Gefangene, Befreier und ein blutiger Platz - Jörg Maaß - E-Book

Gefangene, Befreier und ein blutiger Platz E-Book

Jörg Maaß

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Beschreibung

Ein Buch mit absolut packenden Kurzgeschichten! Unter anderem ein abgefahrener Psychedelicwestern, etwas Mystery, Erotik, Horror, Krimi/Thriller und vieles mehr! Hat man dieses Buch erst mal angefangen zu lesen, kann man es nicht mehr weglegen, bis die letzte Seite erreicht wurde! Absolut fesselnd!! Mal düster/beklemmend, dann mal fast märchenhaft, aber immer unterhaltsam und spannend mit sehr vielen originellen Ideen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, obwohl er sehr schräg ist und nicht gerade der Norm entspricht. Wer gute Unterhaltung in Form von Kurzgeschichten mag, ist mit dem Kauf dieses Buches sehr gut beraten!

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Seitenzahl: 121

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Inhaltsverzeichnis

Widmung

Vorwort

Kurzgeschichten:

Visionen eines Todgeweihten

Wüste, Pilze und der Tod

Ein ungewöhnlicher nächtlicher Spaziergang

Der Stein

Die kluge Tochter

Der Tunnel

Nachts an der Bushaltestelle

Die Befreierbefreiung (Fortsetzung der Befreiung)

Futterneid

Das Monster aus der Tiefe

Der Aufbruch

Die letzte Runde

Das Kreisbordell

A bloody Place

oder

: Das Leben ist ungerecht!

Weihnachtsmann-Special

Gedichte+Wortspieltext:

Gefangene

Unerwünschte Begleiter

Die unbekannten Weisheiten

Nachwort und Dankeschö

n

Widmung:

Dieses Buch ist niemanden gewidmet!

Jörg Maaß

Vorwort

Diesmal nur einige kleine Anmerkungen:

Die Storys sind wieder sehr unterschiedlich und abwechslungsreich, aber (und nicht nur meines Erachtens) vom Inhalt her (noch) besser als die des letzten Buches (Depressionen, WM-Fieber und andere Krankheiten)! Dasselbe gilt auch für die Gedichte!

Insgesamt ein gutes Buch, wobei einige Storys und Gedichte etwas herausragen: (Gefangene, Visionen eines Todgeweihten, Wüste, Pilze und der Tod, Der Stein) Wie immer habe ich etwas aus meinem letzten Buch mit hinzugefügt, diesmal die Kurzgeschichte: „Ein ungewöhnlicher nächtlicher Spaziergang!“ Die “Befreierbefreiung“ ist die Fortsetzung der Befreiung (aus: Depressionen, WM-Fieber und andere Krankheiten) und „Die unbekannten Weisheiten des 20. und 21. Jahrhunderts!“ ein Wortspieltext, den ich manchmal bei Poetry Slams vortrage.

Viel Spaß beim Lesen

Jörg Maaß

Visionen eines Todgeweihten

Seine Haut fühlte sich glühend heiß an. Das Bettlaken und der Bettbezug waren klitschnass von den Schweißausbrüchen.

Die nächtlichen Halluzinationen ängstigten ihn sehr. Besonders jene, wo er das Gefühl hatte, dass die Wände und die Decke des Zimmers ihn erdrücken wollten, weil diese den Eindruck erweckten, dass sie mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zukamen. Er wusste natürlich (wenn das Fieber aufgrund der Medikamente etwas zurückging), dass es sich dabei nur um Fantasien handelte, hervorgerufen durch seine erhöhte Körpertemperatur, aber trotzdem fing er an, vor Angst laut zu schreien. Ja, er schrie so laut, bis Menschen in dem Raum kamen. Letzte Nacht hatte sich jemand auf einem Stuhl neben dem Bett hingesetzt und war die ganze Nacht bei ihm geblieben.

Sie sagten ihm, er sollte schlafen. Die hatten gut reden, denn der Schlaf stellte sich als noch viel furchterregender heraus. Wenn er die Augen schloss und einschlief, „erblickte“ sein Geist unglaubliche Dinge. Eine dunkle Gegend mit riesigen, von Höhlen durchzogenen Gebirgsketten, in denen große, furchterregende Kreaturen lebten. Ihre Haut war grünlich, teilweise rissig und schuppig und die Hände ähnelten eher Klauen. Beim Anblick der Gebisse dachte man unwillkürlich an Raubtiere und die langen, spitzen Ohren glichen denen einer Fledermaus. Das Auffälligste an ihnen stellten aber ihre riesigen Flügel, die an alte Zeichnungen von Drachen erinnerten, dar. Die Wesen sahen grausam und furchterregend aus, wobei ihm der stechende Blick ihrer rötlichen Augen am meisten ängstigte! Unten, am Fuße der Gebirgsketten, flossen Lavaströme, in denen er Leichenteile und auch vereinzelnd Knochen treiben sah. Und aus einer der unzähligen Höhlen, dort wo große Feuer loderten, ertönte, weit entfernt klingend, eine verzerrte Stimme, die seinen Namen rief! Irgendwie hatte diese für ihn einen vertrauten Klang! Sie hörte sich so an, als ob sie aus dem Munde eines Menschen kam, der entsetzliche Qualen erlitt und das ließ ihn fast noch mehr erschauern als der Anblick der Wesen.

Manchmal, in einer anderen Vision, sah er auch bunte, spiralförmige Farbtunnel, die zu Strudel wurden und ihn mitreißen wollten. Diese endete immer, ebenso wie die von den Kreaturen, damit, dass er völlig durchgeschwitzt und mit einem Hilfeschrei „auf den Lippen“ die Augen aufriss. Wann, ja wann würde das verdammte Fieber endlich sinken? Würde er überhaupt noch einmal gesunden? Nach seiner Schätzung hatte er mindestens zehn Kilo abgenommen. Wahrscheinlich sogar noch mehr, was aber auch nicht allzu sehr verwunderte, denn er aß ja kaum noch etwas. Der Appetit war ihm völlig vergangen, gestern hatten sie ihn schon gefüttert. Und dann dieser Durst und sein ständig trockener Mund! Wie viel Mineralwasser er jeden Tag trank, konnte er nicht einschätzen, aber es mussten etliche Liter sein. Das meiste davon schwitzte er sowieso gleich wieder aus.

Er war froh, dass er wenigstens noch für einige Minuten bei klarem Verstand war, denn ansonsten bestanden seine Gedankengänge nur noch aus wirren, unzusammenhängenden Satzteilen, Phrasen oder Segmenten aus, in seinem Gedächtnis abgespeicherten, Songs mit dröhnenden Bässen. Und wenn es ihm dann endlich gelang, sie aus seinem Geist zu verbannen, überkamen ihn Erinnerungen von längst verflossenen Liaisons und lösten bei ihm Weinkrämpfe aus.

Seine Hoffnung, die Krankheit zu überstehen, schwand bei ihm allmählich und innerlich bereitete er sich auf das Ende vor. Sein Ende! Wo er wohl hinkommen würde? Dort, wo die grausamen Kreaturen hausen? Oder an dem hellen Platz mit saftigen Wiesen, auf dem Kühe und Rehe grasen, die Bäume voller Früchte, Bäche und Seen so klar sind, dass man bis zum Grund hinuntersehen kann? Auch diesen Ort erblickte er letzte Nacht in einer Vision, nachdem er eingeschlafen war. Gerade als im Traum sein verstorbener Labradorrüde und sein hübscher schwarz-weißer Kater, den er vor drei Jahren leider hatte einschläfern lassen müssen, auf ihn zuliefen, erwachte er. Man gab ihm Medikamente, die Ärzte regten sich sehr auf und es gelang ihnen noch gerade eben, sein Leben zu retten. Ja, das musste man dem Krankenhauspersonal lassen, sie kämpften bedingungslos um sein Leben, gaben alles. Das Leben, dieses jämmerliche elende Dasein. Seit seine Krankheit sich verschlimmert hatte, stellte es für ihn nur noch eine Qual dar. Zu gerne wäre er an dem Platz geblieben, dort wo sein Hund und sein Kater lebten. Lebten? Das war vielleicht der verkehrte Ausdruck. Jedenfalls freuten sie sich sehr ihn zu sehen und im Fiebertraum flossen ihm Freudentränen aus seinen Augen. Wie gerne hätte er die beiden in seine Arme geschlossen, stattdessen musste er weiter in diesem sterilen weißen Raum auf dem Bett liegen bleiben. Er hoffte, dass es endlich vorbei sein würde. Keine Träume mehr, einfach nur Ruhe, das war alles, was er sich so sehnlichst wünschte. Aber die verdammten Ärzte gaben einfach nicht auf. Er wusste natürlich, dass es ihre Pflicht war, ihn am Leben zu erhalten, aber warum erkannten sie nicht, dass sein Fall eine Ausnahme bildete? Sie mussten doch registrieren, dass sein Lebenswille von Tag zu Tag abnahm. Warum konnten sie ihn nicht einfach sterben lassen? Hätte man ihn zu Hause in seiner Wohnung gepflegt, dann wäre er jetzt bestimmt schon bei seinen Tieren und … bei seiner Frau.

Gabriela war schon seit einigen Jahren tot. Komisch, warum sah er sie nicht bei den Tieren? Müdigkeit überkam ihn und er schloss die Augen. Da waren sie wieder, seine beiden Freunde. Er lag jetzt lang ausgestreckt auf einer Wiese. Der Labradorrüde stand neben ihm und leckte ihm sein Gesicht ab, während er Kater Fred mit Streicheleinheiten zum Schnurren brachte. Hoch oben leuchtete die Sonne, ihre Strahlen erhellten die Grasfläche und alles, was sich auf ihr befand. Schon lange nicht mehr da gewesene Glücksgefühle überkamen ihn. Vielleicht konnte er ja doch hier bleiben! Aber wo steckte Gabriela? Er sah sich um, konnte sie aber nirgends entdecken. Da erblickten seine Augen in einiger Entfernung eine Frau, die sich langsam näherte. Von ihrer Statue her sah sie Gabriela sehr ähnlich, aber als sich der Abstand verringerte, erkannte er, dass es sich um ihre Mutter handelte, die vor etlichen Jahren an Herzversagen gestorben war. „Margarethe, schön dich wiederzusehen, aber wo ist deine Tochter?“, fragte er sie. Das Gesicht seiner Schwiegermutter veränderte sich. Sie ..., Sie befindet sich nicht hier, kam es stockend aus ihrem Mund. „Nicht hier? Aber wo kann sie denn sonst sein?“

Kurz, nachdem er ihr die Frage gestellt hatte, kannte er auch schon die Antwort. Denn plötzlich wurde ihm alles klar. Jetzt verstand er auch, was die Träume von den grausamen Bestien bedeuteten! „Aber warum ist sie ...?“ „Mein Tod damals. Erinnerst du dich daran?“ „Ja natürlich! Der Arzt stellte damals Herzversagen fest.“ „Das stimmte auch, aber das Herzversagen bekam ich, weil Gabriela in meinen Kaffee etwas …!“ Sie brach den Satz ab und weinte. Er nahm sie in seinen Arm und sagte leise, halb an sie, halb an sich selber gerichtet: „Ich hatte mich damals schon etwas gewundert, so ein plötzliches Herzversagen, quasi aus dem Nichts, erschien mir sehr ungewöhnlich. Jetzt verstehe ich auch jene Vision, die ich bekam, nachdem ich mir im Fieberwahn so sehr gewünscht hatte, bei ihr zu sein.“ Und als er seiner Schwiegermutter weinend und leicht schauernd davon erzählte, war es an ihr, ihn zu trösten.

Wüste, Pilze und der Tod

Leere, nichts als Leere! Die Wüste war in der Nacht wirklich nur eine stille, große schwarze Einöde! Man konnte kaum etwas anderes erkennen, als die Sterne am Himmel und den Mond, der ein Gesicht hatte, das sich laufend veränderte. Mal war es ein feistes Grinsen, dann eine hässliche Fratze, und jetzt sah es so aus wie die Visage von Miguel.

Allmählich glaubte er, dass die kleine, hübsche Mexikanerin doch Recht behielt. Sie hatte ihm davor abgeraten, sich alleine auf diesem Trip zu begeben. Erst recht, nachdem er ihr erzählt hatte, dass ihm Miguel und seine beiden Companeros „auf den Fersen“ waren! Er glaubte allerdings nicht, dass sie ihn fanden, jedenfalls nicht so schnell. Aber im Grunde genommen war es ihm auch egal, denn weder Miguel noch dessen Freunde konnten ihm in puncto Schnelligkeit „das Wasser reichen“. Und außerdem hatte er keine Lust sich jetzt mit diesem Mexikaner zu beschäftigen. Momentan war der Pilzrausch viel wichtiger für ihn. In der kleinen, dreckigen Grenzstadt hielt er es nicht mehr aus, als die Wirkung der Magic Mushrooms einsetzte. Er lief einfach Richtung Wüste, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie er wieder zurückfand. Als er startete, setzte gerade die Dämmerung ein. Jetzt war es mitten in der Nacht und die Wüste kalt und öde. Plötzlich verspürte er den Wunsch bei Conchita zu sein, denn ein Gefühl der Einsamkeit überwältigte ihn. Warum nur diese Engstirnigkeit? Sie wollte ihn auf dem Trip begleiten, hätte sogar selber welche von den Pilzen gegessen, aber er wollte die Reise unbedingt alleine bestreiten und nun bereute er seinen Entschluss.

In einiger Entfernung erblickte er die Umrisse von drei oder vier Gestalten, die regungslos in der Wüste standen. Wer hielt sich denn bei Nacht in dieser kahlen Einöde auf? Hoffentlich nicht Miguel und seine Freunde. In dem jetzigen Zustand hätten sie leichtes Spiel mit ihm! Er beschloss es herauszufinden und ging auf die Gruppe zu, wobei ihm die Halluzinationen große Schwierigkeiten bereiteten. Der Untergrund wirkte visuell sehr wellig auf ihn und zeitweilig kam es ihm so vor, als wäre er in Treibsand geraten. Aber nach einiger Zeit registrierte sein Verstand, dass es sich dabei nur um, von den Magic Mushrooms hervorgerufenen, Trugbilder handelte.

Jetzt konnte er von den zuvor schemenhaften Gestalten schon etwas mehr erkennen. Durch den Mondschein, der sie erhellte, sah er, dass sie komplett in Grün gekleidet waren. Aber warum standen sie nur da und bewegten sich nicht? Ihre Arme hatten sie nach oben ausgestreckt, so als ob sie sich ergeben wollten. Sein Colt „saß“ noch im Halfter, aber da er ein sehr misstrauischer und vorsichtiger Mensch war, legte sich seine Hand langsam auf den Knauf seiner Waffe und routinemäßig spannte er den Abzug. Aber würde sein durch den Pilzrausch gestörtes Sehvermögen ein Anvisieren und Zielen überhaupt zulassen? Es kamen ihm auch Zweifel auf, ob seine Schnelligkeit ausreichte. „Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, die Droge zu nehmen“, dachte er in einem Anflug von Selbstkritik. Aber wer konnte auch schon ahnen, dass sich in der Wüste nachts Menschen herumtrieben?

„Erst einmal mit den Leuten zu reden, vielleicht sind es ja nur ganz harmlose Reisende“, versuchte er sich innerlich zu beruhigen. „Hallo Amigos, so spät noch auf?“ Keine Regung der drei Gestalten und auch keine Anstalten ihn zu begrüßen. Panik bemächtigte sich seines Verstandes! Irgendetwas schien hier nicht zu stimmen. „Seid ihr taub oder redet ihr nicht mit jedem? Ihr wisst wohl nicht, wer hier vor euch steht“, brüllte er, zog seinen Colt raus und gab einen Schuss ab. „Daneben!“, erklang plötzlich eine Stimme. „Natürlich, das war ja nur ein Warnschuss. Los, sagt mir wer ihr seid, sonst“...! Doch die Drei blieben weiterhin regungslos stehen! Er hatte sich jetzt den Ersten genähert und schlug ihn mit der Faust dorthin, wo er das Gesicht vermutete. Genau konnte er es nicht erkennen, denn der Rausch schien jetzt langsam seinen Höhepunkt zu erreichen und alles sah für ihn völlig verzerrt und verschwommen aus. „Aua, das tut weh!“, jammerte der Misshandelte. „Mir auch“, sagte er und sah auf seine blutende Hand, in der einige spitze dünne Teilchen steckten. Was zum Teufel war das?

Er schüttelte sich und versuchte etwas klarer zu werden. Da wurde ihm plötzlich bewusst, was in seiner Hand steckte. Jetzt begriff er auch, wer diese drei regungslosen Gestalten waren, und bekam einen heftigen Lachanfall!

„Ich finde das nicht so lustig, dein Schlag hat mir ganz schön wehgetan, außerdem habe ich dabei fünf Stacheln verloren“, beklagte sich der Kaktus, wonach sich der Lachanfall noch verstärkte!

Sie waren abgekämpft, müde und kaputt. „Was meinst du Miguel, bekommen wir in diesem beschissenen Kaff ein Zimmer und vielleicht eine schöne Señorita?“ „Daraus wird nichts, wir trinken hier nur ein oder zwei Tequilas und fragen nach, ob er