Füsse - Patrick Hofer - E-Book

Füsse E-Book

Patrick Hofer

4,6

Beschreibung

Patrick Hofer (1966) arbeitet seit zwanzig Jahren als Orthopädietechniker mit dem Spezialgebiet Füsse und konnte in dieser Zeit tausende verschiedener Fussprobleme analysieren und behandeln. Er lernte während jener Tätigkeit bereits früh, dass jeder Fall in seiner Zusammensetzung einzigartig ist und die Wechselwirkungen weit über die Füsse hinaus den gesamten Körper betreffen. Der Autor vermittelt auf einfache, verständliche Art die Zusammenhänge von Fussfehlstellungen und Beschwerden und erklärt die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten mit vielen wertvollen Tipps. Das vorliegende Buch soll eine Grundlage bilden, damit Sie besser auf Fussbeschwerden reagieren können. Sie sollen hierdurch sicherer werden, schlussendlich Geld und Zeit sparen und zum passenden Zeitpunkt angemessen handeln können. Es soll mit Gerüchten und Halbwissen aufräumen und Sie zum Experten Ihrer eigenen Füsse machen.

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Seitenzahl: 90

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Die Hände sind die Stellvertreter für das Gehirn, dieFüsse sind die Stellvertreter des Herzens.

Japanisches Sprichwort

Inhalt

Einführung

Kompensation ist alles

Die Fussgewölbe

Der Knickfuss

Der Senkfuss

Der Plattfuss

Der Hohlfuss

Der Spreizfuss

Metatarsalgie oder Morton Neuralgie?

Angst vor dem Hallux?

Hammer- und Krallenzehen

Der Fersensporn

Achillessehnenbeschwerden

Beckenschiefstand oder Beinlängendifferenz

Weitere Fussleiden

Hühnerauge oder Dornwarze

Schwielige Fuss-Sohlen und rissige Fersen

Schneiderballen (Digitus quintus varus)

Eingewachsene Zehennägel

Ermüdungsbruch

Fusshöcker (Silfverskjöld-Exostose)

Der diabetische Fuss

Venenleiden

Arthrose

Rheuma und Gicht

Was haben Knieschmerzen mit den Füssen zu tun?

Fussgymnastik, Einlagen oder doch Operation?

Ist Barfussgehen gesund?

Welche Schuhe sind gesund?

Dämpfende Schuhe

Gehen Sie richtig?

Braucht mein Kind Einlagen?

Einlage ist nicht gleich Einlage

Sensomotorische oder normale Einlagen?

Wo liegen die Grenzen von Einlagen?

Mythen und Märchen

Noch dies zum Schluss

Einführung

Die meisten Menschen interessieren sich erst dann ernsthaft für ihre Füsse, wenn sich diese in Form von Beschwerden zu Wort melden. Dann hört man oft "ich kann das nicht verstehen, ich hatte doch noch nie etwas mit meinen Füssen". Die Logik sagt uns aber, dass es statistisch immer wahrscheinlicher wird, Beschwerden zu bekommen, je länger wir bereits beschwerdefrei gingen.

Die Füsse sind mehr als nur das Ende der Beine!

Unsere Füsse arbeiten dauernd. Sie tragen uns tagtäglich umher, müssen bei jedem Schritt unser Körpergewicht auffangen und das über rund 100’000 Kilometer durch ein Menschenleben. Dies funktioniert nur, wenn das anatomische Wunder Fuss, mit seinen 28 einzelnen Knochen (… ein Viertel aller menschlichen Knochen sind Fussknochen!) und den entsprechend vielen Gelenken, Bändern und Muskeln perfekt zusammenspielt. Einige Menschen entwickeln schon in der Kindheit Abweichungen vom physiologischen (gesunden) "Normalbild" oder diese entstehen im Laufe von Jahrzehnten. Sie leben mit mehr oder weniger umfangreichen Einschränkungen der komplexen Funktionen ihrer Füsse, was sich über kurz oder lang durch Beschwerden äussern kann. Wir packen unsere Füsse meist in unpassende Schuhe und vergessen sie für den Rest des Tages. Wir widmen den Händen und Zähnen oft deutlich mehr Zeit, als wir für die Füsse erübrigen und ärgern uns, wenn das Gehen auf einmal Beschwerden bereitet. Dies ist wirklich nicht fair – oder?

Gleich mehrere Gründe machen die Füsse anfällig für gesundheitliche Probleme:

Unsere Mobilität ist zwingend von diesen "Fortbewegungsorganen" abhängig und sie werden ohne Unterlass gebraucht.

Unsere Füsse vereinen beinahe 30 Gelenke auf engstem Raum, was sie enorm anfällig für Gelenkprobleme macht.

Kein Teil des Skeletts trägt so viel Gewicht.

Sie befinden sich weit vom Herzen entfernt und der Abtransport des "verbrauchten" Blutes muss gegen die Schwerkraft erfolgen.

Die Nervenenden in den Füssen liegen am weitesten vom Gehirn entfernt.

Die Füsse als "Hilfsnieren des menschlichen Körpers" dienen der Ausscheidung von Schadstoffen.

Sie werden oft vernachlässigt und ganztägig in teils ungeeignete Fussbekleidung gesteckt.

Das vorliegende Buch soll Ihnen eine Grundlage geben, um besser auf Fussbeschwerden reagieren zu können. Sie sollen damit sicherer werden und schlussendlich Geld und Zeit sparen, wenn Sie zum passenden Zeitpunkt angemessen handeln. Ich will mit Gerüchten und Halbwissen aufräumen und Sie zum Experten Ihrer eigenen Füsse machen.

Um Sie nicht zu langweilen, verzichte ich auf endlose Abhandlungen über Anatomie und Physiologie des Fusses. Ich werde stattdessen mit wenigen Fachausdrücken, das Wichtige erklären.

Kurz zu meiner Person: Ich arbeite seit über zwanzig Jahren als Orthopädietechniker mit dem Spezialgebiet Füsse und konnte in dieser Zeit Tausende verschiedener Fussprobleme analysieren und behandeln. Ich lernte bereits früh, dass jeder Fall in seiner Zusammensetzung einzigartig ist und die Wechselwirkungen weit über die Füsse hinaus den gesamten Menschen betreffen. In unserem Unternehmen laden wir die Kunden jährlich zu einer kostenlosen Nachkontrolle ihrer Schuheinlagen ein, damit wir den Erfolg der Arbeit laufend überprüfen können. Dadurch sind wir in der Lage stetig dazu zu lernen und Problemlösungen weiter zu verfeinern. Dieses Vorgehen generiert einen enormen Lerngewinn und wachsende Fähigkeiten in der Behandlung von Fussproblemen. Obwohl es auch mal nötig ist, die bestehenden Einlagen anzupassen und zu verbessern, können wir mit der vielseitigen Erfahrung die meisten Probleme auf Anhieb schnell und effizient lösen und zudem unseren Kunden zuverlässige Tipps im Umgang mit ihren Fussproblemen geben.

Wichtig: Der Inhalt des vorliegenden Buches beruht auf meinen jahrelangen Erfahrungen und dient ausschliesslich Ihrer Information. Es ist weder wissenschaftlich bewiesen noch ersetzt es die Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt. Verlässliche Entscheidungsgrundlage für die Anwendung von Hilfsmitteln oder Therapien kann nur die entsprechende Diagnose durch einen Arzt oder Orthopädietechniker sein. Trotz sorgfältiger Recherchen kann ich keine Gewährleistung für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Genauigkeit und Aktualität sämtlicher Informationen in diesem Buch geben. Haftungsansprüche in jeglicher Form und Weise, die sich durch die Anwendung und Umsetzung von Informationen aus diesem Buch ergeben könnten, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Ich freue mich jedoch über die Zusendung Ihrer eigenen Erfahrungen und Anregungen.

Trauen Sie niemandem der behauptet alles zu wissen, seien Sie kritisch und vertrauen Sie Ihrer eigenen Intuition.

Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen!

Begriffserklärung

Damit Sie mich richtig verstehen, Nachfolgendes zur Erklärung: Mit aussen (lateral) ist vom Körper weg gemeint und mit innen (medial) gegen die Körpermitte hin. So ist zum Beispiel die Grosszehe innen gelegen und die Fünfte, also die Kleinzehe bei beiden Füssen aussen.

Kompensation ist alles

Zu Beginn möchte ich Ihnen etwas ausgesprochen Wichtiges aufzeigen: Körperliche Beschwerden entstehen dann, wenn unser Organismus Mängel oder Defizite nicht mehr ausreichend selber kompensieren kann. In der Medizin spricht man hierbei von "Dekompensation". Was bedeutet das?

Kurz vorweg: Ich versuche dieses wichtige Thema so einfach wie möglich zu erklären, lesen Sie aber bitte den Abschnitt gleich zwei Mal durch, weil das Folgende absolut fundamental für das Verständnis des gesamten Themas ist.

Mankos, wie zum Beispiel eine effektive Beinlängendifferenz oder Achsfehlstellungen in Füssen und Beinen können über Jahre unbemerkt bleiben, weil sie keinerlei Beschwerden verursachen. Der Körper gleicht solche Mängel laufend aus, und erst wenn dies nicht mehr ausreichend gelingt, meldet die betroffene Stelle dem Gehirn in Form eines Schmerzreizes: "Hier stimmt etwas nicht!" Eine derartige Dekompensation äussert sich meistens durch eine Überbelastung von einzelnen Strukturen wie Muskeln, Sehnen oder Gelenken, die mit der Kompensierung überfordert sind. Eine solche Überbelastung resultiert aus einem Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastbarkeit. Wenn wir mit unserem Verhalten dem Körper helfen und jenes Ungleichgewicht ausgleichen wollen, bleiben uns dafür zwei Möglichkeiten: Wir können bei der Belastung ansetzen oder die Belastbarkeit verbessern. Es empfiehlt sich zweifellos an beiden Seiten zu arbeiten, denn dadurch ergeben sich die besten Ergebnisse.

Wie machen wir das? Die Belastung reduzieren wir, spontan und meist unbewusst, einfach durch Schonung. Wir schalten einen Gang runter, reduzieren die Aktivitäten, hinken und setzen uns häufiger, verzichten vorübergehend auf Sport, gehen nicht zur Arbeit und so weiter. Dieses Verhaltensmuster kennen wir seit der frühen Kindheit und es funktioniert meistens ganz gut. Leider glauben wir aber den Anforderungen des Alltags uneingeschränkt gerecht werden zu müssen und erlauben uns, trotz Schmerzen, nicht den Körper zu schonen. Eine Fehleinstellung die allzu häufig zu ernsthaften und chronischen Beschwerden führt.

Wie wir bereits als Kind lernten: "Es wird nicht gejammert".

Die Schmerzen resultieren oft aus einer Entzündung, mit welcher der Körper auf eine Überbelastung oder Mikroverletzungen reagiert. Mit dieser Reaktion wird aber die Belastbarkeit noch weiter reduziert, sodass noch mehr Entlastung in Form von Schonung notwendig wird, um die Entzündung abklingen zu lassen. Wir merken uns also: Schmerzen vorbeugend zu verhindern ist wesentlich einfacher, als sie wieder los zu werden, wenn sie einmal da sind!

Eine weitere Möglichkeit die Belastung zu reduzieren besteht darin, die Belastungsphasen zu verkürzen und in häufigere, kürzere Abschnitte aufzuteilen, also Pausen zu machen. Externe Hilfsmittel, wie zum Beispiel Fahrzeuge anstelle des Gehens, Bandagen, Orthesen oder Krücken bei der Fortbewegung zu verwenden, sind weitere Alternativen die Belastung zu begrenzen. Allenfalls schicken wir auch vorübergehend unseren Partner mit dem Hund Gassi und verzichten auf die Wanderung am Wochenende, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Die Belastbarkeit erhöhen wir, indem wir besser geeignete Schuhe wie zum Beispiel Wanderschuhe oder speziell weiche Schuhe tragen. Enorm viel erreicht man durch das Anpassen orthopädischer Einlagen nach Mass, welche aber genau auf das Problem abgestimmt sein müssen. Wir können auch verlängerte Regenerationsphasen einbauen und besser auf eine ausgewogene Ernährung achten. Langfristig erhöhen wir die Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit mithilfe eines Trainings. Mit gezielten Übungen fördern wir die Beweglichkeit und kräftigen einzelne Muskelgruppen, woraus eine nachhaltige Steigerung der Kompensationsfähigkeit resultiert. Ein Training hilft aber erst nach einiger Zeit intensiven Engagements und erfordert deshalb Selbstdisziplin und Geduld.

In wenigen Fällen ist die Belastbarkeit durch eine Grunderkrankung herabgesetzt, ich denke da zum Beispiel an rheumatische Erkrankungen oder Diabetes mellitus. Bei diesen Voraussetzungen sind Masseinlagen, meiner Meinung nach, ein Muss.

Selbstverständlich können wir auch den Körper austricksen, in dem wir schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente in Form von Tabletten, Spritzen, Pflastern und Salben einsetzen. Wie wir inzwischen wissen, ist dies als alleinige Lösung und über längere Zeit keine empfehlenswerte Option, da wir hierdurch nur das Warnsignal unseres Körpers ausschalten. Wenn wir nicht angemessen auf die Schmerzen reagieren, ist der Körper gezwungen die entzündliche Reaktion und damit die Schmerzen zu verstärken, um uns unmissverständlich davon abzuhalten, die überbelasteten Stellen weiter zu beanspruchen. Durch dieses Mittel will der Organismus dauerhafte Schäden an den betroffenen Partien verhindern. Eine überforderte Sehne kann zum Beispiel reissen, Knochen vor Ermüdung spontan brechen und gestresste Gelenke Knorbelschäden davon tragen.

Fragten Sie sich auch schon einmal, weshalb wir mit zwanzig Jahren weniger an körperlichen Problemen leiden als mit sechzig? Sie kennen die Antwort nun, es liegt an der Fähigkeit, zu kompensieren. Die Muskeln werden schwächer, das Bindegewebe verliert an Elastizität und die Zeit, die der Körper zur Regeneration (idealerweise Maximum eine Nacht) braucht, steigt an. So kommt es häufiger zu Dekompensationen und die Anfälligkeit nimmt zu - ein Teil des Alterungsprozesses, der ab circa dem 25. Lebensjahr kontinuierlich fortschreitet. Normalerweise reagieren wir darauf mit einer Reduktion der Belastung, durch Verringerung der Aktivitäten bis hin zum Ruhestand. Ach übrigens: Mit angemessenem Training kann man diesen Vorgang bremsen, wenn auch nicht ganz verhindern.