Gegend Entwürfe 4 -  - E-Book

Gegend Entwürfe 4 E-Book

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Beschreibung

GEGEND ENTWÜRFE ist Lesebuch für und aus Rheinland-Pfalz und spiegelt seit 2018 die literarische Szene eines gerne mal unterschätzten Bundeslandes. Der vorliegende vierte Band versammelt Geschichten, Gedichte, Essays, Drehbuchfragmente, Fotografien und Produkte Künstlicher Intelligenzen von Sarah Beicht, Daniel Borgeldt, Monika Böss, Daniela Dröscher, Boris Eldagsen, Heiner Feldhoff, Elena Fischer, Volker Gallé, Dietmar Gaumann, Finn Holitzka, Myriam Keil, Annika Kemmeter, Ute-Christine Krupp, Root Leeb, Christoph Peters, Edgar Reitz, Guido Schulz, Tijan Sila, Wolfgang Sofsky, Sophie Stein, Florian Valerius, Julia Weber und Artem Zolotarov. Herausgegeben wird die Anthologie im Auftrag des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz.

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Seitenzahl: 220

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Biografie der Herausgeber

Michael Au, nach Studium der Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften journalistisches Volontariat bei der Rhein-Zeitung (Koblenz). Tätigkeit als Journalist, dann als Pressesprecher in verschiedenen rheinland-pfälzischen Ministerien. Seit 2010 Literaturreferent des Landes Rheinland-Pfalz.

Alexander Wasner, Studium der Germanistik, Philosophie und Buchwesen, arbeitet als Autor und Redakteur für Fernsehen und Hörfunk des Südwestrundfunks. Jurytätigkeit, Moderationen, Herausgeber und Mitherausgeber verschiedener Anthologien.

Zum Geleit

Die aktuellen Fortschritte in Technik und Naturwissenschaften sind atemberaubend und stellen die Menschheit vor neue Herausforderungen – man denke nur an den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Zugleich treiben uns die vielen Ungewissheiten und Geheimnisse um, die unser Leben ausmachen. Wir wissen, was wir wissen – und das ist enorm. Wir wissen aber auch, was wir alles nicht wissen – und das ist nicht minder enorm.

Gerade die Pandemie hat uns unsere menschliche Begrenztheit vor Augen geführt. Sie hat zugleich unser Grundbedürfnis wachsen lassen, die Grundlagen unseres Daseins künstlerisch reflektiert zu bekommen. Kunst regt uns zum Denken an. Kunst lässt uns aber auch fühlen. Und unterhält uns. Dem allem tragen die Texte dieser Ausgabe der Lesebuch-Reihe „Gegend Entwürfe“ eindrucksvoll Rechnung.

Die beiden Herausgeber Alexander Wasner und Michael Au, beide exzellente Literaturkenner im Allgemeinen und der rheinlandpfälzischen Literatur im Besondern, haben einmal mehr Ausschau gehalten nach dem, was rheinland-pfälzische Autorinnen und Autoren umtreibt. Herausgekommen ist erneut ein eindrucksvolles Schaufenster der Literaturszene unseres Landes. Ich bin mir sicher, dass Sie, verehrte Leserinnen und Leser, nach der Lektüre der „Gegend Entwürfe“ diese Einschätzung teilen werden. In den Seiten dieses Buches pulsiert der literarische Herzschlag unserer Heimat. Sie finden zum einen Texte von etablierten Schriftstellerinnen und Schriftstellern, aber genauso wichtig ist es, aufstrebenden Talenten eine Plattform zu geben.

Mein herzlicher Dank gilt allen, die an der Produktion dieses Buchs beteiligt sind, allen voran den Autorinnen und Autoren, die Texte beigetragen haben. Ein besonderes Dankeschön gilt der Lektorin Sarah Beicht für ihre gewissenhafte Arbeit und dem Verleger Alexander Broicher. Ich lade Sie nun ein, in die facettenreichen Geschichten und Gedanken einzutauchen.

Katharina Binz

Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration

Vorwort

Wir möchten zustimmen. Bejahen. Uns freuen, dass wieder ein Band der GEGEND ENTWÜRFE zusammengekommen ist und nachdenken über das Verhältnis von Provinz und einer Welt, die mal als groß und weit galt und uns jetzt ganz schön auf die Pelle rückt. Zustimmen, Bejahen, Freude sind derzeit oft unangemessene emotionale Reaktionen. Uns immer näher kommt dagegen fast alles. Bei der katastrophalen Ahrflut spielte im Hintergrund die weltweite Klimakrise eine Rolle, bei der weltweiten Pandemie-Bewältigung eine Mainzer Firma und im Ukrainekrieg traf sich die westliche Allianz auf den Militärstützpunkten der NATO im Land. Atemlos schauen wir Dingen zu, von denen wir nicht wissen, was sie mit uns vorhaben.

Es ist bereits der vierte Band der GEGEND ENTWÜRFE, die durchaus gerne auch Gegenentwürfe sein wollen. Und wir, die Herausgeber, denken immer noch darüber nach, was so ein Bundesland zusammenhält. Und warum wir immer wieder die schönsten Texte zur Verfügung gestellt bekommen, selbst, wenn die Schreibenden schon lange in Berlin oder sonstwo wohnen. In den fünf Kapitel des vorliegenden Buches haben wir diese Frage an den Anfang gestellt: Warum Heimat, was macht Heimat mit einem? These: Heimat ist eine Wirklichkeitsbank, auf die man sich körperlich wie geistig zurückziehen kann. So wie Ulrich das in Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften tut, als ein geniales Rennpferd die Erkenntnis reifen lässt, nun ja, ein „Mann ohne Eigenschaften“ zu sein. Wären wir in manchen Debatten nicht alle manchmal gerne so „eigenschaftslos“, wie wir das waren, als die Heimat für viele noch eine Kindheitsselbstverständlichkeit war?

„Think global, act local“, hieß es vor ein paar Jahren überall. Wir finden: Das hat wenig gebracht, es überfordert einen: Think local, act global. „Act global“ tut man beim Müllwegwerfen, mit dem Computer, dem Klamottenkauf automatisch, das geht nicht anders.

Das Private ist kosmopolitisch. „Think local“ aber – das ist die Domäne unseres Bandes, das haben alle Autorinnen und Autoren in diesem Band gemeinsam: Sie denken über den Erfahrungs-Nahbereich nach. „Think local“ ist dabei un-provinzieller als man denkt, sobald man auch die Traumbilder zulässt, die die Provinz hervorruft, das Abwesende, das erst aus schnöder Existenz Literatur werden lässt.

Wir haben die Texte in Kapitel zusammengefasst, es geht um Heimat, um Digitalisierung, um Geschichten, Lyrik, Essays und auffällig oft um das, was beim Schreiben momentan für viele im Mittelpunkt steht: Nämlich die Bedingungen seiner Möglichkeit. Was brauchen Schreibende? Und was kann Geschriebenes geben? Man muss diesen Band nicht von vorne nach hinten lesen, man kann zwischen den Beiträgen gut springen und sich sein eigenes Netz knüpfen.

Und zum Schluss noch, weil es wirklich sein muss, herzlichen Dank an natürlich zuerst einmal alle Autorinnen und Autoren – die Bereitschaft mitzumachen war so enorm wie unsere Freude, was alles noch zu entdecken war im Land. Und den Dank der Herausgeber an Sarah Beicht, die Schriftstellerin und Literaturorganisatorin, die den Band mit vielen Ideen versorgt hat und organisatorisch möglich gemacht hat (und dann auch noch zusätzlich einen Beitrag dazu verfasst hat) und an Alexander Broicher, den Verleger, der hiermit aus der in zwei ereignisreichen Jahren zusammengetragenen Sammlung ein Buch werden lässt – und der außerdem Guido Schulz in dieses Buch vermittelt hat, der auf seiner Never Ending Fotosafari das Titelbild geschossen hat. Danke, Guido!

Die Herausgeber Michael Au und Alexander Wasner

Mainz, im September 2023

Inhalt

ZUM GELEIT: KATHARINA BINZ

VORWORT: DIE HERAUSGEBER

Heimat

WOLFANG SOFSKY HEIMAT. EINE UNPOLITISCHE BETRACHTUNG

TIJAN SILA PROVINZ

DANIELA DRÖSCHER DER MARTIN-EDEN-MOMENT

MONIKA BÖSS FREMD BIN ICH AUSGEZOGEN

VOLKER GALLÉ DER RHEIN UND DER WESTEN

Stories

ELENA FISCHER HAIFISCH

DIETMAR GAUMANN HÜRTGENWALD

ANNIKA KEMMETER DIE SOSSE VON GESTERN

UTE-CHRISTINE KRUPP WER MORGEN GEHT

JULIA WEBER IN DER MEDIANEBENE

MYRIAM KEIL DAS HALB

DANIEL BORGELDT DAS HAUS

CHRISTOPH PETERS MOULID, SAYYIDA ZAINAB

Mein binäres Universum

BORIS ELDAGSEN FOTOGRAFIEN

SARAH BEICHT MANCHMAL FÜHLE ICH MICH ALT

EDGAR REITZ DIE ANDERE HEIMAT

FLORIAN VALERIUS AUSHÄNGESCHILD

GUIDO SCHULZ FOTOGRAFIEN

ROOT LEEB NICHT SICHER

Lyrik

HEINER FELDHOFF ERDENTAGE

FINN HOLITZKA GEDICHTE

ARTEM ZOLOTAROV ÜBER ALLEN GIPFELN WIRD RUH'

Epilog

SOPHIE STEIN KUNST UND CHAOS

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Zu den Autorinnen und Autoren

Heimat

Am Anfang war ein Ort, glücklicherweise gilt das immer noch für die meisten von uns. Zeit und Raum sind, heißt es, Kategorien, die gelten, bevor wir sonst etwas von der Welt wissen: Ich existiere hier und jetzt und mein Gegenüber existiert am gleichen Ort zur gleichen Zeit. Aber Heimatgefühle definieren sich auch über die Abgrenzung zum Heimatverlust, scheint es zumindest in unseren Texten. Heimat ist nichts Einfaches, für wenige Sachen gilt wie für sie: Das Erlebnis verlangt nach Reflexion – und deshalb fangen wir mit einem Essay an.

„Heimat ist keine Privatangelegenheit, sondern eine soziale Tatsache“, sagt der Soziologe Wolfgang Sofsky in einem der wenigen Texte, in denen seine Kaiserslauterer Herkunft spürbar ist. Wir drucken den Text, der 2018 in der Literaturzeitschrift Chaussee erstmals erschienen ist, mit Einwilligung des Autors – weil wir ihn wichtig finden in den Verwerfungen der Gegenwart, in denen Heimat als eine Art schwammig definiertes Menschenrecht angesehen wird. Sofsky nimmt das Raunen aus der „Heimat“-Diskussion und erklärt als einer, der aus der Pfalz nach Berlin gezogen ist, was es mit der Fremdheit des Heimatlosen auf sich hat.

Kaiserslautern ist sowas wie ein sozioliterarisches Zentrum geworden, Bücher von Arno Frank, Christian Baron und Tijan Sila muss man lesen, um die deutsche Klassengesellschaft und ihre Veränderungen zu verstehen. Tijan Sila ist in diesem Band vertreten. Aus Bosnien hat es ihn vom dortigen Krieg in die Pfalz verschlagen, erst nach Landau (wo er als Punk-Gitarrist begann), dann nach Kaiserslautern, wo er als Berufsschullehrer arbeitet. Er meint, dass „alle Großstadtgeschichten gleich klingen, während jene aus der Provinz einander überhaupt nicht ähneln“. Der Anklang an Tolstois Anna Karenina-Eröffnung ist Absicht – nicht nur im Zusammenhang unserer Anthologie ein großer Satz.

Vielleicht hat ja die längst von der Nahe nach Berlin gezogene Autorin Daniela Dröscher deshalb mit ihrem letzten autofiktionalen Buch so einen riesigen Erfolg gehabt. Lügen über meine Mutter erzählt den unbeholfenen Umgang einer Familie mit dem Dicksein der Mutter. Das ist in früheren Büchern Dröschers längst angelegt: Eine Außenseitergeschichte aus der Binnenperspektive. Für die Autorin führte der Erfolg zu Verschiebungen im gewohnten literarischen Umfeld. Und darüber schreibt sie: „Trauer ist zugleich Ursprung meiner Klassenscham und Symptom meines Erfolgs.“

Monika Böss, Jahrgang 1950, gehört als Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher Schriftsteller zu den Urgesteinen der rheinland-pfälzischen Literaturszene. Ihre Geschichten trauen sich in die Vergangenheit und dialektal in die Heimat – und so liefert sie ein schönes Beispiel für eine butzenscheibenfreie, sozial reflektierte, ja geradezu anti-nostalgische Heimat-Literatur: „Nichts, gar nichts findet sich mehr.“

Den Schluss unserer Heimat-Betrachtungen macht Volker Gallé, der ehemalige Kulturkoordinator der Stadt Worms. Er macht das ganz große Panorama auf. Denn in seinem großen literaturhistorischen Essay verbindet er den Rhein als „Völkermühle“ und als Demokratielabor mit den politisch-liberalen Freiheitsbewegungen der vergangenen 200 Jahre. Und kommt von dort aus leicht in den Westen, der für ihn nicht nur Himmelsrichtung ist, sondern auch (nicht selbstverständliche) Weltanschauung.

WOLFGANG SOFSKY HEIMAT. EINE UNPOLITISCHE BETRACHTUNG

Das Wort „Heimat" ist zum Kampfbegriff verkommen. Einige sehen sie bedroht, durch die Zerstörung der Landschaft, den Ruin der Sprache, die Massenzuwanderung von Fremden. Andere wittern bei dem Wort reaktionäre Bestrebungen und inkorrekte Gedanken, warnen vor der Wiederkehr chauvinistischer Parolen und nationaler Sonderwege. Es ist daher nützlich, sich abseits der Scharmützel um die Heimatfront dessen zu vergewissern, was es mit der Heimat auf sich hat.

Heimat ist, wovon der Mensch ausgeht und wohin er zurückkehrt. Wiege und Bahre stehen in der Heimat. Auch in Zeiten globaler Migration ist Heimat nicht antiquiert. Die Unzahl Heimatloser bestätigt nur deren Bedeutung. Für viele Menschen ist die Heimat der Anfangs- und Endpunkt ihres Lebens, nicht selten auch der Haltepunkt, wo sie bleiben oder den sie immer wieder aufsuchen. Immer jedoch ist Heimat der Nullpunkt, von dem aus die Koordinaten hinaus in die Welt weisen. Heimat ist mehr als ein Fleck auf der Oberfläche des Globus. Wo jemand zufällig ist, da ist der Ort seines Aufenthalts. Wo er eine Zeitlang ausharrt, da hat er seinen Wohnsitz.

Doch woher er kommt und wohin es ihn zurückzieht, da ist seine Heimat.

Dinge und Raum

Als Terrain des Ursprungs bedeutet Heimat zunächst einen Raum primärer Erfahrung, ein Gebiet von variabler Ausdehnung, aber unübersehbarer Grenzen. Zu Hause – das kann die Ecke mit der Schlaf- und Kochstelle sein, die Wohnung im Block, das Haus mit Garten, das Dorf, das Großstadtquartier, die Kneipe, der Kirchturm, die Schule, das Stadion, der angestammte Arbeitsplatz an der Fräsmaschine, die Landschaft ringsum, der Badesee, der Weinberg, die Wald- und Holzwege. Die meisten dieser Territorien sind durch Zeichen und Grenzen markiert. Sie trennen das Vertraute vom Bekannten, Ungewissen, Fremden. Zugang durch die Hauswände gewährt nur die Tür. Das Grundstück ist umzäunt, das Viertel endet an der Bahnlinie oder Autoschneise, die Region am Gebirge oder am großen Fluss. Auch wenn man die Gegend jenseits der Grenze kennt, ihr fehlt das Unbefragte, das Vertraute, das sich ganz und gar von selbst versteht. Zuhause bedarf es keiner Erkundigung, keines Blicks aufs Navigationsgerät.

Dem Territorium entsprechen die Dinge des Sinnfeldes. Heimat ist eine physische Tatsache. Sie garantiert sichere Bewegung und rasches Handeln. Heimat ist einverleibte Umwelt. Dazu gehören das Kopfkissen, der Lieblingsteller, der Duft des Sonntagsbratens, der Geschmack der Madeleine, aber auch der Krach der Maschinenfabrik nebenan, der Düsenjets am Himmel, das Pflaster der Straßen, das man unter den Füßen hat, der Radweg hinauf zum Fernsehturm.

Der Mensch trägt die Heimat in sich und mit sich, als Schema leiblicher Motorik und Sensorik. Eindrücke können Jahre später leicht erinnert werden, und manchmal tauchen sie von selbst auf, im Tagtraum, in der Nacht, als Heimatreste in der Fremde.

Gewohnheit und Affekt

Daheim zu sein ist ein Zustand blinder Vertrautheit. Für das Handeln genügen die Routinen, das praktische Wissen, wie etwas zu tun ist. Die Gewohnheiten bedürfen keiner Reflexion. Traditionen, Gebräuche, Sitten entlasten von der Prüfung, was jeweils der Fall ist. Man benötigt keine Pläne, keine Normen und Ziele, muss nicht nach Lösungen suchen, weil sich Probleme gar nicht stellen. Es ist ein „natürliches“ Wissen unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle.

Änderungen sind selten und werden entweder prompt abgewehrt oder lösen Alarm aus. Sonst wird einfach unterstellt, dass alles so weitergeht wie bisher, dass man das, was man kann, auch in Zukunft vermag, und dass die Dinge in ihrer Substanz das bleiben, was sie gewesen sind. Der Sinn für Zeit und Geschichte ist wenig entwickelt. Wechsel sind unerwünscht. Heimat ist das, was immer schon war und das bleiben soll, was es war. Darin liegt der Konservativismus, welcher dem Leben in der Heimat meist innewohnt.

Als Ort der Vertrautheit entlastet Heimat von Angst. Dennoch ist Heimat keine Idylle. Das flüsternde Bächlein im Wiesengrund, das Röslein im Garten, die weinroten Winden, die um zirpende goldene Stängel sich schmiegen, derlei Verklärungen entstammen einer Vergangenheit, die nie existiert hat. Die literarische Heimat ist lediglich Literatur. Die Gesellschaft der Tagelöhner, Kleinbauern und Handwerker war alles andere als beschaulich. Auch die Kindheit in der Mietskaserne, im Hinterhof, im Armenviertel entspricht kaum dem sentimentalen Bild des trauten Heims. Dennoch kennen auch die Unterklassen starke Bindungen an ihre Heimat. Noch an die dürftigsten Verhältnisse vermag der Mensch sich zu gewöhnen.

Oft löst die Heimat zwiespältige, ja konträre Gefühle aus. Da ist die Erleichterung, der Genuss der Ruhe in sicherer Enklave. Da sind die Freuden der Gewissheit, die Liebe zu den bewahrten Dingen und Personen, das Gefühl wohnlicher Geborgenheit, der traulichen Enge, der Zugehörigkeit zu einer ehernen Welt, deren Mittelpunkt die Person selbst ist. Aber da ist auch die Aversion gegen das Alte, gegen die Bedrückung und Bedrängnis, die einem den Atem raubt, die Wut gegen die Schranken, die Neugier auf die Welt, die Lust aufs Abenteuer, der Drang hinaus, der Hunger nach Erfahrung, nach Freiheit.

Aber Heimat steht nicht zur Wahl. So wie Menschen nicht über ihre Geburt verfügen, so wenig ist ihnen freigestellt, über ihre Heimatwelt zu bestimmen. Die Rede von einer „Wahlheimat“ suggeriert nur, man könne sich eine Heimat selbst einrichten. In die Heimat wird man hineingeboren, sie umgibt einen vom ersten Atemzug. Was sich in Hirn und Haut einprägt, was sich als Gewohnheit und Sitte sedimentiert, das wird nicht als Ergebnis eigenen Handelns erlebt, sondern als Gegebenheit, wenn nicht als Widerfahrnis.

Heimat ist vorgegeben, auferlegt. Sie ist ein Ort der Sicherheit, nicht der Freiheit. Gewiss kann man sich zu Hause zurücklehnen und den Blick aus dem Eckfenster genießen. Im Reich der Wiederholung kann man die Gedanken schweifen lassen; die Notwendigkeiten des Überlebens sind für einen Moment vergessen. Doch ist diese Entlastung nicht mit Wahlfreiheit zu verwechseln. Gewohnheiten erzeugen immer nur die Kopien ihrer selbst.

Die Einheimischen

Neben dem Sach- und Weltverhältnis hat Heimat eine soziale Bedeutung. Heimat ist keine Privatangelegenheit, sondern eine soziale Tatsache. Sie umfasst einen Kreis vertrauter Personen, der sich von anderen Gruppen abhebt. Hierzu gehören diejenigen, denen man regelmäßig wiederbegegnet, in Familie und Verwandtschaft, die Freunde, Nachbarn, Kollegen, Kumpel und Kumpane. Von der unmittelbaren Intimität über die vertrauten Nähkreise bis zu den bekannten Gesichtern im Supermarkt, im Café, der Firma reicht dieses soziale Feld. Jenseits der Grenze beginnt die Anonymität der Fremden. Auch wem man nur stumm jeden Morgen zugenickt hat, gilt als Einheimischer. Man vermisst ihn, wenn er plötzlich verschwunden ist. Sogar die Toten auf dem Friedhof gehören, obwohl sie nur noch in Gedanken gegenwärtig sind, zur heimischen Gesellschaft. Keineswegs beschränkt sich die soziale Heimat auf die Primärgruppe. Sie findet ein stabiles Fundament in Institutionen und Organisationen: in Ehe und Familie, im Kindergarten und in der Schule, der Peergroup, der Kirchengemeinde, dem Heimatverein, Ortsverband, dem Sportclub.

Regelmäßige Begegnungen erzeugen soziale Bande, die über bloße Zugehörigkeit hinausweisen. Das Gefühl heimatlicher Verbundenheit beruht nicht auf Kontrakt, Kalkül, Strategie, sondern auf dem Alltag einer Lebensform. Der Einheimische ist kein „Mitglied“. In die heimische Gesellschaft tritt niemand ein so wie jemand einer Partei, Sekte oder Gemeinde beitritt. Hier teilt man dieselbe Sprache, die Mundart, die lokalen Gepflogenheiten beim Essen, Trinken, Reden, Denken, Glauben, die verbindlichen Vorlieben für Kleidung, Abzeichen, Idole und Überzeugungen. Nachahmung und Ähnlichkeit sind der Kitt dieser sozialen Welt, nicht Werte, Normen oder Leitregeln. Recht und Verfassung stiften keine Heimat. Vielmehr sorgen eingeübte Gemeinsamkeiten für das exklusive „Wir“. Der Grad der Teilhabe an Mentalität und Lebensstil mag variieren, doch jeder Einheimische kennt die Grenzen, die ihn von Außenseitern oder Fremden trennen. Wer anders redet, anders aussieht, anders denkt, der gehört nicht dazu, gehört nicht zu dem Kollektiv, in dem sich die Einheimischen vereint wissen. Das Gefühl der Trennung ist gegenseitig. Die Fremden fühlen sich ihrerseits fremd, weil sie die Welt der Etablierten nicht teilen, weil sie eine andere Heimat haben, in der sie sich mit anderen Menschen verbunden fühlen.

Aus Sicht des „Wir“ gehören alle anderen Menschen zum Bereich des „Ihr“ oder „Sie“. Man kennt sie nicht persönlich, sondern nur als Typus, als Zeitgenossen. Auch Landsleute rechnen nicht zu den Einheimischen. Mit den Friesen, Sachsen oder Schwaben teilen Pfälzer keine Heimat. Weder „Volk“ noch „Nation“ sind Heimatbegriffe. Der Normalzustand von Gesellschaft ist das Nebeneinander, Übereinander oder Gegeneinander von Fremden, von Menschen, die einander als Funktionsträger, Amtsinhaber, Rollenspieler begegnen, als namenlose Tauschpartner von Gütern, Geld, Worten und Diensten. Gesellschaft als solche kennt keine Gemeinschaft. Aber auch der Sozialverband der Einheimischen ist im strikten Sinne keine distanzlose Gemeinschaft. Zwar findet sie im Konflikt zu einer aktiven Gruppe zusammen, doch im Alltag ist die Zusammengehörigkeit fraglos, passiv. Sie ist wirksam ohne Anstrengung, durch Standardüberzeugungen, Gruppen- oder Nachbarschaftskontrolle, Gebräuche und Sitten. Ab und zu jedoch kommt es zu einem Ausnahmezustand. Im Fest fühlen sich die Einheimischen eins. Sie feiern ihr siegreiches Idol – und sich selbst. Unter Verwendung heimischer Drogen geraten sie kurzzeitig in jenen freudigen Grenzzustand, da sich die Zusammengehörigkeit zu inniger Brüderlichkeit verdichtet.

Klatsch und Konflikt

Für den normalen Zusammenhalt sorgt sonst der Klatsch. Diese Kommunikationsform festigt die heimische Gesellschaft. Das Gerede über Dritte ist von hohem Unterhaltungswert. Es bringt Abwechslung, liefert dramatische, traurige, aber auch erheiternde oder absurde Geschichten. Gemeinsam kann man Dritte beschimpfen, sich über sie amüsieren oder ihr Schicksal bedauern. Außenstehende kann man beleidigen und Nahestehende loben. Im Klatsch tauscht man die letzten Neuigkeiten, trägt Gerüchte weiter, teilt seine Vorurteile, erregt sich gemeinsam und lacht zusammen.

Klatsch sorgt für Einheit und Trennung. Die üble Nachrede des Schmähklatsches erhält ihre Nahrung aus Verleumdungen, Gerüchten, Zerrbildern. Nicht Augenzeugen streuen die Nachrichten, sondern Ohrenzeugen. Man steht beieinander, tuschelt, gestikuliert, lästert. Die Schranken der Diskretion sind aufgehoben. Einerseits gleicht der Klatsch das Informationsgefälle in der Heimatgruppe aus. Nachrichten über Dritte bündeln sich zu einem kollektiven Wissen, zu einem offenen Geheimnis. Indem man sich über Anrüchiges erregt, bestätigt man einander stolz die eigene Rechtschaffenheit.

Der Klatschkreis fühlt sich als Gemeinschaft der Gerechten. Andererseits dient die Nachrede als Watte der Trennung. Die Uneingeweihten, Verachteten, Außenseiter, Fremden bleiben ausgeschlossen.

Klatsch ist zwanglose Konversation auf Kosten Dritter. Er weist Rang, Ruf und Status zu, zieht eine Grenze zwischen Einheimischen und Fremden und definiert den Feind nebenan.

Heimat ist kein Ort sozialer Eintracht. Sie kennt den Unhold in der Nachbarschaft, den Erzfeind hinter dem Gartenzaun, den Erbfeind in der eigenen Familie. Konflikte unter Nachbarn werden oft mit besonderer Erbitterung ausgefochten. Weil man unter Brüdern, Nachbarn und Kumpanen die Schwächen des anderen genau kennt, weiß man auch, wo man ihn am besten treffen kann. Vertrautheit steigert die Gefahr gegenseitiger Verletzbarkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass in Bürgerkriegen die Grausamkeit unter Nachbarn oft besonders hoch ist.

Der Heimatlose

Heimat erschafft Sozialfiguren eigener Art. Ohne Heimat keine Einheimischen, keine Heimatlosen, Fremden, keine Heimkehrer. Oft gerät die Heimat erst in den Blick, wenn sie bedroht oder verloren ist. Dem Einheimischen ist die Heimat stets fraglose, handgreifliche Wirklichkeit. Er denkt darüber erst nach, wenn er sie in Gefahr sieht, durch Krieg, Vertreibung, Elend, Enteignung, durch Entvölkerung oder Eroberung. Der Heimatlose indes trägt die Heimat im Gedächtnis, er hat sie nicht mehr vor Augen, Nase und Ohr. Er kann sie nur noch erinnern, herbeiwünschen, sich vorstellen. Heimat ist ihm Imagination, ein Bild der Einbildungskraft. Dies heißt jedoch nicht, Heimat per se sei eine Utopie, eine Phantasie, ein Sehnsuchtsort. Heimat ist keine Erfindung des Exils. Nur wer keine Heimat mehr hat, für den verflüchtigt sie sich zur Idee, zum Ideal, zum Wunschbild des Heimwehs.

Der Heimatlose hat die gewohnte Gruppe verloren, die Vertrautheit der Dinge, das Terrain seines Selbstvertrauens. Er vermisst die Sprache, die ihm auf der Zunge lag, die Familie, die Arbeitsstelle, das alte Bett. Vielleicht trägt er noch ein, zwei Fotos mit sich, einen Ring, ein Kuscheltier. Auf der Reise, der Wanderung oder Flucht erweisen sich die alten Dinge als unnützer Ballast. Nur der wohlgeplante Umzug der Begüterten kann so viel Heimat mit sich führen, dass am neuen Ort die vertraute Nahwelt wieder eingerichtet werden kann, samt all den Büchern, den Statuetten auf dem Schreibtisch und der Behandlungscouch an der Wand.

Heimatlosigkeit kann sich jedoch auch ganz undramatisch einstellen. Da verlässt einer seinen Geburtsort und kehrt nie wieder, sei es aus Neigung, sei es aus Zwang oder Verpflichtung. Sein Leben findet anderswo statt, ohne dass er dort recht heimisch würde. Er bleibt in einem milden Sinne „entwurzelt“. Die neue Gegend erscheint ihm weiter fremd, auch wenn er alle Wege zu kennen glaubt.

Die andere Sprache, die er perfekt beherrscht, ist nicht die seine. Zwar kann er sich problemlos verständigen, mit anderen zusammenarbeiten, er hat neue Freunde, Gefährten, Partner gefunden, und dennoch wird er nicht heimisch. Heimweh plagt ihn nicht, und er würde auch nicht mehr zurückkehren. Aber er vermisst in der hügellosen Ebene die Berge von früher, den Wald, die Burgen. Diese Fremdheit will nicht vergehen.

Der Fremde, der Heimkehrer

Ganz anders ist die Lage des Fremden. Der Gast kommt heute und geht morgen. Der Fremde dagegen kommt heute und bleibt morgen. Der Gast erwartet kurzzeitige Freundlichkeit, der Fremde hofft auf vollgültige Aufnahme. Aber bis auf weiteres lebt er in Unklarheit und Unsicherheit. Er kennt niemanden, versteht die Sprache kaum, ihm fehlen die Erfahrungen der Einheimischen. Was jenen selbstverständlich ist, muss er sich immerfort verständlich machen.

Aufmerksamkeit verlangt seine Lage, Anpassung an ungewohnte Umstände und ungewollte Sitten. Oft versagen die Gewohnheiten, die er aus seiner alten Heimat mitgebracht hat. Zweifel, Misstrauen, Ängstlichkeit überschatten sein Dasein. Er changiert zwischen Zurückhaltung, Unterwürfigkeit, Überidentifikation und Zorn. Manche Einheimischen lehnen ihn rundweg ab, andere heißen ihn anfangs willkommen und wenden sich dann ab. Man fordert von ihm Anpassung, Angleichung, Integration, doch nicht er, sondern die Einheimischen bestimmen, ob er den Erwartungen genügt oder nicht.

Der Falle der Assimilation kann er kaum entgehen. Stets sind es die Etablierten, die den Fremden beurteilen, seine Fortschritte prüfen, ihm die Aufnahme versagen oder huldvoll gewähren. Ganz geben sie ihre Reserve nie auf. Nie gehört der Fremde ganz dazu, erst Generationen später werden seine Kindeskinder mit den Eingesessenen eine Heimat teilen.

Zuflucht bietet dem Fremden daher oft nur die „Parallelgesellschaft“, jener Sammelraum, der den Zugereisten eine Art Ersatzheimat bietet, ein sicheres „Ghetto“, wo die alten Gepflogenheiten noch gelten, der Status der Geschlechter, das Heimatidiom. Auf den Zusammenhalt der Familien und Clans wird hier streng geachtet.

Abseits der Einheimischen bietet dieses Universum den Fremden ein Reservat an Sicherheit und Gemeinsamkeit. Die Grenzen zur Welt der Eingesessenen sind scharf markiert. Abtrünnige, welche diese Ersatzheimat verlassen wollen, werden nicht selten von den eigenen Leuten verfolgt, gedemütigt, bestraft. In der Parallelgesellschaft gilt ein strenges Regime – im Namen der Heimat.

Auch der Heimkehrer fühlt sich in der alten Heimat häufig fremd. Ihm fehlen die Erfahrungen, die seine Angehörigen und Freunde in der Zwischenzeit gemacht haben. Die gemeinsame Geschichte liegt oft Jahre zurück. Er ist nicht mehr der gleiche, der fortging, wie auch die Einheimischen nicht mehr so sind wie einst. Oft verstehen sie nicht, was er ihnen aus seinem Leben in der Fremde mitzuteilen versucht, aus dem Krieg, der Haft, der Arbeit im Ausland, der Irrfahrt auf See. Das Heim, zu dem er zurückkehrt, ist nicht das Heim, das er verlassen oder an das er sich erinnert und nach dem er sich gesehnt hatte. Das Elternhaus ist verkauft oder zerstört, altvertraute Geschäfte sind verschwunden, die Freunde von einst sind sichtlich gealtert. Das Gesicht der Stadt hat sich verändert, auch wenn das Grundmuster der Straßen noch dasselbe ist. Das Stadion auf dem Berg ist völlig umgebaut, das Mobiliar in der alten Weinkneipe wenig anheimelnd. Fremde bevölkern die alten Orte. Da entsinnt sich der Heimkehrer der alten Legende. Irgendwo soll es eine Insel geben, wo eine krautige Wasserpflanze wächst. Die Bewohner geben den Reisenden von dieser honigsüßen Pflanze zu essen. Wer aber von dem Lotos genossen hat, der vergisst jeden Gedanken an die Heimat, jeden Wunsch, nach Hause zurückzukehren.

TIJAN SILA PROVINZ

Deutsche haben ein falsches Bild von Flüchtlingen: Sie glauben, dass wer vor Krieg nach Deutschland flieht, hier bei der Ankunft gar nicht mehr aus ehrfürchtigem Staunen kommt: Diese Zivilisation!

Dieses Schillern!

Aber stellt euch vor, ihr müsstet aus Sarajevo nach Landau fliehen?

Nach Landau in der Pfalz? Tja.

Ohne es in Worte fassen zu können, wusste ich schon als Kind, dass Sarajevo ein besonderer Ort ist – die Hauptstadt des einzigen Grenzlandes zwischen Orient und Okzident, multikulturell, von hypnotischer Schönheit und sich der eigenen Bedeutsamkeit sehr bewusst. Dort aufzuwachsen machte zum Snob – nach unserer Ankunft in Landau plagte ich meine Eltern mit Vorwürfen: Wieso sie uns in dieses langweilige Kaff hätten bringen müssen, wieso nicht nach New York?

Während Sarajevo ein Ort war, an dem sogar Weltkriege anfingen, war (und ist) Landau vor allem dafür bekannt, dass sich Harald Schmidt irgendwann in den 90ern darüber lustig machte: Die dicken Kinder von Landau, hihi.

Klein und diskret – so war Landau. Aber es war weder bescheiden noch langweilig, und am Ende verliebte ich mich.

***

Der berühmteste Sophismus der Literaturgeschichte lautet, dass all die glücklichen Familien einander ähneln, die unglücklichen aber auf ihre jeweils eigene Art unglücklich sind. Tolstoi kannte nicht die ganzen bosnischen Familien, die in den 90ern in Deutschland auf ihre Abschiebungen warteten: Jede verblutete langsam an derselben Wunde – an einem Herzdurchschuss. Sie alle trauerten um ermordete Familienmitglieder und Freunde, um das amputierte Leben, die verwehrte Zukunft. Als Kind solch einer Familie war man in der Regel einerseits vom Krieg traumatisiert, andererseits jedoch damit weitgehend auf sich alleine gestellt. Trauer, Arbeitslosigkeit und das Grauen der Behördengänge forderten den Eltern alles ab, also lungerten die Kinder auf der Gasse rum. Ich tat es in der Pfalz – zum Glück.

***