Frühjahrskur
mit
heimischen
Wildpflanzen
AbnehmenReinigenEntschlackenVerjüngenAus dem Erfahrungsschatz unserer VorfahrenZusammengetragen von Siegrid Hirsch
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7Einführung12Vorunseren Augen14Zu wenig Bewegung17Wie man Frühjahrspanzen für eine Frühjahrskur nützt19Ein Überblick, wie Sie die Panzen einsetzen können23Bärlauch31hängEBirkE39BrEnnnEssEl45BrunnEnkrEssE51gänsEBlümchEn57gundElrEBE63löwEnzahn69schafgarBE75scharBockskraut79spitzwEgErich84Warum ist die Frühjahrskur so wichtig?86Weitere Wildpanzen, die für eine Frühjahrskur möglich sind 87Ernährung in der Zeit der Frühjahrskur88Knospenkur
7Einführung
D
er Frühling wurde von unseren Vorfahren mit Sehnsucht erwar-tet, denndie Winter waren beschwerlich. Die meisten Menschen lebten in ärmlichen Verhältnissen, sie hatten wenig zu heizen undweniger zu essen, als dies heute der Fall ist. Kein Wunder also, dass sie die ersten zarten Anzeichen der wärmeren Jahreszeit begeistert begrüßten. Eine Fülle von Brauchtum hat sich daraus entwickelt. Schon vor mehr als 2000 Jahren empfanden Menschen die ersten Schwalben als heilige Frühlingsboten. Werdie Schwalbe als allererster in Dorf oder Stadt sah, derwar imstande, ausFrühjahrspflanzendie wirksamsten Heilmittel zu brauen und Zauber- oder Segenssprüche auszusenden, dietatsächlich halfen (oder auch schadeten). Bis heute sagtman, es bringe Glück,die erste Schwalbe eines Sommers zu sehen oder den Kuckuck zum ersten Mal im Jahr rufen zu hören. Kuckuck, Kuckuck, ruft‘s durch den Wald.Lasset uns singen, tanzen und springen,Frühling, Frühling, wird es nun bald.Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrei'n:Komm in die Felder, Wiesen und Wälder.Frühling, Frühling, stelle dich ein.Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held.Was du gesungen, ist dir gelungen.Winter, Winter räumet das FeldDas Lied kennen viele Menschen und als Hoffmann von Fallersleben den Text im 18.Jh. niederschrieb, gab der Germanist jahrhundertealten Überlieferun-gen seines Volkes eine Stimme. Es war dieHoffnung auf das Erwachen der Frühlingskräfte, der Rufan Mutter Natur,die esgut mit ihren Geschöpfen meint,an die Sonne, diealles, was sie berührt, heilmacht und wachsenlässt. Der erste Kuckucksrufsoll imÜbrigen auch davon künden, wie viele Jahre man noch zu leben hat.
8Wenn irgendwo der ersteStorch des Jahres seine Runden über die Schornsteinedrehte, beeilten sich Melder und Turmbläser, ihre Trompe-ten auszupacken und es der Bevölkerung „auszuposaunen“. Sie bekamen dannauf Kosten der Stadt einen üppigen Trunk imRathauskeller. Noch vielbegeisterter feierten die Menschen das Erscheinen der ersten Frühlingsblüher. Märchen und Sagen ranken sich um das erste Veilchen, die erste Primel, das erste Leberblümchen und das erste Wohlgemuth (meist Dost). Wer die erste Blüte fand,verstän-digtedas ganze Dorf undes warverpichtend, alles liegen undstehen zu lassen, hinauszuwandern,um das an einen Stock gebundene Blümlein herumzutanzen, Lieder zu singen und Gedichte aufzusagen. Den Frühlings-kräutlein schrieb man bereitsin den frühesten Aufzeichnungen über die Heil-kräfte der Panzen außergewöhnliche Magie zu. Nach altem Volksglauben sinddie blühenden Panzen des wiedererwa-chenden Frühlings ein starkesSymbol der Vegetationskraft und besonders wirksam. Die ersten 3Blüten des Jahres sollte man essen. Sie schüt-zen bis zum Ende des kommenden Winters vor Krankheit und Not. Schlüsselblume,Leberblümchen, Lungenkraut, Gänseblümchen, Huattich, Veilchen … sie alle haben den magischen Touch, der sie für unser Leben imFrühling besondersmacht. Immerdrei frische Blüten einer Sorte mussten es sein, damit die Lebenssäfte gereinigt wurden. Nur drei Stück, nicht mehr,aber auch nicht weniger,und immer von einer einzigen Art. DenAnfang musste die Schlüsselblume machen. Ihr el eine bedeutende Rolle zu. Erst durch 3ihrer Blütensollte der Mensch überhauptin der Lage sein, dielebensspenden-den Stoe der anderen Heilpanzen aufzunehmen, undzwardas ganze Jahr hindurch, bis zum nächsten Frühling.Im Lenz erwacht mit der Naturder Mensch zuneuem Leben. Unterstützt man ihnmit den Le-benskräften der sprießenden Heilpanzen,so
9ist man imSommer, Herbst undWintergesund. Der Mensch soll sich durch die Frühlingspanzen verjüngen, wie sich auch die Panze verjüngt, nach-dem sie lange Monate im Dunkel verharrt hat.Womöglich kommt der gebräuchliche Ausdruck „zauberhafter Frühling“vom alten Glauben, Zaubersprüche (Armationen) würden nie so schnell in Erfüllung gehen, wie gerade jetzt. Aber es müssen Zaubereien sein, beidenen es um Arbeitserleichterung, Gedeihen desGartens oder Feldes oder umdie wahre Liebe geht. Alles andere hat im Frühling keinen Platz.Einerseits helfen 3Blüten der Frühlingsblüher gegen die„Fieber“eines Jah-res, andererseitsaber nehmen es einige Panzen übel, wenn mansie in der Wachstumsphase stört. Sie schaden dem Hausstand. ImBurgenland, wodie Küchenschelle noch vor wenigen Jahren ausdauernd blühte, war esstreng verboten,eine der duftigen Blumen ins Haus zu bringen. Die Hühner hätten sonst mitdem Legen aufgehört. Ähnliche Geschichten sind inganz Deutschland überliefert und dassman Sommersprossen bekommt, wenn man den Frühlingsenzian abpückt,wissen die kleinen Mädchen in den Alpen auch heute noch.Ich aber sage euch,s’ist alles heilig jetzt.Und wer im Blühen einen Baum verletzt,der schneidet ein wie in ein Mutterherz.Und wer sich eine Blume pückt zum Scherzund sie dann von sich schleudert sorgenlos,der reißt ein Kind aus seiner Mutter Schoß.Jean PaulSeit der Steinzeitist die Panze die wichtigste Nahrungsquelle desMenschen. Nicht zuletzt die Abhängigkeit von essbaren Panzen der Umgebung hat unse-re Vorfahren dazu gezwungen, sich mit ihnen genau auseinanderzusetzenund sie mit vielen Attributen zu versehen. Eine Frucht ist vielleicht grün, rot oder gelb. Sie kann säuerlich riechen oder süß. Sie ist knackig und fest,wenn man in sie hineinbeißt, oder so weich, dass die Zähne nichtszu kauen nden. Alle Nährstoe und die komplette Entwicklungsgeschichte einer Panze kommen
10über den Gaumen inunserenKörper und leisten einen physischen, aber auch einen psychischen Beitrag zur Ernährungder menschlichen Zellen. Landwirtschaft zu betreiben und neue Panzen mit immer besserem Ertrag und angenehmerem Geschmack zu züchten,ist eine Domäne des Men-schen. Erst in unserer Zeit treibt sie gefährliche Blüten, im wahrsten Sinn des Wortes. Jeder Baum, jede Feldfruchtoder die Panze, deren Blätter oder Samen wirgerade verspei-sen, hateine Geschichte. Vielleicht kommen in einem Jahrbesonders viele Bienen zu den Blüten. Vielleicht ist diesmal der Standortaußergewöhnlich. Vielleicht ist die Panze, von der eine Frucht stammt,älter als wir selbst und hat,so wie wir,eine unver-wechselbare Biograe. Vielleicht kommt sieaber auch aus dem Genlaborund trägtihreganze Verwirrungdurch ein Samenkorn, das zu Mehlvermahlen wird, in unsere Körper.Gemüse und Obst mag im Regal oder auf einem Marktstand wunderbar aus-sehen, aber welchen Wert hates? Wasbringt es unserer Gesundheit?Können wir es uns überhaupt noch leisten, imWinter Frische aus Übersee zu uns zu transportieren? Haben wiruns – in jeder Beziehung – nicht schon längst über unsere Grenzen hinausbewegt? Dieses Thema wird inden letzten Jah-ren immer wichtiger.Je mehr wir anUmweltstress leiden, je schlechter es uns geht, ob nanziell oder psychisch, desto größer wird unser Bedürfnis nach Ursprünglichkeit und dem Alt-hergebrachten.Kräuterkurse boomen. Junge Leu-te suchen verzweifelt nach den Alten und Weisen, die es früherin jeder Re-
11gion gegeben hat, undnden sie nicht mehr.In einem Salzburger Gebirgs-dorf, indem die Bäuerinnen seit Urzeiten die Rezepte ihrer Naturheilmittelan die folgenden Generationenweitergeben, wurde dieser Erfahrungsschatzder Alten und Weisen zum „immatriellen Weltkulturerbe“, ein Prädikat,das die Unesco verleiht.Ein langer Titel für etwas, das doch eigentlich selbstver-ständlich sein sollte: die Übertragung von Wissen um die eigene Gesundheit von einemFamilienmitglied zum anderen. Vonder Mutter zur Tochter,vom Vater zum Sohn. Seit zwei bis drei Generationen istdie Überlieferung alten Wissens in unserer Kultur nicht mehr üblich. Das Wissen etwa über die Frühjahrskurist weitge-hend verlorengegangen. Ein paar knorrige Überbleibsel ausfrüheren Zeiten, wie zumBeispiel Ignaz Schlifni, der Kräuterkundige aus den Bergen Süd-österreichs, verbreiteten esin kleinem Rahmenweiter.Für diesen heute fast 90-jährigen bodenständigen Mann hatsich nie die Frage gestellt, warum eine Frühjahrskurjedem Menschen gut tut. Dies sei eine Frage der Intelligenz, meint er stets. Aber unter Intelligenz versteht er beileibenicht dasselbe wie die laute Mehrheit. Fürihn ist Intelligenz nicht im Kopf daheim. Siebestehtin der Art und Weise, in der ein Mensch fähig ist,sich mit seiner Mutter,der Natur,zu verbinden und sich ihrem Rhythmus angepasst zu verhalten. Heute, fast 60 Jahre später,sagen moderne Gaia-Forscher dasselbe. Die Na-tur – somit auch wir,obwohlwir uns immer gern als Krone der Schöpfung sehen – sindin einem engmaschigen Netz miteinander verbunden. So ist es gar keinWunder, dass heute bereits jede vierte Erkrankung auf Faktoren wie Umweltverschmutzung und Klimawandel zurückzuführen ist. Dazu kommen noch Verletzungen durch Unfälle und die vielen psychischen Leiden.Zu leben, dass es einem gut geht, ist erwünscht und erlaubt. Zu leben, dass es einem gut geht, hat aber auch einige Regeln. Diese Regeln sindeinfach. Sie belasten den Geldbeutelnicht und auch nicht das Klima. Man muss