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Gen Z E-Book

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Beschreibung

Fast ein Drittel aller Menschen weltweit gehören der Generation Z an, und sie sind es, die unsere Gesellschaft zukunftsfähig machen könn(t)en – wenn man sie nur ließe. Die heute 10- bis 27-Jährigen werden geprägt von Sorgen um ihre Umwelt und der bislang höchsten Rate mentaler Erkrankungen. Zugleich sind sie vernetzter und technologisch fitter als jede Generation vor ihnen – sie sind die ersten wirklichen Digital Natives. Vor allem Unternehmen fragen sich: Wie tickt die GenZ? Und wie kann man mit ihr am besten zusammenarbeiten? In ihrem Buch haben die Herausgeber:innen beide Perspektiven zusammengebracht. Entstanden ist ein visionäres Buch für Entscheider:innen mit praktischen Fallbeispielen von und über eine junge Generation und ihre (möglichen) Rollen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Beitragende sind unter anderen: Anahita Thoms (Baker McKenzie), Mona Ghazi (Optimo), Alex Giesecke und Nico Schork (simpleclub), Diana zur Löwen (Influencerin), Jens Fiege (Fiege), Nari Kahle (VW), Katherina Reiche (Westenergie), Heiner Thorborg (Personalberater), Richard Schäli (Investor), Laura Bornmann (Rewe), Vaitea Cowan (Enapter), Daniel Krauss (FlixBus).

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ANNAHITA ESMAILZADEH • YAËL MEIER STEPHANIE BIRKNER • JULIUS DE GRUYTER JO DIETRICH • HAUKE SCHWIEZER (HG.)

GEN Z

FÜR ENTSCHEIDER:INNEN

Campus Verlag

Frankfurt/New York

Über das Buch

Fast ein Drittel aller Menschen weltweit gehören der Generation Z an, und sie sind es, die unsere Gesellschaft zukunftsfähig machen könn(t)en – wenn man sie nur ließe. Die heute 10- bis 25-Jährigen werden geprägt von Sorgen um ihre Umwelt und der bislang höchsten Rate mentaler Erkrankungen. Zugleich sind sie vernetzter und technologisch fitter als jede Generation vor ihnen – sie sind die ersten wirklichen Digital Natives.Vor allem Unternehmen fragen sich: Wie tickt die GenZ? Und wie kann man mit ihr am besten zusammenarbeiten?In ihrem Buch haben die Herausgeber:innen beide Perspektiven zusammengebracht. Entstanden ist ein visionäres Buch für Entscheider:innen mit praktischen Fallbeispielen von und über eine junge Generation und ihre (möglichen) Rollen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.Beitragende sind unter anderen: Anahita Thoms (Baker McKenzie), Mona Ghazi (Optimo), Alex Giesecke und Nico Schork (simpleclub), Diana zur Löwen (Influencerin), Jens Fiege (Fiege), Nari Kahle (VW), Katherina Reiche (Westenergie), Heiner Thorborg (Personalberater), Richard Schäli (Investor), Laura Bornmann (Rewe), Vaitea Cowan (Enapter), Daniel Krauss (FlixBus).

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Übersicht

Cover

Titel

Über das Buch

Inhalt

Impressum

Inhalt

Teil 1

Gen Z Basics — Hintergründe zu der digitalen Generation

Gen Z – Zukunftsversprechen oder Problemfall?

Teil 2

Gen Z Stories — Einblicke von und über die digitale Generation

Frage 1 — Wie gewinne ich die Gen Z als Talente für mein Unternehmen? (Recruiting)

Nach welchen Kriterien die Gen Z einen Job beurteilt (Mona Ghazi)

Jung, digital, sozial – was bewegt die Gen Z? (Nari Kahle)

Von der Kür zur Pflicht. Warum heute jedes Top-Management die Gen Z verstehen muss (Laura Bornmann)

Erfolgsfaktor Employer Branding (Georgia Näder)

Mit einem Obstkorb gewinnt man keine jungen Talente (Jo Dietrich)

Mit kleinen Schritten viel bewirken. Mit E-Sports Techniktalente gewinnen (Katherina Reiche)

Grüne Werte vor schwarzen Zahlen? Weshalb Nachhaltigkeit zum Erfolgsfaktor im Recruiting wird (Anahita Thoms)

Der Kampf gegen den Klimawandel triggert unsere Talente (Vaitea Cowan)

Frage 2 — Welche Fähigkeiten zeichnen die Gen Z aus, und wie setze ich diese bestmöglich ein? (Führung)

Wer führt hier wen? Der neue Führungsanspruch der Gen Z (Anahita Esmailzadeh)

Wie digitales Lernen die Gen Z befähigt (Nicolai Schork und Alexander Giesecke)

Reverse Mentoring und unser Weg dorthin (Jens Fiege)

Vernetzt euch heute mit den Talenten von morgen (Maria Mühlenweg)

Purpose ist für die Generation Z mehr als nur ein Schlagwort (Janina Mütze)

Das Geheimnis von Innovation und maximaler Potenzialentfaltung heißt Diversität (Mali M. Baum)

Junge Talente mit Migrationshintergrund sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen (Gülsah Wilke)

Frage 3 — Wie erreiche ich die Gen Z als Zielgruppe? (Marketing)

Fans care about brands who care about them. Wie Marken Geek, Nerd & Fandom Communities begeistern (Toan Nguyen)

Wie man junge Kund:innen zu Fans macht (Daniel Grieder)

Authentizität schlägt Perfektion. Warum Content Creation in Social Media eigenen Regeln folgt (Diana zur Löwen)

Wieso erfolgreiche Unternehmen mit den Jungen sprechen und nicht über sie (Yaël Meier)

Die Zielgruppe als Teil der Unternehmens-DNA. Wie man eine Marke für Gen Z aufbaut (Daniel Krauss)

Let’s face it: Moderne Unternehmen brauchen ein menschliches Gesicht (Christina Richter)

Frage 4 — Wie sieht ein Umfeld aus, in dem die Gen Z ihr Potenzial unternehmerisch voll entfalten kann? (Entrepreneurship und Intrapreneurship)

Zeitenwende in der Nachwuchsförderung (Stephanie Birkner)

Selbstbewusst, weltoffen und idealistisch. Wieso wir die Gen Z brauchen (Julia Reuss)

Z steht für Zukunft – und damit für Hoffnung (Heiner Thorborg)

Generationswechsel in der Arbeitsmoral (Richard Schäli)

Warum Gen Z ihre Probleme selbst in die Hand nimmt, anstatt sie anderen zu überlassen (Julius de Gruyter)

Jedes Unternehmen braucht Intrapreneurship und jemanden aus der Gen Z im Vorstand (Hauke Schwiezer)

Teil 3

Gen Z Actions — Impulse für die Zusammenarbeit mit der digitalen Generation

Gen Z entschlüsselt

Teil 1

Gen Z Basics

Hintergründe zu der digitalen Generation

Gen Z – Zukunftsversprechen oder Problemfall?

Für die einen sind sie ein riesiges Potenzial an Hoffnungsträger:innen, für die anderen die blanke Horrorvision: Junge Menschen, geboren zwischen 1995 und 2010, die sogenannte Generation Z (Gen Z). Im Jahr 2022 sind sie 12 bis 27 Jahre alt. Und sie sind nicht wenige. Nach Angaben der jeweiligen statistischen Ämter zählen in Deutschland etwas mehr als elf Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zur Gen Z, in Österreich und der Schweiz sind es jeweils fast 1,4 Millionen.

Viele von ihnen gehen noch zur Schule oder studieren. Andere stecken mitten in einer beruflichen Ausbildung. Und ein Teil ist bereits auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Da sollte man doch ein ziemlich deutliches Bild von der Gen Z haben, nicht wahr? Zum Beispiel was sie vom Leben und vom Job erwarten, was sie mögen und was nicht, was sie zu bieten haben, wie sie drauf sind, wie sie ticken. Doch so einfach ist es nicht. Denn schaut man aus der Distanz auf die Gen Z, dann glaubt man ein Vexierbild vor sich zu haben, deutlich und unsichtbar zugleich.

Was diesem Buch Anspruch und Ziel gibt: Wir schauen genau hin, um das Profil dieser nachwachsenden Generation deutlich zu machen. Wir machen das Unsichtbare sichtbar, und wenn sich dabei Widersprüche zeigen, dann lösen wir sie auf. Spoiler: Nach Ansicht von HR-Manager:innen hat man es mit dem fähigsten Nachwuchs aller Zeiten oder den illoyalsten Jobbern zu tun. Anders als bei den scharf konturierten X- oder Y-Typen gibt es hier genau zwei Meinungen. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man hinguckt, bietet sich ein anderes Bild. Wer hat Recht? Tasten wir uns mit der ersten Frage an die Antwort heran:

Was unterscheidet die Gen Z von ihren Vorgänger:innen?

Was die Gen Z, auch Digital Natives oder Zoomer genannt, am meisten von ihren Vorgänger:innen unterscheidet, ist ihre intuitive Vertrautheit mit dem Internet. Die zwischen 1965 und 1980 geborene Generation X hat die virtuelle Welt des World Wide Web geschaffen. Ihre Nachfolgerin, die zwischen 1981 und 1995 geborene Generation Y, hat darin Märkte aufgebaut und sich mit den im Flug entstandenen sozialen Medien vertraut gemacht. Die Gen Z nun ist die erste Generation von Menschen, die sich im Internet ebenso zu Hause fühlt wie im richtigen Leben. Dort erleben sie sowohl dessen Schattenseiten – Überlebenszwang, Beziehungsstress, Selbstoptimierungsdruck – als auch sonnige Ecken, wie der schnelle Euro, Schmetterlinge im Bauch und »you’re f.cking cool«-Erfolgserlebnisse. Wissen und Gefühl, Nähe und Distanz, etwas zum Aufputschen und zum Runterkommen, all das finden sie auch an ihrem Zweitwohnsitz im Internet, vom Sofa aus nur einen Tastenklick entfernt.

Das ist das Wichtigste, was man von der Gen Z wissen muss. Es steht gewissermaßen vor der Klammer mit all den Ungereimtheiten und Gegensätzen, die in Gesprächen mit Kenner:innen einzelner Vertreter:innen der Spezies Z auftauchen. Man sollte diese Widersprüchlichkeit bei allem, was man über die jungen Menschen hört oder sieht oder erfährt, im Hinterkopf haben. Und verstehen, wie es dazu kam.

Wie sie wurden, wie sie sind

Jede Generation wird durch die Zeit bestimmt, in der sie aufwächst. Das kollektive Gedächtnis prägt das individuelle Verständnis von Gesellschaft und Wirtschaft. Ein Beispiel: Wenn Jugendliche der Gen Z am Flughafen durch die Sicherheitskontrolle gehen, denken sie nicht: »Wie gut, dass hier so gründlich kontrolliert wird.« An die tragischen Ereignisse des 11. September 2001 kann sich keine:r von ihnen erinnern. Vielmehr rätseln sie, warum so viele Menschen fliegen, wenn doch jede:r weiß, wie schädlich der dadurch verursachte CO2-Ausstoß für das Klima ist. Sie empfinden Flugscham, das heißt, sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie für 50 Euro günstig von Berlin nach Barcelona jetten. Nachhaltigkeit ist für sie, so formuliert es das Zukunftsinstitut in Frankfurt, »kein totgehypter Trendbegriff, sondern eine Grundhaltung, die sie verinnerlicht haben«. Bei der Ernährung pfeifen sie auf Fleisch und Fertigpamps und greifen zu vegetarischen oder veganen Produkten. Dass bei deren Erzeugung in trockenen Herkunftsländern übermäßig viel Wasser verbraucht und das Klima belastet wird, steht auf einem anderen Blatt. //Gen Z: Wir denken nicht, dass das ein valides Argument ist, um gegen Veganismus zu sein. Fleisch zu essen, verbraucht extrem viel mehr Wasser und belastet das Klima stärker.//

Ja, diese Generation widerspricht sich. But nobody is perfect.

Wenn es ein Icon für die Gen Z gibt, dann ist es das Smartphone. Während ihre Eltern allmählich in die vom Arbeitsmarkt verlangte Digitalisierung hineinwuchsen, haben sie eine Welt ohne Smartphones nie kennen gelernt. Für die Gen Z waren internetfähige Mobiltelefone mit Apps und Wischtechnik keine aufregende Innovation mehr, sondern Teil der Kindheit und natürlicher Bestandteil des Aufwachsens. Schon ehe sie trittsicher standen, konnten sie Handy und Tablet bedienen. Laptops sind den Erwachsenen und der Arbeitswelt vorbehalten. Wenn Jugendliche online gehen, so hat die jüngste Shell-Jugendstudie (2019) herausgefunden, nutzen 70 Prozent von ihnen das Smartphone. Laut Selbsteinschätzung sind sie im Durchschnitt 3,7 Stunden am Tag im Netz (wenn man ihre Eltern fragt, sind es doppelt so viele). Dabei spielen Faktoren wie Geschlecht, Alter oder sozialer Hintergrund kaum eine Rolle. Für die Gen Z ist es normal, viel Zeit online zu verbringen. Warum auch nicht. Es ist doch ihr zweites Zuhause.

Die Gen Z »geht« nicht online, sie lebt online

Das zweite prägende Element sind soziale Medien. Die heute 12- bis 27-Jährigen sind mit Facebook, YouTube, TikTok und WhatsApp aufgewachsen. Virtuos nutzen sie diese Medien, um Altersgenoss:innen kennen zu lernen, sich über das Weltgeschehen zu informieren, Celebrities nahezukommen, um rasch und einfach Geld zu verdienen, neue Marken zu promoten und zu entdecken sowie um neue Ideen für alles Mögliche zu finden. Als erste Generation verwenden sie das Smartphone weniger zum Telefonieren, als um damit über Instant-Messaging-Dienste wie Snapchat oder Signal den Kontakt mit Freund:innen zu pflegen.

Social Media dienen der Gen Z als unsichtbare Verbindungsfäden innerhalb ihrer eigenen Peergroups und nach außen hin zu fremden Netzwerken. Sie schicken und lesen Nachrichten, schauen Videos und schlüpfen zum Vergnügen oder aufgrund schlauen Kalküls in unterschiedliche Identitäten, genannt Avatare. Posts, Tweets und Storys im digitalen Raum sind die relevanten Kommunikationswege. Für die Gen Z ist es das Normalste der Welt, ihr Privatleben mit anderen zu teilen und auch permanent Reaktionen darauf zu erhalten. Die Strategieberatung OC&C bringt es in ihrer Studie Eine Generation ohne Grenzen – Generation Z wird erwachsen auf den Punkt: »Diese jungen Erwachsenen, Teens und Twens ›gehen‹ nicht online, sie leben online.«

Folgerichtig ist das Internet für die Gen Z die wichtigste politische Informationsquelle. Das sagt die Shell-Jugendstudie 2019. Ein Fünftel dieser Altersgruppe greife hin und wieder bis regelmäßig auf Nachrichten-Websites oder News-Portale zu. Zeitungen konsumieren laut der 2022 veröffentlichten Gen-Z-Studie von ZEAM und Link heute nur noch knapp 50 Prozent dieser Generation – egal, ob online oder als Printmedium. Dafür werden redaktionelle Social-Media-Angebote, also Informationsquellen und -kanäle in den sozialen Netzwerken, auf Messenger-Apps oder auf YouTube, intensiv genutzt. Das überrascht nicht. Laut der zuletzt genannten Studie streamen jeweils 85 Prozent der Gen Z mindestens einmal je Woche Videos und surfen in den Social Media.

Doch selbst wenn sie weniger stark genutzt werden, genießen klassische Medien auch bei der Gen Z das größte Vertrauen. Informationen auf YouTube misstraut dagegen die Hälfte der Jugendlichen, bei Facebook sind es sogar mehr als zwei Drittel, und auch Twitter gilt als wenig vertrauenswürdig. Diese Einschätzung wirkt sich natürlich auf die Mediennutzung aus. Gen Zler:innen, die sich als besonders politisch interessiert beschreiben, decken ihren Informationsbedarf eher weniger über Social Media.

Im WWW gibt es keine Ländergrenzen

Auch vergleichen sie sich von klein auf nicht nur mit den anderen Kindern aus der Nachbarschaft, sondern über die grenzenlosen sozialen Medien mit Gleichaltrigen auf der ganzen Welt. Das macht sie jenseits ihres Passes zur ersten wahrhaft Global Generation. Die vielen Impulse, die sie von außen suchen und aufnehmen, macht die Gen Z zu einer aktiven, ja unternehmerischen Generation. Schon 13-Jährige finden im Netz Tausende von Anregungen, um eigene Projekte umzusetzen und Menschen für ein gemeinsames Ziel zu begeistern. Noch nie war es leichter, »einfach anzufangen« und für Ideen sofort ein riesiges Publikum zu gewinnen. So entstehen Bewegungen für Klimaschutz wie Fridays for Future oder die Initiative Letzte Generation, die am Straßenasphalt klebend auch über das Internet für den radikalen Umweltschutzschutz wirbt und in kurzer Zeit deutschlandweit Hunderte Mitkämpfer gefunden hat. Im Gründen von Graswurzelbewegungen sind sie pfiffig bis genial. Und wer kann ausschließen, dass aus dem einen oder anderen Halm in Zukunft etwas ganz Großes entsteht?

Wo hat die Gen Z die Nase vorn?

Dank ihrer Sozialisation mit digitalen Geräten und Medien sind die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr technikaffin und aufgeschlossen, wenn es um die Einführung, Einrichtung und Bedienung cooler Geräte und Anwendungen geht. Schließlich könnte sich daraus ein neuer Trend ergeben, und wer den verpasst, droht unweigerlich aus dem Zentrum des Netzwerks verstoßen zu werden. Vor Ausgrenzung aus dem Kollektiv bewahrt dann nur noch die ostentativ vorgetragene Verachtung des Neuen. Damit fährt man dem Trend voll in die Parade und ist auch wieder ein Typ. //Gen Z: Das ist ein Klischee! Auch wenn wir sicher viel FOMO (Fear Of Missing Out) haben, so sind wir doch selbstbestimmte Individuen.//

Neben oder auch wegen ihrer technischen Affinität handelt es sich bei der Gen Z »um die am besten ausgebildete und weiblichste Generation, die wir je am Arbeitsmarkt hatten«. Das behauptet Tristan Horx vom Frankfurter Zukunftsinstitut. Ein Indiz für diese Aussage liefert die Shell Jugendstudie 2019. Sie lobt »erhöhte Quoten von Jugendlichen, die die Schulen mit Abitur oder Fachhochschulreife verlassen und die ein Studium aufnehmen« und liefert den Beweis mit Zahlen: 2002 besuchte noch fast die Hälfte aller Schüler:innen eine Haupt- oder Realschule. Heute ist es nur ein Viertel. Das Gymnasium erreichen dagegen 47 Prozent – ein Plus von 6 Prozentpunkten gegenüber 2002. Besonders starken Zulauf verzeichneten in dieser Zeit integrierte Schulformen, die ihren Anteil auf 26 Prozent glatt verdoppeln konnten.

Unverändert beklagenswert hingegen ist bei der Gen Z die Korrelation von sozialer Herkunft und Bildung. Während unter Jugendlichen aus der unteren Schicht nur 13 Prozent den Sprung auf das Gymnasium schaffen, gelingt dies ihren Altersgenoss:innen aus der oberen Schicht mit 71 Prozent viel öfter. Dass es sich bei der Gen Z um die »weiblichste« Generation handelt, zeigt der überproportionale Anteil von Mädchen auf den höheren Schulen. Während mehr als jedes zweite Mädchen (53 Prozent) auf ein Gymnasium geht, schaffen dies bei den Jungen nur gut zwei von fünfen (42 Prozent).

Wie kommt die Gen Z bei der Wirtschaft an?

Als potenzielle Kund:innen sind die 12- bis 27-Jährigen für Unternehmen besonders interessant, weil sie dank ihrer Jugend den größten »Lifetime Value« versprechen. Das heißt: Wer sie heute als Kund:innen gewinnt, kann eine langjährige Beziehung zu ihnen aufbauen und davon profitieren. In der Theorie jedenfalls. Dagegen spricht die Praxis, denn über die klassischen Werbeformate ist die Gen Z kaum zu erreichen. Über trendige Werbeformen und Social Media durchaus, da lassen sie sich sogar viel leichter als die Vorgängergenerationen für neue Produkte und Dienstleistungen entzünden. Doch wenn erst jeder den gerade noch »heißen Scheiß« hat oder nutzt, sind sie schon wieder gelangweilt. Die Unternehmensberatung PwC kommt im dritten Teil ihrer Konsumentenstudie Gen Z is Talking. Are you Listening?, für die sie 2020 unter anderem 2 000 Vertreter:innen der jungen Generation befragte, zu folgendem Ergebnis: »Immer online, ungeduldig und fordernd, gesundheits- und umweltbewusst – mit diesen Eigenschaften lässt sich die Generation Z umschreiben.«

Man lehnt sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass da eine ziemlich anspruchsvolle Kundschaft heranwächst. Mit den gängigen Methoden des Marketings lassen sich kaum neue materielle Bedürfnisse erzeugen, weil sie entweder alles hat oder nicht alles haben will. Deshalb funktioniert Influencer-Marketing so gut. Während sich kaum 3 Prozent der Babyboomer und nur knapp 16 Prozent der Millennials von Influencer:innen bei ihren Kaufentscheidungen beeinflussen lassen, sind es bei der Gen Z laut ZEAM und Link mehr als 40 Prozent. Vorbilder üben großen Einfluss aus, auf Kaufentscheidungen wie auf die bewusste Kaufverweigerung. Wie heißt es im Manifest der Generation Global des Zukunftsinstituts: »Postmaterialismus: Erlebnisse, Erfüllung und Erfahrungen sind uns wichtiger als materieller Besitz und Reichtum. Reisen, Genießen, intellektueller Austausch und spirituelle Entfaltung sind in unserer Welt mächtigere Statussymbole als teure Autos oder Uhren.«

Wer nun aber zu wissen glaubt, bei der Gen Z zählten innere Werte mehr als äußere, muss sich wiederum belehren lassen. Eine gewisse materielle Basis, etwa auf dem Niveau ihrer Netzwerkfreund:innen, ist ihnen als Hygienefaktor durchaus wichtig. //Gen Z: Als ob wir keine intrinsische Motivation hätten! Nochmals: Auch wenn uns das Kollektiv extrem wichtig ist, wir sind selbstbestimmt!//

Darauf wollen sie keineswegs verzichten. Deshalb, aber eben auch nur deshalb, gehen sie nach ihrem Studium oder ihrer Ausbildung arbeiten. Und genau diese Haltung spiegelt sich in ihrem Verhalten als Mitarbeiter:innen. Das schauen wir uns jetzt genauer an.

Was die Gen Z von ihren Arbeitgeber:innen erwartet

Die ältere Hälfte der Gen Z steigt gerade ins Berufsleben ein oder hat bereits erste Erfahrungen darin gesammelt. Bis zum Ende dieser Dekade werden die heute 12- bis 27-Jährigen zusammen mit den Millennials die Mehrheit am Arbeitsmarkt ausmachen. Denn die Boomer gehen in Rente. Das bedeutet: Die Jugend kennt ihren Wert und fordert dafür den Preis. Zudem werden ihre Wertvorstellungen die Arbeitswelt bald immer stärker prägen. Deshalb sind Unternehmen gut beraten, sich zu fragen, was diese Generation vom Berufsleben und ihrem Platz darin erwartet.

Die verblüffende Antwort lautet: alles – und gleichzeitig alarmierend wenig. Darauf deutet das Ergebnis einer Umfrage des Netzwerks Startup Teens aus Hamm hin. Im April 2022 befragte die digitale Bildungsplattform für Unternehmertum und Coding mehr als 4 000 16- bis 19-Jährige zu Schulbildung, Berufswünschen und persönlichen Job Skills. Eine Frage zielte auf den Traumberuf der Gen Z. Die Antwort ist erschreckend. Anders als früher haben fast 70 Prozent der Jungen gar keinen Traumberuf.

Auch auf die Frage: »Kannst du dir vorstellen, später einmal die Geschäftsführung eines bestehenden Unternehmens zu übernehmen?« hat nur einer von fünf Jugendlichen mit »Ja« geantwortet. Startup Teens versteht das als deutliches Signal, das unternehmerische Denken in den jungen Generationen zu fördern. »2018 gab es mehr als 3,2 Millionen Unternehmen in Deutschland. Wer wird diese Unternehmen später einmal übernehmen und erfolgreich weiterführen?« Nicht ohne Grund plädiert der Verein für die Einführung eines Pflichtschulfachs »Entrepreneurship« in den Schulen.

Potenzial für Unternehmertum gibt es auf jeden Fall. Denn fast zwei Drittel der befragten Jugendlichen (62,8 Prozent) können sich vorstellen, eines Tages im Job Führungsverantwortung zu übernehmen. Und jede:r Zweite findet es alles andere als abwegig, später einmal ein eigenes Unternehmen zu gründen. Dass sie dafür etwas wissen und können müssen, ist ihnen völlig klar. Wie gut, dass drei Viertel der befragten Gen Zler:innen (74,4 Prozent) angeben, ihre Fähigkeiten erweitern zu wollen, um eigene Ideen umzusetzen.

Die bereits erwähnte Gen- Z-Studie von ZEAM und Link hat herausgefunden, dass die Heranwachsenden neben dem Arbeitsklima, inhaltlich interessanten Aufgaben und Jobsicherheit vor allem auf die Sinnhaftigkeit der Arbeit achten. Dafür stehen die Begriffe »Motivation«, »Freude«, »Interesse«, »Verantwortung« und »Nachhaltigkeit«. Damit zielt die Sinnhaftigkeit im Job nicht auf etwas grundlegend Anderes als für andere Generationen – es geht auch bei der Gen Z klar um einen motivationalen, intrinsischen Aspekt.

Apropos Motivation: Laut der Universum-Talentstudie 2019 will jede:r zweite Studierende aus dem Wirtschaftsbereich eine Führungsposition, fast ebenso viele streben nach internationalen Dienstreisen und Tätigkeiten. Also sind die Gen Zler:innen doch ganz ähnlich gestrickt wie die Gen X oder gar die Boomer? Nein, behauptet die Future of Work-Studie von Zenjob, ganz und gar nicht. Was die Gen Z wirklich wolle, seien Selbstbestimmung, Anerkennung, Lust auf sinnhaftes Tun und ganz viel Kontakt mit anderen Menschen. Zitat: »Das Ranking für die Präferenzen des Arbeitsplatzes liest sich mehr wie ein Dating-Profil als eine klassische Stellenausschreibung.« Man rätselt: Was wollen sie denn nun – Karriere, Kuscheln oder das Klima retten?

Die Antwort: Von allem etwas. Als Gegenleistung für entgangene Freizeit will die Gen Z nicht nur ausreichend Geld haben, sondern auch eine Arbeit tun, die etwas Gutes bewirkt, sei es für Menschen, Tiere oder die Natur, oder die umgekehrt zum Abbau von Missständen wie Hunger und Kinderarbeit beiträgt. Das ist für die Jungen ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag. Und bevor sie hier Abstriche machen, unterschreiben sie nirgendwo. Das ist für sie eine Sache des Prinzips.

Alle Jahre wieder lässt das Bundesumweltamt mit einer repräsentativen Studie die Neigung der jungen Deutschen zum Umwelt- und Klimaschutz ermitteln. 2018 hielten 64 Prozent der Teilnehmer:innen das Thema im Allgemeinen für »sehr bedeutend«. 2019 war dieser Anteil auf 68 Prozent gestiegen. Nun gut, es gibt auch anderes. Aber 2021 waren immer noch 65 Prozent – also zwei von drei Menschen! – fest davon überzeugt, der Umwelt- und Klimaschutz sei eine »wichtige Herausforderung«.

Dieser Trend macht vor der Arbeitswelt nicht halt. Ende 2020 hatte die Arbeitgeber:innen-Bewertungsplattform Kununu zu einem Ranking der umweltfreundlichsten Unternehmen aufgefordert und eine Rekordmenge an Vorschlägen erhalten. Im selben Jahr machten die Ergebnisse einer Umfrage der Königsteiner Gruppe deutlich, was die HR-Fachzeitschrift Personalwirtschaft den »Klima-Faktor für Arbeitgeber« nennt: Kandidat:innen machen ihre Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber von dessen umweltbewusster Haltung abhängig. Und die gleichen sie dann ab mit ihrem eigenen Werteverständnis. Klafft eine Lücke, dann war’s das. Passt aber beides zusammen – bingo!

Die Gen Z will zu den »Guten« gehören

Bewerber:innen machen keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für menschen- und umweltfreundlich aufgestellte Unternehmen. Noch vor der Gehalts- stellen sie die Menschenrechts- und die Nachhaltigkeitsfrage und erwarten überzeugende Antworten. Die Gen Z will stolz darauf sein, zu den »Guten« zu gehören. Aber wichtiger noch: Sie wollen nicht dumm dastehen, wenn »ihr« Unternehmen mit einer sozialen oder ökologischen Sauerei aufgefallen ist. Denn dann müssen sie womöglich befürchten, auch von ihren Netzwerkfreund:innen schief angeschaut zu werden. Spätestens dann werden sie im Betrieb kritische Fragen stellen und gehen, wenn die nicht beantwortet werden. Darauf müssen Personaler:innen und Fachvorgesetzte gefasst sein.

Die Online-Plattformen Zenjob für die Vermittlung von Student:innen- und Nebenjobs hat für die Studie Future of Work im Mai 2021 rund 1 200 junge Menschen der Gen Z und 500 Millennials in Deutschland befragt. Das Ergebnis passt ins Bild. Denn den Antworten zufolge achten die Heranwachsenden vor allem auf den »Purpose« und die »inneren Werte« eines Unternehmens. Damit gemeint sind Nachhaltigkeit und soziales Engagement, siehe oben, sowie Offenheit für neue Ideen und Konzepte, die die jungen Beschäftigten bei ihrem Arbeitgeber einbringen wollen. Im Mittelfeld rangieren Ansprüche wie Diversität, flache Hierarchien und Firmenfeiern. Natürlich spielen auch weiterhin das Gehalt und die Anerkennung eine große Rolle. Doch selbst wenn alles zusammen im Angebot ist, ist es für die Zugehörigen zur Gen Z kaum mehr als der Ausgleich für den Verzicht auf Freizeit. Der Grundsatz gilt: Nach 17 Uhr sind sie für die Firma offline.

Widerspruch sehen wir bei der Frage nach der Work-Life-Balance. Für die ZEAM-und-Link-Studie gab die Hälfte der Befragten an, dass sie sich feste Arbeitszeiten wünscht. Die andere Hälfte äußerte dagegen das Bedürfnis nach Flexibilität im Arbeitsalltag. Ähnlich sieht es mit der Trennung von Beruflichem und Privatem aus: Während 78 Prozent nach einer klaren Abgrenzung streben, ist es gleichzeitig für 70 Prozent der Gen Z kein Problem, auch im Urlaub erreichbar zu sein. Wichtig ist den Jungen vor allem Handlungsfreiheit. 83 Prozent wollen sich ihre Zeit selbst einteilen dürfen, um nach dem eigenen Rhythmus zu arbeiten. Gleichzeitig bereitet ihnen die Eigenorganisation Schwierigkeiten. Jede:r Zweite erklärte, dass das in der Praxis noch nicht immer gelinge.

Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit sind bei allen Generationen am beliebtesten, Desk Sharing und Co-Working-Spaces am unbeliebtesten. Jedoch würde die Gen Z die unbeliebtesten Arbeitsformen deutlich eher nutzen wollen als ihre älteren Kolleg:innen. Ein klarer Unterschied (ausgenommen Gen Y) zeigt sich beim Crowdworking, das die Gen Z ebenfalls deutlich lieber nutzen würde. Insgesamt ist die Gen Z also aufgeschlossener gegenüber neuen Arbeitsformen.

Was die Befragung von Zenjob darüber hinaus ergeben hat: Der Großteil der Generation Z legt Wert auf eine Unternehmenskultur, in der ehrlich und offen kommuniziert wird. In Verbindung mit dem starken Wunsch nach Anerkennung dürfte das so manchen Vorgesetzten vor eine beträchtliche Herausforderung stellen.

Klar ist: Die Karriere ist zwar ein wichtiger Teil des Lebens der Gen Z – aber nicht ihr oberstes Arbeitsziel. Wichtiger ist ihnen, alle Aspekte ihres Lebens aktiv mitgestalten zu können – auch die bei der Arbeit. Ganz oben auf der Bedürfnispyramide der Jungen stehen die Vereinbarkeit von Job mit dem Privatleben sowie zeitliche und arbeitsinhaltliche Flexibilität und Abwechslung bei der Arbeit. Auf einen sicheren Arbeitsplatz legt dagegen nur jede:r Zweite Wert. Deshalb bevorzugen die meisten auch einen mittelständischen Arbeitgeber vor dem Konzern. Die Kombination aus Sicherheit und eher familiärer Umgebung scheint für die Gen Z besonders attraktiv zu sein. Nur ein Fünftel der von Zenjob Befragten würde sich für die Arbeit in einem Großunternehmen entscheiden, jeweils etwa ein Viertel für ein Start-up oder die Selbstständigkeit.