässlich Urlaub machen kann, ist das noch immer so. Wir gehen dort in ein deutsches Restaurant namens »Valentino«, wo es dann Ente und Rotkohl gibt. Das gehört einfach zu Weihnachten dazu.
Natürlich fand ich auch Ostern schön, besonders wegen des speziellen Festessens. Karfreitag gab es immer Fisch, und am Ostersonntag wurden Eier im Garten versteckt. Das machen wir heute für unsere Enkel auch, und es erinnert mich immer wieder an meine eigene Kindheit. In die Kirche gehe ich zu solchen Anlässen nicht, obwohl Weihnachten und Ostern kirchliche Feste sind. Meine Eltern waren beide keine religiösen Menschen. Ich bin zwar evangelisch getauft und musste auch den Religionsunterricht besuchen. Aber der Pfarrer hat mich einmal rausgeworfen, weil ich Trauben von seiner Hauswand gestohlen hatte. Seitdem gehe ich nur noch zu Hochzeiten oder Beerdigungen in die Kirche, oder ich besichtige Kirchen in anderen Städten, weil mich die Architektur fasziniert. Beten oder gar beichten tue ich jedoch nie. Ich hatte nie das Bedürfnis danach und auch nicht das Gefühl, dass es mir helfen könnte.
Meine Eltern waren für mich immer absolute Vorbilder, ihr Umgang miteinander hat mich sehr beeindruckt. Es gab nie böse Worte oder Streit zwischen ihnen, wenigstens nie, wenn ich dabei war. Auch wie sie mit anderen Menschen umgegangen sind, hat mich geprägt. Sie haben anderen intensiv zugehört und erst danach Entscheidungen getroffen, und ich denke, dass es besonders diese ruhige, pädagogische Art ist, die ich von ihnen geerbt habe. Ich hatte zu beiden ein sehr inniges Verhältnis. Meine Mutter, die ich »Mutti« nannte, hat immer versucht, uns auch kulturell fortzubilden, sie hat mir Geschichten vorgelesen. Sie hat meinen Vater mit ins Theater genommen, sie hat sogar Busse organisiert, damit die Lüssower die Chance hatten, in Greifswald ins Theater zu gehen. Ich bin als Junge gern mitgefahren und später sogar mal im Schultheater als König in Stöckelschuhen aufgetreten. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und Selbstvertrauen gebracht.
Ohne das Zutun meiner Mutter wäre ich sicherlich ein schlechterer Schüler gewesen. So war ich immerhin mittelmäßig, auch dank meiner Tante Hedwig, die in Lüssow den Konsum-Supermarkt betrieb und gute Noten immer mit einer kleinen Erfolgsprämie belohnte. Die ersten zwei Schuljahre verbrachte ich in der Dorfschule im Ortskern von Lüssow, und nachdem diese ins Schloss verlegt worden war, absolvierte ich dort weitere sechs Jahre. Am meisten Spaß hat mir immer der Sportunterricht gemacht. Leider fuhren auf dem Feld hinter der Schule oft die Traktoren, was mich ablenkte und in mancher Pause auch die Zeit vergessen ließ, sodass ich des Öfteren zu spät zum Unterricht zurückkehrte. Unsere Klassen waren mit Jungs und Mädels gemischt, und die Sitznachbarn wechselten so häufig, dass ich mich an keinen mehr erinnere. Ich habe auch kaum noch Kontakt zu Freunden aus dieser Zeit, weil ich beruflich so eingespannt bin.
Allerdings erinnere ich mich noch an zwei Lehrerinnen, die ich gern hatte. Zum einen ist das meine erste Klassenlehrerin Frau Holz, mit deren Sohn ich befreundet war. Die beiden habe ich, nachdem sie nach Usedom gezogen waren, noch oft besucht, wenn ich dort zum Trainingslager war. Zum anderen ist das Fräulein Berger, eine Lehrerin, die ich in der dritten und vierten Klasse hatte. 2008, als in Lüssow das Landwirtschaftsmuseum eröffnet wurde, habe ich sie wiedergetroffen, als sie mich bat, ein altes Klassenfoto zu signieren. Die hat sich vielleicht gewundert, dass ich ihren Namen noch kannte!
Meine Mutter hat mich gelehrt, immer fleißig und wissbegierig zu sein. Sie hat mich motiviert, neugierig zu bleiben und stets Neues lernen zu wollen. 1969 hatte sie einen schweren Unfall; als sie mit dem Fahrrad unterwegs war, sie ist von einem Pferdewagen erfasst worden, weil die Pferde durchgegangen waren. Sie war schwer am Kopf verletzt, und die Finger einer Hand sind seitdem steif gewesen, sodass sie die Arbeit auf dem Hof nicht mehr weitermachen konnte. Stattdessen hat sie sich aufgerafft und ein Fernstudium der Pädagogik absolviert. Sie hat dann viele Jahre in Lüssow als Lehrerin gearbeitet und war sogar ein paar Jahre Bürgermeisterin, bis meine Eltern uns 1979 nach Schwerin folgten, und ich denke heute, dass dieser Unfall ein Wink des Schicksals war, der meiner Mutter ermöglicht hat, den Beruf auszuüben, für den sie eigentlich geboren war.
Mein Vater, den ich »Papa« oder »Vatter« nannte, war ein sehr ruhiger und besonnener Mensch, ein Mann von wenig Worten, der lieber Taten sprechen ließ. Er ist niemals aus der Haut gefahren, sodass ich in der Kindheit und Jugend keinerlei Probleme mit ihm gehabt habe, die mich dazu veranlasst hätten, rebellisch zu sein. Ich erinnere mich an einen Tag, ich muss ungefähr acht Jahre alt gewesen sein, an dem ich unseren Schweinen zu viel frisches Schrot gefüttert habe. Vier von ihnen sind daran so krank geworden, dass sie notgeschlachtet werden mussten. Meine Mutter war furchtbar böse auf mich, aber mein Vater hat nur gesagt: »Der Junge hat es doch nur gut gemeint!« Da war ich ihm wirklich dankbar.
Mein Vater hat neben der Arbeit auf dem Bauernhof, den er nach dem Unfall meiner Mutter in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) überführt hat, abends und nachts noch in der Maschinen-Traktoren-Station (MTS) im Dorf als Traktorfahrer gearbeitet und die Felder der anderen Bauern bewirtschaftet, obwohl er als Einzelbauer eigentlich mehr als genug zu tun hatte. Er hat mich öfters zu dieser Arbeit mitgenommen, und dadurch bin ich mit der Traktorentechnik in Berührung gekommen. Überhaupt habe ich schon sehr früh ein Faible für handwerkliche Tätigkeiten und für Fahrzeuge aller Art entwickelt. Ich habe mich für Modellbau und Technik interessiert und Stunden damit verbracht, an Motoren herumzuschrauben. Wenn eine Maschine kaputt war, weckte mich mein Vater manchmal morgens um sieben, und dann hieß es aufstehen und mithelfen. Auch in der Schmiede, die früher mein leiblicher Vater geführt hatte, habe ich mitgeholfen, durfte Eisen warmmachen und zusehen, wie es bearbeitet wurde, und die Pferde halten, wenn sie beschlagen wurden.
Durch die Arbeit meines Vaters in der MTS konnte ich schon mit zwölf Traktor fahren, mit 14 habe ich allein Felder gepflügt. Im selben Alter konnte ich Motorrad fahren, und obwohl ich den Führerschein für mein Moped erst mit 15 Jahren in Gützkow und den Motorradführerschein ein Jahr später in Greifswald gemacht habe, bin ich schon vorher auf den Feldern rund um Lüssow unterwegs gewesen. Ich bin immer Wettrennen mit den Überland-Bussen gefahren, die Busse auf der Straße, ich auf dem Motorrad daneben über den Acker. Und einmal musste ich sogar auf der Straße fahren. Meine Mutter hatte nämlich auch einen Motorradführerschein, aber sie fühlte sich nie sicher auf der Maschine. Wir waren einmal gemeinsam unterwegs, ich saß hinter ihr, als plötzlich ein Lkw um eine Kurve gebogen kam. Meine Mutter hat sich dermaßen erschrocken, dass sie, anstatt die Kurve zu nehmen, einfach geradeaus in den Graben fuhr. Sie war so durcheinander, dass sie mich bat, das Motorrad nach Hause zu fahren. Das habe ich natürlich gern getan.
Und dann gab es da noch diese Geschichte mit meinem Cousin Wilfried Sdunek. Der ist sechs Jahre jünger als ich, und wir haben als Kinder und Jugendliche viel Zeit miteinander verbracht. Ich war 15 und er neun Jahre alt, als ich ihm erklären wollte, wie mein Moped, eine Jawa 50, funktioniert und wie man sie zum Fahren kriegt. Das hat auch gut geklappt, und Wilfried ist dann um den Pferdestall herumgesaust. Er hatte viel Spaß, doch nach einigen Runden wollte ich gern wieder selbst fahren und habe ihm zugerufen, dass er anhalten solle. Das jedoch gestaltete sich schwierig, denn über das Bremsen hatten wir leider nicht gesprochen. Wilfried sah keine andere Möglichkeit, das Moped anzuhalten, als gegen den Klotz zu fahren, auf dem immer das Holz gehackt wurde. Zum Glück passierte weder Fahrer noch Fahrzeug etwas Ernsthaftes, aber zur Strafe musste Wilfried meine Aufgabe, den Hühnerstall sauberzumachen, übernehmen.
Wilfried Sdunek strahlt übers ganze Gesicht, wenn er sich an diese Geschichte erinnert. Er ist der letzte Cousin Fritz Sduneks, der heute noch in Lüssow lebt. Das Dorf wirkt wie ausgestorben, es gibt seit 1994 keinen Supermarkt mehr, sondern nur noch mobile Händler, die dienstags und freitags kommen. Einzige Attraktion ist ein Landwirtschaftsmuseum; das 1867 im Neorenaissance-Stil erbaute Schloss, in dem es beheimatet ist, ist von einem Baugerüst eingerahmt, gebaut wird dort jedoch seit Jahren nicht, obwohl eine Komplettsanierung angebracht wäre. Doch die dafür veranschlagten acht Millionen Euro kann die Gemeinde als Eigentümer nicht aufbringen. Wilfried Sdunek hat fast sein ganzes Leben in Lüssow verbracht, lediglich die Dienstjahre bei der Nationalen Volksarmee (NVA) absolvierte er in Prenzlau, wo er zwischen 1971 und 1981 diente und als Stabsfeldwebel entlassen wurde. 1981 zog er mit seiner Ehefrau Adelheid in ein schönes Einzelhaus mit weitem Blick über die Felder. Im Wohnzimmer und in der Diele hängen Fotos und Erinnerungsstücke, die ihn mit seinem Cousin verbinden. »Fritz war immer mein Vorbild; weil ich zwei Schwestern hatte, war er meine einzige männliche Bezugsperson«, erinnert er sich. In der Familie Sdunek haben Wilfried und Fritz das innigste Verhältnis, bei seinen – zugegeben rar gewordenen – Besuchen in der Heimat schaut der berühmte Cousin regelmäßig vorbei. »Auch wenn er nie Zeit hatte, ist er doch immer zu den Familienfesten erschienen, und er hat uns auch oft zu Kämpfen eingeladen und sich dann Zeit genommen, um sich mit uns zu unterhalten«, sagt Wilfried.
Er erinnert sich gern an die schneereichen Winter ihrer Kindheit, als sie auf gemeinsamen Touren bis zu zehn Schlitten hinter den Pferdeschlitten hängten, oder auf zugefrorenen Teichen Eishockey spielten. »Wir haben uns damals im Dorf jeden Tag getroffen und die Gegend unsicher gemacht«, erzählt er. Und später, wenn Fritz Sdunek mal wieder umgezogen war, waren es Adelheid und Wilfried, die ihn als Erste am neuen Wohnort besuchten.
Fritz schwärmt dermaßen von den Wildgerichten, die Adelheid zubereitet, dass er sogar schon Profiboxer aus seiner Trainingsgruppe mit zum Essen gebracht hat. »Einmal war er mit dem Ungar Zsolt Erdei hier. Als ich den Nachtisch servieren wollte, bat Zsolt darum, stattdessen noch eine Portion von der Hauptspeise bekommen zu können«, erinnert sie sich. »Fritz wäre das nie passiert, er liebt Nachspeisen, vor allem Torten. Früher bei Familienfesten hat er manchmal sieben oder acht Stücke gegessen!«
Die Sduneks sind zwei von rund zweihundert Menschen, die heute noch in Lüssow leben. Ihre drei Töchter sind längst aus dem Haus, die älteste und die jüngste leben gemeinsam in Ückeritz auf der Insel Usedom und arbeiten an der dortigen Rehaklinik. Die mittlere ist Krankenschwester in Gützkow. Dass sie einen bekannten Nachnamen tragen, ist Fluch und Segen zugleich. »Vor Kurzem war ich beim Arzt, und man sagte mir am Telefon, ich müsse sehr viel Zeit mitbringen. Als ich noch keine zehn Minuten im Wartezimmer gesessen hatte, winkte mich der Doktor hinein und sagte mir, dass ich auf jeden Fall gesund aus seiner Praxis hinausgehen würde. In solchen Momenten hilft der Nachname«, sagt Adelheid. Manchmal jedoch riefen wildfremde Leute auf ihrer Privatnummer an und fragten sie über den berühmten Verwandten aus. »Einige wollen sogar seine Nummer, aber die geben wir natürlich niemandem«, ergänzt Wilfried. Er möchte am liebsten seine Ruhe haben und sich auf das konzentrieren, was ihm wichtig ist: sein Hobby, die Jagd. In seinem Wohnzimmer finden sich diverse Jagdtrophäen wie Hirschgeweihe oder Fuchsfelle. Es ist seine Welt, die Welt, in der er sich zu Hause fühlt und in der Fritz Sdunek heute ein wenig wirkt wie ein Besucher aus einer anderen Galaxie.
In meiner Jugend hat die Jagd zum Leben dazugehört. Ich habe schnell gelernt, Tiere als wichtigen Teil des Lebenskreislaufs zu betrachten. Als ich ein Junge war, durfte ich die Hunde pflegen, die sich bei der Treibjagd verletzt hatten. Manchmal durfte ich auch als Treiber mit hinaus.
Wie man Tiere fachgerecht schlachtet, habe ich von meinem Onkel Erwin gelernt, dem Bruder meines Vaters. Er hat mich im Winter immer mitgenommen, wenn er Hausschlachtungen durchgeführt hat. Er war eigentlich Dachdecker von Beruf, aber im Winter, wenn es keine Dächer zu decken gab, verdingte er sich als Schlachter, der von Hof zu Hof zog und dort die Schweine schlachtete und zerlegte, die die Bauern gezüchtet hatten. Das Schwein musste zunächst mit der flachen Seite einer Axt auf den Kopf geschlagen werden, damit es betäubt war, und dann wurde ihm die Kehle durchstochen, damit es ausblutete. Als ich 14 Jahre alt war, durfte ich zum ersten Mal ein Schwein betäuben. Ich war sehr aufgeregt. Beim ersten klappte alles wie geplant, aber das zweite, ein schwarz geflecktes, kam selbst nach dem zweiten Hieb wieder hoch und musste dann ohne Betäubung abgestochen werden. Das war ein ziemlich prägendes Erlebnis. Ich habe danach nie mehr versucht, selbst ein Tier zu schlachten. Geholfen habe ich aber weiterhin.
Dadurch, dass ich der älteste unter den Cousins war, habe ich sehr früh Verantwortung übernommen. Mein Vater hat mir beispielsweise die Pferde überlassen, damit wir Reiterspiele machen konnten, obwohl das eigentlich den Erwachsenen vorbehalten war. Überhaupt habe ich sehr gern Erwachsenenarbeit gemacht und mich damit gebrüstet. Mit 15 durfte ich bei der Ernte die Getreidegarben mit der Stakgabel auf den Wagen laden, statt oben auf dem Wagen zu stehen und die Garben ordentlich zu laden wie die anderen Jungs in meinem Alter. Die schlimmste Strafe, die es für mich gab, war die, dass ich Tätigkeiten, die mir Spaß machten, nicht ausführen durfte. Das passierte manchmal, wenn ich irgendeinen Unfug gemacht hatte, und ich habe das wirklich gehasst.
Da ich relativ früh erwachsen war, wusste ich auch schnell, welchen Beruf ich ausüben wollte. Als Kind wollte ich Traktorfahrer werden, aber da ich das mit zwölf ja bereits konnte, musste eine Alternative her, und eigentlich war klar, dass nur ein handwerklich-landschaftlicher Beruf infrage kommen konnte. Den Traum vieler Jungs in meinem Alter, zur See zu fahren, hatte ich nie. Es gab eine kurze Phase, in der mein Onkel Rudi Löwel mein Vorbild war. Er ist der Mann von Elfriede, der Schwester meines Vaters, und er war Offizier bei der NVA. Ich hatte überlegt, Kadett zu werden und ihm nachzueifern, aber zum Glück war mein Zeugnis dafür nicht gut genug, sonst hätte ich vielleicht eine militärische Laufbahn eingeschlagen und wäre ganz woanders gelandet. So beschränkte sich meine Zeit als Soldat auf zwei jeweils vierwöchige Lehrgänge in Groß Köris bei Königs Wusterhausen. Durch das erfolgreich abgeschlossene Ingenieurstudium wurde ich sogar im Rang eines Unterleutnants der Reserve entlassen. Mir haben diese zwei Monate aber auch wirklich ausgereicht.
Nachdem ich die Grundschule in Lüssow nach der achten Klasse verlassen hatte, musste ich, um die mittlere Reife abzulegen, noch zwei Jahre in Gützkow zur Schule gehen. Mit 16 war ich fertig und habe endlich meine Berufsausbildung in Greifswald antreten können. Ich hatte eine Lehrstelle als Landmaschinen- und Traktorenschlosser gefunden. In Greifswald hatten wir Verwandte, ich wohnte im Winter bei meiner Tante Gerda und meinem Onkel Heinz in deren Wohnung in der Burgstraße, und im Sommer in deren Gartenlaube etwas außerhalb der Stadt. Onkel Heinz war Maler, und wenn er Hilfe brauchte, bin ich abends mit ihm mitgegangen. Auf diese Weise habe ich ein bisschen Geld dazuverdient und außerdem auch noch das Malern und Tapezieren gelernt.
Während meiner Lehrzeit habe ich mit 17 in Greifswald den Führerschein für Traktor und Pkw gemacht, das konnte man damals noch in kompakten Unterrichtsblöcken von vier Wochen Dauer schaffen. Später, als Student in Friesack, kam auch noch der Lkw-Führerschein dazu, den ich brauchte, um während der Erntezeit die großen Laster zu fahren, mit denen das Getreide abtransportiert wurde. Ich bin auch Mähdrescher oder Kran gefahren, und manchmal sogar große Ikarus-Reisebusse, wenn wir mit unserem Boxteam zu Auswärtskämpfen reisten. Ich hatte zwar nicht den erforderlichen Schein, um Personen befördern zu dürfen, aber wenn Polizei kam, haben wir schnell auf dem Standstreifen gehalten und den Busfahrer wieder auf den Fahrersitz gesetzt, der die entsprechende Erlaubnis hatte. Zum Glück wurden wir niemals dabei erwischt.
Mein erstes Auto war ein Škoda, den ich als Sportler bevorzugt bekommen konnte. Aber schon nach einer Woche habe ich ihn mit meinen Schwiegereltern gegen deren Wartburg 353 getauscht, denn das war damals der Wagen, der mir am besten gefiel. Ich weiß noch, wie ich das Auto in der Werkstatt meines Freundes Kurt Kutz in Schwerin aufgemotzt habe. Es war ein kalter Tag, und wir haben gearbeitet, bis wir nicht mehr konnten, und irgendwann bin ich unter dem Auto liegend eingeschlafen. Als ich rund zwei Stunden später vor Kälte schlotternd aufwachte, war es zu spät, ich hatte mir eine böse Nierenentzündung eingefangen. Seitdem habe ich bei Kälte Probleme mit den Nieren.
Ich bin ein leidenschaftlicher Autofahrer, höre dabei gern meine Lieblingsmusik, deutsche Schlager. Das Autoradio läuft bei mir allein wegen Verkehrs- und Blitzermeldungen immer. Weil ich leider gern zügig fahre, lag mein Führerschein schon des Öfteren zur Aufbewahrung in staatlicher Obhut. Seit zehn Jahren fahre ich Mercedes, früher bin ich aber auch Lada, BMW, Audi oder Opel gefahren. Auch Motorradfahren macht mir Spaß, manchmal habe ich mir eine Maschine ausgeliehen, wenn ich Lust dazu hatte, zuletzt 2007, einfach mal für ein Wochenende raus und die Freiheit spüren!
Zum Glück hatte ich bisher nur einen einzigen wirklich schweren Unfall in meinem Leben. Das war während meiner Studienzeit in Friesack. Wir machten eine Exkursion zur Landwirtschaftsausstellung nach Leipzig-Markkleeberg, und weil ich durch die Doppelbelastung mit Sport und Studium an den Wochenenden zuvor wenig Schlaf bekommen hatte, war ich extrem müde. Trotzdem ließ ich mich dazu überreden, nach der Exkursion noch nach Hause zu fahren. Ich war mit dem Trabant meiner Eltern unterwegs. Einen Kommilitonen setzten wir in Neuruppin ab, und dann sollte es weitergehen nach Neubrandenburg, wo der andere Studienkollege wohnte. Kurz hinter Neuruppin bin ich dann kurz eingenickt, Bruchteile einer Sekunde nur, aber das reichte, um von der Straße abzukommen und sich zu überschlagen. Der andere wurde aus dem Wagen hinausgeschleudert, ich saß hinter dem Steuer, aber wie durch ein Wunder war weder das Auto total zerstört noch wir. Beide hatten wir nur Prellungen abbekommen! Und ich war wieder hellwach, konnte den Studienkollegen bei sich zu Hause absetzen und musste dann morgens meinen Eltern beichten, was passiert war. Mein Vater hat drei Tage lang nicht mehr mit mir geredet, und ich musste drei Wochen lang Mähdrescher fahren, um das Geld für die Reparatur zusammenzubekommen. Letztlich waren aber alle froh, dass ich noch lebte.
Die Fahrkünste seines Freundes Fritz Sdunek haben auch bei Werner Sponholz Eindruck hinterlassen. Die beiden kennen sich seit 1963, als Sdunek während seiner Lehre in Greifswald lebte. Sie haben gemeinsam mit dem Boxen begonnen und hatten in derselben Trainingsgruppe trainiert. »Aus Fritz wäre auch ein guter Rennfahrer geworden«, erklärt Sponholz, »er konnte schon immer gut Auto und Motorrad fahren!« Einmal, als sie nach dem Training zum Baden fahren wollten, sei er so schnell vorausgefahren und habe die Kurven so eng genommen, dass die Verfolger nicht mithalten konnten und mit ihren Motorrädern in einen Graben stürzten. Ein anderes Mal sei er auf dem Motorrad freihändig die sechs Kilometer von Gützkow nach Lüssow gefahren. »Das hätte sich niemand von uns getraut«, sagt er.
Sponholz sitzt in »Werni’s Kneipe« in der Greifswalder Innenstadt. Die urige Bierpinte gehört einem gemeinsamen Trainingskollegen von einst, Werner Link, der gelernter Bäcker ist und früher nach Wettkämpfen gern Kuchen oder Torten ausgab. Mit am Tisch sitzt Renate Femfert, Ehefrau von Horst Femfert, dem langjährigen Cheftrainer am Trainingszentrum Greifswald, der für Dreharbeiten an einer Dokumentation in den USA weilt. Wenn sie über Vergangenes plaudern, Renate, die beiden Werners und Fritz, dann scheint die Zeit stehen zu bleiben, wie generell überall in Greifswald, wo Sdunek keine fünfzig Meter durch die Stadt schlendern kann, ohne für ein Foto, ein Autogramm oder einfach nur einen netten Plausch aufgehalten zu werden. Junge und Alte, Männer und Frauen, alle scheinen ihn hier zu kennen – und zu mögen. »Wenn Fritz auf eine Feier kam, dann war er sofort der Mittelpunkt. Das ist bis heute so geblieben«, erzählt Sponholz.
Er hat Maurer gelernt, danach Bauwesen studiert und nach der Wende den Betrieb, in dem er arbeitete, übernommen. »Fritz und ich haben uns oft auch privat getroffen, sind zum Tanzen gefahren. Er war bei den Frauen immer sehr beliebt«, erinnert er sich. Sponholz hat an seinem Freund immer die Disziplin bewundert, mit der dieser sich in seinen Aufgaben behauptete. In unzähligen Sparringsrunden haben sie miteinander im Ring gestanden, in einem Wettkampf jedoch nie. »Fritz war immer fair und vernünftig, hat aber trotzdem jeden Spaß mitgemacht«, sagt Sponholz. In einem Trainingslager in Teterow sei Sdunek einmal bei einem Versuch, die Jugendherberge zu verlassen, fast aus dem Fenster gefallen. Und beim Eisbecher-Wettessen sei er auch immer ganz vorn dabei gewesen. »Einmal hat er acht Stück geschafft, obwohl die anderen schon längst aufgehört hatten, weil ihnen das Geld ausgegangen war. Aber er wollte zeigen, was er draufhatte!«
Auch Renate Femfert erinnert sich mit einem Lächeln an die Mengen, die Sdunek vertilgen konnte. »Auf unserer Hochzeit hat er gegessen wie ein Scheunendrescher, er war bestimmt siebenmal am Buffet, um sich Nachschub zu holen«, sagt sie und fügt hinzu: »Fritz hat nie vergessen, wo er herkommt, und er hat immer versucht, die Sportler aus der Region zu unterstützen. Das hat ihm den Stellenwert eingebracht, den er heute besitzt.« In Greifswald ist dieser überall zu erleben.
Eine Reise in meine alte Heimat ist allerdings nur dann eine runde Sache, wenn ich auch die Insel Usedom besuchen kann. Als Schüler habe ich oft Tagesausflüge hierher gemacht, und mit meinen Sportlern bin ich dann später zu Trainingslagern regelmäßig hergekommen. Auf dieser Insel fühle ich jedes Mal eine ganz besondere Verbundenheit zur Natur und den Menschen, die hier leben. Das »Hotel Baltic« in Zinnowitz, das mein Freund Hans Dornbusch führt, ist während meiner Zeit als Profitrainer ein Zufluchtsort geworden, in dem ich nicht nur Trainingslager abgehalten, sondern auch Urlaube verbracht habe. Früher, zu DDR-Zeiten, war das »Baltic« ein Ferienheim der IG Wismut und hieß »Roter Oktober«. Die angrenzende Sportschule war damals der Anlaufpunkt für Auswahlsportler aus vielen Sportarten, und Hans Dornbusch hat das »Baltic« zu ebensolchem Ruhm geführt. Er versucht regelmäßig, mich dazu zu überreden, doch auf die Insel Usedom zu ziehen, aber ein Abschied aus Hamburg kommt für mich zumindest so lange nicht in Betracht, wie ich noch als Trainer tätig bin.
Hans Dornbusch hört man meist, bevor man ihn sieht. Sein Raucherhusten unterbricht ihn auch beim Sprechen regelmäßig, aber das hält ihn nicht davon ab, trotzdem in Kette weiterzuqualmen. Dornbusch, Jahrgang 1938, kam nach der Wende aus Buxtehude nach Zinnowitz, um das »Hotel Baltic« zu sanieren und in eine gesunde Zukunft zu führen. Er musste sich gegen Widerstände wehren, als Wessi wurde er lange Zeit nicht ernst genommen, und später, als alle sahen, dass er es ernst meinte, massiv angefeindet. In seinem Büro hängt ein Spruch an der Wand, der viel über den Menschen Dornbusch sagt: »Wer zu seiner Arbeit keine Lust hat und nur arbeitet, um dadurch so schnell wie möglich zum Genuss zu gelangen, aus dem wird nur durch Zufall kein Verbrecher.« Einer wie er teilt die Menschen in Freunde und Feinde ein, und bei Fritz Sdunek ist er sich sicher: »Ich kann die Ordentlichen von den Spinnern unterscheiden, und Fritz ist unter den Ordentlichen einer der Besten«, sagt er.
In der Bar des »Baltic« gibt es einen Stammtisch, an dem abends die Skatrunde sitzt. In den Tisch sind Plaketten mit Namen derjenigen eingelassen, die Dornbusch besonders am Herzen liegen. »Um hier verewigt zu werden, muss man ein erstklassiger Sportler und ein guter Skatspieler sein«, erläutert Dornbusch, der selbst auch beides erfüllt, weil er einst Handball gespielt hat, bis er bei einem Arbeitsunfall in den Buxtehuder Mühlenwerken als 25-Jähriger den rechten Arm verlor; später hat er als Trainer das Buxtehuder Damenteam in die Bundesliga geführt. »Fritz ist ein guter Skatspieler, etwas vorsichtig vielleicht, aber ein großer Taktiker«, sagt er. Jedes Jahr im Herbst veranstaltet Dornbusch im »Baltic« einen Sportlerball, zu dem ehemalige DDR- und BRD-Größen ebenso geladen sind wie gegenwärtige Profis. Es ist ein Stelldichein der großen Namen, und den größten Spaß hat der Hotelier, wenn Ulli Wegner, der Startrainer des Berliner Sauerland-Boxstalls, und Fritz Sdunek gemeinsam am Skattisch sitzen. »Das ist schon ein tolles Gespann. Einer ist ruhig, der andere trompetet. Wer wer ist, können Sie sich ja wohl denken«, sagt er.
Was ihm an Sdunek besonders gefällt? Dornbusch muss nicht lange überlegen. »Seine Bescheidenheit. Daran erkennt man die ganz Großen«, erklärt er. »Außerdem wissen sich seine Sportler immer zu benehmen. Die sind höflich, behandeln das Personal ordentlich und legen keine Großkotzigkeit an den Tag wie viele andere in ihrem Alter.« Er habe den Coach niemals wütend erlebt oder ihn seine Sportler anbrüllen hören. »Da ist er anders als ich. Wenn mir was nicht passt, werde ich laut. Bei Fritz zieht sich die Stirnfalte zwischen den Augen zusammen, und dann wissen seine Leute, dass es jetzt besser wäre, Leine zu ziehen.«
In meiner Heimat bin ich heute natürlich hauptsächlich dank meiner Erfolge im Boxen bekannt. Dass es das Boxen sein würde, das mein Leben so entscheidend prägen würde, war mir weder während meiner Kindheit noch während meiner Jugend klar. Ich hatte einen Cousin, Siegfried Pinger, der Boxer war und durch den mein Interesse für den Sport geweckt wurde. Auch mein Vater war leidenschaftlicher Boxfan. Wir hatten von 1953 an ein Fernsehgerät, auf dem wir auch Boxkämpfe sehen konnten, die im West-Fernsehen gezeigt wurden. Zusammen mit meinem Vater habe ich einige große Kämpfe gesehen und mich natürlich auch dafür interessiert. Aber ein Idol hatte ich nicht, als Jugendlicher spielte ich Fußball, und wer weiß, ob ich nicht heute irgendwo in der Bundesliga arbeiten würde, wenn sich nicht während meiner Lehrzeit in Greifswald ein folgenreicher Verkehrsunfall ereignet hätte …
Die drei schönsten Plätze in meiner Heimat
Als Erstes muss ich hier meinen Geburtsort Lüssow nennen. Es gab eine Zeit, in der ich nicht gern dorthin zurückgekehrt bin, das war 1984/85, als mein Geburtshaus abgerissen wurde. Aber mittlerweile, seit 2008 das Landwirtschaftsmuseum eröffnet wurde, hat Lüssow wieder etwas mehr Anziehungskraft bekommen. Wenn ich die Dorfstraße hinauffahre, um zum Haus meines Cousins Wilfried Sdunek zu gelangen, dann kommen in mir die ganzen alten Erinnerungen an meine Kindheit auf, und ich spüre, dass ein Teil meines Herzens noch immer in Lüssow ist. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dort jemals wieder zu leben. Dafür ist einfach viel zu wenig los.
Auf die Insel Usedom zu ziehen, das könnte ich mir allerdings schon vorstellen. Mein Freund Hans Dornbusch, der dort in Zinnowitz das »Hotel Baltic« betreibt, versucht mich ja schon seit Langem zu animieren, dass ich mir wenigstens einen Zweitwohnsitz zulege. Usedom ist ein wunderbarer Ort, ich liebe die Natur dort. Auf der einen Seite Süßwasser, auf der anderen Seite die Ostsee, und dazwischen ein raues und doch schönes Stück Land mit gemütlichen kleinen Fischerorten, aber auch Städtchen mit Einkaufsmöglichkeiten gehobener Güte. Die Mischung stimmt hier einfach. Die Wissenschaftler in der DDR hatten damals errechnet, dass auf Usedom die Luft europaweit den höchsten Jod-Gehalt hat. Deshalb hat die IG Wismut auf der Insel auch die Ferienheime für ihre Bergarbeiter gebaut, weil die dort das beste Klima vorfanden, um ihre Atemwegsbeschwerden zu lindern. Und für Sportler ist das Klima ebenfalls optimal, deshalb sind im »Hotel Baltic« und in der angrenzenden Sportschule auch so viele Trainingsgruppen aus unterschiedlichsten Sportarten zu Gast. Für mich ist das »Baltic«, das zu DDR-Zeiten »Roter Oktober« hieß und ebenfalls ein Heim der IG Wismut war, ein besonderer Ort, den ich als Sportler gehasst habe, weil er harte Arbeit bedeutete. Heute fühle ich mich dort unglaublich wohl, auch wegen des großartigen Wellness-Bereichs in der Bernsteintherme, die zum Hotel gehört und einen direkten Zugang zum Ostseestrand hat, was besonders im Winter nach einem ausgiebigen Saunagang eine Wohltat ist. Mein Lieblingscafé in Zinnowitz ist das »Marimar«, wenn ich dort im Sommer ein Stück Erdbeertorte esse oder einen Schokoladen-Eisbecher mit Eierlikör, dann weiß ich immer, wie gut es einem gehen kann. Und noch ein Stückchen besser geht es mir, wenn ich in Loddin im »Waterblick« sitze, Fisch esse und auf das Achterwasser schaue. Dann fühle ich mich wie im Paradies.
Ein ähnliches Gefühl erfasst mich, wenn ich auf der Insel Rügen Urlaub mache. Besonders die Binz-Therme habe ich schätzen gelernt, mein Freund Wolfgang Möser und seine Frau Kathrin finden immer einen Weg, um es Carola und mir so angenehm wie möglich zu machen. Dort habe ich meinen sechzigsten Geburtstag gefeiert, in aller Stille, weil mir nach meinen gesundheitlichen Problemen einfach nicht nach einer großen Feier war. Auch habe ich dort meine ersten Erfahrungen mit Nordic Walking gemacht.
Rügen und Usedom waren schon zu DDR-Zeiten beliebte Ferienziele, sie wurden als die »Badewannen Berlins« bezeichnet. Als Schüler bin ich oft zu Tagesausflügen auf die Inseln gereist, und auch als Boxer war ich dort oft unterwegs, vor allem auf Rügen. Das Einzige, was bis heute stört, sind die völlig überlasteten Straßen. Nach Rügen hat es sich zum Glück etwas gebessert durch die große Brücke, die vor ein paar Jahren gebaut wurde. Früher, als der Rügendamm nur zweispurig befahrbar war, brauchte man manchmal Stunden, um von der Insel herunterzukommen oder hinauf. Auf Usedom ist das im Sommer leider noch heute der Regelfall.
KAPITEL 2
Der Mann, dem ich meinen Einstieg in die aktive Boxkarriere verdanke, war in Greifswald unter dem Namen Stützer Horn bekannt. Er war Mitglied der Betriebssportgemeinschaft (BSG) und beobachtete im Herbst 1963 eine Auseinandersetzung, die ich mit einem Unfallgegner hatte. Ich war mit meiner Jawa 50 auf dem Weg von der Arbeit als Traktorenschlosserlehrling nach Hause gewesen, als plötzlich ein älterer Mann auf einem Fahrrad meine Spur kreuzte. Ich konnte nicht mehr ausweichen und erwischte ihn leicht, sodass er vom Rad fiel. Ich hatte das Gefühl, dass der Mann nicht mehr ganz nüchtern war, und wollte mich gerade um ihn kümmern, als ein junger Bengel angelaufen kam und mir mit den Worten »Du hast meinen Opa umgefahren!« eine reinhaute. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und feuerte zurück – mit durchschlagender Wirkung. Der Junge ließ von mir ab, beschuldigte mich nicht weiter, sondern sah zu, dass er mit seinem Opa Land gewann. Alles war glimpflich verlaufen, keiner hatte sich verletzt. Stützer Horn, der zufällig die Szene beobachtet hatte, muss so beeindruckt gewesen sein, dass er mich ansprach und fragte, ob ich ihn nicht einmal zum Boxtraining begleiten wolle.
Ich war zu diesem Zeitpunkt im Fußballverein Motor Gützkow aktiv, dem ich mich mit 14 angeschlossen hatte. Wegen meiner Körperlänge war ich ins Tor gestellt worden, wo ich mich eigentlich auch recht wohlfühlte. Fußball war auch damals schon der Lieblingssport fast jedes Jungen. Aber da mich das Boxen von jeher interessierte, bin ich der Einladung von Stützer Horn tatsächlich gefolgt und zum Training zur BSG Lokomotive gegangen. Die Sporthalle war mit modernsten Trainingsgeräten ausgestattet, es gab alles, was für ein professionelles Boxtraining nötig war. Der Trainer, Kurt Krohn, war schon ein älterer Herr, aber er hatte etwas Väterliches an sich. Er war hart, aber gerecht und vor allem fürsorglich. Doch das wusste ich damals noch nicht, und deshalb war mein Respekt natürlich enorm. Krohn wies mich zunächst an, mich im Raum zu bewegen wie ein Boxer, die Beine etwas versetzt und nicht nebeneinander, um Stabilität zu haben, die zur Deckung erhobenen Arme geschlossen vor Kopf und Körper. Ich muss mich recht ordentlich angestellt haben, denn nach einer Weile gab Krohn mir die Anweisung, Boxhandschuhe überzuziehen.
Es waren eine Menge guter Boxer dort, ich erinnere mich an Horst Femfert, Werner Sponholz, Gerhard Mansch oder Peter Lechner, und ich habe wirklich eine Menge an die Rübe bekommen an diesem Tag, obwohl die Jungs natürlich nicht mit voller Intensität auf den Neuling einschlugen. Und trotzdem wusste ich sofort, dass das der richtige Sport für mich war. Der Kollektivgeist, der dort herrschte, die Disziplin und der Eifer, mit dem alle bei der Sache waren, das hat mich unheimlich fasziniert. Überrascht war ich darüber, wie vielseitig das Boxen ist. Man musste nicht nur athletisch auf der Höhe sein, sondern sich auch koordiniert bewegen können, um die Abfolge von Beinarbeit und Einsatz der Arme überhaupt leisten zu können. Und auch der Kopf war gefordert, ich musste mich in jeder Sekunde konzentrieren, um nichts zu verpassen, um den Anweisungen des Trainers Folge leisten zu können und den Finten und Schlägen der Trainingspartner zu entgehen. All das lernte ich natürlich nicht an meinem ersten Tag, aber diese ersten Stunden damals in der BSG-Sporthalle waren der Grundstein dafür, dass sich mein Leben fortan am und im Ring abspielen sollte. Die Worte von Kurt Krohn nach meiner ersten Einheit habe ich nicht vergessen. »Du hast Veranlagung, Junge!«, sagte er zu mir, »du musst dabeibleiben.« Und das tat ich.
Meinen Eltern habe ich erst nach drei Wochen Training gebeichtet, dass ich mit dem Boxen begonnen hatte. Ich hatte mir nicht genau vorstellen können, wie sie reagieren würden, aber überrascht hat mich ihre Reaktion nicht. Während mein Vater als großer Boxfan begeistert war und mir seine Unterstützung zusicherte, überwog bei meiner Mutter die Sorge. Sie wollte eigentlich nicht, dass ich zu kämpfen lernte, auch weil sie meinte, dass ich durch das Boxen auch im Alltag zu Raufereien verleitet werden würde. Diese Sorge war jedoch gänzlich unbegründet. Seit ich mit dem Boxen begonnen habe, war ich nur noch ein einziges Mal in eine Prügelei verwickelt. Das war in der Weihnachtszeit des Jahres 1967, ich war mit dem Zug von Greifswald nach Nauen unterwegs und blätterte in einem Buch über die Fußball-WM 1966, das ich geschenkt bekommen hatte. Solche Bücher waren in der DDR Raritäten, und ein paar Soldaten, die mir gegenübersaßen, guckten mir interessiert zu. Sie hatten ihre Freundinnen dabei, die ebenfalls neugierig waren und mir ganz dicht auf die Pelle rückten. Das muss einer der Jungs missverstanden haben. Er dachte, ich wolle die Mädels anbaggern, stellte sich mir gegenüber in drohender Haltung auf und wollte gerade körperlich ausfällig werden. Um einer Tracht Prügel zu entgehen, entschloss ich mich zum schnellen Handeln und nietete den Soldaten mit einer Kopfnuss um. Den entstehenden Tumult musste die herbeigerufene Bahnpolizei schlichten. Wie das Ganze ausgegangen wäre, wenn die nicht eingegriffen hätten, weiß ich nicht. Aber das war das letzte Mal, dass ich in eine körperliche Auseinandersetzung abseits eines Boxrings verwickelt war.
Mich Mann gegen Mann zum Kampf zu stellen war für mich ein ganz natürliches Gefühl. Ich hatte als Kind und Jugendlicher keine Angst, mich mal zu prügeln. Ich war sicherlich kein Schlägertyp oder irgendwie übermäßig aggressiv, im Gegenteil, ich galt sogar als guter Streitschlichter, was ich von meinem Vater geerbt habe. Aber wenn es hart auf hart kam, dann war ich schon bereit, meine Fäuste einzusetzen. Ich habe es immer erst mal mit Worten versucht, aber manchmal ging das eben nicht mehr, und dann brauchte es handfeste Argumente. Diese Einstellung half mir natürlich auch, mich im Sparring zu behaupten. Mein Boxstil war nicht der eines Draufgängers, ich habe auch als Aktiver immer versucht, so wenig wie möglich getroffen zu werden. Ich war Normalausleger, das heißt, dass ich den Kampf mit meiner linken Führungshand aufgebaut habe und die Rechte meine Schlaghand war. Es gab Kämpfe, die habe ich fast nur mit der linken Hand geboxt und trotzdem gewonnen. Ich habe versucht, mir meine Kontrahenten mit der Führungshand auf Distanz zu halten. Meistens hat das funktioniert.
Das Training hat mir immer unheimlich viel Spaß gemacht, ich erinnere mich kaum an Tage, an denen ich mich hätte quälen müssen, überhaupt hinzugehen. Mir gefielen auch die Trainingslager gut. Wir waren im Winter häufig in den Wintersport-Hochburgen Sachsens und Thüringens, in Altenberg, Oberwiesenthal oder auf dem Rabenberg, und haben dort das Ausdauertraining mit Skilanglauf absolviert. Langlauf ist großartig für die Grundlagenausdauer und die Koordination. Mir hat das gut gefallen, ich war beim Laufen immer vorneweg und würde mich als fleißigen Athleten bezeichnen.
Im Internat war ich Heimratsvorsitzender, das war ein Posten vergleichbar mit dem eines Mannschaftskapitäns, in Zusammenarbeit mit dem Internatsleiter und den Heimratsvertretern aus anderen Sportarten musste ich gemeinsame Unternehmungen organisieren. Darunter fielen Faschingsfeiern, Frühlings- oder Sommerfeste, zu denen die Gönner des Vereins eingeladen wurden. Das waren immer spaßige Veranstaltungen.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir damals so etwas wie Lagerkoller kannten. Die Stimmung war immer gut. In den Winterlagern hatten wir oft Kontakt zu den Einheimischen. Wir hatten zwar wenig Freizeit, meist wurde drei- bis viermal täglich trainiert, die erste Einheit begann morgens um sieben, die letzte endete gegen 21.30 Uhr. Aber wenn wir mal Ruhe hatten, haben wir Skat gespielt oder Skitouren unternommen. Ich erinnere mich an eine Tour vom Rabenberg nach Oberwiesenthal, bei der unserem Schwergewichtler Werner Kohnert ein Ski gebrochen ist. Er kam nicht mehr hinterher und verlor den Anschluss. Da habe ich ihm meine Ski gegeben und bin auf seinem einen Brett weitergerutscht, weil ich damit besser klarkam als er. Ich habe zwar unzählige Male auf dem Hintern gesessen, angekommen sind wir aber, und wir hatten eine Menge Spaß dabei.
In den Trainingspausen gab es öfters politische Schulungen, Parteilehre oder Lehrgänge der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Das war in der DDR die einzige staatlich anerkannte und geförderte Jugendorganisation, die zum Ziel hatte, die Jugendlichen in den Marxismus-Leninismus einzuführen. Die politische Bildung war unheimlich wichtig, es wurde innerhalb der Trainingsgruppen intensiv über das aktuelle politische und sportliche Tagesgeschehen diskutiert. Ich war ein politisch interessierter junger Mann, schon als Lehrling mit meinen 15 Jahren hatte mich mein Onkel Ernst Sdunek, der bei uns in der Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war, zur politischen Bildung animiert.
Um sich auf die Schulungen einzustellen, mussten immer ein Sportler und der Trainer einen Vortrag zu einem bestimmten Thema vorbereiten und dann die Diskussion dazu führen. Das diente der Interviewschulung und der allgemeinen Bildung, wir lernten auf diese Art, öffentlich zu sprechen. Es fanden zwar keine Tests oder Prüfungen statt, aber es wurde viel Wert darauf gelegt, dass sich alle einbrachten. In den Diskussionsrunden musste jeder reihum seine Meinung sagen und mitdiskutieren. Wenn ich mir heute anschaue, wie wenig sich viele junge Sportler mit politischen Themen beschäftigen, denke ich schon, dass das, was wir damals wussten und taten, gar nicht so schlecht war.
Ich fand die Tage immer besonders interessant, an denen Lektoren von der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) zu wissenschaftlichen Themen aus der Sportmethodik referiert haben. Das war ungemein lehrreich und hat mir gut gefallen. Schon als Jugendlicher habe ich immer alles hinterfragt, was im Trainingsbetrieb passierte. Ich hatte großartige Lehrmeister: Kurt Krohn, Gerhard Mansch und Jürgen Pätzold in Greifswald, auf Bezirksebene Uwe Behrendt, Friedrich von Thien und Siegfried Ohl, dazu Otto Sachse, Hanne Jansen und Willi Marquardt in Schwerin. Damals schon habe ich eine Taktik angewandt, die ich im Laufe meiner Karriere als Trainer verfeinert habe: mit den Augen stehlen. Sich von allen Lehrmeistern das Beste herauspicken und zu eigen machen, das wollte ich schon als Aktiver, und ich denke, dass das zu meinem Erfolg ein gehöriges Stück beigetragen hat.
Alle meine Trainer haben ein taktisch sehr fundiertes Programm angeboten, das mir damals eine Menge Ideen für meine spätere Karriere lieferte. Ich behaupte, dass ich ein sehr gelehriger Schüler war, der viel ausprobieren wollte und für jeden Ratschlag dankbar war. Ich habe auch immer sehr viel nachgefragt, denn schon in meiner Anfangszeit als aktiver Boxer habe ich nebenbei an den Wochenenden den Jungs in meinem Heimatdorf Lüssow das gezeigt, was ich die Woche über gelernt hatte. Meine Mutter hat uns dafür sogar Räume im Schloss zur Verfügung gestellt, und da waren dann manchmal bis zu zwanzig Jungs dabei, sodass unsere Lüssower Gruppe bald stärker war als manche Vereine. Ich hatte einfach schon immer das Bedürfnis, Erlerntes zu teilen und weiterzugeben, und die Einheiten im Schloss waren, auch wenn ich es damals noch nicht ahnte, der Einstieg in meinen späteren Beruf.
Zu allen meinen Trainern hatte ich ein Grundvertrauen und ein sehr gutes Verhältnis. Krohn, Mansch und Sachse leben nicht mehr, die anderen sind alte Herren, zu denen ich nicht mehr viel Kontakt habe. Aber ich habe niemals vergessen, was sie für mich getan haben. Ich brauchte bei Kämpfen immer taktische Ansprachen, Motivation hatte ich aus mir selbst heraus genug. Eher mussten meine Trainer mich bremsen, weil ich die Tendenz hatte, zu viel machen zu wollen.
Doch zurück zu den Anfängen als Amateurboxer: Damals hatte ich meinen Eltern die Zusage gegeben, mich zwischen dem Boxen und dem Fußball zu entscheiden, und zum Leidwesen meiner Mutter fiel meine Wahl auf den Faustkampf. Mein Vater freute sich jedoch, er begleitete mich fortan zu meinen Kämpfen, wann immer es ihm möglich war. Unser Verein Lokomotive Greifswald war ein Eisenbahner-Verein, und deshalb konnten für kostenlos mit dem Zug fahren. Ich war in jenen Jahren so häufig damit unterwegs, dass ich heute kaum noch die Bahn nutzen mag!
Zu meinem ersten Kampf im Herbst 1963, ich war 16 Jahre alt, fuhren wir dennoch mit dem Auto, mein Vater war der Chauffeur. Er fuhr häufiger mit uns mit, manchmal transportierte er die ganze Mannschaft, die hinten auf einem Lkw unter einer Plane sitzen durfte. Zum ersten Kampf ging es auf die Insel Rügen, wo in Sagard ein bezirksoffenes Turnier stattfand. Ich trat im Junioren-Weltergewicht an und musste mich gegen den Sportkameraden Röske von Motor Wolgast beweisen. Allzu viele Erinnerungen an das Duell habe ich nicht mehr, ich weiß noch, dass es über dreimal zwei Minuten ging und ich am Ende ein wohlverdientes Unentschieden behaupten konnte. Ich war sehr stolz und froh über dieses Debüt, und als dann am Tag danach in der Ostseezeitung