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Kimberly, Maurice und Hannah. Ein Familienidyll? Fünf Finger anders berichtet von der Suche nach Perfektion, dem Eingehen einer vorher kaum vorstellbaren Beziehung auf Augenhöhe und dem Wunsch nach Familie. Eine schwierige Geburt, Überforderung durch ein Gefühl, dass alles irgendwie anders ist als bei anderen und die große Sorge vor Versagen führen in menschliche Tragödien, die Ängste unbeherrschbar machen und die Meinungen der Außenwelt überbewerten. Dabei ist Hannah fünf Finger anders. EDDY und MO Wer sind die zwei? Eddy (West Highland White Terrier) und Mo (Shih Tzu) kommen an ihre Grenzen bei jeder Mission. Aufgeben ist keine Option, weil sie wissen, dass das ehrlichste Lächeln von Menschen ausgeht, die gelitten haben.
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Seitenzahl: 155
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Die Autorin platzt vor Ideen.
Authentisch bleibt sie, wenn sie dabei den Einbezug von Hunden nicht vernachlässigt.
Begonnen hatte es mit einer Autobiografie über einen Shih Tzu (›Krabumms‹; Gizmo) und einer erschütternden Beichte ihres West Highland White Terriers über Trauer um Liebgewonnene, die ihm fast das eigene Leben nahm (›Rückbatscher‹; Teddy).
Ein Fundament, das die Buchserie ›Eddy und Mo‹ trägt.
Es gibt viele Geschichten für, über und von Menschen.
›Fünf Finger anders‹ berichtet von der ewigen Suche nach Perfektion, dem Eingehen einer vorher kaum vorstellbaren Beziehung auf Augenhöhe und dem Wunsch nach Familie.
Eine schwierige Geburt, Überforderung durch ein Gefühl, dass alles irgendwie ›anders‹ ist als bei anderen und die große Angst vor Versagen führen in ›menschliche Sackgassen‹.
Einem ›Herz-Neuling‹ muss es gelingen, Ängste zu besiegen!
NICHT OHNE …
KIMBERLY
SKEPTIKERIN
GEBURT MIT HINDERNISSEN
OHNE BEIPACKZETTEL
IRREAL
ZEIT …
WARUM?
ICH WAR ›ANDERS‹
›KLEINE PRINZESSIN‹
BLICKE
HILFE ANNEHMEN
SICH KLEIN(ER) FÜHLEN …
VERUNSICHERUNG
FÜNF FINGER!
›MUCKSCH-FLOß‹
VERZEIH
GESPRÄCHE AUF DEM ›MF‹
WO?
ABSTURZ
ANDERE KRIEGEN ES HIN
SCHULSTOFF VERPASST?
SCHAUMPARTY
TACHELES
ENTSCHÄDIGENDES LÄCHELN
HÜRDEN NEHMEN
NEUN MONATE
ALPHATIER
TRÄNEN AM ABEND
ZWECKGEBUNDENE OFFENBARUNG
LACHENDE STERNE
Geplant war unser erstes Buch für und über Kinder, bis unserer Mama tausend Gedanken zu einer besonderen Herzensangelegenheit in den Sinn gekommen sind.
Sind alle Schreiberlinge sprunghaft und anstrengend?
Als wäre ihr Wunsch nach ›fünf Finger anders‹ nicht schlimm genug, zog sie in Betracht, ohne unsere Hilfe an dem vorliegenden Buch zu schreiben.
Hatte sie uns vor Kurzem versprochen, dass die Buchbände von ›Eddy und Mo‹ oberste Priorität besitzen, klammerte sie die Option, ihre Geschichte von uns begleiten zu lassen, zuerst aus.
Dass Eddy enttäuscht war, übertrug sich spontan auf mich und wir drohten damit, die weiteren Bücher wie eine Detonation hochgehen zu lassen.
Wie wenig authentisch ist eine Schriftstellerin im Auge der Leser, die seit einem Jahr predigt, sich Hunden verschrieben zu haben, um aus Bequemlichkeit umzuschwenken?
Alle ihre bisherigen Bücher handeln von Vierbeinern.
Auf eigene Faust scheitert sie.
Wir verstehen, dass es eine große Herausforderung bedeutet, sich mit anderen Themen zu beschäftigen, die nicht uns oder Artgenossen betreffen. Dagegen spricht nichts.
Bleibt die Frage, warum sie nicht beherrscht, Geschichten zu verbinden. Ich bin Mo – der Shih Tzu mit dem größten Interesse am ›Dabei-Sein‹ – und beschränke mich nicht auf das, was ich sehe. Vieles verstehe ich nicht – zugegeben, – was nicht heißt, dass jeder nach der Bereitschaft, mich mit allem auseinanderzusetzen und dazuzulernen, vergebens suchen muss.
Ich möchte dieses Buch erzählen und hoffe, dass ich bei Dir als Leser das ›Go‹ schneller erhalte. Einwände meines Frauchens, Du könntest einige Dinge missverstehen, weil ich zu ›einfach‹ bin (sie sagt es nicht direkt) und es nicht korrekt vermittele, lasse ich nicht gelten.
Ich brauche Deine Hilfe – ganz klar!
Wenn Du an einem Punkt merkst, dass ich den Faden verliere, setze ich ein Intellekt bei Dir voraus, es auszubügeln. Sind wir im Geschäft? Auf diese Weise entsteht die größte Liebe zwischen Vier- und Zweibeinern. Ich danke Dir!
Du musst allerdings auch Eddy coachen. Er ist mein Buddy, Heiliger, Held und die größte Liebe meines Lebens. Bei Menschen spielen oft Fotos eine große Rolle, ich denke an Blind Dates oder wenn der Arbeitskollege einem anderen von der neuen Beziehung berichtet. Wie sieht er oder sie aus?
Eddy war einmal weiß, zumindest haben sie es mir erzählt.
Die Erklärung meiner Familie, dass das Schwarz sich durchsetzt, lasse ich unkommentiert. Er zeigt, wie gern wir uns austoben.
Nichts liegt mir gerade näher, als Dich auf meine Seite zu ziehen.
Meinst Du, unsere ›Mama‹ glaubt nicht daran, dass wir es als Duo bewältigen, uns mit ›heikler Kost‹ auseinanderzusetzen?
Wir kennen einen großen Part der Geschichte, die sich hinter ›fünf Finger anders‹ verbirgt.
Tage später und Überredungskünste ausgespielt, entschlossen wir uns inzwischen gemeinsam, dass sich dieses erste Buch nach unserer ›Weihnachtsreise‹ an Erwachsene richtet; wenngleich ein Kind eine tragende Rolle spielt.
Wir – als ›Eddy und Mo‹ – zweifellos auch.
Bist Du daran beteiligt?
Spendenkonten mag ich nicht, mache Dich bitte einfach anders bemerkbar.
Stundenlange Kleinarbeit haben geleistet, um uns zu erinnern, zuzuhören und zu üben, das Wichtigste zusammenzutragen.
Eddy und ich fungieren als ›Mitnehmer‹ in eine nicht einzigartige, dennoch emotionale Geschichte, um Betroffene, die Ähnliches erleben, erreichen zu können.
DU kennst uns nun.
Für die, denen wir durch die nicht vorhandenen Pfoten gerutscht sind, eine kurze Erklärung:
Nach vielen Weihnachtsmissionen in ›Glück-Schauer‹ sind wir weltbekannt.
Schon gut.
Teddy, äh Eddy ist der unverbesserliche ›Westie-Krieger‹, dem scheinbar alles gelingt, und ich, Gizmo bin der wichtigste Part in Form von Mo; subjektiv gesehen. Wichtig, weil ich das gesamte Buch die Geschichte erzählen darf. Was für eine Beförderung. Es gab Zeiten, in denen ich lieber Leckereien essen sollte.
Wir helfen, schauen, heilen und sind da, wo Hilfe von anderen versagt.
Manchmal reicht Zuhören und wirkliches Interesse an den Gefühlen anderer.
Wie bei Kimberly.
Enttäuscht durch negativ verlaufende Beziehungen entwickelte sie ein besonderes Gespür dafür, was in ihrem Leben falsch lief.
Getrieben von der Sehnsucht nach einem ›Ankommen‹ verlor sie weder Träume noch Wünsche, vielmehr versetzte sie eine andauernde Suche nach dem großen Glück in eine nervliche Krise.
Bis sie Maurice traf und durch ihn glauben konnte, dass auf diesem Planeten für sie ein Stück ›heile Welt‹ existiert.
Alles war perfekt.
Zu fehlerfrei?
Eine positiv verlaufende Schwangerschaft mündete in einer Risikobehafteten Geburt.
Das kleine Baby, das letztendlich für Aufatmen bei Maurice, ihr und der übrigen Familie sorgte, als es ihr in den Arm gelegt wurde, war rein anatomisch betrachtet wie jedes andere Neugeborene.
Warum sich vieles anders entwickelte im Leben der kleinen Familie, erfährst Du beim Lesen dieser Geschichte.
Eddy hat eigens dafür – natürlich in meiner Begleitung – Kim einen ersten Besuch abgestattet.
Ich gebe Defizite ungern zu, aber kann nicht unterscheiden zwischen Präsens, Futur und ›lallender Kunst‹. Verzeihst Du mir etwaige Fehler, bevor ich am Bettzeug meines Frauchens kratzen und nach Hilfe fragen muss? Ich gebe jederzeit mein Bestes und die folgende Geschichte brennt in mir, als sei sie vor zehn Minuten geschehen. Wäre das die Gegenwart? Vieles liegt drei Jahre zurück.
Taktik anwenden, das wurde mir durch die Hundezitzen injiziert.
Dich als Leser, Eddy als angeblichen ›Alles-Versteher‹ und Kimberly auf meine Seite ziehen.
Es wird aufgehen!
Wenn es Kimberly annähernd geht wie Eddy und mir, dann erinnert sie jede winzige Kleinigkeit, als würde sie gegenwärtig erleben, was passiert ist.
Taschentücher pflastern unseren Weg seit Langem, die in dieser Geschichte kein Novum bleiben.
»Eddy‹, schubse ich meinen Kumpel an, ›ich habe den ersten Leser auf meiner Seite und auch Kim wartet darauf, ihre Erfahrungen in die Welt zu schreien, ich spüre das«.
»Wenn Du was spürst, kriege ich Angst. Das endet in Katastrophen«, versucht mich Eddy in meiner Euphorie zu bremsen.
Weit entfernt von mutlos weiß ich, dass es viele junge Mütter gibt, die Ähnliches durchmachen wie Kim, die durch das Recherchieren im Internet viel mehr an Vertrauen verloren hat, als Informationen zustande kamen.
Warum muss ich meinen Buddy fortlaufend am Bart mitziehen?
Fällt es ihm schwer zuzugeben, dass ich richtig liege und er Probleme hat, sich monatelang mit einer Geschichte zu beschäftigen?
Der kühne Krieger ist fürwahr eine Samtpfote und leidet noch viel mehr als ich unter schicksalhaften Dingen, die nicht zu ändern sind.
Wie gut, dass er mich an seiner Seite hat. Ich bin der geborene Problembeseitigungskrieger ohne Waffen.
Du bleib bitte an meiner Seite.
Auf zu Kimberly.
Mit ihr verbringen wir die nächsten Wochen. Ein Gedanke, der nicht schmerzt, eher ihre Geschichte, die sie zu berichten hat.
Wir lieben sie und haben gerade ihr mehr Zuckerschlecken, – wenn es dermaßen bezeichnet wird, – gewünscht.
»Hi Kim«, stürmt Eddy ins Haus, während ich Gedanken sortiere.
Wir können nicht mit der Tür ins Haus fallen, nach dem Motto, dass sie der ganzen Welt mitteilen möge, was sich in ihrem Leben die letzten drei Jahre abgespielt hat.
Kimberly winkt mich herein.
Wie unzählige Male vorher fühlen wir uns willkommen. Eine kuschelige weiße Decke, die zum Verweilen einlädt, ein gefüllter Wassernapf und zwei riesige Knabbersnacks.
Nach einem schnappe ich und werde von Eddy geboxt.
»Wir sind nicht hier zum Schlemmen«, funkeln seine Augen mich strafend an.
Den Kopf hängen lassend, ignoriere ich seine vorwurfsvollen Blicke.
Ist gut, olle ›Meckerbacke‹.
Kimberly guckt von einem zum anderen und amüsiert sich über unsere unbeholfene Art, ihr den Grund unseres Besuches mitzuteilen.
»Was habt Ihr auf dem Herzen?«, fragt sie neugierig.
Eddy, denke ich, das ist Dein Part.
Schließlich warst Du es, der nicht abwarten konnte, dieses Buch mit Inhalt zu beleben. Was hat er mir im Vorfeld nicht umfangreich zu erklären versucht, wie ich welche Belange am besten angehe. Undankbar bin ich keineswegs, ich benötige Hilfestellungen. Ich befürchte, mehr als Kimberly.
Eddy ahnt, dass ich nicht für ihn in die Bresche springe.
»Fünf Finger anders«, stammelt er unverständlich vor sich hin, dass sich lediglich erraten lässt, was er meint.
Oh nein, das hat er nicht gesagt!
Im Nebenraum schläft Hannah, eine bezaubernde Zweijährige, die er damit meint.
Wie soll Kim diese Äußerung auffassen?
Wir hatten mehrere Wochen, um in einem kurzen Satz potenziellen Lesern zu formulieren, wohin unsere Reise in geschriebener Form geht.
Mich verwundert ihre aktuelle Irritation keineswegs.
»Fünf Finger was?«, hakt sie nach.
Bring das bloß nicht mit Hannah in Verbindung, denke ich gerade noch, als er ›Tollpatsch-like‹ vor uns sinniert, als könnten wir nicht zuhören.
»Sie besitzt an jeder Hand fünf Finger wie jedes Kleinkind. Sie waren vorhanden, als sie ›geschlüpft‹ ist«.
Mich macht sprachlos, wie er die Sache angeht.
»Anders als andere kann sie logischerweise nicht sein. Gleichwohl sprecht Ihr ständig davon, dass irgendetwas nicht stimmt. Uns erklärt sich diese Skepsis nicht und wir wollen verdammt noch einmal wissen, warum man es dann nicht sehen kann«, prescht Eddy mit Brachialgewalt vor.
Warum hat der ›Pfoten-Grobian‹ immer wieder Erfolg mit seiner Art, auf die Menschen zuzugehen? Darf ich sagen zu stürmen?
Im Sturm geschieht es, dass er Kimberlys Aufmerksamkeit weckt.
»Glaubt mir, könnte man Unterschiede sehen, wären die letzten Jahre einfacher für mich gewesen«, sagt sie traurig.
»Alles hätte ich darum gegeben, eine Gebrauchsanweisung zu besitzen, um Hannah leichter ins Leben finden zu lassen«.
Gut beherrschen Eddy und ich das Trösten, was in der jetzigen Situation das einzige Heilmittel für eine überforderte Mutterseele scheint.
Ihre Haut mit sanften Zungenschlägen bedeckend, zweifele ich, ob sie überhaupt das nötige Vertrauen hat, uns von ihrem Leid und das ihrer Angehörigen zu berichten.
Wir kennen Kimberly, seit wir auf der Welt sind, das ist keine Frage. Doch gehört nicht viel mehr dazu, dass sie ihre Seele nach außen kehrt als Shih Tzu- und Westie-Augen, die sie treuherzig angucken?
Schau an – mein Kumpel schnappt sich sein ›Lecker-Ding‹.
Bei ihm ist es was anderes – klar!
Wütend schnaufend ob der Tatsache, dass ich noch annehme, dass er mich mit solchen Aktionen provozieren will, zeige ich ihm die kalte Shih Tzu-Schulter und kuschele mich zu Kim, die das Geschehen belustigt.
Ungelogen, er hat es erneut vollbracht.
Aus verkrachten Situationen, die zum Schweigen verdammt sind, zaubert er eine lockere Atmosphäre. Ich liebe ihn dafür, wenn es mich bisweilen trotzdem nervt, meilenweit von dieser Gabe entfernt zu sein.
Nachdem sich Kim einen Tee gekocht hat, kommt sie ins Wohnzimmer zurück. Auf geheime Weise ist ihr Gesichtsausdruck ein anderer als noch vor einer halben Stunde.
»Wisst Ihr, dass Euch eine besondere Gabe auszeichnet?«, fragt sie.
Während Eddy zustimmend nickt, kann ich damit nicht viel anfangen.
Was haben wir ihr bitte schön gegeben, dass sie dieses Fazit zieht?
Mit der Absicht hierherkommend, dass wir manches von Kim haben wollen, erscheint es mir abwegig, mir eine imaginäre Krone aufsetzen zu lassen.
»Dummbüdel«, flüstert Eddy, dem meine Verwirrung aufgefallen ist.
Dumm was? Rück mir bloß von der Pelle, da Du selten zur Aufklärung beiträgst, sobald ich etwas nicht verstehe.
Kimberlys Lachen holt mich in die Situation zurück.
Letzten Endes erfahre ich von ihr, was gemeint ist.
»Ihr zuckersüßen ›Pfoten-Bärchen‹«, holt sie aus, »geht es Euch unaufhörlich um andere? Ihr greift Sorgen auf, beschäftigt Euch mit diesen und nichts liegt Euch näher als zu helfen. Woher rührt das?«
Hier fühle ich mich an der Reihe!
Meine Gedanken, die zu einer adäquaten Antwort führen könnten, sprudeln buchstäblich; bedauerlicherweise ›tzu‹ sehr in mir.
Kein Wort kommt mir über die Lippen, während es in meinem Kopf schreit.
Warum dürfen sich die Erwachsenen die ›Kante geben‹, damit sie sich am nächsten Tag für Worte mit Alkohol entschuldigen können?
Uns zwei belasten keine Sorgen, würde ich am liebsten hinausposaunen.
Auf meinem Weg ins Leben begegnete ich Eddy und mit ihm einer Liebe, in der Hindernisse keinen Platz finden.
Wir besitzen alles zum Glücklichsein.
Wären wir keine Rüden und besäßen die Fähigkeit, Nachwuchs zu bekommen, würde ich mir die Fragen, die an Kimberly gerichtet sind, definitiv selber stellen.
Volle Anzahl der Krallen, elastische Oberfläche der Ballen – weich und glatt, keine Risse darin. Wäre es nicht abwegig, ›eine Pfote anders‹ zu thematisieren?
»Mo?«, stupst mich mein Kumpel an, »in welche Sphäre bist Du abgetaucht?«.
»Ich habe nach Worten gesucht, Eddy«.
Das muss ich nicht mehr.
Kimberly hat sich die Antwort darauf längst gegeben. Bedauerlicherweise habe ich nicht gelauscht.
Lobeshymnen höre ich verdammt gern und hoffe, dass mir Eddy später darüber berichtet.
Indessen hat Kimberly ein Fotoalbum geholt.
Nicht, dass sie Bilder bräuchte, um sich an alles detailreich zu erinnern, dagegen helfen sie ihrem Anschauungsvermögen.
»Macht es Euch bequem«, lädt Kim uns auf eine Begleittour durch drei zurückliegende Jahre ein.
»Ihr erfahrt, was verdammt anders ist und dass ich ›vor Hannah‹ am Leben verzweifelte. Quetscht mich aus, wenn Euch auf der Seele brennt, was Ihr nicht versteht. Ich beherrsche es, mich unterbrechen zu lassen. Nein, als Redner würde mich niemand auszeichnen.
Ich hasse es, mein Leben in Gesprächen abzuhandeln wie einst in der Schule bei Referaten.
Dafür ist es zu tragend«.
Ich atme auf, schließlich bin ich derjenige, der manches Mal scheitert, auf Anhieb Zusammenhänge zu begreifen.
Mit der einen Hand streichelt Kim Eddy, während ich als ›Schoßhund-Profi‹ an ihren Oberschenkeln liege.
Süchtig nach Einzelheiten aus ihrem Leben verfolgen wir jedes Wort.
Sie erinnert sich wie heute.
Ein Tag wie jeder – dachte sie nach zahlreichen Enttäuschungen und bitteren Tränen.
Warum verlief das Leben anderer in ruhigen Bahnen, während ihres einem Erdrutsch glich?
Viel konnte man ihr nachsagen, aber ein komplizierter Kopf war sie nie. Sie träumte wie jede junge Frau von einer erfüllten Liebe.
Endlich jemanden an der Seite zu haben, dem es um sie ging, der nicht sein eigenes Leben weit vor ihre Sehnsüchte stellte, wie sie es unzählige Male in ihren Beziehungen erlebt hatte.
Möglich, dass die Wünsche unrealistisch waren, wenn sie auf ihre bisherigen Partnerschaften zurückblickte. Diese waren geprägt vom Streben nach materiellem Wohlstand und einem bodenlosen Unterordnen, das wehtat.
Im Prinzip lief sie konform mit der Vorstellung, sich gemeinsam mit einem Mann Elementares aufzubauen, auf das sie hätte stolz sein können.
Wäre nicht dieser bittere Beigeschmack gewesen, dass sie – ohne Studium und nicht mal in einem Job ausgebildet – nicht ausreichte. Sich abgewertet fühlend verlor sie in den letzten Jahren Stück für Stück ihr Selbstwertgefühl.
Wie ein Kuchen, von dem bei jeder Enttäuschung ein Happen abgeschnitten wurde.
Sie war alles andere als vollständig.
Eddy schaut zu mir rüber. Geht es ihm gerade wie mir?
Wie brutal kann Zwischenmenschliches sein, dass man verloren geht?
Viel Zeit darüber nachzudenken bekomme ich nicht, weil Kim unverzüglich Weiteres erzählt.
Duzendmal habe sie sich einsam gefühlt, was verstärkt wurde, direkt wenn sie sich umsah.
Ihre Freundinnen knackten scheinbar diesen Jackpot, dem sie händeringend hinterherlief.
Glücklich schienen alle, ausgefüllt in ihrer Partnerschaft oder Ehe, viele, deren Glück durch die Geburt eines Kindes gekrönt wurde.
Was machte sie verkehrt?
Neid gehört absolut nicht zu ihren Charakterschwächen, im Gegenteil gönnt sie jedem dieses gefundene Seelenheil.
Sie machte für sich weiter und brauchte keinen Mann, um ihr Leben mit Sinn zu füllen.
Trügerische Devise.
Wir leben in einer Zeit, in der Singlehaushalte die Familienidylle überholt haben. Mag es auch trotzig klingen, – irgendeinen Weg musste sie finden und gehen.
Wäre nicht dieser Herzschmerz gewesen, wenn sie glücklichen Pärchen begegnete.
Am Punkt der Beerdigung verloren gegangener Träume angekommen, traf sie IHN.
»Ihr kennt ihn ja«, grinst uns Kim an und hält inne.
Streicheleinheiten sind fundamental wichtig und ihre Finger kreisen durch unser Fell. Wenn sie tief im Inneren mit sich eins ist, schmerzt es sie fühlbar, sich bestimmte Dinge in Erinnerung zu rufen.
Ihr Lachen gleicht einem Hicksen.
Nicht, dass sie die Begegnung mit ihrem Traummann ins Lächerliche zieht. Sie kann bis heute nicht glauben, dass ihr Leben diese Wendung nahm.
Eddy und ich sind uns der Tragweite bewusst, wie emotional es wird, doch wir wollen mit Kim durch ihre vergangenen Jahre Schritt halten.
Die schönsten, die sie erlebt hat, erfahren wir.
Die im Kontrast dazu geprägt waren von diesen Erdrutschen, obwohl sie mit Maurice den Partner gefunden hat, nach dem sie suchte.
Kim fährt fort.
Mit ihm verbindet sie, was sie lange für unmöglich hielt.
Er ist beruflich erfolgreich tätig, gibt ihr ungeachtet dessen nie das Gefühl von Minderwertigkeit. Eher spüre sie, dass er zu ihr aufschaut.
Eine Beziehung auf Augenhöhe mit identischen Träumen und Zielen.
Schnell war ihr bewusst, dass ER es war!
Eines Tages hielt Maurice sie fest im Arm, als beide das erste Mal über eine gemeinsame Lebensplanung sprachen.
Es berührte Kim, dass er aussprach, was sie fünf Minuten zuvor gedacht hatte.
Als sie bei dem Thema Kinderwunsch angekommen waren, überwog eine nie gekannte Aufgeregtheit.
Er wirkte nicht abgeneigt.
Einigkeit bestand dahingehend, dass ein Eheversprechen nicht erforderlich war, um zu wissen, dass ihre Liebe stark genug sein würde, gute Eltern zu werden.
Sie hoffte, dass sie nicht träumte.
Da lag ein Mann neben ihr, dem es tatsächlich um sie ging, um ihre Wünsche, der sie emotional auf Händen trug.
Zu schön, um wahr zu sein?
Der Haken, nach dem Kim anschließend suchte, erwies sich vorerst als Phantom.
Kurze Zeit später fiel sie ihm glücklich nach einem Besuch bei ihrer Gynäkologin um den Hals.
Bilder der gemeinsamen Zukunft pulsierten in ihrem Kopf.
Dachte sie vor wenigen Monaten noch ihr Leben als alternde Jungfer zu fristen, würden sie in absehbarer Zeit zu dritt sein.
Kein Wort dieser Welt könne beschreiben, was es in ihr auslöste, ein Kind zu erwarten.