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Seitenzahl: 133
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Annie bog nach links ab. Sie hielt sich stets an der rechten Wand und tastete trotz ihrer Fackel immer die Wand ab. Und so blieb sie plötzlich wie angewurzelt stehen, als sie eine dünne Fuge spürte. Hier musste eine Tür sein. Sie leuchtete mit der Fackel die Wand ab. Genau, eine Tür befand sich hier, aber es gab keine Klinke, um sie zu öffnen. Hartnäckig ließ Annie ihre Fingerspitzen über die Wand rechts und links der Tür gleiten, bis sie eine kleine Erhebung spürte. Sie drückte darauf, doch nichts rührte sich. Sie drückte noch einmal, diesmal fester; es gab ein Knacken, dann schwang die Tür nach innen auf und gab den Weg in einen Raum frei, der im hellen Lichtschein lag. Annie schloss geblendet die Augen. »Wie kommt die denn hierher?« rief eine andere Stimme voller Panik. Und noch bevor Annie in dem hellen Licht etwas erkennen konnte, wurde ihr etwas Hartes auf den Kopf geschlagen, übergangslos wurde es dunkel um sie, und sie fühlte nicht einmal mehr, wie sie zu Boden fiel …
Lady Vivian schrak abrupt aus ihrem Traum auf. Irgend etwas hatte sie geweckt. Lauschend hob sie den Kopf mit dem schweren dunkelroten Haar, das sich wie eine feurige Flut über das Kopfkissen ergoß. Ein unheimliches Stöhnen durchdrang mühelos die alten Mauern von Schloß Droghed, erklang selbst durch die dicken Türen, die die Zimmer seit Jahrhunderten verschlossen. Ein Kettengerassel folgte, ein Wispern und Flüstern erklang, fast wie zärtliche Worte, dann verzweifelte Schreie, gequältes Weinen und leises Murmeln, und doch, so leise die Geräusche scheinbar waren, so dröhnten sie doch im ganzen Schloß, auf jeder Etage, in jedem Raum.
Ein eisiger Schauder lief über den schmalen Rücken der Schloßherrin, die seit einiger Zeit verwitwet war. Sie befand sich allein in dem großen Schlafzimmer, das sie früher mit ihrem Mann, dem Earl of Tennington, geteilt hatte. Manchmal fühlte sie sich allein und verloren in dem großen Raum, dessen beherrschendes Element ein riesiges geschnitztes Bett aus dem 16. Jahrhundert war. Ein Baldachin, von Samt und Seide gekrönt, überspannte die weichen Matratzen mit der verschwenderisch ausgestatteten Kissen- und Deckenfülle.
Jetzt rasselten schwere Ketten über den Boden, zumindest hörte es sich so an, obwohl Lady Vivian wußte, daß dort draußen niemand war. Seit dem Tod ihres Mannes hatten diese seltsamen Spukerscheinungen an Intensität zugenommen, und schon mehrmals war sie des Nachts aufgestanden und hatte versucht, den oder die Geister zu sehen. Sie war eine vernünftige aufgeklärte Frau, die so leicht vor nichts und niemand Angst hatte. Doch diese Erscheinungen raubten ihr nicht nur den Schlaf, sondern auch ihre Nerven. Auf Dauer konnte das nicht so weitergehen.
Energisch stand die Lady auf, zog ihren seidenen Morgenmantel über und nahm eine Taschenlampe aus der Schublade ihres Nachttischchens. Sie wollte die elektrische Beleuchtung nicht benutzen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie könnte mit dem schmalen, dünnen Strahl der Taschenlampe nichts ausrichten.
Lady Vivian öffnete die Tür, trat hinaus auf den langen Flur, auf dessen Boden kostbare, lange Läufer lagen, wich der Rüstung von Sir Oliver dem Rächer aus, die blankgeputzt und dekorativ neben der Zimmertür stand, und leuchtete auf den Gang hinaus. Nichts war zu sehen, obwohl das Kettengerassel näherzukommen schien.
»He, du Geist«, rief die Lady in die Dunkelheit. »Komm her und zeig dich, ich will mit dir reden.«
Ein schauerliches Stöhnen folgte auf diese Worte, und ein eiskalter Schauder rann abermals über den Rücken von Lady Vivian. Ihre Nackenhärchen richteten sich steil auf, und sie widerstand dem Impuls zu flüchten nur unter größter Beherrschung.
Der Geist schien direkt neben ihr zu stehen. Sie fühlte eisige Kälte und den Hauch eines unbekannten Geheimnisses.
»Ich weiß, daß du da bist«, flüsterte die Schloßherrin. »Zeig dich und rede mit mir.«
Aber niemand sprach. Lady Vivian spürte, daß die Erscheinung noch näherkam, sie zitterte plötzlich am ganzen Körper, die Kälte nahm zu, jemand schien ihr die Kehle zuzudrücken.
Die Taschenlampe entfiel ihrer kraftlosen Hand, ihre Augen weiteten sich in namenlosem Erschrecken, in der Dunkelheit manifestierte sich ein schemenhaftes Gebilde, und
ein schauerliches Lachen klang
auf.
Lady Vivian, die nüchterne, gefaßte, stets beherrschte Frau schrie auf. Es war ein fast unmenschlicher Schrei, und sie selbst konnte es nicht fassen, daß sie es war, die so geschrien hatte.
Und dann herrschte plötzlich Stille. Das Kettengerassel verstummte, die gespenstischen Laute verklangen wie ein Hauch im Wind, und irgend jemand schaltete die elektrische Beleuchtung ein.
Lady Vivian schrie nicht mehr. Zitternd und totenbleich stand sie an die Wand gelehnt, die Augen noch immer in ungläubigem Schrecken geweitet und am ganzen Körper schlotternd.
Harvey O’Dwyer, der langjährige, treue Butler, erschien, ebenfalls im Morgenmantel, sah seine Herrin im Schockzustand und ergriff sofort die Initiative. Leise, beruhigende Worte murmelnd, führte er die bleiche Frau in ihr Zimmer, packte sie ins Bett und deckte sie zu. Dann blieb er an ihrem Bett sitzen, bis Lady Vivian in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung fiel. Aber noch im Schlaf rannen ihr die Tränen die Wangen hinunter, und sie wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere.
*
Lady Vivian saß an ihrem zierlichen Damenschreibtisch aus dem 16. Jahrhundert, prüfte einige Rechnungen und bereitete Zahlungen vor. Sie arbeitete konzentriert und bemerkte gar nicht, wie draußen die Sonne unterging. O’Dwyer kam mit einem Tablett voller Sandwiches und Tee herein und stellte es wortlos auf dem Schreibtisch ab. Im Kamin brannte flackernd ein Feuer, und die Schreibtischlampe verbreitete warmes gelbes Licht. Lady Vivian fühlte sich wohl. Doch plötzlich fing unerwartet der Kronleuchter an zu klirren. Milde erstaunt schaute sie auf. War das etwa ein Erdbeben? Aber nein, doch nicht hier in Irland.
Die Lampe klirrte stärker. Nun bekam die Lady es doch ein wenig mit der Angst zu tun, sprang von ihrem Schreibtischstuhl auf und lief zur Wand. Sie drängte sich dagegen. Würde der Kronleuchter herabstürzen?
Der Butler kam herein, voll unangemessener Hast.
»Wie geht es Ihnen, Mylady?« rief er erschrocken.
»Gut!« Lady Vivian nickte. »Aber was, zum Donnerwetter, ist das?«
»Ich fürchte, ich habe dafür keine Erklärung, Mylady«, sagte O’Dwyer wieder vollkommen gemessen und zog seine Herrin behutsam aus dem Raum heraus.
Dann stand sie schweratmend in der großen Empfangshalle. Kalter Schauder lief ihr über den Rücken. Was war das nur gerade gewesen? Gerne hätte sie sich schutzsuchend in zwei starke Arme geflüchtet, doch da war ja niemand mehr, und dieser schwache Augenblick verflog auch sofort wieder.
O’Dwyer wollte sie gerade in die Bibliothek geleiten, als das Grauen auch in der Eingangshalle begann. Mit einem lauten Krachen fiel eine der schweren Ritterrüstungen, die in den Nischen zur Dekoration standen, um. Metallteile spritzten nach allen Seiten, und von irgendwoher ertönte ein schauriges Gelächter durch die Dämmerung, denn der Butler hatte hier in der Halle noch kein Licht angemacht.
Lady Vivian spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.
»Wer ist da?« rief sie laut. »Auch wenn du ein Geist bist, zeige dich!«
O’Dwyer schüttelte den Kopf. Er wußte, daß es keinen Zweck haben würde, wenn die Lady zu dem Geist, oder was immer es war, sprach.
Und so war es dann auch, niemand meldete sich. Nur noch einmal erklang das grausige Gelächter, dann schien irgendwoher eine sanfte warme Stimme zu sprechen, wie ein Hauch, fast ein Gedanke im Wind, das Gelächter verklang, und beide Stimmen entfernten sich murmelnd.
»Jetzt bin ich es aber leid!« rief Lady Vivian zornig. »Irgend etwas muß geschehen.«
Wütend stapfte sie mit bewußt harten Schritten zurück in ihr Arbeitszimmer, schlug die Tür hinter sich zu und ging zurück an ihre Arbeit.
O’Dwyer blieb allein in der Halle stehen und schaute der Lady nach. Wie würde das alles weitergehen?
*
»Mylady, ich bitte um Entschuldigung, aber ich halte es für falsch, einen sogenannten Wissenschaftler hinzuzuziehen, um die Vorfälle zu untersuchen. Es hat seit Jahrhunderten immer wieder Geistererscheinungen gegeben, aber noch nie wollte jemand die Vorfälle untersuchen. Nach einiger Zeit wird es wieder aufhören«, sagte O’Dwyer in ruhigem Ton.
Gerade hatte Lady Vivian ihm eröffnet, daß sie beabsichtigte, einen Professor der Parapsychologie einzuladen, um die Geister, wenn möglich, zu vertreiben. Der Butler, der sich durchaus ein paar offene Worte erlauben konnte, stand stocksteif im Raum und hatte eine abwehrende Miene aufgesetzt.
Mit im Zimmer befand sich der Hausgeistliche von Schloß Droghed, Father Jeremy O’Keefe. Er sah aus wie ein Mann, der ständig von Magenschmerzen geplagt wurde, hatte stets eine leicht verkniffene Miene und verabscheute ganz offensichtlich das ganze Gerede über Geister.
»Mylady, ich bitte zu bedenken, daß es im christlichen Glauben überhaupt keine Geistererscheinungen gibt«, warf er säuerlich ein.
»Und als was würden Sie die Vorfälle der letzten Zeit bezeichnen?« fragte die Lady scharf.
Hilflos zuckte der kleine, dicke Mann mit den Schultern. Lady Vivian sah mit Abscheu, daß er einfach zu wenig Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte. Auf seinem Anzug waren Flecken, die er nur unzulänglich entfernt hatte, ein Knopf fehlte an seinem Hemd, und die Schuhe hätten eine Reinigung dringend benötigt. Seit Jahren schon ärgerte sich Lady Vivian über den Hauskaplan, doch es lag nicht in ihrer Macht, ihn zu entfernen. Immer wieder hatte sie beim Bischof Eingaben gemacht, um ihn durch jemand anderen ersetzen zu lassen, doch sie stieß dabei auf taube Ohren.
Die Lady seufzte. Von ihm würde sie keine Unterstützung erwarten können, doch O’Dwyer zumindest sollte ihr beistehen. Sie kannte den Butler von Kindesbeinen an, ebenso wie ihr verstorbener Mann ihn gekannt hatte. Lord Richard und Lady Vivian hatten schon als Kinder zusammen gespielt, und es war immer beschlossene Sache gewesen, daß sie beide einmal heiraten würden. Es war eine gute Ehe gewesen, wie Lady Vivian meinte, ohne Höhen und Tiefen, aber in Ruhe und Zufriedenheit. Und dann war, vor knapp einem Jahr, Lord Richard an einer heimtückischen Krankheit gestorben. Es war schnell gegangen, er hatte nicht lange leiden müssen. Und seitdem lebte Lady Vivian allein, zwar mit dem ganzen Schloß voller Personal, aber dennoch recht einsam.
In der ersten Zeit hatte sie sich oft in ihren Schmerz vergraben, doch schließlich nahm sie wieder am Leben teil, wenn auch nicht mit dem gleichen Elan wie früher. Dennoch gab es auf Droghed von Zeit zu Zeit wieder einen Ball.
Die Ehe war kinderlos geblieben, und die nächsten Erben würden die beiden Neffen Lord Richards sein, Thomas und Harry Waterford.
»Aber Sie wollen doch nicht einen Schotten einladen, Mylady?« fragte O’Dwyer schon fast verzweifelt.
Lady Vivian seufzte noch einmal und verbarg ein Lächeln.
»Ihr Nationalstolz in allen Ehren«, erwiderte sie. »Aber Professor Raymund Spencer ist eine anerkannte Kapazität auf diesem Gebiet, und es ist mir egal, ob er ein Schotte ist oder ein Ire. Hauptsache, er beendet diesen Spuk im Schloß bald, denn ich möchte hier gern in Ruhe weiterleben. Und das hängt nicht nur mit dem Testament meines verstorbenen Mannes zusammen.«
»Mylady, ich gebe noch einmal zu bedenken, daß es keine Geister gibt«, warf der Kaplan mit widerlich süßer Stimme ein. »Und was werden Ihre Neffen sagen, wenn Sie einen – einen Geisterjäger einladen?«
»Ich kenne meine Neffen, Father O’Keefe, und sie werden mit Sicherheit nichts dagegen haben, wenn ich einen Geisterjäger…«, sie lächelte, »… einlade. Schließlich hängen sie ebenso an diesem Schloß wie ich. Und es ist in unserer aller Interesse, wenn dieser Spuk hier endlich aufhört. Im übrigen haben Sie es nicht geschafft, mit all Ihren Gebeten eine Besserung zu erreichen. Da Ihre Himmelsmacht sich durch Sie nicht herbeiläßt mir zu helfen, bin ich gezwungen, auf recht irdische Methoden zurückzugreifen.«
»Der Herrgott wird Sie dafür bestrafen, Mylady«, sagte Father Jeremy eisig. »Sie lästern über ihn.«
»Ganz und gar nicht«, gab Lady Vivian ebenso eisig zurück. »Ich bin sicher, daß Gott seine Allmacht auch in der Existenz von Geistern zeigt, denn alles ist seine Schöpfung. Und nun wünsche ich dieses Thema zu beenden. Meine Entscheidung steht fest.«
Father Jeremy warf einen undefinierbaren Blick auf die Schloßherrin und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
O’Dwyer seufzte leise. »Ein Schotte, Mylady?«
»Ein Schotte. Und ich hoffe, daß er Erfolg hat«, bekräftigte die Lady mit einem leisen Lachen.
*
Professor Raymund Spencer beendete seine Vorlesung über die Auswirkungen einer parapsychischen Begabung auf den menschlichen Geist. Die anwesenden Studenten der Psychologie, die seinem Vortrag, der mit ironischen Anmerkungen und witzigen Anekdoten gespickt war, aufmerksam gelauscht hatten, klopften auf ihre Pulte und zerstreuten sich dann rasch.
Spencer steckte sich behaglich eine Pfeife an, und um ihn herum verbreitete sich der angenehme Duft eines guten, teuren Pfeifentabaks.
Zwei der Studenten kamen etwas zögernd die Stufen des Auditorium Maximum herunter. Spencer blickte auf, lächelte freundlich und machte eine einladende Bewegung.
Der Professor war ein ausgesprochen gutaussehender Mann von etwa Mitte vierzig. An seinen Schläfen zeigten sich bereits die ersten grauen Haare in der lockigen braunen Haarpracht, die seinen markanten Kopf bedeckte. Er hatte grau-grüne Augen, eine schmale gerade Nase und ebenfalls schmale Lippen. Stets war er sorgfältig rasiert. Auf seiner Stirn zeigten sich die Falten eines Mannes, der viel nachdenkt, um die Mundwinkel spielten Lachfältchen, und eine kleine Narbe in der Höhe seines rechten Wangenknochens gab seinem Gesicht eine interessante Note, ohne es zu entstellen. Doch wenn Raymund Spencer lachte, tanzten in seinen Augen lustige Funken und ließen ihn manchmal so unbeschwert aussehen wie einen seiner jungen Studenten.
Die Studentinnen himmelten ihn an, doch er war zu allen gleichmäßig freundlich, nie ließ er zu, daß es zu Annäherungen kam, wie es einige der jungen Damen sehr gern gehabt hätten.
Spencer war unverheiratet, er behauptete stets, seine Arbeit ließe ihm einfach keine Zeit für eine Ehe. Er lebte allein in einem gepflegten alten Haus im Stadtzentrum von Edinburgh.
Jetzt aber blickte er das Paar fragend an, das sich ihm genähert hatte. Er kramte in seinem Gedächtnis nach den Namen. Scott Vakula und Annie Henderson, fiel es ihm dann ein. Beide waren 23 Jahre alt. Scott, hochgewachsen mit leuchtend blondem Haar und blauen Augen in einem offenen schmalen Gesicht. Annie, klein, zierlich, schwarzhaarig mit grünen Augen, die stets lachend in die Welt blickten.
»Wir haben noch eine Frage, Sir«, begann Scott.
»Fragen Sie nur«, sagte Spencer und lehnte sich an die Wandtafel.
»Es geht um das Auftreten von parapsychologischen Erscheinungen. Sie haben erklärt, daß man bei einigen Leuten aufgrund der Trefferquote stets von einer solchen Begabung ausgehen kann. Aber wie merkt ein Mensch das selbst?«
»Nun, einige halten sich selbst für befähigt, die melden sich dann manchmal bei uns. Andere werden aufgrund verschiedenster Vorkommnisse irgendwie auffällig, dann melden wir vom Parapsychischen Institut uns bei ihnen.«
»Und – und was ist mit diesen sogenannten Geistererscheinungen?« meldete sich Annie zu Wort. »Ist es wahr, daß diese manchmal auf psibegabte Menschen zurückzuführen sind?«
Spencer seufzte.
»Es kann schon vorkommen, allerdings nur in äußerst seltenen Fällen«, räumte er ein. »Die meisten Gespenstergeschichten muß ich aufgrund meiner Erfahrung auf dumme Scherze oder Hysterie zurückführen. Es gibt leider wenig Geister«, meinte er mit einem sanften Lächeln.
»Ja, aber – in den Zeitungen steht doch immer wieder…« Annie brach hilflos ab.
Hier vor ihr war der Experte für Gespenster und übersinnliche Dinge, und er behauptete, daß es fast keine Gespenster gäbe.
Ein Lachen umspielte die Lippen des Professors, als er das enttäuschte Gesicht der jungen Frau sah.
»Ich möchte Ihnen beiden einen Vorschlag machen«, begann er nach kurzem Überlegen. »Gestern erhielt ich einen Untersuchungsauftrag in Irland, genauer gesagt von Schloß Droghed. Angeblich soll es dort spuken. Hätten Sie beide Lust, mich zu begleiten und festzustellen, was diese Erscheinungen verursacht hat?«
Annie und Scott blickten sich einen Augenblick lang verblüfft an, nickten aber dann einhellig.
»Gut, dann wäre das abgemacht«, sagte der Professor. »Ich erwirke für Sie beide eine Freistellung für einen Forschungsauftrag, und nächste Woche Dienstag geht es dann los.«
*
Die Überfahrt verlief etwas stürmisch, doch landete das Trio, ausgerüstet mit Fotoapparaten, Zubehör und Koffern, wohlbehalten auf der irischen Insel.
Schloß Droghed war mit dem Auto, das sie sich bei einem Mietwagenverleih besorgten, gut zu erreichen, und am späten Nachmittag des besagten Dienstag kamen sie auf dem Schloß an.