Funktionsstörungen im Alter - Tilman Wetterling - E-Book

Funktionsstörungen im Alter E-Book

Tilman Wetterling

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Beschreibung

In unserer leistungsorientierten Gesellschaft kommt es sehr darauf an, wie gut jemand "funktioniert", d.h. sich selbst versorgen, seinen Beruf ausüben oder Aktivitäten nachgehen kann. Im Alter ist dies oft aufgrund vielfältiger Funktionsbeeinträchtigungen nicht mehr möglich. Diese werden von den Betroffenen als wesentliche Einschränkung ihrer Lebensqualität angegeben. Aufbauend auf der von der WHO entwickelten ICF-Klassifikation werden in diesem Buch die häufigsten Funktionsstörungen im Alter behandelt. Diese betreffen die Bereiche Motorik, Schlaf, mentale Funktionen, Sinne, Kommunikation, Organsysteme, Schmerzen etc. Ausgehend von den Beschwerden der Betroffenen werden dabei jeweils die diagnostischen Maßnahmen sowie Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten dargestellt. Das Werk möchte so dazu beitragen, den Erhalt der "Funktionsfähigkeit" in der Versorgung älterer Menschen zu fokussieren.

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Inhalt

Cover

Titelei

Vorwort

Abkürzungsverzeichnis

1 Allgemeine Aspekte

2 Beeinträchtigung mentaler Funktionen

2.1 Bewusstseinsstörungen

2.1.1 Untersuchung/Diagnostik

2.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.1.3 Präventionsmöglichkeiten

2.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.2 Störungen der Aufmerksamkeit/Auffassung

2.2.1 Untersuchung/Diagnostik

2.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.2.3 Präventionsmöglichkeiten

2.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.3 Störung der Bewertung von Informationen (»Urteilsfähigkeit«, »Einsicht«)

2.3.1 Untersuchung/Diagnostik

2.3.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.3.3 Präventionsmöglichkeiten

2.3.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.4 Planerisches/vorausschauendes Denken

2.4.1 Untersuchung/Diagnostik

2.4.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.4.3 Präventionsmöglichkeiten

2.4.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.5 Formale Denkstörungen

2.5.1 Untersuchung/Diagnostik

2.5.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.5.3 Präventionsmöglichkeiten

2.5.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.6 Inhaltliche Denkstörungen (Wahn)

2.6.1 Untersuchung/Diagnostik

2.6.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.6.3 Präventionsmöglichkeiten

2.6.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.7 Beeinträchtigungen des Gedächtnisses

2.7.1 Untersuchung/Diagnostik

2.7.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.7.3 Präventionsmöglichkeiten

2.7.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.8 Störungen der Außenwahrnehmung

2.8.1 Untersuchung/Diagnostik

2.8.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.8.3 Präventionsmöglichkeiten

2.8.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.9 Störungen der Selbstwahrnehmung/Körperwahrnehmung

2.9.1 Untersuchung/Diagnostik

2.9.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.9.3 Präventionsmöglichkeiten

2.9.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.10 Orientierung

2.10.1 Untersuchung/Diagnostik

2.10.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.10.3 Präventionsmöglichkeiten

2.10.4 Behandlungsmöglichkeiten

2.11 Störungen des Antriebs

2.11.1 Untersuchung/Diagnostik

2.11.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.11.3 Präventionsmöglichkeiten

2.11.4 Verlaufs- und Behandlungsaspekte

2.12 Beeinträchtigungen des emotionalen Empfindens

2.12.1 Untersuchung/Diagnostik

2.12.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

2.12.3 Präventionsmöglichkeiten

2.12.4 Behandlungsmöglichkeiten

3 Beeinträchtigungen der Sinnesfunktionen

3.1 Beeinträchtigungen der Sehfähigkeit

3.1.1 Untersuchung/Diagnostik

3.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

3.1.3 Präventionsmöglichkeiten

3.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

3.2 Beeinträchtigungen der Hörfähigkeit

3.2.1 Untersuchung/Diagnostik

3.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

3.2.3 Präventionsmöglichkeiten

3.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

3.3 Tinnitus (Ohrengeräusche)

3.3.1 Untersuchung/Diagnostik

3.3.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

3.3.3 Präventions-/Behandlungsmöglichkeiten

3.4 Beeinträchtigungen des Gleichgewichts (Schwindel)

3.4.1 Untersuchung/Diagnostik

3.4.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

3.4.3 Präventionsmöglichkeit

3.4.4 Behandlungsmöglichkeiten

3.5 Beeinträchtigungen des Durstgefühls

3.5.1 Untersuchung/Diagnostik

3.5.2 Beeinträchtigungen

3.5.3 Präventions- bzw. Behandlungsmöglichkeit

3.6 Beeinträchtigung des Hungergefühls

3.6.1 Untersuchung/Diagnostik

3.6.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

3.6.3 Präventions-/Behandlungsmöglichkeiten

3.7 Beeinträchtigungen des Riechens und Schmeckens

3.7.1 Untersuchung/Diagnostik

3.7.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

3.7.3 Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten

4 Beeinträchtigungen der Kommunikation

4.1 Sprechstörungen (Dysarthrie etc.)

4.1.1 Untersuchung/Diagnostik

4.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

4.1.3 Präventionsmöglichkeiten

4.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

4.2 Sprachstörungen

4.2.1 Untersuchung/Diagnostik

4.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

4.2.3 Präventionsmöglichkeiten

4.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

4.3 Auffälliges Kommunikationsverhalten

4.3.1 Untersuchung/Diagnostik

4.3.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

4.3.3 Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten

4.4 Beeinträchtigungen der Gestik und Mimik

4.4.1 Untersuchung/Diagnostik

4.4.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

4.4.3 Präventions-/Behandlungsmöglichkeiten

5 Schlafstörungen

5.1 Ausprägungsformen von Schlafstörungen

5.1.1 Untersuchung/Diagnostik

5.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

5.1.3 Präventionsmöglichkeiten

5.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

5.2 REM-Schlaf-Verhaltensstörung

5.2.1 Untersuchung/Diagnostik

5.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

5.2.3 Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten

6 Motorische Funktionen/Mobilität

6.1 Beeinträchtigungen der Steuerung und Koordination der motorischen Funktionen

6.1.1 Untersuchung/Diagnostik

6.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

6.1.3 Präventionsmöglichkeiten

6.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

6.2 Beeinträchtigungen der Gelenkbeweglichkeit/Arthrose

6.2.1 Untersuchung/Diagnostik

6.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

6.2.3 Präventionsmöglichkeiten

6.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

6.3 Beeinträchtigungen der Muskelkraft/Sarkopenie

6.3.1 Untersuchung/Diagnostik

6.3.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

6.3.3 Präventionsmöglichkeiten

6.3.4 Behandlungsmöglichkeiten

6.4 Gangstörungen

6.4.1 Untersuchung/Diagnostik

6.4.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

6.4.3 Präventionsmöglichkeiten

6.4.4 Behandlungsmöglichkeiten

6.5 Verminderte Gehstrecke

6.5.1 Beeinträchtigte Aktivitäten

6.5.2 Präventionsmöglichkeiten

6.5.3 Behandlungsmöglichkeiten

6.6 Beeinträchtigungen der Feinmotorik

6.6.1 Untersuchung/Diagnostik

6.6.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

6.6.3 Präventionsmöglichkeiten

6.6.4 Behandlungsmöglichkeiten

6.7 Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine)

6.7.1 Untersuchung/Diagnostik

6.7.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

6.7.3 Präventionsmöglichkeiten

6.7.4 Behandlungsmöglichkeiten

7 Beeinträchtigungen der Funktionen des Herz-/Kreislaufsystems

7.1 Verminderte Herzleistung (Herzinsuffizienz)

7.1.1 Untersuchung/Diagnostik

7.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

7.1.3 Präventionsmöglichkeiten

7.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

7.2 Herzrhythmusstörungen

7.2.1 Untersuchung/Diagnostik

7.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

7.2.3 Präventionsmöglichkeiten

7.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

7.3 Hyper-/Hypotonie, orthostatische Dysregulation

7.3.1 Untersuchung/Diagnostik

7.3.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

7.3.3 Präventionsmöglichkeiten

7.3.4 Behandlungsmöglichkeiten

8 Beeinträchtigungen der Atmung

8.1 Ausprägungsformen einer Atemstörung

8.1.1 Untersuchung/Diagnostik

8.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

8.1.3 Präventionsmöglichkeiten

8.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

8.2 Schlafapnoe-Syndrom

8.2.1 Untersuchung/Diagnostik

8.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

8.2.3 Präventionsmöglichkeiten

8.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

9 Beeinträchtigung der Funktionen des Verdauungssystems

9.1 Beeinträchtigungen der Funktionen im oberen Verdauungstrakt

9.1.1 Untersuchung/Diagnostik

9.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

9.1.3 Präventionsmöglichkeiten

9.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

9.2 Durchfall

9.2.1 Untersuchung/Diagnostik

9.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

9.2.3 Präventionsmöglichkeiten

9.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

9.3 Obstipation (Verstopfung)

9.3.1 Untersuchung/Diagnostik

9.3.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

9.3.3 Präventionsmöglichkeiten

9.3.4 Behandlungsmöglichkeiten

9.4 Beeinträchtigungen der Ausscheidung

9.4.1 Untersuchung/Diagnostik

9.4.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

9.4.3 Präventionsmöglichkeiten

9.4.4 Behandlungsmöglichkeiten

10 Beeinträchtigungen der Harnbildung und -ausscheidung

10.1 Beeinträchtigung der Nierenfunktion (Niereninsuffizienz)

10.1.1 Untersuchung/Diagnostik

10.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

10.1.3 Präventionsmöglichkeiten

10.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

10.2 Urinausscheidung/Urininkontinenz

10.2.1 Untersuchung/Diagnostik

10.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

10.2.3 Präventionsmöglichkeiten

10.2.4 Behandlungsmöglichkeiten

11 Sexuelle Funktionsstörungen

11.1 Untersuchung/Diagnostik

11.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

11.3 Präventionsmöglichkeiten

11.4 Behandlungsmöglichkeiten

12 Schmerzen

12.1 Untersuchung/Diagnostik

12.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

12.3 Präventionsmöglichkeiten

12.4 Behandlungsmöglichkeiten

13 Verhaltensauffälligkeiten

13.1 Untersuchung/Diagnostik

13.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

13.3 Präventionsmöglichkeiten

13.4 Behandlungsmöglichkeiten

14 Abschließende Bemerkungen

Literatur

Sachwortverzeichnis

Der Autor

Prof. Dr. med. Tilman Wetterling ist Neurologe und Psychiater. Er war Chefarzt an einer psychiatrischen Klinik mit einem großen Bereich für ältere Patienten in Berlin und lehrte an der Charité, Berlin. Seine Hauptarbeitsgebiete sind neuropsychiatrische Störungen im Alter, Multimorbidität, Alkoholerkrankungen sowie Nebenwirkungen von Psychopharmaka.Webseite des Autors: www.prof-wetterling.de

Tilman Wetterling

Funktionsstörungen im Alter

Diagnostik, Therapie und Prävention

Verlag W. Kohlhammer

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Pharmakologische Daten, d. h. u. a. Angaben von Medikamenten, ihren Dosierungen und Applikationen, verändern sich fortlaufend durch klinische Erfahrung, pharmakologische Forschung und Änderung von Produktionsverfahren. Verlag und Autoren haben große Sorgfalt darauf gelegt, dass alle in diesem Buch gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Da jedoch die Medizin als Wissenschaft ständig im Fluss ist, da menschliche Irrtümer und Druckfehler nie völlig auszuschließen sind, können Verlag und Autoren hierfür jedoch keine Gewähr und Haftung übernehmen. Jeder Benutzer ist daher dringend angehalten, die gemachten Angaben, insbesondere in Hinsicht auf Arzneimittelnamen, enthaltene Wirkstoffe, spezifische Anwendungsbereiche und Dosierungen anhand des Medikamentenbeipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen und in eigener Verantwortung im Bereich der Patientenversorgung zu handeln. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

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1. Auflage 2022Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:ISBN 978-3-17-039766-8

E-Book-Formate:pdf: ISBN 978-3-17-039767-5epub: ISBN 978-3-17-039768-2

Vorwort

In unserer leistungsorientierten Gesellschaft kommt es sehr darauf an, wie gut jemand »funktioniert«, d. h. sich selbst versorgen, seinem Job nachgehen oder Kinder erziehen kann usw. Unter den aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen einer alternden Bevölkerung mit immer weniger Personen, die potenziell Anderen helfen können, ist es sehr wichtig, so lange wie möglich »funktionsfähig« zu bleiben, um selbstbestimmt leben zu können. Funktionsbeeinträchtigungen werden von den Betroffenen als wesentliche Einschränkung ihrer Lebensqualität angegeben.

Die körperlichen und psychischen Funktionsstörungen lassen sich häufig nicht direkt aus den ICD-11-Diagnosen ableiten, denn bei diesen Diagnosen handelt es sich oft um Syndrombeschreibungen mit einer Vielzahl von Symptomen, von denen eine bestimmte Anzahl vorliegen muss. Für die Betreffenden ist es aber im Alltag meist wichtiger, die bestehenden Beeinträchtigungen von Funktionen oder Aktivitäten genauer zu erfassen und hierfür nach Behandlungsmöglichkeiten zu suchen, als eine medizinische Diagnose auf der Basis festgeschriebener diagnostischer Kriterien zu bekommen. Dies gilt insbesondere für eine v. a. im Alter häufige Multimorbidität, bei der es oft schwierig ist, Funktionsstörungen bestimmten Diagnosen zu zuordnen (z. B. Gangstörungen) (Wetterling 2019).

In der ärztlichen Praxis sind die von älteren Menschen am häufigsten geäußerten Beschwerden v. a. Funktionsbeeinträchtigungen wie z. B. Schlaf-‍, Gang-‍, Gleichgewichts- sowie Gedächtnisstörungen. Andere Funktionsstörungen wie Antriebsmangel oder Inkontinenz sind zwar häufig, werden aber oft von den Betroffenen nicht angesprochen.

Zur Erfassung von Funktionsbeeinträchtigungen hat die WHO 2001 die ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health; deutsch: Konzept der funktionalen Gesundheit [Funktionsfähigkeit]) publiziert. Hierin wird ein bio-psycho-soziales Modell der Komponenten von Gesundheit zugrunde gelegt. Mit diesem können die Ressourcen und die Defizite bezüglich wesentlicher Funktionen erfasst werden. Dabei ist nicht so sehr die zugrundeliegende Erkrankung von Bedeutung, sondern der Grad der Beeinträchtigungen wichtiger Funktionen und Aktivität sowie der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

In diesem Buch wird daher versucht, in Anlehnung an die ICF häufige Funktionseinbußen im Alter und – soweit vorhanden – entsprechende Präventionsmaßnahmen und Hilfsmöglichkeiten genauer darzustellen.

Häufigkeitsangaben in Prozent oder Altersangaben zum Auftreten der Funktionsbeeinträchtigungen wurden bewusst vermieden, da diese abhängig von der untersuchten Stichprobe sind. Generell ist festzustellen, dass der Zeitpunkt des Auftretens sehr variabel ist.

Ich möchte dem Kohlhammer-Verlag für die Bereitschaft danken, dieses Buch zu veröffentlichen. Ganz besonders bedanke ich mich bei Herrn Dr. Poensgen, Frau Brutler und Frau Dr. Rapp, die dieses Buchprojekt ausdauernd unterstützt haben.

Berlin, im Frühjahr 2022Tilman Wetterling

Praktische Hinweise

Bei den Verweisen auf die medizinische Fachliteratur wurde in diesem Buch versucht, frei im Internet zugängliche Literatur auszuwählen. Von den meisten medizinischen Arbeiten finden sich in PubMed (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed) kurze Zusammenfassungen (Abstracts) bzw. in PMC (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc) die vollständigen Artikel. Insbesondere wurden die in Deutschland von den verschiedenen Fachgesellschaften herausgegebenen Leitlinien berücksichtigt. Diese finden sich im Internet unter www.awmf.org/leitlinien/leitlinien-suche.html

Abkürzungsverzeichnis

1 Allgemeine Aspekte

Die mittlere Lebenserwartung hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Das mittlere Sterbealter betrug 2019 81,9 Jahre für Frauen und 76,1 Jahre für Männer (Destatis 2021a). Aufgrund der gestiegenen Lebensdauer und der geringen Geburtenrate in den letzten Jahrzehnten ist der Anteil der über 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland stark von 1,0 % (1950) auf 6,8 % (2019) gewachsen und diese Entwicklung wird weiter anhalten (Destatis 2021b).

Infolge der demografischen Entwicklung wächst die Zahl derer, die an Alterserkrankungen, insbesondere Herz-Kreislauf- und Krebs- sowie neuropsychiatrischen Erkrankungen, leiden. Menschen im höheren Lebensalter haben sehr oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig (Multimorbidität) (Wetterling 2019).

Was krank sein bedeutet, hängt wesentlich von der Sichtweise (Betroffener, Arzt, Gesellschaft) ab. Für den Betroffenen sind die Funktionsbeeinträchtigungen, z. B. eine Gangstörung, die wichtigsten erkennbaren Auswirkungen einer Erkrankung. Wenn mehrere Erkrankungen vorliegen, sind die Funktionseinschränkungen meist gravierender als bei einer. Zu den Funktionsbeeinträchtigungen sind auch Schmerzen zu zählen, denn sie stellen in einem weiteren Sinne ein Alarmsignal des Körpers bei Organschädigung oder Überlastung (z. B. Muskelkater) dar und führen meist dazu, dass die entsprechende Funktion nicht mehr (voll) »genutzt« werden kann.

Als wesentlicher Gesichtspunkt zur Beurteilung für Funktionseinschränkungen kann der Grad, in dem ein Betroffener noch in der Lage ist, sich selbst versorgen bzw. am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, herangezogen werden. Die Selbstversorgung ist insbesondere bei häufig im Alter alleinlebenden Menschen der kritische Punkt. In Deutschland gibt es über 5,8 Millionen Alleinlebende, die über 65 Jahre alt sind (Destatis 2020).

Wenn bestimmte Funktionen zu stark eingeschränkt sind und keine adäquaten Hilfsmittel zur Verfügung stehen, wird der Betroffene pflegebedürftig. Dabei können sowohl körperliche als auch mentale Funktionen nachhaltig gestört sein. In Deutschland gab es 2019 über 4,1 Millionen Pflegedürftige. Davon waren etwa ein Drittel über 85 Jahre alt (1,4 Millionen). Der Anteil der Menschen einer Altersgruppe, die Pflege benötigen, zeigt eine deutliche Altersabhängigkeit. Er betrug 2019 bei den 75- bis 84-Jährigen 19,6 % und bei über 89-Jährigen 76,3 %. Die Zahl der Pflegebedürftigen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen (GBE 2019).

Demgegenüber nimmt die Zahl derjenigen, die Hilfeleistungen erbringen können, aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland, in den nächsten Jahren ab. Dies hat erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen. Hier sei nur die offizielle Initiative des Bundesgesundheitsministers zur Anwerbung von ausländischen Pflegekräften erwähnt (BMG 2019). Er holte damit nur nach, was in der Praxis schon lange praktiziert wird.

In einer deutschen Langzeitstudie (AgeCoDe) war bei über 75-Jährigen das Risiko, in ein Pflegeheim zu kommen, am größten bei denjenigen Personen, die hinsichtlich ihrer kognitiven Funktionen (i. S. einer Demenz) oder stark in ihrer Mobilität oder Hörfähigkeit eingeschränkt waren (Hajek et al. 2015).

Voraussetzung für die Gewährung von Geldern aus der gesetzlichen Pflegekasse ist eine Pflegebedürftigkeit. Zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit erfolgt eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) (§18 SGB XI) oder der privaten Pflegekassen. Es gelten bundesweit einheitliche Begutachtungs-Richtlinien (MDS 2021), mit denen der Pflegegrad (1 – 5) ermittelt wird. Hierzu erfolgt eine Begutachtung in den Bereichen Selbstversorgung, Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen sowie Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen und Belastungen und Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte.

Diese Vorgehensweise orientiert sich an dem von der WHO ausgearbeiteten Konzept International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF-Konzept, WHO 2005). Auf das ICF-Konzept zur Erfassung von Funktionsstörungen wird hier im Buch Bezug genommen. Dieses Konzept umfasst die Fähigkeiten, die zur Ausführung von Aktivitäten im täglichen Leben und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (Partizipation) erforderlich sind sowie deren Beeinträchtigungen, die der Betroffene aufgrund von Störungen der mentalen Funktionen entsprechend den ICF-Definitionen nicht selbst regeln kann.

Umfragen zeigen, dass die Angst, im Alter ein Pflegefall zu werden, in Deutschland zu den am häufigsten angegebenen Ängsten zählt. Daher ist die Aufrechterhaltung wesentlicher Funktionen ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel. In diesem Buch sollen daher basierend auf dem ICF-Konzept die wichtigsten Funktionen beschreiben und die resultierenden Beeinträchtigungen (hinsichtlich Selbstversorgung, soziale Teilhabe etc.), Erfassungsinstrumente sowie – soweit vorhanden – Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten dargestellt werden.

Abb. 1:Schematische Darstellung des Zusammenhangs zwischen einer durch Lernen bzw. Erfahrung erworbenen Fähigkeit, die auf mehreren Funktionen beruht und die durch eine oder mehrere Erkrankungen beeinträchtigt sein kann

Eine Fähigkeit (z. B. Lesen oder Rechnen) kann in Abhängigkeit von persönlichen Voraussetzungen (z. B. Intelligenz) und umweltabhängigen Faktoren (z. B. Zugang zu einer Schule, Ausbildung) erworben werden. Dazu erforderlich sind bei dem Beispiel Lesen die Funktionen Sehen und Dekodieren (Wahrnehmung), Aufmerksamkeit und ggf. Sprechen oder Schreiben zur Mitteilung/Dokumentation des Inhalts des Gelesenen. Jede dieser Funktionen kann auf unterschiedliche Weise beeinträchtigt werden, z. B. kann eine Störung der Aufmerksamkeit durch Übermüdung, Ablenkung durch Andere, aber auch durch Halluzinationen, Grübeln (Gedankenkreisen) etc. bedingt sein.

Dieses Beispiel zeigt, dass die meisten Aktivitäten, die bei Ausführung der entsprechenden Fähigkeiten sich für Andere sichtbar manifestieren, auf dem komplexen, aber gut koordinierten Ablauf mehrerer Funktionen beruhen (▶ Abb. 1). In der ICF (WHO 2005) wird eine Kategorisierung nach Fähigkeiten vorgenommen, die auf dem Zusammenspiel mehrerer Funktionen beruht, z. B. Funktionen des Bewusstseins, des Denkens etc. In diesem Buch wird auf diese Kategorisierung Bezug genommen.

Eine Fähigkeit muss nicht regelmäßig genutzt werden (z. B. ein Auto fahren zu können, bei Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel). Entscheidend ist, ob sie im Bedarfsfall zur Verfügung steht, um die entsprechende Aktivität zu ermöglichen.

Die Klärung der Ursache der Beeinträchtigung einer Fähigkeit kann sich aufgrund des komplexen Zusammenwirkens mehrerer Funktionen schwierig gestalten. In der Geriatrie wird daher oft von einem geriatrischen Syndrom gesprochen (Inouye et al. 2007), insbesondere bei

·

Gangstörungen (▶ Kap. 6.4)

·

kognitiven Störungen (▶ Kap. 2.3 und ▶ Kap. 2.7)

·

Schwindel (▶ Kap. 3.4)

·

Synkopen (▶ Kap. 2.1)

·

Urininkontinenz (▶ Kap. 10.2)

Die Festlegung, ab wann eine Verminderung einer Funktion vorliegt, ist schwierig, denn sie ist abhängig von der Norm bzw. dem Normalzustand. Eine Norm ist aber gerade bei älteren Menschen schwer zu definieren und daher umstritten. Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit ab dem 65. Lebensjahr mit dem Alter abnimmt (Baltes 1997; Fuchs et al. 2013).

Wichtige Parameter zur Bestimmung der Beeinträchtigung einer Fähigkeit bzw. einer Funktion sind:

1.

eine für den Betreffenden wichtige Aufgabe (z. B. ATLs, ▶ Tab. 1) kann bewältigt, d. h. erfolgreich abgeschlossen werden

2.

die Zeit, die in der diese Aufgabe (z. B. Zurücklegen einer Wegstrecke) erfolgreich abgeschlossen werden kann

3.

verbleibende Reserven für »Notfälle«, z. B. bei Gefahr, eine Straße schneller überqueren zu können, Wegsteigungen zu bewältigen

4.

Notwendigkeit der Unterbrechung bei Durchführung der Aufgabe wegen mangelnder Reserven (Erschöpfung), z. B. Claudicatio intermittens

5.

Häufigkeit von Fehlern bei der Durchführung der Aufgabe, d. h. Stürze

6.

Notwendigkeit von Hilfsmitteln (z. B. Sehlupe, Rollator, Rollstuhl) oder einer Hilfs-/Pflegekraft

Ein wichtiger Aspekt bei der Betrachtung ist die Zeitspanne, in der sich die Funktionsstörung entwickelt. Wenn sie akut auftritt, wird sie von dem Betroffenen und seiner Umgebung eher erkannt, als wenn sie sich schleichend entwickelt. Auch ist bei einer langsamen Verminderung einer Funktion (z. B. Hören, Akkommodationsfähigkeit) ein gewisser »Gewöhnungseffekt« zu berücksichtigen. Daher ist oft der Beginn schwer zu ermitteln, insbesondere da ein Nachlassen von Funktionen häufig als altersgemäß angesehen wird. Auch nahe Angehörige können deshalb den Beginn oft nicht genau angeben.

Oft wird eine Funktionsbeeinträchtigung erst in besonderen Situationen deutlich, z. B. bei außergewöhnlichen »Belastungen« wie Zeitdruck, sehr langem Tagesablauf, Ortswechsel, psychischen Problemlagen etc., bei einer entsprechenden ärztlichen Untersuchung oder Krankenhausaufnahme. Häufig fällt Dritten, d. h. Personen, die nicht ständig mit den Betreffenden zusammenleben, bei einem Treffen nach einiger Zeit eine Funktionsbeeinträchtigung auf.

Tab. 1:Wichtige alltägliche Tätigkeiten (ATL) (Selbstversorgung)

Aufgabe

selbstständig bewältigt

Geschwindigkeit

Reserven bzw. Hilfsbedarf

Fehler

Körperhygiene (Waschen, Haare kämmen etc.)

Wege in der Wohnung

Wege im Haus (Treppen?)

Wege zu wichtigen Einrichtungen (Supermarkt, Arztpraxis etc.)

Einkauf organisieren (Bedarf feststellen, »Zettel« zusammenstellen etc.)

Einkauf tätigen

Essen zubereiten (ggf. selbstständig »Essen auf Rädern« organisieren)

Umgang mit Geräten (z. B. Kaffeemaschine, Radio, Telefon)

Wohnung sauber halten (ggf. selbstständig Putzhilfe organisieren)

Umgang mit Geld (z. B. eigene Kontoführung)

Hobbies weiter nachgehen (z. B. Musikinstrument spielen etc.)

Von Angehörigen oder Pflegepersonal werden Beeinträchtigungen oder gehäufte Fehler bei ATLs, insbesondere bei mehrschrittigen Handlungsabläufen, wie z. B. bei der Bedienung von Geräten oder der Regelung finanzieller Angelegenheiten, angegeben (Jekel et al. 2015).

Zur Bewältigung der ATLs (Selbstversorgung) sind eine Vielzahl von Funktionen erforderlich. Von besonderer Bedeutung sind:

·

mentale Funktionen wie planerisches Denken (▶ Kap. 2.4) und Orientierung (▶ Kap. 2.10)

·

erhaltene Sinnesfunktionen (▶ Kap. 3)

·

erhaltene Kommunikationsfähigkeit (▶ Kap. 4.2) und

·

erhaltene Mobilität (▶ Kap. 6)

Funktionsbeeinträchtigungen werden aber auch, obwohl sie wahrgenommen werden, wegen möglicher resultierender Beeinträchtigungen hinsichtlich der sozialen Teilhabe von den Betroffenen nicht thematisiert. Einige sind »tabuisiert«, insbesondere eine Inkontinenz. In diesem Zusammenhang stellt sich die schwierige Frage, wie entsprechende »Probleme« in einer ärztlichen Exploration bzw. bei der körperlichen Untersuchung erfasst werden können, ohne den Betreffenden zu kompromittieren.

Mitunter entstehen auch akut Konflikte, wenn Bezugspersonen Funktionseinbußen, insbesondere im kognitiven Bereich, schildern. Der Betroffene nimmt diese oft nicht wahr oder will sie sich nicht eingestehen. In solchen Situationen ist viel Geschick hinsichtlich der Gesprächsführung erforderlich.

Einige Funktionen können unter standardisierten Bedingungen geprüft werden. Diese werden in den entsprechenden Kapiteln erwähnt, z. B. mit Hilfe von Tests (mentale/neuropsychologische Funktionen, s. Übersicht: Rüsseler 2010), aber diese Tests sind häufig recht komplex und bilden die Alltagswirklichkeit nur unzureichend ab. Einige einfache Tests sind in dem geriatrischen Assessment zusammengefasst (Freund 2017). Dieses wird in der klinischen geriatrischen Rehabilitationsbehandlung routinemäßig durchgeführt.

Zudem sind die Ergebnisse oft deutlich von der Mitarbeit des Betreffenden abhängig. Nicht selten fühlen sich ältere Menschen »vorgeführt« und brechen die Testung etc. ab.

Entsprechende ablehnende Reaktionen (▶ Kap. 13) oder Konflikte können ein Hinweis darauf sein, dass der Betroffene zwar seine Beeinträchtigungen bemerkt hat, aber sich nicht »öffentlich« eingestehen will. Hierbei handelt es sich um ein komplexes Phänomen (▶ Kap. 2.3 Einsichtsfähigkeit, ▶ Kap. 2.9 Selbstwahrnehmung und auch ▶ Kap. 4.3 Fassadenphänomen). Daher ist eine behutsame, eingehendere Exploration sinnvoll.

Von älteren Menschen selbst werden besonders häufig Beeinträchtigungen folgender Funktionen beklagt:

·

Schlaf (▶ Kap. 5)

·

Gleichgewicht/Schwindel (▶ Kap. 3.4 und ▶ Kap. 6.3)

·

Gang (▶ Kap. 6.4)

·

Gedächtnis (▶ Kap. 2.7)

·

Antrieb (▶ Kap. 2.11)

·

und auch Inkontinenz (▶ Kap. 10.2)

Viele Funktionsstörungen stehen in engem Zusammenhang mit anderen. In entsprechenden Fällen wurden daher Querverweise angegeben.

2 Beeinträchtigung mentaler Funktionen

Die mentalen Funktionen, die im Folgenden genauer betrachtet werden, hängen eng zusammen. Daher gibt es viele Überschneidungen bzw. Interaktionen, sodass Störungen sehr oft nicht nur eine der dargestellten Funktionen betreffen, sondern mehrere.

Einige Störungen der mentalen Funktionen können im Gegensatz zu den anderen in diesem Buch dargestellten nur von Außenstehenden festgestellt werden (z. B. qualitative Bewusstseinsstörungen). Aber es gibt auch gestörte Funktionen, die nur der Betroffene selbst »bemerken« kann, z. B. bestimmte Emotionen. Zu den nur subjektiv wahrnehmbaren »Funktionsstörungen« zählen auch Schmerzen (▶ Kap. 12), Obstipation (▶ Kap. 9.1) etc. Zur Erfassung dieser Funktionen bedarf es einer einfühlsamen Exploration.

2.1 Bewusstseinsstörungen

Der Begriff Bewusstsein wird in der Umgangssprache in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht (z. B. mangelndes Selbstbewusstsein, ohne Bewusstsein etc.). Was unter Bewusstsein zu verstehen ist, ist in der Philosophie oft diskutiert worden (u. a. Hegel 1986). Es gibt in der Medizin etliche Definitionsversuche (u. a. Damasio 2021; Hansen und Förstl 2013; Scharfetter 2010; Wetterling 1994; Zelazo et al. 2007). Grundbedingungen für ein ungestörtes Bewusstsein sind (Scharfetter 2010; Wetterling 1994):

·

Wachheit (Fähigkeit zur Aufnahme von Umweltreizen und zur Reaktion darauf, also auch der Fähigkeit, mit der Umwelt zu kommunizieren) (▶ Kap. 2 und ▶ Kap. 4)

·

Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung (Erkennen der eigenen Existenz und des eigenen Verhaltens als »Selbst«) (▶ Kap. 2.9)

·

Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Objekt (z. B. Gesprächspartner) zu richten und zu halten (▶ Kap. 2.2)

Eine Bewusstseinsstörung liegt dann vor, wenn mindestens eine der zuvor genannten Fähigkeiten gestört ist. Es ist zwischen quantitativen Bewusstseinsstörungen und qualitativen (Bewusstseinstrübung) zu unterscheiden. Erstere ähneln in einigen Aspekten den verschiedenen Schlafstadien (▶ Abb. 2), zu den letzteren zählt v. a. das Delir (Scharfetter 2010).

Kurzzeitige Bewusstseinsstörungen

Epileptische Anfälle:Epileptische Anfälle treten häufig im Alter erstmalig auf (Hussain et al. 2006; Sillanpää et al. 2011). Dabei überwiegen die (komplex)-partialen Anfälle (Hernández-Ronquillo et al. 2018). Diese sind gekennzeichnet durch eine kurzdauernde Störung der Wachheit und der Aufmerksamkeit, die meist von stereotypen Bewegungsmustern (Kauen, Schmatzen etc.), starrem Blick oder Blickwendung, Nesteln oder pseudo-aggressiven Handlungen sowie Lautäußerungen begleitet wird. Die Dauer der Reorientierung ist sehr unterschiedlich.

(Sekundär) generalisierte Anfälle mit tonisch-klonischen Muskelkontraktionen führen zu einem kurzen Bewusstseinsverlust (< 2 min). Stürze (mit Verletzungsgefahr, ▶ Kap. 6.4), Zyanose, Zungenbisse (lateral) und Urinabgang sowie eine längere Reorientierungsphase sind weitere typische Kennzeichen.

Epileptische Anfälle treten oft erstmals bei einem akuten Schlaganfall auf. Gehäuft kommt es nach einem erlittenen Hirninfarkt (Galovic et al.2021) und bei degenerativen Hirnabbauprozessen wie bei der Alzheimer- oder Parkinson-Erkrankung zu epileptischen Anfällen (Wetterling 2019).

Synkope:Eine Synkope (»Ohnmacht«) geht mit einem Verlust der Haltungskontrolle (mitunter beschrieben als »Zusammensacken« oder Sturz) einher. Die Dauer einer Synkope beträgt nur Sekunden. Ursache ist v. a. eine kurzzeitige globale Hirndurchblutungsstörung. Bei Synkopen tritt im Gegensatz zu epileptischen Anfällen meist keine Blickwendung auf (Elger et al. 2017). In der Literatur werden sie nach den zugrunde liegenden Ursachen unterteilt in (Diehl et al. 2020):

·

vaskulär bedingte Synkopen, v. a. orthostatische Hypotonie (▶ Kap. 7.3) und auch durch Medikamente, Exsikkose verursacht,

·

kardial bedingte Synkopen, v. a. Herzrhythmusstörungen,

·

neurogene Synkopen (v. a. Reflexsynkopen, z. B. bei nächtlicher Miktion, starkem Husten bei COPD)

Bei vielen Synkopen kann auch durch eine umfangreiche Diagnostik keine klare Ursache gefunden werden. In derartigen Fällen ist zu prüfen, ob möglicherweise eine akute emotionale Belastungssituation vorlag. Eine sorgfältige Anamnese, auch hinsichtlich des Befindens unmittelbar vor (flaues Gefühl, Schwitzen, Seh- oder Hörstörungen) und nach der Synkope sind oft wegweisend (Diehl et al. 2020).

Tab. 2:Differenzierung der Ursache einer akuten kurzen Bewusstlosigkeit (in Anlehnung an Elger et al. 2017, S. 20)

epileptischer Anfall

Synkope

psychogener Anfall

Augen

offen, starr, leer oder verdreht (oft Blickwendung)

offen nach oben verdreht

oft geschlossen (»wie schlafend«, auch »zugekniffen«)

»Anfalls«-Dauer

< 2 Minuten

< 1 Minute

oft > 2 Minuten

Reorientierung postiktal

variabel bis zu Stunden

kurz, bei älteren abhängig von Ursache

oft eher dramatischer Ablauf oder stuporartiges Verharren

»motorische« Symptome

variabel, bei Grand maux: synchrone tonisch-klonische Bewegungen

asynchrone Myoklonien und variable Abläufe

wechselnde Symptomatik und partielle Reagibilität auf Außenreize

Länger andauernde Bewusstseinsstörungen

Am häufigsten treten im Alter qualitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinstrübungen) auf. Ein Delir ist gekennzeichnet durch eine oft über Tage anhaltende schwankende Bewusstseinslage, Auffassungs- und Orientierungsstörungen. Diese Zustände gehen teilweise einher mit starker motorischer Unruhe (Bettflüchtigkeit), die sich mit Zuständen »scheinbarer« Ruhe abwechseln können, schweren Schlafstörungen (z. B. Tag/Nacht-Umkehr) sowie vorwiegend optischen Halluzinationen. Typischerweise entwickelt sich ein Delir meist innerhalb weniger Stunden. Stille (hypoaktive) Delirien ohne motorische Unruhe und Halluzinationen werden häufig nicht erkannt.

Auslöser für Delirien im Alter sind (Inouye et al. 2014; Wetterling 2005) (▶ Tab. 3):

·

akute metabolische Störungen (Exsikkose, Blutzuckerentgleisungen etc.)

·

akute Infekte (der Harnwege > Lunge)

·

Durchblutungsstörungen des Gehirns

·

Operationen

·

Medikamente (besondere anticholinerg wirksame und bei Polpharmazie)

·

Alkohol-/Medikamentenentzug (z. B. Benzodiazepine, Zopiclon etc.)

Gehäuft treten Delirien bei schon bestehenden kognitiven Störungen i. S. einer Demenz auf.

Sehr häufig werden auch von Angehörigen oder von Pflegepersonal nächtliche »Verwirrtheitszustände« beschrieben. Im Vordergrund stehen dabei Orientierungsstörungen (▶ Kap. 2.10). Oft besteht bei den Betroffenen am nächsten Morgen keine Erinnerung mehr daran (Amnesie) (▶ Kap. 2.7), d. h. es besteht eine Lücke in dem subjektiv bewusst Erlebten.

Tab. 3:Differenzialdiagnose von häufig im Alter einem Delir zugrundeliegenden Erkrankungen

Anamnese

internistische/neurologische Befunde

Labor

weitere Diagnostik

Erkrankungen mit ZNS-Beteiligung

Demenz

zusätzliche kognitive und Verhaltensstörungen

cCT/MRT: Atrophie

Schlaganfall, zerebrovaskulärer Prozess

Diabetes, Hypertonus, Herzerkrankung

neurologische Herdsymptome

zerebrovaskuläre Risikofaktoren: Diabetes mellitus, Hyperlipidämie

cCT/MRT: vaskuläre Läsionen

Infektionen/Sepsis

Fieber

BSG, Leukozyten, Urin-/Blutkulturev. Lumbalpunktion

PCR-Test

Epilepsie

Krampfanfälle

EEG: Krampfpotentiale

Wernicke-Enzephalopathie

Alkoholanamnese

Augenmuskelparesen, Ataxie, Polyneuropathie

y-GT, MCV, Vitamin B1 + B12

metabolische Störungen

Elektrolytstörung/ Exsikkose (▶ Kap. 3.4)

Anamnese

trockene Haut

Na+, K+, Ca++ und Cl- im Serum, Hkt

Hypo-/Hyperglykämie

Diabetes mellitus

Blutzucker

Hyperthyreose

Schilddrüsenerkrankung

TSH

Niereninsuffizienz

Nierenerkrankung

Kreatinin, Na+, K+, Ca++ und Cl- im Serum

nach Trauma etc.

Schädel-Hirn-Trauma

Sturz (▶ Kap. 6.4), Unfall

neurologische Herdsymptome

CT/MRT: Hirn-Schädigung

Postoperativ

Substanz-induziert

Alkoholmissbrauch

Alkoholanamnese

Tremor, Schwitzen, erhöhter Puls, Hypertonus

y-GT, MCV, CDT

anticholinerge Medikamente

Medikamenten-anamnese

weite Pupillen, warme, trockene Haut und Schleimhäute

Entzug bei Benzodiazepin-missbrauch

Medikamenten-anamnese

Benzodiazepin-Nachweis im Urin

EEG: frontaleß-Wellen

dopaminerge (Parkinson-) Medikamente

Anamnese inkl. Medikamenten-anamnese

Eine Reihe von Erkrankungen kann zu länger andauernden Bewusstseinsstörungen führen:

·

Enzephalopathien (hepatisch, urämisch), Enzephalitiden

·

Hirntumoren oder -metastasen

·

Z. n. Schlaganfall (Hirninfarkt bzw. intrazerebrale Blutung)

·

Intoxikation mit sedierenden Medikamenten (v. a. Benzodiazepine)

Nicht selten leiten Bewusstseinsstörungen das Finalstadium ein.

2.1.1 Untersuchung/Diagnostik

Zur Erfassung von Bewusstseinsstörungen werden, v. a. in der Notfallmedizin, einfache Skalen verwendet: die Glasgow-Coma-Scale (Teasdale und Jennett 1974) für quantitative (Bewusstlosigkeit) und für qualitative Bewusstseinsstörungen (Delir), die Confusion Assessment Method (CAM) (Inouye et al. 1990) oder die DRS 98-Skala (Trzepacz et al. 2001).

Die Dauer ist der Bewusstseinsstörungen ist sehr variabel, von wenigen Sekunden (Commotio cerebri, epileptischer Anfall, Synkope) bis zu Monaten (abhängig von der zugrunde liegenden Hirnschädigung) und bei degenerativen Hirnprozessen im Endstadium (u. a. Alzheimer-Erkrankung) und nach Enzephalitiden auch Jahre.

Apparative Methoden wie Elektro-Enzephalografie (EEG), kraniale Computer-Tomografie (cCT) und Magnetresonanztomografie (MRT) sind bei Ursachensuche von Bewusstseinsstörungen hilfreich. Bei einem erstmaligen epileptischen Anfall sollte eine Abklärung mithilfe eines MRT erfolgen (s. Elger et al. 2017).

Bei wiederholten Synkopen ist eine kardiologische (z. B. Herzrhythmusstörungen, ▶ Kap. 7.2) und neurologische Abklärung zu empfehlen. Bei gleichzeitigen extrapyramidalen Bewegungsstörungen (▶ Kap. 6.1.1) besteht der Verdacht auf ein Parkinson-Syndrom oder eine Multisystem-Erkrankung.

Laboruntersuchungen (v. a. Elektrolyte, Blutzucker und Nierenparameter) und eine genaue Medikamentenanamnese sind oft wegweisend bei der diagnostischen Abklärung von Delirien.

2.1.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

Schwere quantitative Bewusstseinsstörungen sowie ein Delir führen dazu, dass der Betreffende seine Aktivitäten nicht mehr bewusst durchführen kann, sondern nur noch unreflektiert. Daher sind folgende Fähigkeiten gestört:

·

Selbstversorgung (Planung und Strukturierung von Aufgaben des häuslichen Lebens)

·

Gesundheitssorge (Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen und Belastungen des Alltagslebens)

·

(geordnete) Kommunikation

·

(geordnete) interpersonellen und sozialen Interaktionen (Teilhabe am sozialen Leben)

2.1.3 Präventionsmöglichkeiten

Die Präventionsmöglichkeiten für quantitative Bewusstseinsstörungen sind begrenzt, da ihnen oft eine Hirnschädigung zugrunde liegt. Zur Prävention von Schädelhirntraumen, die im Alter sehr häufig durch Gang- und Standunsicherheit bedingte Stürze verursacht werden (▶ Kap. 6.4).

Rezidivierende kurze Bewusstseinsstörungen können in vielen Fällen durch eine medikamentöse Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen (epileptische Anfälle und Synkopen) vermieden werden (▶ Kap. 2.1.4).

Außerdem wichtig ist die sorgfältige Auswahl der verabreichten Medikamente, denn einige, v. a. Antipsychotika (insbesondere Clozapin und Olanzapin), können die Anfallsbereitschaft fördern (Lee 2019).

Für ein Delir (qualitative Bewusstseinsstörung) sind einige präventive Maßnahmen bekannt:

·

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, denn eine Dehydration, besonders bei höheren Temperaturen, ist bei älteren Menschen die häufigste Ursache für Delirien (Wetterling 2005).

·

Sorgfältige Auswahl der verabreichten Medikamente, denn einige Medikamente können bei älteren Menschen schon bei »therapeutischer« Dosierung, v. a. aber bei Überdosierung delirogen wirken (v. a. anticholinerg wirksame Medikamente, z. B. trizyklische Antidepressiva).

·

Postoperativ kommt es häufig bei älteren Patienten, insbesondere bei schon präoperativ kognitiv beeinträchtigten Patienten, zu einem Delir. Zur Prävention sind strukturierte Programme entwickelt worden (Kratz und Dieffenbacher 2019). Die prophylaktische Gabe von Haloperidol zeigt keinen ausreichenden Effekt (Herling et al. 2018).

2.1.4 Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlungsmöglichkeiten sind abhängig von der zugrunde liegenden Ursache, z. B. Antiepileptika bei rezidivierenden Anfällen. Die Auswahl eines geeigneten Medikaments ist schwierig (Elger et al. 2017; Lee 2019). Sie sollte durch eine neurologische Konsiliaruntersuchung geklärt werden.

Inwieweit eine medikamentöse Therapie die Dauer eines Delirs verkürzen und die Symptomatik verringern kann, ist umstritten (Burry et al. 2018). Empfohlen werden Neuroleptika, z. B. Haloperidol (cave: kardiale Nebenwirkungen), bei vegetativen Symptomen Alpha-2-Agonisten und zur Sedierung/Abschirmung Benzodiazepine, die keine wirksamen Metabolite haben (Lorazepam oder Oxazepam). Grundsätzlich gilt: möglichst geringe Dosen und kurze Behandlungsdauer. Unterstützend können, insbesondere bei leichten Formen, niedrigpotente Neuroleptika (z. B. Melperon, Dipiperon) gegeben werden (Hübscher und Isenmann 2016).

2.2 Störungen der Aufmerksamkeit/Auffassung

Die Fähigkeit, äußere (v. a. optische und akustische) Reize wahrzunehmen und auf sie reagieren zu können, ist von wesentlicher Bedeutung für das Bewusstsein (▶ Kap. 2.1). Diese Fähigkeit wird meist als Aufmerksamkeit bezeichnet. Eine adäquate Außenwahrnehmung (▶ Kap. 2.8) ist vor allem abhängig von der Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Objekt zu richten, z. B. auf den Sprechenden in einer größeren Anzahl von Menschen. Für die Informationsaufnahme (Auffassung) ist auch die Fähigkeit wichtig, die Aufmerksamkeit (auf ein bestimmtes Objekt) längere Zeit aufrechterhalten zu können (Konzentrationsfähigkeit).

Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit längere Zeit auf eine bestimmte Sache/Aufgabe konzentrieren zu können, wird meist als Vigilanz (lat. vigilantia: »Wachheit«, »Schlauheit«) bezeichnet. Die Vigilanz ist Ausdruck des Aktivierungsniveaus des Gehirns. Störungen der Auffassung gehören zu den häufigsten mentalen Funktionsstörungen im Alltag. Sie sind z. B. Ursache für viele Unfälle oder Missverständnisse in Gesprächen etc.

Der Grad der Wachheit (Vigilanz) unterliegt im Tagesverlauf physiologischen Schwankungen. Die Vigilanz ist Ausdruck des Aktivierungsniveaus des Gehirns. Dies kann sowohl erhöht (hyperarousal) als auch vermindert sein (hypoarousal) sein (▶ Abb. 2). Beide Zustände beeinträchtigen die Aufmerksamkeit, z. B. werden in dem Zustand der Relaxation (z. B. »Dösen« oder auch Meditation) nur sehr starke Außenreize wahrgenommen. Bei älteren Menschen überwiegen Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit.

Äußere Faktoren, wie u. a. Tageszeit (zirkadiane Rhythmik), Lärm, Umgebung (anwesende Personen) oder auch die Schwierigkeit der Aufgabe bzw. Vertrautheit damit und Ausmaß des Risikos bei Versagen/Nichtbewältigung der Aufgabe, können die Aufmerksamkeit/Auffassung und Konzentrationsfähigkeit beeinflussen. Aber auch in der Person des Betreffenden liegende Faktoren wie emotionale Betroffenheit, körperliche Erschöpfung (z. B. bei schwerer Erkrankung) oder Schmerzen haben Einfluss auf die Aufmerksamkeit/Auffassung und Konzentrationsfähigkeit.

Abb. 2:Schematische Darstellung der verschiedenen Stufen der Aufmerksamkeit (Wetterling 2020a, S. 41)

2.2.1 Untersuchung/Diagnostik

In der Exploration kann untersucht werden, wie gut sich der Betreffende auf die Fragen des Untersuchers einstellen kann. Es ist auch zu prüfen, ob und ggf. nach welcher Zeit der Betreffende nicht mehr in der Lage ist, sich auf die Exploration zu konzentrieren. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Mitarbeit bei der Untersuchung stark von der Motivation abhängt. Bei Störungen der Aufmerksamkeit ist besonders im Alter die Grenze, ab wann sie »krankhaft« sind, schwer zu ziehen. Es gibt eine Reihe von Tests, die Störungen der Aufmerksamkeit erfassen können (Rüsseler, 2010). Diese werden aber kaum im Rahmen von Untersuchung von Älteren angewandt.

2.2.2 Beeinträchtigte Aktivitäten

Durch Störungen der Aufmerksamkeit und der Auffassung sind v. a. Aktivitäten wie die (geordnete) Kommunikation oder die (geordneten) interpersonellen und sozialen Interaktionen (Teilhabe am sozialen Leben), und Erkennen von Gefahren, z. B. besonders im Straßenverkehr etc., beeinträchtigt.

2.2.3 Präventionsmöglichkeiten

Präventionsmöglichkeiten für Störungen der Aufmerksamkeit und der Auffassung