GAARSON-GATE: Die 1. Kompilation - Wilfried A. Hary (Hrsg.) - E-Book

GAARSON-GATE: Die 1. Kompilation E-Book

Wilfried A. Hary (Hrsg.)

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Beschreibung

GAARSON-GATE: Die 1. Kompilation
Wilfried A. Hary (Hrsg.): „Die ersten zehn Bände der Serie hier in einem Buch zusammengefasst!“

Im Jahr 2052 erschließt Tipor Gaarson der Menschheit eine schier unerschöpfliche Energiequelle. Man nennt sie nach ihm den „Gaarson-Effekt“. Aber es gibt auch Warner, die vor ungeahnten Folgen der hemmungslosen Anwendung des Gaarson-Effektes warnen. Sie sind überzeugt davon, dass der Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen das energetische Gleichgewicht des Universums stört!
Niemand will auf sie hören - angesichts der fantastischen Möglichkeiten - einschließlich der Erfüllung des Traumes von der interstellaren Raumfahrt. Die Warner werden sogar als gefährliche Kriminelle eingestuft und verfolgt.
Vierhundert Jahre später erst erfüllen sich ihre düstersten Voraussagen: Ein Raumschiff kehrt zurück und ist der berüchtigte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das Chaos beginnt. Ahnte das Genie Tipor Gaarson wirklich nicht, was „sein“ Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen anrichtet? Gibt es gar Vorkehrungen, die den Kampf zum Überleben lohnend machen? Das fragt sich auch sein direkter Nachfahr, der nur Namen und Ähnlichkeit mit dem Tipor Gaarson der Vergangenheit gemeinsam hat...

Die Autoren dieser 1. Kompilation in der Reihenfolge ihrer Verwendung:
Erno Fischer
Wilfried A. Hary
W. A. Travers

Immer Ihr Wilfried A. Hary (Hrsg.)
________________________________________

Gaarson-Gate - die große, in sich abgeschlossene Science-Fiction-Serie!

GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von STAR GATE - das Original!

Diese alternative SF-Serie hat in der Heftversion insgesamt 77 Folgen, die es nicht nur in üblicher Romanheftlänge und auch als Taschenbuch gedruckt, sondern auch als eBook-Serie gibt.

Verfolgen Sie die Abenteuer der Menschheit in über vierhundert Jahren. Erleben Sie die ferne Zukunft hautnah – und bangen Sie mit: Wird die Menschheit das größte Abenteuer ihrer Geschichte heil überstehen?

Gaarson-Gate - im Farbdruck als Romanheft und Buchausgabe einerseits und als eBook in bewährten Formaten andererseits!
________________________________________

Sämtliche Rechte und uneingeschränktes Copyright weltweit: hary-production.de

Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION * Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332 48 11 50 * HaryPro.de * eMail: [email protected]

Sämtliche Rechte vorbehalten!
Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von HARY-PRODUCTION!

Titelbild: Lothar Bauer
Covergestaltung: Anistasius
Lektorat: David Geiger

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Wilfried A. Hary (Hrsg.)

GAARSON-GATE: Die 1. Kompilation

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG81371 München

GAARSON-GATE:

Die 1. Kompilation

 

GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von STAR GATE – das Original!

 

Erno Fischer * Wilfried A. Hary * W. A. Travers

 

„Die ersten zehn Bände der Serie hier in einem Buch zusammengefasst“

 

Im Jahr 2052 erschließt Tipor Gaarson der Menschheit eine schier unerschöpfliche Energiequelle. Man nennt sie nach ihm den „Gaarson-Effekt“. Aber es gibt auch Warner, die vor ungeahnten Folgen der hemmungslosen Anwendung des Gaarson-Effektes warnen. Sie sind überzeugt davon, dass der Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen das energetische Gleichgewicht des Universums stört!

Niemand will auf sie hören - angesichts der fantastischen Möglichkeiten - einschließlich der Erfüllung des Traumes von der interstellaren Raumfahrt. Die Warner werden sogar als gefährliche Kriminelle eingestuft und verfolgt.

Vierhundert Jahre später erst erfüllen sich ihre düstersten Voraussagen: Ein Raumschiff kehrt zurück und ist der berüchtigte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das Chaos beginnt. Ahnte das Genie Tipor Gaarson wirklich nicht, was „sein“ Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen anrichtet? Gibt es gar Vorkehrungen, die den Kampf zum Überleben lohnend machen? Das fragt sich auch sein direkter Nachfahr, der nur Namen und Ähnlichkeit mit dem Tipor Gaarson der Vergangenheit gemeinsam hat...

 

Impressum:

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

 

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

 

Diese Fassung:

© 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 

Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Gerhard Börnsen

Logo: Gerhard Börnsen

 

2

 

Selbst wenn Tipor Gaarson von den Vorgängen dreißigtausend Kilometer über seinem Kopf gewusst hätte, wäre er wohl kaum auf den Gedanken gekommen, sie mit dem Sterben seines Ghreekho in Bezug zu bringen. Er hatte sich inzwischen zu einem Entschluss durchgerungen: „Ich muss etwas unternehmen!“

Was genau, war ihm nicht klar. In wenig mehr als einer Stunde sollte er seinen Dienst antreten. Möglicherweise fiel ihm auf dem Weg dorthin noch etwas ein?

Er stellte sich auf die Schwebeplattform im Zentrum seines Hauses und wollte schon befehlen, ihn auf das Dach bringen zu lassen, wo sein Gleiter wartete, aber Tipor Gaarson zögerte. Wann war er zum letzten Mal zu Fuß gegangen?

Es erschien unsinnig, einerseits regelmäßig zum Bioaktivieren zu gehen, um Muskulatur und Kreislauf in Form zu halten und andererseits im Alltag zu jedem Schritt zu Fuß zu bequem zu sein. Daher wollte Tipor Gaarson ausnahmsweise einmal auf den Gleiter verzichten und verließ die Plattform wieder. Die Decke blieb geschlossen, der Gleiter oben stehen.

Tipor Gaarson verließ sein Haus durch den Vordereingang. Die Tür öffnete sich automatisch, als er sich ihr näherte.

Ein kühler Wind wehte Tipor Gaarson entgegen. Beinahe trieb ihn der Wind wieder ins Haus zurück. Wer selten zu Fuß ging, hatte kaum noch Erfahrung mit den Unbilden des Wetters, denen man dabei ausgesetzt war.

Tipor Gaarson schüttelte den Kopf und ging trotzig weiter.

Kaum hatte er sich fünf Schritte vom Haus entfernt, schloss sich hinter ihm die Haustür.

Ein Gegenstand flog herbei.

Tipor Gaarson sah es mehr aus den Augenwinkeln.

Der Gegenstand verfehlte ihn knapp und prallte mit einem dumpfen Geräusch gegen die Hauswand.

Tipor Gaarson blieb unwillkürlich stehen und wandte den Kopf.

Der Gegenstand kam am Boden zu liegen: Es war ein dicker, kantiger Stein. Wenn er ihn getroffen hätte...

Tipor Gaarson schaute in die Richtung, aus der dieser Stein gekommen sein musste.

Dort stand ein Mann. Nicht allein. Er drohte mit der Faust herüber und bückte sich nach einem weiteren Stein.

„He?“ entfuhr es Tipor Gaarson. Er wollte nicht begreifen, was hier geschah.

Eine weibliche Person löste sich von der Gruppe und trat näher, bis ganz dicht an die äußere Begrenzung von Tipor Gaarsons Grundstück heran. Näher war ohne Erlaubnis des Hausherrn nicht möglich. Sie deutete herüber und rief: „Los, wirf schon! Dieses Beamtenschwein soll dafür büßen!“

Tipor Gaarson dachte flüchtig daran, dass er vor lauter Stolz am Eingangstor ein Schild mit seinem Beamtentitel angebracht hatte, sobald er die Regierungsstelle bekommen hatte. Das war anscheinend doch keine so gute Idee gewesen.

Der zweite Stein flog herbei.

Der Werfer stand zu weit und brauchte alle Kraft. Es wäre mehr Zufall gewesen, hätte er Tipor Gaarson getroffen. Aber Tipor Gaarson duckte sich dennoch. Eine reine Reflexhandlung.

Und dann wurde er wütend: „Was soll das? Verschwinden Sie, ehe ich die Polizei rufe!“

Die Frau keifte: „Triff ihn am Kopf! Am Kopf!“

„Das Beamtenschwein ist an allem schuld!“ schimpfte ein anderer Mann aus der Gruppe.

Tipor Gaarson überlegte, ob er in die Sicherheit des Hauses zurücklaufen sollte - und entschied sich dagegen. Er näherte sich mutig der Gruppe.

„Jetzt musst du ihn aber treffen!“ keifte die Frau.

Der Werfer bückte sich nach einem weiteren Stein. Er hatte sich einige zurechtgelegt, wie Tipor Gaarson jetzt sah.

Auch der dritte Stein verfehlte ihn.

Mutig schritt Tipor Gaarson weiter.

„Was soll denn das?“ fragte er erneut. „Was habe ich euch denn getan?“

Im Hintergrund tauchten weitere Personen auf, die neugierig näher kamen.

Die Frau schrie ihnen zu: „Dieses Beamtenschwein arbeitet bei der Regierung und die hält uns absichtlich dumm. Alles Negative wird verschwiegen, um von den eigenen Fehlern abzulenken, aber jetzt haben wir die Nase voll. Wir lassen uns nicht länger belügen.“

Der eine oder andere ließ sich anstecken und schüttelte drohend die Faust. Der Rest blieb zurückhaltend.

Die Gruppe der Demonstranten wuchs dennoch rasch und sie wurde aggressiver, je näher Tipor Gaarson kam.

„Aber, ich weiß doch gar nicht, was ihr wollt!“ beschwor er. „Was habe ich denn getan?“

Die Frau lachte schrill: „Ach nee? Glaubst du im Ernst, wir fallen auf dich noch herein? Du weißt ganz genau, warum so viele Ghreekhoj krank sind - und nicht erst seit heute. Du weißt bestimmt auch besser als wir, dass sich die Energieausfälle in den letzten Stunden sprunghaft mehren. Und es hat schon länger welche gegeben, wenn auch nicht so viele. Dabei hat man es immer wieder vertuscht. Aber das klappt jetzt nicht mehr!“

In der Tat hatte Tipor Gaarson noch nie zuvor gehört, dass es jemals einen Energieausfall gegeben hätte. Jedes Kind lernte schon, dass dies völlig unmöglich war, so lange die nötige Konfiguration nicht verändert wurde. Und kranke Ghreekhoj? Was war das denn für ein Unsinn?

Er schüttelte den Kopf und hob beschwichtigend beide Arme.

Schon wollte er widersprechen, aber das Wort blieb ihm im Hals stecken.

Kranke Ghreekhoj? Etwa welche, die sogar starben - und zwar vor ihrem Besitzer?

Nein, von Energieausfällen hatte er noch nie zuvor etwas gehört, aber das mit den Ghreekhoj...?

„Nein!“ stöhnte er.

Der nächste Stein flog genau auf ihn zu. Er war ihnen zu nahe gekommen.

Geistesgegenwärtig hielt er den Arm vor das Gesicht. Der Stein traf den Arm. Ein greller Schmerz.

Höchste Zeit zum Rückzug.

Tipor Gaarson wandte sich ab und begann zu rennen - unter dem Gejohle der rasch anwachsenden Menge.

Erst als sich die Haustür hinter ihm geschlossen hatte, durfte Tipor Gaarson wieder aufatmen.

Blut sickerte aus der schmerzenden Armwunde und tropfte zu Boden. Er ignorierte es, lehnte sich keuchend mit dem Rücken gegen die Wand und schloss die Augen.

Alles drehte sich um ihn. Sein gültiges Weltbild war auf einmal nachhaltig erschüttert. Konnte man die Demonstranten da draußen einfach als Chaoten abtun?

Er öffnete die Augen und starrte an die gegenüberliegende Wand, ohne sie wirklich zu sehen.

„Was geht hier vor? Was ist passiert?“

Die Biocard antwortete ihm nicht.

Tipor Gaarson ging zur Plattform.

„Nach oben!“ befahl er.

Die Stimme seines Ghreekho hatte einen Einwand: „Du bist verletzt. Solltest du nicht vorher die Wunde versorgen lassen?“

Tipor Gaarson zögerte. Ein anderer Gedanke drängte sich ihm auf: War er nicht an das internationale Network angeschlossen?

„Forsche für mich nach, ob es jemals Energieausfälle gegeben hat und ob sich die Energieausfälle in letzter Zeit sogar häufen. Außerdem stelle fest, welche Daten es über kranke oder sogar sterbende Ghreekhoj gibt!“

Wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen, nachfragen zu lassen? fragte er sich im stillen.

 

*  

 

Im Tower-Satelliten herrschte hektische Betriebsamkeit. Sämtliche anderen Tätigkeiten waren unterbrochen worden. Jedes Besatzungsmitglied konzentrierte sich nur noch auf die eine Aufgabe: Rettung des Satelliten!

Denn die Sirius-McCoy hatte sich als Energie-Vampir erwiesen (wie man sie hier nur noch nannte).

Sie schickten einen starken Traktorstrahl hinüber, um das Schiff negativ zu beschleunigen. Doch der Strahl wurde fast zu hundert Prozent absorbiert.

So etwas hatte noch niemand erlebt. Es widersprach scheinbar allem physikalischem Verständnis.

Die Restenergie des Traktorstrahls reichte gerade aus, den Flug der Sirius-McCoy etwas zu bremsen. Viel zu wenig. Die Geschwindigkeit würde durchaus noch reichen, um beim Aufprall am Satelliten schwerste Beschädigungen zu verursachen.

Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sämtliche vorhandenen Traktorstrahl-Projektoren auf das eine Ziel auszurichten: Bremsung und letztlich Abstoßung der Sirius-McCoy. Alle verfügbare Energie musste darauf verwendet werden. Alle anderen Schiffe, die sich auf dem Anflug auf den Satelliten befanden, mussten abdrehen und die bereits angelegt hatten schleunigst aus eigener Kraft verschwinden.

Dies war aus Sicherheitsgründen sowieso geboten. Und die Energie, die man im Satelliten dadurch sparte, wurde jetzt zusätzlich eingesetzt.

Das Team an Bord des Satelliten war gut aufeinander eingespielt. Man arbeitete routiniert und meisterte die Ausnahmesituation ohne Probleme.

Zunächst jedenfalls.

Dan Holder dachte flüchtig an seinen guten Freund John Millory. Aber es hatte keinen Sinn, jetzt an Freundschaft zu denken, wenn es ums nackte Überleben ging. Denn den Zusammenprall hätte hier wahrscheinlich niemand überlebt - und an Bord der Sirius-McCoy sowieso keiner...

Ja, zunächst meisterten sie die Ausnahmesituation, wenigstens was ihren Teil der Sache betraf. Der andere Teil war die Physik und diese schien mehr und mehr auf den Kopf gestellt zu sein, denn jetzt wurde sämtliche Energie, die auf die Sirius-McCoy wirken sollte, von dieser einfach absorbiert. Das hieß, sie verschwand sozusagen im Nichts. Sämtliche Traktorstrahlen blieben dadurch völlig wirkungslos und dann gellten die Alarmsirenen an Bord des Satelliten: Die Konfiguration erzeugte nach wie vor höchstes Energiepotential, aber auf unsichtbarem Weg verschwand die Energie - bereits im Ansatz und nicht mehr auf dem „Umweg“ über die Traktorstrahlen.

Sie vermuteten, dass auch sie von der Sirius-McCoy abgesaugt wurde.

„Verdammt, John!“ fluchte Dan Holder. „Was hast du uns denn hier für ein Kuckucksei ins Nest gelegt?“

Ein Blick auf die Anzeigen. Wo war die Sirius-McCoy eigentlich hergekommen? Forschungsfahrt?

Nein, eine ganz normale Kurieraufgabe. Reine Routine, nötig, weil es keinen überlichtschnellen Funkverkehr geben konnte. Ohne Kurierflüge hätte es keine Verbindungen zwischen den besiedelten Welten und der Erde gegeben.

Aber Dan Holder wollte nicht mehr an einen Routineflug glauben. Er nahm lieber an, dass es sich um einen Geheimauftrag handelte und die offiziellen Angaben lediglich der Tarnung dienten.

„Wo seid ihr hergekommen? Was ist passiert?“

Diese Frage konnte niemand beantworten.

„Wir müssen die Sirius-McCoy abschießen!“ brüllte jemand.

Ja, das war das einzige, was ihnen noch blieb.

Dan Holder konnte es nicht verhindern. Der Tower- Satellit war in Alarmbereitschaft. Der Ernstfall trat ein und dieser Ernstfall war der Verteidigungsfall.

Nur noch wenige Sekunden bis zur Kollision. Die Raketen wurden gezündet. Sie rasten auf die Sirius-McCoy zu, trafen sie an den Flanken.

Die Treffer waren so berechnet, dass die Detonationskraft keinen Schaden am Satelliten selbst anrichten konnte. Eine schwierige Sache, denn schließlich war das Ziel der Raketen bereits gefährlich nahe.

Die Raketen detonierten - aber ihre Zerstörungskraft verpuffte einfach! Als hätte das Gitternetz alles abgesaugt. Der Schaden an der Außenhülle der Sirius-McCoy betrug Null!

Aber nicht sämtliche Energie wurde diesmal absorbiert. Der Rest reichte wenigstens aus, um dem Schiff eine andere Richtung zu geben. Der Zusammenprall war zwar nicht ganz zu vermeiden, aber die Sirius-McCoy traf stark abgebremst und vor allem von schräg gegen den Satelliten.

Eine blendende Leuchterscheinung, dort, wo sie den Metallriesen berührte.

An Bord des Tower-Satelliten spürten sie überhaupt nichts. Wurde sogar die Aufprallenergie absorbiert?

Dan Holder knirschte mit den Zähnen und dachte voller Galgenhumor: Na, logisch, Energie ist Energie und die Sirius-McCoy macht keine Unterschiede.

Das Schiff löste sich wieder vom Satelliten, der es an Größe um ein Vielfaches übertraf. Die neue Richtung war klar: Erde!

Die Sirius-McCoy nahm Kurs auf die Planetenoberfläche!

Gravitation ist keine Energieform! überlegte Dan Holder. Also kann sie auch nicht absorbiert werden. Das Schiff wird stetig beschleunigen - und mit ungeheurer Geschwindigkeit in die Atmosphäre der Erde eintauchen. Gott, John Millory, wo wart ihr gewesen? Ihr habt die Hölle mitgebracht!

„Seht!“ schrie jemand.

Dan Holder erwachte aus seinen Gedanken. Es gab zwischen dem Tower-Satelliten und der Sirius-McCoy eine sichtbare Energiebrücke. Das Licht begann im Satelliten zu flackern. Der Hauptschirm erlosch. Die Erscheinung war nicht mehr zu sehen, aber ihre Auswirkungen waren spürbar.

Und die Energiebrücke hatte noch eine andere Wirkung: Die Energieversorgung auf der Sirius-McCoy funktionierte wieder und die Verbindung mit dem Tower-Satelliten kam wieder zustande.

„Dan!“ rief John Millory unwillkürlich aus, als sie sich beide sozusagen Auge in Auge gegenübersaßen, wenn auch per Bildschirm.

„Verdammt, was ist los mit euch?“ fragte Dan Holder. „Was habt ihr an Bord?“

„Nichts!“ beteuerte John Millory. „Wir haben lediglich einen Kurierauftrag, genauso wie avisiert. Ein Langflug.“ Da erst schien er zu bemerken, dass sie auf die Erdoberfläche zu beschleunigten. „He, haltet uns auf!“

Bevor ihm Dan Holder klarmachen konnte, dass dies nicht möglich war, bemühte sich die Besatzung der Sirius-McCoy selber. Vielleicht war der Abstand zur Erde noch groß genug? Vielleicht reichte die Energie der Konfiguration aus?

Sie ahnten gar nicht, dass ihre Energie überhaupt nicht von der Konfiguration kam, sondern direkt vom Satelliten herübergesaugt wurde.

Sie hätte vielleicht ausreichen können, die Beschleunigung zu kompensieren, aber jetzt war ein Abstand zum Satelliten erreicht, der die Energiebrücke unterbrach.

Ein Rest von Energie reichte gerade aus, die Kommunikation zwischen Tower-Satelliten und der Sirius-McCoy noch für Sekunden aufrechtzuerhalten.

„John, sag' mir die Wahrheit!“ beschwor Dan Holder.

John Millory schüttelte verzweifelt den Kopf. „Mann, ich weiß doch selber nicht, was hier geschieht! Es ist, als hätte die Physik keine Gültigkeit mehr!“

Die Verbindung riss. John Millory starrte auf den toten Bildschirm vor sich.

Das Licht fiel wieder aus.

Da hörten sie einen furchtbaren Schrei. Er war nicht laut, schien sowieso gar nicht akustischen Ursprung zu haben...

Die Ghreekhoj! Sie „schrieen“ auf mentalem Weg.

Es war das erste Mal, dass diese Einbahnstraße der Gedanken umgekehrt wurde - das erste Mal, dass nicht nur die Gedanken der Menschen zu den Ghreekhoj flossen, sondern dass auch etwas zurückkam.

Der Schrei war nur kurz, aber er hatte etwas Endgültiges.

Und jeder an Bord wusste, dass die Ghreekhoj-Kolonie soeben gestorben war.

Es gab kein Leben mehr an Bord des Schiffes, außer dem menschlichen.

Ihnen wurde eiskalt.

Auch Wärme ist Energie! dachte John Millory unwillkürlich. Alles basiert auf Energie, ja, auch das Leben. Mehr noch: Ist nicht sogar die Materie an sich nichts anderes als „gefrorene Energie“? Und was geschieht, wenn alle Energie im Nichts verschwindet? Verschwinden wir dann nicht auch - mitsamt dem Schiff? Und wenn wir auf die Erde zurasen, vielleicht sogar in die obersten Schichten der Atmosphäre eintauchen: Gibt es dann nicht eine Kettenreaktion auf der Erde? Ist sie als Materie nicht ebenfalls - „gefrorene Energie“?

John Millory stöhnte verzweifelt und es gelang ihm nicht mehr, den Gedanken zurückzuhalten, der beinahe zwangsläufig angesichts der Situation entstanden war und sich in einem einzigen Satz verbal äußerte: „Nimmt sich das Universum jetzt alles zurück, was wir in vierhundert Jahren von ihm an Energie abgezapft haben?“

Ein absurder Gedanke, zugegeben, aber war denn nicht die ganze gegenwärtige Situation im Grunde genommen - absurd?

Und doch war sie eine Tatsache - in aller Konsequenz.

„Nein!“ brüllte jemand in der Zentrale.

John Millory hörte es, aber er reagierte nicht darauf. Das Frieren wurde schlimmer und wurde nur noch von der lähmenden Ohnmacht übertroffen, die er empfand.

Derweil raste ihr Schiff stetig beschleunigend auf die Erde zu. Allen wurde es bewusst, auch John Millory.

Die Sirius-McCoy würde wie ein großer Meteor in die Atmosphäre rasen. Und falls sie es schaffte, dort nicht zu verglühen, würde sie einen Krater schlagen, der sicherlich Hunderte von Metern tief war.

Angesichts dessen noch über das Unmögliche einer scheinbar veränderten Physik zu philosophieren, war nachgerade wahnwitzig.

Sie spürten alle Todesangst und jeder musste die Sekunden, die sich scheinbar zu schleichenden Ewigkeiten dehnten, auf seine Weise verbringen.

Ja, die Angst deckte alle anderen Empfindungen und Gedanken zu...

 

3

 

„Negativ!“ sagte die Biocard zu Tipor Gaarson.

„Wie bitte?“

„Ich sagte: negativ, alter Freund. Mit anderen Worten also, es gibt keine kranken Ghreekhoj. Wie sollten die denn krank werden, hm? Jedenfalls ist nichts darüber in den Datenbänken und du hast praktisch in alle öffentliche Datenbänke freien Zugriff. Tre bone, amiko, tre bone. Kion plu?“ Es war, als würde die Biocard in der allgemeinen Amtssprache mehr zu sich selbst als zu Tipor Gaarson sprechen.

Es war ein Fehler, sie so zu programmieren! dachte Tipor Gaarson zerknirscht.

Die Biocard fuhr fort: „Tja und dieses negativ bezieht sich auch auf die Energieausfälle. Was soll das denn sein?“

„Vergiss es!“ sagte Tipor Gaarson

„Wenn du willst, in Ordnung, nichts dagegen.“

„Und jetzt will ich aufs Dach.“

„Ich würde vorschlagen, dass du erst einmal deine Wunde versorgen lässt!“

„He, was?“ Tipor Gaarson runzelte die Stirn. Er hatte die Armwunde glatt vergessen, obwohl der Schmerz ihn ständig daran zu erinnern versuchte.

Er fuhr sich mit der unverletzten Hand über die Stirn. Eine fahrige Bewegung, die das Chaos wiederspiegelte, das sein Inneres erfüllte.

Er zögerte, aber dann siegte die Vernunft und er ging ins Bad.

Er brauchte den Arm nur über den Spiegeltisch zu halten. Aus vorher unsichtbaren Klappen züngelten Ghreekho-Ten­ta­keln und tasteten seine Wunde ab. Sie taten es vorsichtig, um seinen Schmerz nicht noch zu vergrößern.

Tipor Gaarson hätte es sowieso nicht richtig gespürt. Er war zu sehr damit beschäftigt, sein Inneres zu ordnen.

Was geht auf der Erde vor? Das war die zentrale Frage. Ist es nicht wirklich so, als würden die Vorgänge von höherer Stelle vertuscht? Wenn nicht einmal etwas im Datennetz war...

Und was soll man davon halten?

Die Tentakeln versorgten die Wunde. Die Kamera hinter dem Spiegel, die jede Bewegung gezielt steuerte, blieb Tipor Gaarson verborgen. Es interessierte ihn auch nicht im geringsten, wie die hochentwickelte Biotechnik seiner Wohnmaschine funktionierte. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, wie für Milliarden seiner Zeitgenossen auch. Deshalb kam ihm auch nicht der Gedanke, in den angeblichen Energieausfällen etwa eine Gefahr zu sehen. Man war an den Energieüberfluss so sehr gewöhnt, dass man es sich einfach nicht mehr vorstellen konnte, wie es denn unter Energiemangel sein könnte. So waren die angeblichen Energieausfälle nur ein geheimnisvolles Kuriosum, mehr nicht. Da war es schon erschreckender, von kranken Ghreekhoj zu hören, zumal man selber eins zu Hause hatte. Das war hautnah und nachvollziehbar.

„Au!“ entfuhr es Tipor Gaarson, obwohl sich am Schmerz nichts geändert hatte. Aber er hatte es endlich geschafft, ein wenig Ordnung in sein Gedankenchaos zu bringen und nahm ihn deshalb bewusster wahr.

Die Schlussfolgerung, dass man etwas gegenüber der Öffentlichkeit verheimlichen wollte, war wirklich nicht mehr von der Hand zu weisen! Und er war schließlich ein Teil der Öffentlichkeit und hatte ein Recht darauf, endlich aufgeklärt zu werden, nicht wahr?

Mehr noch: Wenn es jemandem gelingen konnte, als Teil der Öffentlichkeit das Geheimnis zu enträtseln, dann war er das. Schließlich war er ein hoher Regierungsbeamter.

„Nicht hoch genug, wie es aussieht!“ murmelte er enttäuscht. „Sonst würde ich nicht so im Dunkeln tappen.“

„Schon fertig!“ versicherte die Biocard.

Tipor Gaarson betrachtete interesselos seinen Arm. Als hätte es nie eine Wunde gegeben. Perfekt gemacht. Der Biokleber hatte die Wunde zu einem einzigen Strich gemacht, der nicht mehr schmerzte.

„Aber vorsichtig!“ warnte die Biocard. „Der Heilungsprozess braucht schon noch eine Weile.“

Während sie noch sprach, öffnete sich an der gegenüberliegenden Wand eine Klappe. Frische Kleidung lag dort bereit.

„Ist es genehm, mein Freund? Oder hast du einen anderen Wunsch?“

Tipor Gaarson winkte leicht geistesabwesend ab und ging hinüber.

Für die Biocard war das genug. Sie gab das Kommando an eine andere ab, die für die Steuerung des Ankleidevorgangs verantwortlich war.

Tipor Gaarson ließ sich ankleiden und überlegte dabei sein weiteres Vorgehen. Zu aller erst werde ich den Bürocomputer... Nein! Er verwarf den Gedanken wieder. Nicht den Bürocomputer. Dann weiß man sofort, dass ich auf der Spur bin. Ich muss anders vorgehen, sonst schalten sie meine Möglichkeiten rechtzeitig aus.

Er fühlte sich plötzlich wie im Fieber.

Tipor Gaarson war einer großen Sache auf der Spur und es war für ihn ein beginnendes Abenteuer.

Dass es dabei auch für ihn (wie für alle Menschen der Erde) buchstäblich um Leben und Tod ging, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. Er genoss jetzt sogar das beginnende „Spiel“.

„Geheimnisse sind dazu da, gelöst zu werden!“ sagte er laut und lachte dazu.

Ja, er würde ins Zentralarchiv gehen und mit vorgetäuschtem Persönlichkeitscode den Computer dort anzapfen - zur eigenen Tarnung.

Er wusste auch schon, welchen Code er nehmen würde: Den seines ungeliebten direkten Vorgesetzten.

Dann würde man den in Verdacht haben, falls man auf den Vorgang überhaupt aufmerksam wurde und bevor sich der Irrtum aufklärte, war er gewiss schon einen entscheidenden Schritt weiter. Vielleicht hatte er das Geheimnis dann sogar schon gelöst?

„Wir werden sehen. Und dem geschieht das ganz recht. Und ich brauche nicht einmal ein Persönlichkeitsmuster mit einzugeben. Daran wäre es schließlich gescheitert. Aber meine Stellung erlaubt es mir, auf den einfachen Erkennungscode zurückzugreifen. Nur aufgrund meiner Stellung komme ich überhaupt dort hinein und...“ Er brach ab, weil ihm auf einmal bewusst wurde, dass er quasi nicht allein war.

Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen. Er nahm sich vor, vorsichtiger zu werden.

Seine Augen glänzten leicht, wie die Augen eines Kindes angesichts eines heißbegehrten Spielzeuges.

Ja, ein Spiel, aber ein Spiel des Todes. Und ob es dabei wirklich Gewinner geben konnte, das stand längst noch nicht fest.

Fertig angezogen ging Tipor Gaarson zur Plattform im Zentrum seiner Wohnmaschine und stellte sich darauf.

Die zuständige Biocard wusste schon Bescheid. Die Plattform schwebte empor. Die Decke öffnete sich und ließ Tipor Gaarson ins Freie.

Von hier oben konnte er die wachsende Demonstrantengruppe zunächst nicht sehen. Erst als er in seinem Gleiter saß und den Kurs befohlen hatte. Er reckte den Kopf und spähte über die Dachkante hinüber.

Es sah gefährlich, ja bedrohlich aus. Sie brüllten etwas, was er nicht verstehen konnte.

Wenigstens konnten sie nicht die innere Umgrenzung betreten. Ein Energiefeld würde es verhindern.

Eigentlich hätte Tipor Gaarson auch befehlen können, dass dieses Energiefeld die Steine aufhielt, mit denen man ihn beworfen hatte, aber daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Es war eine Ausnahmesituation gewesen. Da machte man solche Fehler.

In Zukunft nicht mehr! nahm er sich vor.

Der Gleiter schwang sich scheinbar schwerelos in die Lüfte und fügte sich in den herrschenden Verkehr ein.

Ganz flüchtig tauchte für Tipor Gaarson die Frage auf, was wohl passierte, wenn auch nur für eine Sekunde die Energie ausfiel, die sämtliche Gleiter hier oben hielt...

 

*  

 

Vielleicht war es naiv von Tipor Gaarson anzunehmen, er könnte so ohne weiteres in die zentrale Datenbank des regierungseigenen Bio-Gehirns eindringen, ohne dass es direkte Folgen für ihn hatte. Das mochte daran liegen, dass er ein Verwaltungsmensch war, der sich mit Sicherheitsvorkehrungen nicht so gut auskannte. Vorerst schaffte er es jedenfalls, ohne die geringsten Probleme, hier einzudringen. Sein Posten als führender Ministerialbeamter war dafür ein nicht zu unterschätzender Bonus.

Aber es war eine Sache, hier einzudringen und es war eine ganz andere Sache, offensichtlich streng geheime Daten abzufragen. Eine Tatsache, die Tipor Gaarson sehr schnell bewusst wurde.

Es begann schon damit, dass er nachgrübelte, wie er die Fragen überhaupt stellen sollte. Weil ihm nichts besseres einfiel, fragte er also: „Was weißt du über Energieausfälle in jüngster Zeit?“

„Die Frage ist absurd und kann nicht akzeptiert werden!“ antwortete das Bio-Gehirn der zentralen Datenbank prompt.

Tipor Gaarson runzelte ärgerlich die Stirn. Er nahm an einem der Hauptpaneelen Platz. Automatisch glühte der große Bildschirm vor ihm auf. Das Erkennungszeichen der Datenbank zuckte darüber.

Das hätte er auch daheim haben können. Denn selbstverständlich konnte man diese Datenbank überall in der Welt anzapfen - falls es um zugelassene Informationen ging.

Dass es überhaupt so etwas wie geheime Daten gab, war Tipor Gaarson bisher gar nicht bekannt gewesen.

Aber es musste wohl so sein, wenn die Datenbank etwas leugnete, was für Menschen anscheinend bereits Alltag geworden war.

„Also gut.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie hatte er das Gefühl, genau beobachtet zu werden. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinem Rücken. Er schaute sich suchend um.

Offensichtlich war er allein hier unten. Alles erschien absolut staub- und wahrscheinlich auch keimfrei. Eine kalte, abschreckende Atmosphäre.

Nein, er war allein mit dem Bio-Gehirn.

Und das beobachtete ihn!

Dabei ist es ganz natürlich! redete sich Tipor Gaarson ein. Mein Ghreekho beobachtet mich schließlich auch. Und wenn es eine Wunde versorgt, so wie vorhin, dann muss es das sogar. Man kann keine Wunde versorgen, die man nicht sieht. Und außerdem...

Die Stimme des Bio-Gehirns unterbrach seine Gedankengänge und brachte ihn wieder zum Thema: „Sonst noch einen Wunsch?“

Ja, es war ungewöhnlich, dass jemand die zentrale Datenbank persönlich aufsuchte, um solche allgemeinen Daten abzufragen, wie man es quasi von jedem Punkt der Welt aus viel bequemer tun konnte.

Ahnte das Biogehirn, wozu er wirklich hier war?

Sein Atem beschleunigte sich unwillkürlich. Tipor Gaarson versuchte, sich zu beherrschen. Dennoch zitterte seine Stimme bei der nächsten Frage: „Was weißt du über kranke oder sogar sterbende Ghreekhoj?“

„Bekanntermaßen gehen die vom Menschen domestizierten Ghreekhoj eine Gedankensymbiose mit Menschen ein. Es ist dies im Prinzip eine sehr einseitige Beziehung, denn die Gedanken der Ghreekhoj, falls es überhaupt welche gibt, bleiben auch den sensibelsten Menschen vorbehalten. Es ist eine Einbahnstraße: Die Gedanken der Menschen strömen unaufhörlich zu den Ghreekhoj, scheinbar sogar über weite Entfernungen hinweg. Ungeklärt ist, ob alle Ghreekhoj diese Fähigkeit im gleichen Maße haben oder ob es Unterschiede unter ihnen gibt. Die Ghreekhoj werden jedenfalls trotz ihrer Fähigkeit, einen Menschen allein an seinem Gedankenmuster zu identifizieren, sehr geschätzt. Ja, trotz, denn die Menschen brauchen nicht zu fürchten, dass ein Ghreekho jemals ihre Gedanken an Dritte weitergibt: Dazu ist ein Ghreekho niemals fähig. Eben, weil ein Ghreekho nicht in der Lage ist, eigene Gedanken zu übertragen.

Stirbt nun ein Mensch, mit dem ein Ghreekho...“

„Aufhören!“ rief Tipor Gaarson und winkte mit beiden Armen ab. „Das wollte ich nicht hören. Sondern etwas anderes: Was weißt du über kranke oder sogar sterbende Ghreekhoj, deren Versorgung mit Energie ungebrochen ist, deren Menschen sich bester Gesundheit erfreuen und auch nahe genug sind und...“

Diesmal wurde Tipor Gaarson vom Bio-Gehirn unterbrochen: „Frage absurd, kann nicht akzeptiert werden!“

„Ha!“ entfuhr es Tipor Gaarson. Er ließ die Arme sinken und beugte sich vor. „Wieso unterbrichst du mich, ehe ich die Frage vollständig gestellt habe?“

„Frage absurd, kann nicht akzeptiert werden“, wiederholte das Bio-Gehirn stoisch.

„Das ist zumindest verdächtig!“ sagte Tipor Gaarson mehr zu sich selbst. Er schürzte die Lippen.

Jawohl, er war einer heißen Sache auf der Spur! Die Demonstranten waren keine Spinner gewesen, die etwas behaupteten, was einfach unmöglich war. Und hatte er nicht selber ein krankes Ghreekho daheim? Und sobald man nach möglichen Ursachen fragte, wurde man sogar mitten in der Frage unterbrochen? Geschweige denn, dass man eine befriedigende Antwort erhielt...

„Kein Wunder, dass die so aggressiv waren und weil sie außer mir niemanden erreichen konnten, wandten sie sich in ihrem Zorn halt gegen mich!“ sagte Tipor Gaarson laut und ballte die Hände zu Fäusten. „Dabei werde ich genauso dumm gehalten wie die.“

„Ich verstehe Ihre neuerliche Frage nicht!“ bekannte das Bio-Gehirn.

Kein Wunder! dachte Tipor Gaarson.

„Dann spitze die Ohren, weil ich jetzt weitermache!“ Tipor Gaarson spürte eine Art Fieber, das ihn packte. So war es immer, wenn er ein deutliches Ziel vor Augen hatte. Ohne dieses Fieber wäre es ihm niemals gelungen, seine sprichwörtliche Trägheit immer wieder zu überwinden und Karriere als Verwaltungsbeamter zu machen.

Ungeachtet der Tatsache, dass man dies nun absolut nicht mit der gegenwärtigen Situation vergleichen konnte, stärkte es ihn irgendwie und er fuhr fort: „Tja, wie kommt es eigentlich, dass man die Existenz von kranken Ghreekhoj einfach leugnet?“

„Dies wird überhaupt nicht geleugnet“, widersprach das Bio-Gehirn. „Die domestizierten Ghreekhoj unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von ihren Vettern auf dem Ursprungsplaneten. Dort wären die domestizierten Ghreekhoj gar nicht mehr lebensfähig. Ohne die Gedankenverbindung mit Menschen sind sie zum Sterben verurteilt. Deshalb dürfen Schiffsleute in ihrem Heimathafen kein Ghreekho haben. Sie führen ihr Ghreekho gewissermaßen stets mit sich - an Bord ihres Raumschiffs.“

„Das meine ich überhaupt nicht. Deshalb meine nächste Frage: Warum weichst du mir aus?“

„Absurde Frage, kann nicht akzeptiert werden.“

„Das haben wir bereits gehört. Du wiederholst dich. Und leugnest du auch, dass es in jüngster Zeit Energieausfälle gegeben hat - und zwar aus ungewissen Gründen?“

„Absurde Frage...“

„Herrgott noch einmal: Es gibt sie! Ich weiß es!“

„Es liegen keine Informationen vor!“

„Das klingt schon besser.“ Tipor Gaarson nagte an seiner Unterlippe. Nein, auf diese Weise kam er niemals voran. Dann hätte er auch daheim bleiben können. Warum war er schließlich hier? Natürlich, um an die geheimgehaltenen Informationen heranzukommen. Und das konnte ihm nur gelingen, wenn er einen Berechtigungscode hatte.

Wollte er nicht seinen Chef vorschieben?

Er grinste. Das geschieht dem recht!

„Es gibt also Informationen, die geheimgehalten werden und deshalb nicht so ohne weiteres abgerufen werden können?“

„Alle Informationen sind frei zugänglich. Dies ist verbrieftes Grundrecht. Es hat seine Wurzeln im zwanzigsten Jahrhundert, als die ersten Netzwerke entstanden. Sogenannte Hacker brachen immer wieder in die Netzwerke ein und richteten großen Schaden an. Man kam auf die Idee, Informationen stets offen darzulegen, denn sobald es in den Netzwerken keine Geheiminformationen mehr gab, lohnte sich das sogenannte Hacken auch nicht mehr. Geheimcodes wurden abgeschafft. Jedermann kann sich seitdem in jedes Netzwerk einschalten und an dem Datenfluss teilhaben.“

„Das hat man mir schon in der Schule beigebracht, zugegeben, aber es gibt auch Daten, die geheim sind und deshalb nicht in das Netzwerk einfließen dürfen. Wahrscheinlich gibt es die schon immer, denn das Gesetz bezieht sich lediglich auf den Datenfluss in den Netzwerken. Deshalb bin ich hier. Was man über das Netzwerk nicht erfahren kann, erfährt man in der Zentrale. Falls man berechtigt ist. Nun, ich bin berechtigt, hier zu sitzen. Also bin ich auch berechtigt, meine Frage beantwortet zu sehen: Welche geheimen Informationen gibt es über das Thema kranke Ghreekhoj und das Thema Energieausfälle?“

„Berechtigungsnachweis bitte!“

Obwohl Tipor Gaarson diese Frage erhofft hatte, erschrak er jetzt darüber, denn sie bewies schließlich, dass es die Daten tatsächlich gab: Das Bio-Gehirn hatte zumindest aufgehört, sie zu leugnen. Sonst hätte es ja nicht nach seiner Berechtigung zu fragen brauchen...

Gut, dass ich den Code meines Chefs auswendig kenne!

Er gab ihn bekannt.

„Code nachgeprüft. Person ist berechtigt.“

„Dann beantworte meine Fragen endlich.“

„Berechtigungsnachweis bitte!“

„So kommen wir nicht weiter!“ platzte Tipor Gaarson heraus. „Was soll das? Bewegen wir uns hier im Kreis oder was? Ich habe dir den Code genannt und jetzt will ich klare Antworten haben.“

„Sie haben mir den Code genannt, aber Sie haben mir nicht bewiesen, dass Sie die genannte berechtigte Person sind“, belehrte ihn das Bio-Gehirn.

Tipor Gaarson schluckte schwer. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Dabei war es nur logisch. Der Code allein nutzte ihm gar nichts.

Jetzt bin ich so weit gekommen - und scheitere trotzdem?

Und wenn er seinen eigenen Code bekannt gab?

Nein! entschied er. Nicht nur, dass es zu gefährlich wäre. Ich bin nicht der Staatssekretär und wahrscheinlich muss ich mindestens in diesem Rang sein, um Erfolg zu haben. Schließlich, mein Chef ist Staatssekretär und wurde vom Bio-Gehirn als berechtigt anerkannt.

Er ballte wieder die Hände.

Vielleicht bin ich hier an der falschen Adresse? Möglicherweise weiß mein Chef längst Bescheid und braucht deshalb nicht einmal hier herunterzusteigen, um das Bio-Gehirn zu befragen? Vielleicht sollte ich alles aus ihm herausprügeln - egal, was hernach mit mir geschieht?

Er öffnete die Hände. Nein, das wäre genauso wenig eine Lösung gewesen. Er war nun mal hier und musste weitermachen. Aber wie?

Wie konnte er nachweisen, dass er die bewusste Person war, zu der dieser Geheimcode gehörte?

„Ich habe keine Identitätskarte dabei. Wie soll ich es dir beweisen?“

„Eine Identitätskarte ist in diesem Fall nicht erforderlich.“

„Was denn sonst?“

„Zum Beispiel das richtige Stimmenmuster?“

Ja, es hatte wie eine Frage geklungen. Tipor Gaarson hatte sich gewiss nicht verhört.

Dieses verdammte Bio-Gehirn hat mich hereingelegt! dachte er erbost. Das hat von jedem ein Stimmenmuster und weiß wahrscheinlich hundertprozentig, wer vor ihm sitzt. Und vielleicht hat es sogar schon Alarm geschlagen und hält mich nur hin, bis die Schergen auftauchen, um mich...?

Vor seinem geistigen Auge sah er hereinstürmende Uniformierte mit entschlossenen Gesichtern; er sah sich beim Fluchtversuch. Vergeblich: Auf der Flucht erschossen!

Der kalte Schweiß brach ihm aus. Nein, Tipor Gaarson war gewiss kein Held. Er war ein hoher Verwaltungsbeamter, aufgestiegen in der ewigen Ministerialbürokratie, die auch durch den Gaarson-Effekt nicht beendet wurde. Regierungen kamen und gingen, Parteien wurden gewählt und abgewählt - nur die Ministerialbeamten, die blieben.

Ich wäre auch noch auf meinem Posten gewesen, hätte mein Chef längst schon politisch abgedankt! dachte er zerknirscht.

Und jetzt fühlte sich Tipor Gaarson verloren und ausgeliefert.

Das Stimmenmuster seines Chefs? Nein, damit konnte er gewiss nicht dienen. 

 

4

 

„Dann glaubst du also gar nicht, dass ich die berechtigte Person bin?“

„Ich bin gehalten, die berechtigte Person zu überprüfen. Das Stimmenmuster stimmt nicht.“

„Und wer bin ich dann sonst?“ fragte Tipor Gaarson bang. Vielleicht hatte er zu früh resigniert?

„Sie wissen den Geheimcode der berechtigten Person, also muss ich davon ausgehen, dass Sie die berechtigte Person sind.“

„Ah!“ Tipor Gaarson schlug die Hände vor das Gesicht. Dieses Bio-Gehirn macht mich noch wahnsinnig.

Er ließ die Hände wieder sinken. Natürlich, das war es: Das Bio-Gehirn war kein denkender Mensch, logisch und deshalb handelte es auch nicht wie ein solcher. Ein Mensch hätte sofort Verdacht geschöpft, hätte sofort sein Stimmenmuster mit denen in der Datenbank verglichen und ihn identifiziert. Das Bio-Gehirn jedoch kam überhaupt nicht auf diese Idee.

Weil es auf überhaupt keine Idee kommen kann! konstatierte er selbstbewusst. Weil es eben nicht wie ein Mensch denkt, sondern auch nur eine hochgezüchtete Bio-Maschine ist, den Computern von früher um Lichtjahre voraus, aber kein intelligentes, lebendiges Wesen. Und genau das ist meine Chance.

„Ich habe eine durch Krankheit bedingte Veränderung des Stimmenmusters erfahren!“ behauptete er. „Welche Möglichkeiten habe ich sonst noch zum Identitätsnachweis?“

„Fingerabdrücke!“ schlug das Bio-Gehirn vor.

„Weiter!“ forderte Tipor Gaarson ruhig.

Ja, er fühlte sich jetzt ganz ruhig, beinahe gelassen, weil im Grunde genommen dem Bio-Gehirn als Mensch überlegen, wie er meinte.

„Persönliche Daten, die nur Sie wissen können - und die gespeichert wurden.“

Das ist es! triumphierte Tipor Gaarson im stillen. Und ich weiß so ziemlich alles über meinen Chef. Weil man seinen Feind kennen muss, um gegen ihn bestehen zu können.

Das hatte immer funktioniert. Auf diese Weise hatte Tipor Gaarson in der Verwaltung eine beispiellose Karriere gemacht.

Und Tipor Gaarson war Staatssekretär Harald Urbano schon von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. Der Grund blieb unklar. Jedenfalls hatte Harald Urbano keine Gelegenheit ausgelassen, um Tipor Gaarson zu diskriminieren.

Hier schien die beispiellose Karriere des Tipor Gaarson endgültig ein Ende zu haben. Ja, Harald Urbano bemühte sich sogar, sie umzukehren. Ihm wäre es am liebsten gewesen, man hätte Tipor Gaarson ganz aus seinem Amt entfernt.

Wieso eigentlich?

An seiner politischen Einstellung konnte es nicht liegen, denn Tipor Gaarson hatte daraus stets ein Hehl gemacht. Ihn konnte niemand einordnen. Politik interessierte ihn sowieso kaum. Er hatte sich all die Jahre auf die Karriere konzentriert und auf sonst nichts. Und deshalb wusste er in nichts so gut Bescheid wie in der Frage, wie man Karriere in der Verwaltung machte...

Tipor Gaarson lief sozusagen in Hochform auf. Die ganzen Recherchen schienen sich also doch gelohnt zu haben. Er hatte gewusst, dass er eines Tages Gelegenheit haben würde, zurückzuschlagen. Und jetzt tat er das ausgiebig.

Nach den Fingerabdrücken fragte das Bio-Gehirn nicht mehr.

Es akzeptierte nach Tipor Gaarsons ausführlichen Darlegungen: „Identität anerkannt. Person ist zur Abfrage berechtigt.“

Tipor Gaarsons Fieber war wieder da. Er knetete die Finger und konzentrierte sich.

Es ist soweit! dachte er und das Herz schlug ihm bis zum Halse.

Seine Stimme zitterte unüberhörbar, als er fragte: „Was ist nun mit den Energieausfällen in jüngster Zeit und auch mit den kranken Ghreekhoj? Gibt es sie nun oder nicht?“

„Ja, es gibt diese Probleme!“ gab das Bio-Gehirn zu.

Der Schweiß rann ihm in die Augen und brannte wie Feuer. Tipor Gaarson wischte ihn nicht fort.

Also doch! schrieen seine Gedanken. Dies alles geht wirklich vor. Wie lange schon? Mit welchen Auswirkungen?

Er stellte diese Fragen dem Bio-Gehirn und dann kam eine Antwort, die er absolut nicht vermutet hätte: „Frage kann nicht akzeptiert werden, da fragende Person nicht berechtigt ist!“

„Was?“ brüllte Tipor Gaarson außer sich.

War er denn jetzt genauso weit wie zuvor? Hatte dies alles überhaupt nichts genutzt? War Staatssekretär Harald Urbano doch zu „klein“? Ja, wer müsste er denn sein, um Zugang zu den Hintergründen zu bekommen?

Tipor Gaarson ließ sich langsam zurücksinken. Das Fieber war geblieben, aber es hatte jetzt eine andere Ursache: Angst vor der Zukunft!

Wenn soviel Geheimnis darum gemacht wird, dann sieht es schlimmer aus als befürchtet.

Tipor Gaarson ahnte, dass sozusagen das Ende der Welt bevorstand.

„Nein!“ sagte er und seine Stimme zitterte dabei überhaupt nicht mehr. „Damit werde ich mich nicht abfinden! Ganz und gar nicht! Ich gehe der Sache auf den Grund, selbst wenn es mich Kopf und Kragen kostet. Was habe ich schließlich noch zu verlieren?“

Bei seinen letzten Worten wusste er genau, dass er recht hatte - und genau das war ja das Schlimme!

Tipor Gaarson entschloss sich in diesen Sekunden also, seine Identität preiszugeben. Obwohl er noch vor einer Minute überzeugt gewesen war, dass ihm das überhaupt nichts nutzen konnte, weil er vom Rang her noch geringer als Harald Urbano eingestuft wurde.

Es war eigentlich nur eine fixe Idee, die ihn dazu verführte, sich selber ans sprichwörtliche Messer zu liefern, mit einer Erfolgsaussicht, die nur Null sein konnte. Aber wenn man einmal für sich konstatiert hatte, nichts mehr verlieren zu können...

 

 

Die Kälte erfasste jede Faser seines Körpers. Als würde jegliche Wärme auf direktem Weg aus dem Körper gesaugt.

Zitternd starrte John Millory in die absolute Dunkelheit. Sie waren zum Tode verurteilt. Die Sekunden bis zum Ende dehnten sich zu qualvollen Ewigkeiten.

Alle Bemühungen, eine Änderung herbeizuführen, waren zum Scheitern verurteilt. Wie sollte man ein Schiff vom todbringenden Kurs abbringen, wenn es keinerlei Energie mehr gab, ja, wenn selbst die Energie des Lebens aus den Körpern der Besatzungsmitgliedern zu fließen begann?

Und dennoch, John Millory wäre wohl niemals Captain der irdischen Raumfahrt geworden, hätte er nicht auch jetzt nach einem Ausweg geforscht.

Sein Körper war steifgefroren. Er konnte nicht einmal mehr einen Finger rühren. Aber er lebte noch. Und sein Gehirn arbeitete - klarer denn je.

Nein, er konnte nichts aktiv unternehmen, aber vielleicht gab es eine ganz andere Lösung?

Es wurde zu einer Art Strohhalm für ihn, dass die Ursache der Vorgänge im Gaarson-Effekt lagen. Ja, alles wies darauf hin, also konnte es keinen Zweifel mehr geben: Es war, als würde das Universum zurückfordern, was der Mensch ihm vierhundert Jahre lang an Energie abgetrotzt hatte!

Lag in dieser Erkenntnis vielleicht eine Lösung verborgen?

Seine Gedanken schweiften davon ab. Er dachte an Gaarson selbst. Nachdem er berühmt geworden war, kamen viele Schriften von ihm auf den Markt. Darunter waren auch welche, die er längst vorher schon einmal veröffentlicht hatte. Nur hatte kaum einer davon Notiz genommen.

John Millory war ein Gaarson-Experte. Das konnte er mit Fug und Recht behaupten.

Falls der Gaarson-Effekt hinter allen Phänomenen stand, musste doch Gaarson in irgendeiner Form damals schon erkannt haben, was einst geschehen könnte, oder?

John Millory dachte an eine ganz bestimmte Schrift, die so in einem populärwissenschaftlichen Magazin erschienen war, für die Allgemeinheit verständlich abgefasst.

Ihm war, als könnte er hier die Lösung finden. Reichte es etwa, das Unabwendbare doch noch abzuwenden?

Sehr unwahrscheinlich zwar, aber John Millory rief sich die Schrift dennoch ins Gedächtnis zurück. In Gedanken ging er diesen ganz bestimmten Artikel durch - den Artikel, den Gaarson einst über das Thema „RAUM UND ZEIT - ZEIT UND RAUM“ geschrieben hatte:

>Das Wesen von sogenannten bahnbrechenden Entdeckungen in der Physik ist, dass sie auf den Normalbürger keinerlei Auswirkungen haben. Es sei denn, man kann sie technisch nutzbar machen - und dann sind sie für den Bürger eine technische Neuerung. Nicht mehr und nicht weniger.

So kommt es überhaupt, dass für die meisten Menschen das Wort „relativ“ auch nach Einstein eben nur ein Wort ist. Gut vielleicht für Floskeln: „Zeit ist relativ“, oder gar für dumme Sprüche: „Wenn ich dir hundert Kredit gebe, ist das für mich relativ viel. Wenn du mir allerdings hundert Kredit gibst, ist das für mich relativ wenig.“