Gedichte in zwei Sprachen / Poèmes en double version - Rainer Maria Rilke - E-Book

Gedichte in zwei Sprachen / Poèmes en double version E-Book

Rainer Maria Rilke

0,0
19,20 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In seinen Schweizer Jahren schuf Rilke eine Reihe von Doppelgedichten in deutscher und französischer Sprache. Trotz gleicher Motive folgen sie ihrer je eigenen Inspiration. Im vorliegenden Band werden sie erstmals gemeinsam präsentiert und im Nachwort anhand eines Gedichtpaars ausführlich beleuchtet. Zum besseren Vergleich enthält der Band neue, textnahe Übersetzungen der französischen Gedichte. Durant ses années en Suisse, Rilke a créé une série de poèmes doubles, rédigés à la fois en français et en allemand. S'ils partagent des thèmes semblables, ces poèmes suivent des inspirations diverses. Ce livre les présente ensemble pour la première fois ; sur la base d'une paire de poèmes, une postface éclaire ces œuvres de manière détaillée. Afin de faciliter la comparaison, le volume propose aussi une nouvelle traduction des poèmes écrits en français, proche du texte original.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Schriften der Fondation RilkePublications de la Fondation Rilke

Band 1

Rainer Maria Rilke

Gedichte in zwei SprachenPoèmes en double version

Herausgegeben vonErich Unglaub und Curdin Ebneter

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2024 Schwabe Verlag, Schwabe Verlagsgruppe AG, Basel, Schweiz

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Das Werk einschließlich seiner Teile darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in keiner Form reproduziert oder elektronisch verarbeitet, vervielfältigt, zugänglich gemacht oder verbreitet werden.

Korrektorat: Thomas Lüttenberg, München

Cover: icona basel gmbh, Basel

Layout: Andreas Färber, mittelstadt 21, Vogtsburg-Burkheim

Satz: Daniela Weiland, textformart, Göttingen

Druck: Hubert & Co., Göttingen

Printed in Germany

ISBN Printausgabe 978-3-7965-5116-1

ISBN eBook 978-3-7965-5117-8

DOI 10.24894/978-3-7965-5117-8

[email protected]

www.schwabe.ch

Inhalt

Vorwort

Rainer Maria Rilke

Gedichte in zwei Sprachen

Curdin Ebneter

Übersetzungen

Siglen

Nachweise und Erläuterungen

Erich Unglaub

Zwei Dichtersprachen‹Handinneres› und ‹Paume›

Bildnachweis

Vorwort

Fast alle Gedichte des Prager Dichters Rainer Maria Rilke (1875–1926) mit analogen Titeln und Grundmotiven in deutscher und französischer Sprache entstanden innerhalb weniger Jahre, nämlich zwischen 1923 und 1925, im schweizerischen Wallis und in Paris, also zu einer Zeit, da er das Französische als seinen zweiten, seinem Schreiben und Dichten nicht nur zugänglichen, sondern bis zu einem gewissen Grad auch zugehörigen Sprach- und Kulturraum verstand. Im Medium der altvertrauten und doch neuen Sprache bewegte er sich nicht nur als Briefschreiber mit wachsender ‹aisance›, sprich: Leichtigkeit und Eleganz, sondern immer häufiger auch als Dichter, von französischen Freunden darin ermutigt. Dieses Betreten von sprachlichem Neuland, gerade auch in der Lyrik, beschrieb er als eine ihn selbst verwundernde, sein Schreiben verjüngende Übung, die nach zaghaftem Beginn immer beherzter wurde:

C’est très étonnant de se trouver, en invitant1 pratiquant sur le sol d’une autre langue : que j ’y étais jeune, il me semblait que tout recommence avec cet instrument nouveau et j’étais presque effrayé, mais d’une frayeur heureuse, de le sentir vibrer sous mon toucher timide, de plus en plus hardi.2

Im erwähnten Zeitraum schrieb er u.a. die folgenden, in der Rilke-Literatur als ‹Doppelgedichte› bekannt gewordenen Gedichte:

Das Füllhorn (11. Februar 1924, Muzot) – Corne d’abondance (11. Februar 1924, Muzot),

Der Magier (12. Februar 1924, Muzot) – Le Magicien (12. Februar 1924, Muzot),

Eros (Februar 1924, Muzot) – Éros 1–3 (15.–20. Februar 1924, Muzot), Éros 4 (Januar 1925, Paris),

Handinneres (um den 1. Oktober 1924, Muzot) – Paume (Januar 1925, Paris),

Gong (November 1925, Muzot) – Gong (März 1926, Val-Mont).

Außerhalb von Zweiergruppen entstanden damals auch Einzelgedichte in deutscher und französischer Sprache, dazu Entwürfe, Vorstufen und Fragmente mit gleichen oder ähnlichen Motiven. Mit dem ‹Kleinen Weinjahr› entwarf Rilke 1923 außerdem eine jahreszeitliche Suite von deutschen Gedichten, die von je einem französischen Gedicht umrahmt, wenn nicht ‹umhegt› ist.

In seinem Widmungsgedicht der ‹Vergers› für die russische Dichterin Marina Cvetaeva sprach Rilke von der «française plage de mon étrange coeur», dem französischen Gestade seines seltsamen Herzens, mit dem er sie, neben anderen Weiten und Landschaften, vertraut machen wolle. Die Doppelgedichte bieten Einblick in zwei Nachbar-‹Gestade›, wenn man so will: thematisch und motivlich geeint, und doch von je anderer Prägung.

Zu einer eigenständigen Kategorie gehört das ‹Lied› (1909) aus den ‹Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge› (1910), das Rilke unter dem Titel ‹Chanson› für die französische Ausgabe des Romans (1926) übersetzt hat. Es bildet den bei diesem Dichter seltenen Fall einer Selbstübersetzung und geht im vorliegenden Band den ‹Gedichten in zwei Sprachen› voran, ergänzt um Rilkes Kommentar.3 Sein Modus des recht freien Neu- und Umschreibens eines eigenen Gedichts wäre gesondert zu betrachten, am besten wohl im Vergleich zu seinen Übersetzungen fremdsprachiger Dichter. Von Übersetzung wie auch von Selbstübersetzung sind die anders gearteten kreativen Impulse zu unterscheiden, die bei den ‹Doppelgedichten› wirksam waren.

Die Erstdrucke der Gedichte sind weit verstreut.4 Der heutige Leser kann nicht nur, aber gerade auch die Doppelgedichte und das ihnen Zugehörige in den späteren Rilke-Ausgaben nicht neben- oder nacheinander gedruckt finden, sondern auf verschiedene Bände und Ausgaben verteilt, die die Chronologie der Entstehung nicht berücksichtigen. Rilke hat einige der französischen Versionen oder Spielarten der Doppelgedichte in den Band ‹Vergers› aufgenommen, der 1926 im Verlag der ‹Nouvelle Revue Française› (NRF) in Paris erschien.

Die vorliegende Ausgabe orientiert sich an Wortlaut und Schreibweise der Erstdrucke. In den Nachweisen sind sie daher zuerst verzeichnet, noch vor dem Hinweis auf die entsprechenden Seiten der ‹Sämtlichen Werke› und der ‹Kommentierten Ausgabe›. Eine Ausnahme bildet ‹Das Kleine Weinjahr›. Hier folgt unsere Wiedergabe der Handschrift des Dichters im Schweizerischen Literaturarchiv (Bern).

Von Rilkes französischen Gedichten, zum Teil auch von französischen Doppelgedichten, liegen deutschsprachige Übersetzungen vor, die unterschiedliche Intentionen und Strategien verfolgen. Erwähnt seien hier nur die uns bekannten von Karl Krolow,5 Yvonne Goetzfried,6 Rätus Luck,7 Bernhard Böschenstein,8 Gerhard Falkner und Nora Matocza.9 Für die vorliegende Ausgabe wurden die französischen Gedichte von Curdin Ebneter neu übersetzt; die dabei leitenden Gedanken sind auf S. 47–48 kurz skizziert. Weitere Hinweise zu Fragen der Interpretation und Übersetzung finden sich in den Erläuterungen.

Der Dank der Herausgeber gilt dem Schweizerischen Literaturarchiv (Bern), der Fondation Rilke (Sierre), den Mitgliedern der Rilke-Gesellschaft (Bern), den Gönnern, die diesen Band ermöglicht haben, sowie dem Lektorat des Schwabe-Verlags (Basel / Berlin).

im Januar 2024

Erich Unglaub

Curdin Ebneter

Bad Harzburg

Veyras (Noble Contrée)

1Gemeint ist wohl: invité, Gast.

2So Rilke in einem Brief an Renée Favre vom 18. November 1925, hier zitiert nach Rätus Luck: Briefe an Schweizer Freunde. Erweiterte und kommentierte Ausgabe. Herausgegeben von Rätus Luck unter Mitwirkung von Hugo Sarbach. Frankfurt am Main, Leipzig 1994, S. 470. Ü (C.E.): Es ist sehr verblüffend, sich als ‹praktizierender› Gast auf dem Boden einer anderen Sprache vorzufinden: wie war ich jung darin, mir schien, als beginne alles von vorn mit diesem neuen Instrument, und es fasste mich beinah ein Schrecken, ein glücklicher allerdings, als ich diesen Boden unter meiner scheuen Berührung, die immer mutiger wurde, vibrieren fühlte.

3Vgl. auch Esa Christine Hartmann: Dichten in zwei Sprachen: Rilkes literarische Zweisprachigkeit aus textgenetischer Sicht. In: Recherches germaniques. HS 18 (2023) S. 109–130.

4Vgl. Rainer Maria Rilke: Werke. Kommentierte Ausgabe. Supplementband. Frankfurt am Main und Leipzig 2003. Manfred Engel beklagte im Kommentar, S. 395, dass zu diesem Textkorpus «kaum Vorarbeiten existieren», auch das Rilke-Handbuch (2004) vermeldet keinen anderen Stand. Rätus Luck: Ein paar Blätter von Rilkes Rosen. In: Blätter der Rilke-Gesellschaft. Bd. 26 (2006) S. 56–71. Die wichtigsten Ansätze wurden von zwei Forschern unternommen, bezeichnenderweise mit französischem Hintergrund: Roger Bauer: «Un doux vent polyglotte». Les poèmes en double version, allemande et française, de Rainer Maria Rilke. In: Revue d’Allemagne. Bd. 13 Nr. 2 (April–Juni 1981) S. 313–337. Roger Bauer: Rilkes Doppelgedicht ‹Der Magier / Le Magicien›. In: Zeitschrift für Kultur- und Bildungswissenschaften. Bd. 9 (2000) S. 69–72. Gerald Stieg: Rilkes späteste Gedichte auf Deutsch und auf Französisch. Ein Vergleich am Beispiel von ‹Gong›. In: Karen Leeder, Robert Vilain (Hg.): Nach Duino. Studien zu Rainer Maria Rilke späten Gedichten. Göttingen 2010, S. 168–178.

5Les Fenêtres. Die Fenster. Übertragung und Nachwort von Karl Krolow. Drei Orig.-Radierungen von Christian Mischke. Frankfurt am Main, 1990.

6Rainer Maria Rilke: Vergers / Obstgärten. Zweisprachige Ausgabe. Ins Deutsche übertragen von Yvonne Goetzfried. Mit einem Geleitwort von Ulrich Fülleborn und einem Nachwort von Curdin Ebneter. Cadolzburg 2007. Zuvor hatte sie schon die Zyklen ‹Les Roses› und ‹Les Fenêtres› (2001) sowie ‹Les Quatrains Valaisans› (2002) übertragen.

7Rainer Maria Rilke: Werke. Kommentierte Ausgabe. Supplementband. Gedichte in französischer Sprache. Mit deutschen Prosafassungen. Herausgegeben von Manfred Engel und Dorothea Lauterbach. Übertragungen von Rätus Luck. Frankfurt am Main, Leipzig 2003.

8Bernhard Böschenstein: Antike Gottheiten in den französischen Gedichten Rilkes. In: Von Morgen nach Abend. Filiationen der Dichtung von Hölderlin zu Celan. München 2006, S. 199–215.

9Rainer Maria Rilke: Die Walliser Vierzeiler / Les Quatrains Valaisans. Deutsch und französisch. Übertragen von Gerhard Falkner und Nora Matocza unter Mitarbeit von Christophe Mitlehner. Mit einem Nachwort von Gerhard Falkner. Berlin 2019.