Genesis, Schöpfung und Evolution. - Reinhard Junker - E-Book

Genesis, Schöpfung und Evolution. E-Book

Reinhard Junker

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Beschreibung

Die Frage nach der Historizität der biblischen Urgeschichte und insbesondere des ersten Menschenpaares ist für den christlichen Glauben von außerordentlicher Bedeutung. Denn es geht hier um Grundfragen der Menschheit ebenso wie um das Verständnis der ganzen Bibel, da auch das Neue Testament vielfach Bezug auf die Genesis nimmt. In diesem Sammelband zeigen sechs Autoren in theologisch fundierten Untersuchungen, dass und warum es sachgemäß ist, an der Historizität der biblischen Texte festzuhalten. Alles andere hätte massive Folgen für unser Menschen- und Gottesbild. Die gut verständlich geschriebenen Texte richten sich auch an Nicht-Theologen.

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Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7335-3 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-5712-4 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:CPI books, Leck

© der deutschen Ausgabe 2015

SCM Verlag GmbH & Co. KG · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scmedien.de · E-Mail: [email protected]

Herausgegeben von der Studiengemeinschaft

Wort und Wissen e.V.

www.wort-und-wissen.de

Studium Integrale

Satz: Studiengemeinschaft Wort und Wissen, Baiersbronn

Umschlaggestaltung: Regine Tholen

Titelbild: © Jankovoy – Fotolia.com

Inhalt

Vorwort

Teil I: Evolution als Vorgang der Schöpfung – ein gangbarer Weg?

Wäre die Evolution wahr (R. Junker und H. Ullrich)

Theistische Evolution nach Denis Alexander und BioLogos (R. Junker)

Evolution – passend für Evangelikale? (R. Junker)

Theistische Evolution und moderne Theologie. „Nichts Neues unter der Sonne“ (R. Junker)

Das Design-Argument und der „Bastler-Lückenbüßer-Gott“ (R. Junker)

Das Todesgeschick der Tierwelt. Zum Verständnis von Römer 8,19-22 (M. Stephan)

Teil II: Studien zum Buch Genesis

Die biblische Urgeschichte – wirkliche Geschichte (M. Stephan)

Ist die biblische Urgeschichte wahr? Weichenstellungen für eine heilsgeschichtliche Theologie (H. Stadelmann)

Die Frage der Literaturgattung und der Historizität von Genesis 1-3. Teil 1: Wie geschah die Schöpfung? (H. J. Koorevaar)

Die Frage der Literaturgattung und der Historizität von Genesis 1-3.Teil 2: Was geschah im Garten Eden? (H. J. Koorevaar)

Zehn Thesen zum biblischen Schöpfungsbericht (Gen 1,1-2,3) aus exegetischer Sicht (W. Hilbrands)

Der biblische Schöpfungsbericht in Genesis 1 (W. Hilbrands)

Die Länge der Schöpfungstage. Eine exegetische und rezeptions-geschichtliche Untersuchung von („Tag“) in Gen 1,1-2,3 (W. Hilbrands)

Ein veraltetes Weltbild im biblischen Schöpfungsbericht? Raqia im Alten Testament (W. Hilbrands)

Genesis 1 und 2: Zwei sich ergänzende Schilderungen vom Anfang(R. Junker und W. Hilbrands)

Seit wann gibt es den Tod in der Tierwelt? Überlegungen zu Genesis 1-3 und Römer 8 (M. Stephan)

Der Aufbau des Buches Genesis und die literarisch-theologische Bedeutung des Entwicklungsansatzes (H. J. Koorevaar)

Die Bedeutung der Post-Josephica für eine Datierung des Buches Genesis (H. J. Koorevaar)

Entmythologisierung für Evangelikale. Haben Adam und Eva wirklich nicht gelebt? (R. Junker)

Die Autoren

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort

Die Frage nach der Historizität der biblischen Urgeschichte (Genesis 1-11) und insbesondere des ersten Menschenpaares ist für den christlichen Glauben von außerordentlicher Wichtigkeit. Denn zum einen geht es hier um Grundfragen der Menschheit: Das Menschenbild und das Verständnis der geschöpflichen Ordnungen hängen wesentlich davon ab, wie der Mensch entstanden ist, wie ihn Gott geschaffen hat und welche Geschichte die Menschheit genommen hat. Zum anderen ist die biblische Urgeschichte eng mit zentralen Aussagen des Neuen Testamentes verwoben. Daher hat das Verständnis der ersten Kapitel der Bibel auch Folgen für das Verständnis der Person Jesu Christi und seines Wirkens, Leidens, Sterbens und seiner Auferstehung.

In der akademischen Theologie wird die Historizität von Genesis 1-11 (und darüber hinaus) meist bestritten. Die Folge ist, dass eine andere „Geschichte“ an die Stelle der (historisch verstandenen) biblischen Berichte tritt: eine evolutionäre Geschichte. Der Mensch ist demnach über viele Generationen aus dem Tierreich heraus entstanden. Im ersten Teil dieses Bandes wird in einer Reihe von Beiträgen gezeigt, welche Konsequenzen eine evolutionäre Sicht für das Verständnis des Menschen und für das Wirken Jesu Christi hat und dass eine Verknüpfung eines evolutionären Weltbildes mit den biblischen Texten zu fragwürdigen und exegetisch letztlich nicht haltbaren Konstruktionen führt.

Die Abkehr von einem historischen Verständnis der biblischen Urgeschichte ist in der Geschichte der Theologie nicht durch neue Erkenntnisse zur Auslegung biblischer Texte motiviert. Vielmehr gibt es klare Indizien dafür, dass das im 18. und 19. Jahrhundert aufkommende Geschichtsbild von einer alten Schöpfung die Weichen gestellt hat, die zu einer veränderten Sicht auf die Genesis geführt haben.1 Im zweiten Teil des Bandes befassen sich vor diesem Hintergrund mehrere Autoren mit verschiedenen Fragen der Auslegung und des Verständnisses hauptsächlich von Genesis 1-3, darüber hinaus in zwei Beiträgen aber auch des ganzen Buches Genesis. Die Texte sollen dabei für sich sprechen und ihr Verständnis soll nicht von text- und sachfremden Einflüssen bestimmt werden.

Die Beiträge dieses Bandes wurden größtenteils schon andernorts publiziert, die meisten als Internetartikel. Sie werden in diesem Band zusammengefasst, um zerstreute Beiträge handlich zwischen zwei Buchdeckeln verfügbar zu haben. Die unterschiedliche Herkunft der Beiträge bedingt zum einen gewisse formale Unterschiede, die nicht alle ausgeglichen wurden, zum anderen auch hier und da teilweise thematische Überschneidungen oder auch kurze Wiederholungen. Um die einzelnen Beiträge für sich gut lesbar zu halten, wurde dies in Kauf genommen.

Den Verlagen, Werken und Herausgebern von Zeitschriften, die einen Neuabdruck genehmigt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt: Idea Wetzlar, jota-Publikationen Hammerbrücke, „Biblische Notizen“ und „Jahrbuch für Evangelikale Theologie“. Die jeweiligen Originalquellen sind bei den einzelnen Beiträgen angegeben.

Baiersbronn, im Oktober 2015

Reinhard Junker

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Teil I

Evolution als Vorgang der Schöpfung – ein gangbarer Weg?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Wäre die Evolution wahr

Reinhard Junker und Henrik Ullrich

Gott kann doch durch Evolution geschaffen haben – wo ist das Problem? Der nachfolgende Text von Reinhard Junker und Henrik Ullrich aus dem WochenmagazinIdeaSpektrum(Ausgabe 10/2014) nimmt diese Frage ernst und versucht die wichtigsten Gründe in kurzer Form zusammenzufassen, warum Christen nicht leichtfertig die Evolutionslehre akzeptieren sollten.

Stellen Sie sich vor, jemand würde behaupten, es sei zum Verständnis der heutigen Situation Deutschlands unerheblich, ob es die DDR, den Mauerbau, den Grenzzaun und 1989 den Mauerfall gab. Vielleicht sei das alles gar nicht passiert. Es spiele auch gar keine Rolle, was geschehen sei; es komme nur auf die heutigen existentiellen Erfahrungen von Freiheit und Unfreiheit an. Vermutlich würden Sie Ihren Gesprächspartner verdutzt anschauen und tief die Stirn runzeln. Denn schon ein kurzes Nachdenken macht klar: Ohne die Vergangenheit verstehen wir die Gegenwart nicht. Wäre die Geschichte anders verlaufen, würden wir heute in mancher Hinsicht anders leben.

Was hier allgemein als selbstverständlich betrachtet wird, scheint für viele auf die biblische Ur- und Heilsgeschichte nicht zuzutreffen. Da heißt es, wir wüssten heute schließlich, dass der Mensch in einem evolutionären Prozess über viele Generationen hinweg während vieler Millionen Jahre allmählich aus dem Tierreich entstanden sei. Dabei stehe Gott natürlich als Schöpfer irgendwie hinter diesem Geschehen. Es spiele aber für den christlichen Glauben keine Rolle, ob es sich mit den Anfängen historisch tatsächlich so verhält wie die Bibeltexte diese schildern. Die Erzählungen über die Schöpfung, über den Fall des Menschen, den Brudermord, die Sintflut und die Völkerzerstreuung wollten allgemeine Menschheitserfahrungen zum Ausdruck bringen. Was das Neue Testament über die Menschwerdung Jesu, sein Leiden, sein Sterben und seine Auferstehung sage, sei in seiner Bedeutung völlig unabhängig von der historischen Wahrheit dieser Berichte.

Wie es Jesus sah

Aber können wir anstelle der biblischen Schilderungen von den Anfängen wirklich eine evolutionäre Geschichte setzen, ohne dass dies Folgen für unser Verständnis von der Geschichte Gottes mit den Menschen hätte? Werfen wir einige Blicke ins Neue Testament. Jesus Christus bestätigt in einem Streitgespräch mit den Pharisäern die Erschaffung des Menschen, wie sie in den ersten Kapiteln der Bibel beschrieben wird. Was darin über den Menschen gesagt wird, ist für Jesus bindend: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen von Anfang an als Mann und Frau geschaffen hat?“ (Mt 19,4) Die Schöpfungstexte versteht Jesus als Schilderungen tatsächlicher Geschehnisse am Beginn der Menschheitsgeschichte. Diese werden weder relativiert noch neu gedeutet. In diesem Gespräch kommt auch die Hartherzigkeit des Menschen zur Sprache. Jesus macht hier klar: „Von Anfang an ist es nicht so gewesen“ (Mt 19,8) – eine Anspielung auf den Sündenfall. Die Hartherzigkeit ist kein Schöpfungsmerkmal des Menschen, sondern erst später hinzugekommen. Wir sehen: Die Vergangenheit macht die Gegenwart verständlich: Hier liefert ohne Zweifel der geschichtliche Hintergrund die Erklärung, weshalb der Mensch Sünder ist und einen Retter braucht – Jesus Christus.

Paulus stimmte ihm zu

Ähnlich argumentiert Paulus. Den gebildeten Athenern erklärt er, dass die ganze Menschheit von einem einzigen Menschen abstammt (Apg 17,26). In einer Gesellschaft, die das biblische Schöpfungszeugnis nicht kannte, hebt er gerade diesen Punkt hervor. Im Römerbrief stellt Paulus einen Zusammenhang zwischen dem ersten, von Gott geschaffenen Menschen und Jesus Christus her (Röm 5,12ff.). Der eine brachte Sünde und Tod, der andere Rechtfertigung (Freispruch trotz Sünde) und Leben. Hier stehen sich zum einen zwei Personen gegenüber: Adam, der erste Mensch, und Jesus Christus; und zum anderen das, was sie bewirkt haben und Folgen für alle Menschen hatte: Das Verlorensein auf der einen Seite und die Möglichkeit der Errettung von Sünde und Tod auf der anderen Seite. Damit wird klar: Das Evangelium ist mit dem biblischen Zeugnis über den Anfang unauflöslich verwoben.

Wenn der Mensch vom Affen abstammen würde

Der Konflikt mit der evolutionären Geschichtsschau ist vor diesem Hintergrund unvermeidlich: Wenn der Mensch aus dem Tierreich stammte, gäbe es nicht den einen – Adam –, durch den die Sünde in die Welt kam. Außerdem wäre Sünde genauso ein Evolutionsprodukt wie z. B. der aufrechte Gang. Evolution bedeutet ja nicht nur eine allmähliche Veränderung der Gestalt, sondern schließt auch das Verhalten des Menschen ein. Gewaltbereitschaft, Hass und Neid u. a. sind demnach kreative Elemente der menschlichen Evolution. Evolution funktioniert nur auf der Basis einer Überproduktion von Nachkommen, von denen in der Regel nur die Bestangepassten überleben, während die anderen einer erbarmungslosen Auslese zum Opfer fallen.

Dazu kommt: In der Evolution wird der Tod gleichsam als kreativer Faktor angesehen, da nur durch den Tod eine beständige Fortentwicklung allen Lebens möglich ist. Der Tod wäre also nicht Folge der Sünde (Röm 5,12, Röm 6,23), sondern Mittel einer durch Evolution sich vollziehenden Schöpfung. Der Textzusammenhang in Röm 5,12ff. erlaubt es nicht, den Tod auf den Aspekt der Trennung von Gott zu reduzieren (geistlicher Tod); der leibliche Tod als Folge der Sünde ist eingeschlossen, genauso wie in der Sündenfallerzählung (1. Mose 3). Paulus stellt außerdem fest, dass der Tod der „letzte Feind“ ist, der besiegt wird. Dieser Sieg wurde bereits durch Jesu freiwilliges stellvertretendes Leiden und Sterben errungen.

Wäre also Evolution wahr, hätte die Gegenüberstellung von Adam und Jesus Christus und ihren Taten keine Basis und würde sinnlos.

Machen wir uns an dieser Stelle noch einmal klar, dass und wie die Geschichte die Gegenwart erklärt und verständlich macht. Lukas bezeugt in seinem Evangelium: Jesus Christus ist „gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Luk 19,10). Davon leben Christen! Warum aber ist der Mensch verloren und braucht einen Retter? Weil ihn eine durch Gott gelenkte schöpferische Evolution dazu gemacht hat? Nein, weil er als herrliches Geschöpf Gottes durch seine Abkehr von seinem Schöpfer seinen ursprünglichen Stand verloren hat. Nur vor diesem Hintergrund kann verstanden werden, warum Jesus Mensch wurde, für uns litt und am Kreuz starb.

Viele Befürworter einer Schöpfung durch Evolution können – durchaus konsequenterweise – mit der Botschaft von Jesus als Retter nichts mehr anfangen; es ist auffällig, dass in vielen Publikationen, die eine theistische Evolution befürworten, Sünde und Errettung durch Umkehr und Gnade kein Thema sind.

Gott ist kein Lückenbüßer

Kommen wir noch einmal auf die biblisch bezeugte Schöpfung zurück. Das Verständnis einer sich durch Evolution irgendwie vollziehenden Schöpfung leidet neben den bereits genannten Punkten daran, dass völlig unklar bleibt, was Gott eigentlich dabei als Schöpfer tut. Ist er nur der erste Beweger, der alles im Urknall so einstellte, dass Evolution bis zum Menschen funktionieren konnte? Oder greift er immer dort ein, wo die Natur überfordert ist, Neues zu entwickeln? Also eine Art Lückenbüßer der Evolution?

Gott einerseits als Schöpfer zu bekennen und gleichzeitig eine rein nach natürlichen Gesetzen sich vollziehende evolutionäre „Schöpfung“ zu akzeptieren, in der sich Gottes Schöpferweisheit zeige, fordert einen intellektuellen Spagat, der nicht gelingen kann. Das hat übrigens zu Recht Richard Dawkins der modernen Theologie vorgeworfen.

In der Frage nach dem rechten biblischen Schöpfungsverständnis ist für einen Christen besonders der Blick auf das Handeln Jesu maßgeblich. Wie hat Jesus Christus gehandelt, als er vor 2000 Jahren auf unserer Erde wirkte? Schauen wir dazu beispielhaft die Geschichte von der Heilung des Aussätzigen an: Im 1. Kapitel des Markusevangeliums wird berichtet: „Da kam ein Aussätziger zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie nieder und bat ihn flehentlich mit den Worten: ‚Wenn du willst, kannst du mich reinigen.‘ Jesus hatte Mitleid mit ihm, streckte seine Hand aus, fasste ihn an und sagte zu ihm: ‚Ich will’s: Werde rein!‘ Da verschwand der Aussatz sogleich von ihm, und er wurde rein“ (Mk 1,40-42). Hier wird deutlich, was Schöpfung durch das Wort bedeutet: Augenblicklich geschieht etwas, was durch einen natürlichen Prozess gar nicht ablaufen könnte: Durch das Wort Jesu wird der Leprakranke „sogleich“ geheilt. Das ist ein Schöpfungsakt, denn eine solche Heilung bedeutet, dass anstelle des kranken oder abgestorbenen Gewebes gesundes Gewebe geschaffen wurde. Ohne Narben und ohne Nebenwirkungen! Jesu Wille und sein schöpferisches Befehlswort – „Ich will’s: Werde rein!“ – bewirken das sonst Unmögliche.

Nicht anders ist es bei den Totenauferweckungen. Jesus ruft dem toten Lazarus zu: „Lazarus, komm heraus!“ (Joh 11,43) Dem toten jungen Mann aus Nain befiehlt er: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ (Luk 7,14) und zum toten Mädchen des Jairus: „Mädchen, steh auf!“ (Luk 8,54) Vom Tod zum Leben rufen, auch das ist Schöpfung! Wie weit ist diese frohe Botschaft von dem oben kurz beschriebenen evolutionären Verständnis der Schöpfung entfernt!

Jesus ist der Schlüssel für die Schöpfung

Mit diesen Taten erweist sich Jesus als derjenige, der mit göttlicher Macht und Autorität handelt. Daran ist er als Gottes Sohn ausgewiesen und erkennbar. Denn im Alten Testament wird Gottes Handeln ebenso beschrieben: „Wenn er spricht, so geschieht es, wenn er gebietet, so steht es da“ (Psalm 33,9) – ganz anders als naturgesetzliche natürliche Prozesse es vermögen, die hinter der Evolution stehen sollen. Das schöpferische Wirken Jesu gleicht auch der Schöpfung am Anfang: „Und Gott sprach: Es werde! Die Erde bringe hervor! Das Wasser wimmle!“ Hier wird deutlich, dass Schöpfung zum einen das Setzen der geregelten Abläufe der Natur bedeutet und auch ein Eingreifen in die selbigen einschließt – wie am Wirken Jesu anschaulich erkennbar. „Schöpfung durch das Wort“ ermöglicht Dinge, die sich auf natürlichem Weg entweder nicht augenblicklich oder gar nicht ereignet hätten. Wir haben in Jesu Handeln deshalb einen Schlüssel zum Verständnis der Erschaffung der ganzen Welt.

Wer Jesus Christus ist, wie er handelt und was Schöpfung bedeutet – all das gehört zusammen. Die Gottheit Jesu wird gerade daran erkannt, dass er in eigener Autorität auf eine Weise wirkt, wie es im Alten Testament ausschließlich von Gott bezeugt wird.

Neben den hier aufgeführten biblisch-theologischen Argumenten, die gegen eine evolutionäre Geschichtsschau sprechen, liefert die Naturwissenschaft selber unzählige Belege dafür, dass die Natur kreativ gestaltet wurde, aber selbst nicht in der Lage ist, sich selbst schöpferisch hervorzubringen.

Abstrakter und in allgemeiner Form wurde diese Erkenntnis schon vor fast 2000 Jahren im Hebräerbrief prägnant zusammengefasst: „Durch Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort ins Dasein gerufen worden ist; es sollte eben das jetzt Sichtbare nicht aus dem sinnlich Wahrnehmbaren entstanden sein“ (Hebr. 11,3; nach Menge).

[Zum Inhaltsverzeichnis]

Theistische Evolution nach Denis Alexander und nach BioLogos

Reinhard Junker

In der akademischen Theologie gilt die Frage nach der Vereinbarkeit von Schöpfung und Evolution als geklärt. In Stellungnahmen der Großkirchen, in Schulbüchern und in Unterrichtsmaterial für Lehrer ist es Standard, dass eine Abstammung des Menschen aus dem Tierreich und eine allgemeine Evolution der Lebewesen den Inhalten des christlichen Glaubens nicht widersprächen; Gott habe sich in der Schöpfung der Evolution bedient (theistische Evolution). Dabei wird gewöhnlich aus einer historisch-kritischen Perspektive argumentiert, die biblischen Schilderungen der Anfänge offenbarten ein veraltetes Weltbild, das man abstreifen müsse, um zu den eigentlichen theologischen Aussagen zu gelangen.

Nachdem es um das Thema „Schöpfung und Evolution“ aus theologischer Sicht eher ruhig geworden war, erschienen in den letzten Jahren vermehrt Bücher und Internetbeiträge zu dieser Frage, und zwar von konservativ gesonnenen Christen. Auch von evangelikalen Autoren wird dabei Evolution als mit der christlichen Schöpfungs- und Heilslehre vereinbar dargestellt und– angesichts der vermeintlichen Beweislast für Evolution– dafür geworben, dass Christen die Evolutionsanschauung mit der Abstammung des Menschen von tierischen Vorfahren akzeptieren sollten. Es gebe gute Möglichkeiten, die Bibel mit der Evolutionslehre zu versöhnen. Zwei dieser Entwürfe werden in diesem Artikel vorgestellt und kritisch untersucht.

1. Der Entwurf von D. Alexander

In seinem Buch „Creation or Evolution? Do we have to choose?“ entwirft Denis Alexander (2008) ein ungewohntes Szenario einer theistischen Evolution. Er akzeptiert zwar eine allgemeine natürliche Evolution der Lebewesen, auch eine Evolution des Menschen aus dem Tierreich, aber beim Menschen macht er eine gewisse Einschränkung. Hier habe Gott eingegriffen, indem er ein Paar von neolithischen Farmern ausgewählt habe, die dadurch zu den ersten Menschen wurden, von denen der Paradiesbericht (Gen 2,4-3,24) berichtet. Menschen im anatomischen Sinne (Homo sapiens) habe es aber schon vorher gegeben, diese hätten auch bereits eine Art von Gottesglauben gehabt, aber durch die Wahl Gottes sei dieses eine Paar zum sogenannten „Homo divinus“ geworden, mit dem Gott seine besondere Geschichte begonnen habe. Diesem historischen Paar habe Gott seine Offenbarung gegeben, wodurch die beiden verstanden hätten, was es heißt, „zum Bilde Gottes“ geschaffen zu sein (vgl. Reeves 2009, 48). Aber auch die schon zuvor und die anderen damals bereits existierenden Menschen seien zum Bilde Gottes geschaffen gewesen, ihnen sei diese Tatsache aber nicht offenbart worden (S. 236f., 243).

Das ausgewählte erste Paar habe gesündigt, indem es Gottes offenbartem Willen gegenüber ungehorsam war. Das habe den geistlichen Tod zur Folge gehabt, das heißt die Beziehung zwischen Gott und Mensch sei zerbrochen. Der unter den Millionen damals lebenden Homines sapientes als erster „Homo divinus“ auserwählte Adam sei als eine Art Bundesvertreter („federal headship“) der Menschheit eingesetzt worden (S. 255, 265, 267), so dass mit dem Fall Adams die ganze Menschheit fiel (S. 255).

Der Sündenfall ist demnach ein rein geistliches Ereignis, d. h. er hatte nur Folgen für die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Die ersten als „Homo divinus“ bezeichneten Menschen schlugen die angebotene Freundschaft mit Gott aus und rebellierten gegen Gott. Durch den Fall „verloren“ die Menschen sozusagen etwas, das sie nie hatten, bzw. erhielten das nicht, was sie hätten haben können.1

2. Die Begründung des Modells von Alexander

Alexander vertritt die Auffassung, dass eine evolutionäre Entstehung des Menschen und aller anderen Lebewesen durch (weitgehend) natürliche Prozesse mit dem biblischen Zeugnis von Gott als Schöpfer kompatibel und sogar aufgrund der biblischen Texte vielleicht sogar naheliegend sei. Die Bibel lehre des Weiteren nicht, dass der physische Tod durch die Sünde des Menschen in die Schöpfung kam, auch der Mensch musste schon immer sterben. Und das erste Menschenpaar, von dem die Bibel berichtet, waren nicht die anatomisch ersten Menschen, sondern unter bereits Millionen damals existierenden Menschen von Gott auserwählte Menschen („Homo divinus“), die einen besonderen Auftrag erhalten haben. Wie begründet Alexander diese Sicht aus der Heiligen Schrift?2

Gott als Schöpfer

2.1 Gottes beständiges Wirken

In den ersten beiden Kapiteln („What do we mean by Creation?“ und „The Biblical Doctrine of Creation“) bereitet Alexander seine Sicht von Genesis 1-3 und vom Verhältnis dieser Texte zur Evolutionslehre vor. Er betont, dass mit „Schöpfung“ in der Bibel nicht nur die Schöpfung am Anfang gemeint sei, sondern dass von Gott als Schöpfer auch bei Vorgängen gesprochen werde, die kein besonderes Eingreifen Gottes voraussetzen. Ein Großteil der Ausführungen Alexanders befasst sich dementsprechend gar nicht mit der Frage des Ursprungs des Universums, sondern mit Gottes beständigem Wirken in der Schöpfung, in der wir heute leben, also mit der Lehre vom gegenwärtigen erhaltenden Wirken Gottes (providentia Dei).3

Dafür, dass die Heilige Schrift Gottes beständiges Wirken in der Schöpfung bezeugt, gibt es ohne Zweifel viele biblische Belege (z.B. Ps 104,29f.; Amos 4,13; Mt 5,45; Mt 6,26.30; Apg 14,15-17). Doch damit ist nichts darüber gesagt, wie Gott die Schöpfung hat. Unter der Überschrift „Die drei Zeitformen der Schöpfung“ bringt Alexander nur wenige allgemeine Aussagen über die Schöpfung. Auch in einem späteren Kapitel, in dem er auf die ersten Kapitel der Genesis eingeht, geht er ähnlich vor. Indem Alexander die betont und als einen Aspekt von bezeichnet und zugleich die biblischen Aussagen über die Schöpfung nur stiefmütterlich behandelt, stimmt er die Leser darauf ein, das evolutionäre Geschehen als Gottes beständige Schöpfung zu interpretieren.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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