Funny You Should Ask - Elissa Sussman - E-Book
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Funny You Should Ask E-Book

Elissa Sussman

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Beschreibung

Girl Next Door trifft Hollywoodstar – der TikTok-Erfolg jetzt auf Deutsch

Die junge Journalistin Chani Horowitz bekommt die Chance ihres Lebens: ein Interview mit dem Schauspieler Gabe Parker. Aus einem kurzen Gespräch wird ein gemeinsames Wochenende, und Chanis Reportage bringt ihre Karriere in Schwung. Doch was wirklich zwischen ihr und Gabe passiert ist, behält sie für sich.
Zehn Jahre später hat Chani noch immer Schmetterlinge im Bauch, wenn sie an ihre erste und einzige Begegnung mit Gabe denkt. Als sie ihn erneut interviewen soll, kann sie nicht widerstehen. Sie muss einfach herausfinden, ob die 72 Stunden, die sie miteinander verbracht haben, für ihn genauso unvergesslich waren wie für sie …

»Sexy und emotional, lustig und romantisch.« Booklist

»Ein absoluter Volltreffer!« Publishers Weekly

»Sie werden dieses Buch verschlingen! Herrlicher Wortwitz, heiße Romantik und eine Liebesgeschichte, die ins Kino gehört.« Kate Spencer (SPIEGEL-Bestsellerautorin)

Für alle, die diese Tropes lieben:
•Celebrity romance
•Second chance

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Seitenzahl: 419

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Buch

Für die junge Journalistin Chani Horowitz geht ein Traum in Erfüllung: Sie soll ein Porträt über Gabe Parker schreiben, einen der angesagtesten Schauspieler Hollywoods, der gerade als neuer James Bond nominiert wurde. Was als einfaches Interview beginnt, führt zu einem gemeinsamen Wochenende – und zu einer großen Reportage, die für Chani den Durchbruch als Schriftstellerin bedeutet.

Zehn Jahre später haben Chani und Gabe beide eine gescheiterte Ehe hinter sich, Gabe außerdem einen Alkoholentzug. Als Chani gebeten wird, ihn erneut zu interviewen, kann sie sich die Chance auf ein Wiedersehen nicht entgehen lassen. Wieder beginnt alles mit einem einfachen Interview, und wieder bleibt es nicht dabei …

Autorin

Elissa Sussman lebt mit ihrer Familie in Los Angeles und hat drei Young-Adult-Romane geschrieben. »Funny You Should Ask«, ihr Debüt im Erwachsenenbereich, wurde in den USA zum Bestseller und zum TikTok-Phänomen. Sie schreibt gerade an ihrem nächsten Roman.

Elissa Sussman

Funny You Should Ask

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Babette Schröder

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Funny You Should Ask« bei Dell, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC, New York.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Dataminings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstveröffentlichung November 2023

Copyright © 2022 by Elissa Sussman

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2023

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

This edition published by arrangement with Delacorte Press,

an imprint of Random House,

a division of Penguin Random House LLC.

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München,

nach einer Vorlage von Kasi Turpin unter Verwendung von John Petaja

Redaktion: Ann-Catherine Geuder

LS · Herstellung: ik

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN: 978-3-641-30644-1V001

www.goldmann-verlag.de

Für John

Deinetwegen sind all meine Geschichten Liebesgeschichten.

»Wahre Liebe …«

»… setzt kein Moos an.«

Die Nacht vor der Hochzeit

Prolog

»Er hat nach dir verlangt«, sagt Alexandra.

Zum Glück trennt uns ein Telefon, denn der tödliche Blick, mit dem ich meinen Bildschirm anstarre, würde der Chefredakteurin der Zeitschrift Broad Sheets ganz und gar nicht gefallen. Und den Grund dafür würde sie erst recht nicht verstehen.

»Unsinn«, sage ich.

Fast hoffe ich, dass sie mich eines Besseren belehrt, und stelle peinlich berührt fest, dass ich mit angehaltenem Atem auf ihre Antwort warte.

»Okay, okay«, gibt sie zu. »Sein Team hat nach dir verlangt.«

Das ergibt Sinn. Der Artikel, den ich vor zehn Jahren über Gabe Parker geschrieben habe, war der feuchte Traum eines jeden PR-Teams. Er hat Gabe die Art von Publicity verschafft, die man nicht kaufen kann. Doch genau das ist es, was sie jetzt versuchen.

Ich kann es ihnen nicht verdenken. Meine PR-Agentin ärgert sich bestimmt schwarz, weil sie nicht zuerst auf die Idee gekommen ist. Die Sterne stehen günstig und so weiter.

Dieser Artikel ist der Grund dafür, dass mir zehn Jahre später immer noch genau dieselbe Frage gestellt wird, egal für was ich werbe oder weshalb ich interviewt werde. Und ich gebe immer genau dieselbe Antwort.

»Nein, es ist nichts passiert«, sage ich mit einem breiten Lächeln. »Schön wär’s.«

Mein Ego bekommt immer noch einen Knacks, wenn die Leute diese Antwort mit einem lockeren, erleichterten Nicken quittieren. Aber ich versteh schon. Das ist mein Image. Ich bin die Sorte Frau, die ein platonisches Wochenende mit einem Hollywood-Frauenschwarm verbringt. Ich bin keine Bedrohung für die Leserinnen. Stattdessen dürfen sie ihr Mitleid über mich ergießen, weil ich – ein »normales Mädchen« – meine einzigartige Chance bei jemandem wie Gabe Parker so gehörig verpatzt habe.

Auch Gabes unmittelbare Reaktion auf den Artikel hat eindrücklich bewiesen, dass ich nicht sein Typ bin. Oder wie sonst sollte man deuten, dass er kurzerhand seine wunderschöne Filmpartnerin heiratete, ein ehemaliges Model. Nennen wir es eine schmerzhafte, aber notwendige öffentliche Zurückweisung, die in beruflicher Hinsicht Wunder gewirkt hat.

Sie machte mich liebenswert. Zugänglich. Nahbar.

Sie verkaufte Artikel.

Und Bücher.

Sie bildete den Grundstein meiner Karriere.

»Sie wollen, dass ihr so viel wie möglich von eurem Wochenende nachstellt«, erklärt Alexandra am Telefon. »Er landet in ein paar Stunden in L. A.«

Innerlich schnaube ich verächtlich. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Interview wie dieses zum geplanten Zeitpunkt stattfand. Selbst das erste Wochenende wurde mindestens zweimal neu terminiert. Trotzdem ist es erstaunlich, wie schnell sie versuchen, das Ganze über die Bühne zu bringen. Mir bleibt keine Zeit zu recherchieren, mich vorzubereiten.

Vermutlich gehen sie davon aus, dass ich mich in gewisser Weise seit zehn Jahren darauf vorbereite.

Womit sie nicht ganz unrecht haben. Denn die Wahrheit ist, dass ich all die Jahre zugleich von meinem Gabe-Parker-Interview profitiert habe und davor geflohen bin.

Vor Gabe Parker.

»Dein Taschenbuch kommt bald raus«, fährt Alexandra fort. »Und bei ihm ein neuer Film.«

An beides braucht sie mich nicht zu erinnern. Die beruflichen Vorteile liegen auf der Hand. Die persönlichen …

Es ist unmöglich, Gabe und den Verlauf seiner Karriere zu ignorieren. Es ist wie bei einem Autounfall, bei dem man nicht wegsehen kann, und das seit etwa fünf Jahren. Jeder weiß, dass er nach seinem dritten Bond-Film gefeuert wurde. Jeder weiß, dass seine Ehe mit Jacinda Lockwood ein peinliches, profanes Ende gefunden hat. Jeder weiß, dass er immer wieder in Entzugskliniken gewesen ist.

Alle sagen, dieser neue Film könnte seine Karriere entweder wiederbeleben oder endgültig beenden.

»Ich kann dir den Screener schicken«, schlägt Alexandra vor. »Damit du dir einen Eindruck verschaffen kannst.«

Ich beiße mir auf die Zunge und verkneife mir eine Antwort, die wahrscheinlich ziemlich sarkastisch ausgefallen wäre. Ich weiß, dass Alexandra nur helfen will. Sie möchte, dass dieses Interview genauso erfolgreich wird wie das erste.

Wie undankbar von mir, dass ich überhaupt erwäge, es abzulehnen.

Aber der Gedanke, Gabe Parker nach all den Jahren gegenüberzusitzen und so zu tun, als hätte ich unser gemeinsames Wochenende nicht wieder und wieder in meinem Kopf durchgespielt, als würde ich nicht noch immer an die Momente denken, die wir miteinander geteilt haben, als wäre das, was ich allen erzähle, die Wahrheit, und zwischen uns wäre nichts passiert …

Nun ja. Dabei fühle ich mich mehr als nur ein bisschen unwohl.

»Ich hab gehört, der Film soll gut sein«, sagt Alexandra.

Es ist ein Remake von Die Nacht vor der Hochzeit. Meinem Lieblingsfilm. Über den Gabe und ich an jenem Wochenende gesprochen haben, wie über so vieles.

Damals wäre Gabe die perfekte Besetzung für die Rolle von Mike Connor gewesen, einem erfolglosen Schriftsteller, der um das Herz der Salonlöwin Tracy Lord buhlt. Jetzt, mit vierzig, spielt er den ehemals suchtkranken Ex-Ehemann C. K. Dexter Haven.

Zu dieser Besetzung haben bereits viele ihre Meinung kundgetan – dass die Rolle so nah an Gabes wahrem Leben ist, dass er eigentlich gar nicht schauspielern muss. Dass es nichts weiter als ein Gastauftritt ist. Dass Gabe erledigt ist und keine weitere Chance verdient hat.

So wie damals niemand der Meinung war, dass er es verdiente, James Bond zu sein.

Ich brauche den Film nicht zu sehen, um zu wissen, dass Gabe wahrscheinlich perfekt darin ist. Genauso wie ich weiß, dass es zwecklos wäre, gegen meine Chefredakteurin, Gabes Management und (falls ich ihr davon erzähle) meine Therapeutin anzukämpfen.

»Er wartet um eins im Restaurant«, sagt Alexandra. »Aber wenn du wirklich keine Lust hast, kann ich jemanden …«

»Ich mach es«, unterbreche ich sie.

Ich habe nur ein einziges Mal in meiner Karriere bei einem Interview gekniffen – das wird nicht noch mal passieren.

Stattdessen schlucke ich den Geschmack des drohenden Untergangs hinunter. Er schmeckt wie ein wirklich guter Burger und ein köstliches Sauerbier. Wie Jello-Shots und Popcorn. Wie teure Pfefferminz-Zahnpasta.

Ich weiß, dass ich, wenn ich diesen Auftrag annehme, die Antworten auf alle Fragen bekommen werde, die ich mir in den letzten zehn Jahren gestellt habe.

Was auch immer geschieht, alles, was Gabe und ich an jenem Dezemberwochenende vor zehn Jahren begonnen haben, wird endlich ein ordentliches Ende finden.

Freitag

BROADSHEETS

GABEPARKER:

Geschüttelt, nicht gerührt – Teil eins

von Chani Horowitz

Gabe Parker trägt keine Schuhe, kein Hemd und hält einen Welpen im Arm.

»Es tut mir leid«, sagt er. »Das Haus ist nur gemietet. Macht es Ihnen etwas aus, sie einen Moment zu halten, während ich mich darum kümmere?«

Bei sie handelt es sich um eine zehn Wochen alte schwarze Promenadenmischung, die er gerettet hat. Das darum ist die Sauerei, die sie auf dem Boden angerichtet hat und die er jetzt mit seinem T-Shirt aufwischt.

Ich stehe in seiner Küche, halte einen sich windenden, flauschigen Hund im Arm und sehe zu, wie Hollywoods größter Frauenschwarm Welpenpisse aufwischt.

Dies ist keine Fantasie. Es ist das wahre Leben.

Normalerweise müsste ich zwanzig Dollar bezahlen (plus das Geld für Popcorn und Limo), um einen so guten Blick auf Gabe Parkers Bauch- und Rückenmuskeln zu erhalten. Heute jedoch werde ich sogar dafür bezahlt, ein paar Stunden mit diesen Körperteilen zu verbringen – wie auch mit dem Rest von ihm.

»Gabe ist einfach so sympathisch«, wurde seine Filmpartnerin Marissa Merino zitiert.

»Ein echter Mann«, meint Jackson Ritter, ein anderer Filmpartner.

Gabe Parker ist genauso gesellig und charmant, wie er auf der Leinwand erscheint – so lautet der offizielle Slogan.

Ich weiß, ihr lest das hier, weil ihr insgeheim hofft, dass das alles eine Lüge ist, dass die Hollywood-Maschinerie ganze Arbeit geleistet hat und Gabe Parker in Wahrheit ein widerlicher Frauenheld ist, dessen außergewöhnlich geschicktes PR-Team das Bild eines Mannes geschaffen hat, der zu gut ist, um wahr zu sein.

Aber er ist echt. Und sein Anblick ist spektakulär.

Er wischt hinter seinem Hündchen auf und wirft sein Shirt in den Müll, dann kommt er zu mir, nimmt das Gesicht der kleinen Hündin in die Hände und schmachtet sie an.

»Ist schon okay, Süße«, sagt er. »Das ist nicht deine Schuld. Ich hab dich so lieb.«

Habe ich schon erwähnt, dass ich den Welpen immer noch im Arm halte? Und dass Gabe immer noch kein Shirt anhat? Er riecht übrigens fantastisch. Nach Holz und Pfefferminze und nach dem Rücksitz des Ford Focus, auf dem man zum ersten Mal geknutscht hat. Mit dem Typen aus dem jüdischen Sommercamp, von dem man zwar wusste, dass er schon alle Freundinnen geküsst hatte, der aber ein Augenbrauenpiercing hatte und sehr, sehr geschickt mit der Zunge war.

Unser Interview läuft erst seit fünf Minuten, und ich bin schon im Nachteil.

Leider zieht sich Gabe ein Hemd an, und wir drei – er, der Welpe und ich – gehen zum Mittagessen. Er hat ein Lieblingslokal in der Nähe. Es sei nicht zu überfüllt, sagt er, und dort störe ihn niemand. Es erinnere ihn ein bisschen an zu Hause.

Ich mache mich auf das gefasst, was als Nächstes kommt – ein großer Star, der von der Kleinstadt schwärmt, in der er aufgewachsen ist. Natürlich liebe er Los Angeles, aber … oh, wie sehr er seine Heimatstadt vermisse, in der sich niemand um Ruhm oder Reichtum schere.

Dies ist schließlich nicht mein erstes Rodeo.

Natürlich sagt er das auch, aber Gabe Parker schafft es, dass ich ihm tatsächlich glaube.

Apropos Rodeo: Bedauerlicherweise macht Gabe auf dem Weg zum Mittagessen einen Teil der Montana-Fantasie zunichte, indem er mir gesteht, dass er vor seiner Rolle in Cold Creek Mountain – das erste Mal, dass das Publikum ihn mit nacktem Oberkörper gesehen hat – noch nie auf einem Pferd gesessen hatte.

»Keine Ranches, kein Reiten«, erzählt er. »Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen.«

Gabe sieht aus wie der geborene Filmstar. Die Leute drehen sich um, wenn er vorbeigeht, und das nicht nur, weil er eins fünfundneunzig groß ist und einen süßen Welpen im Arm hält. Er hat diese unbeschreibliche Ausstrahlung, die wir alle in Flaschen abfüllen und verkaufen würden, wenn wir könnten.

Und ja, meine Damen, er ist tatsächlich eins fünfundneunzig groß. Nicht Hollywoods Version von eins fünfundneunzig, die eher bei eins achtundsiebzig liegt, er ist tatsächlich ein stattlicher, gut aussehender Mann. Das weiß ich so genau, weil ich Hollywoods Männermaße von eins fünfundneunzig habe.

Wir bekommen einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants, wo es eine Terrasse für den Hund gibt. Es dauert fünfzehn Minuten, bis wir an unserem Platz angelangt sind, was vor allem daran liegt, dass Gabe immer wieder stehen bleibt und mit dem Personal spricht.

Sie kennen ihn nämlich alle. Er ist hier Stammgast.

»Madison, Schatz, du siehst umwerfend aus«, sagt er, als die Kellnerin unsere Bestellung aufnimmt.

Sie ist sichtlich schwanger und wunderschön dabei, doch sie winkt ab.

»Im Ernst«, beharrt Gabe. »Dein Mann sollte dir das sagen. Jeden. Einzelnen. Tag. Auf den Knien.«

Ich bin mir ziemlich sicher, wenn ich schwanger wäre, wäre genau in diesem Moment meine Fruchtblase geplatzt.

Doch Madison lacht nur und nimmt unsere Bestellung auf. Sie tätschelt Gabes Welpen den Kopf, bevor sie anmutiger in die Küche schwebt, als ich es je könnte, egal ob schwanger oder nicht.

Wir bekommen beide ein Bier und einen Burger.

Dann sprechen wir über seine Kindheit in Montana. Wie eng er mit seiner Familie verbunden ist, insbesondere mit seiner Schwester Lauren. Sie ist ein Jahr älter und Gabes beste Freundin.

»Ich weiß, das klingt wie ein Klischee«, sagt er. »Aber das ist sie tatsächlich.«

Wir sprechen über die Buchhandlung, die er für Lauren und seine Mutter gekauft hat, nachdem er seinen großen Durchbruch hatte.

»Sie verkaufen nicht nur Bücher, sondern auch Kunsthandwerk«, erzählt er. »Lauren wird sauer, wenn ich das nicht erwähne.«

Der Laden heißt Cozy. Sie haben eine Website, auf der Gabe Buchempfehlungen gibt, auch wenn er in früheren Interviews zugegeben hat, dass er als Kind nie viel gelesen hat.

»Meine Mutter war Englischlehrerin, deshalb war es ihr ziemlich peinlich, dass ihr Kind keine Bücher mochte«, sagt er. »Aber ich war einfach ein Spätzünder. Jetzt lese ich gern. Die Buchhandlung war ihr Traum. Und Lauren war schon immer gut in handwerklichen Dingen – Backen, Basteln, solche Sachen. Sie strickt mir immer noch jedes Weihnachten einen Pullover.«

Falls ihr euch das übrigens fragt: Lauren ist die einzige Frau in seinem Leben.

Gabe ist Single.

»Gerüchte«, erklärt er, als ich ihn auf Jacinda anspreche. »Wir sind Filmpartner und Freunde.«

Jacinda Lockwood – das neuste Bond-Girl für den neusten Bond-Film. Sie und Gabe wurden mehrfach fotografiert, wie sie gemeinsam aus Restaurants kamen, in dunklen Pariser Gassen dicht beieinanderstanden und sogar ein paarmal Händchen hielten.

»Sie ist süß«, sagt Gabe. »Aber da ist nichts zwischen uns.«

Er bestellt ein zweites Bier. Ich bin ein Leichtgewicht, also lehne ich ab.

Erinnert euch später an dieses Detail. Eine Weggabelung und so weiter.

Ich frage ihn, wie er sich dabei fühlt, eine solche Kultrolle zu übernehmen – der erste Amerikaner zu sein, der James Bond spielt.

»Nervös«, gesteht er. »Ängstlich. Fast hätte ich abgesagt.«

Das ist, was sein Team und die Filmproduzenten verbreiten; ich war zunächst skeptisch, als ich es hörte. Doch bei meiner Frage ändert sich Gabes ganze Haltung. Bisher war er offen und fröhlich und hat eifrig alles beantwortet.

Beim Thema Bond legt sich jedoch eine finstere Stille über das Gespräch. Er sieht mich nicht an, sondern starrt auf seine Serviette, die er zu einem festen Knoten gedreht hat. Er schweigt eine ganze Weile.

Ich frage ihn, ob ihm die heftige Kritik Sorge bereite.

»Ich schätze mich unfassbar glücklich«, sagt er. »Und das Einzige, was mich interessiert, ist, die Rolle gut zu spielen.« Er zuckt mit den Schultern. »Aber mache ich mir Sorgen, dass sie recht haben könnten? Na klar. Wer würde das nicht tun?«

Sie sind die Fans, die wütende Artikel und Blogbeiträge verfassen, in denen sie alle Gründe aufzählen, warum Gabe Parker die denkbar schlechteste Besetzung für James Bond ist. Weil er Amerikaner ist. Weil er nicht Oliver Matthias ist. Weil das Publikum daran gewöhnt ist, dass Gabe gut aussehende, geistlose Machos spielt.

Und dann ist da noch die Sache mit Engel in Amerika.

Er bestellt ein drittes Bier.

»Meine PR-Frau würde mir den Kopf abreißen, wenn sie das hier sehen könnte«, sagt er. »Ich soll nach zwei Bier aufhören. Aber es ist Freitag! Hey, was machst du anschließend?«

Zwanzig Minuten später sind wir mit dem Welpen im Schlepptau auf dem Weg zu einer Hausbesichtigung in den Hollywood Hills.

Ich möchte ihn noch einmal nach Bond fragen, insbesondere, ob er etwas damit zu tun hatte, dass das Material vom Vorsprechen im Internet gelandet ist, aber an diesem Punkt, liebe Leserinnen, verliere ich peinlicherweise die Kontrolle über das Interview.

Denn das ist der Moment, in dem Gabe beginnt, mich zu befragen.

»Du bist von hier, richtig? Wow, das muss eine tolle Kindheit gewesen sein! Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, in Los Angeles aufzuwachsen. Es war doch Los Angeles, oder? Ich weiß, dass viele Leute L. A. sagen, aber eigentlich Orange County, Valencia oder Anaheim meinen, und ich weiß, dass das für echte Einheimische überhaupt nicht L. A. ist. Stimmt doch, oder?«

Er hat in beiden Punkten recht. Dass ich aus Los Angeles komme und dass wir sehr gereizt reagieren, wenn Leute aus den Nachbarstädten Anspruch auf unseren Wohnort erheben.

»Die Stadt hat für mich immer noch etwas Magisches«, sagt er. »Ich bin seit fast fünf Jahren hier, habe acht Filme gedreht, und immer noch kommt mir alles magisch vor. Ich wirke bestimmt wie ein Trottel.«

Nein. Es lässt ihn unmenschlich charmant erscheinen.

Der Welpe schläft auf seinem Schoß.

»Ich habe ihr noch keinen Namen gegeben«, sagt er.

»Ich warte darauf, dass mir einer einfällt.«

Wir halten vor einer prächtigen weißen Villa. Gabe lässt seinen Hund den Garten erkunden, während wir eine Führung durchs Haus bekommen. Die Maklerin gibt sich alle Mühe, den Verkauf abzuschließen, aber leider legt Gabe außerordentlich viel Wert auf meine Meinung.

Und obwohl das Haus schön ist, ist es überhaupt nicht mein Stil. Was bedeutet, dass es heute auch nicht Gabes Stil ist.

Wir verabschieden uns von der Maklerin und beginnen, uns ebenfalls voneinander zu verabschieden. Gabe hat mir mehrere Stunden seiner Zeit geschenkt, und dennoch möchte ich noch nicht gehen. Der zukünftige Bond hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Das ist die einzige Entschuldigung, die ich für das habe, was als Nächstes passiert.

Gabe erwähnt, dass er am nächsten Abend zu einer Premiere muss, und während ich ihm seinen süßen, schlafenden Welpen übergebe, gelingt es mir irgendwie, eine Einladung zur After-Party zu ergattern.

Damals

1. Kapitel

Ich war zu früh und verschwitzt. Die blaue Baumwollbluse, die zu Hause im Spiegel professionell und vorteilhaft gewirkt hatte, klebte nun unter meinen Achseln, wo sich dunkle Halbmonde abzeichneten. Ich drehte im Auto die Klimaanlage auf und hob die Arme, in der Hoffnung, meine Bluse zu trocknen und die Nervosität zu vertreiben.

Ich hatte schon früher Prominente interviewt. Ich hatte sogar schon übernatürlich schöne Prominente interviewt. Doch das hier war anders.

Gabe Parker war nicht nur irgendein Promi. Er war mein absoluter Promischwarm – ich war total scharf auf ihn, bei ihm schlug mein Herz schneller, und ich bekam feuchte Hände. Ich hatte mich bereits mehrfach detaillierten Fantasien von ihm hingegeben und unzählige Male nach Paparazzifotos von ihm gesucht. Bis heute Morgen zierte ein Bild von ihm mit nacktem Oberkörper den Sperrbildschirm meines Handys.

Was Gabe Parker anging, war ich hemmungslos.

Wenn Jeremy und ich noch zusammen gewesen wären, hätte er höchstwahrscheinlich versucht, sein Veto gegen dieses Interview einzulegen. Er wusste, was ich für Gabe empfand. Als er darauf bestanden hatte, wir sollten uns gestehen, bei welchem Promi wir dem anderen untreu werden würden, hatte ich Gabe genannt. Jeremy hatte geschmollt.

Das war natürlich lächerlich.

Gabe würde wahrscheinlich charmant, freundlich und liebenswürdig sein. Nicht, weil er mich mochte oder mich interessant fand oder weil zwischen uns irgendeine Art von tiefer emotionaler Verbindung bestand. Sondern weil es sein Job war, mich zu bezaubern. Und mein Job war es, mich bezaubern zu lassen.

Sein Management hatte keinen Hehl daraus gemacht, welche Art von Porträt man von mir dafür erwartete, dass Broad Sheets bereits vor Beginn der Dreharbeiten mit Gabe sprechen durfte.

Die Geschichte sollte ein Gegengewicht zu der schlechten Presse bezüglich seiner Besetzung bilden. Sie sollte die Neinsager davon überzeugen, dass er die beste Wahl für James Bond war. Ich sollte ihn Amerika verkaufen. Und der ganzen Welt.

Ich hingegen wollte mir mit der Story künftige Aufträge sichern. Ich bloggte und schickte Kurzgeschichten an Literaturzeitschriften, die dort untergingen wie Steine im Meer.

Nur eine einzige war bislang veröffentlicht worden, doch dann – gerade als ich überlegte, den Versuch, Autorin zu werden, aufzugeben – bekam ich die Chance bei Broad Sheets.

Empfohlen hatte mich ein ehemaliger Professor, der mein Schreiben einmal als »Mainstream« bezeichnet hatte – eine größere Beleidigung konnte es in dem angesehenen Studiengang für Kreatives Schreiben nicht geben. Aber offenbar war es genau das, wonach Broad Sheets suchte.

Jeremy bezeichnete meine Artikel zwar als »Lobhudeleien«, dennoch feierten wir meinen ersten Auftrag großzügig mit Massen von Pommes frites und Happy-Hour-Bier.

Die Redakteure von Broad Sheets schienen meine Texte zu mögen – zumindest buchten sie mich immer wieder –, und jeder Monat, in dem ich mein Geld mit Schreiben verdiente, fühlte sich wie ein Erfolg an.

Ich wusste, dieses Interview bot mir die Chance zu beweisen, dass ich auch wichtigere, besser bezahlte Artikel übernehmen konnte. Es musste einfach gut laufen.

Also vergewisserte ich mich noch einmal – obwohl ich meine Tasche erst vor fünf Minuten überprüft hatte –, ob ich auch alles hatte: meinen Stift, das Notizbuch mit den Fragen, die ich mir gestern Abend überlegt hatte, mein Diktiergerät mit neuen Batterien. Ja, ich war bestmöglich vorbereitet.

Nur waren meine Achselhöhlen immer noch nass – und jetzt auch noch kalt. Mit Schrecken stellte ich fest, dass ich nicht hundertprozentig wusste, ob ich ein Deo aufgetragen hatte. Ein Geruchstest brachte kein eindeutiges Ergebnis. Zu spät. Ich warf einen letzten prüfenden Blick in den Rückspiegel und war dankbar, dass wenigstens mein Pony heute keine Schwierigkeiten machte.

Gabe hatte ein Haus in Laurel Canyon gemietet. Statt vor einem großen Anwesen mit einem massiven Tor und einem umfangreichen Sicherheitssystem, wie ich es erwartet hatte, stand ich jetzt vor einem bescheidenen Bungalow. Er lag etwas von der Straße zurückgesetzt und war vor Eindringlingen nur durch ein hüfthohes, unverschlossenes Tor geschützt.

Trotz der bescheidenen Größe kostete diese Behausung dennoch mindestens viermal so viel wie die Wohnung, die ich mir mit einem Fremden und einer Bekannten teilte.

Als ich durch das Tor trat und den Weg hinunterging, schlug mir das Herz heftig bis zum Hals. Wahrscheinlich ein Herzinfarkt, eine Panikattacke oder eine andere Art von Anfall. »Er ist nur ein Mensch. Er ist nur ein Mensch«, versuchte ich, mich zu beruhigen. Ich hob die Hand, doch noch bevor ich klopfen konnte, schwang die Tür auf, und da stand er.

Gabe. Parker.

Ich hatte genug Interviews dieser Art geführt und wusste, wie eine Kamera und ein Team das Aussehen einer Person verändern können. Die Schauspieler waren in der Regel kleiner, als sie im Film wirkten, ihre Köpfe häufig größer. Volle Wangen konnten jemanden auf der Leinwand pummeliger aussehen lassen als in Wirklichkeit, genauso wie kantige Gesichtszüge im wirklichen Leben hager wirken konnten.

Ein Teil von mir hatte gebetet, dass Gabe Parkers gutes Aussehen nur vorgetäuscht war. Doch ich wurde augenblicklich eines Besseren belehrt.

Er. War. Wundervoll.

Er war groß, sah umwerfend gut aus und stand im Gegenlicht des schönsten Sonnenscheins, den Kalifornien an einem kühlen Wintertag zu bieten hatte. Sein dunkelbraunes Haar war zerzaust, eine Locke fiel ihm jungenhaft und zugleich verwegen in die Stirn. Auf der linken Wange hatte er ein Grübchen – das kannte ich zwar bereits, aber es kam voll zur Geltung, als er mich mit einem Lächeln begrüßte, bei dem kurz mein Herz aussetzte, sodass ich mir eine Hand auf die Brust schlug.

Er war so schön.

Und ich komplett aufgeschmissen.

»Da sind Sie ja!«, sagte er, als ob er auf mich gewartet hätte. In Wahrheit hatte ich auf ihn gewartet. Buchstäblich. Dieses Interview war schon mehrmals angesetzt und verschoben worden. Doch all das spielte jetzt keine Rolle mehr.

Ich war total nervös. Mein ganzer Körper kribbelte.

Das gefiel mir nicht.

Ich verhielt mich höchst unprofessionell und völlig klischeehaft. Die Öffentlichkeit ging zwar davon aus, dass alle Journalistinnen mit ihren Interviewpartnern schliefen – oder es zumindest versuchten. Aber ich wollte hier nur meinen Job machen und mich nicht von einem heißen Prominenten aus der Fassung bringen lassen.

Das genügte, um das Kribbeln in Schach zu halten.

Gabe strahlte mich immer noch mit diesem breiten Grinsen an. Es war so überwältigend, dass ich mindestens zehn Sekunden brauchte, bis ich merkte, dass er einen Welpen in den Armen hielt. Und ich liebte Hunde.

»Könnten Sie sie einen Moment nehmen?«, fragte er.

Ich bekam kein Wort heraus, also nickte ich nur und streckte die Arme aus. Als er mir das sich windende Fellbündel reichte, streiften mich seine Finger. Erneut setzte mein Herz aus, und das Kribbeln kehrte zurück.

Verdammt. Wenn er mir jetzt noch die Hand schüttelte, würde ich wahrscheinlich ohnmächtig vor seine Füße sinken.

Nachdem er mir den Hund gegeben hatte, drehte er sich jedoch um und ging zurück ins Haus. Der Welpe wand sich in meinen Armen und reckte den Kopf, um mir mit seiner weichen, rosafarbenen Zunge übers Kinn zu lecken. Ich atmete tief seinen Welpenatem ein. Rein. Ungefiltert. Gut.

Das gab mir Halt.

»Kommen Sie rein!«, rief Gabe aus dem Inneren des Hauses.

Ich folgte seiner Stimme und betrachtete die hübsche Einrichtung: holzgetäfelte Wände und eine warme, hüttenähnliche Atmosphäre. Die Glasschiebetüren auf der Rückseite des Hauses waren zur Seite geschoben, und ich konnte eine große Rasenfläche mit Pool und Whirlpool sehen. Das Haus selbst mochte vielleicht nur über wenige Schlafzimmer verfügen, aber das Grundstück wirkte großzügig. Man konnte sich leicht vorstellen, dass The Mamas and the Papas oder Fleetwood Mac hier in den Siebzigern Drogen genommen, Sex gehabt und Musik gemacht hatten.

Ich ging in die Küche, wo Gabe auf allen vieren kauerte. Und zwar mit nacktem Oberkörper.

»Tut mir leid«, entschuldigte er sich und wischte mit seinem T-Shirt den Boden. »Ich weiß nicht, wo die Lappen sind, und wir sind noch nicht stubenrein.« Er sah zu mir hoch, und ich bemerkte, dass ich den Welpen wie einen Schutzschild vor mich hielt.

Gabe stand auf, betrachtete angewidert das mit Pisse befleckte Shirt in seiner Hand und warf es kurzerhand in den Mülleimer. Dann kam er zu mir.

»Ist schon okay«, sagte er zu dem Hund. »Ich hab dich trotzdem lieb.«

Ich gab einen unverständlichen Laut von mir.

Er nahm mir den Hund ab und drückte ihn an seine nackte Brust – glatte Haut, perfekt definierte Muskeln, genau wie auf der Leinwand. Na ja. Nicht ganz. Er war tatsächlich etwas dünner, als ich erwartet hatte. Nicht, dass mich das gestört hätte. Er sah immer noch gut aus.

Mehr als gut.

Ich verschränkte die Finger hinter dem Rücken, um nicht die Hand auszustrecken und ihn zu berühren, aber sofort ging meine Fantasie mit mir durch. Ich stellte mir vor, wie sich seine Haut unter meinen Händen anfühlen würde. Denn wenn ich ihn berührte – und sei es auch nur in der Fantasie –, dann würde ich ihn mit der ganzen Hand berühren. Vielleicht auch mit dem Mund.

Wenn ich die Zeit hätte, gäbe es eine lange Liste meiner Körperteile, die daran interessiert wären, seine Körperteile zu berühren. Es war völlig unangemessen, aber schließlich fand das alles nur in meinem Kopf statt. Was sollte daran schlimm sein?

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Gabe erneut. Einen Moment lang standen wir uns gegenüber. Er machte keine Anstalten, sich ein Hemd anzuziehen, und ich wollte ihn nicht dazu drängen. Für mich war dies die einmalige Gelegenheit, unauffällig und verstohlen einen der heißesten Stars unserer Zeit zu beäugen – was ich am liebsten getan hätte, bis mir die Augen aus dem Kopf fielen.

Ich suchte eine Rechtfertigung für meine unprofessionellen Gedanken, denn im Grunde war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt etwas dafür konnte. Er sah einfach zu gut aus, und mein Puls raste, als wäre der Teufel hinter mir her.

»Wow«, sagte er, fast heiser. »Deine Augen.«

Ich blinzelte.

»Deine Augen sind ziemlich groß«, sagte er.

Damit hatte ich als Allerletztes gerechnet. Und er sagte es so, als hätte er noch nie Augen gesehen. Als wollte er mein Gesicht in seine Hände nehmen und sie aus der Nähe untersuchen, wie ein Archäologe einen seltenen Fund. Ich hob das Kinn an und suchte – mit meinen sehr großen Augen – seinen Blick.

Mein Herz fühlte sich merkwürdig an, wie eine elektrische Leitung, die in meiner Brust hin und her zuckte und Stromstöße abgab. Ob der Strom in beide Richtungen floss? Glaubte er an das Klischee über Journalistinnen? Dachte er, ich wollte versuchen, mit ihm zu schlafen? Wollte er, dass ich es versuchte?

»Darf ich dich etwas fragen?«, sagte er.

Alles, dachte ich. »Mmhmumph«, machte ich.

Er neigte den Kopf, und sein Haar fiel ihm in die Stirn. Ich wollte es zur Seite streichen, wollte mit den Fingerspitzen den Konturen seines Gesichts folgen und die Linie seines Kiefers nachzeichnen. Wollte …

»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aussiehst wie diese Katzenuhren?«, fragte er.

Als ich nicht antwortete, legte Gabe die Hände an die Schläfen und öffnete weit die Augen.

»Du weißt schon – tick-tack, tick-tack?« Er sah von einer Seite zur anderen.

Ich wusste, was er meinte – seine Darbietung war beeindruckend –, und seltsamerweise erleichterte es mich, mit einer kitschigen Plastikuhr verglichen zu werden. Das war logischer, als wenn Gabe Parker, der Filmstar, mir ein Kompliment machte. Oder mit mir schlafen wollte. Es war eine willkommene Abkühlung für meine rasende Libido.

»Wie spricht man deinen Namen aus?«, fragte er, ohne meine Antwort abzuwarten. Seit meiner Ankunft hatte ich kaum ein vollständiges Wort herausgebracht, aber das schien er nicht zu bemerken. »Mein Manager sagte Han-ni, aber ich wollte sichergehen.«

Mein Name verwirrte viele Leute. Bei meinem letzten Interview hatte ein ziemlich quirliges Starlet die ganze Zeit zwischen »Hannah« und »Tawney« hin- und hergewechselt. Das war gar nicht so verkehrt, denn im Grunde war mein Name eine Kombination aus beiden, und ich hatte keine Lust gehabt, sie zu korrigieren.

»Das ist okay«, sagte ich.

Gabe sah mich stirnrunzelnd an. »Aber ich spreche es falsch aus, oder?«

»Das stört mich nicht.«

»Mich aber«, beharrte er. »Es ist dein Name. Ich möchte ihn richtig aussprechen.«

Tja. »Wie ›Knie‹, aber mit einem Ch. Chani«, sagte ich und erzeugte hinten in meiner Kehle einen halb abgehackten, halb rollenden Laut.

Dabei löste sich ein winziger Spucketropfen aus meinem Mund und flog zwischen uns durch die Luft. Zum Glück fiel er herunter, bevor er Gabe erreichte, und der war gnädig genug, es nicht zu kommentieren. Ich wäre am liebsten gestorben.

»Chani«, sagte er. »Chani. Chani.« Bereits beim zweiten Versuch sprach er es richtig aus, und ich hätte den ganzen Tag lang zuhören können, wie er meinen Namen sagte. Denn es klang, als ob er ihn kosten würde.

»Meine Maskenbildnerin bei Tommy Jacks hieß Preeti«, sagte er. »Aber alle in der Crew sagten Prit-ee statt Pree-tee.« Er kraulte den Welpen unterm Kinn, der sich daraufhin an seine Brust schmiegte. Glückshund. »Sie hat mir erzählt, dass sie früher die Leute noch korrigiert hätte, aber die schienen es sich nicht zu merken, und nach einer Weile hatte sie es einfach satt.« Gabe zuckte mit den Schultern. »Es muss beschissen sein, wenn man ständig seinen Namen falsch hört.«

Da hatte er nicht ganz unrecht – ich hatte nur wie Preeti gelernt, dass es den meisten Leuten egal war. Gabe offensichtlich nicht.

So standen wir einen Moment lang da – er ohne Hemd und mit einem Welpen auf dem Arm, während ich mich mit jeder Sekunde in rasendem Tempo mehr in ihn verknallte und vollkommen wehrlos dagegen war. Ich kam mir vor wie ein Teenager, dessen Hormone verrücktspielten.

Verwirrend.

»Was hast du vorhin gesagt?«, fragte er.

»Über meinen Namen?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, als du den Weg hochkamst, sah es so aus, als hättest du etwas gesagt.«

Mein Gesicht kribbelte und fühlte sich warm an. Dass sein erster Eindruck von mir der einer Frau war, die Selbstgespräche führte, war alles andere als ideal.

»Tut mir leid«, sagte er. »Jetzt habe ich wohl verraten, dass ich dich durchs Fenster beobachtet habe.« Er lächelte verlegen, obwohl doch eher ich mehr als peinlich berührt sein sollte.

»Schon okay«, sagte ich. »Ich habe, äh, ich habe nur mit mir selbst geredet.« Auf gar keinen Fall wollte ich ihm erzählen, was ich tatsächlich gesagt hatte. Das und dann noch der Vergleich mit einer Uhr – dieses Gespräch war schon peinlich genug.

Gabe musterte mich eine Weile.

»Machst du das oft?«, fragte er.

»Mit mir selbst reden?«

Er nickte.

»Äh, manchmal?« Ich wand mich etwas unter seinem durchdringenden Blick. »Vielleicht hilft es mir, meine Gedanken zu ordnen? Ich mache es, wenn ich mit etwas nicht weiterkomme. Es wird realer, wenn ich es laut ausspreche? Oder ich kann es besser ordnen, als wenn es nur in meinem Kopf ist? Fast wie eine Liste? Oder nicht wirklich wie eine Liste, sondern eher wie eine Dokumentation meiner Ideen? Für die Nachwelt?«

Ich plapperte über Selbstgespräche. Na toll.

Gabe lehnte sich auf den Fersen zurück und stieß einen Pfiff aus, als hätte ich gerade etwas Tiefsinniges gesagt.

»Eine Dokumentation deiner Ideen«, wiederholte er. »Du bist eine wahre Schriftstellerin.«

Plötzlich überkam mich das schreckliche Gefühl, dass eine merkwürdige Verwechslung vorlag und er nicht wusste, dass ich hier war, um ihn zu interviewen. Oder dass man mir einen Strich gespielt hatte.

»Ja? Broad Sheets schickt mich?« Es war mir zutiefst unangenehm, dass meine Stimme am Ende jeden Satzes nach oben ging, sodass alles wie eine Frage klang.

»Ja, ich weiß«, sagte er, als wäre ich diejenige, die für Verwirrung sorgte. »Du schreibst auch andere Sachen, richtig? Zum Beispiel Romane?«

»Ja?«

Er grinste mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt, dass ich ein Heilmittel gegen Krebs erfunden hätte.

»Das ist toll«, sagte er. »Ich liebe Bücher.«

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Einerseits mochten die Leute vielleicht recht haben, die Gabe für einen unterbelichteten Macho hielten, der sich nicht als James Bond eignete. Andererseits war er so verdammt liebenswert, dass es mir schwerfiel, ihn und sein »Ich liebe Bücher« nicht überaus charmant zu finden.

»Sollen wir anfangen?« Mir wurde bewusst, dass ich bereits seit fast zehn Minuten in seinem Haus war und ihn sogar mit nacktem Oberkörper gesehen, ihm aber noch immer keine einzige ernsthafte Frage gestellt hatte. »Wo können wir uns am besten unterhalten?«

»Ich dachte, wir gehen Mittag essen«, sagte er. »In Ventura gibt es ein tolles Lokal. Hast du was dagegen zu fahren?«

»Äh …«

»Aber zuerst«, sagte er und ging an mir vorbei, »will ich dir etwas zeigen.«

Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Broad Sheets hatte versprochen, ich würde mehr Einblick in sein Leben bekommen als andere Interviewpartner. Gabes Management wollte unbedingt der Anti-Parker-Darstellung der Bond-Fans entgegenwirken.

Doch als Gabe mich in sein Schlafzimmer führte, blieb ich in der Tür stehen, denn es gab Einblick und Einblick.

»Sieh dir diese Aussicht an«, sagte Gabe und öffnete die Vorhänge.

Sie war wirklich beeindruckend.

Der Welpe saß zu Gabes Füßen, und im Licht der Dezembersonne sahen die beiden wunderschön aus, geradezu filmreif. Sein Oberkörper war immer noch nackt, sein Rücken unglaublich. Glatte Muskeln und geschmeidige Linien. Am liebsten hätte ich mich hinter ihn gestellt, meine Arme um seine Taille geschlungen und meine Wange an sein Schulterblatt gedrückt.

Das Verlangen danach war so stark, dass ich praktisch seine heiße Haut an meinem Gesicht spüren konnte. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass sich meine eigene Haut warm anfühlte. Sehr warm. Ich drückte meine kühlen Hände an meinen Hals und wandte den Blick ab.

Genug war genug.

Stattdessen sah ich mich im Zimmer um und hielt nach etwas Ausschau, das ich in meinem Artikel verwenden konnte. Es war ein schönes, großes Zimmer – schlicht eingerichtet mit hellen Holzmöbeln. Angenehm, aber unpersönlich. Ganz klar eine Behausung auf Zeit. Es war so geräumig, dass der größte Teil meines WG-Zimmers zwischen Gabes Bett und den eingebauten Kamin gepasst hätte.

Das einzig Persönliche waren die Bücherstapel auf fast allen verfügbaren Flächen. Er hatte nicht gelogen, als er sagte, er liebe Bücher. Oder seine PR-Agentin hatte sich ins Zeug gelegt, um dieses neue Image ein für alle Mal zu etablieren.

Von meinem sicheren Platz an der Tür aus konnte ich ein paar Buchrücken erkennen. Romane. Sachbücher. Lyrik. Viele aktuelle Bestseller und Buchklubbücher, aber auch einige, die mich überraschten. bell hooks. Katherine Dunn. Tim O’Brien. Aimee Bender. James Baldwin. Alan Bennett. Bücher, die zu Hause auch in meinem Regal standen. Es reizte mich, mit den Fingerkuppen über die Buchrücken zu streichen – etwas Vertrautes zu fühlen, das mir in dieser fremden Umgebung Halt gab, in der ich mich völlig fehl am Platz fühlte.

Stattdessen schob ich meine Hand in die Tasche und überprüfte noch einmal den Inhalt. Stift. Notizbuch. Diktiergerät. Alles, was ich für dieses Interview brauchte, war da, und doch …

Vielleicht schaffte ich es nicht.

Seitdem Jeremy und ich uns getrennt hatten, kreiste dieser Gedanke in meinem Kopf wie eine nervige Stubenfliege. Hinzu kam, dass meine Motivation offenbar gleich mit ihm zur Tür hinausgegangen war. Ich hatte seit Wochen nichts mehr geschrieben. Während alle meine ehemaligen Kommilitonen von Agenten unter Vertrag genommen wurden, Kurzgeschichten veröffentlichten oder Buchverträge abschlossen, schlug ich mich mit Aufträgen durch, über die sie alle gespottet hätten.

Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Nicht, weil ich mich für die Aufträge schämte, die ich bekam, sondern weil meine Texte bestenfalls langweilig waren. Im schlimmsten Fall waren sie einfach nur schlecht. Traf das auch auf mich als Autorin zu? Würde ich immer eine solche Autorin bleiben?

Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für eine existenzielle Krise. Ich schob meine Zweifel beiseite und konzentrierte mich auf den Raum. Auf die Bücher. Filme gab es auch – ein Stapel DVDs lag auf dem Sideboard neben dem lächerlich überdimensionierten Flachbildfernseher, den ich natürlich erwartet hatte.

Obwohl es wahrscheinlich professioneller wäre, in der Tür stehen zu bleiben, wagte ich mich zu den DVDs vor. Ein vertrautes Exemplar starrte mich oben auf dem Stapel an.

Ich möchte nicht verehrt werden. Ich will geliebt werden.

»Wie bitte?«

Gabe drehte sich wieder zu mir um, und ich begriff, dass ich es laut gesagt hatte.

Ich wurde rot und hielt die DVD hoch. Die Nacht vor der Hochzeit. »Das ist aus dem Film«, sagte ich.

»O ja, die wollte ich dir zeigen. Die hat Ryan mir neulich geschickt«, sagte Gabe. »Zur Recherche.« Ryan Ulrich, der Regisseur von Die Hildebrand-Rarität.

Ich sah mir den Rest des Stapels an. Alles ältere Filme – die meisten in Schwarz-Weiß. Arsen und Spitzenhäubchen, Der dünne Mann, Die Schwester der Braut, Mein Mann Godfrey.

»Ich habe nur ein oder zwei gesehen«, sagte Gabe. »Aber bis zum Drehbeginn muss ich mir alle angeschaut haben.«

Ich nickte.

»Ist der gut?«, fragte er.

»Ob der gut ist?« Ich sah auf die DVD hinunter, auf das süße Dreiergespann – Katharine Hepburn, Cary Grant und Jimmy Stewart –, das mich anlächelte. »Es ist eine der besten romantischen Komödien, die je gedreht wurden! Eine der besten Komödien überhaupt.« Ich kannte den Film fast auswendig.

»Ich möchte nicht verehrt werden. Ich will geliebt werden«, wiederholte Gabe.

Er hatte ein gutes Gedächtnis.

»Gibt es da einen Unterschied?«, fragte er.

»Ich glaube schon«, antwortete ich. »Man kann jemanden verehren, den man nicht kennt, aber man kann ihn nicht lieben.«

Gabe sah mich an, und ich erwiderte seinen Blick. Meine ehrlichen Worte erschreckten mich etwas. Falls sie Gabe ebenfalls erschreckt haben sollten, ging er rasch darüber hinweg.

»Ich glaube, Ryan möchte, dass unser Bond eine Kombination aus Cary Grant und William Powell ist«, erklärte er.

Das konnte ich mir vorstellen. Aus welcher Perspektive der Film erzählt werden sollte. Denn obwohl Gabe in seinen Rollen – und offenbar auch privat – nicht unbedingt als intellektuell galt, besaß er ein Gespür für Komik. Wenn es Ryan Ulrich gelang, dieses Talent zu nutzen und die Figur mit einem coolen, trockenen Witz à la Powell und Grant auszustatten, dann würde Gabes Bond etwas Einzigartiges werden.

»Das ist eine gute Idee«, sagte ich, mehr zu mir selbst.

Gabe kam zu mir herüber und nahm mir die DVD aus der Hand. Wieder berührten sich unsere Fingerspitzen, und wieder tat ich alles, um das heftige Kribbeln zu ignorieren, das der Kontakt auslöste.

»Er ist also gut?«, fragte er.

»Er ist toll«, bestätigte ich.

Dabei hätte ich es bewenden lassen sollen – was ich aber nicht tat.

»Bis auf diesen grässlichen Subplot, der mir jedes Mal fast den Spaß verdirbt.«

Gabe hob fragend eine Augenbraue.

»Aber ich will ihn dir nicht verderben«, sagte ich.

»Meine Schwester hat mir die Handlung schon erzählt«, sagte er. »Sie war so entsetzt, dass ich mir den Film nie ansehen wollte. Und sie hat mir auch das Ende verraten. Ich weiß also schon, wer mit wem zusammenkommt. Was ist der Subplot, den du nicht magst?«

»Es ist keine große Sache«, erwiderte ich. »Aber das würde man heute niemals mehr so erzählen.«

Halt die Klappe, halt die Klappe, halt die Klappe.

»Was?«, wollte Gabe wissen.

Jeremy hatte meine Tiraden einmal als »feministischen Wirbelsturm« bezeichnet. Wenn ich in Fahrt kam, hörte ich nicht mehr auf. Und riss dabei alles nieder, wie mein Ex sagte. Dieser Idiot.

»Es geht um die Geschichte, die die Handlung überhaupt erst in Gang bringt. Katharine Hepburns Vater betrügt ihre Mutter mit einem Revuegirl. Und Tracy Lord – Hepburns Figur – ist die Einzige, die daran Anstoß nimmt. Weil sie ihren Vater für das Fremdgehen kritisiert, gilt sie als kalt und gefühllos. Und als Heuchlerin, weil sie einmal nachts, als sie betrunken war, nackt auf das Dach ihres Hauses gestiegen ist.«

Gabe betrachtete die DVD plötzlich mit mehr Interesse.

»Katharine Hepburn ist in diesem Film nackt?«

»Nein«, sagte ich. »Darüber wird nur gesprochen.«

Gabe wirkte interessiert oder zumindest nicht völlig gelangweilt und/oder entsetzt. Noch nicht. Also fuhr ich fort: »Ihr Vater hält eine schreckliche Rede. Er habe seine Frau nur betrogen, weil ihn seine Tochter nicht bedingungslos verehre und er sich die Anerkennung einer jüngeren Frau darum woanders suchen musste. Daraufhin bezeichnet Katharine Hepburn ihn nicht etwa als lüsternen alten Mann, sondern entschuldigt sich am Ende dafür, ihm keine gute Tochter gewesen zu sein. Sie bittet ihn um Vergebung. Was für ein Crashkurs im Verdrehen der Realität! Das ist echt widerlich.«

Jetzt keuchte ich, so wie ich immer keuchte, wenn ich mich in ein Gespräch über etwas hineinsteigerte, das mich ärgerte.

Gabe schwieg eine Weile. »Dann hasst du den Film also.«

»Nein!« Ich warf die DVD aufs Bett. »Ich liebe diesen Film. Er ist witzig und romantisch und hat tolle Dialoge. Aber er ist nicht perfekt, und ich denke, er könnte besser sein.«

Jeremy hatte das lächerlich gefunden. »Er existiert bereits«, hatte er gesagt. »Er ist fertig. Man kann etwas, das vor über fünfzig Jahren gemacht wurde, nicht mehr verbessern. Man muss es nehmen, wie es ist.«

Vielleicht hatte er recht.

Gabe machte ein nachdenkliches Gesicht. »Davon hat meine Schwester nichts erwähnt«, sagte er.

»Es passiert noch viel mehr in dem Film«, erklärte ich. »Und vieles davon ist gut.«

Gabe wirkte nicht überzeugt. »Du magst den Film, obwohl er diesen schrecklichen Subplot hat.«

»Man könnte wohl sagen, dass ich ihn liebe, aber ihn nicht verehre«, sagte ich.

In meinem Kopf hatte das sehr schlau geklungen, aber laut ausgesprochen ergab es keinen Sinn. Die Geschichte meines Lebens, in gewisser Weise.

»Es ist ein guter Film«, beharrte ich.

Gabe schien nun völlig verwirrt. Was ich ihm nicht verdenken konnte. Jeremy hatte gesagt, dass ich meistens Unsinn redete. Was tatsächlich gelegentlich zutraf.

Gabe schien zu bereuen, dass er mir die DVDs gezeigt hatte. Das lief nicht gut. Ich sollte Gabe nicht über frauenfeindliche Themen in Filmklassikern belehren, sondern ihn fragen, was er von dem teuren Spielfilm hielt, den er schon bald drehen würde.

Doch bevor ich dazu kam, klatschte Gabe so laut in die Hände, dass ich zusammenzuckte.

»Ich sterbe vor Hunger«, sagte er. »Gehen wir was essen.«

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FÜNFGRÜNDE, WARUMGABEPARKER

DERSCHLECHTESTEBOND

ALLERZEITENSEINWIRD

von Ross Leaming

Unsere treuen Leser wird es nicht überraschen, dass das Team von Ernsthafte Cineasten äußerst enttäuscht über die neuesten Bond-Nachrichten ist. Im Folgenden führen wir die Gründe auf, warum wir glauben, dass Regisseur Ryan Ulrich mit der Besetzung der Hauptrolle einen Riesenfehler begeht.

1. Er ist Amerikaner. Ja, ich weiß, es wurde bestätigt, dass Parker mit britischem Akzent sprechen wird, aber warum sollte er sich die Mühe machen, wenn man einfach jemanden mit einem passenderen Hintergrund besetzen könnte?

2. Er ist nicht Oliver Matthias. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich halte die Behauptung, Parker sei die erste und einzige Wahl der Produktion gewesen, für absoluten Blödsinn. Vermutlich haben die Produzenten ihn in Tommy Jacks gesehen. Der Film ist zwar ganz gut, aber Parker zeigt ganz sicher keine grandiose Leistung. Vor allem nicht im Vergleich zu seinem Filmpartner, DERTATSÄCHLICHEINENBRITISCHENAKZENTHAT. WEILERTATSÄCHLICHBRITEIST. Jemand, der Parker Matthias vorzieht, dürfte nicht für die Besetzung des Bond zuständig sein. Niemals.

3. Er ist ein Landei. Schon klar, Gabe Parker ist bestimmt ein total netter Mensch. Vielleicht sogar einigermaßen intelligent. Aber wir alle wissen, dass er vor der Kamera (und in Interviews) das genaue Gegenteil von dem darstellt, was wir von unserem Bond erwarten. Der Mann mit dem Martini muss die Kultiviertheit in Person sein. Er sollte nicht von jemandem verkörpert werden, der bei seinem berühmtesten Talkshow-Auftritt mit einem anderen Gast Bierpong gespielt und auch noch gewonnen hat.

4. Er schläft bereits mit seiner Filmpartnerin. Sie haben es nicht bestätigt, aber jeder, der die Bilder von ihm und Jacinda Lockwood aus Paris gesehen hat, weiß, dass sie miteinander in die Kiste steigen. Aber, Ross, sagt ihr jetzt vielleicht, spricht das nicht dafür, dass er ein guter Bond wäre? Er hat doch bereits bewiesen, dass er Frauen erobern kann. Ja, genau, antworte ich euch. Wo bleibt dann die Spannung? Die Verfolgungsjagd? Die Vorfreude? Gabe Parker wirkt wie ein Typ, der seinen Schwanz nicht in der Hose behalten kann. Außerdem ist es nur ein weiterer Beweis dafür, dass Parker auf ewig die Abgelegten seiner Filmpartner bekommt.

Nebenbei bemerkt: Wen wundert es, dass Lockwood Matthias für Parker verlassen hat? Der Britin, einem schwarzen Model, wird nachgesagt, sie tue alles, um ihre Filmkarriere in Schwung zu bringen.

5. Er ist zu weich. Ich spreche nicht von seinem Körper – wir alle haben die Bilder aus Cold Creek Mountain gesehen, dem Fotoshooting mit einem Muskelprotz, das sich als ernsthafter Film tarnt –, aber er hat unverkennbar etwas Sanftes an sich. Und Bond ist NICHT sanft. Er ist hart. Vielleicht liegt es an Parkers Theatererfahrung, insbesondere an seiner Hauptrolle in Engel in Amerika. Ihr wisst alle, was ich damit sagen will.

2. Kapitel

Ich fuhr uns zum Restaurant. Eine andere Journalistin hätte die Zeit auf so engem Raum vielleicht zu ihrem Vorteil genutzt, aber ich war ohnehin schon eine nervöse Fahrerin. Weil noch dazu ein großer Filmstar mit seinem süßen Welpen neben mir auf dem Beifahrersitz saß, musste ich mich voll und ganz auf die Straße konzentrieren. Stattdessen nutzte Gabe die Gelegenheit, mich mit Fragen zu löchern. Als ob ich die Interviewpartnerin wäre und er der Interviewer.

»Du kommst aus L. A., richtig? Wie Hollywood Hollywood? Wow. Es muss cool gewesen sein, hier aufzuwachsen.«

»Kann sein?« Es nervte mich, dass ich nicht aufhören konnte, in einem fragenden Ton zu antworten. »Ich fand das damals völlig normal, glaube ich.«

»Verrückt.« Er trommelte mit den Fingern auf das Handschuhfach. Er hatte etwas leicht Manisches an sich, das im Auto noch deutlicher zu spüren war, als würde er vor überschüssiger Energie strotzen.

»Und du hast dein ganzes Leben hier verbracht?«

Ich nickte, umklammerte derart fest das Lenkrad, dass meine Knöchel weiß hervortraten, und betete, dass uns kein Auto entgegenkam, während wir die schmale Doñas hinunterfuhren.

Er öffnete das Fenster, wodurch er sich etwas zu entspannen schien, was allerdings wenig zu meiner Beruhigung beitrug. Der Hund stand jetzt auf seinem Schoß – die Vorderpfoten auf der Armlehne, die Schnauze im Fahrtwind –, und ich wurde den beängstigenden Gedanken nicht los, dass er aus dem fahrenden Auto springen könnte und ich dann für den Tod von Gabe Parkers Welpen verantwortlich wäre.

»Es ist schön hier im Winter«, sagte er. »Normalerweise bin ich um diese Zeit bei meiner Familie in Montana oder drehe irgendwo anders. Aber wahrscheinlich langweilt dich der ständige Sonnenschein, oder? Mir fehlen hier immer die Jahreszeiten. Der Herbst. Der Frühling. Vermisst du die Jahreszeiten?«

»Mehr oder weniger«, erwiderte ich. »Bin wohl dran gewöhnt.«

Er nickte, und sein gesamter Oberkörper wippte mit. »Ja, klar, logisch«, sagte er. »Warst du schon mal in Montana?«

»Nein«, sagte ich. »Aber ich hab gehört, dass es wunderschön sein soll.«

»Wunderschön? Nein. Es ist atemberaubend. Anders als irgendwo sonst«, sagte er. »Da müssen wir dich unbedingt mal hinschaffen.«

Ich nickte, als ob das tatsächlich passieren könnte.

Das Restaurant war hübsch, mit Backsteinwänden und nackten Glühbirnen über den einzelnen Nischen. Gabe führte mich an der Bar vorbei auf die hintere Terrasse, wo ein Tisch auf uns wartete und eine kleine Schale mit Wasser für den Hund bereitstand.

»Es muss dir hier gefallen«, sagte er.

Ich sah mich um. »Ich bin noch nie hier gewesen«, erwiderte ich.

»Nicht hier.« Er tippte auf den Tisch. »Hier.« Er machte eine ausladende Geste. »Du musst L. A. mögen, wenn du nach dem College zurückgekommen bist.«

»Ja«, sagte ich.

»Es ist anders, als ich erwartet habe«, sagte er.