Für Leckerlis könnten wir ster'm - Sebastian Niedlich - E-Book

Für Leckerlis könnten wir ster'm E-Book

Sebastian Niedlich

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Beschreibung

»Fir müssen STER'M!«, heult Simon, die schwarz-weiße Katze, weil es ausnahmsweise mal keine Leckerlis gibt, dabei bekommen sie und ihre Schwester Garfunkel vom Autor Sebastian Niedlich und seiner Frau eigentlich alles. Er hätte selbst nicht geglaubt, dass er als Hundeliebhaber mal mit Katzen zusammenwohnen würde, aber nun hat seine Frau ihn überredet, und ständig fällt den Katzen etwas Neues ein, wie sie ihn bei der Arbeit stören können. Seien es Klagen über Futter, das ihnen nicht schmeckt, die Bewunderung der riesigen katzenartigen Wesen aus »Herr der Ringe«, die sie im Fernseher sehen, der Wettstreit um den höchsten Platz in der Wohnung oder ihre Abenteuer als Superhelden Captain Pellwurst und Superflausch ... ruhig wird es kaum mal in der Wohnung. Kurze Geschichten über das Zusammenleben mit zwei kleinen Katzen und ihre merkwürdige Sicht der Dinge, zusammengetragen vom Autor des Bestsellers »Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens«.

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Seitenzahl: 265

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Für Leckerlis könnten wir ster’m

Kurze Geschichten über das Zusammenleben mit zwei Katzen

Sebastian Niedlich

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek

verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt

ISBN: 9783750415423

© 2019 Sebastian Niedlich

Books on Demand GmbH

In de Tarpen 42

22848 Norderstedt

Coverdesign: Nadine Ripp/Cannira

(www.facebook.com/Cannira)

Lektorat: Ralf Reiter

Satz: XS Werbeagentur

[email protected]

www.sebastianniedlich.de

Neue Mitbewohner

Meine Frau Bianca kommt vom Rauchen auf dem Balkon zurück ins Wohnzimmer und zeigt mir ein Video auf Facebook, in dem eine kleine Katze mit einem viel zu großen Ball spielt.

»Ist das nicht süß?«, fragt sie, und ich murmele zustimmend vor mich hin. »Wir sollten auch eine Katze haben«, schiebt sie nach.

Ich bin in meiner Kindheit mit Hunden aufgewachsen und hatte zwar in einer früheren Beziehung auch mal mit einer Katze zu tun, aber innerlich bin ich immer Hundemensch geblieben. »Weiß nicht«, sage ich. »Da muss man sich ja drum kümmern, und wenn man mal in den Urlaub will, wird das schon wieder problematisch.«

»Hm«, macht meine Frau, schaut sich leicht enttäuscht das Video noch einmal an und fasst sich dabei ganz entzückt an den Halsansatz, wie sie es immer tut, wenn sie irgendwas sieht, was sie total beglückt.

Wochen vergehen. Weitere Katzenvideos folgen, bei denen ich zugeben muss: Ja, Katzen sind ziemlich süß.

»Eigentlich muss man zwei Katzen haben«, sagt meine Frau. »Im Internet heißt es, dass die sonst so allein wären.«

»Im Internet heißt es auch, dass Helmut Kohl ein versteckter chinesischer Agent gewesen ist.«

Sie schaut mich skeptisch an.

»Na gut«, sage ich, »das habe ich mir gerade ausgedacht, aber so etwas in der Art steht eben auch im Internet.«

»Aber auf fragwürdigen Seiten. Also solchen, auf denen ich mich nicht herumtreibe.«

»Okay«, sage ich. »Und du willst mich jetzt also darüber unterrichten, dass du nicht nur eine Katze willst, sondern gleich zwei.«

»Ich meine ja nur, wenn wir eine Katze hätten, sollten es gleich zwei sein.«

»Aha«, sage ich.

Wochen vergehen. Weitere Katzenvideos folgen.

»Ach, dann könnten wir abends immer schön mit ihnen kuscheln«, sagt meine Frau, nachdem sie mir ein besonders süßes Video mit einem besonders süßen Kätzchen gezeigt hat.

»Hm-mh«, sage ich. Ich bin durchaus gerade in Kuschelreichweite, aber offenbar nicht flauschig genug für meine Ehefrau. »Was kosten denn Katzen so?«, frage ich, weil ich ahne, dass wir uns ohnehin keine leisten können.

»Ich kann ja mal schauen!«, ruft sie begeistert und zieht sich ihren Laptop auf den Schoß, um gleich die entsprechenden Suchbegriffe einzugeben. »Die wollen hier so dreihundert, fünfhundert oder achthundert Euro. Na, das fällt wohl aus.«

»Hm-mh«, sage ich, insgeheim froh, dass sich die Sache vielleicht damit erledigt hat.

»Aber wir müssen ja keine reinrassige Katze vom Züchter haben«, sagt sie.

»Katzen. Mehrzahl«, erwidere ich, und erst nachdem ich gesprochen habe, wird mir bewusst, dass ich ihr mit dieser Aussage nur entgegenkomme.

»Genau. Es könnten ja auch irgendwelche bunten Kitties ohne Stammbaum sein.«

»Hm-mh«, sage ich, weil ich ahne, dass sich die Sache vielleicht doch noch nicht erledigt hat.

Ein paar Tage vergehen. Abends schaut meine Frau immer mal wieder, ob irgendwo günstig Katzenbabys abzugeben sind. Und tatsächlich findet sie eine Anzeige. Mehrere Katzenbabys. Günstig gelegen, auf der anderen Seite eines Truppenübungsplatzes an der Autobahn.

»Da gäbe es welche«, sagt sie und schaut mich mit keckem Augenaufschlag an.

Ich seufze. »Anschauen kostet ja nichts«, sage ich und habe erneut die Vorahnung, dass sich hier nichts erledigt hat. Ganz im Gegenteil.

An einem schönen Sonntag im Mai fahren wir also zu der angegebenen Adresse. Ein Haus mit großem Garten, idyllisch an der Hauptverkehrsstraße des kleinen Ortes gelegen. Die Dame des Hauses begrüßt uns und führt uns in eine vollgemüllte Garage, in der sich eine große Pappkiste befindet, die mit einer Decke ausgelegt ist. Darin: vier Katzenbabys, alle in unterschiedlichen Farben. Ich kann meiner Frau fast ansehen, wie ihr vor Glück die Eierstöcke platzen.

Vorsichtig heben wir beide jeweils eine der kleinen Fellwürste hoch. Das kleine weiß-braune Knäuel, das meine Frau in der Hand hat, beginnt zu schreien und will sich gar nicht mehr beruhigen. Auch nicht nach mehreren Versuchen, ihm gut zuzureden. Also setzt sie es wieder zurück und greift sich das kleine getigerte Kätzchen, das gerade mal so groß wie ihre Hand ist und sie verschlafen anschaut. Ich greife zielstrebig nach dem schwarz-weißen Kätzchen, das in der Ecke zu schlafen scheint und ebenfalls fast in meiner Hand verschwindet.

»Hmmmmmwarm«, schnurrt es von der Hand meiner Frau.

»Hmmmmessen«, schnurrt es von meiner Hand.

Meine Frau und ich schauen uns an und sagen dann unisono: »Und wann können wir sie abholen?«

Wir machen uns auf den Weg nach Hause. Meine Frau drückt mir die Hand. »Ach, die sind so süß! In sieben Wochen haben wir kleine Kätzchen!«

»Ja«, sage ich und lächle sie an, wobei ich denke: O Gott, was haben wir getan?

Wir müssen also fortan Futter und Spielzeug kaufen und uns mit zerkratzten Möbeln rumschlagen. Warum zum Teufel habe ich mich dazu breitschlagen lassen?

Meine Frau hält ihr Handy hoch und zeigt mir noch mal eines der Fotos, das wir von den Katzenbabys auf unseren Händen gemacht haben. Ach ja, deswegen habe ich mich breitschlagen lassen: weil sie so süß sind.

»Wie wollen wir sie denn überhaupt nennen?«, frage ich.

Meine Frau Bianca schaut nachdenklich: »Weiß nicht. Wir wissen ja noch nicht mal, welches Geschlecht sie haben.«

»Aber wir können ja schon mal überlegen. Wie wäre es denn mit Tigger für die getigerte Katze.«

»Ist das nicht diese blöde Katze aus Winnie Puuh?«

»Blöd?«

»Ja, blöd.«

»Grmpf.«

»Wir sollten sie lieber nach irgendeinem berühmten Duo nennen.«

»Stan und Ollie?«

»Du willst sie tatsächlich nach Dick und Doof benennen?«

»Warum nicht?«

»Nein.«

»Calvin und Hobbes?«

»Das finde ich gar nicht schlecht, aber klingt so wenig nach Katze.«

»Tatsächlich ist Hobbes eine Katze.«

»Trotzdem.«

»Von dir habe ich noch keinen Vorschlag gehört.«

Meine Frau denkt nach. »Holmes und Watson.«

Ich nicke anerkennend. »Kommt in die nähere Auswahl. Susi und Strolch, falls die beiden Männchen und Weibchen sind.«

Meine Frau schaut mich komisch von der Seite an. »Erstens sind sie keine Hunde und zweitens sind es Geschwister. Die nach einem Liebespaar zu nennen, klingt irgendwie nicht richtig.«

»Du willst sagen, dass Paola und Kurt Felix als Namen ausfallen?«

»Definitiv.«

»Crockett und Tubbs.«

»Nein.«

»Thelma und Louise.«

»Nein.«

»Tim und Struppi?«

»Struppi ist ein Hund!«

»Ja und?«

»Fällt aus. Max und Moritz?«

Jetzt schaue ich sie skeptisch an. »Das sind ja wohl die lahmsten Namen überhaupt.«

»Itchy und Scratchy?«, murmelt meine Frau, schüttelt aber darauf gleich selbst den Kopf.

»Simon und Garfunkel?«, sage ich halb im Scherz, und meine Frau macht große Augen.

»Das gefällt mir.«

»Calvin und Hobbes gefällt mir persönlich ja besser.«

»Nein, Simon und Garfunkel gefällt mir besser.«

»Was ist denn mit Gimli und Legolas?«

»Wie gesagt, Simon und Garfunkel gefällt mir gut.«

»Beavis und ...«

»Kommt gar nicht in Frage!«

»Waldorf und Statler.«

»Simon und Garfunkel war schon eine tolle Idee.«

»Dann ist das also entschieden?«, frage ich.

»Ja«, sagt meine Frau.

Ich seufze. »Okay.«

Während der Wochen, die wir darauf warten, dass die Katzen groß genug sind, um sie endlich abzuholen, lesen wir uns – d.h. hauptsächlich meine Frau – Informationen durch, um zu erfahren, was denn Katzen so brauchen. So lerne ich unter anderem, dass junge Kätzchen anderes Futter brauchen als erwachsene Katzen und offenbar auch eine gute Tonne an Spielzeug, welches sich in zunehmendem Maße schon bei uns im Wohnzimmer stapelt. Jeden Abend, wenn meine Frau etwas später als gewöhnlich von der Arbeit nach Hause kommt, kann ich davon ausgehen, dass sie sich wieder in einer Zoohandlung verlaufen hat und mit einem Arm voller Zeug nach Hause kommt.

»Vielleicht sollten wir warten, bis wir die Katzen tatsächlich hier haben, bevor wir schon über ihre Sachen stolpern«, sage ich.

»Wir müssen doch vorbereitet sein«, sagt meine Frau.

»Falls die Katzen nach dem Atomkrieg kein Spielzeug mehr haben?«, frage ich, aber sie schaut mich nur komisch von der Seite an.

Sie erklärt mir, dass die Katzen in den ersten Wochen zunächst mal an die neue Umgebung gewöhnt werden müssen und wir sie zunächst nur in Küche und Wohnzimmer lassen sollten.

»Und wo soll dann das Katzenklo hin?«, frage ich.

»Ins Wohnzimmer«, erwidert sie.

»Also dort, wo wir es uns gemütlich machen? Wo wir essen? Und während wir eine Mahlzeit zu uns nehmen, hocken die Katzen neben uns und erledigen ihr Geschäft?«

»Wie du das wieder ausdrückst.«

»Na, wie würdest du es denn ausdrücken?«

»Das Klo kommt erst mal neben die Tür und später in den Flur.«

»Aha.«

»Ja.«

»Ist schon entschieden?«

»Ja.«

»Okay.«

Sieben Wochen später kommen wir zurück, um die Katzen abzuholen, die jetzt groß genug sind, um von ihrer Mutter getrennt zu werden. Die Frau, die die Katzen verkauft, lässt uns vor der Tür warten, während sie sie holt. Mittlerweile öffnen wir die Transportbox, die meine Mutter aus irgendeinem Grund in ihrem Keller stehen hatte, obwohl sie sie, trotz Hunden, niemals benutzt hat. Aber meine Mutter scheint ohnehin alles, was man braucht, im Keller zu haben. Dabei ist der gar nicht so groß. Manchmal glaube ich, dass meine Mutter früher mal Lehrerin in Hogwarts war.

Als die Frau zurückkehrt, hat sie die zwei Tiere auf dem Arm, die seit unserem letzten Besuch deutlich gewachsen sind. Natürlich sind sie immer noch relativ klein, aber auf einen Handteller passen sie nicht mehr. Während sie uns die Katzen übergibt, schauen die uns neugierig an. Nun, zumindest schaut uns die schwarz-weiße Katze neugierig an, während die getigerte eher wirkt, als müsse sie gleich aufs Schafott.

»Hallo«, sagt die schwarz-weiße Katze, die den Namen Simon tragen wird. »Schau mal, fie süß ich bin.«

»Ja, ein ganz süßes Ding bist du«, sagt meine Frau, obwohl sie im Gegensatz zu mir die Katze gar nicht verstehen kann. Sie hebt sie ein Stück hoch, um zu schauen, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelt, aber ihr Gesicht bleibt ratlos.

„Und?“, frage ich.

„Angeblich kann man das ja nicht so genau sagen, wenn sie noch so jung sind. Ich sag mal so: Einen Schniedel sehe ich nicht.“

Ich wechsle einen Blick mit der Verkäuferin, die lediglich mit den Schultern zuckt. Währenddessen setzt Bianca Simon vorsichtig in die Box, wo sich schon ein paar kleine Leckerlis befinden.

»Hm, Essen!«, sagt Simon und stürzt sich auf die ersten Stücke, die sie entdeckt.

Garfunkel, die getigerte Katze, schaut plötzlich nicht mehr ganz so verunsichert. »Da gibt es was zu essen? Da würde ich auch einen Blick riskieren, wenn’s recht ist.«

Ich nehme die Katze der Verkäuferin ab und schaue dieser ebenfalls zwischen die Hinterläufe, aber im Endeffekt bin ich so schlau wie zuvor. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir es mit zwei Mädchen zu tun haben, aber wirklich wissen tue ich es nicht. Als die Katze zappelt, setze ich sie ebenfalls in die Box.

»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee ist, was hier gerade passiert«, sagt Garfunkel, »aber solange es etwas zu essen gibt, will ich mal darüber hinwegsehen.«

»Das ist alles meins! Ich far zuerst drin!«

»Ich denke, wir sollten uns das teilen.«

»Teilen ist doof.«

Meine Frau wirft noch ein paar Leckerlis in die Box.

»Die sind nun eindeutig für uns beide gedacht«, sagt Garfunkel.

»Hmmmmmmnnnnna gut«, sagt Simon und schmatzt vor sich hin.

Ich gebe der Verkäuferin das Geld, und dann tragen wir die Katzen ins Auto.

»Oh, ein Abenteuer!«, ruft Simon.

»O Gott, ein Abenteuer!«, ruft Garfunkel.

Meine Frau setzt sich mit den Katzen auf den Rücksitz, um sie ein wenig zu streicheln und während der Fahrt zu beruhigen.

Als ich losfahre, verkriecht sich Garfunkel in eine Ecke und legt die Ohren an. »Ich würde es begrüßen, wenn ich wieder raus könnte.«

Meine Frau versucht sie zu beruhigen. »Alles gut, ganz ruhig. Wir sind bald zu Hause.« Daraufhin holt sie noch ein paar Leckerlis heraus und wirft sie in die Box.

»Ich kann doch jetzt nichts essen!«, maunzt Garfunkel. »Das ist alles viel zu aufregend.«

»Lecker, Essen!«, ruft Simon und hat kein Problem damit, alle Leckerlis selber aufzufuttern.

Als wir endlich daheim sind, stellen wir die Transportbox im Flur auf den Boden und öffnen die Tür. Simon kommt neugierig herausgewackelt, schaut kurz nach links und rechts und fragt: »Und fo ist jetzt das Essen?«

»Ja, schaut euch ruhig um«, sagt meine Frau.

Garfunkel blickt noch etwas verunsichert aus der Box. »Neue Umgebung. Weiß nicht, was ich davon halten soll. Muss vorsichtig vorgehen.«

Ihre Geschwisterkatze Simon hingegen ist schon am Ende des Flurs angelangt und durch die offene Tür verschwunden.

»Oh, hier gibt’s Essen!«, ruft sie erfreut.

Garfunkel spitzt die Ohren. »Schätze, das muss ich mir näher ansehen.«

Während die beiden das Wohnzimmer, vor allem die Futterecke, erkunden, stelle ich die Transportbox in das kleine Zimmer, das als Rumpelkammer dient. Dann ziehen wir Jacken und Schuhe aus, um uns gleich darauf wieder zu den Katzen zu gesellen, die mittlerweile auch den Kratzbaum entdeckt haben, der neben der Couch, zwischen Fenster und Balkontür, steht.

»Das Bett da ganz oben ist meins!«, ruft Simon.

»Gar nicht! Ich hab das zuerst gesehen!«, ruft Garfunkel.

Auf dem oberen Ende des Kratzbaums kommt es zu einem kurzen Gefecht, das dann auf dem Boden fortgeführt wird, als Garfunkel herunterfällt. Sie rennen um den Esstisch herum und unterbrechen die wilde Jagd, als sie das Klo bemerken.

»Farte kurz, ich muss mal«, sagt Simon und weiht das Klo ein.

Ich schaue zu meiner Frau, vermutlich mit einem angewiderten Gesicht, aber sie freut sich einfach nur, weil die Katzen alles sofort angenommen haben.

Nachdem auch Garfunkel ihr Geschäft verrichtet hat, springen die beiden auf einen Stuhl beim Esstisch, gähnen ausgiebig und schlafen aneinandergekuschelt ein.

»Wir haben Kätzchen«, sagt meine Frau.

Ich seufze. »Ja, haben wir wohl.«

Zu viele neue Mitbewohner

Eine Woche später sitzen meine Frau und ich am Sonntagabend faul auf der Couch und schauen eine Serie. Die Katzen haben sich prächtig eingelebt und entwickeln bereits gewisse Vorlieben bei der Wahl des Kuschelpartners.

Simon kommt gern zu mir auf den Schoß und leckt mir die Nase. »Du bist der beste Krauler überhaupt«, schnurrt sie mir dabei zu.

Meine Kraulversuche bei der etwas zurückhaltenderen Garfunkel stießen bislang allerdings auf wenig Gegenliebe. »Kraul mich!«, sagt sie zwar manchmal, aber wenn ich ihr dann mit der Hand übers Fell fahre, dreht sie sich zackig um und faucht mich an: »Aber nicht so!«

Ganz ehrlich: Keine Ahnung, was ich falsch machte.

Garfunkel zieht es deswegen eher zu meiner Frau. »Du hast ganz weiche Hände, und deine Stimme ist schön leise.«

»Na toll«, sage ich. »Ich bin also laut und hab Bauarbeiterhände?« Aber Garfunkel schaut nur desinteressiert in die Gegend.

Simon, die sich in meiner Armbeuge zusammengerollt hat, döst vor sich hin. Ab und an öffnet sie verschlafen die Augen und kratzt sich hinter dem Ohr. Dabei rutscht sie mir fast immer vom Bauch.

»Du musst vorsichtiger sein, sonst fällst du runter«, sage ich.

»Dis juckt da. Kraulmadoma«, murrt sie schläfrig.

Ihr kleiner Körper strahlt so viel Wärme aus, dass es mir fast zu viel wird, obwohl ich nur T-Shirt und kurze Hose trage. Ich will sie aber auch nicht wecken oder sie gar so verschrecken, dass sie gar nicht mehr zu mir kommt, also harre ich in meiner Position aus und kraule sie, dankbar für jeden Windstoß, den unser Standventilator zu mir trägt. Draußen herrschen weit über 30 Grad, und ich bin froh, nicht vor die Tür zu müssen.

Meine Frau sitzt in ihren Mikrofaser-Superflausch-Bademantel gehüllt neben mir. Darunter trägt sie auch noch ein T-Shirt und lange Jogginghosen. Der Bademantel gehört für sie zu Hause zur Grundausstattung, zu jeder Jahreszeit, und ich bekomme nur vom Hinsehen fast einen Hitzschlag.

»Ich weiß nicht, wie du es in dem Ding aushältst. Ich würde umkommen«, sage ich.

»Na, man will’s ja auch ein bisschen gemütlich haben«, erklärt sie mir.

»Draußen sind fünfunddreißig Grad«, sage ich und bereue schon, gesprochen zu haben, weil es nur zu noch mehr Schweißabsonderungen führt.

»Ja, draußen. Aber das ist hier ein Altbau, da ist es immer kühl drin«, erwidert sie.

»Dann haben wir drinnen vielleicht dreißig Grad, das macht doch keinen Unterschied«, sage ich und wische mir den Schweiß vom Gesicht.

»Doch. Immerhin fünf Grad«, sagt sie mit klugscheißerischem, lächelndem Blick. »Außerdem ist der Ventilator an, und wenn er mich trifft, nimmt er noch einmal gut fünf Grad weg. Das wird dann schon recht frisch.«

»Das ist dann aber immer noch warm genug für kurze Hose und T-Shirt«, erkläre ich.

»Fünfundzwanzig Grad sind nicht warm, sie sind auszuhalten«, sagt sie.

Wir widmen unsere Aufmerksamkeit wieder den beiden Fellknäulen und nicht etwa der Fernsehserie, die wir eigentlich schauen wollten. Vermutlich haben unsere Blicke etwas mit jenen entzückten und warmherzigen Blicken gemein, die frisch gebackene Eltern ihren Neugeborenen schenken. Für einen Moment geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich jetzt wohl auch zu diesen merkwürdigen Katzenliebhabern gehöre, die ihre Tiere andauernd betuddeln und mit ihnen reden.

»Kraul feiter«, sagt Simon, weil ich gedankenverloren damit aufgehört habe.

»Ja, ja«, antworte ich und patsche mir geistig an die Stirn, weil ich in der Tat mit der Katze spreche.

»Ach Gott, sieh doch nur!«, ruft meine Frau plötzlich. »Sie nuckelt!«

Garfunkel hat auf ihrem Schoß ein Ende des Bademantelgürtels entdeckt und saugt nun an dem weichen Stoff. Dabei tritt sie meiner Frau mit den Vorderpfötchen rhythmisch in den Bauch.

»Sie denkt, ich bin ihre Mama!«, ruft meine Frau begeistert.

»Gar nift«, nuschelt Garfunkel, die mit geschlossenen Augen am Gürtel hängt. »Iff find daf nur toll.«

Meine Frau sieht plötzlich bestürzt aus. »Meinst du, wir haben sie zu früh geholt? Vielleicht waren sie noch gar nicht entwöhnt.«

Ich schüttele den Kopf. »Die Verkäuferin sagte, dass die Mutter sie schon länger nicht mehr gesäugt hat, und sie haben ja auch schon Katzenfutter gefressen, als wir sie geholt haben. Ich glaube, du bist mit deinem Bademantel einfach so flauschig, dass sie gar nicht anders kann. Es gefällt ihr eben.«

Meine Frau lächelt mich an.

Garfunkel nuckelt, Simon schnurrt, meine Frau freut sich. Alle scheinen glücklich zu sein. Und dann bemerke ich etwas.

Simon räkelt sich auf meinem Arm und schiebt dabei ein weißes Beinchen unter ihrem vorwiegend schwarzen Körper hervor. Darin bewegt sich etwas.

»Simon hat schwarze Punkte im Fell«, bemerke ich.

»Wer hätte das bei einer schwarz-weißen Katze gedacht?«, antwortet meine Frau schnippisch und beobachtet weiter verzückt Garfunkels Nuckelei.

»Ich meinte nicht das Fell selbst. Im Fell sind schwarze Punkte. Im weißen Fell kann man sie nur besser sehen«, mache ich deutlich.

»Das ist wahrscheinlich Erde. Sie hat vorhin im Blumentopf gespielt.«

»Erde krabbelt aber nicht«, sage ich und verziehe das Gesicht.

»Ach, dann sind das bestimmt ein paar von diesen unsäglichen Fliegen, die man sich mit der Blumenerde immer einschleppt. Wir sind ja morgen bei der Tierärztin, dann kann sie sich das mal ansehen«, sagt meine Frau, nun schon deutlich aufmerksamer.

Ich versuche, einen der Punkte etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gelingt mir, einen davon aus Simons Fell zu ziehen. Kurz darauf springt er in hohem Bogen davon.

Meine Frau und ich wechseln einen Blick.

»Fliegen aus der Blumenerde können wir wohl ausschließen«, sagt sie matt, und plötzlich steht selbst ihr der Schweiß auf der Stirn.

»Igitt«, sage ich.

»Dis juckt immer noch. Kraul feiter«, murrt Simon.

»Ja, mich juckt es jetzt plötzlich auch«, sage ich und nehme sie von meinem Bauch herunter, um die Kleidung zu inspizieren.

»Aber wenn es Flöhe wären«, sagt meine Frau, »dann müsste Garfunkel doch auch welche haben. In dem getigerten Fell kann man sie nicht sehen, aber sie würde sich doch genauso oft kratzen.« Es ist wohl der Versuch, mich, aber auch sich selbst zu beruhigen.

Garfunkel hebt den Kopf vom nass genuckelten Bademantelgürtel. »Reine Selbstbeherrschung«, gurrt sie. Dann kratzt sie sich mit der Hinterpfote hinterm Ohr. »Ah, so ist es besser.«

»Kraulmadoma!«, murrt Simon, die jetzt neben mir auf der Couch liegt.

Meine Frau und ich schauen uns wortlos an und beginnen, im Kopf die Stunden bis zum Tierarztbesuch zu zählen.

Der erste Tierarztbesuch

Am Montagmorgen, nachdem wir den Flohbefall der Katzen bemerkt haben, setzen wir sie in ihre Transportbox.

Simon, die meine Frau schon interessiert anstarrte, nachdem sie das Knistern einer Tüte voller Leckerlis in ihrer Hand gehört hatte, bekomme ich quasi sofort zu fassen.

»Machen fir einen Ausflug? Das ist schön! Besonders, fenn es dabei was zu essen gibt«, freut sich Simon, während ich sie durch die obere Luke in die Box setze. Als sie dann endlich drinsitzt, beschwert sie sich: »Ey, farte mal, hier gibt’s ja gar nichts!«

Daraufhin schüttet meine Frau ein paar Leckerlis hinein.

»Furde aber auch Zeit.«

Garfunkel, ohnehin etwas schreckhaft, hat sich allerdings stirnrunzelnd aufs Fensterbrett verzogen. »Wo bringt ihr uns denn hin? Wollt ihr uns nicht mehr haben?«, fragt sie mit trauriger Stimme, als ich auf sie zukomme.

»Alles gut, wir müssen mit euch nur zur Tierärztin, damit sie schauen kann, ob es euch gut geht«, beruhige ich sie.

»Tierärztin?«, fragt Garfunkel übertrieben und stolziert hin und her. »Kenne ich nicht. Muss ich auch gar nicht kennen. Mir geht es prima. Zu viele Bekanntschaften sind gar nicht gut.«

Während Garfunkel vor sich hinplappert, kann ich sie packen und stopfe sie zu Simon in die Box, die sich freudig das Schnäuzchen leckt, weil sie schon mehrere Leckerlis intus hat.

Garfunkel verkriecht sich panisch in die hintere Ecke der Box. »Ich möchte hiermit öffentlich kundtun, dass ich mich ob der Behandlung beschweren möchte.«

»Keine Bange, die Ärztin soll einfach schauen, wie es euch geht, und außerdem würden wir ja gerne wissen, welches Geschlecht ihr eigentlich habt.«

»Ist Abenteuerunlust ein Geschlecht?«, fragt Garfunkel.

»Nein«, sage ich.

»Schade, denn sonst hätten wir das schon geklärt.«

Meine Frau versucht, sie noch einmal zu beruhigen, indem sie sagt, dass die Ärztin nur einen Blick auf sie werfen soll. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit.

»Uns geht’s prima, das können wir dir auch selbst sagen«, will Garfunkel uns erneut überzeugen.

»Ihr braucht aber auch eine Impfung«, sage ich und bin froh, dass die beiden das mit der Spritze nicht wissen.

Glücklicherweise ist die Tierarztpraxis nur fünf Minuten mit dem Auto entfernt. Während Simon neugierig schaut, was draußen vor dem Autofenster passiert, hockt Garfunkel in der Ecke und lamentiert.

»Mir wird schlecht! Ich muss mal. Wann sind wir denn da?«

Meine Frau versucht, sie weiterhin zu beruhigen, indem sie Leckerlis in die Box kippt – die dann hauptsächlich Simon frisst.

In der Praxis angekommen, schließt die Arzthelferin unsere kleinen Katzen gleich ins Herz. »Ach, sind die süß!«, ruft sie, als sie sie in der Box erspäht. »Und noch so klein!«

Simon geht natürlich gleich ans Gitter und schnuppert. »Hast du fas zu essen?«

Ich nehme die Box wieder herunter, und die Helferin bittet mich, Platz zu nehmen, weil es noch etwas dauert. Meine Frau erledigt derweil die Formalitäten.

Außer uns befinden sich noch zwei Halter mit ihren Tieren im Wartezimmer. Eine Frau, etwa Ende 20, hat eine Katze dabei, die den Eindruck macht, ebenso alt wie ihre Besitzerin zu sein. Außerdem scheint die Katze die komplette halbrunde Transportbox auszufüllen. Vielleicht ist es aber auch nur ihr fluffiges, grauweißes Fell. Sie starrt mich mit einem erheblichen Unterbiss an, als würde sie mich gleich nach dem Sinn des Lebens fragen wollen. Es bleibt aber bei dem starrenden Blick.

Die andere Person ist ein Mann, der stark aufs Rentenalter zugeht. Sein Tier ist ein großer, schokobrauner Hund, so etwas wie ein Retriever oder Labrador, der mit halbverhangenem Blick und sanftem Hecheln auf dem Hintern sitzt und vor sich hinmurmelt: »Wenn man nur lange genug den Ball anstarrt, starrt er irgendwann zurück.«

»Ach?«, sage ich, und der Halter des Hundes wirft mir einen skeptischen Blick zu.

Sein Hund kommt zwei Schritte auf mich zu, lächelt mich an und sagt: »Wir verstehen uns, wa?« Dann hechelt er weiter vor sich hin. »Chr chr chr chr chr ...«

Ich streichele den Hund, der daraufhin mit dem Schwanz wedelt, aber von seinem Herrchen wieder zurückgezogen wird.

»Hallo!«, sagt Simon in Richtung Hund. »Ich bin Simon.«

»Hallo, ich bin Tommy, aber manchmal nennt mich mein Herrchen auch Köter«, sagt der Hund.

»Red nicht mit dem, der ist bestimmt gefährlich«, sagt Garfunkel.

»Er sieht doch aber nett aus«, erwidert Simon.

»Wenn du zu dicht rangehst, beißt er dich bestimmt, und dann bekommst du irgendeine Krankheit, und dann kannst du nur noch daliegen und gar nichts mehr essen.«

»Aber wenn ich nichts mehr essen kann, dann muss ich doch ster’m!«

»Eben.«

»Ach!«

»Keine Angst«, sage ich zu den Katzen, »der tut euch nichts.« Dann drehe ich mich zum Hund um und frage: »Nicht wahr?«

Tommy der Labrador hechelt nur vor sich hin. »Chr chr chr .... nö ... chr chr chr ...«

Auch sein Halter schaut mich an und schüttelt nur den Kopf.

»Seid ihr ... chr chr chr ... zum ersten Mal hier?«, fragt Tommy.

»Ja!«, sagt Simon.

»Ja«, jammert Garfunkel.

»Ist eigentlich gar nicht ... chr chr chr ... so schlimm«, sagt Tommy. »Nur manchmal ... chr chr chr ... manchmal pieksen die einen ... chr chr chr ... das ist nicht so schön.«

»Ach! Ach!«, sagt Garfunkel.

Meine Frau ist mit dem Ausfüllen der Formulare fertig und setzt sich neben mich. Sie bemerkt sofort, wie aufgebracht Garfunkel ist. »Alles gut. Ist doch alles gut.«

»Nichts ist gut! Gefoltert werden wir! So sieht es doch aus!«

Eine weitere Person kommt mit ihrem Tier in die Praxis. Die Frau ist vielleicht etwas jünger als wir und hat einen kleinen Jack-Russell-Terrier dabei, der von einer Seite zur anderen tänzelt, als wäre er beim Boxtraining. Als er Tommy sieht, gibt er ein kurzes Bellen von sich.

»Pass bloß auf, Alter! Oder ich mach dich fertig!«, sagt der kleine Terrier.

»Chr chr chr ... okay ... chr chr chr«, erwidert Tommy gelangweilt und lächelt Simon zu, während er ein wenig mit den Augen rollt.

Der kleine Terrier folgt seinem Blick und sieht unsere Katzen. Plötzlich rastet er völlig aus. »Katzen! KATZEN! Kommt her, ich mach euch kaputt! VÖLLIG KAPUTT! Ich mach euch alle fertig!«

»JACK, Schluss jetzt!«, sagt seine Halterin und zieht ihn zu sich heran.

»Muss ... Katzen ... kaputt ... machen!«, röchelt der Terrier.

Garfunkel hockt in der Ecke der Transportbox und zittert. »Das Ding hier ist doch stabil, oder? Oder?!«

Simon hingegen schaut sich weiter interessiert um.

Nach einer Weile sind wir endlich an der Reihe, in den Behandlungsraum zu gehen. Die Tierärztin begrüßt uns und sagt, dass wir die Box auf den Behandlungstisch stellen sollen.

»Fer is’n dis, und fas macht’n die mit uns? Gibt’s Leckerlis?«, fragt Simon mich.

Ich halte mich mit einer Antwort zurück, um vor der Ärztin und der Helferin nicht wie ein Bekloppter zu wirken, der mit seinen Katzen spricht.

»Die sind ja wirklich noch klein, so was haben wir nicht oft«, sagt die Ärztin gerührt, während sie die Box öffnet und Simon herausholt. Sie tastet die Katze schnell ab, während ihre Helferin auf dem Behandlungstisch ein paar Leckerlis ausbreitet, die sofort Simons Aufmerksamkeit erregen.

»Ui! Essen!«, sagt Simon und strampelt, aber die Ärztin sieht ihr noch schnell in die Ohren und horcht sie ab. Dann schaut sie ihr auf den Hintern.

»Ein kleines Mädchen haben wir hier!«

Ich rolle mit den Augen. »Zum Glück haben wir die Namen vorher ausgesucht.«

Meine Frau seufzt. »Du wolltest gleich irgendwelche Namen aussuchen.«

Garfunkel lugt vorsichtig aus der Box und schnüffelt an den Leckerlis. »Könntet ihr davon welche in die Box packen? Dann muss ich hier nicht raus.«

Fast antworte ich ihr, kann es mir aber gerade noch verkneifen. Dann hat die Helferin sie auch schon gegriffen und herausgenommen. Wenn auch nur unter erheblichem Protest von Garfunkel, die mit ansehen muss, wie Simon über die Leckerlis herfällt.

»So war das aber nicht gedacht!«, sagt Garfunkel, während sie von der Ärztin genauer betrachtet wird.

»Und da haben wir noch ein kleines Mädchen«, sagt sie.

»Toll, jetzt haben wir zwei weibliche Katzen mit Männernamen. Vielleicht hätten wir sie doch Cagney und Lacey nennen sollen.«

»Ist doch egal«, sagt meine Frau.

Am Ende werden beide Katzen noch einmal gewogen. Simon wiegt knapp ein Kilo, Garfunkel liegt zweihundert Gramm darunter.

»Das liegt nur daran, weil man mich nicht an die Leckerlis lässt!«, schimpft sie und wird danach auf den Behandlungstisch gesetzt, wo sie noch einen Haufen Leckerlis kriegt, bevor sie wieder in die Transportbox geschoben wird.

»Impfen fällt leider aus«, sagt die Ärztin. »Erst müssen die Flöhe weg, die sind ja voll davon. Und eine Wurmkur müssen wir mit ihnen auch machen.«

»Hm-mh«, sage ich schwach.

»Ich hoffe für Sie, dass die beiden nicht schon so viel in der Wohnung herumgerannt sind. Die Flöhe haben Sie sonst überall.«

»Hm-mh«, erwidert meine Frau und wirft mir einen Blick zu.

Die Ärztin fährt fort. »Vor allem aus Polstern kriegen Sie die ganz schlecht raus. Die Viecher setzen ihre Eier überall ab, und die können Wochen überleben und schlüpfen, wenn sie von der Katze wieder über das Fell aufgenommen werden.«

Meine Frau und ich schauen uns an. In Gedanken gehen wir die Dinge durch, mit denen die Katzen schon in Berührung gekommen sind:

Teppich? Gleich als Erstes.

Kratzbaum mit kuscheligen Plüschauflagen? Natürlich.

Die Couch? Selbstverständlich.

Unsere Betten? Nein, im Schlafzimmer waren sie noch nicht, Gott sei Dank. Aber wir haben mit ihnen im Schlafanzug gekuschelt. Auch in anderen Kleidern, mit denen wir dann ahnungslos in sämtlichen Zimmern gewesen sind. Die ganze Wohnung ist praktisch kontaminiert.

»Und«, frage ich, »was empfehlen Sie uns? Gleich die ganze Bude mit dem Flammenwerfer bearbeiten oder ...«

»Nein, nein«, schmunzelt die Ärztin, »Sie müssen wahrscheinlich öfter saugen und vielleicht Flohpulver nehmen. Vor allem auch die Möbel aus Stoff, also die Couch oder Stühle. Auch ruhig in den Beutel vom Sauger etwas Pulver geben, damit dort die Flöhe und Eier abgetötet werden, die Sie eingesaugt haben. Und ... nun, Sie müssen natürlich aufpassen, wo Sie die Katzen hinlassen. Oder wohin Sie in Ihrer Kleidung gehen.«