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In vielen Kulturen und Religionen ist bis in die Gegenwart der Glaube an Geister und Dämonen präsent. Ob als Poltergeister, als namenlose Wesen aus alten Zeiten, die wegen bestimmter Vergehen als Geister ihr Dasein fristen müssen, oder als verstorbene Familienmitglieder, die ihre Nachkommen entweder durch ihre Anwesenheit schützen oder heimsuchen – unzählige Geistererscheinungen haben auch in der Gegenwart ihren festen Platz im Alltagsleben vieler Menschen. Ebenso verhält es sich mit Dämonen, die häufig mit Besessenheit und (religiöser) Austreibung unter größten körperlichen und seelischen Qualen in Verbindung gebracht werden. Christa Agnes Tuczay entwirft eine ausführliche Kulturgeschichte der Geister- und Dämonengestalten von der Antike bis zur Gegenwart. Den Schwerpunkt bilden dabei Geister- und Dämonenvorstellungen in den drei monotheistischen Religionen Judentum, Islam und Christentum.
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Seitenzahl: 352
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Christa Agnes Tuczay
hat in Wien Germanistik und Pädagogik, Philosophie und Psychologie studiert. Im Anschluss an die Promotion in 1981 war sie Mitarbeiterin bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Nach diversen Forschungsaufenthalten, u.a. in London und Irland, nahm sie einen Lehrauftrag an der Universität Wien im Institut für Germanistik an. Von 2002 bis 2006 war sie als Verlagslektorin tätig. Von 2006 bis 2010 arbeitete sie an Projekten zur mittelhochdeutschen Erzählliteratur und zur Faszination des Okkulten und schloss ihre Habilitationsschrift Ekstase im Kontext ab. Bis heute liegen die Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Publikationen in den Bereichen Mittelalterrezeption, Erzählforschung und Kulturkunde.
»Wer die Seele tötet, weckt die Dämonen.« SAUL BELLOW
In vielen Kulturen und Religionen ist bis in die Gegenwart der Glaube an Geister und Dämonen präsent. Ob als Poltergeister, als namenlose Wesen aus alten Zeiten, die wegen bestimmter Vergehen als Geister ihr Dasein fristen müssen, oder als verstorbene Familienmitglieder, die ihre Nachkommen entweder durch ihre Anwesenheit schützen oder heimsuchen – unzählige Geistererscheinungen haben auch in der Gegenwart ihren festen Platz im Alltagsleben vieler Menschen. Ebenso verhält es sich mit Dämonen, die häufig mit Besessenheit und (religiöser) Austreibung unter größten körperlichen und seelischen Qualen in Verbindung gebracht werden. Christa Agnes Tuczay entwirft eine ausführliche Kulturgeschichte der Geister- und Dämonengestalten von der Antike bis zur Gegenwart. Den Schwerpunkt bilden dabei Geister- und Dämonenvorstellungen in den drei monotheistischen Religionen Judentum, Islam und Christentum.
Christa Agnes TuczayGeister, Dämonen – Phantasmen
Christa Agnes Tuczay
Eine Kulturgeschichte
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© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2015Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2015Covergestaltung: Network! Werbeagentur, MünchenBildnachweis: Die Hölle. Mosaik von Coppo di Marcovaldo,um 1225 – nach 1274© Domingie & Rabatti – La Collection – ARTOTHEKeBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0491-2
www.verlagshaus-roemerweg.de
»Wer die Seele tötet,weckt die Dämonen.«
Saul Bellow
VORWORT
EINLEITUNG
I.ZWISCHEN GÖTTERN UND MENSCHEN
Begriffsklärungen
Dämonen bei Griechen und Römern
Engel und Dämonen in den abrahamitischen Religionen
Schutzgeister und Doppelgänger
Folgegeister und Begleiter – Keltische und nordische Schutzgeister
Die Tiermütter der Schamanen
II.GEISTER IN HAUS UND HOF
Götter und Geister
Kobold, Schrat, Hinzelmann und Zwerg
Klabautermann
Geldmännlein, Feuriger Drache, Hausschlange und Alraun
III.WALD-, FELD- UND WASSERGEISTER
Waldgeister oder Holzleute
Korngeister – Butzemänner
Wassergeister und Feen
Berggeister – Rübezahl
Frau Holle und Domina Percht
IV.KRANKENGEISTER ODER KRANKHEITSDÄMONEN
Begrifflichkeiten
Der Mittagsdämon: Daemonium meridianum
Der drückende Alpgeist
Dämonische und gespenstische Liebhaber
Geist- und Dämonenbesessenheit
Die Unterscheidung der Geister
V.TOTENGEISTER UND WIEDERGÄNGER
Das Wesen der Gespenster
Abgrenzungen und Überschneidungen
Unterhaltungen mit mittelalterlichen Geistern
Verhängnisvolle Versprechen
Einladungen und Entführungen: Zwerge, Feen, Aliens
Totenheere und Wilde Jäger
Weiße Frauen und verschwindende Anhalter
Poltergeister und verlassene Häuser
Schatzhüter und Schatzgeister
Teufelsgespenster und Schreckgestalten in der Neuzeit
VI.GEISTER- UND HÖLLENZWÄNGE
Salomo und die Dämonenbeschwörung
Nekromanten – Geisterbeschwörer – Geisterbanner
Die Geisterseher
VII.GEISTER UND GEISTERERSCHEINUNGEN IN DER MODERNE
Tischrücken und Geistermaterialisationen
Geister und Dämonen im Film
VIII.SCHLUSSBETRACHTUNG: FUNKTION UND BEDEUTUNGDER GEISTER UND DÄMONEN
VERZEICHNIS DER HÄUFIG ZITIERTEN PRIMÄRLITERATUR
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Schon als Kind liebte ich Gespenstergeschichten. In Sommernächten und Winterabenden hat eine Nachbarin aus ihrem damals reichen Repertoire an Gespenstergeschichten geschöpft. Von aus dem Grabe auferstandenen Geistern, von Wiedergängern war die Rede, glühende Totenköpfe trieben ihr Unwesen, und ich habe nach diesen Gruselstunden immer unter mein Bett geblickt, um zu sehen, ob sich darunter nicht etwas Unheimliches aufhalte. Dennoch wollte ich immer wieder solche Geschichten hören, und ich erfuhr das erste Mal die Lust am schönen Gruseln, jener Faszination des Grauens, die heute noch das Genre des Horrorfilms äußerst lebendig erhält. Als ich die gehörten Geistergeschichten viele Jahre später aufschreiben wollte, konnte sich die mittlerweile betagte Nachbarin nicht mehr daran erinnern. Meine Erinnerung hat aber mein Interesse für diese Erzählungen wach gehalten. Meine Unterrichtspraxis hat auch gezeigt, dass, wenn Geister und Wiedergänger zur thematischen Auswahl standen, nicht nur österreichische Studenten sich für das Thema erwärmten, sondern auch z. B. thailändische, wie überhaupt die höchst lebendige asiatische Gespenstergeschichte das Horrorgenre immer wieder mit neuen Sujets und Motivkombinationen befruchtet.
In der heutigen, oberflächlich betrachtet, säkular ausgerichteten Zeit scheint es aber nach wie vor eine dunkle Unterströmung zu geben, denn das Geister- und Gespensterthema, das wohl so lange diskutiert wird, wie es Menschen gibt, bleibt im Fokus, wenn auch hauptsächlich im Medium Film. Noch heute aktuell sind die Fragen, ob es ein Jenseits gibt, uns schützende Engel unser Leben lang begleiten, die Verstorbenen noch mit uns kommunizieren können und ob das Böse vielleicht doch sichtbar und greifbar auftreten kann. All diese Natur- und Kulturgeister in eine Systematik bringen zu wollen, war ein schwieriges, wenn nicht nahezu unmögliches Unterfangen. Auch die große Spanne von der Antike bis zur Gegenwart in Längs- und Querschnitten zu bewältigen, musste viele durchaus interessante Details vernachlässigen. Dass mein Forschungsschwerpunkt sich hauptsächlich auf mittelalterliche Literatur und Kultur konzentriert, war bei diesem Thema von Vorteil, da der abendländisch-christliche und damit europäische Geister-, auch Naturgeister- und Dämonenglaube sich in der Referenz zur Antike im Mittelalter herausgebildet und christlich kontextualisiert wurde. Freilich hat sich u. a. mit der Säkularisierung und Aufklärung die fiktionale Geistergeschichte entwickelt und im 18. bzw. 19. Jahrhundert als eigenständiges Genre durchgesetzt, geht man davon aus, dass vorher die Gespensterscheinungen nahezu unhinterfragt als (Alltags-)Realität angesehen wurden. Die Analyse der zwar aus der Volksvorstellung sich speisenden, aber rein fiktionalen Geistergeschichte konnte hier nicht geleistet, sondern nur gestreift werden.
Dass das Thema nach wie vor ungebrochen fasziniert, lässt sich u. a. daran erkennen, dass die grundlegenden Forschungsarbeiten (von der nahezu unüberschaubaren populären Literatur zum Thema einmal abgesehen) zu Hausgeistern und Gespenstern von Leander Petzoldt, Jean-Claude Schmitt und Claude Lecouteux immer wieder neu aufgelegt werden und Letzterer in englischer Übersetzung einem breiteren Publikum zugänglich ist. Die fiktionale Gespensterliteratur ist sehr gut aufgearbeitet, weshalb ich dieses riesige Feld nur in groben Zügen zusammengefasst und im jeweiligen Kapitel auf einschlägige literarische Werke verwiesen habe.
Das vorliegende Buch kann die angeschnittenen Themen freilich oft nur skizzenhaft vorstellen, da eine tiefer gehende Analyse den Rahmen sprengen würde. Die Literaturliste verweist im jeweiligen Kapitel auf die verwendete und weiterführende Forschungsliteratur.
Obwohl ich ursprünglich einen Überblick über die europäischen Traditionen der Natur- und Kulturgeister mit Ausblick auf orientalische und asiatische Vorstellungen zumindest angedacht hatte, musste ich nach den ersten Analysen erkennen, dass eine Beschränkung auf den europäischen Bereich, insbesondere das deutschsprachige Gebiet, unumgänglich ist. Eröffnet sich doch allein bei den Hausgeistern ein überaus weites, variantenreiches Feld von zwar allgemein sehr ähnlich charakterisierten Gestalten, die jedoch im Detail nicht nur in ihrer Benennung deutlich voneinander abweichen.
In der Überschau wird deutlich, dass rätselhafte Erscheinungen und die damit verbundene Annahme einer Wirkmächtigkeit von Geistern und Dämonen ein Thema darstellen, bei dem naturwissenschaftliche, psychologische und grenzwissenschaftliche Erklärungen und Erkenntnisse religiösen und esoterischen Glaubenssystemen (oft unversöhnlich) gegenüberstehen, aber an Faszination keineswegs eingebüßt haben, ganz im Gegenteil.
Wien 2014
Christa Tuczay
Spricht man heutzutage von Geist bzw. einem Geist, wird schnell klar, wie viele unterschiedliche Inhalte der Begriff abdeckt. Der Begriff »Geist« kann je nach Kontext Verstand, Idee, Gemüt, Gefühl, aber auch Gespenst, also Spukerscheinung bedeuten. Im heutigen Sprachgebrauch verwendet man den Begriff einerseits, um menschliches Verhalten bzw. den menschlichen Charakter (geistreich, geistlos), andererseits aber auch, um Gruppen von Menschen und deren »Zeitgeist« zu umschreiben, Zeitstimmungen einzufangen. In den Begriffskomposita Totengeist, Schutzgeist, Spukgeist etc. steht Geist als zweiter Teil des Kompositums für ein meist aus dem Jenseits kommendes Geistwesen, der Inhalt dieser Begriffe erweist sich aber als inhomogen und divergierend. In der religiösen Terminologie nehmen Geister einen besonderen Stellenwert ein. Gott ist nach biblischer Definition der oberste (Schöpfer-)Geist, und nach der neutestamentlichen Theologie erhalten die dritte göttliche Person, der Heilige Geist und seine Gaben vor allem in der Frömmigkeitsgeschichte besondere Relevanz.
Die Volkskunde, die sich seit den Brüdern Grimm der Thematik gewidmet hat, bezeichnet mit Geist ein übernatürliches Wesen. Geist ist also ein Sammelbegriff für höchst unterschiedliche Phänomene. Schwierig ist die Differenzierung zu anderen Jenseitigen wie z. B. den Dämonen, aber auch zu den Gespenstern bzw. Spukgeistern. Die Begriffe, »Geist«, »Gespenst« und »Dämon« werden vielfach synonym verwendet, wobei die Verwechslung sich hauptsächlich auf den Gebrauch des Begriffes Geist in Bezug auf Ortsgeister bzw. Lokaldämonen, aber z. B. nicht auf Totengeister bezieht. Alle diese Geistwesen unterschiedlicher Provenienz subsumiert die Volkskunde unter der sogenannten Niederen Mythologie. Die Schwierigkeit, die Geister- und Dämonenwelt in eine adäquate Systematik zu bringen und dabei die historische Entwicklung miteinzubeziehen, wird zwar von jeder wissenschaftlichen Studie angesprochen, eine die Vielgestalt der Geister umfassend abdeckende Einteilung kann es vermutlich jedoch nicht geben. Röhrichs Unterscheidung von Kultur- und Naturgeistern ist praktikabel, die verschwimmenden Grenzen, Überlagerungen und Überschneidungen zum Begriff Dämon bleiben aber bestehen.
Die Naturgeister sind in den verschiedenen Elementen verortet: Feuer-, Luft-, Erd-, Wassergeister. Hinter Naturerscheinungen wie Bergen, Bäumen, Flüssen und Tieren, aber auch Wetterphänomenen wie Nebel, Wolken und Gewitter wurden vielfach diese schützende (wie z. B. der Berggeist Rübezahl), aber auch diese erzeugende Geister vermutet. Die erwähnten Begriffe neigen zu zahlreichen Überschneidungen und Übergängen und umfassen daher auch viele Brüche und Widersprüche. Viele Geister passen nicht in das erwähnte Raster wie z. B. jene Schutzgeister, die den Menschen begleiten, ebenso wie die Krankheitsgeister, Schatzgeister und Poltergeister. Letztere gehören zur Großgruppe der Totengeister, die den Teil des Menschen bilden, der den Tod überdauert, der aber nicht immer mit dem Begriff der (armen) Seele identifiziert werden darf.
Die Geistererzählung bzw. Geistergeschichte hat sich in Antike und Mittelalter aus meist didaktisch-programmatischen Quellen, also lehrhaften nicht-literarischen Schriften gespeist und noch kein eigenes Genre ausgebildet. In den Volkserzählungen, Sagen und Märchen sind Geisterscheinungen und deren Funktionsweise thematisiert, besonders die Sagen – und hier sowohl die historischen als auch die modernen Zeitungssagen – berichten gehäuft von Spukphänomenen. Die Geistergeschichte als eigenes literarisches Subgenre hat sich vor allem im Roman des 19. Jahrhunderts etabliert.
Obwohl Geistererscheinungen auf der ganzen Welt dokumentiert sind und die in den Berichten enthaltenen Erzählmotive und Typen, unabhängig vom kulturellen Kontext, viele Gemeinsamkeiten aufweisen, werden die Erscheinungen je nach Tradition unterschiedlich erfahren und benannt. Wenngleich man Totengeistwahrnehmungen als hellseherischen Akt verstehen kann, beweist dieser noch nicht die Realexistenz eines Geistes. Umlaufende Geistergeschichten, ebenso wie auch andere mündliche Erzählgenres, berichten uns weniger über Geister selbst als über die Beziehungen der Diesseitigen zu Jenseitigen. Geistererscheinungen können auch als wichtige Dokumente für die Bewusstseinsentwicklung, der Phantasieleistung, verstanden werden, wie schon Freud die Geistergeschichte als erste theoretische Leistung des Menschen definiert hat. Noch einen Schritt weiter ging C.G. Jung, der die Frage stellte, von wem und unter welchen Bedingungen ein Spukerlebnis erfahren wird. Spukgeschichten deutet er als Psychogramm der Erzähler.
Die Entwicklung des Geisterbegriffs der Gegenwart lässt sich vor allem an seinen Rationalisierungen ablesen. Der immer noch geläufige Begriff Inspiration rekurriert, obgleich er den Geistbegriff enthält, nicht mehr wie ursprünglich auf Geistbesessenheit, sondern auf einen Moment übersteigerten Bewusstseins, das einen »Geistesblitz« beschert. Die plötzliche Eingebung geht nicht auf einen Geist zurück, bezieht sich also heute weder auf vorchristliche Geistbesessenheit noch auf das Pfingstwunder, sondern bleibt metaphorisch-abstrakt.
Die heute zu beobachtende Kommerzialisierung der Geisterheimsuchungen und heidnisch-christlichen Totengedenktage manifestiert sich beispielsweise in den seit den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts aus den USA rückimportierten Halloweenfeiern ebenso wie in der flächendeckenden Verbreitung esoterischen Gedankengutes. Letztere repräsentieren nur scheinbar Neuentwicklungen, bei genauerer Untersuchung erweisen sie sich als Überformung und Umdeutung älterer Traditionen. Um eine echte Neuerung handelt es sich beim im 20. Jahrhundert entstandenen Mythos von den Außerirdischen, den Aliens, der aber auch zahlreiche Parallelen zum Feen- und Naturgeistglauben aufweist.
Mit dem Spiritismus im 19. Jahrhundert kommen neue wichtige Impulse der Geisterlehre hinzu, wobei der religiöse Kontext nicht mehr allein den Diskurs bestimmt, da die Naturwissenschaft, Psychologie und Grenzgebiete wie die Parapsychologie beginnen, sich das Thema anzueignen. Der »wissenschaftliche Spiritismus« – im Unterschied zum religiösen – hält auch den Einfluss von Personen für möglich, die nicht an einen physischen Körper gebunden sind. Eine solche wird oft mit dem Akronym IPA (= incorporeal personal agent, also: körperfreier persönlicher Handlungsträger) bezeichnet. Ein Beispiel dafür wäre der Geist eines Verstorbenen.
Schon in den Anfängen des Films bei Georges Méliès (La Caverne Maudit 1898) wird die Geisterscheinung zum wichtigen dramatischen und auch dramaturgischen Element. Vom Plot her greifen die Drehbücher sowohl auf traditionelle Geistergeschichten als auch auf die Neubildungen der Esoterik zurück. Das Gespenstergenre erfreut sich internationaler Beliebtheit.
Der oft zitierte und erwähnte Dämon des Sokrates ist als sein wohlwollender Schutzgeist zu verstehen, keinesfalls als bösartiger Dämon. Xenokrates hat in seiner Dämonologie Götter für ihre bösen Taten entschuldigt und diese den Dämonen angelastet. Mit der Zeit des sogenannten Neoplatonismus verändert sich die Einschätzung der Dämonen, die nun als durchweg böse Geistwesen verstanden werden.
Daher werden diese auch in der späteren Religionswissenschaft als übermenschlich, untergöttlich und böswillig definiert. Während der griechische Daimon ein zwischen Göttern und Menschen verortetes Naturwesen war, das sich als Stimme manifestieren und auch mit dem Begriff des Schutz- oder Folgegeistes, also mit dem persönlichen Dämon eines Menschen zusammenfallen konnte, erfuhr der Dämon im Geniusglauben der Römer eine Sonderentwicklung. Während sich der Geniusbegriff zu einem wichtigen Erklärungsmodell für menschliche herausragende Leistungen entwickelte, übernahm die Schutzengelvorstellung einige der Charakteristiken des älteren vorchristlichen Schutzgeistkonzeptes.
Wenngleich ihnen ursprünglich sowohl benevolente als auch Schaden stiftende Eigenschaften zugeschrieben worden sind – wie z. B. noch in den frühen Bibelübersetzungen zwischen guten und schädigenden Dämonen unterschieden wird –, setzt sich einerseits die Identifizierung der heidnischen Götter mit den teuflischen Dämonen im Mittelalter, andererseits mit den Scharen des gefallenen Engels Luzifer durch. Die Aufgabe der Dämonen ist es, die Menschen zu versuchen und zu prüfen, aber auch Verstöße gegen christliche Gebote zu bestrafen.
Genauso wie das Gespenstersujet erfreuen sich die Wirkweise der Dämonen und deren Bekämpfung vor allem in Fantasyromanen, Filmen und Fernsehserien bis jetzt enormer Beliebtheit.
Ahn, G. (1987). Grenzgängerkonzepte in der Religionsgeschichte. In: Ahn, G./Dietrich, M. (Hg): Engel und Dämonen. Münster. Biedermann, Hans: Dämonen, Geister, dunkle Götter. Graz (1989); Böcher, O./Wanke, G./ Stemberger, G./ Tavard, G. (1981): Dämonen. I. Religionsgeschichtlich. II. Altes Testament. III. Judentum. IV. Neues Testament. V. Kirchengeschichtlich. In: Theologische Realenzyklopädie 8 (1981), S. 270–300; Herkommer, H./Schwinges, R. (2003). Engel, Teufel und Dämonen: Einblicke in die Geisterwelt des Mittelalters. Basel; Lecouteux, C. (2000). Eine Welt im Abseits: Zur niederen Mythologie und Glaubenswelt des Mittelalters. Dettelbach; Lecouteux, C. (2001). Das Reich der Nachtdämonen. Düsseldorf; Lecouteux, C. (2001). Die Geschichte der Vampire. Düsseldorf. Petzoldt, L. (1990) Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister. München; Röhrich, Lutz (1981) Dämonen. In: Enzyklopädie des Märchens III 223–259. Göttingen; Röhrich, L. (1987). Geist. In: Enzyklopädie des Märchens V 909–922; Schmitt, Jean-Claude: (1994). Die Wiederkehr der Toten. Geistergeschichten im Mittelalter. Stuttgart.
Auf den ersten Blick eröffnet sich eine Fülle von unterschiedlichen Bedeutungen und auch Varianten zu häufigen Konnotationen. Dennoch gibt die Etymologie einen ersten Hinweis, nämlich dass eine unverständliche Macht bezeichnet, die ins menschliche Leben eindringt, ohne dass ihre Herkunft feststeht. Der griechische Begriff Gott, , ist eindeutig bestimmbar als Bezeichnung für eine individuell mit Namen benennbare Gottheit, so kann diese Definition für nicht in Anspruch genommen werden. und waren zu keiner Zeit deckungsgleich, jedoch gab es durchaus Überschneidungen.
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