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Seit Jahrzehnten ist die Communauté von Taizé ein geistlicher Treffpunkt für unzählige, meist junge Menschen. Im Mittelpunkt des Lebens in Taizé und der von der Communauté vorbereiteten internationalen Jugendtreffen steht das gemeinsame Gebet – in Taizé wie auch bei Treffen auf der ganzen Welt. Das Buch enthält 44 Vorschläge für ein gemeinsames Gebet, passend zu den verschiedenen Zeiten und Festen im Jahr. Sie können – neben dem Gebet mit anderen – auch eine Hilfe für das persönliche Gebet sein. Durch die Gebete entsteht eine Verbindung zwischen vielen Menschen, die in der ganzen Welt auf dem "Pilgerweg des Vertrauens" unterwegs sind.
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Seitenzahl: 156
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Titel der Originalausgabe: Prières pour chaque jour
Übersetzung aus dem Französischen: Communauté von Taizé
© Ateliers et Presses de Taizé
F-71250 Taizé-Communauté
Tel: 0033.385.50.30.50
www.taize.fr
Den ausgewählten Bibeltexten liegt zugrunde:
Die Bibel. Die Heilige Schrift
des Alten und Neuen Bundes
Vollständige deutsche Ausgabe
©Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021
Die Gebete von Frère Roger sind fast alle dem Buch entnommen:
„In allem ein innerer Friede. Ein Jahresbegleitbuch“
Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau, Neuausgabe 2019
Umschlaggestaltung: Verlag Herder
Umschlagmotiv: Cédric Nisi © Ateliers et Presses de Taizé,
71250 Taizé, France
© der deutschen Ausgabe
Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe
ISBN E-Book 978-3-451-83239-0
ISBN Print 978-3-451-03229-5
Vorwort
Einführung
Gebetsablauf
Gebetsort
Gebet vor dem Kreuz
Auferstehungsfeier
Die Gesänge von Taizé im gemeinsamen Gebet
Advent
Weihnachtszeit
Fastenzeit und Karwoche
Osterzeit und Pfingsten
Im Jahreskreis
Verzeichnis der Psalmen
Verzeichnis der Lesungen
Auswahl von Gesängen
Mit diesem Buch möchten wir das Gebet zugänglich machen, wie es unsere Communauté seit vielen Jahren mit jungen und älteren Menschen lebt. Der Aufbau des gemeinsamen Gebets in Taizé ähnelt dem Stundengebet der Kirche. Allerdings sind Schriftlesungen und Gebetstexte kürzer gehalten, sodass Raum entsteht für Wiederholgesänge und eine längere Zeit der Stille.
Diese Vereinfachung wurde in den 1970er- und 80er-Jahren nötig, als immer mehr Jugendliche nach Taizé kamen, die nicht alle dieselbe Sprache sprachen, verschiedenen Konfessionen angehörten und mit dem christlichen Glauben oft wenig vertraut waren. Ihnen sollte die Möglichkeit gegeben werden, dreimal am Tag mit uns Brüdern zu beten, das Wort Gottes zu hören und sich der Gegenwart Christi und dem Atem des Heiligen Geistes zu öffnen. So wird spürbar, was man in der Ostkirche „Die Freude des Himmels auf der Erde“ nennt, oder wie man im Westen sagt: „Das Evangelium in den Herzen singen lassen.“ Hat nicht die Wiederentdeckung des gemeinsam gesungenen Gebets des Öfteren zu Erneuerungen im Volk Gottes beigetragen?
Die Erfahrung vieler Jahre hat uns auf diesem Weg bestärkt. Ein Gebet mit meditativen Gesängen stiftet Gemeinschaft; in ihm tun sich die Quellen des Evangeliums auf und Gott kann zu uns sprechen.
Wir haben stets vermieden, dass um die Communauté eine organisierte Bewegung entsteht. Dennoch würde es uns freuen, wenn unsere Form des Gebets zu einer Erneuerung des Glaubenslebens und zu einer Erfahrung von Gemeinschaft in den Ortskirchen beitragen würde. Diese Form des Gebets kann auf verschiedene Weise übernommen werden: für das persönliche Gebet, für das Gebet in einer kleinen Gruppen, die sich mehr oder weniger regelmäßig trifft, oder für Gebete, zu denen Tausende in den großen Kirchen einer Stadt zusammenkommen.
Um Gott im kontemplativen Gebet zu suchen, genügt es nicht, hier und da einige Gesänge aus Taizé in den Sonntagsgottesdienst einzubauen. Die Gesänge sind keine ästhetischen Gestaltungselemente, sondern wollen in eine innere Haltung führen, die nach und nach unser Leben prägt.
In diese innere Haltung – das ist unsere Erfahrung – kann jeder eintreten, auch Kinder und junge Menschen, die im Glauben auf der Suche sind, manchmal auch Nichtgetaufte oder Menschen, die einer anderen Religion angehören.
Ein solches Gebet kann zur Versöhnung beitragen. In der Vergangenheit haben sich die Christen um der Wahrheit des Evangeliums willen voneinander getrennt. Um der Wahrheit des Evangeliums willen wollen wir uns heute miteinander versöhnen. Denn wie könnten wir glaubhaft von der Liebe Gottes sprechen und getrennt bleiben? Angesichts der Spaltung der Christen bleibt die Botschaft des Evangeliums eine leere Worthülse.
Wir stehen in unserer Zeit vor gesellschaftlichen Herausforderungen – insbesondere die zunehmende Säkularisierung und die Notwendigkeit einer Versöhnung zwischen den Kulturen. Wie könnten wir auf diese Herausforderungen antworten, ohne die Gaben zusammenzulegen, die der Heilige Geist unseren verschiedenen christlichen Konfessionen anvertraut hat? Für einen solchen Austausch der Gaben müssen wir immer wieder in der Gegenwart Gottes zusammenkommen, gemeinsam auf sein Wort hören, Stille halten und Gott loben. Könnte man in der eigenen Umgebung nicht regelmäßig zu einem „Abendgebet der Versöhnung“ einladen? So kann der Heilige Geist uns zusammenführen, was mit Sicherheit auch den theologischen Dialog voranbringen würde.
Ein solches „Abendgebet der Versöhnung“ kann auch dazu beitragen, Barrieren in unserer Gesellschaft zu überwinden. Es bringt Menschen zusammen, die sich sonst nicht begegnen würden, und könnte an einem symbolischen Ort stattfinden: an der Grenze zwischen zwei Ländern, mit alleingelassenen Kindern, in einem Gefängnis oder einem schwierigen Stadtteil … Dabei wächst auch unser Wunsch, alles gemeinsam zu tun, was gemeinsam getan werden kann. Denn: Was uns verbindet, ist wichtiger als das, was uns trennt.
Auf diese Weise tragen wir zum Aufbau einer Gesellschaft bei, die nicht von Misstrauen, sondern vom Vertrauen geprägt ist.
Taizé im Advent 2020
Frère Alois
Das vorliegende Buch enthält – den Zeiten des Kirchenjahres folgend – Elemente für das gemeinsame Gebet. Es möchte eine Anregung sein, allein oder mit anderen Gott zu suchen.
Die Feste im Kirchenjahr – Advent und Weihnachten, Fastenzeit und Karwoche, Ostern und Pfingsten – erinnern an die zentralen Momente im Leben Jesu. Die Zeit dazwischen wird als „Jahreskreis“ bezeichnet. Für den Jahreskreis wurden in diesem Buch vierzehn Gebete zusammengestellt, für den Advent, die Fasten- und Osterzeit jeweils sieben, für Weihnachten, die Karwoche und Pfingsten drei. Damit kann man fast ein ganzes Jahr lang jede Woche ein Gebet gestalten, ohne sich zu wiederholen. Der Übersichtlichkeit halber wurden keine weiteren kirchlichen Feste berücksichtigt. Das vierzehnte Gebet im Jahreskreis eignet sich jedoch für Gedenktage heiliger Zeugen (Apostel, Maria, Märtyrer …).
Die vorgeschlagenen Texte können auch zu anderen Gebeten zusammengestellt werden.
* Ein oder zwei Gesänge zu Beginn des Gebets. Die vorgeschlagenen Gesänge haben fast alle einen deutschen oder lateinischen Text und können ohne Solostimmen gesungen werden.
Jesus betete diese uralten Gebete des Volkes Israel. Auch die Christen stellten sich von Anfang an in die große Gemeinschaft der Glaubenden und brachten mit den Psalmen Freude und Trauer, Gottvertrauen, Angst und Sehnsucht vor Gott. In diesem Buch wurden jeweils leicht zugängliche Verse eines Psalms ausgewählt.
Die einzelnen Abschnitte werden entweder von einem oder von mehreren Anwesenden abwechselnd gelesen oder gesungen. Alle antworten mit einem gesungenen Halleluja (siehe Liedheft: „Gesänge aus Taizé“) oder – vor allem in der Fastenzeit – mit einem anderen Gebetsruf wie Misericordias Domini, Christe Salvator …, dessen Schlussakkord während des folgenden Abschnitts weitergesummt wird. Sofern der Psalm gesungen wird, sollte ein Abschnitt nicht mehr als zwei Zeilen umfassen; gelesene Abschnitte können länger sein.
Wer die Bibel liest, geht zur „unversiegbaren Quelle, aus welcher der dürstende Mensch Gott selbst trinkt“ (Origenes, 3. Jh.). Die Schrift ist ein „Brief Gottes an sein Geschöpf“, oder „Gottes Herz in Gottes Wort enthüllt“, wie Gregor der Große im 6. Jh. schrieb. Es empfiehlt sich, keine zu langen Bibeltexte auszuwählen, und solche, die ohne Erklärung zugänglich sind. Die Lesung wird jeweils mit den Worten begonnen: „Lesung aus …“ bzw. „Aus dem Evangelium nach …“ Der kursiv gedruckte Teil kann als Kurzlesung dienen. Auf der Homepage von Taizé (www.taize.fr/de) wird ebenfalls jeden Tag eine Schriftstelle vorgeschlagen.
Gott drängt sich niemals auf. Seine Stimme lässt sich oft wie ein Flüstern, wie ein stiller Hauch vernehmen. Es geht nicht darum, die innere Stille zu erzwingen, sondern Christus in uns beten zu lassen. Im gemeinsamen Gebet ist es besser, eine einzige längere Zeit der Stille (fünf bis zehn Minuten) nach der Lesung zu halten, und nicht mehrere Momente der Stille über das Gebet zu verteilen. Wenn diese Zeit der Stille im Gebet für die Anwesenden ungewohnt ist, kann man sie nach dem vorausgehenden Gesang kurz ankündigen.
In den Fürbitten wird unser Gebet zu einem Gebet für die ganze Menschheitsfamilie.Wir vertrauen Gott Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, besonders der Armen und Bedrängten, an. Im Lobpreis, der an die Stelle der Fürbitten treten kann, feiern wir die Zuwendung und die Taten Gottes.
Wie der Psalm, so werden auch die Fürbitten bzw. der Lobpreis von einem oder mehreren Anwesenden abwechselnd gelesen oder gesungen. Ein Kyrie eleison, Gospodi pomilui (Herr, erbarme dich), Veni lumen cordiumoder ein anderer Gebetsruf (für den Lobpreis eignen sich besonders die Rufe Laudamus te, Tibi Deo gloria und Adoramus te Christe) führt die Fürbitten ein und wird von allen wiederholt. Auch hier kann der Schlussakkord während der darauffolgenden Fürbitte weitergesummt werden. Die erste Fürbitte hat in den in diesem Buch vorgeschlagenen Gebeten jeweils einen abschließenden Zusatz („… wir bitten dich“ bzw. „Ehre sei dir, o Herr“), der auch den übrigen Fürbitten angefügt werden kann.
Den Schluss können eventuell einige frei formulierte Fürbitten oder Lobgebete bilden. Diese sollten kurz gehalten und stets an Gott gerichtet sein. Das gemeinsame Gebet ist kein Ort, um seine persönliche Meinung kundzutun.
Das Vaterunser kann gemeinsam gesprochen oder gesungen werden.
Die an dieser Stelle vorgeschlagenen Gebete stammen von Frère Roger. Auf der Homepage von Taizé (www.taize.fr/de) wird jeden Tag, passend zur täglichen Schriftstelle, ebenfalls ein Gebet veröffentlicht.
Das Gebet sollte nicht plötzlich abbrechen. So ist es schön, weitere Gesänge anzustimmen, damit jeder, wenn er möchte, den Raum in Stille verlassen kann. Dem gemeinsamen Gebet kann sich ein Gespräch in kleinen Gruppen – z. B. anhand eines Bibeltexts – in einem Nebenraum anschließen.
Das Gebet sollte möglichst in einer Kirche stattfinden. Ein mit einfachen Mitteln schlicht und schön gestalteter Raum wirkt einladend: ein Kreuz, eine Ikone oder aufgeschlagene Bibel, kleine Lichter … Ein Teppich lädt dazu ein, auf dem Boden zu knien; wer möchte kann dahinter auf Stühlen oder Bänken Platz nehmen. Der Raum sollte dezent beleuchtet sein. Im Gebet ist Christus unser Gegenüber, so liegt es nahe, dass alle in dieselbe Richtung schauen.
Auch zu Hause können Symbole an die unsichtbare Gegenwart Christi erinnern. In einer Zimmerecke kann eine Ikone zum Gebet einladen. Johannes Chrysostomus schrieb im 4. Jahrhundert: „Das Haus ist eine kleine Kirche“.
Besonders am Freitagabend kann das gemeinsame Gebet mit einem Gebet vor dem Kreuz weitergehen. Diese einfache Geste ermöglicht eine unsichtbare Gemeinschaft mit Christus am Kreuz und mit allen Menschen, die leiden: Während die Gesänge weitergehen, wird das von einigen Kerzen erhellte Kreuz etwas erhöht auf den Boden gelegt. Wer möchte, kann für einige Momente mit der Stirn das Kreuz berühren, um Christus still die eigenen Lasten und die Lasten all derer anzuvertrauen, die in nah und fern leiden.
Um den auferstandenen Christus zu feiern, erhält jeder am Eingang eine Kerze, die gegen Ende des gemeinsamen Gebets während eines Gesanges der Auferstehung angezündet wird. Dieses Licht, das von einem zum anderen weitergereicht wird, ist ein Zeichen des Lichtes Christi und der Berufung der Christen, Kinder des Lichts zu sein. Im Anschluss daran kann ein Abschnitt aus einem der Auferstehungsberichte der Evangelien vorgelesen werden.
Das gesungene Gebet ist eine wesentliche Form der Gottsuche. Die kurzen Wiederholgesänge erleichtern die innere Sammlung. Der oftmals wiederholte, aus wenigen Wörtern bestehende Grundgedanke prägt sich allmählich tief ein.
Die „Gesänge aus Taizé“ sind schlicht, dennoch erfordert ihre Verwendung im gemeinsamen Gebet eine gewisse Vorbereitung, um den meditativen Charakter des Gebets nicht zu stören. Bei größeren Versammlungen, aber nur dann, kann es hilfreich sein, einen kleinen Chor oder einige Instrumente außerhalb des zentralen Blickfelds dezent zu dirigieren. Die Person, welche die Gesänge anstimmt und beendet, setzt sich zusammen mit denen, die vorlesen, nach vorne, dem Altar zugewandt.
Es ist ratsam, beim Anstimmen eine Stimmgabel zu verwenden oder sich den Ton von einem Instrument geben zu lassen, auf das richtige Tempo zu achten und nicht im Laufe des Gesangs allmählich langsamer zu werden. Die Gesänge laden dazu ein, in Gottes Gegenwart zu verweilen; deshalb ist es wichtig, sie nicht zu kurz zu singen, üblicherweise zwischen drei und sechs Minuten. In einem größeren Rahmen sollte man sich nicht scheuen, zum Anstimmen und zum Beenden der Gesänge (durch ein improvisiertes „Amen“ auf dem Schlussakkord) ein Mikrofon zu verwenden und während des Gesangs eventuell eine Grundstimme zur Unterstützung nicht zu laut mitzusingen. Dazu bedarf es einer guten Lautsprecheranlage sowie einer Singprobe vor dem Gebet.
Ansagen oder Hinweise während des Gebets sind sehr störend. Die Nummern der Gesänge können für alle sichtbar angeschlagen oder vorab verteilt werden. Die Gesänge in den unterschiedlichsten Sprachen sind besonders für internationale Treffen geeignet. Zu Hause ist es mit Rücksicht auf die Teilnehmenden besser, vor allem auf Deutsch, Englisch oder Lateinisch zu singen, bzw. in der Muttersprache der Anwesenden. Es ist schön, auch das eine oder andere in der Gemeinde bekannte Lied zu verwenden, zum Beispiel nach dem Vaterunser.
Die Texte der Gesänge bestehen aus zentralen Bibelstellen, darunter viele Psalmverse, oder sie stammen aus der kirchlichen Tradition. Eine Gitarre – im klassischen Stil gespielt – oder eine Querflöte können Melodie und Tempo des Gesangs mittragen.
In den Ausgaben „Gesänge aus Taizé. Singstimmen und Instrumentalstimmen“ sind Begleitstimmen für Instrumente sowie die Gesänge bereichernde Soloverse erhältlich.
Tief im Menschen liegt ein verborgenes Verlangen. Viele, die heute dem Druck einer anonymen Arbeitswelt ausgesetzt sind, sehnen sich nach etwas Wesentlichem, nach einem inneren Leben.
Nichts führt so sehr zur Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott wie ein meditatives gemeinsames Gebet. Ein solches Gebet findet seinen Höhepunkt im Gesang, der in der Stille des Herzens weiterklingt, wenn man wieder allein ist. Wo das Geheimnis Gottes nicht mit Worten erstickt wird, sondern in der schlichten Schönheit der Symbole durchscheint, entgeht das gemeinsame Gebet der Monotonie und Langeweile; es öffnet eine Tür zur Freude des Himmels auf der Erde.
Die Jahrhunderte hindurch fanden viele Christen einen Weg der Kontemplation darin, einige wenige Worte fast unendlich oft zu wiederholen. Und wenn diese Worte gesungen werden, berühren sie das Innere des Menschen noch tiefer.
Ein einladendes Gebet lässt sich bereits zu einigen Wenigen halten; in der Begegnung mit Christus wird das Herz weit. Eine universelle Gemeinschaft tut sich auf, wenn Jugendliche jede Wochezudem am Gottesdienst der Ortsgemeinde mit allen Generationen teilnehmen.
Das Gebet ist eine stille Kraft, die im Menschen wirkt und ihn durchformt. Wir können die Augen nicht vor dem Bösen verschließen, nicht vor Kriegen und vor all dem, was das Leben unschuldiger Menschen bedroht. Wir schöpfen im Gebet vielmehr den Mut, um uns für veränderte Lebensbedingungen einzusetzen, damit die Erde zu einem Ort für alle wird.
Wer Christus nachfolgt, ist sowohl Gott als auch den Menschen nah. Gebet und gelebte Solidarität lassen sich nicht voneinander trennen.
Frère Roger, Taizé*
Im Advent bereiten wir uns darauf vor, Christus mitten unter uns aufzunehmen. Gott hat sein Kommen im Volk Israel vorbereitet; die Propheten haben ihn angekündigt, Johannes der Täufer hat ihm den Weg bereitet. Gleichzeitig erinnern wir uns daran, dass Gott unter einfachen Menschen auf die Welt gekommen ist: Maria und Josef, Elisabet und Zacharias. Und wir richten unseren Blick auch auf die Gegenwart Christi in uns selbst und – durch uns – in der Welt. Diese Erwartung leben wir im Geist des Kindseins und der Freude.
Gesang
z. B. Da pacem cordium … in diebus (Kanon)
Psalm
Christe Salvator (Du bist Verzeihen)
Du, Herr, hast deinem Land Gnade gewährt
und die Gefangenen Jakobs wieder heimgeführt.
Deinem Volk hast du die Schuld erlassen,
hast all seine Sünden vergeben.
Christe Salvator (Du bist Verzeihen)
Wirst du uns nicht wieder beleben,
damit dein Volk sich an dir freuen kann?
Zeige uns dein Erbarmen, Herr,
und gewähre uns dein Heil!
Christe Salvator (Du bist Verzeihen)
Ich will hören, was Gott redet:
Frieden verkündet der Herr
seinem Volk und seinen Getreuen,
all denen mit redlichem Herzen.
Ja, allen, die ihn suchen, ist nahe sein Heil,
seine Herrlichkeit wird wohnen in unserem Land.
Christe Salvator (Du bist Verzeihen)
Begegnen werden sich Liebe und Treue,
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Aus der Erde sprosst Wahrheit hervor,
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
Christe Salvator (Du bist Verzeihen)
Ja, der Herr spendet seinen Segen,
und unser Land gibt seinen Ertrag.
Gerechtigkeit geht vor ihm her,
und Heil folgt dem Pfad seiner Schritte. (aus Psalm 85)
Christe Salvator (Du bist Verzeihen)
Lesung
Aus dem Philipperbrief: Paulus schreibt: Freut euch im Herrn allezeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Alle Menschen sollen eure Güte erfahren. Der Herr ist nahe. Um nichts macht euch Sorgen, bringt vielmehr in jeder Lage eure Anliegen durch Bitten und Flehen mit Dank vor Gott. Dann wird der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.
(Philipper 4,4–7)
Oder
Aus dem Markusevangelium: Anfang des Evangeliums von Jesus Christus. Wie beim Propheten Jesaja geschrieben steht: ‚Ich sende meinen Boten vor dir her; er wird deinen Weg bereiten. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht seine Straßen eben!‘ Johannes der Täufer trat in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Bewohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus, ließen sich von ihm im Jordan taufen und bekannten ihre Sünden. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaar und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: „Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich; ich bin nicht wert, mich zu bücken und den Riemen seiner Schuhe zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist
(Markus 1,1–8) taufen.“
Gesang
Nah ist der Herr (Wait for the Lord)
Stille (5 –10 Minuten; wenn nötig, kann die Stille kurz eingeführt werden: „Das Gebet geht jetzt mit einigen Minuten in Stille weiter.“)
Fürbitten
Kyrie eleison
O Weisheit, hervorgegangen aus Gottes Mund, du wirkst von einem Ende der Erde zum andern; komm und lehre uns den Weg der Einsicht!
Kyrie eleison
O Herr, du bist Mose in einem brennenden Dornbusch erschienen und hast ihm am Sinai das Gesetz gegeben; komm und erlöse uns mit starkem Arm!
Kyrie eleison
O Morgenstern, Glanz des Ewigen Lichts und Sonne der Gerechtigkeit, komm und erleuchte alle, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes!
Kyrie eleison
O König der Nationen, den alle ersehnen, du Eckstein, der die verfeindeten Völker eint, komm und befreie den Menschen, den du aus Erde erschaffen!
Kyrie eleison
O Immanuel, Sehnsucht der Völker und Heiland, komm und rette uns, Herr, unser Gott!
Kyrie eleison
Der Geist und die Braut sagen: „Komm! Amen, Herr Jesus, komm bald!“
Kyrie eleison
Vaterunser
Gebet
Jesus, Freude unseres Herzens, dein Evangelium sagt uns, dass du mitten unter uns bist. Deine Nähe ist so gewiss wie das Leben. Und wir werden auf einmal fähig zu staunen.
Oder
Segne uns, Jesus Christus, in dir finden wir die Freude des Herzens.
Gesänge
Bei Gott bin ich geborgen (Mon âme se repose)
Meine Hoffnung (El Senyor)
Gesang
Benedictus qui venit (Kanon)
Psalm
Christe Salvator (Du bist Verzeihen)
Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele.