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Erfahren Sie alles über Ihrer Füsse, die Sie zwar ein Leben lang begleiten, sich aber erst zu Wort melden, wenn es ihnen nicht mehr gut geht. Patrick Hofer arbeitet seit über 25 Jahren als Orthopädietechniker mit dem Spezialgebiet Füsse und konnte in der Zeit tausende verschiedener Fussprobleme analysieren und behandeln. Er vermittelt auf einfache, unterhaltsame Art und liefert viele wertvolle Tipps. Der Autor nimmt Sie auf eine Reise mit zu den Füssen. Zu der Geschichte der Füsse, die vor allem eine Geschichte des Gehens ist. Sie werden Erzählungen mit und um Füsse hören, den Zusammenhängen bei der Entstehung von Fussschmerzen begegnen und die grossartige Konstruktion der Füsse kennenlernen. Bei dieser Reise werden Sie anschliessend konkret die wichtigsten Beschwerdebilder besuchen, erfahren, was Sie dagegen tun können, und ein wenig über Schuhe und barfuss gehen lernen. Zu guter Letzt bringt er Ihnen sein Lieblingsthema Schuheinlagen näher und erzählt Ihnen so dies und das über die Geheimnisse Ihrer Füsse. Kommen Sie mit und lernen Sie Ihre Füsse richtig kennen!
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Seitenzahl: 278
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Die Hände sind die Stellvertreter für das Gehirn, die
Füsse sind die Stellvertreter des Herzens.
Japanisches Sprichwort
Eine Reise zu den Füssen
Eine kurze Episode
Die Geschichte des Gehens
Fussgeschichten
Kompensation ist das Rezept
Schmerzen vermeiden
Finden Sie die Zusammenhänge
Gesundheit beginnt im Kopf
Schmerzursache: Instabilität oder Kontraktur
Die Fussgewölbe
Der Knickfuss
Der Senkfuss
Der Plattfuss
Der Hohlfuss
Der Spreizfuss
Metatarsalgie (Mittelfussschmerzen)
Wanderlust
Morton Neurom
Angst vor dem Hallux?
Hallux rigidus
Sesamoiditis (Entzündung der Sesambeine)
Schneiderballen
Hammer- und Krallenzehen
Metatarsalfraktur
Morbus Köhler II
Die Behandlung von Vorfussschmerzen
Die Ferse und ihre Schwächen
Gesucht: Facharzt für Fersen
Untere Fersenschmerzen
Fersensporn
Entzündung der Plantarfaszie (Fasciitis plantaris)
Obere Fersenschmerzen
Haglund-Syndrom (Haglundferse)
Achillessehnenbeschwerden (Achillodynie)
Schleimbeutelentzündung (Achillobursitis)
Risikofaktoren für Fersenschmerzen
Apophysitis calcanei (bei Kindern)
Weitere Gründe für Fersenschmerzen
Die Behandlung von Fersenschmerzen
Häufige Fehler
Endlich keine Rückenschmerzen mehr
Beckenschiefstand oder Beinlängendifferenz
Die Knie-Operation ist kein Thema mehr
Was haben Knieschmerzen mit den Füssen zu tun?
Arthrose
Kleiner Schmerz mit schwerwiedenden Folgen
Tibialis posterior Syndrom
Ganglion
Hyperkeratose (schwielige Haut)
Fusspilz
Nagelpilz
Hühnerauge oder Dornwarze
Morbus Ledderhose
Fremdkörpergranulom
Diabetisches Fusssyndrom
Neuropathie (Erkrankung der Nerven)
Burning Feet Syndrom
Venenleiden
Rheuma und Gicht
Fussgymnastik, Einlagen oder doch Operation?
Ist Barfussgehen gesund?
Welche Schuhe sind gesund?
Dämpfende Schuhe
Gehen Sie richtig?
Braucht mein Kind Einlagen?
Mythen und Märchen
Einlage ist nicht gleich Einlage
Worauf Sie beim Kauf von Einlagen unbedingt achten sollten.
Die häufigsten Fehler bei der Herstellung von Schuheinlagen
Sensomotorische oder normale Einlagen?
Wo liegen die Grenzen von Einlagen?
Stinkfüsse durch zuviel Hygiene?
Fussbad
Ernährung
Fusstraining
Medikamente
Wann Sie zum Arzt gehen sollten
Was die Füsse verraten
Noch dies zum Schluss
Sie haben vorne angefangen! Das beeindruckt mich.
Gerade bei einem Buch wie diesem, mit vielen Informationen zu einzelnen Themen, könnte man schnell dazu verleitet werden, irgendwo in der Mitte einzusteigen.
Vielleicht halten Sie dieses Buch in Händen, weil Sie konkrete Fussbeschwerden haben? Möglicherweise möchten Sie indessen vorbeugend oder berufsbedingt mehr über Füsse lernen.
Ich möchte Sie auf eine Reise mitnehmen. Eine Reise zu Ihren Füssen. Es ist keine Fernreise - sozusagen Ferien im eigenen Land. Denn obwohl die Füsse zu Ihnen gehören, sind sie doch vom Kopf so weit entfernt, dass sie oft vergessen gehen. Mit diesem Buch sollen sie neu entdeckt werden!
Unsere Reise führt uns zu der Geschichte der Füsse, die vor allem eine Geschichte des Gehens ist. Sie werden Erzählungen mit und um Füsse hören, den Zusammenhängen bei der Entstehung von Fussschmerzen begegnen und die grossartige Konstruktion der Füsse kennenlernen. Bei unserer Reise werden Sie anschliessend konkret die wichtigsten Beschwerdebilder besuchen, erfahren, was Sie dagegen tun können und ein wenig über Schuhe und barfuss gehen lernen. Zu guter Letzt bringe ich Ihnen mein Lieblingsthema Schuheinlagen näher und erzähle Ihnen so dies und das über die Geheimnisse unserer Füsse.
Kommen Sie mit und lernen Sie Ihre Füsse richtig kennen!
"Endlich! Wieder einmal nur da liegen und die Sonne geniessen".
"Ein bisschen heiss ist es hier aber schon".
"Immer hast du etwas zu meckern!"
"Ist doch wahr, in diesem Sand wird man regelrecht gebraten."
"Während unserer letzten Ferien wurden wir die ganze Zeit in diese Leder-Panzer eingezwängt, mussten ununterbrochen schuften und durften nie an die frische Luft! Dagegen ist dies hier das reinste Paradies."
"Oh Gott ja! Damals wollte sie unbedingt mit uns in die Berge. Schrecklich! Bei jeder Wanderung hat es mir nach zwei Stunden diesen Nerv eingeklemmt. Ich konnte nicht mehr weiter gehen, das tat höllisch weh!"
"Ach, du wolltest doch bloss aus den Wanderschuhen raus. Kaum war der Schuh weg, war alles wieder gut. Das hat dir doch keiner geglaubt."
"Was weist du schon! Ich kann ohnehin nicht begreifen, weshalb es bei dir nicht geschmerzt hat. Und überhaupt, das sind doch keine Ferien, wenn man jeden Tag stundenlang wandert. Das Gleiche im Winter. Diese Plastikschalen sind noch schlimmer."
"Eben, ich sage es doch, geniesse diesen Strand. Etwas Besseres kann unsereins gar nicht passieren."
"Wenn nur dieses Rumgehopse jede Nacht nicht wäre. Ich frage mich, was sie mit diesen Bleistiftabsätzen eigentlich erreichen will - sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste und ein bisschen Rücksicht auf uns nehmen, wäre wohl nicht zu viel verlangt. Machen wir doch seit Jahren immer brav mit, was ihr so einfällt."
"Kannst du dich noch erinnern, als ich vor zwei Jahren in dieses Loch gefallen bin. Alles wurde blau und der Arzt hat mir diese schreckliche Schiene verpasst. Drei Monate lang tat das weh und alles nur, weil sie ständig diese Modeschuhe tragen muss. Man sollte meinen, dass sie in ihrem Alter vernünftiger geworden sei."
"Einen weiteren Vorteil hat dieser Urlaub auch noch. Wie sie uns gepflegt und gestylt hat, bevor wir losfuhren. Sonst kümmert sie sich kaum um uns und plötzlich dies. Einen Haufen Geld hat das gekostet, ich habe gesehen, wie viel sie dafür bezahlen musste."
"Das hat sie ja nicht uns zu liebe getan. Sie will doch bloss, dass wir in der Öffentlichkeit gut aussehen."
"Ich würde auch gerne nach den Ferien hie und da ein entspannendes Bad nehmen."
Uii ja! Mit ein paar Tropfen eines gut duftenden ätherischen Öles im Wasser, das wäre super. Du wirst jedoch sehen, sobald wir wieder zuhause sind, werden wir wieder nicht mehr beachtet und nur noch gebraucht."
"So ist es. Und wenn wir mal nicht mehr mögen, rennt sie gleich zum Arzt, statt uns zu fragen, was uns fehlt."
"Die Menschen haben einfach keinen Bezug mehr zu unsereins, Ihren Füssen."
"Spreizfüsse sollen wir sein, hat der Arzt gesagt. Was heisst das schon, der will uns mit Millionen anderen in eine Schublade stecken. Wo bleibt denn da die Individualität?"
"Er hat ihr Einlagen empfohlen, aber sie will ja nicht. Hat wohl Angst, dass sie mit den Einlagen ihre Schuhe nicht mehr tragen kann. Das ist doch völlig unbegründet, heutzutage kann man die ja ganz dünn machen und in alle Schuhe einpassen."
"Ich glaube das weiss sie schon, aber sie befürchtet doch, dass ihr der Orthopädie-Techniker sagt, sie solle diese furchtbaren Schuhe nicht mehr tragen. Du kennst sie doch - die Eitelkeit."
"Aber solche Masseinlagen, speziell für uns gefertigt, das wäre doch cool. Das wünsche ich mir schon lange, etwas Unterstützung und Entlastung, und schön weich. Aber sie denkt wie immer nur an sich."
"Wir könnten ja so tun, als ob wir Schmerzen hätten, dann muss sie handeln?"
"Uii ja! Gute Idee. Ich tue einfach so, als wenn meine Ferse schmerzen würde, und laufe nur noch auf dem Vorfuss. Mal sehen, wie sie dann reagiert." "Meinst du nicht, dass sie das durchschaut, wenn wir simulieren?"
"Nein, das fällt doch nicht auf. Wir sind so weit weg von ihrem Kopf und es gibt so viele Füsse mit Fersenschmerzen. Meistens ist es sogar ein Fersensporn, den sehr viele Menschen haben auch ohne, dass es ihnen wehtut. Wenn der Arzt dann röntgt, findet er wahrscheinlich auch bei uns einen Fersensporn und besteht darauf, dass sie nun endlich Einlagen machen lässt. Was hältst du von dem Plan?"
"Super! So machen wir es! Aber warten wir noch bis nach den Ferien, hier am Meer, ist es wirklich superschön. Das können wir dann durchziehen, bevor die Skisaison beginnt."
"Okay, dann können wir sie vielleicht auch davon abhalten uns wieder in diese schrecklichen Skischuhe zu quetschen. Ich mag gar nicht daran denken!"
"Da fällt mir gerade ein: es gibt doch spezielle Gymnastikübungen für die Füsse. Was machen wir, wenn der Arzt oder der Orthopädie-Techniker ihr diese Übungen empfehlen?"
"Stimmt! Dann müssen wir noch mehr schuften, das möchte ich aber unbedingt vermeiden."
"Ich glaube, die Fussübungen macht sie nicht lange. Nach ein paar Tagen hat sie bestimmt wieder die Lust daran verloren und lässt uns wieder in Ruhe. Das kennen wir doch schon an ihr."
"Da kann ich dir nur recht geben. Damals als sie diesen Spleen mit dem Fitnessstudio hatte, ging es auch nur ein paar Wochen, bis es ihr verleidete und sie nicht mehr hinging."
"Die Faulheit der Menschen kommt auch uns zugute. Obwohl dieses Rumsitzen und mit dem Auto fahren viele Probleme verursacht, wie zum Beispiel Krampfadern."
"Schauen wir mal, vielleicht wird es ja lustig mit den Fussübungen, wer weiss."
Diese Kurzgeschichte sollte Ihnen die Perspektive unsere Füsse näher bringen. Die meisten Menschen interessieren sich bedauerlicherweise erst dann ernsthaft für ihre Füsse, wenn sich diese in Form von Beschwerden zu Wort melden. Dann hört man oft "ich kann das nicht verstehen, ich hatte doch noch nie etwas mit meinen Füssen". Die Logik sagt uns aber, dass es statistisch immer wahrscheinlicher wird, Beschwerden zu bekommen, je länger wir bereits beschwerdefrei gingen.
Unsere Füsse arbeiten dauernd. Sie tragen uns tagtäglich umher, müssen bei jedem Schritt unser Körpergewicht auffangen und das über rund 100’000 Kilometer durch ein Menschenleben. Dies funktioniert nur, weil das anatomische Wunder Fuss, mit seinen 28 einzelnen Knochen (… ein Viertel aller menschlichen Knochen sind Fussknochen!) und den entsprechend vielen Gelenken, Bändern und Muskeln, perfekt zusammenspielt.
Einige Menschen entwickeln schon in der Kindheit Abweichungen vom physiologischen (gesunden) "Normalbild" oder diese entstehen im Laufe von Jahrzehnten. Sie leben mit mehr oder weniger umfangreichen Einschränkungen der komplexen Funktionen ihrer Füsse, was sich über kurz oder lang durch Beschwerden äussern wird.
Wir packen unsere Füsse meist in unpassende Schuhe und vergessen sie für den Rest des Tages. Wir widmen den Händen und Zähnen oft deutlich mehr Zeit, als wir für die Füsse erübrigen und ärgern uns, wenn das Gehen auf einmal Beschwerden bereitet.
Ist dies gerecht, was meinen Sie?
Gleich mehrere Gründe machen die Füsse anfällig für gesundheitliche Probleme:
Unsere Mobilität ist zwingend von diesen "Fortbewegungsorganen" abhängig und sie werden ohne Unterlass gebraucht.
Unsere Füsse vereinen beinahe 30 Gelenke auf engstem Raum, was sie enorm anfällig für Gelenkprobleme macht.
Kein Teil des Skeletts trägt so viel Gewicht.
Sie befinden sich weit vom Herzen entfernt und der Abtransport des "verbrauchten" Blutes muss maximal gegen die Schwerkraft erfolgen.
Die Nervenenden in den Füssen liegen am weitesten vom Gehirn entfernt.
Die Füsse als "Hilfsnieren des menschlichen Körpers" dienen der Ausscheidung von Schadstoffen.
Sie werden oft vernachlässigt und ganztägig in teils ungeeignete Fussbekleidung gesteckt.
Das vorliegende Buch soll Ihnen eine Grundlage geben, um besser auf Fussbeschwerden reagieren zu können. Sie sollen damit sicherer werden und schlussendlich Geld und Zeit sparen, wenn Sie zum passenden Zeitpunkt angemessen handeln. Ich will mit Gerüchten und Halbwissen aufräumen und Sie zum Experten Ihrer eigenen Füsse machen.
Um Sie nicht zu langweilen, verzichte ich auf endlose Abhandlungen über Anatomie und Physiologie des Fusses. Ich werde stattdessen mit wenigen Fachausdrücken das Wichtige erklären und mit unterhaltsamen Geschichten untermalen.
In der Astrologie sind die Füsse traditionell dem Tierkreiszeichen "Fische" zugeordnet. Damit bin ich schon durch meine Geburt im Sternzeichen Fische für das Thema Füsse bestimmt.
Ich arbeite seit über 25 Jahren als Orthopädie-Techniker mit dem Spezialgebiet Füsse und konnte in dieser Zeit tausende verschiedener Fussprobleme analysieren und behandeln. Ich lernte bereits früh, dass jeder Fall in seiner Zusammensetzung einzigartig ist und die Wechselwirkungen weit über die Füsse hinaus den gesamten Menschen betreffen. In dem Unternehmen, in dem ich arbeite, laden wir die Kunden jährlich zu einer kostenlosen Nachkontrolle ihrer Füsse und Schuheinlagen ein, damit wir den Erfolg der Arbeit laufend überprüfen können. Dadurch sind wir in der Lage stetig dazuzulernen und Problemlösungen weiter zu verfeinern. Dieses Vorgehen generiert einen enormen Lerngewinn und damit wachsende Fähigkeiten in der Behandlung von Fussproblemen.
Wichtig: Der Inhalt des vorliegenden Buches beruht auf meinen jahrelangen Erfahrungen und dient ausschliesslich Ihrer Information. Es ist weder wissenschaftlich bewiesen noch ersetzt es die Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt. Verlässliche Entscheidungsgrundlage für die Anwendung von Hilfsmitteln oder Therapien kann nur die entsprechende Diagnose durch einen Arzt sein.
Trotz sorgfältiger Recherchen kann ich keine Gewährleistung für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Genauigkeit und Aktualität sämtlicher Informationen in diesem Buch geben. Haftungsansprüche in jeglicher Form und Weise, die sich durch die Anwendung und Umsetzung von Informationen aus diesem Buch ergeben könnten, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Ich freue mich jedoch über die Zusendung Ihrer eigenen Erfahrungen und Anregungen.
"Trauen Sie niemandem, der behauptet alles zu wissen, seien Sie kritisch und vertrauen Sie Ihrer eigenen Intuition."
Wir Menschen sind das, was wir sind aufgrund unserer Füsse! Sie glauben ich übertreibe?
Die Füsse und der damit ermöglichte aufrechte Gang dienten unserer Entwicklung tatsächlich wie eine Triebfeder. Dieser Fakt, der zunächst einmal verwundert, ist in der Tat der Schlüssel um den vernunftbegabten, intelligenten Menschen hervorzubringen, der dieses Buch gerade liest.
Es stellt sich nämlich die bedeutsame Frage: Warum entwickelten sich aus den afrikanischen Menschenaffen aufrecht gehende Menschen?
Die ersten Fussgänger traten bereits vor 6 bis 7 Mio. Jahren in Erscheinung. Als eine der ersten Fussgängerinnen gilt "Ardi". Diese 4,4 Mio. Jahre alte Vertreterin der Spezies Ardipithecus ramidus konnte wohl bereits auf zwei Beinen gehen, zumindest lassen die Skelettfunde aus Äthiopien diesen Schluss zu. Die Untersuchung des rekonstruierten Beckens deutet darauf hin, dass die gut 51 Kilo schwere Frau bereits durchgehend den aufrechten Gang praktizierte. Ebenfalls wiesen ihre Füsse weit abspreizbare grosse Zehen auf, über die heutigen Schimpansen und Gorillas nicht verfügen.
Doch warum "entriss" die Evolution den Hominiden den um- und unfallsicheren vierbeinigen Gang, und stattete sie dagegen mit der vergleichsweise instabileren Zweibeinigkeit aus?
Erhebliche globale Klimaveränderungen zwangen die, teilweise in Bäumen lebenden Menschenaffen, die Wälder zu verlassen und weite Strecken zu überwinden.
Während sich die Regenwälder allmählich lichteten, rückten die Nahrungsquellen und Hangelmöglichkeiten zu weit auseinander, um von den Menschenaffen in gewohnter Weise genutzt werden zu können. Der Frühmensch drang als erster Primat vor allem deshalb auf zwei Beinen in die freie Ebene vor, um die in der Savanne lebenden Säugetiere zu erlegen. Dies wiederum war nur möglich, weil die Fortbewegung von den Händen völlig unabhängig wurde.
Der damit erreichte Verzehr proteinhaltigen Fleisches begünstigte die Still- und Entwicklungszeiten des Nachwuchses, förderte Kinderreichtum und insbesondere die Intelligenz.
In abertausenden von Generationen entwickelten sich so, zahlreiche Formen von aufrechtgehenden Frühmenschen. Nur eine davon, der vor ca. 200'000 Jahren erschienene Homo sapiens, konnte bis heute überleben.
Der aufrechte Gang erwies sich als der entscheidende Schritt, zu den gravierenden Veränderungen im Körperbau, die zum Menschen führten. Und die Veränderungen waren tatsächlich enorm. Viele Tiere übertreffen uns in einzelnen Fortbewegungstechniken. In der Vielseitigkeit sind wir jedoch die Meister. Ein normaler Erwachsener kann ohne besonderes Training, was kein Tier schafft: 25 Kilometer am Stück wandern, 150 Meter schnell sprinten, 1'500 Meter zügig joggen, auf einen hohen Baum klettern, über einen zwei Meter breiten Graben springen, zwei Meter tief tauchen und 200 Meter einigermassen flott schwimmen. Während unsere Schwimmfähigkeit wesentlich davon abhängt, dass denkende Menschen die entsprechenden Techniken entwickelt haben, ist die Fähigkeit zu laufen uns von Natur aus gegeben. Das Laufen ist ein zentraler Bestandteil unserer Natur.
Die herausragendste körperliche Fähigkeit des Menschen ist es jedoch, weite Strecken in hohem Tempo zurückzulegen, was kein Tier schafft. Die durch die Zweibeinigkeit entstandene körperliche Vielseitigkeit korrespondiert mit der geistigen Leistungsfähigkeit. Die freien Hände während der Fortbewegung beflügelten sozusagen den Einfallsreichtum und ermöglichten, mit der Zeit, den modernen Menschen.
Die weite Teile Afrikas besiedelnden Hominiden waren offenbar nicht nur gewohnheitsmässige Fussgänger, sie erweisen sich rückblickend auch als ungemein ausdauernde Wanderer und Langstreckenläufer. Vor ca. 1,9 bis 1,5 Mio. Jahren entschlossen sich Gruppen, die wohl bereits mit Feuer umgehen konnten, ihre angestammten Lebensräume in Ostafrika zu verlassen und andere Gegenden zu erkunden.
Zwar wissen wir nicht warum, wissen nicht, ob sie wirklich die ersten Migranten waren, und ebenso nicht, wie viele sie waren. Jedoch wie enorm weit sie ihre Füsse trugen, ist hinlänglich erforscht: bis nach China – eine Strecke von mindestens 13'000 km!
Die fünf in der Dordogne gefundenen Skelette, der sogenannten Cro-Magnon-Menschen, deuten auf die Ankunft des anatomisch modernen Menschen, des Homo sapiens sapiens, in Südfrankreich und Nordspanien vor rund 40'000 Jahren hin. Nach der letzten Eiszeit vor gut 15'000 Jahren erfolgte dann die Besiedelung Nordeuropas – zahlreiche hinterlassene Werkzeuge, Waffen, Skulpturen und beeindruckende Felsbilder zeugen davon. Zu jener Zeit hatten die Füsse eine Homo sapiens-Gruppe bis nach Sibirien getragen. Wahrscheinlich wanderten sie von dort über die trockengefallene Beringstrasse bis auf den amerikanischen Kontinent. Jedenfalls dürfte es kein Zufall gewesen sein, dass vor 11'000 Jahren gut zwei Drittel aller nordamerikanischen Grosssäuger "plötzlich" ausstarben.
Bis in der Jungsteinzeit, vor spätestens 10'000 Jahren, hatten die modernen Menschen, dank Sprache, Bekleidung und dem Bau von Unterkünften, bis auf die Antarktis und ein paar abgelegenen Inseln, alle Landmassen der Erde unter ihre Füsse gebracht.
Die jägerischen Steinzeitmenschen kamen auf Tageskilometerleistungen von bis zu 40 km und nomadisierten im Verlaufe des Jahres weite Gegenden.
Eine Art Initialzündung bewirkte die aus dem Nahen Osten stammenden Erfindungen des Ackerbaus und der Viehzucht. Zum allerersten Mal hatte eine Spezies angefangen, die Umwelt und das Ökosystem zu kontrollieren. Der Mensch machte sich daran die Welt für immer zu verändern.
In einer Hinsicht änderte sich aber für den Menschen nichts: Für die nächsten Jahrtausende kam er weiterhin nur zu Fuss voran. Obwohl die unnötig gewordene Jagt und die Sesshaftigkeit zunächst die Wanderungen der Menschen reduzierten, kam schon bald der Handel auf, der die Märsche der Menschen wieder vorantrieb.
In dieser Zeit entstanden die ersten Wege und Strassen, welche die Siedlungen verbanden. Als bislang älteste bekannte Handelsroute Europas gilt die Feuersteinstrasse zwischen Bayern und Böhmen. Viertausend vor Christus erlangte dann die Kupferstrasse, die vom nördlichen Alpenvorland über den Alpenhauptkamm nach Verona führte, zunehmend an Bedeutung. Auf Ihr wurden unter anderem italienischer Feuerstein sowie Kupfer aus dem Tirol transportiert. Ihr heute berühmtester Begeher war Ötzi, der damals mit einer Rückentrage unterwegs war. Die Lasten wurden von unseren Vorfahren tagelang über hunderte Kilometer hinweg getragen. Die frühen Handelsrouten waren nicht viel befahrene, sondern viel begangene Wege. Die Römer bauten schliesslich die ersten richtigen Strassen, von denen es heute noch einige Abschnitte gibt.
Trotz des Aufkommens erster Landverkehrsmittel wie Trag- und Reittiere, Schlitten, Karren, Sänften und Wagen, blieb die Fortbewegung per pedes für die in Mitteleuropa lebende Bevölkerung die Regel. Sie blieb es im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Selbst nach dem Aufkommen deutlich verbesserter Postkutschendienste und Eisenbahnverbindungen, mussten die Menschen schon aus finanziellen Gründen die täglichen Wege wie seit jeher zu Fuss bewältigen. Vom Beginn unserer Zeitrechnung an bis ins Industriezeitalter bestimmte die menschliche und tierische Schrittgeschwindigkeit die Fortbewegung über Land.
Sogar bis ins 19. Jahrhundert ging die Masse des Volkes zu Fuss, weil sie sich "nichts Besseres" leisten konnte. Viele Menschen reisten gar barfuss, aus Armut, wegen der Hitze und des unbequemen Schuhwerks. Fahren und Reiten waren ein Privileg, welches nur wenigen zustand.
Nachdem 200'000 Jahre lang das zu Fuss gehen die natürliche Fortbewegung war, ist es seit wenigen Jahren nahezu ein Luxus zu laufen. Unser Alltag ist geprägt vom Sitzen und Stehen. Ob am Arbeitsplatz, in Fahrzeugen oder zu Hause. Gegangen wird allenfalls noch in der Freizeit. Menschen tragen Schrittzähler mit sich, um auf wenigstens ein paar tausend Schritte pro Tag zu kommen.
Wohin dies wohl noch führen mag?
Hätten Sie gedacht, dass die Freiheitsstatue, die auf Liberty Island vor New York schon seit 1886 alle Einwanderer und Reisenden begrüsst, die Schuhgrösse 1'200 aufweist.
Füsse hatten schon immer eine geheimnisvolle Bedeutung für den Menschen. Lange Zeit galt es als unschicklich, seine nackten Füsse zu zeigen. Bis ins letzte Jahrhundert hinein machten sich viele Männer einen Spass daraus, bei Regen spazieren zu gehen. Warum dies?
Nur zu diesem Zeitpunkt, wenn die Damen wegen des schlechten Wetters ihre Röcke hochheben mussten, bot sich die Gelegenheit, nackte Füsse und Beine zu sehen.
Allein das Wahrnehmen galt als unanständig. Darüber hinaus schürte das sichtbar Gewordene das Interesse am noch Verhüllten und verstärkte den sinnlichen Reiz.
Die Spanierinnen des 16. und 17. Jahrhunderts spielten durchaus mit den Reizen ihres Oberkörpers, doch ein Fremder durfte keinesfalls einen Blick auf ihre Füsse erhaschen. Ihre Röcke reichten deshalb bis auf den Boden.
Als die US-Amerikanerin Isadora Duncan 1905 mit Berliner Schülerinnen auftrat, verbot die Polizei die Aufführungen zunächst, weil die Tänzerinnen barfuss waren; später wurden Auftritte in geschlossenen Veranstaltungen geduldet.
Im Lauf der Zeit sind elementare Vorstellungen zum Thema Füsse in Mythen und Märchen eingeflossen, die zeigen, welch bedeutende Rolle ihnen zukommt. In Metaphern, Sagen, Aphorismen, Mythen und Geschichten finden sich unzählige Beispiele dafür, dass die Füsse mehr als nur ein Bewegungsorgan, sondern tragendes wegweisendes Lebenselement sind. Ich will Ihnen hier ein paar dieser Storys nacherzählen, wenn Sie keine Märchen mögen, hüpfen Sie einfach zum nächsten Kapitel:
Weltbekannt ist die kleine Meerjungfrau, die sich sehnsüchtig Füsse wünschte und dafür einen hohen Preis bezahlte.
Sie ist die jüngste und anmutigste der sechs Töchter des Meereskönigs. Sie hat, wie alle Meermenschen, keine Füsse, sondern einen Fischschwanz. Sie hütet insgeheim die Marmorstatue eines Jünglings, welche im Meer versunken ist. Durch Erzählungen von der Oberfläche verstärkt ihre Grossmutter die Sehnsucht nach der Menschenwelt. Mit fünfzehn Jahren dürfen die Töchter nachts hinauf und am Strand liegen. Als die kleine Meerjungfrau dieses Alter erreicht, steigt sie empor und beobachtet die Matrosen auf einem Schiff. Am besten gefällt ihr aber der Prinz mit den dunklen Augen, der gerade seinen sechzehnten Geburtstag feiert. Als das Schiff wegen eines Sturms sinkt, erinnert sich die Meerjungfrau, dass Menschen nur tot auf den Meeresgrund gelangen können, und bringt den Prinzen an den Strand.
Sie beobachtet, wie ein Mädchen ihn findet, und wird traurig, als sie einander anlächeln – der Prinz weiss schliesslich nicht, wer ihn gerettet hat.
Sie erfährt, dass die Meermenschen im Gegensatz zu den normalen Menschen keine Seele besitzen, die nach ihrem Tod in die Luft aufsteigt – die einzige Möglichkeit, eine solche zu erlangen ist, von einem Menschen geliebt zu werden. So begibt sie sich zur Meerhexe und lässt sich einen Trunk brauen, der ihr Beine wachsen lässt anstelle ihres Fischschwanzes. Die Verwandlung ist jedoch unumkehrbar – sie wird nie wieder zu ihrem Vater und ihren Schwestern in die Meerestiefe zurückkehren können. Falls sich der Prinz nicht in sie verliebt, bekommt sie keine unsterbliche Seele und wird zu Schaum auf dem Meere werden. Ausserdem muss sie ihre Stimme hergeben. Stumm trifft sie also den Prinzen und wird von ihm in sein Schloss geführt.
Dort bleibt sie bei ihm, aber der Prinz liebt nur das unbekannte Mädchen, das er am Strand sah und für seine Retterin hält. Später stellt sich heraus, dass dieses Mädchen die Prinzessin des Nachbarkönigreichs ist, und der Prinz heiratet sie.
Da der erste Sonnenstrahl nach seiner Hochzeitsnacht der kleinen Meerjungfrau den Tod bringen soll, geben ihre Schwestern ihr den Rat, den Prinzen zu töten: Das würde sie wieder in ein Meerwesen verwandeln und retten. Sie bringt es aber nicht fertig, springt ins Wasser und löst sich in Schaum auf. Dabei stirbt sie jedoch nicht, sondern verwandelt sich in einen Luftgeist. Damit hat sie die Möglichkeit, durch gute Handlungen eine unsterbliche Seele zu erlangen und so an dem „ewigen Glück der Menschen“ teilzuhaben.
Aschenputtel existiert in verschiedenen Erzählungen, hier diejenige der Gebrüder Grimm:
Die Tochter eines reichen Mannes wächst wohlbehütet auf. Als die Mutter stirbt, bittet sie auf dem Totenbett die Tochter, ein Bäumlein auf ihrem Grab zu pflanzen, an dem sie rütteln solle, wenn sie einen Wunsch habe, was die Tochter auch tut.
Zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter heiratet der Vater eine Witwe, die zwei Töchter mit ins Haus bringt. Stiefmutter und Stiefschwestern machen dem Mädchen auf alle erdenkliche Weise das Leben schwer. Weil es nicht nur gröbste Schmutzarbeit leisten, sondern fortan auch in der Asche neben dem Herd schlafen muss, wird das Mädchen Aschenputtel genannt.
Eines Tages gibt der König einen Ball, der drei Tage dauert. Die Stiefschwestern lassen sich von Aschenputtel für den Ball vorbereiten und geben ihr eine Schüssel voll Linsen, die sie bis zum Abend aussortieren soll. Als Aschenputtel sich an die Arbeit macht, kommen Tauben angeflogen und fragen sie, ob sie ihr helfen sollen. Aschenputtel antwortet: „Ja, die schlechten ins Kröpfchen, die guten ins Töpfchen.“ Dann stellt sie sich auf die oberste Stufe des Taubenschlages und kann so ihre Schwestern beim Tanz mit dem Prinzen sehen.
Als die Schwestern am nächsten Tag die sortierten Linsen sehen und hören, dass Aschenputtel ihnen zusah, lassen sie den Taubenschlag abreissen. Sie geben dem Mädchen einen Sack voll Wicken, die Aschenputtel auch aussortieren soll. Abermals fliegen die Tauben herbei und helfen ihr bei der Aufgabe. Sie raten ihr, zu dem Bäumlein auf dem Grab ihrer Mutter zu gehen und sich schöne Kleider zu wünschen, aber sie solle vor Mitternacht wieder zu Hause sein. Als Aschenputtel also das Bäumchen schüttelt und spricht „Bäumlein rüttel und schüttel dich, wirf schöne Kleider herab für mich!“, da liegen ein silbernes Kleid sowie Perlen, silberne Schuhe vor ihr. Als sie das Kleid angezogen hat, steht vor ihrer Tür ein Wagen mit sechs Rappen, der sie zum Schloss bringt. Im Schloss hält der Prinz sie für eine fremde Prinzessin und die Schwestern, die sie nicht erkennen, ärgern sich, dass jemand schöner ist als sie. Um Mitternacht verlässt Aschenputtel den Ball und gibt die Kleider wieder dem Bäumchen auf dem Grab.
Am nächsten Morgen sind die Schwestern schlecht gelaunt und geben Aschenputtel erneut eine Schüssel mit Erbsen, die sie aussortieren muss. Wieder helfen ihr die Tauben und sie geht zu dem Bäumchen für ein neues Kleid.
Diesmal ist es ganz aus Gold und Edelsteinen und hat goldene Schuhe. Vor ihrer Tür steht diesmal ein Wagen mit sechs Schimmeln, der sie zum Ball fährt. Als die Schwestern sie sehen und nicht erkennen, werden sie blass vor Neid. Der Prinz hat aber, damit sie nicht so schnell fortlaufen kann, die Schlosstreppe mit Pech bestrichen. Aschenputtel vergisst beim Tanzen die Zeit.
Als sie den Glockenschlag hört, fällt ihr die Warnung der Tauben ein und sie erschrickt. Beim Hinausrennen bleibt einer ihrer Schuhe im Pech hängen. Der Prinz lässt bekannt geben, dass er diejenige Jungfrau heirate, welcher der Schuh passe, doch allen ist der Schuh zu klein. Der Königssohn forscht auch im Haus des Vaters nach. Die beiden Stiefschwestern versuchen vergebens, den zierlichen Schuh über ihre Füsse zu ziehen. Auf den Rat der Mutter hin schneidet sich die erste die Ferse und die zweite den grossen Zeh ab. Auf dem Weg zum Tor wird der Betrug jedoch beide Male durch die Tauben aufgedeckt.
Aschenputtel, welche als Einzige in den Schuh passt, wird schliesslich als wahre Braut erkannt und heiratet den Prinzen.
Da es sich in dieser Geschichte um historische Figuren handelt, ist sie wohl mehr eine Sage als ein Märchen:
Die ungarische Königstochter Bertha wird in Begleitung ihrer Amme Margiste und deren leiblicher Tochter von ihren Eltern an den Hof von König Pippin geschickt, den sie heiraten soll. Es findet eine prunkvolle Hochzeitsfeier statt, doch noch in der Hochzeitsnacht setzt die verräterische Amme einen teuflischen Plan um. Sie redet Bertha, die ihr vertraut, ein, dass Pippin ein schrecklicher Unhold sei und sie in der Hochzeitsnacht ermorden würde. Aber sie hätte schon einen Plan, wie sie Bertha retten könne: Schweren Herzens würde sie ihre eigene Tochter opfern, die sich an Berthas Stelle ins Brautbett legen würde. Bei Tagesanbruch solle sich Bertha dann wieder ins Brautzimmer schleichen.
Gesagt getan. Pippin vollzieht die Ehe mit Aliste der Tochter der Amme, in der Hochzeitsnacht und zeugt einen Erben, „der voller Falschheit und Tücke war“. Aliste muss für den Plan ihrer Mutter, der sie zur Königin macht, immerhin auch ein Opfer bringen. Als Bertha in der Früh ins Zimmer schleicht, stösst sie sich ein Messer ins Bein und beginnt laut zu schreien. Sie wird für die Magd gehalten, welche die Königin erdolchen wollte!
Bertha erkennt nun, dass die Amme und deren Tochter sie hereingelegt haben, doch es ist zu spät.
Pippin pflichtet seiner Gemahlin bei, dass Bertha, die vermeintliche Magd, hingerichtet werden soll. Damit der Schwindel nicht auffliegt überzeugen die Amme und ihre Tochter, die nun Königin ist, Pippin, dass es besser sei, sie an einem weit entfernten Ort hinzurichten. Bertha wird geknebelt, sodass sie sich nicht mehr mit Worten verteidigen kann, und von Tybert, dem Hofmeister, der ebenfalls in den Plan eingeweiht ist, sowie drei weiteren Rittern in den Wald gebracht. Als Bertha schliesslich nach mehreren Tagen vom Pferd geholt wird, um das Urteil zu vollstrecken, bemerkt einer der drei Ritter ihre Schönheit. Aus Mitleid verhilft er ihr zur Flucht. Tybert wird darüber wütend, lässt sich aber notgedrungen darauf ein, der Amme das Herz eines getöteten Ebers anstelle von Berthas Herz als Beweis zu bringen.
Bertha gelangt indes zur Hütte eines einfachen Mannes namens Simon, bei dem sie neun Jahre lang lebt.
Ihre Mutter Blancheflur, die Königin von Ungarn, macht sich eines Tages auf die Reise, um ihre Tochter in Paris zu besuchen. Unterwegs erfährt sie von Bauern, dass Pippins Gemahlin bei ihren Untertanen einen sehr schlechten Ruf hat.
Aliste und ihre boshafte Mutter geraten angesichts des bevorstehenden Besuchs in Panik. Die Alte rät ihrer Tochter, sich krank zu stellen. Doch es gelingt ihnen nicht lange, Blancheflur hinzuhalten. Diese ergreift schliesslich eine Kerze und erkennt trotz der schummerigen Beleuchtung im Krankenzimmer, dass es sich bei der im Bett liegenden Kranken nicht um ihre Tochter handeln kann — ihre Tochter hätte sie, egal wie krank, nach Jahren der Trennung umarmt und geküsst. Sie reisst die Decken von der Kranken und sieht, dass diese nicht die unverkennbaren grossen Füsse ihrer Bertha hat! Verrat!!! Pippin verurteilt die Alte zum Feuertod. Tybert wird von Pferden zu Tode geschleift und Aliste wird ihrer Kinder wegen am Leben gelassen, aber des Landes verwiesen.
Eines Tages verirrt sich Pippin bei der Jagd in der Nähe von Simons Hütte. Die schöne Frau, die bei ihm lebt und seinen Haushalt führt, gefällt ihm so gut, dass er sie heiraten will. Bertha, die den König nicht erkennt, weist ihn mit der Begründung ab, dass sie schon eines anderen Mannes Frau sei, nämlich die von König Pippin. Daraufhin erkennt Pippin, dass es sich um Bertha handelt. Er gibt sich als König zu erkennen, lädt auch die Eltern aus Ungarn an den Hof ein und alle feiern ein glückliches Ende. Simon wird zum Ritter geschlagen.
Diese tragische Märchengeschichte birgt grosses Lernpotenzial für unfolgsame Kinder, natürlich dreht sich auch hier alles um die Füsse.
Ein kleines armes Mädchen, dem nur das letzte Geschenk ihrer verstorbenen Mutter – ein Paar einfache rote Schuhe – blieb, trifft auf eine reiche Frau, die sie wie ihre eigenen Tochter aufnimmt. Nun bekommt sie alles und es fehlte ihr an nichts.
Als das Mädchen nach seinen heiss geliebten roten Schuhen fragte, erklärte ihr die reiche Frau, dass die Schuhe so schmutzig und lächerlich gewesen seien, dass sie diese mit all ihren anderen Kleidungsstücken in den Kamin geworfen habe. Von den heiss geliebten roten Schuhen war somit nur noch die Asche übrig.
Als es das hörte, war das Mädchen sehr traurig darüber. Ihre roten Schuhe, welche sie an ihre Mutter erinnerten, waren ihr trotz des ganzen Reichtums ringsumher das Liebste auf der Welt gewesen. Jetzt musste es den ganzen Tag still sitzen oder langweilig spazieren gehen. Das Mädchen durfte nicht mehr laut lachend und übermütig durch das Haus und Garten toben, wie es Kinder eigentlich so gerne tun. Es durfte nur dann sprechen, wenn es etwas gefragt wurde.
So wuchs ein heimliches Feuer im Herzen des Mädchens heran, und seine Sehnsucht nach den alten roten Schuhen wurde nicht geringer, sondern immer, immer grösser.
Es kam die Zeit, da das Mädchen alt genug für ihre Konfirmation war. Die alte Frau ging mit ihr zu dem alten Schuster der Stadt. Für diesen Festtag wurden ein paar neue Schuhe gebraucht.
Auf einem Regal hinter dem Tresen stand bereits ein fertiges Paar in der richtigen Grösse. Es war aus feinstem, leuchtendroten Leder gemacht. Die Schuhe waren viel zu rot für die Kirche, aber das Herz des Mädchens begann zu hüpfen, als es die roten Schuhe sah. Die alte Dame war farbenblind und konnte ohnehin nicht mehr viel sehen. Und so bezahlte sie die Schuhe, nachdem das Mädchen sie anprobiert hatte.
Am nächsten Tag ging das Mädchen in seinen neuen roten Schuhen zur Kirche, um sich konfirmieren zu lassen. Die Orgel spielte, der Kirchenchor sang, der Priester predigte, aber die ganze Gemeinde starrte nur auf die rotglänzenden, feurig leuchtenden Schuhe an den frechen kleinen Füssen.
Am Abend desselben Tages hatte die alte Frau von allen Seiten zu hören bekommen, was die Gemeinde über die roten Schuhe dachte. „Dass du mir diese schändlichen Schuhe nur ja nie wieder anziehst!“ schimpfte sie.
Aber am nächsten Sonntag konnte sich das Mädchen nicht helfen, als es vor der Wahl zwischen den roten und den schwarzen Schuhen stand. Und wieder zog es die roten Schuhe an und ging mit der farbenblinden Greisin zur Kirche.
Beim Verlassen der Kirche drehte das Mädchen unversehens eine kleine Pirouette, und danach konnten ihre Füsse nicht mehr mit tanzen aufhören. Der Kutscher und die empörte alte Dame zogen an den Schuhen, während das Mädchen wie eine Besessene strampelte. Endlich gelang es ihnen die Füsse des Kindes zu beruhigen und ihr die Schuhe auszuziehen.