Hausmittel,säfte, mus & marmeladen,Kräuterwein,liKöre & KräuterscHnaps,essig & öl
Siegrid Hirsch
Kräuter
Rezeptbuch
InhaltDer beste Gesundheitsproduzent..................................6Sammeln .............................................................................................9Trocknen und Aufbewahren ........................................................12Sammeln nach dem Mond ...........................................................14Heilpflanzen verwenden ..............................................................15Was bedeutet ... ..............................................................................20Tinkturen selbst zubereiten..........................................22Getrocknete Pflanzen....................................................................26Frische Pflanzen Urtinktur...........................................................27Tinkturen verwenden.....................................................................29Hausmittel..........................................................................32Kräutersirup......................................................................62Kräuterlimonade, Fruchtsaft und Marmelade..........72Stevia statt Zucker ........................................................................89Kräuterwein.......................................................................92Feine Liköre......................................................................104Essig ist ein Alleskönner................................................120Kräuteröl............................................................................128Auflagen, Bäder und Salben.........................................134Kräuter als Problemlöser..............................................150Kinder-Pflanzen..............................................................153Was wir essen dürfen von A bis Z................................157Vor 250 Jahren..................................................................181Impressum........................................................................184
6Der beste Gesundheitsproduzent –die Natur
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ir haben den Supermarkt, um unsere Nahrungsmittel einzukaufen und wir haben Apotheken, die unseren Bedarf an Heilmitteln decken. Das war nicht immer so. In manchen Familien erzählen Großmutter oder Großvater von Hungerzeiten, in denen nirgends etwas zu bekommen war und be-richten, dass man sich, der Not gehorchend, über allerlei wildwachsendes »Unkraut« hermachte. Wasdamals als »Noternährung« dienen musste schmeckte köstlich, man war pumperlgesund und so schlank, wie es der Wohlstandsmensch von heute mit teuren Diätaufenthalten selten genug zuwege bringt. Kein Wunder, denn in Wild-panzen benden sich heilende Inhaltsstoffe in hoher Konzentration, die für unseren Stoffwechsel unverzichtbar sind. Wahrhaft eine »Apotheke Gottes«.Etwa 12.000 verschiedene Pflanzenarten wachsenderzeit in Europa. Davon sind bislang 1.500, also etwas mehr als 10 % als genießbar und einige hundert als giftig eingestuft. Wir benützen einen Bruchteil dessen, was vorunserer Haustüre wächst. In der Stadt finden wir frisch gepflückte Kräuter manchmal auf den Märkten, am Land gibt es vielleicht einen Biobauern, der Wildpflanzen anbietet. Die unglaubliche Viel-falt der Formen und Farben beinhaltet auch unglaublich viele verschiedene Wirkstoffe, die nur darauf warten, ihr segensreiches Werk zu tun. Alle Pflanzen entwickelten im Laufe der Evolution eigene Schutzstoffe, um gegen feindliche Bakterien und Viren resistent zu sein. Als Nebenprodukt fällt für uns Menschen, wenn wir Pflanzen - in welcher Forma auch immer - zu uns nehmen, Vitalität und Schutz ab. Z. B. durch die enthaltenen Flavonoide, durch Farbstoffe und Enzyme. Bislang vermag niemand nachzubauen, was an Wirkstoffmechanismen in den Pflanzen abläuft. Biochemiker und Molekularbiologen lüfteten viele Geheimnisse der Natur, stellten aber auch immer wieder begeistert fest, dass die Natur der beste Gesundheitsproduzent ist. Im unscheinbarsten Pflänzchen können bioaktive Wirkstoffe enthalten sein, die die Gesundheit positiv beeinflussen, da sie Stoffwechsel und Immunsystem anregen. Die meisten der in den folgenden Rezepten verwendeten Pflanzen können in der freien Natur gesammelt oder aber im eigenen Garten kultiviert werden. Tees, Tinkturen und Essenzen sind mit geringem Aufwandselbst herzustellen oder, wenn nicht selbst gesammelt wird, eben teuer einzukaufen. Wer selbst sammelt weiß übrigens auch, woher seine Pflanzen stammen und ob sie mit Dünger in Berührung gekommen sind. Er achtet darauf, dass sie schadstofffrei aufwachsen konnten.
8Die Herstellung von Kräuteröl, Kräuterweinen, Likören, Schnäpsen oder Säften nimmt nur wenig Zeit in Anspruch. Die neuen Geschmacksdimensionen bringen nicht nur die Bewunderung von Familie und Freunden, sie tun auch der Gesundheit gut. Die Einbindung von Wildpflanzen und -kräutern in die Ernährung garantiert eine hohe Versorgung mit heilenden Stoffen, egal ob durchden Einsatz von Kräuteröl oder -essig, dem Stamperl nach dem Essen, als Brotaufstrich oder erfrischenden Saft.Achtung: Alles, was man isst, sollte man vorher kennen! Werdie Pflanzen nicht kennt, der hole sich Hilfe bei fachkundigen Leuten, in Kräutergärten, Kräuterhand-lungen und guten Pflanzenbestimmungsbüchern.
9Sammeln von HeilpflanzenAls oberster Grundsatz gilt: Pflücken Sie nichts, was Sie nicht genau kennen! Wer kein ausgebildeter Botaniker ist, wird mit den meisten un-bebilderten Pflanzenbestimmungsbüchern wenig anfangen können. Die bebilderten Pflanzenführer sind zwar gute Hilfen, trotzdem können Verwechslungen vorkommen, denn die genauen Merkmale des einzelnen Krauts kann man auf einem Foto meist gar nicht darstellen. Um eine Heilpflanze wirklich kennenzulernen, muss man sie in ihrer natürlichen Umgebung sehen, sie riechen, fühlen und schmecken. In den Gärtnereien erkennt man recht gut, wie unterschiedlichdie Pflänzchen derselben Familie aussehen können. Deshalb ist es immer eine gute Idee, sich einer geführten Kräuterwanderung anzuschließen und herauszufinden, was die eigene Umgebung an Genießbarem aus Wiese und Flur anzubieten hat.Sammeln sollte man nur dort, wo es nochgute Luft, ungedüngte Wiesen und wenige Autos gibt, also niemals am Rand einer Straße, so verlo-ckend und üppig die Blüten auch locken mögen. Es gibt eine Reihe von heilkräftigen Kräutern, die aus den gedüngten Wiesen gern auf die nährstoffärmeren Straßenrän-der ausweichen (es bleibt ihnen nichts anderes übrig). Die Wegwarte zählt dazu, Meldenarten, die Kamille u.v.m. Lassen Sie sie zum Aussamen stehen, sie gehören weder in den Wildsalat noch in Tee oder Tinktur. Aber schon ihr „Da-Sein“ neben der Straße ist ein Beitrag zur Heilung der Natur. Die beste Erntezeit für Blüten, Blätter oder das gesamte oberirdische Kraut ist der Vormittag eines sonnigen Tages, nach dem Abtrocknen des Taus. Die Pflanzen sollen dann möglichst schnell verwendet werden, eine Aus-nahme sind z. B. Beifuß und Waldmeister, die ihr Aroma erst dann entfalten, wenn sie etwas angewelkt sind. Suchen Sie ein Kraut für ein bestimmtes Problem, so sollten Sie es mitteilen. Früher lachte man noch über die Menschen mit den grünen Daumen, die murmelnd durchihren Garten gingen, jeden Strauchbegrüßten und dem Baum einen liebevollen Klaps gaben. Wie durch ein Wunder erholte sich bei ihnen jedes halbverhungerte Blümchen. Das Gelächter ist längst verstummt. Kommunikation mit Pflanzen ist möglich, wenn auch auf einer anderen Ebene als zu Mitmensch oder WAS ?WO ?WANN ?WARUM ?
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11Tier.Sie werden schnell merken, dass Ihr Blick genau auf jenes Kraut fällt, das Sie im Moment brauchen, wenn Sie der Natur mitteilen, was Sie benötigen. Das heißt aber auch, dass Sie das Pflanzensammeln bewusst vornehmen, ohne daneben mit dem Handy zu hantieren oder sich die neuesten Schlager im Walkman anzuhören (was nicht heißt, dass sich nicht auch Pflanzen über ein wenig Musik freuen). Niemand muss fanatisch werden, aber die zielgerichtete Aufmerksamkeit bringt sehr viel. Die ganz Genauen unter den Sammlern vermischen ihre eigene Energie nicht mit jener der Pflanzen, besonders, wenn sie „Heilung“ dann weiterschenken. Sie achten darauf, dass die Pflanze energetischauthentisch bleibt. Das ist leicht zu erreichen, wenn Sie entweder Baumwollhandschuhe tragen oder (besser) alle Teile der Pflan-ze mit dem Blatt dieses Krautes abnehmen. Wernur für sich selbst oder die eigene Familie pflückt, muss nicht so penibel sein. Niemals rupfen! Wo von einem echten Kräuterfreund gesammelt wurde, sieht man es nachher nicht. Nur das nehmen, was unbedingt nötig ist und kein Blatt (keine Blüte) mehr! Unbedingt daran denken, dass auchim nächsten Jahr etwas wachsen soll, also nicht alles mit Putz und Stängel ausrotten, sondern Pflanzen zum Aussamen stehen lassen. Vorher mit den Pflanzen sprechen und ihnen sagen, wozu Sie sie brauchen. Auch kleine „Grünlinge“ wollen leben und opfern ihre eigene Existenz für Sie. Das ist doch wirklich ein Grund, um „Danke“ zu sagen. Mit einer Keramikschere oder einem Keramikmesser abschneiden. Kräutergut soll nicht mit Metall in Berührung kommen. Der scharfe Schnitt mit einem Keramikmesser tut außerdem weniger weh als das Abreißen.Anschließend in einer Papiertasche oder dem traditionellen Korb transportieren und ganz schnell verarbeiten. Junge Pflanzen schmecken nicht nur am besten, sie ergeben auch die besten Säfte, Tinkturen, Essige oder Weine. Von älteren nimmt man nur Triebe und Herzblätter. Schon beim Pflücken sauber arbeiten, nur gesunde Blätter und Früchte nehmen, an Ort und Stelle verlesen und reinigen.Die kräftigsten Heilpflanzen findet man in den Bergen!WIE ?
12Trocknen und Aufbewahrenvon HeilpflanzenJe kürzer die Trockenzeit, desto besser sind Aroma und Heilkraft. Zum Trocknen eignet sich ein staubfreier, luftiger Dachboden oder auch ein anderer staubfreier trockener Raum mit genügend Durchzug, manchmal ist das die überdachte Te-rasse. An der Sonne oder im warmen Ofen sollen zarte Pflanzen nicht getrocknet werden (aber Ausnahmen bestätigen die Regel).Die Pflanzen werden zuerst gründlich durchgesehen, sortiert und von Fremdkör-pern befreit, dann breitet man das Sammelgut locker auf ein Brett, ein Tuch oder auf ein weißes Papier. Von Zeit zu Zeit sind die Heilkräuter zu kontrollieren und zu wenden. Die Kräuter sollen gut trocken, aber nicht dürr sein, weil sie sonst zerbröseln. Die etwas angetrockneten Kräuter kann man kleinschneiden, weil sie so bequemer aufzubewahren und praktischer im Gebrauch sind. Heilpflanzen, die von Natur aus schon ziemlich trocken sind, kann man zu kleinen Bündeln zusammenbinden und in einem Säckchen aus luftdurchlässigem Gewebe, z. B. Mull, an der Schattenseite des Hauses oder im Dachboden aufhängen.Wurzeln werden vor dem Trocknen mit Wasser und Bürste sauber gereinigt. Di-cke Wurzeln spaltet man der Länge nach und schneidet sie in kleine Stücke. Sie werden im warmen Rohr oder an der Sonne nachgedörrt (im Gegensatz zu den Blüten). Die Temperatur soll 50 ° C nicht übersteigen.
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14Blüten und Blätter sammelt man zur jeweiligen Blütezeit. Will man die Blätter eines Wildgewächses später trocknen oder verarbeiten, so wählt man einen Blatttag im zunehmenden Mond (Fische, Krebs, Skorpion). Blüten (vor allem für Blütenessenzen) ebenfalls nur bei zunehmendem Mond sammeln und zwar an einem Blütentag (Wassermann, Zwillinge, Waage). Saft und Harz werden im Frühsommer gesammelt (bei zunehmendem Mond).Wurzeln gräbt man im Frühjahr, wenn die Pflanze zu treiben beginnt, oder im Herbst, wenn das Kraut abgereift, aber nocherkennbar ist. Wurzeln für Heil-zwecke prinzipiell erst nach Sonnenuntergang graben, der beste Termin ist der Vollmond, bevorzugt an einem Steinbock- oder Jungfrautag, aber auchandere Vollmond-Tage sind günstig. Samen und Früchte erntet man zur Reifezeit, am besten um den Vollmond herum an Fruchttagen (Widder, Löwe, Schütze). Rinden schält man im Frühjahr, wenn der Saft steigt.Sammeln nach dem Mond
15Heilpflanzenverwenden
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edes Heilkraut, ausgenommen die giftigen Pflanzen, ist immer auchein Nahrungsmittel. Nichts ist eintöniger, als dem Körper immer dieselbenDarreichungsformen und Wirkstoffe anzubieten. Die Gewohnheit schwächt auf Dauer auch die intensivste Wirkung ab. Falsch ist es, sich an einzelne Kräuter zu gewöhnen und nur mehr auf sie zurückzugreifen. Jedes Nahrungsmittel verliert seine Eigenschaft als natürliches Heilmittel, wenn es zu lange, zu einseitig und ausschließli-ch gegessen oder getrunken wird. Die gebräuch lichste Zubereitungsform ist der Tee, es gibt aber noch andere Möglichkeiten, Kräuteranwendungen durchzuführen. AUFGUSS (INFUS)Die gebräuchlichste Artder Teezubereitung ist der Aufguss. Blüten und zarte Blätter übergießt man mit kochendem Wasser und lässt sie 3 bis 5 Minuten zugedeckt ziehen, manchmal noch länger. Dann abseihen und den Tee schluckweise trinken.ABSUDDer Absud wird wie der Aufguss zubereitet, doch gibt man die Kräuterteile ins kochende Wasser und lässt nochmals kurz aufwallen (1 Minute kochen) und etwa 5 Minuten ziehen, dann seiht man ab.ABKOCHUNG (DEKOKT)Starke Blätter, dicke Stängel, Früchte und Wurzeln stellt man in kaltem Wasser zu, bringt sie zum Kochen und lässt sie auf kleiner Flamme 5 bis 10 Minutensieden, dann seiht man ab. Kümmel, Anis und Fenchel werden vorher zerkleinert. Rinden, Heublumen und Haferstroh kann man ohne weiteres bis zu 20 Minuten kochen lassen. KALTWASSERAUSZUG (MAZERAT)Schleimige Pflanzen weicht man in kaltem Wasser mehrere Stunden ein und laugt sie so aus. Vor dem Gebrauchwird der Auszug mitsamt den Pflanzen aufgewärmt (aber nicht gekocht!). Der Tee soll gerade Trinktemperatur haben. Dann abseihen und wie gewohnt trinken. Für Säckchenauflagen dürfen Kräuter nur angespritzt oder im Dampfbad gedünstet werden.
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17TEEKURTeekuren sollen immer 3 bis 6 Wochen ohne Unterbrechung dauern. Scharfe Kost, Alkohol, Bohnenkaffee und Nikotin schwächen die Wirkung der Kur ab. Nach der Kur sollte man eine Pause von 2 Wochen einschalten. Im allgemeinen nimmt man auf ¼ l Wasser 1 Esslöffel Kraut. Die gewöhnliche Tagesmenge beträgt ½ Liter. Sie wird so verteilt: 1 Tasse nüchtern, 1 Tasse eine Stunde vor dem Mittagessen, 1 Tasse vor dem Schlafengehen. Es kann aber auch die ganze Menge untertags schluckweise genommen werden, aber nicht unmittelbar vor oder nachdem Essen. Wermut- und Tausendgüldenkrauttee werden nur löffelweise genommen (¼ Liter Tagesmenge). Tee darf mit Naturzucker, Ahornsirup, Dicksaft oder Honig gesüßt werden (außer bei Zuckerkrankheit oder Durchfall). Besser wirkt er jedoch ungesüßt, mit Ausnahme von Hustentees, wo auch der Honig eine gewisse Heilkraft beisteuert. SIRUPBei Abneigung gegen Tee oder wenn Flüssigkeitseinschränkung geboten ist, verwendet man gern Sirup. 5 g Kräuter werden über Nacht in 1 l Wasser kalt eingeweicht und in der Früh 2 bis 3 Minuten gekocht und abgeseiht. Zu dieser Menge gibt man 125 g Bio-Zucker (bei schleimlösendem Sirup 140 g Kandiszucker oder 4 bis 5 Esslöffel Bienenhonig). Bienenhonig soll nie über 50 Grad erwärmt werden, weil man dadurch seine Wirkstoffe zerstört. Wenn Sirup länger aufbewahrt wird, muss er so dick sein, dass er wie ein Faden vom Löffel rinnt. (Meist muss er bis zur Hälfte eingekocht werden.)TINKTURIn eine Flasche füllen Sie Weingeist, Weinoder Schnaps und Beeren oder Kräuter und verschließen sie. Die Flasche stellen Sie 8 bis 10 Tage ins Helle oder in gleichmäßige Wärme (15 bis 20° C, z. B.auf eine sonnige Fensterbank) und schütteln sie öfters auf. Dann wird filtriert und die Tinktur gut verschlossen. Nach weitern 8 Tagen ist die Tinktur gebrauchsfertig. Tinkturen werden tropfen- oder kaffeelöffelweise genommen. Rezepte finden Sie detailliert auf den folgenden Seiten.ÖLGießen Sie so viel kalt gepresstes, hochwertiges Öl über die Kräuter, dass diese bedeckt sind. Werdas Kräuteröl längere Zeit aufbewahren will, verwendet ein Olivenöl,das nicht unbedingt kalt gepresst sein muss. Achten Sie aber darauf,
18dass dieses Öl nicht durch Chemieeinsatz aus den Früchten geholt wurde. Lassen Sie die Mischung zwei bis drei Wochen an einem warmen Platz oder in direkter Sonne stehen. Die Kräuter werden anschließend ausgepresst, das Öl wird in dunk-len Flaschen gelagert. Ätherisches Öl entsteht auf diese Weise nicht, dieses wird durch Destillation gewonnen. Ölauszüge verwenden Sie sowohl äußerlich, als auch zum Einnehmen oder für Salate und Gemüsegerichte. LIKÖRAus vielen Kräutern oder Früchten kann man Liköre zubereiten. Man nimmt auf 1 l Beeren oder Kraut ½ l Branntwein oder 50%igen Alkohol und lässt dies 2 bis 3 Wochen an einem warmen, dunklen Ort stehen. Dann wird die Flüssigkeit abgeseiht und mit ½ kg Zucker verrührt, bis dieser aufgelöst ist. Verschlossen aufbewahren. Jeälter der Likör, desto schmackhafter wird er. WEIN1 Hand voll Kräuter werden mit 0,7 l Weißwein übergossen. Das Gefäß wird ver-schlossen und für zwei Wochen bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Anschließend wird gefiltert. Man trinkt den Wein likörgläschenweise. PULVERGetrocknete Wurzeln, Blätter, Körner oder Beeren werden fein gemahlen oder im Mörser zerstoßen. Das Pulver wird in gut schließenden Gläsern aufbewahrt und dann messerspitzenweise oder Oblatten genommen. Man kann es auch in Kapseln (Apotheke) füllen.SAFTAus manchen Kräutern lassen sich Frischsäfte bereiten. Diebeste Möglichkeit bietet die Kräuterpresse aus Holz, es geht aber auch ein Haushaltsentsafter. Man kann die Kräuter auch im Mixer zerkleinern und sie durch ein Leinentuch pressen. Manche Kräuter lassen sich auch über Dampf entsaften, dabei gehen allerdings wichtige Vit-amine verloren. ROHKOSTViele Kräuter, dazu zählen jene, die bereits im zeitigen Frühjahr wachsen, können roh als Salat gegessen werden oder eignen sich dazu, zerkleinert als Suppenbeilage oder Aufwertung einer Gemüsespeise eingesetzt zu werden.
19SALBENÖlauszüge der Pflanzen, die man mit geschmolzenem Bienenwachs imVerhältnis 5:1 im Wasserbad verrührt, ergeben hervorragende Salben. Man rührt die beiden Stoffe so lange, bis die Masse erkaltet ist. Ebenso zielführend ist es, die Kräuter in Schweineschmalz auszuziehen. Dafür gibt man in das heiße, aber nicht prasselnde Bio-Schmalz so viele Kräuter, wie das flüssige Fett aufnimmt, und lässt alles imWasserbad über Dampf etwa ½ Stunde köcheln. Anschließend in Töpfe füllen und im Kühlschrank lagern.ZÄPFCHENZäpfchen werden schnell absorbiert, die Heilstoffe aus den Kräutern können über die Schleimhaut des Darmes aufgenommen werden. Die Herstellung ist sehr ein-fach. Die betreffenden Kräuterteile (getrocknet) werden zu Pulver zermahlen, man mischt sie mit zerlassener Kakaobutter. Zäpfchenformen kann man selbst aus Alufolie herstellen.UMSCHLÄGEMan tränkt ein Tuch in der noch warmen (nicht kochendheißen!) Teezubereitung, wringt aus und legt es auf die zu behandelnden Stellen. Dann wird mit einem Hand-tuch oder Wolltüchern abgedeckt. BADEs wird eine größere und konzentrierte Menge an Teeauszug hergestellt, den man dem Wasser für Voll- oder Teilbäder zufügt.INHALATATIONMan übergießt eine größere Menge der gewünschten Droge mit kochendem Wasser. Man atmet die aufsteigenden Dämpfe ein, dabei deckt man Kopfund Schüssel mit einem Tuch ab.
20ESSENZso steht es im Fremdwörterlexikon, ist das „Wesen“ einer Sache. Auf Pflanzen bezogen heißt das, es sind nicht die einzelnen Enzyme, Vitamine oder Mineralstoffe in so einer Essenz enthalten, sondern die Aussage der Pflanze, das We-sentliche, also alles das, was wirk-lich von Bedeutung ist. Essenzen stellt man in erster Linie aus Blüten her, entweder nach der Sonnenmethode oder nach der Kochmethode. Die Blüten wer-den entweder in Quellwasser oder einer leichten Sole ausgezogen, die Essenz wird anschließend mit Alkohol konserviert. Es gibt auch spagyrische Essenzen, die nach den Regeln der alten Alchemisten zubereitet werden. Es sind auf-wändige Verfahren nötig, um ein spagyrisches Heilmittel herzustellen. Die Pflanze wird fermentiert, destilliert und verascht, dazu fehlen in der Regel im privaten Haushalt die Ressourcen. EXTRAKTist eigentlich auch der normaler Tee oder der Filterkaffee, den Sie zum Frühstück trinken. In der Kräuterkunde versteht man unter Extrakt aber ein Konzentrat be-stimmter Wirkstoffe einer Pflanze. Stellen Sie sich das so vor: Blätter, Blüten und Stängel einer Pflanze werden zu einem Pflanzenfrischsaft gepresst. Dann kommen (je nach Pflanzenteil unterschiedliche) chemische Stoffe dazu, die dabei helfen, die gewünschte Substanz zu „extrahieren“. Lösungsmittel für die Kräuterteile sind entweder Wasser, Alkohole oder auch Öl. Ein Extrakt deutet immer darauf hin, dass hier die Wirkstoffe hoch konzentriert enthalten sind. Meist kommen die Extrakte in Kapseln oder Dragees, in flüssiger Form heißen sie Fluid-Extrakte.
21ÄTHERISCHE ÖLE sind die Geruchsstoffe einer Pflanze, die durch Wasserdampfdestillation oder ande-re, oft aufwändige Verfahren, aus großen Mengen Pflanzen gewonnen werden. Sie im Haushalt herstellen zu wollen, ist nur den „Hobby-Chemikern“ mit Laboraus-rüstung möglich.TINKTURist ein Auszug, im vorliegenden Buch von Pflanzen, in Alkohol. Nach einer bestimmten Zieh-Zeit gehen die alkohollöslichen Stoffe aus der Blüte, dem Blatt, dem ganzen Kraut, der Wurzel oder Rinde in den Alkohol über, in dem das Heilkraut angesetzt wurde. Man bereitet Tinkturen aus getrockneten oder aus frischen Pflanzen. Für eine Tinktur aus frischen Pflanzen hat sich der Ausdruck „Urtinktur“ durchgesetzt. Aus solchen „Urtinkturen“ werden in der Regel die homöopathischen Arzneien bereitet. Der Gehalt an Wirkstoffen ist bei Tinkturen aus frischen Pflanzenteilen eindeutig schwächer als in Tinkturen aus getrockneten Pflanzenteilen. In unserer Zeit, mit ihrer neuen Energie, gibt es trotz der geringeren Inhaltsstoffe eine Tendenz zur Tinktur aus der frischen Pflanze, weil hier die Schwingungsmuster des einzelnen Heilkrautes ausgeprägt vorhanden sind. Gute Tinkturen, ob aus ge-trockneten oder aus frischen Kräutern, sollten Sie liebevoll herstellen. WasSie sorg-fältig und unter großem Zeitaufwand gesammelt haben, bedarf noch vieler weiterer Handgriffe, ehe es seine Heilgeheimnisse an Sie weitergibt. ALKOHOLmuss gute Qualität haben und soll hochprozentig sein, mit mindestens 40, höchs-tens 90 %. Nichts gegen den billigen Obstbrand aus dem Supermarkt, aber zu einer wertvollen Tinktur gehört auch wertvoller Obst- oder Kornbrand, natürlichaus dem Biobetrieb oder von einem Schnapsbrenner des Vertrauens. Den „Geist“ des Alko-hols sollte niemand unterschätzen, auch er trägt sein Scherflein zur Heilkraft einer Tinktur bei.
Tinkturen selbstzubereiten
24Wurzeln grabenWurzeln waschenWurzeln trocknenWurzeln putzen, vom Kraut trennenWurzeln zerkleinern Wurzeln mit Alkohol übergießen
25Kraut sammelnKraut genau durchsehenKraut locker in eine Gefäß schichtenKraut schneidenStehen lassen und täglich schüttelnMit Alkohol übergießen
26GETROCKNETE PFLANZENMengenverhältnis: 1 Teil getrocknete Pflanzenteile auf 5 bis 6 Teile Alkohol. Zum Beispiel:ca. 70 g getrocknetes Kraut oder Wurzeln auf ½l Alkohol oder ca. 35 g getrock-netes Kraut oder Wurzeln auf ¼l AlkoholGetrocknete Blüten und Blätter:Um die Aufschließung der Wirkstoffe zu erhöhen, zerbröselt man Blätter und Blü-ten mit den Händen fein oder zerreibt sie sanft(!) im Mörser (ist aber nicht zwingend nötig).Dann in ein Glasgefäß mit breiter Öffnung füllen.Mit dem abgemessenen hochprozentigen Alkohol übergießen. Die Kräuter gut schütteln oder mit einem Holzspatel umrühren. Mit einem Tuch oder passendem Glasdeckel zudecken.An einen geschützten Platz (Zimmertemperatur) stellen (aber in Sichtweite, da-mit man den Ansatz nicht vergisst) und einfach stehen lassen. Täglich schütteln, ohne weiteres auch mehrmals.Nach 10 bis 14 Tagen (ruhig dem eigenen Gefühl vertrauen) durchein Sieb gie-ßen, das mit einem Mulltuch ausgekleidet ist. Auchein Kaffeefilter eignet sich gut. Das Pflanzengut auspressen, das geht mit einem Holz- oder Porzellanlöffel hervorragend, aber auch der Stössel aus dem Mörser eignet sich gut.Die fertige Tinktur in Violett-, Blau- oder Braunglas füllen, verschließen und ge-nau beschriften. Auf das Etikett gehören außer dem Pflanzennamen (Deutsch oder Latein) auch das Herstellungsjahr. Weres sich angewöhnt, auch den latei-nischen Namen zu verwenden, hat nach kurzer Zeit auch jenen Kräuternamen präsent, der in den Apotheken verwendet wird. Tinktur kühl und dunkel lagern, z. B. in einem Schrank. Sie hält bis zu 10 Jahre.
27Getrocknete WurzelnHier gelten eigentlich dieselben Regeln, allerdings ist der Mörser fast unerlässlich. Die harten und sperrigen Wurzeln geben ihre Inhaltsstoffe viel besser frei, wenn das Pflanzengut möglichst klein ist. Vergessen Sie die elektrische Mühle. Es ist ein Lei-den unserer Zeit, dass alles ziemlich flott gehen soll. Schnell kann man überall sein, nur nicht bei der Bereitung einer Tinktur, die helfen soll. Alles, was lebendig ist, was im großen Ganzen mitschwingt, hat seinen eigenen Rhythmus. Der Rhythmus der Natur ist gemächlich. Es braucht seine Zeit, um zu wachsen, groß zu werden, zu erkennen. Es braucht seine Zeit, um sich zurückzuentwickeln. Heilpflanzen dürfen nicht in atemberaubender Geschwindigkeit zerhackt und zu Staub gemahlen wer-den. Es geht auch langsam. Behutsam.Die Wurzeln brauchen unter Umständen ein, zwei Tage länger, um sich dem Alko-hol mitzuteilen. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl und gehen Sie ansonsten vor,wie bei Blüten und Blättern.FRISCHE PFLANZEN - URTINKTURDieklassische TinkTurzur hersTellungvonhomö-opaThischen miTTeln.Mengenverhältnis:1 Teil frische Blüten, Blätter, Kraut oder Wur-zeln – 2 Teile AlkoholZum Beispiel: ca. 250 g frisches Kraut oder Wurzeln auf 1/2 l Alkohol ca. 130 g frisches Kraut oder Wurzeln auf 1/4 l AlkoholFrische Blüten und Blätter:Machen Sie es wie der Begründer der Ho-möpathie, wie Samuel Hahnemann vor rund 250 Jahren. Nehmen Sie Ihre frischen Pflan-zen und schneiden Sie sie auf einem Holz-brett klein (Keramikmesser). Da Sie die Kräuter ja von einem besonderen Platz haben, im Korb geschützt transportierten und auch nicht voneinem Regenguss überrascht wurden, sind sie völlig trocken. Das muss auc