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Vom Jahr 2572 zurück ins Jahr 1966...
Die Schutzorganisation der Galaktischen Föderation TERRA wird alarmiert. Ein Zeittransporter bringt Spezialagent Hannibal Fortune vom Zentrum der Galaxis nach Kansas, USA, in das Jahr 1966 zurück.
Männer der EMPIRE-Organisation haben heimtückisch zugeschlagen und den Agenten von TERRA ermordet, damit das geplante Verbrechen an der Menschheit nicht bekannt wird.
Hannibal Fortune hat die Aufgabe, den Gegnern der Föderation Einhalt zu gebieten...
Der Roman Agenten der Galaxis des amerikanischen Schriftstellers Larry Maddock (geboren am 10. Oktober 1931 in Eaton Rapids, Eaton County, Michigan; gestorben am 14. April 2009 in Nordkalifornien) erschien erstmals im Jahr 1966; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1968.
Agenten der Galaxis erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
LARRY MADDOCK
AGENTEN DER GALAXIS
- Galaxis Science Fiction, Band 39 -
Roman
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
AGENTEN DER GALAXIS
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebtes Kapite
Achtes Kapite
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Vom Jahr 2572 zurück ins Jahr 1966...
Die Schutzorganisation der Galaktischen Föderation TERRA wird alarmiert. Ein Zeittransporter bringt Spezialagent Hannibal Fortune vom Zentrum der Galaxis nach Kansas, USA, in das Jahr 1966 zurück.
Männer der EMPIRE-Organisation haben heimtückisch zugeschlagen und den Agenten von TERRA ermordet, damit das geplante Verbrechen an der Menschheit nicht bekannt wird.
Hannibal Fortune hat die Aufgabe, den Gegnern der Föderation Einhalt zu gebieten...
Der Roman Agenten der Galaxis des amerikanischen Schriftstellers Larry Maddock (geboren am 10. Oktober 1931 in Eaton Rapids, Eaton County, Michigan; gestorben am 14. April 2009 in Nordkalifornien) erschien erstmals im Jahr 1966; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1968.
Agenten der Galaxis erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.
Sorobin Kimball beendete seinen Bericht und spulte das Band zurück. »Das sollte zu baldigen Aktionen führen«, sagte er zu dem kleinen Affen, der zusammengerollt in dem Sessel in der anderen Zimmerecke lag. Der Affe nickte zustimmend und blinzelte schläfrig.
»Du bist heute Abend nicht sehr gesprächig«, bemerkte Kimball.
Der Affe zuckte mit den Schultern. Kimball stellte das Tonband auf den Textanfang ein, schaltete auf zehnfache Sprechgeschwindigkeit und bediente den Richtstrahlsender. Die Sendung würde zwei Minuten und dreiundzwanzig Sekunden dauern: gefährlich nahe dem erlaubten Zeitmaximum. Aber er hatte sehr viel zu berichten.
Es war das erste Mal in zwanzig Jahren, dass er die Sendestrahlen über längere Zeit als sechs oder acht Sekunden in den Weltraum schießen musste. Er kannte die Gefahren. Falls EMPIRE oder, genauer gesagt, Drofox Johrgols Abteilung dieser unbarmherzigen Organisation ihm auf der Fährte war, würde ihnen eine Minute genügen, um seine Position genau anzupeilen. Es wäre viel sicherer gewesen, den Bericht in sechs oder sieben Teile zu zerlegen und jede Nacht ein Teilstück zur Kontrollstation von TERRA auszustrahlen. Aber dazu reichte die Zeit nicht.
Er hatte es mit Glarrk besprochen, und sie hatten sich entschlossen, das Risiko einzugehen. Es war durchaus möglich, dass Johrgols Leute nicht aufpassten oder keinen zum Zuschlagen in der Nähe hatten. Sie waren beide bereit, dieses kalkulierte Risiko einzugehen.
Kimball stellte den Zeitstrahler ein. Unter Berücksichtigung der Erdumdrehung, des Richtstrahls und der Entfernung zum Bestimmungsort würde die Kontrollstation seine Sendung etwa von 04:32:20 bis 04:34:55 empfangen. Um diese Zeit würde der ausfächernde Rand des Strahls auf ihre Empfänger treffen und sich über die Milchstraße ausbreiten. Er schaute auf die Uhr. Es war 2 Uhr 17.
Sorobin Kimball war kein Mann, der leicht in Erregung geriet. Er ging daher gemächlich in die kleine Küche und machte sich ein Sandwich mit Erdnussbutter, scharf gewürzter Bologna-Wurst, Salat und Ketchup.
»Du solltest auch lieber etwas essen«, sagte er zu seinem Gefährten. »Wir können nicht viel mehr tun.«
Der Affe kam über den Boden getrottet und sprang über den Rand der Esstheke. Er nahm eine Scheibe Bologna, rollte sie zu einem festen Röhrchen zusammen und wickelte ein Stück Brot darum. Beide aßen schweigend. Es gab nichts mehr zu besprechen.
Um 04:32:07 hörten sie das Dröhnen des gewaltigen Generators. Das tiefe Summen ging schnell in ein helles Winseln über, das sich bald im Ultraschallbereich verlor.
Um 04:33:20 traf ein Solenoid sein Ziel, und die Tonbandspulen begannen sich zu drehen. Kimball schaltete die Lichter aus, trat ins Freie und ließ die Tür offen. Die automatischen Strahlenfühler, die das kleine Farmhaus umgaben, würden eine Aktivität von EMPIRE entdecken, bevor er noch etwas sehen könnte. Aber er hielt trotzdem Ausschau.
Um 04:33:42 erschien am südlichen Himmel ein Lichtpunkt, der sich schnell auf ihn zu bewegte. Er brauchte genau vierzehn Sekunden, um ihn zu erreichen. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, zog Kimball seine Waffe und schoss auf das über ihm schwebende Raumschiff.
Fast sofort spürte er eine Benommenheit. Er stolperte in das Haus zurück, schaltete das Licht an und zielte auf die sich drehenden Spulen. Vier Schüsse zerstörten das Gerät und die Tonbänder. Der Affe sprang ihm auf die Schulter und vergrub seine scharfen Zähne in Kimballs linkes Ohr. Er riss das Tier weg und schoss darauf, als es hinter die große Couch in Deckung floh. Drei weitere Schüsse rissen riesige Löcher in die Couch. Mit dem Langsamerwerden des Generators wurden auch dessen Winseln und dann das Summen wieder hörbar.
Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen, und ein Mann in einem eng am Körper sitzenden schwarzen Raumanzug richtete ein Silberrohr auf Kimball. Kimball schnellte herum, um sich der neuen Bedrohung zu stellen, aber er war zu langsam. Ein Strahl von gleißend hellem, orangefarbigem Licht überflutete seinen ganzen Körper. In dem einen Sekundenbruchteil, bevor Sorobin Kimball sich in Dampf auflöste, prägte sich sein Schatten in die schwelende Wand hinter ihm ein.
Der schwarz gekleidete EMPIRE-Agent schob seine Waffe in den Halfter zurück und schritt zu dem diskusförmigen Raumschiff hinaus, das, sechs Meter von der Tür entfernt, dicht über dem Boden schwebte. Eine Rampe klappte herunter und der Mann trat hinein.
Um 04:35:14 entschwebte das Raumschiff in den Himmel von Kansas.
In dem Farmhaus kauerte der zitternde Affe über einem winzigen Dielenspalt am Boden hinter der zerschossenen Couch.
Sein Körper schien mehr und mehr in sich zusammenzusinken, als flösse er durch den Dielenspalt – was er tatsächlich tat. Binnen weniger Minuten war von den früheren Bewohnern des Raums nur noch die eine an die Wand geätzte Silhouette eines Mannes mit einer Waffe übriggeblieben.:
Die Erde sah für Hannibal Fortune nicht viel anders aus, als wie er sie vor fast zweihundert Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Das war zu Napoleons Zeiten gewesen. Damals hatte Fortune einer auf der Erde wohnenden Kommandogruppe angehört, deren Aufgabe es gewesen war, den korsischen Korporal zum Kaiser von Frankreich zu machen.
Ach, seufzte Fortune, das waren Zeiten gewesen. Champagner, Feste, Duelle, Kokotten mit den verschiedensten Talenten und Temperamenten. Er fragte sich, ob irgendwelche von deren Nachkommen sich auch zu so wunderschönen Geschöpfen entwickelt hatten.
Es gehörte nicht zu seiner Aufgabe, sich Gedanken über die romantischen Triebe der weiblichen Erdbevölkerung zu machen, aber es entsprach seinem Wesen, das dennoch zu tun. Wegen dieser Beachtung nebensächlicher Einzelheiten rangierte er auch unter den sechs obersten Agenten der Abteilung für Rekonstruktion und Reparatur der Zeit-Balance.
In den oberen Regionen dieser Abteilung war der hübsche, höfliche Agent nie als ein Bauer, sondern immer als eine Art Läufer oder Turm in dem sinnverwirrenden Schachspiel zwischen Föderation und Empire angesehen worden. Allein die Tatsache, dass man Hannibal Fortune und keinen unbedeutenderen Agenten damit beauftragt hatte, herauszufinden, was mit Sorobin Kimball geschehen war, war ein Zeichen für die besondere Wichtigkeit dieser Mission.
Im Augenblick beschäftigte sich Fortune jedoch nicht damit, sondern mit der im Moment dringendsten Aufgabe. Er musste den Zeit-Transporter verstecken, der ihn und seinen Partner Webley durch Zeit und Raum hierhergebracht hatte.
Die Maschine war ein stromlinienförmiges Modell, das TERRAS Techniker mit den neuesten Geräten und Erfindungen ausgestattet hatten. Dazu gehörte auch ein Teleportationsgerät, das einer Armbanduhr aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts sehr ähnlich sah. Eine Zeitmaschine, ganz gleich, wie man es auch ansah, überlegte Fortune, während er auf den Zeitknopf drückte. Der große Transporter verschwand außer Sicht. Er war jetzt zeitlich auf eine Phase neunzig Grad vor seinem eigentlichen Standort gestellt. Dieser Vorgang war einfach, eben wie wenn man nur auf einen Knopf drückte. Den Transporter zurückzuholen, war schwieriger. Man konnte sich mit einem Knopfdruck töten, falls man in diesem Moment in einer falschen Position stand. Das hatten die Techniker besonders betont und dabei jene Überlegenheit zur Schau gestellt, die sie in Anwesenheit von normalen Agenten gern zeigen.
»Schlau ausgedacht, nicht wahr?«, sagte Fortune laut.
»Erstaunlich«, zischte Webleys gelangweilte Stimme drei Zoll von seinem linken Ohr entfernt. »Eines Tages werden die Techniker diesen Dingern auch das Denken beibringen, und dann werden die Maschinen ganz und gar das Kommando übernehmen.«
Als Antwort formierte sich Webley zu einem festen Ball und legte seine halbfeste andere Hälfte leicht um Fortunes Nacken. Hannibal veränderte sein Schrittmaß, denn sein Partner war zwar von sich aus leicht fortbeweglich, wog aber fast fünfzehn Pfund. Der Symbiont brauchte nur wenige Sekunden, um sein veränderliches Protoplasma in die funktionsfähige Form eines großen Vogels zu verwandeln. Einen Moment später flatterte Webley ohne ein Abschiedswort in die Nacht davon. Es war eine seiner Lieblingsgestalten und gut geeignet für Erkundungen.
Fortune war konventioneller gebaut und an seine Menschengestalt gebunden. Er konnte weder schweben, fliegen oder gleiten und verfügte auch nicht über die telepathischen Fähigkeiten seines Partners. Aber seine Akte in der Kontrollzentrale von TERRA ließ keinen Zweifel daran, dass Hannibal Fortune besser als jeder andere dafür geeignet war, herauszubringen, was mit Sorobin Kimball geschehen war. Er fand einen Baumstumpf und setzte sich, um zu warten.
Der Kampf zwischen Empire und TERRA war ein seltsames Schachspiel, überlegte er, mit Millionen von Bauern, die von dem Sinn dieses Spiels keine Ahnung hatten und nie begreifen konnten, welcher Preis dem Sieger winkte. Ein Preis, der mehr als sechshundert Jahre in der Zukunft lag und siebenundvierzig bewohnte Sonnensysteme der Galaxis umfasste.
Welcher Erdenmensch hätte sich auch einen Kampf vorstellen können, in den siebenundvierzig Sonnensysteme verwickelt waren? Es war ein Vorgang, den der auf solch einem Planeten herangewachsene Fortune manchmal auch nicht in seiner ganzen Tragweite erfasste. Die meisten Agenten von TERRA waren daher zu bedingungslosem Gehorsam jenen taktischen Entscheidungen gegenüber verpflichtet, die der Meister-Computer der GALAKTISCHEN FÖDERATION ersann. Nur wenige, wie auch Hannibal Fortune, hatten die Lizenz zum persönlichen Eingreifen.
Sorobin Kimball war kein Mitglied dieser auserwählten Gruppe gewesen. Seine letzte Botschaft an die Kontrollzentrale von TERRA hatte die Einmischung von Empire in den augenblicklichen Krieg auf der Erde und seine Entdeckung eines vermutlichen Empire-Agenten in der U.S.-Luftwaffe getroffen. Das und sein früherer Bericht von einer Konzentration von Empire-Raumschiffen – von den Erdbewohnern Fliegende Untertassen genannt – hatte die Kontrollzentrale veranlasst, Fortunes Urlaub abzubrechen. Diskusraumschiffe waren schon seit einigen Jahrzehnten in der Erdatmosphäre beobachtet worden, aber nie zuvor hatte es so viele davon gegeben.
Zu Kimballs Aufgabenbereich hatte es gehört, diese Diskusraumschiffe zu beobachten und selbst unbemerkt zu bleiben. Jetzt schienen sowohl er wie sein Symbiont Glarrk – ein Gegenstück zu Fortunes Webley – verschwunden zu sein. Nach dem Maßstab der Erdzeit war Kimballs letzte Botschaft vor einer halben Stunde ausgesendet worden. Die Kontrollzentrale hatte jedoch zwei Wochen Vorbereitungszeit für Fortunes Ankunft hier gebraucht. Der Zeit-Transporter hatte die Zeitdifferenz überbrückt, so dass Hannibal und sein Begleiter frischen Fährten folgen konnten – was Webley gerade tat.
Innerhalb von zehn Minuten kehrte Webley zurück. Mit schwirrenden Flügeln ließ er sich auf Fortunes Schulter sinken, wo er sofort wieder in seine übliche jochartige Position zurückkehrte.
»Eine halbe Meile östlich«, berichtete der Symbiont.
»Ich spürte ein Lebewesen. Ich glaube, es ist Glarrk, aber ich bin nicht sicher. In dem Gebiet sind jedoch keine Spuren von Empire zu finden.«
Fortune war bereits auf den Füßen und marschierte in die Vordämmerung hinein. »Warum bist du nicht sicher, dass es Glarrk war? Hast du nicht versucht, Raumsprechkontakt aufzunehmen?«
»Er wollte die Verbindung nicht herstellen, oder konnte es nicht. Die Anwesenheit war nur sehr schwach spürbar.«
Hannibal tastete beim Gehen seine Taschen ab und prüfte noch einmal seine Ausrüstung. Der Anzug war im Stil des Jahres 1968 mit zwei Knöpfen und schmalen Revers. Er passte ihm so gut, als wäre er von einem der besten Schneider der Erde angefertigt worden. Tatsächlich war dieser Anzug jedoch unzerstörbar. Das besondere Material war so zusammengewebt, dass der fertige Stoff nicht zerschnitten werden konnte. Im Jackenhalfter steckte eine kleine, flache Handfeuerwaffe, aus der dreihundert Schuss abgefeuert werden konnten, die Konstruktion dieser Waffe auf dem Prinzip des Laserstrahls. Mit ihrer üblichen Sorgfalt hatten die Techniker Fortune gelehrt, die Waffe auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen.
In einer anderen Tasche steckte ein flaches, matt schimmerndes Etui, das unter anderem drei sehr verschiedenartige Zigaretten enthielt. Eine war lediglich explosiv, die zweite erzeugte ein Gas, das alle Menschen in einem Raum mehrere Minuten lang kampfunfähig machte und ihnen starkes Unbehagen verursachte. Die dritte Zigarette enthielt ein Mini-Funkgerät, das in einem Umkreis von zehn Meter sowohl empfangen als auch senden konnte. Zusätzlich enthielt das Etui ein Gerät zum Abschießen von lähmenden Narkosekügelchen, die mit ziemlich genauer Zielsicherheit und Kraft in normale Haut bis auf eine Entfernung von achtzehn Metern eindringen konnten.
In Fortunes Gürtel war ein biegsamer Stahldolch eingearbeitet, der im Notfall auch als Einbruchswerkzeug benutzt werden konnte. Vervollständigt wurde dieses Reisearsenal durch ein teuer aussehendes florentinisches Feuerzeug aus Gold, dessen Flamme sowohl Zigaretten anzünden wie nach einer kleinen Einstellungsveränderung halbzölligen gehärteten Stahl durchschneiden konnte.
Hannibal Fortune gehörte mit zu den ersten Angehörigen der Organisation von TERRA. In gewissem Sinne war die Abteilung für Rekonstruktion und Reparatur der Zeit-Balance noch eine relativ junge Organisation, denn sie war nach geheimer Wahl des Sicherheitsrates der Galaktischen Föderation im Jahre 2558 geschaffen worden. Seine Basiszeit war jetzt das Jahr 2572, so dass also TERRA erst vierzehn Jahre alt war. Fortune war seit zwölf dieser vierzehn Jahre dabei gewesen.
Die ersten Rekruten, zu denen auch Fortune gehörte, waren aus den besten Geschichtsstudenten der siebenundvierzig Mitgliedsplaneten der Galaktischen Föderation ausgewählt worden. TERRA hatte dazu den faszinierendsten Köder ausgesucht, den man sich für Geschichtsstudenten denken kann: die Möglichkeit für einen Mann, tatsächlich in seiner Lieblingsperiode der Geschichte zu leben und die Ereignisse dort mitzumachen. Fortune hatte gewusst, dass im Jahre 2548 eine Zeitmaschine erfunden worden war, und dass die Galaktische Föderation diese Maschine im Jahre 2554 für illegal erklärt hatte. Er hatte jedoch nie etwas von Gregor Malik und der unheimlichen Organisation namens Empire gehört, bevor er von TERRA angeworben worden war. Aber dank des illegalen Zeittransporters, den die Wissenschaftler von TERRA noch ständig verbesserten, hatte er jetzt mehr als sechzigjährige Erfahrung im Kampf gegen Empire. Der Agent grinste. Das war eine ziemlich vielseitige Ausbildung in zwölf Dienstjahren.
TERRA hatte in den vierzehn Jahren seines Bestehens viel erreicht. Etwa zehntausend äußerst erfahrene Agenten waren auf den siebenundvierzig Planeten angesiedelt worden. Zeitlinien reichten bis zu zweiundvierzig Jahrhunderte zurück, und weitere zehntausend Verwaltungsangestellte, Techniker und andere Bedienstete lebten auf dem riesigen künstlichen Planeten, der im genauen Mittelpunkt der Galaxis lag und Sitz der Kontrollzentrale von TERRA war. Es erschien wie eine Ironie der Geschichte, dass diese weit verbreitete Organisation gebildet werden musste, um das Universum gegen die bösartigen Ambitionen eines Mannes zu schützen: Gregor Malik, Tyrann des Planeten Bories, und seine vierzehn skrupellosen Henkersknechte.
Sorobin Kimballs Hauptquartier war ein bescheidenes Farmhaus in Mittel-Kansas, wo der Agent als Romancier und freier Magazinschriftsteller getarnt die Aktionen auf der Erde überwacht hatte. Das Gelände war so täuschend konstruiert wie Fortunes persönliche Ausrüstung. Über die Ebene von Kansas ragte eine Windmühle empor, deren verschiedene Antennen auf dem Dach bei einem flüchtigen Beobachter den Eindruck erweckten, sie seien lediglich für den Fernsehempfang über weite Strecken bestimmt. Aber diese Antennen konnten Raumfunksignale bis ins Zentrum der Galaxis ausstrahlen. Das Pumpenhaus der Farm erzeugte Kraftstrom von viertausend Kilowatt. In halber Höhe des Turmes befand sich ein harmlos aussehendes Gerät, das die Funkverbindung mit dem Laserstrahl so altmodisch machte wie Marconis erstes drahtloses Sendegerät. Die kurzen, unregelmäßigen Energieausstrahlungen dieses Apparats verursachten auf den Fernsehscheiben und in den Radios im Umkreis von fünfzig Meilen Störungen, waren aber von den Einheimischen immer als atmosphärische Elektrizitätsentladungen erklärt worden. Irgendwie hatte Empire jedoch Kimballs Sender orten und außer Gefecht setzen können.
Hannibal Fortune näherte sich dem Farmhaus mit großer Vorsicht. Er wusste, was für Sicherheitsanlagen Kimball ringsum installiert hatte. Der Symbiont spürte die Spannung seines Partners und veränderte die Haltung ein wenig.
»Ist er noch da?«
»Die Anwesenheit ist sehr schwach spürbar«, antwortete der Symbiont. »Und wirr.«
Fortune zog ein kleines Gerät aus seiner Tasche und drehte sich langsam um sich selbst, um das Gelände abzusuchen. Die Zeigernadel zitterte zweimal.
»Die Alarmfühler funktionieren noch.«
»Ich kann vorausfliegen und sie abmontieren.«
»Das ist nicht nötig, wenn du sicher bist, dass niemand außer Glarrk hier ist.«
»Ich bin sicher.«
Schattenhaft bewegten sich Fortune und sein Symbiont über den Farmhof. Auf dem kreisförmig um das Haus führenden Fahrweg stand ein langer, niedrig gebauter Wagen, der auch in der Dunkelheit so aussah, als würde er bei der geringsten Berührung seines Schaltmechanismus sprunghaft in Bewegung geraten. An einem Ende stand auf einem schwarzen Schild in Silberbuchstaben: Jaguar. Fortune nahm an, dass es ein Fahrzeug mit Benzinmotor war, wie es in diesem Jahrhundert hauptsächlich verwendet wurde. Es war Kimballs Wagen. Für seine Zeit hatte der Agent in ziemlich guten Verhältnissen gelebt. Fortune grinste; die Agenten von TERRA waren bekannt für solche Lebensweise. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass der Wagen leer war, gingen sie zur Rückseite des Hauses.
Aus der offenen Hintertür fiel Lichtschein, aber kein Laut drang an ihre Ohren. Fortune trat an ein Fenster und spähte hinein. Er musterte die Szenerie der Zerstörung. Sowohl das zertrümmerte Tonbandgerät wie auch die zerschossene Couch in einer Ecke konnte er sehen. Webley streckte schweigend einen Fühler aus, der wie ein Streifen lebendiges Zellophan unter dem geschlossenen Fensterrahmen hindurchfloss. Sobald der Fühler im Innern war, bildete er am Ende ein Auge, das den gesamten Raum durchspähte. Dann zog sich der Fühler ebenso lautlos zurück.
»Leer«, berichtete Webley.
Sie kehrten zur offenen Tür zurück und traten ein. Jetzt sah Fortune an der verkohlten Wand die Silhouette Kimballs. Beim näheren Hinschauen fand er auch die Bestätigung für das Vorhandensein der Silhouette: Alle Gegenstände im Zimmer waren mit einer feinen Staubschicht bedeckt – das waren die einzigen Überreste von Sorobin Kimball. Fortune strich mit einer Fingerspitze über die Tischplatte und blies vorsichtig den Staub weg. »Sogar im Tode arbeitet er noch für uns.«
»Wieso?«
»Seine Asche ist überall. Unberührt. Ein Beweis dafür, dass niemand vor uns hier im Zimmer gewesen ist. Aber wir werden schnell arbeiten müssen, denn wie ich unsere Gegner kenne, werden sie bald wiederkommen.«
»Du meinst, sie haben ihn nur getötet und sind verschwunden, ohne etwas zu berühren?« Der Symbiont sammelte sich auf der linken Schulter seines Partners.