Geredi-We - Josef Jantschuk - E-Book

Geredi-We E-Book

Josef Jantschuk

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Beschreibung

Eine fesselnde Geschichte voller Abenteuer und visionärer Ideen. Märchenhaft und doch realitätsnah erzählt das Buch fesselnde Geschichten über das Leben der Prinzessin Geredi-We, die in ihren nächtlichen Traumreisen zu einem Glückplaneten herausragende Persönlichkeiten trifft. Diese beleuchten grundlegende Probleme der heutigen Zeit wie soziale Ungleichheit, Klimakrise, Kriege, Migration, Rassenhass, Religionskonflikte und der Rolle des Geldes und bieten visionäre Lösungsansätze für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie argumentieren für die Dringlichkeit einer globalen, einheitlichen Steuerung und zeigen auf, wie konfliktreiche Gegensätze beendet werden könnten. Anhand der Traumbegegnungen der Prinzessin Geredi-We mit diesen sogenannten Glücksgaranten werden alternative Denk- und Handlungsweisen vorgestellt, die als wegweisende Lösungsalternativen dienen könnten. Sie sind die Glücksgaranten des Traumplaneten, denn sie leben ein Gegenmodell zu Geld regiert die - Welt. Das Buch regt dazu an, notwendige politische und gesellschaftliche Entwicklungsstufen neu zu denken und konstruktiv umzusetzen. Es verbindet diese Themen mit der Lebensgeschichte der Prinzessin und präsentiert sich als Märchen für Erwachsene. Somit ist es ein Leitfaden für alle, die an die Kraft der Veränderung glauben und sucht Antworten auf die Frage: Schaffen es die Reichen und Mächtigen der Welt wirklich, den Menschen zu dienen und ihre Sehnsüchte nach Gerechtigkeit und Frieden zu stillen? Das könnte gelingen, wenn drei Schlüsselziele, nämlich die Menschenwürde, der Respekt vor der Schöpfung und dauerhafter Frieden konsequent eingehalten würden.

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Seitenzahl: 370

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Der Autor:

Josef Jantschuk entwickelte dieses Werk aus einer Stoffsammlung und Ideenschöpfung über mehrere Jahre.

Er ist weder parteilich gebunden, noch gehört er einer Bewegung an.

Er greift die Kernprobleme der aktuellen Zeit aus einer logisch analytischen, aber auch besonders märchenhaften Betrachtung auf.

Analytisch fundiert zeigt er in kreativer Form neue, konkrete Alternativen für eine gute Zukunft auf, eingebettet in Märchen für Erwachsene.

Dazu stützt er sich auf ein Doppelstudium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur der Fachrichtungen Marketing und Maschinenbau, auf eine langjährige Berufserfahrung in Führungspositionen des Marketings und der Technik, auf seine Erkenntnisse als Unternehmensberater sowie als Dozent für verschiedene Fachgebiete des Marketings seit 2015 und andauernd.

Mehr über den Autor und das Buch unter www.josef-jantschuk.de

Inhalt

1 Kapitel 1: Superreiche als Glücksgaranten

1.1 Ehrengala für ein Lebenswerk

1.1.1 Erinnerungen in einem Glücksmoment

1.1.2 Erinnerung an ihre erste Traumreise

1.2 Höchstes Glücksgefühl durch Einsatz von „Übergeld“

1.3 Sturm des Kongressgebäudes und Angriff auf Geredi-We

2 Kapitel 2: Priorität für Bildung

2.1 Bildung als wichtigste Zukunftsinvestition

2.1.1 Sprache schafft Verständigung

2.1.2 Bildung und Ausbildung als Glücksversicherung

2.2 Entwicklungshilfe zur Selbsthilfe

2.2.1 Oft bestimmt der Zufall unseren Weg

2.2.2 Die Heimat als Ursprung und Quelle des Glücks

3 Kapitel 3: Toleranz im Glauben und gegenüber Menschen

3.1 Es gibt Gott – eine Kraft hinter der Schöpfung

3.1.1 Ein starker Glaube entwickelt eigene Kräfte

3.1.2 Glücksschöpfung aus dem Glauben

3.2 Toleranz statt Rassenhass

3.2.1 Überall in Sicherheit leben

3.2.2 Der Ort der Geburt soll nicht länger Glücksache sein

4 Kapitel 4: Nachhaltigkeit und Umweltschutz

4.1 weniger Verbrauch je Kopf

4.1.1 Ausbeutung rächt sich

4.1.2 Glücksperspektiven durch Beschränkung auf Notwendiges

4.2 Persönlichkeitsrechte nachhaltig schützen

4.2.1 Keine Sicherheit mehr vor Datenmissbrauch

4.2.2 Glücksabsicherung durch Datenkontrolle

4.3 Weltbevölkerung lenken

4.3.1 Liebe gehört zum Leben

4.3.2 Der Glückszustand einer begrenzten Weltbevölkerung

4.4 Die Natur verlangt globale Wertschätzung

4.4.1 Mit der Umwelt kann man nicht verhandeln

4.4.2 Die Glücksharmonie der Natur ist total global

4.5 Nachhaltig den Arbeitslebensrhythmus erhalten

4.5.1 Unerwartete Arbeitslosigkeit als Herausforderung

4.5.2 Wahrung des Glückslevels durch „Gebraucht Werden“

5 Kapitel 5: Mehr Gerechtigkeit

5.1 Gerechte und faire Entlohnung

5.1.1 Geredi-We – stellt Geluk zu Hause vor

5.1.2 Ungerechte nicht nachvollziehbare Lohngefüge

5.1.3 Ein Glücksfall für alle: Gerechte Entlohnungen

5.2 Die Reichen werden immer reicher

5.2.1 Neues Leben für neue Ziele – Wirtschaftsgewinnler Zocker

5.2.2 Den Glückswegen zum Durchbruch verhelfen

6 Kapitel 6: Frieden durch gesetzliche und diplomatische Lösungen

6.1 Keine Religion ist die Einzige

6.1.1 Das Schicksal schlägt zu

6.1.2 Lebensglück durch das Ende von Religionsfeindschaften

6.1.3 Toleranz im Glauben – Übereinheit der Religionen

6.1.4 Trennung von Glauben und Wissen

6.2 Kein Anspruch auf „We first“

6.2.1 Die Fratze der Macht

6.2.2 Vom Gegeneinander zum Glück des Miteinander

6.3 Wörtlich nehmen: Nie wieder Krieg!

6.3.1 Weitermachen trotz Gegenwind

6.3.2 Träume vom Friedensglück – ein Leben ohne Krieg

6.4 Nur gemeinsam friedlich geht es

6.4.1 Verschärfter Gegenwind

6.4.2 Ein Glücksplanet braucht eine übergeordnete Regelung

7 Kapitel 7: drei globale Schlüsselziele

7.1 Neue perspektivische Leitlinien als Zielthesen

7.1.1 Koma-Konzentration führt zu einer Lösung

7.1.2 Konzentration auf nur drei Ziele

8 Kapitel 8: Die Macht der Gedanken

8.1 Aufgeben oder weitermachen?

8.2 Die Gedanken sind frei

8.3 Gedanken kennen keine Grenzen

Widmung und Danksagung

Dieses Werk widme ich meiner Frau, die in zahlreichen Diskussionen ihre Geduld bewiesen und viele konstruktive Hinweise beigesteuert hat.

Ein großer Dank gilt auch zwei Mitgliedern unserer Familie, unserer Tochter Bettina für ihre typografische Gestaltung, und unserem Schwiegersohn Felix für die bildhafte Gestaltung.

Ein Dank gebührt auch guten Freunden, die wertvolle Tipps gegeben und hilfreiche Korrekturen vorgenommen haben.

Eine Schnecke, die ganz allmählich und bedächtig aber gradlinig ihrem Ziel entgegensteuert, kommt immer noch schneller ans Ziel, als jemand, der ziellos umherirrt *

*Zitat in Anlehnung an Gotthold Ephraim Lessing

Don`t stop to dream

1 Kapitel 1: Superreiche als Glücksgaranten

1.1 Ehrengala für ein Lebenswerk

1.1.1 Erinnerungen in einem Glücksmoment

Gefühle des Glücks: ein erfolgreicher Themenkongress

Ein riesiger Beifallssturm brauste auf. Der Saal tobte. Man konnte geradezu spüren, wie ihr die Herzen der Menschen entgegenflogen. Sie war überglücklich und erfüllt von Stolz. Es waren mehr als nur wohltuende Glücksgefühle für den ihr zuteil gewordenen Ruhm und Erfolg. Ein übermächtiger Schwarm an Glückshormonen durchflutete sie.

Die Menschen im Saal hatten sich erhoben. Der inzwischen zum Rhythmus erwachsene Beifall hielt in seiner Stärke als Ausdruck der Begeisterung und mehr noch als Zustimmung, als Zuwendung und Zuneigung an.

Sie war im Verlaufe des Kongresses, der sich mit ihrem Abschlussreferat nun dem Ende näherte als „Mensch höchster Ehren“ ausgezeichnet worden. Ihre Bewegung, der es gelungen war, einen neuen Umgang mit vielen sich abzeichnenden Problemen ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, hatte sich hiermit etabliert und konnte von nun an die Gedanken der Menschen durchdringen und dann hoffentlich die notwendigen, zukunftsorientierten Taten folgen lassen.

In dieser Phase der überwältigenden Anerkennung flogen Geredi-We in Bruchteilen von Sekunden viele Stationen ihres Lebens durch den Kopf und brachten sie in klar erkennbaren Bildern in ihr Gedächtnis zurück:

die Geschichte ihrer Geburt auf der Flucht

ihre Leistungen als Kinderübersetzerin

die Hassattacken „Ewig-Gestriger“ vor ihrem Haus

der Tod ihrer Mutter, und

der Tod ihres Hundes, und

der Tod ihres Freundes

und die vielen Traum-Begegnungen mit den Glücksgaranten

Diese Menschen und solche, die offen und bereit waren, sich dem neuen Glücksmodus der unterschiedlichen Glücksgaranten anzuschließen, waren die Teilnehmer des Kongresses, und sie alle feierten nun sich selbst, ihre neue Lebensbestimmung und Geredi-We als Initiatorin der Bewegung zur Bestimmung global akzeptabler und daher generell verfolgenswerter Ziele der Menschheit.

Geredi-We liefen Tränen des Glücks über die Wangen und mit den ihr überreichten Blumen winkte sie dem Auditorium zu. Fast wurde ihr schwindlig vor Glück, so dass sie sich nun zurückzog in die Räumlichkeiten hinter der Bühne, um dort zunächst ihre innere Ruhe wiederzufinden.

Als Erstes griff sie zu ihrer wichtigsten Begleitung, ihrer Puppe Geredi-Fu. Sie hatte Geredi-We von Anfang an zur Seite gestanden. Nach ihrer Geburt hatte ihre Mutter ihr diese Puppe in den Arm gelegt mit den Worten: „Soll sie Dich Dein Leben lang beschützen und Dich auf den richtigen Weg bringen!“ Mit ihr hatte Geredi-We alle Erlebnisse besprochen, und Geredi-Fu war ihr immer eine wichtige Gesprächspartnerin zur Reflektion neuer Gedanken gewesen.

Als sie ihre Puppe fest an sich drückte, meinte sie sogar zu spüren, dass auch Geredi-Fu durch ihre Augen das Glück, das beide gerade fühlten, erstrahlen ließ.

Und aus den glänzenden Augen erstrahlte auch der ganze Stolz, den Geredi-Fu rückblickend auf ihre Beiträge zur Beglückung der Welt geleistet hatte.

In dieses Gefühl der überwältigenden Glückswonnen öffnete sich die Tür des Raumes und ein Sicherheitsbeamter trat ein und bat Geredi-We sich möglichst schnell und unbemerkt aus der Umgebung des Kongresssaales zu entfernen. Vor dem Saal hatten sich einige hundert Leute versammelt, die sich immer aggressiver gegen die Inhalte der neuen Bewegung lautstark artikulierten und deren Gruppendynamik drohte, mehr und mehr in Gewaltattacken umzuschlagen.

Geredi-We reagierte zunächst gar nicht. Noch war sie gefangen in den Glücksgefühlen des Moments. Aus diesem Strom von Adrenalin schießen ihr die Bilder einiger frühkindlicher Erlebnisse wieder ins Gedächtnis. Erlebnisse, die sie zu dem hat werden lassen, was sie heute ist und soeben als Krönung ihres Lebenswerkes erfahren durfte.

Erinnerung an die überlieferte Geschichte: die Flucht ihrer Eltern

Immer wieder höchst erregend und aufwühlend waren für sie die Erzählungen ihrer Eltern über ihre Flucht aus ihrer Heimat, der Überwindung des Meeres und ihre Geburt auf einem Rettungsschiff der Sea-watch Organisation.

In ihrem Heimatland hatten ihre Eltern in den zurückliegenden Kriegsmonaten viele Schrecken und Gewalterlebnisse über sich ergehen lassen müssen. Oft flüchteten die Eltern mit Ihrem Sohn Geredi-Luc aus dem Haus und mussten sich verstecken, um so einer drohenden Gewalt, die sich in diesem Bürgerkrieg ausbreitete zu entgehen.

Eines Spätabend, sie hatten sich wieder einmal in ihr Versteck zurückgezogen, geschah das Entsetzliche: eine Bombe traf ihr Haus, das völlig in sich zusammenbrach und das sich gleichzeitig in ein Flammenmeer verwandelte. Ihr ganzes Hab und Gut war Opfer der Flammen geworden. Sie standen weinend, armumschlungen und zitternd vor ihrem Nichts.

Nur ein einziger Farbtupfer, der zunächst aussah wie ein zusammengeknüllter Stoffballen, leuchtete in einiger Entfernung des Trümmerhaufens aus der Asche hervor. Geredi-Ma, ihre Mutter, ging hin, zog ihn aus der Asche hervor und schüttelte die Asche ab. Es war ihre geheimnisumwobene Puppe, Geredi-Fu, die sie von ihrer Großmutter erhalten hatte und die ihr bisher als ein Zeichen für glückliche Lebensumstände gedient hatte. Nun war es – außer das Bargeld, das der Vater zur Sicherheit in ihr Versteck mitgenommen hatte – das Einzige, was ihnen geblieben war. Geredi.Fu war durch die Druckwelle der Explosion aus dem Haus geschleudert worden und so nicht den Flammen anheimgefallen. Was für ein Glück für die Familie, dass sie sich in ihrem Versteck und nicht in der Wohnung aufgehalten hatten.

Dieses Schockerlebnis zwang sie nun dazu, das zu tun, was Vater und Mutter schon seit einiger Zeit angedacht hatten, nämlich sich ein neues, sichereres Zu Hause zu suchen. Damit wollten sie eigentlich nur warten, bis das zweite Kind, das ihre Mutter bald erwartete, zur Welt gekommen war.

Sie begaben sich auf ihren abenteuerlichen Fluchtweg. Es war eine harte aber nun nicht mehr zu revidierende Entscheidung, ihre Heimat, ihre Freunde und viele lieb gewordene Gewohnheiten zurückzulassen.

Nach einer mehrtägigen Reise, teilweise nur zu Fuß, aber auch mit Bussen und per Anhalter hatten sie die Küste erreicht. Dort mussten sie feststellen, dass jeder legale Weg, ein Schiff zur Überquerung des Mittelmeeres und zur Erreichung eines europäischen Landes, von denen hier alle träumten, verstellt war.

So blieb nur, ihr Vermögen für Schlepperdienste einzusetzen. In einer finsteren, abgeschiedenen Bucht der Mittelmeerküste wurde ihnen eine Bootsüberfahrt angeboten. Wählen konnten sie zwischen einem wankenden, sehr instabil wirkenden Schlauchboot, dass nur mit einem Außenbordmotor angetrieben wurde, und einem größeren, stabiler wirkenden Holzboot, das sogar über einen eingebauten Motor am Heck des Schiffes verfügte. Es schien ihnen sicherer, das Holzboot zu nehmen, und so entschieden sie sich dafür, obwohl ein Vielfaches als Preis dafür gefordert wurde.

Sie waren aber weiß Gott nicht allein, sondern viele Menschen drängten und drängelten sich darum, einen Bootsplatz zu erhaschen. So kam es, dass sich auf dem Boot, das für maximal 100 Passagiere ausgelegt war, schließlich fast 200 Menschen drängten, Männer, Frauen, Kinder und sogar einige Tiere. Auch eine Crew gab es nicht. Einige Männer wurden grob eingewiesen in die Grundzüge der Nautik, ansonsten blieben die „Passagiere“ sich selbst überlassen.

Alle dachten aber, dass für die zu erwartende zweitägige Überfahrt ein solches Gedränge zum Wohle aller möglicherweise erträglich war. Also suchten alle ihr kleines Plätzchen auf dem Deck des offenen Bootes und hockten dicht an dicht beieinander, als die Fahrt mit Einbruch der Dunkelheit schließlich startete.

Ausgeleuchtet wurde das Boot nicht, denn es wäre zu gefährlich gewesen, man hätte den Flüchtlingsabfangjägern, die vor der Küste patrouillierten, ins Netz gehen können.

Sie hatten Glück, dass eine ruhige Wetterlage vorherrschte. Die Meereswogen plätscherten gleichmäßig vor sich hin. Das Boot trieb angetrieben von dem knatternden Motor langsam voran in Richtung Freiheit. Man folgte dem Stand der Sterne. Allen Passagieren war die große Unsicherheit, ja mehr noch die Angst buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Aber sie alle verband die Hoffnung auf eine neue, bessere Zukunft.

Verpflegung gab es nicht; nur hatte man einige Wassertröge bereitgestellt, die den Flüchtlingen Erfrischung boten.

Die Fahrt kam ihnen unendlich lang vor. Es war Tag geworden, den sie beständig langsam weiter fahrend überstanden und wieder brach die Dunkelheit über sie herein, und sie mussten eine weitere Nacht in Angst und Ungewissheit zusammen hocken. Aber nun bereits mit der berechtigten Hoffnung, bald ein rettendes Ufer zu erreichen.

Es war schon weit nach Mitternacht als weit in der Ferne Lichtpunkte zu sehen waren, die von der Existenz einer Küste zeugten. Alle sehnten sich nach dieser Erlösung.

Gleichzeitig erkannten sie in einiger Ferne die Lichter eines Schiffes, das sich in ihre Richtung bewegte. Man hatte gehört, dass viele Rettungsorganisationen unterwegs waren, um Flüchtlinge aufzunehmen und zu versorgen. Vielleicht findet sich eine schnelle Rettung ein.

Aber das Gegenteil war der Fall. Das Schiff steuerte schnurstracks auf das mit Flüchtlingen besetzte Schiff zu. Die Gesichter der Flüchtlinge verzerrten sich zu Grimassen, wie man kaum anders ein Entsetzen zum Ausdruck bringen konnte, als das heransausende Boot ihr Schiff rammte und es zum Kentern brachte. Das Holzboot wurde auseinander gesprengt und zerbrach in tausend Stücke, die schnell in den Wogen des Meeres davontrieben. Ein wildes, schrill durcheinanderklingendes Hilfsgeschrei ertönte über der Meeresoberfläche.

Das bewaffnete „Küstenwachboot“ drehte ab und eilte davon. Es war eines jener unmenschlichen Küstenwachboote, die nicht davor zurückschreckten, Flüchtlingen, die eigentlich auf Rettung warteten, im Meer ertrinken zu lassen. Solche unmenschlichen Handlungen wurden strategisch als „Push-Back-Manöver“ bezeichnet.1

Geredi-Pa, der sehr sportlich war, hatte seine Frau fest an der Hand, als sie aus dem kenternden Boot weggespült wurde. Diese wiederum hielt ihren Sohn Geredi-Luc mit ihren Armen umschlungen, damit er bloß nicht von ihr entfernt würde. So strampelten sie einige Minuten an der Meeresoberfläche, der Vater schwamm in Rückenlage. Er hielt seine Frau in Manie eines Rettungsschwimmers rückwärts vor sich liegend, die ihrerseits ihren Sohn fest umklammerte. Eines war aber klar, lange konnte man das so nicht aushalten. Überall um sie herum toste wildes Rufen und ängstliches Geschrei und das Meer spritzte an vielen, jetzt schon weit verstreuten Stellen auf von den Bemühungen, sich über Wasser zu halten.

Dann sah Geredi-Pa, wie unweit von ihrer „Rettungsgruppe“ eine Holzplanke an sie vorbeigespült wurde. Sofort schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, das könnte ihre Rettung werden.

Er zog sie zu sich rüber, und tatsächlich: es war ein schwimm- und tragfähiges Brett, quasi eine kleine Rettungsinsel, die man aber, sollte sie einen Menschen retten, noch zusätzlich von außen stabilisieren müsste. Es kostete ihn einige Mühe, seine Frau mit Geredi-Luc auf dieses Brett zu hieven, wo sie sich übereinander und ohne große Bewegungen auf das schmale Brett hinlegen konnten. Geredi-Pa blieb weiter im Wasser, um das Brett vor dem Umkippen zu schützen. So konnten sie nun erstmals nach dieser Attacke in Ruhe Luft holen und sich umschauen.

Es waren schon viele Minuten vergangen, bis sie ihre rettende Planke in Betrieb hatten nehmen können. Im nun wieder ruhigen, grauen Meer konnten sie nur einzelne Kleidungsstücke erkennen, die herrenlos in den Wogen schaukelten. Auch trieben einige leblose Körper an ihnen vorbei. Ansonsten Ruhe weit und breit um sie herum.

Auf einmal trieb ein kleines Stoffknäuel gegen das Heck ihrer Rettungsplanke, dort in die Arme von Geredi-Pa, der an der Heckseite in Rückenlage schwamm und das Brett stabil zu halten suchte. Es war Geredi-Fu. Welch eine Fügung, gewissermaßen als Symbol, das ihnen das Glück hold sein würde, hatten sie nun doch auch ihre rätselhaft mystische Puppe wieder mit dabei.

Bis zum rettenden Ufer, von dem in weiter Ferne ein erster Lichterschein entdeckt worden war, waren es sicherlich noch einige Seemeilen. Geredi-Pa hoffte inständig, diese Strecke vielleicht doch noch mit seinen Lieben zurücklegen zu können, obwohl sich auch bei ihm die Anstrengung und Erschöpfung in Form leichter Krämpfe bemerkbar machten.

Auch wenn ihre Brettinsel Stück für Stück gen Küste kam, so trieben die nun erneut angefachten frischen Winde sie immer wieder ins offene Meer hinaus. Langsam stiegen Zweifel in ihnen auf, ob dieses Unterfangen noch glücklich enden könnte.

Dann erkannten sie in der Ferne ein vorbeifahrendes Schiff. Geredi-Ma nahm Geredi-Fu in eine Hand und winkte mit der Puppe wie mit einer Flagge. Und das zeigte Wirkung. Das Schiff änderte seinen Kurs und kam ihnen entgegen.

Es war ein Schiff der zivilen Rettungsorganisation Sea-Watch. Welch ein Glück.

Es dauerte gar nicht lange, da war das Schiff in einer Sichtweite, die es erlaubte, einzelne Details zu erkennen. Über dem blauen Schiffsrumpf erhob sich ein hoher Aufbau, der in Weiß gehalten war. Auch konnte man erkennen, dass mehrere Menschen an der Reling standen und die Dahintreibenden beobachteten.

In einer steinwurfweiten Entfernung stoppte das Schiff und ließ ein Rettungsboot hinab aufs Meer. Dieses näherte sich nun mit drei Lebensrettern an Bord dem Bretterfloß der völlig erschöpften Flüchtlinge.

In wenigen Minuten konnten diese endlich ihre unsichere, schwankende, beängstigende Bleibe auf der Rettungsplanke verlassen und fanden sich in Decken eingehüllt zunächst auf dem Rettungsboot und dann auf dem sicheren Rettungsschiff wieder. Geredi-Pa und Geredi-Ma lagen sich in den Armen und weinten vor Glück, Geredi-Luc, den sie auch mit ihren Armen umschlossen, blickte schweigend und mit starren Augen in die Ferne.

Möglicherweise aufgrund der überschwänglichen Freude und Erregung setzen bei Geredi-Ma, die im 8. Monat schwanger war, heftige Wehen ein, und es kam ihre Tochter Geredi-We als zusätzliches Erlebnis der Erlösung noch auf dem Rettungsschiff zur Welt.

Als Geredi-We nach ihrer Geburt zu ihrer Mutter gelegt wurde, drückte Geredi-Ma ihr ihre ebenfalls gerettete Puppe in den Arm. Sie solle sie als Glückssymbol und wegweisende Glücksbegleitung ihres Lebens mit sich führen.

Als Erbstück der Familie war die Puppe Geredi-Fu somit wie ein fester Bestandteil von Geredi-We an sie gebunden. Nirgendwo hätte man ohne Geredi-Fu hingehen können. Geredi-We wäre sich hilflos und nackt vorgekommen ohne sie. In ihrem Kleinkindinstinkt hielt sie Geredi-Fu zu jeder Gelegenheit fest im Arm und schlief zumeist abends trotz widriger Umstände gemeinsam mit Geredi-Fu tief und glückselig ein, ohne bisher von ihrer Besonderheit erfahren zu haben.

Diese Erinnerungsgedanken schossen ihr durch den Kopf, während sie mit dem Sicherungsbeamten schnellen Schrittes von der Bühne des Kongresshauses durch einen wenig beleuchteten Gang in einen im hinteren Teil des Gebäudes liegenden Umkleideraum hastete.

Auch heute zur Kongressveranstaltung, die ihr diesen überwältigenden Erfolg gebracht hatte, hatte sie Geredi-Fu mitgenommen. Sie war, wenn Geredi-We unterwegs war, fester Bestandteil ihres Handtascheninhalts geworden.

1.1.2 Erinnerung an ihre erste Traumreise

Im Umkleideraum angekommen setzte sie sich auf einen Stuhl, um wieder zur Ruhe zu kommen und ihren gewöhnlichen, gleichförmigen Atmungsrhythmus zu finden. Sie schloss die Augen und in ihr stiegen Erinnerungen an ihren ersten Tiefschlaftraum auf, den sie bereits im Kindesalter, noch auf ihrer langjährigen Heimatfindungsphase durchlebt hatte. Es war ihre Traumweltreise durch das Weltall in einer endlosen Röhre, mittels der sie schließlich zur Prinzessin der Weisheit gelangte, die irgendwo im Universum in einer bereits reif entwickelten Welt lebte.

In diesem ersten, erinnerungsträchtigen Traum flog Geredi-We durch eine weite, endlose Röhre. Darin war es dunkel, und sie konnte daher nichts um sich herum erkennen. Die fühlte aber deutlich, dass die Röhre aufwärts führte und dass es sie in immer rasanterer Geschwindigkeit aus ihrem Bett forttrug. So schwebte sie – natürlich in Begleitung von Geredi-Fu – eine Zeitlang in der Röhre, die man auch als einen Geburtskanal hätte verstehen können, bis ihr schließlich das Licht am Ende des Tunnels entgegenfiel.

1.2 Höchstes Glücksgefühl durch Einsatz von „Übergeld“

Gedankliche Glücksgrundlagen der Prinzessin der Weisheit

Eine Spruchweisheit besagt, dass man das Glück verdoppeln kann, indem man es teilt. Solche Teilungsgedanken scheinen Utopien zu sein, aber man sollte bedenken, Utopien sind keine Träumereien, sondern die Voraussetzung zur kreativen Gestaltung der Zukunft. Schließlich lebt man nicht, wenn man nicht für etwas lebt.

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Die Prinzessin der Weisheit empfing Geredi-We am Eingang eines Stadttores, das ihr wegen seiner wunderbaren Architektur direkt ins Auge gefallen war. Es war wie ein Tor zu einer neuen Welt, überwältigend groß, feingliedrig strukturiert und ließ den Blick in eine neuartige Lebensstruktur durch viele unterschiedliche Glaselemente zu.

Das Erste, was Geredi-We auffiel, war die unglaublich glückliche Gesamtausstrahlung, die von den Gesten, der Art sich zu bewegen und aus ihrem Gesicht hervorging. Der Prinzessin der Weisheit muss es wohl gelungen sein, größtmögliches Glück zu schöpfen.

Sie umarmte und herzte Geredi-We und nahm sie an die Hand, um sie durch diese wunderbare Traumwelt einer neueren besseren Gesellschaftsordnung zu führen.

Und ganz erstaunlich, auch ihre Puppe ging auf die Prinzessin zu und wurde herzlich von ihr umarmt.

Was Geredi-We schon bei der Traumreise durch die Röhre aufgefallen war: Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto lebendiger wurde Geredi-Fu. Erst drehte sie bereits in der Röhre den Kopf zu ihr und blicke ihr tief in die Augen. Und jetzt die Umarmung mit der Prinzessin der Weisheit?

Geredi-We wusste nicht so recht, wie sie diese Verhaltensänderung ihrer Puppe deuten sollte. Was könnte wohl dahinter stecken?

Die Prinzessin der Weisheit begann zu erzählen: Dieser Planet hier, zu dem Dich Deine Traumreise geführt hat, sah sich seit etlichen Jahren mit vielen scheinbar unlösbaren Problemen konfrontiert. Obwohl wir aus Lehren der Historie und aus dem technischen und intellektuellen Stand unserer Entwicklungen in der Lage gewesen wären, Lösungen für diese Probleme zu finden, brauchte es viele Jahre, um diesen wunderbaren Glücksplaneten, den Du gefunden hast, so zu gestalten, dass eine dauerhaft glücksbringende Konzeption ins Leben gerufen wurde. Wir haben es nach jahrelangem Ringen geschafft, den wahren Bedürfnissen der Menschen, glücklich und in Frieden leben zu können, den Stellenwert zu geben, den es zu dieser Zielsetzung benötigt. Die Perspektive des Gegeneinanders und des Strebens nach Vorteilen und Reichtum und damit nach Macht wurden als Ergebnis langer Entwicklungsprozesse überwunden.

Dabei hat uns eine Prophetin zur Seite gestanden. Hat viele Überlegungsansätze zu einem Ende geführt, und dann in die Tat umgesetzt. Von ihr sind nur wenige Bilddokumente zurückgeblieben, eines davon zeigt ihr zartes, gutmütiges Gesicht, das dem Deiner Puppe sehr nahe kommt. Deshalb habe ich sie vorhin spontan umarmt.

Im Universum gibt es nur einen vergleichbaren Planeten, die Erde, dessen astrophysikalischen Rahmenbedingungen mit unserem vergleichbar sind. Allerdings stellen wir fest, dass es offensichtlich nicht gelingt, für diesen wunderbaren Planeten solche Lösungen zu entwickeln, die es bräuchte, um den Erfolg, den wir errungen haben nachzuvollziehen.

Skizzierung des Prinzips: Glücksmaximierung durch soziale Integration

Weiter erzählte sie: Seit Jahren zeichnete sich ein Trend ab, der sich unentwegt fortsetzte und sogar noch verstärkte, dass „Arme immer ärmer, und Reiche immer reicher wurden“. Es wäre müßig, hier Zahlen zu nennen, denn über diese Entwicklung wurde regelmäßig berichtet und sie wurde zumeist nur zur Kenntnis genommen, ohne dass griffige Schritte dagegen eingeleitet wurden. Gleichgültig, welche politischen Systeme vorherrschen, diese Situation, dass „Reiche immer reicher werden und Arme immer ärmer“, war überall zu konstatieren.

Deshalb sollte diese Vorstellung, dass Geld die Welt regiert, mit einer neuen Idee hinterfragt und möglicherweise geändert werden.

Sogleich begann sie, ihre grundlegenden Gedanken und Sachverhalte zu erläutern, die Ausgangspunkt einer wirklich neuen Haltung zum Thema Geld bei vielen Menschen geworden war. Sie begann mit einigen Fragen, die, wenn man sie für sich selbst beantwortet, unmittelbar zu einer gewissen Nachdenklichkeit über das, was wir Geld nennen, führen:

1. Basisfrage: Welches leistungsgerechte Einkommen kann ein einzelner Mensch Deiner Meinung nach haben, dass wirklich er nur und ausschließlich auf seine Leistung zurückführen kann, also rein persönlich, selbst verdient, ohne das Mitwirken, Hinzutun von Anderen ist?

2. Basisfrage: Unterstellt: ein sehr gut ausgebildeter Mensch, ein Top-Verdiener verdient beispielsweise 100 Tausend Euro im Jahr, dann wäre Deiner Meinung nach das Wie vielfache dieses Verdienstes gerechtfertigt, das ein wirklich „sensationell hervorragender Leistungsmensch“, also ein Top-Top-Top Verdiener zu Recht für sich beanspruchen könnte?

Man merkt schon, es geht um eine Frage der Wahrnehmung von Gerechtigkeit.

Es lohnt sich daher wirklich, sich gedanklich zu diesen Fragen eine eigene Meinung zu bilden. Meistens, wenn man sie Menschen stellt, kommen zu beiden Fragen viel zu niedrige Beträge heraus, als sie sich in der Betrachtung der Wirklichkeit ergeben.

Bezüglich der privaten Einkommen gelten folgende Betrachtungen: Die Legitimität von Einkommensreichtum in einer sozialen Marktwirtschaft basiert auf der Annahme eines Leistungsprinzips und der Gewährung einer möglichst weitgehenden Chancengleichheit.2

Diesbezüglich drängt sich einem zwangsläufig der Gedanke auf, ob diese Annahmen überhaupt noch dem Gleichheitsgrundsatz und dem Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ entsprechen.

Kommen wir zurück auf die oben gestellten Basisfragen, so muss für die Fragen, die beide auf eine Grundfrage zurückführen, nämlich: „Welches Einkommen ist noch sozial“? zunächst festgehalten werden, dass dieses eine noch offene Wertbestimmung ist.

Um diesen Fragen eine griffige, verständnisvolle Untermauerung zu geben könnten zu diesem Zweck folgender fiktiver Wert zugrunde gelegt werden, nämlich ein Monatseinkommen von 500 Tausend Euro, was einem Jahreseinkommen von 6 Millionen Euro entspricht, und somit dem 60-fachen eines 100 Tsd. € Top Performers. Ob diese Beträge gerechtfertigt sind, sei hier einmal dahingestellt. Vermutlich haben Sie, wenn Sie die beiden obigen Fragen für sich beantwortet haben, sehr viel geringere Beträge im Kopf gehabt. Andere denken vielleicht, dass diese Beträge für heutige Spitzenverdiener immer noch unrealistisch niedrig sind. Aber darauf kommt es im Prinzip nicht an. Wie gesagt, eine solche Grenzwertbestimmung des persönlichen Einkommens ist für den Realgebrauch noch offen.

Worauf es aber ankommt ist nach wie vor die Wahrnehmung der Gerechtigkeit verbunden mit der provokativen Sonderfrage: Hat Geld ein Gewissen?

Denn in der Realität gibt es immer noch eine gehörige Anzahl von Menschen, die mit ihren Privateinkünften über diesem fiktiven Grenzwert liegen. Man stelle sich nur einmal vor, was es heißt ein Milliardär zu sein, d.h. im Kontext unserer Betrachtung ein Jahreseinkommen von einer Milliarden Euro zu haben. Die meisten Menschen haben keinen Vorstellungsbezug zu großen Zahlen. Deshalb hilft hier die Veranschaulichung, dass das 83,3 Millionen Euro je Monat sind und bei 30 Monatstagen fast 2,8 Millionen pro Tag. Eine solche Einkommensgröße kann nur auf Kosten und zu Lasten anderer Menschen gehen. Auch ist somit der Gleichheitsgrundsatz evident verletzt. Angesichts dieser Zahlen drängt sich zwangsläufig der Wunsch auf, dem Geld ein Gewissen mit auf den Weg zu geben, denn auch Geld sollte ein Gewissen haben.

Aus all diesen Betrachtungen leitet sich ein neuer, innovativer, systemischer Ansatz ab, den man zusammengefasst mit „L(i)ebenswerte soziale Einkommensverwendung“ betiteln könnte.

Der neue gedankliche Ansatz stellt den Beginn eines neuen sozialen Denkens dar, der durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist:

private, sehr hohe Einkommen von außergewöhnlichen Leistungsmenschen sollen anerkannt und deren Leistung honoriert werden; es geht nicht um eine Neiddebatte und Einkommensreduktion.

die Gesamteinkommen bleiben in Obhut der Einkommensverdiener; es geht nicht um Steuer, also darum, davon einen größeren Teil einem Staatshaushalt zuzuführen.

dennoch wird die Einkommensverwendung gesplittet in einen rein persönlich nutzbaren Teil, einer wie auch immer definierten Einkommens-Privatgrenze und dem darüberliegenden Teil des Einkommens, das einem vom Einkommensbezieher persönlich geförderten sozialen Thema zugeführt wird.

Damit kann ein solch über der Höchstgrenze Verdienender mit seinem „Übereinkommen“ dokumentieren, dass er und sein Einkommen Teil der Sozialgesellschaft ist, denn viele andere haben zu seiner Einkommensoption beigetragen. Auch kann er das Thema der Sozialverwendung auf Wunsch sogar unter seinem Namen, selbst bestimmen und somit zur Optimierung seines persönlichen Glücksgefühls beitragen.

Insbesondere würde eine solche Einkommensverwendung dem Artikel 14 Absatz 2 des Grundgesetzes, der besagt: „Eigentum verpflichtet“ – „Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“ wesentlich besser entsprechen.

Es ist Zeit, dem „Übergeld“ eine Sinnstiftung zu geben. Sowohl für die Allgemeinheit und vielleicht noch viel mehr den „Stiftern“, denen damit eine Plattform eröffnet wird, ihr persönliches Glücksgefühl zu optimieren.

Das System des privaten, sozialen Einsatzes des „Übergeldes“ von Extremreichen kann in aller Kürze wie folgt beschrieben werden:

Festlegung ihrer persönlichen Bedarfssumme

Das Überglücks-Geld wird freiwillig für soziale Zwecke eingesetzt

Wohlstands-Erhaltungsgarantie als Gegenleistung

Jeder Extremreiche darf von seinem erzielten Einkommen wesentliche Teile als seine persönliche Bedarfssumme deklarieren. Es geht hier nicht – wie in vielen anderen Ansätzen – um eine Neiddiskussion. Ganz im Gegenteil: die folgend beigefügte Tabelle zeigt, um welche Dimensionen eines persönlichen Einkommens es hier geht:

Darstellung unterschiedlich hoher Brutto-Einkommen

in unterschiedlicher Zeitbetrachtung

JahreseinkommenMonatseinkommenWocheneinkommenTageseinkommenStundeneinkommeninMillionen €in Tausend €in Tausend €in Tausend €in €3250,062,512,51.562,505416,6104,220,82.604,166500,0125,025,03.125,009750,0187,537,54.687,50121.000,00250,050,06.250,00(1. Mio/mtl)

Für die Bereitstellung und Widmung seines Übergeldes darf der Geldgeber den Einsatzzweck und die Projekte selbst bestimmen. Es ist sein Geldeinsatz und seine persönliche Zweckbestimmung. Es sind keine Steuern, über deren Verwendung der Staat bestimmt. Auf Wunsch kann der Geldgeber die von ihm finanzierten Leistungen auch mit seinem Namen versehen und unter seinem Namen kommunizieren. Darin drückt sich die Anerkennung und Leistung seiner Person in besonderer Weise aus.

Er erfährt größtmögliches Glück.

Ein doppeltes Glück: Für die Allgemeinheit und für sich persönlich!

Einem Glücksgaranten, der auf diese Art und Weise Probleme der Gesellschaft mit persönlich erzielten Einkommensbausteinen verringert oder beseitigt hat, wird eine Garantie eingeräumt, dass seine definierte Bedarfssumme weitgehend abgesichert wird, sofern er ohne persönliches Verschulden in eine Situation des Mindereinkommens gelangt ist.

Wie man Armut bemisst, ist fast schon eine Glaubenssache, aber das gilt erst recht für die Frage, wie man Reichtum bemisst. Auf diese komplexe Fragestellung, nämlich das Reichtum zusammengesetzt aus vielen Vermögenswerten wie Kapital, Immobilien und anderen Werten zu betrachten wäre, soll hier nicht weiter eingegangen.

Wir betrachten nur den Faktor „persönliches Einkommen“, also selbst erwirtschaftetes Geld, nicht etwa Gewinne von Unternehmen, selbst wenn sich diesbezüglich ähnliche Fragen ergeben wie die zum Privateinkommen, nämlich z.B. die Besteuerung überhöhter Gewinne, insbesondere z.B. von Gewinnen aus Notlagengeschäften wie Kriegsgewinnen und anderen phasen- und themenbezogenen überhöhten Firmengewinnen.

1.3 Sturm des Kongressgebäudes und Angriff auf Geredi-We

Raus aus dem Kongressgebäude: verkleidete Flucht

Über all diese Gedanken, die ihr im Glücksgefühl des erfolgreichen Kongresses, der nicht zuletzt auch als ein Startsignal für ein neues Denken gewertet werden kann, waren nun einige Minuten vergangen.

Die Ruhe, die bisher im Raum vorherrschte und mit der Gerdi-We ihren ersten großen Traum nachverfolgt hatte, war trügerisch. Sie wurde nun mehr und mehr hörbar durch Geräusche gestört, die von außerhalb des Gebäudes zu ihnen vordrangen. Es waren Rufe wie – noch eher glimpflich - „Wir sind Heimat!“ über „Spinner raus!“ bis zu „Tod den Nationen Vernichtern!“

Das Getöse auf dem Platz vor dem Kongresszentrum wurde immer lauter. Die Sicherheitskräfte konnten beobachten, dass eine besonders aufgebrachte Gruppe sich aus der Menge löste und auf den Eingang des Veranstaltungssaales zuströmte. Trotz der inzwischen verschlossenen Eingänge war der Drang der Fanatiker, sich beweisen zu müssen, ungebrochen. Mit Gewalt versuchten sie die Türen aufzubrechen.

Dann wurde Geredi-We jäh aus ihren Träumen gerissen. Der von außen hereindrängende Lärm wurde schlagartig größer. Offensichtlich hatten Eindringlinge Absperrungen und Türen überwunden und drangen nun in das Kongresscenter vor.

Ein Wachmann kann herein und konfrontierte Geredi-We mit den Tatsachen: „Kommen Sie sofort! Wir haben keine Sekunde zu verlieren! Greifen Sie schnell, was Sie brauchen, zu mehr bleibt uns jetzt keine Zeit mehr! Die Fanatiker haben das Gebäude gestürmt. Sie sind zu aggressiv und gewaltbereit. Wir können sie nicht mehr aufhalten.“

Geredi-We erblasste schlagartig. Sich frisch machen und umziehen musste jetzt ausbleiben. Schnell griff sie zu ihrer Puppe, ihrer treuen Wegbegleiterin über all die Jahre, und sie rannte gemeinsam mit dem Wachmann zu einem noch zugänglichen Hinterausgang.

Aber selbst bis dahin war die Meute bereits vorgedrungen. Vor der Tür standen viele mit Schildern wie „Träumer“; „Spinner“, „Nationenverräter“; „Religionsvernichter“ und ähnlichen Schlagworten. Geredi-We wusste, dass sie das Kernziel der fanatischen Protestler war, und wurde sich daher schlagartig ihrer Gefahr bewusst, als sie die Menge der Fanatiker sehen konnte.

Noch liefen sie durch den Flur und hatten die gläserne Hinter-Ausgangstür noch nicht erreicht, so dass sie von draußen noch nicht erkannt werden konnten.

Der Wachmann reagierte prompt, indem er Geredi-We in einen anderen Garderobenraum, der am Ende des Flures lag, zog. Dort lagen einige Anziehsachen herum, die für eine – was auch immer folgende Veranstaltung – gedacht waren. Neben einem Herrenanzug, einem Hut mit breiter Krempe fanden sie auch eine Perücke, und sogar ein künstlicher Bart befand sich in dieser Theater-Umkleidekabine.

Schnell machte Geredi-We Gebrauch von diesen Dingen und so gelang es ihnen, trotz der aufbrausenden Beschimpfungen der Protestler, ein Spalier durch die Menge zu nutzen, um als solider Wachmann, begleitet von der verkleideten Geredi-We als männlicher Haudege der Menge zu entrinnen und in eine ruhige Nebenstraße zu gelangen.

Dem Mob entkommen: Attacke in vermeintlicher Sicherheit

Den Lärm der aggressiven Fanatiker konnte man noch einige hundert Meter vom Gebäude entfernt gut hören. Geredi-We befand sich nun auf dem Weg zu ihrem Hotel und wähnte sich nun, in einiger Entfernung von dieser gewaltsamen Fanatiker-Attacke rund um das Kongressgebäude in Sicherheit. Sie zog den angeklebten Bart ab und legte auch die übergezogene Kleidung, den Fedora, den Hut mit breiter Krempe, und den dunklen Soldatenmantel auf eine Bank am Rande der Straße.

Gerade diesem Schock der Aggression entkommen, tauchten in ihr wieder die Vorstellungen ihrer hohen Zufriedenheit und das große Glücksgefühl auf, die in ihr durch den Verlauf und die Ergebnisse des Kongresses hervorgerufen worden waren.

Alle Teilnehmer – und viele von Ihnen waren Glücksgaranten – hatten in Folge ihrer Erklärungen und Programme nicht nur abstrakt über die Zukunft nachgedacht. Nein, es waren sehr konkrete Maßnahmen aufgezeigt worden. Es war ihr gelungen, gemeinsam mit vielen Menschen des positiven Erfolgs- und Glücksdenkens eine neue Vision zu etablieren.

Für alle Menschen, für alle Entscheidungen, für alle Institutionen, ob Religionen, Staaten, Großunternehmen und alle anderen gab es nun klare, verständliche und erstrebenswerte Ziele, die als Ergebnis des Kongresses formuliert worden waren.

Sie war sehr glücklich und zufrieden. Sie schritt nun leichten Fußes, fast schon tänzelnd vor Glück ihrem Hotel entgegen.

Schon konnte sie das Hotel in Sichtweite erkennen, und sie war erfüllt von Freude mit der nahenden Perspektive, in ihrem Hotelzimmer Ruhe und Genugtuung zu finden über die neuen Perspektiven und Visionen, die das Ergebnis dieses anstrengenden, erlebnisreichen Tages waren.

Sie brauchte nur noch eine Straßenwendung zu gehen, als urplötzlich aus dem Hinterhalt zwei Angreifer auf sie zustürmten.

Ihr Adrenalin schoss schlagartig in die Höhe, und sie rannte so schnell sie konnte, dem Hotel entgegen. So stark ihre Kraftimpulse augenblicklich waren, sie lief wirklich schnell und kam dem Hotel ein gutes Stück entgegen, aber die Angreifer näherten sich ihr. Geredi-We schrie laut um Hilfe, denn sie konnte ihnen nicht wirklich entrinnen.

Als sie Geredi-We schließlich zu fassen bekamen, schlugen sie mit Schlagstöcken heftig zu. Sie fiel getroffen am Bein, auf den Schultern und in der Hüfte zu Boden. Ein Schlag hatte sie auch am Kopf getroffen. Sie schrie vor Schmerz, wurde von den Angreifern auf den Boden gerissen. Aus einer Platzwunde am Kopf floss das Blut in Strömen.

Völlig unbeeindruckt von ihren Schreien schlugen die Attentäter weiter auf sie ein und traktierten ihren zarten Körper mit heftigen Fußtritten in den Unterleib und wiederholt gegen den Kopf. Geredi-We verlor ihr Bewusstsein und war den Aggressoren nun wehrlos ausgeliefert.

Ihr Glück aber war, dass es sie in der laufenden Verfolgungsjagt weit genug in die Nähe des Hotels getragen hatte, so dass ihre Schreie gehört werden konnten. Vor dem Hotel begannen sich Menschen zu regen, einige eilten ihr zur Hilfe.

Das war das lebensrettende Momentum für Geredi-We. Den Attentätern blieb nun nichts anderes übrig, als schnellstmöglich das Weite zu suchen. Sie entschwanden in den stockdunklen Park, aus dem sie aufgetaucht waren. Sie ließen Geredi-WE schwer verletzt zurück.

Es dauerte nicht lange, bis ein Rettungswagen auftauchte. Geredi-We wurde notfall-bedürftig behandelt und ins nächstliegende Krankenhaus gebracht. Dort musste man feststellen, dass die ihr zugefügten Verletzungen sehr schwer und körperumfassend waren. Keiner konnte sicher sein, dass sie diesen Anschlag überleben würde. Man musste sie in ein künstliches Koma versetzen.

Geredi_Fu war mit ihr ins Krankenhaus gelangt und wich keinen Schritt von ihrer Seite. Sie erinnerte sich an die heldenhafte Volleyballspielerin Krystal Rivers, die sich trotz schwerster Behinderungen durch Verwachsungen des Knies und im Rücken und einer kritischen Krebsdiagnose im Jugendalter zu einer der besten Volleyballspielerin durchgekämpft hatte.3

Geredi-Fu vertraute in tiefster Gewissheit darauf, dass alles möglich ist, wenn man nicht aufgibt.

2 Kapitel 2: Priorität für Bildung

2.1 Bildung als wichtigste Zukunftsinvestition

2.1.1 Sprache schafft Verständigung

Leben im Camp: Geredi-We – eine besondere Sprachbegabung

Sie hatten vieles erlebt auf ihrer Reise und an den Grenzen. Einige Male hatten sie sogar dem Tod ins Auge geblickt. Nicht erst bei der Attacke auf ihr Flüchtlingsschiff und des damit verbundenen anschließenden Treibens auf der Plankenscholle im Meer, sondern auch nachdem sie in einem dieser unsäglichen Flüchtlingscamps untergebracht waren.

So hatten sie das Camp Gloria fast vier Jahre erleben müssen, und immer noch keine wirkliche Befreiung im Sinne einer frei wählbaren Reiseroute in Aussicht.

Bisher konnten die Eltern noch nicht einmal ihren Asylantrag begründen. Manche der Geflüchteten und Migranten sind bereits seit mehreren Jahren im Camp. Auch weil sie nicht in ihre kriegsführenden Heimatländer oder in ein Land, das vereinbarungsgemäß Flüchtlinge in speziell dafür vorgesehene Gettos einsperren, zurückgeschickt werden wollen.

Im Lager mangelte es an allem: fließendem Wasser, Strom, warmem Essen. Die Hälfte der Zelte hatte monatelang keinen Boden. Es waren Sommerzelte, ungeeignet für den Winter. Bei Regen wurden Teile des Lagers regelmäßig überschwemmt. Erst kürzlich wurden die ersten warmen Duschen aufgestellt, von einer Hilfsorganisation, nicht von den zuständigen Behörden. Einmal die Woche durften sich die BewohnerInnen nun dort waschen. Bis dahin mussten sie sich ausschließlich mit kaltem Wasser waschen, bei teilweise einstelligen Temperaturen.

Trotz all dieser Widrigkeiten und Nöte entwickelte sich unter den Flüchtlingen, die aus verschiedensten Ländern dort zusammengebracht waren, Nähe und Menschlichkeit und die Notwendigkeit zum Austausch und zur Kommunikation.

Geredi-We, obwohl noch ein Kind in jungen Jahren, bestach durch ihre offene, freundliche Kontaktfähigkeit. Das kindliche Gemüt, mit anderen Kindern ohne Vorbehalte zu spielen, pflegte sie auch gegenüber Erwachsenen. Dabei waren ihr Alter, Geschlecht oder Äußerlichkeiten völlig unwichtig. Sie begegnete jedem Menschen mit großer Offenheit und genoss es, wenn jemand ihre Geschichten aus seiner Heimat erzählte.

Da es im Flüchtlingslager keinen Schulunterricht gab, blieb den Kindern viel Zeit, der Not, der Schmach und dem Elend der Lagerzeit spielend zu entfliehen. Wenn Kinder sich grundsätzlich im Spiel miteinander begegnen, kennen sie kein Hemmnis vor einem Austausch. Ganz gleich, welcher Nationalität, welchen Aussehens und welche Sprache vorherrscht, es ist erstaunlich, aber wahr: Kinder können sich untereinander immer verstehen und verständigen. Kinder finden immer einen Weg, miteinander zu kommunizieren.

Ein bekanntes Beispiel, das diesen Sachverhalt sehr deutlich illustriert, ist die Geschichte der Häuptlingstochter Pocahontas. Da die ersten Siedler ihre Kinder miteinander spielen ließen, lernte sie spielend auch andere Sprachen. So wurde das indianische Kind Pocahontas zu einer Dolmetscherin, die später einen Engländer heiratete.

Einen ähnlichen Weg beschritt nun auch Geredi-We. Getragen von ihrer Lern- und Sprachbegabung entwickelte sie sich mehr und mehr zu einer Dolmetscherin, die den Menschen zur Seite stand, wo immer es sprachliche Regelungen zu treffen galt. Sie konnte sich in mehreren Sprachen verständigen und war schnell bei Vielen bekannt und geschätzt.

Im Camp gab es kein organisiertes Bildungsangebot für Kinder; weder eine Kita noch einen geregelten Schulunterricht. Die Kinder und die Familien waren sich selbst überlassen.

So genossen Geredi-Luc und Geredi-We es regelrecht, soweit ihre Tagesabläufe ihnen Zeit dafür ließen, dass mal Geredi-Pa oder Geredi-Ma ihre Kinder zur Seite nahmen, um ihnen Wissen zu vermitteln. Zumeist bestand das im Erzählen herrlicher Geschichten, die sie mit den Kindern teilten, aber auch Grundzüge des Rechnens und des Lesens wurde den Kindern durch die Eltern vermittelt.

Geredi-We genoss solche gemeinsamen Schulungszeiten mit ihren Eltern und erfand aufgrund ihrer kontaktfreudigen Lebendigkeit darüber hinaus eigene Wege, Kontakte und Sprache zu entwickeln.

So hatte sie es sich zu eigen gemacht, im Camp als gute Zuhörerin unterwegs zu sein. Es gab viele Menschen dort, die unsäglich Schlimmes erlebt hatten, und denen es eine Erleichterung bedeutete, darüber sprechen und erzählen zu können. Geredi-We hatte einen Spürsinn dafür entwickelt, solche Menschen im Camp zu erkennen. Oft schlenderten sie gedanken- und ziellos durch das Camp, oder saßen in irgendeiner Ecke, tief in Gedanken versunken. Dann setzte sich Geredi-We zu ihnen und wartete mit viel Geduld auf das, was auf sie zukommen würde. Sehr oft entwickelte sich nach einem kurzen abtastenden Kennenlernen eine Gelegenheit für diese Menschen, über ihre Erlebnisse und Nöte erzählen zu können, denn Geredi-We war eine geduldige und aufmerksame Zuhörerin.

Auch machte es Geredi-We nichts aus, wenn ihr dabei eine andere, zunächst fremdartige Sprache begegnete. Zumeist gelang es jedes Mal, das Erzählte mit Gesten zu unterlegen und dadurch verständlich zu machen. So kam es mit der Zeit, dass Geredi-We die Grundzüge mehrerer Sprachen kennenlernte und ihre Anwendung vertiefte.

Zudem hatte Geredi-We das Glück, dass es ihrem Vater gelungen war, ein Mobil-Handy zu erstehen. Schließlich war der Zugang zum Internet und damit zu den Informationen im World Wide Web ihre einzige Brücke zur Außenwelt. Und der Vater gestattete es seinen Kindern, es zu nutzen zum Lernen und zum Aufsuchen kindgerechter Beiträge. Diese Gelegenheit ließ sich Geredi-We natürlich nicht entgehen, und sie erbat die Überlassung des Handys von ihrem Vater so oft es nur irgendwie ging. Viele Lehr- und Lernbeiträge sog sie lerneifrig auf und entwickelte so ihre bemerkenswerten Fähigkeiten Schritt für Schritt.

Die kleine Geredi-We war eine Ausnahmeerscheinung. Hochbegabt ist fast noch untertrieben, denn mit drei Jahren konnte sie bereits lesen und buchstabieren. Sie hatte einfach eine Neigung zu Buchstaben. Sie liebte das Alphabet und begann, einzelne Buchstaben auszusprechen. So entwickelte sie besonders stark ausgeprägte Fähigkeiten im expressiven Umgang mit Sprache. Diese außergewöhnliche Sprachbegabung und ihre freundliche Art, auf Menschen zuzugehen ermöglichten es ihr, Worte und einfache ganze Sätze in mehreren Sprachen anzuwenden.

Nun war sie fünf und sie waren schon wieder viele Monate in dem letzten Auffanglager. Und immer noch zeichnete sich keine Lösung für ihre Familie ab. Auch ihr Bruder, der inzwischen zehn Jahre alt war hatte bisher noch keine Schule besuchen können. Man könnte eine solche Situation, für die sich Initiatoren und Gestalter verantwortlich fühlen sollten, auch als klare Verletzung der Menschenrechte bezeichnen. Denn schließlich sollte es überall eine Schulpflicht für Kinder geben.

Ein besonderes Übersetzungserlebnis: Kindesadoption

Eines Tages wurde sie zu einem Gespräch gebeten, bei dem eine besonders in Not geratene Flüchtlingsfamilie mit einem Besucherpaar verhandelte. Geredi-We hatte durch die Vielschichtigkeit und Lebendigkeit ihrer Kontakte schon eine sehr ausgereifte Menschenkenntnis entwickelt. Eine erste Wahrnehmung des Besucherpaares, einem groß gewachsenen, für die Camp-Verhältnisse äußerst fein gekleidetem Mann und einer ebenso modern gekleideten blonden Frau, signalisierte ihr, dass möglicherweise Vorsicht angeraten war bei dem, was sie vortrugen.

Bei dem Gespräch ging es darum, dass dieses Paar den Flüchtlingseltern Geld dafür anbot, wenn diese bereit wären, ihre 3-jährige Tochter für eine Adoption freizugeben. Sie beschrieben in blumigen Worten, dass die Adoptionsinteressenten liebevolle Menschen seien, die der Tochter ein gutes, sehr angenehmes Leben bereiten könnten. Die Mutter des Kindes konnte im Verlauf des Gespräches mehrfach ihre Tränen nicht unterdrücken, und auch dem Vater wurde ganz blass im Gesicht. Das Verhandlungspaar malte aber in rosigen Bildern aus, dass die Tochter nicht völlig aus der Welt wäre. Ihre „Klienten“ seien sehr interessiert, Kontakte des Kindes auch mit den Eltern zu fördern und sogar, auch den Eltern hilfreiche Unterstützungen gewähren zu wollen.

Als das Gespräch zu Ende war, verblieb man so, dass die Besucher morgen wiederkommen würden. Sie brächten dann schon gleich alle Formblätter mit, die für eine solche Kindesüberlassung erforderlich seien.

Zwar waren die Eltern des Kindes geschockt von der Vorstellung, ihre Tochter wegzugeben, aber sie waren dennoch in ihren Gefühlen hin und her gerissen. Die offensichtlichen Vorteile, dem Kind eine gesicherte Zukunft zu geben und den in der Familie verbleibenden drei Kindern mit dem Erlös auch weiterhelfen zu können, war schließlich nicht zu verachten. Erst recht, weil das Besucherpaar diese Vorteile sehr blumig und mit beredten Worten immer wieder herausstellten. Aber genauso spürte Geredi-We förmlich den Schmerz, der die angesprochenen Eltern durchzog, wenn sie nur daran dachten, eines ihrer Kinder wegzugeben.

Dennoch merkte Geredi-We, geleitet von ihrer stark ausgeprägten Stärke der Wahrnehmung von Zwischentönen, dass möglicherweise irgendetwas hier nicht stimmte. Deshalb schlenderte sie nach dem Gespräch mit traurigen Gefühlen im Herzen durch das Camp und traf auf dem Weg nach Hause ihren Bruder Geredi-Luc. Ihm erzählte sie, was sie soeben erlebt hatte, und sie schilderte ihm auch ihre unguten Gefühle, was die Vertrauenswürdigkeit der beim Gespräch getroffenen Besucher ihrer Meinung nach betraf.

So gingen sie gemeinsam ein Stück des Weges und setzen sich schließlich auf einen dicken Baumstamm, der entlang des Begrenzungszaunes auf dem Boden lag. Er bot ihnen einen Platz, um die untergehende Abendsonne ein wenig zu genießen, und war daher ein idyllischer, idealer Ruheort, den sie schon des Öfteren aufgesucht hatten, um ihren Gedanken einfach mal ihren stillen Lauf zu lassen.

Auch Träume, irgendwann endlich einmal das Camp verlassen zu können, wuchsen besonders an diesem Ort, denn jenseits des Bretterzaunes, der unmittelbar hinter dem Baumstamm verlief, war die Freiheit. Es war bereits das Gebiet außerhalb des Camps.

Plötzlich inmitten ihrer nachdenklichen Stille konnte man außerhalb des Bretterzaunes Schritte vernehmen und auch Stimmen näherten sich ihnen von der Seite hinter dem Zaun. Anfangs noch nicht richtig vernehmbar, aber als sie näher rückten, sagte eine weibliche Stimme: „Lass uns hier auf dieser Bank einen Moment Platz nehmen.“ „Ja,“ antwortete eine männliche Stimme. „Von dieser Bank können wir das Waldgelände gut überblicken und können uns hier sicher fühlen.“