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Auf der Liste der häufigsten Fussprobleme stehen, neben den Fersenschmerzen, die Vorfussprobleme ganz weit oben. Die vorgefasste Meinung, solche Probleme seien einzig auf die falsche Wahl der Schuhe zurückzuführen, trifft nur in den seltensten Fällen zu. Hallux valgus, Metatarsalgie, sowie das häufig verkannte Morton Neurom, stehen in engem Zusammenhang mit dem komplexen Verhältnis zwischen Fussstellung und Gangverhalten. Sie zeigen sich deshalb bei jedem Menschen völlig unterschiedlich. Patrick Hofer beschreibt in seinem dritten Buch, auf gewohnt verständliche, wie auch ausführliche Art, die Zusammenhänge, die über Jahre zu Vorfussproblemen führen können. Er zeigt Möglichkeiten auf, wie Betroffene auf solche Probleme reagieren sollten und wie man präventiv dagegen wirken kann. Die in seinem ersten Buch „Füsse, Fussprobleme erkennen und behandeln“ angesprochenen Komplikationen rund um den Vorfuss, werden hier ausführlicher sowie im Speziellen dargestellt und zudem mit vielen weiteren Informationen ergänzt. Er scheut nicht davor zurück, alte Lehrmeinungen unter einem kontroversen Gesichtspunkt zu betrachten. Kaum ein anderes Buch bietet Leidtragenden sowie Interessierten, Erklärungen und Empfehlung zu den häufigsten Vorfussproblemen in einer solchen Intensität an.
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Seitenzahl: 93
Veröffentlichungsjahr: 2015
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»Der normale Fuss ist eine Fiktion«
Vorwort
Einführung
Spreizfuss
Metatarsalgie (Mittelfussschmerzen)
Morton Neurom
Hallux valgus
Sesamoiditis (Entzündung der Sesambeine)
Schneiderballen
Hammerzehen und Krallenzehen
Arthrose
Hallux rigidus
Rheuma und Gicht
Metatarsalfraktur
Morbus Köhler II
Hyperkeratose (schwielige Haut)
Eingewachsene Zehennägel
Nagelbett- und Nagelwurzelverletzungen
Ganglion
Fusspilz
Nagelpilz
Hühnerauge oder Dornwarze
Morbus Ledderhose
Fremdkörpergranulom
Diabetisches Fusssyndrom
Neuropathie (Erkrankung der Nerven)
Burning Feet Syndrom
Wann Sie zum Arzt gehen sollten
Pelotten
Spreizfussbandagen
Zehenspreizer
Hallux valgus Schiene
Kinesiotaping
Gelsohlen
Masseinlagen
Abrollhilfen
Weiche Schuhe
Schmetterlingsrollen
Sohlenversteifung
Fusstraining
Medikamente
Operation
Fussbad
Häufige Fehler
Fazit
Lieber Leser
Immer wieder stellen sich Patienten wegen Vorfussschmerzen bei mir in der Praxis vor.
Die Ursachen dafür sind vielfältig und nicht immer ganz eindeutig. Schlechte Fussfunktion wie Spreizfuss oder Fehlstellungen der Grosszehen und falsches Schuhwerk sind mitverantwortlich. Eine Ganganalyse und ein Fussabdruck im Rahmen der Abklärung sind hilfreich um die Gründe der Beschwerden zu eruieren. Die Therapie dieser erwähnten Fussprobleme kann dabei sehr komplex sein.
Durch orthopädische Einlagen und entsprechendes Training der Fussmuskulatur lässt sich der Vorfussschmerz reduzieren oder sogar beseitigen. Trotz Anwendungen spezieller Schienen, antientzündlicher Medikation und Physiotherapie ist eine operative Therapie nicht immer zu vermeiden.
Liebe Leser, ich wünsche Ihnen, dass Sie durch dieses informative Buch Ihre Beschwerden so schnell wie möglich in Griff bekommen und darin einige nützliche Tipps finden.
Viel Spass beim Lesen!
Dr. med. univ. Alexandra Buchbauer-KollarFachärztin für allgemeine innere Medizin
"Wer sich gesund fühlt, hat nur noch keine Diagnose".
Wir bezahlen immer mehr, um gesund zu werden, und trotzdem werden wir eher kränker. Durch geänderte Grenzwerte, immer genauere Screeningmethoden und neue Geräte sind die Diagnosen von Bluthochdruck, Osteoporose, Diabetes und Krebs in den letzten Jahren explodiert, während die Zahl der Todesfälle nahezu konstant blieb. Es werden also Millionen Menschen ohne Symptome zu Patienten gemacht und auf Krankheiten behandelt, die sie vielleicht nie beeinträchtigt hätten. Das Gesundheitswesen, und allen voran die Pharmaindustrie, verschiebt, auf der Suche nach weiteren und grösseren Märkten, die Grenze zunehmends von gesund zu krank.
Vielleicht haben Sie es auch schon erlebt: Sie gehen zum Arzt wegen eines Leidens und unverhofft therapiert man Sie aufgrund einer Krankheit, die nichts mit Ihrem ursprünglichen Leiden zu tun hat. Die primären Beschwerden verlieren dann oftmals an Bedeutung und Sie fühlen sich plötzlich viel kränker als vor dem Arztbesuch.
Überdiagnosen sind keine Fehldiagnosen, sondern das exakte, frühe Erkennen einer Anomalie, welche nicht die Geringsten oder nur geringfügige Symptome zeigt. Und von der man durchaus nicht weiss, ob sie dereinst die Lebensqualität beeinträchtigen wird. Neue Krankheiten werden erschaffen und was einstmals als gesund galt, hat unvermittelt einen Namen und gilt als Krankheit. Operationen werden vorgeschlagen, ohne dass Beschwerden diesbezüglich vorlägen. Wir Patienten werden verunsichert und es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Experten zu vertrauen.
Andererseits wird den tatsächlichen Beschwerden nicht auf den Grund gegangen. Zusammenhänge zwischen verschiedenen Symptomen werden kaum hergestellt, stattdessen werden hochspezialisierte Mediziner auf die Symptombehandlung angesetzt. Diagnostiziert wird schliesslich meist etwas, was sich leicht behandeln oder operieren lässt.
Diese Entwicklung, unter dem Gesichtspunkt der fortschreitenden Kostenexplosion im Gesundheitswesen, sollte uns nachdenklich machen. Sind es doch vor allem wir Patienten, die durch unser Verhalten diesen Trend unterstützen. Wie kann es sein, dass wir einem Mediziner mehr vertrauen als unserem eigenen Körper? Wir müssen wieder lernen eigenverantwortlich auf unseren Körper als Ganzes zu hören und die Zusammenhänge verschiedener Symptome in Beziehung zueinander und zu unserem eigenen Verhalten zu bringen.
Oft wird mir Erstaunen entgegengebracht, wenn ich Patienten nach ihren konkreten Beschwerden frage. Meine Fragen verwundern deshalb, weil die Betroffenen sich zuvor selber kaum diesbezügliche Fragen stellten: Wo genau und wie häufig habe ich eigentlich Beschwerden, wie lange schon, was verstärkt oder vermindert die Schmerzen und so weiter?
Unser Körper spricht vielfach in Form von Unwohlsein und Schmerzen mit uns. Wenn wir dies nicht verstehen oder gar nicht zuhören, muss er deutlicher werden und die Beschwerden verstärken. Haben die Leiden schliesslich eine bestimmte Intensität erreicht, gehen wir zum Arzt, der dann unseren Körper mithilfe moderner Messgeräte und bildgebender Verfahren für uns verstehen soll. Ohne eine unbeschämte und offene Auseinandersetzung mit unserem eigenen Körper wird es schwierig Krankheiten zu heilen. Wenn wir unseren Körper nicht verstehen, wie soll es dann ein Arzt können? Wenn wir dem Arzt die gesamte Verantwortung für unser Wohlbefinden in die Hand legen, führt das oft zu Enttäuschungen gegenüber der modernen Medizin.
Ja, ich weiss, was Sie jetzt denken: Der Arzt versteht viel mehr von Anatomie, Pathologie und Physiologie als wir. Selbstverständlich haben Sie recht, aber zuweilen hilft all dieses Wissen nicht, sondern verstellt den Blick auf das Wesentliche. Medizin ist Teamarbeit, bei welcher der eigenverantwortliche Patient die zentralste Rolle spielen sollte. Wenn ich sehe, dass Ärzte ihren Patienten mit Anomalien wie Ganglion, Hallux valgus oder Morton Neurom ohne zu zögern zu einer Operation raten, diese jedoch an sich selber nie vornehmen lassen würden, stimmt mich das nachdenklich.
Trauma oder Erkrankung
Eine weitere bedeutsame Erkenntnis, die ich Ihnen nahebringen möchte, ist die, dass viele andauernde Beschwerden, die aus einer Überbelastung entstehen, genau betrachtet auf Mikroverletzungen des Gewebes zurückzuführen sind. Wenn wir zum Beispiel nach einer langen Wanderung tagelang an anhaltenden (persistierenden) Schmerzen leiden, sind oft auch kleinste Verletzungen von Sehnen, Bändern, Muskeln oder Knorpel dafür verantwortlich. Durch die konstante und gleichmässige mechanische Belastung beim Gehen kann das geschwächte Körpergewebe allmählich Schaden nehmen. Schauplatz dieses Geschehens ist üblicherweise eine Schwachstelle des Gangapparates, bedingt durch allfällige Fehlstellungen. Die darauf folgenden Schmerzen erwachsen aus einer Entzündung, mit welcher der Körper auf die Schädigung reagiert.
Unter einer Entzündung versteht man die lokale Reaktion des Körpers auf einen inneren oder äusseren Reiz, der die physiologischen Abläufe gefährdet. Das Ziel der Entzündung ist es, den schädigenden Reiz zu beseitigen und die Voraussetzungen für Reparaturvorgänge (Heilung) zu schaffen. Die Entzündung ist damit ein Ausdruck der Immunreaktion des Organismus und verlangt oft nach einer Verhaltensänderung unsererseits.
Wichtig: Der Inhalt des vorliegenden Buches beruht auf meinen jahrelangen, eigenen Erfahrungen und dient ausschliesslich Ihrer Information. Es ist weder wissenschaftlich fundiert noch ersetzt es die Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt. Verlässliche Entscheidungsgrundlage für die Anwendung von Hilfsmitteln oder Therapien kann nur die entsprechende Diagnose durch einen Arzt sein. Trotz sorgfältiger Recherchen, kann ich keine Gewährleistung für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Genauigkeit und Aktualität sämtlicher Informationen in diesem Buch geben. Die Anwendung der vorgestellten Massnahmen erfolgt prinzipiell auf eigene Gefahr. Haftungsansprüche in jeglicher Form und Weise, die sich durch die Anwendung und Umsetzung von Informationen aus diesem Buch ergeben könnten, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Über Risiken und Nebenwirkungen der angegebenen Heilmittel und der Verträglichkeit in Ihrem persönlichen Fall, befragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker. Ich freue mich über die Zusendung Ihrer eigenen Erfahrungen und Anregungen.
Trauen Sie niemandem der behauptet alles zu wissen, seien Sie kritisch und vertrauen Sie Ihrer eigenen Intuition.
Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen!
Der Spreizfuss wird in der Fachsprache Pes transversoplanus (quere Fussabflachung) genannt und beschreibt, laut allgemeiner Lehrmeinung, eine Fehlstellung der Mittelfussknochen (Metatarsalen). Der intermetatarsale Winkel nimmt zu, sodass sich der Vorfuss verbreitert, aufspreizt und die Zehengrundgelenke auseinanderweichen. Dabei senkt sich das vordere Quergewölbe ab, wodurch erhöhter Druck auf die Mittelfussköpfchen II, III und IV entsteht. Oft sagt man "das Quergewölbe ist durchgetreten". Der Spreizfuss wird auch klar als die häufigste Fussfehlstellung bezeichnet, er ist tatsächlich so verbreitet, dass sich daraus einige Überlegungen aufdrängen.
Jeder, der sich vermehrt mit Füssen beschäftigt und dadurch schon zahlreiche Exemplare zu Gesicht bekam, wird sich über kurz oder lang die Frage stellen: Gibt es eigentlich Erwachsenenfüsse, die nicht als Spreizfuss klassifiziert werden können? Oder anders gefragt: Existiert überhaupt ein vorderes Quergewölbe beim belasteten Fuss oder so etwas wie ein Spreizfuss? Ich jedenfalls kann nicht behaupten, schon jemals ein vorderes Quergewölbe bei einem im Stehen belasteten Fuss gesehen zu haben.
Klar, wenn dies in allen Lehrbüchern so steht, wird vermutlich niemand daran zweifeln können, und es ist allemal besser, eine logische Theorie zur Hand zu haben als nur offene Fragen.
In den letzten Jahren hat sich das vordere Quergewölbe immer mehr als "gedankliche Konstruktion der Anatomen und Gelenkmechaniker" entpuppt und man hat sich bei fortschrittlichen Fachleuten darauf geeinigt, die Diagnose Spreizfuss "insgesamt zu vermeiden".
Betrachtet man nämlich Urvölker des Amazonas oder in Afrika die Pygmäen, stellt man verblüfft fest, dass eine vermehrte Aufspreizung oder Divergenz der Mittelfussknochen, die man bis anhin als Klassifizierungsmerkmal für den Spreizfuss herangezogen hat, bei diesen Menschen durchwegs als normal anzutreffen ist.
Dies ist deshalb besonders erstaunlich, da besagte Völker seit Generationen ihr Leben lang ohne Schuhe gehen und man bei uns dem Tragen von ungeeigneten Schuhen bisher die Hauptverantwortung für die Entwicklung von Spreizfüssen gab.
Wie kann es also sein, dass Personengruppen die über weite Distanzen nur barfuss im Urwald unterwegs sind, allesamt ausgeprägte Spreizfüsse aufweisen, gleichzeitig aber kaum unter Vorfussproblemen leiden? Vorfussprobleme, die man laut Lehrbuch allesamt auf den Spreizfuss zurückführt.
Wo liegt also die Ursache all dieser Vorfussprobleme, die ich in diesem Buch darstellen werden, wenn nicht beim Spreizfuss?
Widmen wir uns folglich als Erstes dem mysteriösen vorderen Quergewölbe. Häufig wird der Fehler gemacht, sich den Menschen als statisches Objekt vorzustellen, welches bewegungslos und aufrecht dasteht wie ein Baum. Gewiss, dies vereinfacht die Beobachtung enorm, birgt aber das Risiko, nur einen kleinen Teil zu erfassen.
Der Mensch kann schwimmen, klettern, kriechen, hüpfen, rennen und vor allem gehen. In sämtlichen Bewegungsabläufen spielen viele Muskelgruppen fein aufeinander abgestimmt zusammen, um eine fliessende Fortbewegung zu ermöglichen. In jeder Phase dieser Bewegungen entsteht jeweils ein weiteres Teilbild, welches nur in der Kette dieser Bewegungsschritte vorkommt und statisch kaum auftritt. So ist es auch mit dem vorderen Quergewölbe am Fuss, das sich während des Abrollvorgangs kurz aufrichten sollte.
Das Aufrichten des Quergewölbes beim Abrollen wird, bei der Untersuchung des Vorfusses, passiv provoziert. Bei diesem wichtigen Test werden alle Zehen des zu untersuchenden Fusses passiv und maximal mit der Hand hochgezogen (Dorsalextension). Beim intakten Fuss entsteht dadurch eine leichte, konvexe Querwölbung entlang der Zehengrundgelenke, der geschwächte Fuss hingegen zeichnet sich durch eine Wölbung nach unten hin (konkav) aus.
Durch diese reflexartige Querwölbung des Vorfusses bringen wir die Kraft auf die weit auseinanderliegenden Mittelfussköpfchen eins und fünf, wodurch der Fuss und somit der einbeinige Stand während besagter Gangphase, stabilisiert wird.
Wenn wir Schuhe tragen, übernehmen diese einen grossen Teil der Stabilisierungsarbeit, und die Muskulatur der Füsse wird um einiges weniger gebraucht, mit der Folge, dass die vordere Querwölbung allmählich zurückgeht.
Schauen wir uns nun nochmals die Füsse der Barfusspopulationen an, so bemerken wir eine deutliche Aufspreizung, sowohl der Mittelfussknochen wie auch der Zehen, was ein wenig an Flossen erinnert. Übrigens entspricht dies auch dem Bild unserer Füsse nach der Geburt, mit deutlich aufgefächerten Zehen (Bild Seite 23).
Wie unschwer zu erkennen ist, stimmt die natürliche Fussform dieser Menschen kaum mit unseren gängigen Schuhformen überein. Die Zehen werden aktiv gebraucht und spreizen sich deutlich auseinander. Durch die kräftige Fussmuskulatur ist der Vorfuss breit und gleicht unserem Bild eines Spreizfusses.