KRABUMMS - Sabine Grassy - E-Book

KRABUMMS E-Book

Sabine Grassy

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Beschreibung

Ich bin ein Shih Tzu mit wahnsinnigem Geltungsdrang und einem nicht lösbaren Problem. Ich stelle Dir Fragen! Nervtötend und pausenlos. Noch hast Du die Wahl, das Buch zur Seite zu legen. Einst aus Tibet stammend, fiel ich der Welpen-Mafia in die Hände und strandete in Deutschland. Unaufhaltsam von meinen Pfötchen getragen, suchte ich nach Liebe und Freundschaft, eine erschütternde Erkenntnis im Herzen tragend. Die Rolle, die ich in meiner Heimat innehatte, war langweilig, verlogen und inadäquat für einen Hund meiner Rasse. Schier überfordert von den Schattenseiten des Lebens manifestierten sich Ängste in mir. Mein Motto? Nicht aufgeben, erwachen wie mein Buddha und weiterkämpfen. Mein Lebenswerk festhalten, das wurde zum größten Wunsch. Und nichts ist mir peinlich beim Schildern aller Erlebnisse. Meine Hundetherapie ist zeitlos, zum Lachen und Weinen, authentisch, ohne die Dosis von dritter Seite regulieren zu lassen. Ob ich fand, was ich suchte und brauchte, um mich angekommen zu fühlen?

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WIDMUNG

Teddy, wir sagen ›DANKE‹!

Für alles, was Du uns schenkst.

Tief traurig warst Du gefangen und gingst uns Stück für Stück verloren, was ein Handeln

unumgänglich machte.

Auf der Suche nach einem Gefährten ist uns schnell bewusst geworden, wie haarscharf wir daran

vorbeigeschlittert sind, auch Dich noch zu verlieren. Dein Interesse an einem Welpen fehlte;

bedenklich, dass es Dich eher erschreckte.

Bis Gizmo kam mit allem, was ihn ausmacht.

Eigensinnig ist der Kleine und extrem frech im Auftreten.

Liebe auf den ersten Blick unter Hunden, ja, das gibt es!

Dass Du ihn gewählt hast, bedeutete auch für uns Trost und neu entdecktes Glück. Und Du

übernahmst, Deinen ›Herzens Shih Tzu‹ zu erziehen und kämpftest gegen Deine Trauer an.

Wir danken Dir, Teddy, dass Du es nicht nur geschafft hast, die beste Wahl zu treffen, sondern

dass Du Dich nicht aufgegeben hast!

INHALTSVERZEICHNIS

MEIN WEG

LANGEWEILE IN TIBET

›WELPEN-MAFIA‹

MEIN TAG

VERLUST

LEBENSRETTER

ANEKDOTEN

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INDERARBEIT

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ELESHOPPING

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ZU

EIFERSÜCHTIG

THERAPIEHUND

K-PHANTOM

ALS MENSCH AUSGEDIENT

PROFESSOR

SCHLAFLOS IN BARDOWICK

GEFÜRCHTETE OPERATIONEN

A

UGEN-OP

K

REUZBANDRISS

K

REUZBANDRISS – DIE

2

TE

HAPPY BUDDHA ZEN-GARTEN

HUNDEFÄNGER

MEIN FREUND

HERZLOS?

JA

BRIEF AN THARGE

Mein Weg

Ich platze in Dein Leben und stell es auf den Kopf!

Wir begleiten uns das Buch über. Setzt Du Dich nah zu mir? Es gelingt mir auf diese Weise viel mehr, mich zu öffnen.

Ich habe nicht aushaltbare Probleme: Fragen!

Ein Wort - eine simple Aussage.

Sie quälen mich.

Nennenswert in diesem Moment.

Mit der Tür ins Haus fallen, sagen die Menschen.

Ich kratze Dir mit meiner Pfote leicht über die Wange.

Wenn es sich nicht um mein Buch handeln würde, sondern ich säße Dir gegenüber, gelänge es mir, frei zu reden. Fühl Dich bitte keinesfalls überrumpelt.

Ich wünsche mir, von Dir manches zu erfahren.

Wer bist Du?

Was interessiert und bewegt Dich?

Hast Du Hunde oder mit ihnen zu tun?

Trägst Du in Dir diese besondere, übertrieben genannte Hunde-Liebe? Von Menschen bezeichnet, die damit wenig anzufangen wissen?

Du merkst, ich bin anstrengend.

In dieser Lektüre dreht sich alles um meine Autobiografie. Demnächst werde ich sechs Jahre. Sechs wundervolle, die ich nötig hatte und nicht missen möchte, die mich nicht loslassen und mich zum Nachdenken bringen.

Ich streite nicht ab, ein verhältnismäßig kleiner Hund zu sein.

Mich tangiert die Frage per se nicht, ob die Größe eine Rolle spielt. Verdammt durchsetzungsfähig und nicht dem Ziel erliegen, jedem zu gefallen.

Das passt zu mir.

Den Background dieses Buches sehe ich als ›essenzielle Hundetherapie‹.

Voraussichtlich beschreiben meine Zeilen nicht die, die Du darunter verstehst. Ich benötige sie, um mich weiterzuentwickeln.

Ich distanziere mich von dem eventuell vermittelten Eindruck, dass meine Familie eine Rolle spielt bei teils destruktiven Verhaltensweisen, die ich entwickele und an den Tag lege.

Obendrein verneine ich es; sie begrenzen bis heute Schäden.

Interessant finde ich, dass Menschen und Tiere jeweils einen ureigenen Weg einschlagen.

Den der Zweibeiner empfinde ich nicht weit entfernt von unserem, der sich auszeichnet durch alles, was wir erfahren und uns begegnet.

Jeder hat einen. Ich tue mich schwer, ihn zu erforschen und zu verstehen.

Vor Kurzem bat ich ›Mama Panik‹, mein Leben niederzuschreiben, angelehnt an den Song ›Mein Weg‹.

Nicht von Nina, von der ›Frau aus Hagen‹.

Verdammt verdattert, das beschreibt ihren Gesichtsausdruck, der sich ins Weiche änderte.

Dieser reichte nicht heran an die Mimik, die sich mir anschließend bot.

Überfordert und schier entsetzt fragte sie mich und sich, wie es ihr gelingt, die Fülle von dem, was ich mir überlege, schriftlich umzusetzen. Sodass es einen Fremden interessiert, was ich erlebe.

Ich reagierte prompt.

›Halb Deutschland‹ wartet auf mich und meine Erlebnisse!

Wer Hunde liebt, der liest fürs Leben gern deren Gedanken, egal ob die eines Shih Tzu oder einer anderen Rasse.

Menschen wünschen sich, ihre Vierbeiner zu verstehen.

Ich erwarte nichts! Schon gar nicht, dass Du Parallelen ziehst zwischen Deinem Hund und den Geschichten. Ich halte das für unmöglich.

Mein Wunsch?

Versteh mich und gewinn mich lieb. Mein hohes Maß an Mitteilungsdrang lege ich nicht ab.

Eins vorweg, um zu vermeiden, dass es später heißt, dass Hunde korrupt seien:

Wenn Du mit dem Lesen dieses Buches meine ureigene Therapie unterstützt, lässt sich das weder abrechnen, noch von der Steuer absetzen.

Du musst diesen besonderen Idealismus verfolgen, selbstlos Gutes zu tun, mich voranzutreiben, damit ich mich weiterentwickele.

Erneut braut sich eine Frage in meinem Tzu-Hirn zusammen.

Warum benötigt der ein oder andere Mensch Schlaf?

Ich sitze hier vor meiner ›Mama Panik‹, die sich Mühe gibt, meinen Gedankensprüngen ohne Sinnverlust zu folgen. Ich halte sie auf Trab mit einem Ungleichgewicht zwischen dem, was mich gedanklich beschäftigt, und dem, was ich sie wissen lasse.

Noch schaut sie mich wach wirkend an, während mir die Augen zufallen.

Eine Flut von Fragen richtet sie an mich, da sie meine ersten Lebenswochen nicht begleitete.

Sag, merkt sie noch was?

Wie komme ich aus dieser Situation geschickt heraus? Ich bin angewiesen auf sie, als ›Sprachrohr‹ nach draußen.

Vor den Kopf stoßen werde ich sie nicht. Fraglos wäre ich dankbar, es ginge in kleineren Portionen.

Morgen erfährt sie mehr über das, was ich mir vorstelle, welche Details dieses Werk enthält und die, die ich unter den Teppich kehre.

Ich vertraue ihr, jetzt baue ich noch zu Dir ein Bündnis auf.

Ich verfolge meinen Therapie-Wunsch, weil ich nicht unverblümt alles mit anderen bespreche.

Du wirst erfahren, warum ich meine ›Mamas‹ unterschiedlich bezeichne.

Die eine ist ›Panik‹, die andere ›Perfekt‹. Mit einfühlsamen Hintergründen, wenn ich mir spitze Bemerkungen auch nicht verkneife.

Begonnen hatte mein Leben in Tibet.

Es macht mich traurig, wenn ich an das Verlassen meiner Heimat, meinem drängenden Wunsch nach Autonomie und etlichen Barrieren dazwischen denke.

Ich musste die Angst in Kauf nehmen, um den Mut zum Neuanfang zu finden. Gefahren sind mir in vielerlei Form begegnet, an denen ich gewachsen bin, und um keinen Preis habe ich zurückgewollt.

Du hältst mein ›Lebenswerk‹ in den Händen, wenn es mir zusteht, von derart Hochtrabendem zu sprechen.

Ich danke Dir für Dein Interesse und die gezeigte Bereitschaft, mich als unscheinbaren Shih Tzu auf meiner Reise zu begleiten. Und das, obwohl wir uns noch nicht gut kennen.

Ab morgen geht es los, jetzt fröne ich meiner Leidenschaft und werde schlafen und Kraft tanken.

Ich freue mich, wenn wir gemeinsam über die ein oder andere Szene und die Missgeschicke lachen, im Vergleich BITTE zu keinem Zeitpunkt über mich!

Langeweile in Tibet

Alles begann in Tibet. Aus den Augenwinkeln konnte ich Löwen sehen, die anders waren als ich. Sie saßen unbeweglich und starr am Klosterrand. Es geschah nichts, was mich noch mehr anspornte dem Versuch nachzugehen, diese in irgendeiner Weise zu necken. Egal, wie ich mich bemühte, sie blieben wie versteinert sitzen.

Stein?

Waren sie aus Stein?

Bevor ich mir über diese Frage gewissenhaft Gedanken machen konnte, hörte ich urplötzlich viel Gemurmel von Pilgern.

Solche Kreaturen kamen täglich. Im Verhältnis zu mir übergroß, beängstigend für einen im Vergleich kleineren Hund wie mich.

Schnell lief ich zu ›meinem‹ Kloster.

Du hörst richtig. ›MEIN‹ Kloster!

Ich befand mich erst wenig Wochen auf dieser Welt. Trotz allem kannte ich meine Aufgabe in diesem Leben und Land exakt. Das dachte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt.

Ich war nicht irgendein Shih Tzu, sondern fühlte mich wie DER kleine ›Löwenhund‹, der es einzig in den Pfötchen hatte, die Tempel vor Ort zu bewachen.

Schnell ablenkbar, das bezeichnet mich am ehesten, was mit meiner übergroßen Neugier zusammenhing. Erklären lässt es sich damit, dass ich diese Welt erst vor Kurzem für mich entdeckt hatte.

Viele Eindrücke, und ich zielte darauf ab, sie zu verstehen und zu verwenden, um mich größtmöglich weiterzuentwickeln. Am meisten hinderte mich nach wie vor diese Fülle an Fragen in mir.

Bleibe ich klein?

Wer kümmert sich um mich, wenn mir nicht nach Bewachen zumute sein würde?

Sitze ich bis an mein Lebensende hier vor dem Kloster oder geschieht eine Reihe mehr?

Eine Frage blieb übermächtig, die mein weiteres Leben bestimmte:

Lerne ich ›meinen‹ Buddha kennen? Ich hörte an manchen Tagen seinen Namen: Siddhartha Gautama!1

Und ich bildete mir wahrhaftig ein, dass ich der einzige Shih Tzu eines einzigen Buddhas sei und sehnte den Tag herbei, an dem ich ›Gauti‹ kennenlerne.

Die Touristen kamen näher. In der Magengegend verspürte ich besitzergreifende Angst.

Mir war es unmöglich, mit geballtem Trubel angemessen umzugehen.

Ein voluminöser Mann hielt einen Gegenstand in der Hand, es klickte und mir schien ein Licht die Augen zu verbrennen.

Was war das und warum war ich der Zielpunkt?

Viele Stimmen, die wirr durcheinander sprachen, und tosendes Gelächter waren eindeutig zu viel Input für mein sensibles Gehör. Ich wusste an dieser Stelle, dass ich die Menschen noch nicht verstehen konnte!

Was erfreute sie dermaßen?

Warum sprachen sie nicht nacheinander, sondern fabrizierten alle zeitgleich ›Quasseln-Quatsch‹, was sie Konversation nannten?

Und was in ›Buddhas Namen‹ veranlasste sie sich ein Ding vor die Augen zu halten, mich anzuvisieren, einen Klick auszulösen, um dieses absonderliche Gerät beiseitezulegen?

Fotos, das erfuhr ich ein andermal. Sie dienten hauptsächlich dem Beweis für die Daheimgebliebenen, dass die Urlauber real eine Reise unternommen hatten; vermute ich zumindest.

Verwirrt von viel menschlichem Unsinn ging ich in den Klostergarten. Ich hatte hemmungslose Lust, mich zu beschäftigen, es fehlte hier definitiv daran, Hunde zu unterhalten.

Langeweile machte sich in mir breit und es fiel mir schwer, mir vorzustellen, mein Leben in dieser Art zu fristen.

War es der Sinn des Lebens, dass ich schlief, aß, was ich verdammt ungern tat, wachte, um alles in Monotonie erneut zu tun?

Auf der anderen Seite war ICH der ›Hund Buddhas‹, davon war ich zu einhundert Prozent überzeugt. ›MEINES‹ Buddhas. Verdammt, ich hatte ihm gutzutun, für ihn da zu sein und ihm gehorsam zu folgen.

Allmählich fielen mir die Augen zu und ich versuchte einen gesünderen Abstand zu dem elektrisierenden Tumult zu bekommen, den ich erstmals vor dem Kloster heute erlebt hatte.

Neeeeeein!

Urplötzlich betraten die Touristen meinen Schlafplatz. Sie begleitete ein Fremdenführer. Ein äußerst beruhigendes Gefühl, als ich eine mir wohlbekannte Stimme vernahm.

Tharge.

Ihn kannte ich verdammt gut, wenn ich das überhaupt nach den paar Wochen Lebenszeit sagen konnte.

Ein Mann, der durch seine besonnen wirkende, ungezwungene Art keine Angst in mir schürte.

Ungezählt kniete er sich in den vergangenen Tagen zu mir hinab, sodass wir uns auf Augenhöhe befanden, streichelte sanft über mein Fell und gab mir mit Blicken und Gesten das Gefühl, dass ich für ihn ausgesucht sei. Sein Humor machte es mir leicht, mich in seiner Gegenwart geborgen zu fühlen.

Seine tapsige Art gefiel mir ausgesprochen gut.

Wenn er sich bemühte, mich behutsam zu berühren, wie er anschließend entschuldigend erklärte, endete es für mich zigmal in einer Rolle rückwärts.

Er lachte laut und kommentierte es mit: ›Krabumms‹, eine Reaktion von mir erwartend.

Ich war sein Sonnenschein, das hatte ich aus seinen Worten mitgenommen. Liebevoll nannte er mich Xīnghuǒ, was bedeutend einem Sternenfeuer gleichkam.

Dass er es mir treffender erklärte, blieb er mir schuldig.

Ich liebte diesen Namen.

›Krabumms‹ war ein eigens von ihm kreiertes Wort, dem er den größten Stellenwert in seinem gesprochenen Repertoire einräumte, gleichzusetzen mit einem Äußern seiner Gefühle wie ›Yeah‹ oder ›Yes‹.

Es wurde in irgendeiner Weise zu meinem Lieblingswort, obwohl ich viel mehr damit verband als ein Zustimmen zu irgendetwas oder irgendwem.

Es entsprach einem Befreiungsschlag oder im weiteren Sinne einem ›Erwachen‹.

Er erklärte den ihn begleitenden Menschen ›unsere Welt‹ hier vor Ort und den Stellenwert der Shih Tzu.

Bei diesen Worten warf er mir einen von Liebe begleiteten Blick zu, was mir unverzüglich das Urvertrauen gab, mir widerfahre nichts Schlimmes an seiner Seite.

Lange lauschte ich seinen touristischen Informationen, bis ich vernahm, was wir den Boden ›unter meinen Pfötchen‹ wegzog. Er sprach von ›zahlreichen‹ Buddhas!

Wie bitte?

Wie konnte ich ›DER Hund Buddhas‹ sein?

Ich verspürte in mir aufsteigende Angst vor dem, was ich eventuell noch erfahre.

›Krabumms‹, es gab vermehrt Klöster, ich war nicht der einzige Shih Tzu und die Namen der berichteten Buddhas war lang.

Erstmalig wünschte ich mir, ein tibetischer, vertriebener Nomade zu sein, damit ich mir meinen Glauben bewahre, einzigartig zu sein.

Ich kannte und liebte Siddhartha Gautama!

Er war ›mein Held‹, ich glaubte zu diesem Zeitpunkt einzig von ihm abzustammen.

Und es gab mehrere?

Verflixt, ich strebte an, einzigartig zu bleiben, mir dieses Prädikat von keinem zerstören zu lassen! Ging es nicht ständig in unserer gläubigen Gemeinschaft darum zu ›erwachen‹?

Das wünschte ich mir just in diesem Moment.

Mit einem Schlag wich meine Langeweile einem hohen Maß an Abenteuerlust und dem übermächtigen Wunsch, viel aus meinem noch ›junghundlichen‹ Leben zu machen. Hinaus in die Welt, das strebte mir vor.

Wohin?

Ich erinnerte mich an unzählige Worte von Tharge.

Den einen oder anderen Reisenden fragte er, warum Menschen aus unterschiedlichsten Regionen nach Deutschland wollen. Neugierig war er, was diese sich versprachen und ob ›Good old Germany‹ das ›zweite Land der unbegrenzten Möglichkeiten‹ sei.

Die Antworten prägten sich mir schnell ein, weil ich mich noch am Anfang meiner Wissbegierde befand.

›Krabumms‹ – diese Aussagen setzten sich fest!

Ich beschloss, von hier fortzugehen und mich auf die Suche zu begeben nach dem Sinn meines Lebens!

Und sehnte den Tag herbei, an dem mein ›zweiten Lebens‹ beginnt.

Ob ich Land, Kultur und Leute in Deutschland letztendlich hervorragend finden würde, das war mir zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Um das herauszufinden, musste ich meine Pfötchen woandershin lenken und einen anderen Weg einschlagen.

Ich machte mich auf den Weg in (m)eine Zukunft!

Ich werde die Meditationsräume vermissen, die Bergzüge und Sanddünen, ›mein‹ Kloster und vor allem Tharge.

Ob mich meine Erkenntnis empfindlich gemacht hatte, dass es nicht ›DEN EINEN‹ Shih Tzu gab?

Oder scheiterte ich daran, dass ich von ›EINEM‹ Buddha ausgegangen war?

Ich weiß es nicht.

In den ersten Lebenstagen folgte ich meiner ›erdachten Berufung‹, die ich mir nicht zerstören ließ. Aus diesem Grund ernannte ich mich fortan zum ›Gesandten Buddhas‹.

›MEINEM‹ Buddha, Siddhartha Gautama.

Wenn Du mit Deiner Pfote, äh Hand weiterblätterst, erfährst Du, wie ich den Weg nach Deutschland nahm und im Zuge dessen für mich eine aufregende Lebensepoche einläutete.

In Tibet fand ich nicht alles, es kam vor,

dass ich mich ›verrannte‹

und mich nicht mehr zu mir bekannte.

Ich glaubte, alles würde sich um mich drehen,

erkannte kein Problem.

Dass, wenn man sich zu wichtig nimmt,

die eigene Wahrnehmung nicht mehr stimmt.

Im Leben werde ich vieles lernen,

Wege entdecken, Irrtümer entfernen.

Ich freue mich auf das, was kommt.

Bei jedem Blick auf den Horizont.

Es erfüllte mich nicht, was ich hier fand,

in diesem für mich zu Beginn meines Lebens

wichtigen Land.

1https://de.wikipedia.org/wiki/Siddhartha_Gautama

›Welpen-Mafia‹

Mein Weg nach Deutschland

Ich war beschäftigt, Pläne zu schmieden, was mir verdammt viel abverlangte und mich überanstrengte. Warf ich den einen über den Haufen, ernannte ich ihn anschließend zum Nonplusultra.

Tage- und nächtelang, obwohl ein Shih Tzu gerne schläft.

Zu diesem Zeitpunkt stand es in den Sternen, ob sich mir eine Chance bietet. Ich wünschte mir eine solche, getrieben von einer Kraft, die unsichtbar blieb.

Tharge war erneut mit einer ›Horde Wildgewordener‹ im Klostergarten unterwegs. Ich konnte mich noch nicht dem Gedanken erwehren, dass ich die Menschen schräg und kurios fand. Dass sie die unterschiedlichsten Ambitionen verfolgten, um die Welt zu reisen, war nicht das Problem. Eher ihr Auftreten.

Warum war er anders ›gestrickt‹?

Um etliches leiser, sensibler und in meinen Tzu-Augen wie kein anderer.

Ich zielte darauf, noch zu schlafen, als die ›Touris‹ prompt vor mir standen. Glaub mir, wenn ich hochschaute, erhaschte mein Blick gerade den Schaft eines Turnschuhs. Erleichtert war ich, als der Hüne vor mir sich herunterbeugte und sich ein ›bisschen Mensch‹ erkennen ließ.

Tharge kannte meine Streichelunlust. Ich mochte es nicht, dass mich jeder anfasste. Er agierte sofort, indem er die Touristen fortan mit weiteren Informationen zu Tibet ›fütterte‹.

Der Mann vor mir machte keinerlei Anstalten, ihm zu folgen, sondern blieb bei mir sitzen und holte den Rest seiner Familie zu mir.

Als ich damit beschäftigt war, mich unausstehlich zu bekommen, damit ich meine ›Strahlkraft‹ verliere, vernahm ich aus Tharges Mund das Wort Deutschland.

›Krabumms‹, mein Ticket nach Germany!

Große innere Nervosität mischte sich schlagartig mit einer mir nicht geläufigen Angst vor Neuem. Ich hatte noch nichts anderes kennengelernt; Sehnsucht gewann diesen inneren Kampf.

Viel mehr zu sein als ein ›Tempelhund‹, der sein Dasein ›herum-shih-tzut‹. Täglich wiederkehrend wachsam zu sein, war mir zu eintönig. Da draußen musste es mehr für mich geben.

Plan B schied für mich allumfassend aus. Ich verfolgte das Vorhaben dieser Familie dermaßen zu gefallen, dass es ihr oberstes Gebot sein würde, mich mitzunehmen.

Dies schien aufzugehen, als ein Junge sich zu mir gesellte. All mein ›Shih Tzu-Charme‹ ließ ich raus.

Ich hörte Tharge sagen, dass die Hunde des Hauses ein Heiligtum und nicht zum Abgeben da seien.

Thaaaaaaaaarge, nein!

Warum durchkreuzte er meinen Plan?

Traurig stand ich auf und ließ die Gruppe hinter mir.

Keine Stunde darauf kam diese Familie, die sich zwischenzeitlich von der Reisegruppe abgesondert hatte, erneut auf mich zu.

Weit hinten erblickte ich Tharge.

Er lehnte an einem Baum und beobachtete das Geschehen.

Sein Nicken verstand ich als gönnendes Zustimmen zum Abschiednehmen, wobei mir seine Augen, die traurig wirkten, furchtbar wehtaten. Ich hatte noch nicht viel Schmerz erlebt und konnte mir dementsprechend seinen Gefühlszustand nicht erklären.

Der Junge nahm mich auf den Arm, seine Mutter öffnete ihre Tasche und ich verschwand im Dunkeln des Inneren.

Tschüss, Tharge!

Ich wusste, dass ich ihn vermissen werde. Ungeachtet dessen war ich zu beschäftigt, meine Augen fest zuzukneifen, um diesem nicht gewählten dunklen Milieu zu entfliehen.

Schlafen war undenkbar.

Ich rutschte in diesem Behältnis hin und her. Holprig kam mir der schier endlos erscheinende Fußmarsch vor, bis wir stoppten.

Die Tasche öffnete sich.

Gerade erfüllt damit, glücklich zu sein, weil ich mich an meinem Ziel befand, bemerkte ich ein deprimierendes Zimmer.

Wo waren wir?

Es sah anders aus als in ›meinem‹ Kloster!

Eng war es hier, ein Bett stand im Raum und irgendetwas klingelte. Okay, wir sind im Hotel. Solche Zimmer kannte ich, weil ich Tharge begleiten durfte, wenn er Fremdenzimmer herrichtete, die diesem ähnelten.

Wir mussten noch in Tibet sein.

Ich war müde durch all das, was mich in meinem Wahrnehmen die vergangenen Stunden irritierte, sodass ich zu schlafen versuchte.

Hey, was war das für ein Geräusch? ›Himmel, Pampers-Po und Zwirn‹, erneut alles dunkel um mich herum.

Eingepfercht in einem Kasten war es mir unmöglich, mich zu bewegen, geschweige auszustrecken.

Mir taten die Pfötchen weh, Luft zu holen war nicht drin und ich vernahm ein tosendes Geräusch. Panik machte sich in mir breit.

Wo war ich jetzt?

Wo befand sich die Familie, die mich meinem Ziel ein Stückchen näherbringt?

Tharge hatte mir erklärt, wie Touristen in der Regel nach Tibet kamen. Sie reisten vorwiegend per Flugzeug. Busse brachten diese in die Klöster, damit sie dort besichtigen konnten; die Shih Tzu in erster Linie.

Er hatte mir nicht gesagt, dass sich ein Flug anfühlt, als ziehe mir ein Panzer den Körper straff. Hierbei waren nicht die Geräusche gemeint.

Nach einer Qual diesem unsanften Höhenflug folgte eine Stille, die mich erfolgreich unter die Lebenden katapultierte.

Endlich! Ich hatte es überstanden.

Noch saß ich in dieser Transportbox, durch deren Gitterstäbe ein Lichtschein fiel.

Wenn Du glaubst, dass es einem Hund nicht viel ausmachen würde in der Art transportiert zu werden, hast Du keinen Shih Tzu in einem Kerker erlebt.

Ich zitterte ununterbrochen und war überzeugt, dass mein Fell im Ganzen abgeschüttelt sei.

Verdammt, ich beanspruche schön zu sein für meine Familie und vor allem ENDLICH einzigartig.

Weil es in Tibet nicht alleinig mich, sondern weitaus mehr meiner Rasse gab, glaubte ich, in Deutschland ein Unikat zu sein!

Die Tür fiel hinter uns ins Schloss.

Angekommen.

Wie ich Gesprächsfetzen der Familie entnehmen konnte, befand ich mich in Hamburg.

Ich freute mich auf üppiges Essen und unbeschränkten Spielereien als hinzugekommenes Familienmitglied.

Viel zu schnell belehrte mich der erste Anblick eines Besseren.

Statt eines kuscheligen Schlafplatzes bekam ich einen brutal barbarischen Steinboden auf dem Balkon, Spielsachen fanden sich hier nicht und mein Fiepen, damit sie mich beachteten, beantworteten sie mit Fußtritten. Meine Furcht, Fehler zu machen, wuchs ins Unermessliche.

Heimweh erwachte in mir.

Ich sehnte mich nach Tibet, wünschte mir meine Freiheit zurück und beweinte den Abschied von Tharge.

Ab und zu holten sie mich in die Wohnräume, wenn sich Besuch ankündigte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich gerne vorzeigten.

Dass sie sich mir zuwandten oder darüber hinaus liebten, blieb mir außerhalb solcher Zeiten verwehrt.

Ein paar Tage nach meiner Ankunft wurde ich unfreiwillig Zuhörer eines Gespräches zwischen den Erwachsenen, als ich mich in einem unbemerkten Moment vom Balkon geschlichen hatte.

Ich verkrümelte mich unter dem Wohnzimmertisch und unterdrückte jeglichen Mucks.

»Meinst Du, der Köter lässt sich in diesem Forum verkaufen?«, hörte ich eine raue Stimme.

Als ich DIESEN Mann erstmals sah, ahnte ich, dass es nicht leicht sein würde, ihn für mich zu gewinnen.

Was hatte er mit mir vor?

Ich war kein Köter, sondern ein Shih Tzu.

»Mir ist es scheißegal, wo Du ihn zu Geld machst, Hauptsache er verschwindet«, hörte ich seine Frau antworten.

Das Kind weinte.

»Nein, Mama, lasst ihn uns behalten«.

Er schluchzte.

»Quatsch«, entgegnete sein Vater, »das Vieh kommt weg, der macht Dreck und kostet«.

Schlagartig war mir bewusst, dass es beiden nicht darum ging, mir ein Zuhause zu schenken. Sie waren interessiert an Geld.

Enttäuscht und entmutigt ließ ich den Kopf hängen, was dem Oberhaupt der Familie nicht entging, da ich durch meine noch ›Welpen-artige‹ Grobmotorik platt auf dem Boden landete.

Schlagartig spürte ich eine Hand an meinem Körper. Ich wurde vorgezogen und mit einem kraftstrotzenden Tritt nach draußen auf den Balkon befördert. Endlos weinte ich in mich hinein.

Das entsprach nicht dem, was ich mir vorstellte von einem Leben in Deutschland. Ich erlag dem Wunsch des ›Geliebt-Werdens‹ und meiner uneingeschränkten Sehnsucht nach ›Freunden fürs Leben‹.

Ich lernte, wie es sich anfühlt, wenn ich einsam bin.

Wie gehabt keimte diese übermäßige Angst auf. Ich befürchtete, dass ich Opfer der ›Welpen-Mafia‹ wurde, vor der mich Tharge gewarnt hatte.

Er redete sich richtig in Rage, wenn er berichtete, dass Menschen in einer Vielzahl Hunderassen züchteten.

Sie witterten ein schnell abzuwickelndes Geschäft. Die Welpen veräußerten sie zu Dumpingpreisen, ohne Zeit zu verlieren, um nicht für Tierarztkosten aufzukommen.

Ich war ein Shih Tzu. Etwas Besonderes.

War ich einer ›Welpen-Mafia‹ in die Hände gefallen?

›Welpig‹ blauäugig glaubte ich noch an das Gute und schob diesen Gedanken beiseite.

Es kommt der Tag, an dem sie mich vergöttern und sich in mich verlieben.

Wahrlich war ich so naiv, das zu glauben. Mich zu besänftigen passte viel besser zu dem Stellenwert eines Shih Tzu in Tibet.

Und verdammt, ich bin nicht irgendeiner meiner Rasse, ich bin der ›Gesandte eines Heiligen‹!

Ich versuchte, mich zu beruhigen. Ich fror hier auf den Steinen meines Schlafplatzes, was meine Augen nicht hinderte, schwer zu werden und mich in einen Traum zu befördern. Einen von besseren Zeiten für mich als ›gestrandeten‹ Shih Tzu bei hartherzigen und berechnenden Menschen.

Am Morgen holten sie mich herein. Verwundert nahm ich zur Kenntnis, dass sich für den heutigen Tag zwei Frauen ankündigten. Sie suchten dringend einen Welpen als Kumpel und ›Retter‹ für ihren West Highland Terrier.

So ein ›weißes Wollknäuel‹ lief mir in meiner ersten Heimat über den Weg.

Wieso ›Retter‹?

Das erschloss sich mir zu diesem Zeitpunkt nicht.

Egal, ich wischte Bedenken beiseite und mobilisierte alle positiv denkenden Zellen in meinem noch unausgewogenen ›Welpen-Hirn‹, um einer zu werden.

Ein ›Bewacher‹ scheint nicht weit entfernt und als solch einer fungierte ich bis vor Kurzem.

Der Spagat hin zum ›Retter‹, der gelingt mir ohne Frage perfekt.

Ich hatte nicht die Absicht, hierzubleiben.

Ob ich diesen Steinboden vergessen könne?

Das popelige Essen, das ich ab und zu bekam? Den lieblosen Umgang mit mir? Die zahllosen Tritte gegen meinen zierlichen Körper, wenn dem ›Herrn des Hauses‹ grundlos der Kragen platzte? Sei es nicht mal in direktem Zusammenhang mit mir.

Es blieben vorerst unbeantwortete Fragen.

Wahnsinn, erstmals seit Ankunft hatten sie mich gekämmt. Währenddessen unterhielt sich der Mann angeregt mit seiner Frau über ein Arrangement ihrer Offerte. Sie erschien mir devot.

»Du bist nachher still. Es sind Frauen, die sind dumm und checken nicht, woher das ›Ding‹ kommt«.

Mit diesen Worten in einem scharf untermauerten Tonfall ließ er seine Frau die Dominanz in der Familie spüren.

»Wenn die Sprache auf die Hundemama kommt?«, hakte sie nach.

»Bist Du blöd, klar werden sie fragen. Kein Wort, verstanden?«

Sie nickte stumm und er fuhr fort:

»Die anderen Welpen aus dem Wurf wurden alle hervorragend vermittelt. ›Er‹ hier ist als Letzter übrig. Er war reserviert. Die Interessenten waren zu zwielichtig. Aus Fürsorge behielten wir ihn. Seine Mama ist bei meiner Mutter«, teilte er sein überwältigendes Bestreben mit.

»Warum sagst Du nicht, dass sie in die Tierklinik musste?«, fragte seine Frau. »Das wäre perfekt erklärt«.

Ich merkte sofort, dass sich dem Mann unverzüglich im wahrsten Sinne des Wortes die Nackenhaare aufstellten, seine Haltung änderte sich schlagartig, und aggressiv entgegnete er:

»Bravo! Du bist dümmer als ich dachte. Tierklinik?«, schrie er entrüstet. »Damit sie vermuten, dass das ein ›verkrachter‹, erkrankter Welpe ist und Abstand nehmen vom Kauf. Denk nach, bevor Du was sagst und reg mich nicht auf!«.

Eingeschüchtert ging die Frau in die Küche und ließ mich mit ihrem Mann zurück. Ich schaute ihn an.

Diese Augen extremster Kälte, seine klobigen Hände, sein breites Grinsen. In meinem weiteren Shih Tzu-Leben bleibt es fraglich, ob ich diesen fiesen Kerl vergesse.

»Impfpass?«, schrie er in die Küche.

»Welcher Impfpass?«, zögernd und ängstlich kam die Gegenfrage.

»Ach Scheiße, raffst Du es nicht? Wir brauchen einen Impfpass«.

Murmelnd zog er sich ins Büro zurück, aus dem anschließend das Geräusch eines Druckers zu hören war. Ich war jung und klein, was mich nicht hinderte, ihn zu durchschauen, viel mehr als seine ›Untergebene‹.

Ich überblickte, worauf er abzielte, verwarf aufkommende Zweifel, ob es unentdeckt bleiben würde.

In erster Linie hoffte ich auf den Moment der ›Erlösung‹ aus den ›Klauen‹ dieser Menschen.

Meine Absicht war, missglückte gegen gewinnbringende Gedanken zu ersetzen.

Und das wünschte ich mehr als alles andere an DIESEM besonderen Tag. Es bot sich mir eine Chance, diese würde ich nutzen! Mit allem, was den Shih Tzu für Buddha unvergleichbar gemacht hatte!

Ich war perfekt vorbereitet und wartete mit einer ›Buddha-hohen‹ Portion Zuversicht auf das angekündigte ›weiße Wollknäuel‹.

Wieso gibt es Menschen, verlogen und materiell orientiert,

wenig emotional und ihre Gefühle auf ein Minimum komprimiert?

Sie sehen in uns ein Mittel zum Zweck,

was wir fühlen und durchleiden, es schert sie einen Dreck.

Behandelt werden wir wie ein Gegenstand,

gesehen wird der Arbeitsaufwand,

uns an die Leute

zu bringen mit miesesten Konditionen,

ein Welpen-Leben ohne Vollpension.

Die ›Welpen-Mafia‹ macht sich ununterbrochen strafbar,

(m)ein Trauma entwickelte sich zum nicht verkraftbaren Drama!

Mein Tag

Ein ›Batsch‹ ist nicht gleich ein ›Batsch‹

Es klingelte an der Tür. Souverän, wie ich vorhin gedanklich noch auftrat, wo war das hin?

Meine Knie zitterten und ›Pfötchen-fest‹ fühlte ich mich auf keinen Fall mehr. Ich verkroch mich unter dem Wohnzimmertisch, der willkürlich in den letzten Tagen zu meinem Rückzugsort wurde. Mir vermittelte diese Platte über mir, die mich schützte, dass ich unangreifbar sei.

In mir zog sich alles zusammen.

Aufgeregt zu sein in dieser Form kannte ich nicht. Ich wusste, was von den bevorstehenden Momenten abhing.

Die Frauen betraten das Zimmer, dahinter sah ich IHN.

Oh mein Gott, war der toll! Ein beachtenswerter Bursche.

Einzig seine Körperhaltung versprach nichts Gutes. Bedrohlich wirkte er nicht auf mich, eher zerbrechlich und stark gebeutelt. Als musste er erfahren, wie einen das Leben verwirren konnte.

Hatte ich nicht gerade in den letzten Tagen viel darüber gelernt, was ein liebloser Umgang mit einem anstellt?

Aus heiterem Himmel befürchtete ich, dass die beiden eventuell einen ähnlichen Umgang mit ihm pflegten, wie ich es hier erlebte.

Wenn sich dieser Gedanke bewahrheitete, was stünde mir bevor?

Einzelhaft im Tausch gegen ein anders geprägtes Dilemma mit dem Unterschied, dass sich ein Verbündeter zu mir gesellt?

Ich schaute den ›Westie‹ an.

In seinen Augen las ich kein Wort.

Abrupt kam er auf mich zu. Oh, war der groß!

Vorsichtig sein, ›Herr Wollknäuel‹, dies ist MEIN Hoheitsgebiet, unter dem Tisch hat ein Zweiter wenig verloren!

Meine Gedanken konnte er scheinbar nicht lesen, sein Kopf kam näher auf mich zu.

›Batsch‹!

Gezielt und mitten auf seine Stirn getroffen. Ich war verwundert, was für eine Kraft in meinen Pfötchen steckte.

›Batsch‹.

Gleich wie gehabt.

All meinen Mut nahm ich zusammen, um ihn auf diese Weise zu irritieren. Ich hoffte, er würde ein Stück zurückweichen. Er reagierte anders als erwartet, legte seinen Kopf schräg und schaute mich an.

Nein, ich warne Dich!

Ich sah ihn seine Pfote heben und ahnte, was mich erwarten würde.

›Batsch‹, das war mal eine Antwort.

Sensibel und weniger grob als mein Handeln.

Dieses Blitzen in seinen Augen. Die, die leer und lebensmüde wirkten, veränderten sich ins Gegenteil. Es fehlte noch ein Zwinkern seinerseits zu meinem Glück.

Ich begriff, dass ich mit meinem ›Batschen‹ irgendetwas Unbewusstes in ihm auslösen konnte. Dieser Gedanken gefiel mir. Urplötzlich kam er dicht an mich heran, dass ich gegen ihn ankämpfen musste. Körperlich war er mir überlegen. Mir half die soeben gewonnene Erkenntnis, dass eine Reaktion eine Gegenreaktion auslöst.

›Batsch‹, ›batsch‹, ›batsch‹; bitte bleib – bitte, bitte bleib bei mir!

Wir schauten uns sekundenlang an, bis wir mitten in eine Rauferei gerieten. Tharge hatte mich gewarnt, mich mit anderen Hunden zu duellieren. Er riet mir, ich solle respektvoll damit umgehen, wenn ich auf Dominanz treffe, gerade wenn der Duell-Partner größer war als ich.