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Wie Laute, Wörter und Sätze Sprache beleben
Dürfen auch Sie sich in Ihrem Studium mit germanistischer Linguistik beschäftigen? Ralf Methling bringt Leben in die nur scheinbar trockenen Teilbereiche der Linguistik: die Semiotik, die sich mit Zeichen, die Phonetik und Phonologie, die sich mit Lauten, die Morphologie, die sich mit Wörtern, und die Syntax, die sich mit Satzbau beschäftigt. Auch die Semantik, die Lehre der Bedeutung, und die Pragmatik, die sich dem sprachlichen Handeln widmet, lässt er nicht außen vor. So deckt das Buch den Umfang einer einführenden Vorlesung ab und zeigt, wie spannend Linguistik sein kann.
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Germanistische Linguistik für Dummies
Germanistische Linguistik für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
©2024 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
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Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Print ISBN: 978-3-527-72109-2 ePub ISBN: 978-3-527-84349-7
Coverfoto: © Ralf Methling Korrektur: Petra Bonitz
Ralf Methling, ein echter Königswinterer Jung, hat seine Berufung zur Linguistik erst während seines Studiums in den Niederlanden entdeckt. Obwohl er in seiner Schulzeit sprachlichen Fächern keine besondere Aufmerksamkeit schenkte (vor allem sein Deutschlehrer litt hierunter), veränderte sein Umzug in die Niederlande alles. Von 2010 bis 2015 studierte er Deutsch als Fremdsprache und anschließend Germanistische Linguistik, und voilà, seine Leidenschaft war entfacht! Es stellte sich heraus: Es mangelte nicht an der Begeisterung für die deutsche Sprache, sondern ihm fehlte die sprachwissenschaftliche Herangehensweise im schulischen Deutschunterricht.
Heute ist Ralf Methling Dozent im Lehramtsstudiengang Deutsch als Fremdsprache an der Fontys University of Applied Sciences in Sittard, Niederlande. Sein Schwerpunkt liegt in der Vermittlung von theoretischer und angewandter Linguistik, insbesondere der Fremdsprachendidaktik. Neben seiner Lehrtätigkeit tobt sich Ralf Methling auf seinem YouTube-Kanal namens »Linguistik einfach einfach« aus, auf dem er sprachwissenschaftliche Themen auf leicht verständliche Art präsentiert. Er teilt sein Wissen und seine Begeisterung für die Linguistik gern mit anderen.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über den Autor
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Sprache wissenschaftlich unter die Lupe nehmen
Kapitel 1: Sprache für Dummies
Das Untersuchungsobjekt »Sprache«
Tiere und Sprache
Wann fing Sprache an?
Kapitel 2: Die Linguistik: die Wissenschaft der Zunge
Teilbereiche der Linguistik
Wofür man Linguistik braucht
Wie Linguisten forschen
Kapitel 3: Die Semiotik: Setzen Sie ein Zeichen!
Zeichen und Zeichensysteme
Zeichentypen nach Charles Sanders Peirce
Das bilaterale Zeichen: Ausdruck und Inhalt
Syntagmatische und paradigmatische Beziehungen: Ein Zeichen kommt selten allein
Teil II: Vom Laut zum Wort
Kapitel 4: Die Phonetik: leise und lauter laute Laute
Was die Phonetik macht
Phonetik untersucht Laute
Das Internationale Phonetische Alphabet, kurz IPA
Laute produzieren
Laute übertragen
Kapitel 5: Die Phonologie: Funktion der Laute
Phoneme ermitteln
Allophone ermitteln
Regeln muss man befolgen (phonologische Regeln)
Distinktive Merkmale: kleine aber feine Unterschiede
Aus Lauten werden Silben
Kapitel 6: Die Graphematik: Wer schreibt, der bleibt
Orthographie oder Rechtschreibung
Dependenzhypothese vs. Autonomiehypothese
Schriftsysteme: von der Alphabet- bis zur Zeichenschrift
Buchstaben im Deutschen
Die Grundeinheit der Graphematik: das Graphem
Graphematische Prinzipien
Kapitel 7: Die Morphologie: die Welt der Wörter
Was Morphologie ist
Was ein Wort ist
Wie Wörter aufgebaut sind; Morphe
Affix, Basis und Wurzel
Schubladendenken (Sprachtypologie)
Wortbildung: Wie entstehen neue Wörter?
Flexionsmorphologie
Teil III: Vom Wort zum Satz
Kapitel 8: Die Syntax: das ABC des Satzbaus
Ab wann ein Satz ein Satz ist
Eine ganze Handvoll: die fünf Satzarten
Aller guten Dinge sind drei: die drei Satzformen
Komplexe Sätze
Kapitel 9: Syntaktische Kategorien
Gleich und Gleich gesellt sich gern: Wortarten
Das Matroschka-Prinzip: Konstituenten
Satzbildung in Teamarbeit: Phrasen
Kapitel 10: Satzglieder und ihre Aufgaben
Satzglied oder kein Satzglied, das ist hier die Frage
Syntaktische Funktionen: quasi die Berufe der Satzglieder
Kapitel 11: Weitere Grammatiktheorien
Satz-Tetris im Stellungsfeldermodell
Traumpartnersuche der Verben mit der Valenztheorie
Vom Strukturalismus zum Generativismus
Teil IV: Sprache Bedeutung verleihen
Kapitel 12: Die Semantik: Was das alles bedeuten soll
Was ist Semantik?
Was bedeutet »Bedeutung«?
Bedeutungsarten: Denotation und Konnotation
Das (komplizierte) Beziehungsleben der Wörter
Der vernetzte Wortschatz
Semantische Theorien
Kapitel 13: Die Pragmatik: Handeln mit Sprache
Pragmatik versus Semantik
Heute ist morgen schon gestern
Die Beziehungsfalle: Was man meint, aber nicht sagt
Konversationelle Implikatur
Teil V: Früher alles besser?
Kapitel 14: Die historische Linguistik: Es war einmal …
Verwandtschaft der Sprachen
Prolog des Deutschen
Die Geschichte des Deutschen
Kapitel 15: Sprachwandel: Heute ein Fehler, morgen die Norm
Wandel: immer wieder anders
Teil VI: Top-Ten
Kapitel 16: Zehn Mythen über Sprache(n)
Zwei Muttersprachen überfordern und verwirren Kinder
Tik-Tak? Bei den Hopi nicht, denn sie kennen keine Zeit
Deutsche Sprache, schwere Sprache
Chinesisch, perfekt für Grammatik-Rebellen
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung
Früher war alles besser: Die deutsche Sprache verlottert
Sprachzauberinnen: Frauen lernen Sprachen müheloser als Männer
Der Duden ist die Sprachpolizei
Moin! Hannoveraner sprechen das beste Hochdeutsch
Ich bin zu alt zum Sprachenlernen
Kapitel 17: Zehn kuriose Sprachen
Klick-klackende Khoisan-Sprachen
Nur 13 Phoneme und trotzdem quicklebendig: Hawaiianisch
Auf Oksapmin mit dem ganzen Körper zählen
Rechts-Links-Schwäche kein Problem: Die ≠Akhoe Hai//om kennen auch kein rechts und links
Pirahã:
wenige
und
viele
Grammatik XXL im Artschinischen
Slow-Motion-Sprachen: Chinesisch und Deutsch
Zeit läuft auf Mandarin von oben nach unten
tlhIngan Hol
Kleine Wörter sind im Deutschen und Luxemburgischen ganz GROẞ
Kapitel 18: Zehn Webadressen für Neugierige
dwds.de
grammis.ids-mannheim.de
grammis.ids-mannheim.de/rechtschreibung
owid.de
science.org
ethnologue.com
atlas-alltagssprache.de
wals.info
linguistikolympiade.de
youtube.com/linguistikeinfacheinfach
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 3
Tabelle 3.1 Syntagmatische und paradigmatische Beziehungen
Kapitel 4
Tabelle 4.1 IPA-Zeichen der Konsonanten
Tabelle 4.2 IPA-Zeichen der Vokale
Tabelle 4.3 Aufbau des Namens der Konsonanten
Tabelle 4.4 Artikulationsorte und -vorgang
Tabelle 4.5 Alle Konsonanten des Deutschen
Tabelle 4.6 Grundfrequenz
Kapitel 5
Tabelle 5.1 Unterschied zwischen Phonetik und Phonologie
Tabelle 5.2 Das deutsche Konsonantenphonemsystem
Tabelle 5.3 Grundschema einer phonologischen Regel
Tabelle 5.4 Regel der Auslautverhärtung
Tabelle 5.5 Regel der Schwa-Tilgung
Kapitel 6
Tabelle 6.1 Vergleich zwischen Graphetik, Graphematik, Phonetik und Phonologie
Tabelle 6.2 Das deutsche Graphem-Inventar
Kapitel 7
Tabelle 7.1 Unterschied zwischen Flexions- und Wortbildungsmorphologie
Tabelle 7.2 Morphe als kleinste Einheit der Sprache
Tabelle 7.3 Morphe des Wortes
Kleider
Tabelle 7.4 Morphologische Minimalpaare des Verbs
fegen
Tabelle 7.5 lexikalische Morpheme
Tabelle 7.6 grammatische Morpheme
Tabelle 7.7 Klassifizierung der Morphe aus denen
Veränderung
besteht
Tabelle 7.8 Flexions- und Wortbildungsmorphologie
Tabelle 7.9 Flektierbare und unflektierbare Wortarten
Tabelle 7.10 Flexionsparadigma des Substantivs
Koffer
Tabelle 7.11 Deklinationsklassen der Substantive
Tabelle 7.12 Übersicht der Substantivdeklination
Tabelle 7.13 Flexion nach Person und Numerus
Tabelle 7.14 Flexion nach Tempus
Tabelle 7.15 Flexion nach Genus Verbi
Tabelle 7.16 Modus der Verben
Tabelle 7.17 Konjugationsklassen der Verben
Tabelle 7.18 Konjugation des starken Verbs
trinken
Tabelle 7.19 Konjugation des schwachen Verbs
wohnen
Kapitel 8
Tabelle 8.1 Nebensatz 1. Grades
Tabelle 8.2 Nebensatz 2. Grades
Tabelle 8.3 Zwei Nebensätze 1. Grades
Tabelle 8.4 Grad der Nebensätze
Kapitel 9
Tabelle 9.1 Flektierbare und nichtflektierbare Wortarten
Kapitel 10
Tabelle 10.1 Satzglieder mit der Ersatzprobe ermitteln
Tabelle 10.2 Adverbiale
Kapitel 11
Tabelle 11.1 Linke und rechte Satzklammer
Tabelle 11.2 Basisschema im Stellungsfeldermodell
Tabelle 11.3 Verbzweitsatz mit besetzter linker und rechter SK
Tabelle 11.4 Unterschiedliche Verbzweitsätze
Tabelle 11.5 Ergänzungsfrage- und Ausrufesätze als Verbzweitsätze
Tabelle 11.6 Verberstsätze
Tabelle 11.7 Verbletztsatz im Stellungsfeldermodell
Tabelle 11.8 Verschachtelte Struktur im Stellungsfeldermodell
Tabelle 11.9 Relativ-, Interrogativpronomen und Interrogativadverb als linke SK
Kapitel 12
Tabelle 12.1 Nomina Appellativa und Nomina Propria
Tabelle 12.2 Denotation und Konnotation
Tabelle 12.3 Polyseme und Homonyme
Bank
Tabelle 12.4 Paradigmatische Strukturen des mentalen Lexikons
Tabelle 12.5 Merkmalsanalyse von
Mann
,
Frau
,
Junge
und
Mädchen
Tabelle 12.6 Merkmalsanalyse populärer Getränke
Tabelle 12.7 Prinzip der Familienähnlichkeit
Kapitel 14
Tabelle 14.1 Wortgleichung germanischer Sprachen im Vergleich zum Finnischen
Tabelle 14.2 Aufspaltung des Germanischen in Nord-, West- und Ostgermanisch
Tabelle 14.3 Aufbau des Begriffs »Althochdeutsch«
Tabelle 14.4 Aufbau des Begriffs »Mittelhochdeutsch«
Tabelle 14.5 Aufbau des Begriffs »Neuhochdeutsch«
Kapitel 1
Abbildung 1.1 Pioneer-Plakette
Abbildung 1.2 Entwicklung des Menschen
Kapitel 2
Abbildung 2.1 Synchron und diachron
Abbildung 2.2 Phonologie, Morphologie und Syntax in Schichten
Abbildung 2.3 Theoretische Linguistik
Kapitel 3
Abbildung 3.1 Piktogramm »Buch«
Abbildung 3.2 Wüste (Namibia)
Abbildung 3.3 Das Symbol für »Recycling«
Abbildung 3.4 Das bilaterale Zeichen
Kapitel 4
Abbildung 4.1 Teilgebiete der Phonetik
Abbildung 4.2 Dreischritt der Lautproduktion
Abbildung 4.3 Aufsicht auf den Kehlkopf
Abbildung 4.4 Sichtbarer Teil des Kehlkopfs: »Adamsapfel«
Abbildung 4.5 Positionen der Stimmlippen
Abbildung 4.6 Vokaltrakt mit Artikulatoren
Abbildung 4.7 Artikulationsorgane und -orte
Abbildung 4.8 Drei unterschiedliche K-Laute aufgrund von Koartikulation
Abbildung 4.9 Das Vokalviereck als vereinfachte Darstellung des Mundraums
Abbildung 4.10 Horizontale Hauptrichtung der Zunge
Abbildung 4.11 Vertikale Hauptrichtung der Zunge
Abbildung 4.12 Alle Vokale im Vokalviereck mit den acht Kardinalvokalen (hell).
Abbildung 4.13 Bewegungsablauf eines Gewichts an einer Feder
Abbildung 4.14 Sinuskurve
Abbildung 4.15 Teil des Oszillogramms vom Laut [a]
Abbildung 4.16 Teil des Oszillogramms vom Laut [ʃ]
Kapitel 5
Abbildung 5.1 Freie Varianten des Phonems /r/
Abbildung 5.2 Die Silbe als Einheit zwischen Lauten und Morphemen
Abbildung 5.5 Silbenstruktur des Wortes
Herbst
Abbildung 5.4 Silbenstruktur des Wortes
Strom
Abbildung 5.3 Silbenstruktur des Wortes
mit
Abbildung 5.6 Silbenstruktur des Wortes
Fee
Abbildung 5.7 Silbenstruktur des Wortes
Kasse
mit Silbengelenk
Kapitel 6
Abbildung 6.1 Verschiedene Schriftarten
Abbildung 6.2 Chinesisches Schriftzeichen für ›Traum‹
Abbildung 6.3 Entwicklung des Buchstabens <A>
Abbildung 6.4 Allographe des Graphems <a>
Kapitel 7
Abbildung 7.1 Phonologie und Morphologie
Abbildung 7.2 Pluralallomorphe
Abbildung 7.3 Morphologische Analyse des Lexems Veränderung
Abbildung 7.4 Linksverzweigung des Kompositums
Gartenhausdach
Abbildung 7.5 Rechtsverzweigung des Kompositums
Holzgartenhaus
Abbildung 7.6 Rechts- und Linksverzweigung beim Kompositum
Wegwerfhandschuh
Abbildung 7.7 Morphologische Analyse des Kompositums
Wohnungsnot
Abbildung 7.8 Die fünf Flexionskategorien der deutschen Verben
Kapitel 8
Abbildung 8.1 Phonologie, Morphologie und Syntax
Kapitel 9
Abbildung 9.1 Verben: flektierbar und zudem konjugierbar
Abbildung 9.2 Substantive: deklinierbar mit festem Genus
Abbildung 9.3 Adjektive: steigerbar mit flexiblem Genus
Abbildung 9.4 Subjekt- und Prädikatsphäre
Abbildung 9.5 Vier Konstituenten:
Der Lehrer öffnet die Tür
Abbildung 9.6 Fünf Konstituenten:
Der Lehrer öffnet die Tür
Abbildung 9.7 Konstituentenstruktur in die Phrasenstruktur übertragen
Abbildung 9.8 Phrasenstrukturbaum mit verschachtelten NPs
Abbildung 9.9 Phrasenstrukturbaum mit PP
Abbildung 9.10 Präpositionalphrase [
auf dem Hof
] als Erweiterung der NP [
meiner
...
Kapitel 11
Abbildung 11.1 Wasser: zweiwertiges Sauerstoffatom
Abbildung 11.2
sagen
mit zwei Ergänzungen
Abbildung 11.3 Dependenzstruktur:
Ich sage ihm die neuen Termine
.
Kapitel 12
Abbildung 12.1 Die Referenz von Mars
Abbildung 12.2 Referenz als Menge
Abbildung 12.3 Symbol, Intension und Referent
Abbildung 12.4 Das semiotische Dreieck
Abbildung 12.5 semiotisches Dreieck mit konkreter Pflanze
Abbildung 12.6 Das sprachliche Zeichen
Abbildung 12.7 Homonymie Bank
Abbildung 12.8 Synonymie
Abbildung 12.9 Einige Hypero-, Hypo- und Kohyponyme
Abbildung 12.10 Konträre Antonymie
Abbildung 12.11 Wortfamilie zum Kernlexem
sonn
-
Abbildung 12.12 Was sehen Sie?
Abbildung 12.13 Prototypisches Obst
Kapitel 13
Abbildung 13.1 Origo-Modell nach Bühler
Abbildung 13.2 Origo-Modell im dreidimensionalen Raum
Kapitel 14
Abbildung 14.1 Anzahl Sprachen und Sprecher der Niger-Kongo-Sprachfamilie
Abbildung 14.2 Verbreitung der Niger-Kongo-Sprachen
Abbildung 14.3 Anzahl Sprachen und Sprecher der austronesischen Sprachfamilie
Abbildung 14.4 Verbreitung der austronesischen Sprachen
Abbildung 14.5 Anzahl Sprachen und Sprecher der Trans-Neuguinea-Sprachen
Abbildung 14.6 Verbreitung der Trans-Neuguinea-Sprachen
Abbildung 14.7 Anzahl Sprachen und Sprecher der sinotibetischen Sprachfamilie
Abbildung 14.8 Verbreitung der sinotibetischen Sprachen
Abbildung 14.9 Anzahl Sprachen und Sprecher der indogermanischen Sprachen
Abbildung 14.10 Verbreitung der indogermanischen Sprachen
Abbildung 14.11 Geografischer Ursprung der indogermanischen Sprachen
Abbildung 14.12 Sprachperioden des Deutschen
Abbildung 14.13 Nieder-, Mittel- und Oberdeutsch
Kapitel 15
Abbildung 15.1 Meine Mutter und ich im Jahre 1990
Abbildung 15.2 Wandlungsprozess
Abbildung 15.3 Phasen im Sprachwandelprozess
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Titelblatt
Impressum
Über den Autor
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Fangen Sie an zu lesen
Abbildungsverzeichnis
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Warum sollten Sie dieses Buch lesen und nicht irgendeine andere Einführung in die Linguistik? Schließlich gibt es zahlreiche Fachbücher zu diesem Thema. Doch dieses (Fach-)Buch ist anders:
Ich habe das Wissenschaftsgebiet rigoros zurechtgestutzt. Sicherlich fehlt an vielen Stellen der Tiefgang und ich kratze nur an der Oberfläche der Linguistik. Vom Umfang her habe ich ziemlich genau versucht, abzuschätzen, was Studierende in sprachlich orientierten Studiengängen benötigen, um einführenden Vorlesungen zur Linguistik ohne Probleme folgen zu können.
Auch vom Schwierigkeitsgrad her habe ich reduziert. Ja, vereinzelt könnte der Experte bemängeln, dass ich Konzepte etwas »platt« darstelle, dass die Nuancen und der wissenschaftliche Touch fehlen. Doch genau das war mein Plan. Meine Erklärungen werden dadurch verständlich. Trotz quantitativer und qualitativer Reduktion gilt, dass alles, was Sie in diesem Buch lernen werden, korrekt ist!
Ich werde Sie mit Beispielen bombardieren, denn das ist eines der wichtigsten didaktischen Mittel, um Wissen zu vermitteln.
Und zuletzt soll das Lesen dieses Buches Spaß machen. Immer mal wieder stoßen Sie auf Anekdoten, Beispiele aus dem Leben und Funfacts.
Vielen Dank an dieser Stelle an meinen Fachkorrektor Marcel Linnenkohl, der mir in den letzten Wochen vor der Fertigstellung des Buches sehr beim Spagat zwischen fachlicher Korrektheit und leicht verständlichen Erklärungen geholfen hat. Marcel, ein riesiges Dankeschön für dein Engagement und deine Expertise!
Zurück zu Ihnen. Fühlen Sie sich nicht verpflichtet, beim ersten Kapitel zu beginnen, denn eventuell tauchen Sie lieber gezielt in die Tiefen der Linguistik ein, indem Sie über das Inhaltsverzeichnis die Themen raussuchen, die Sie interessieren. Lust auf ein Abenteuer? Lassen Sie sich vom ausführlichen Stichwortregister am Ende des Buches treiben und steigen Sie ein, wo immer Sie möchten.
Aber wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Am besten liest es sich, wenn Sie chronologisch vorgehen. Dies ist dem Aufbau der Linguistik geschuldet. Klassischerweise beginnen auch Einführungsveranstaltungen an Unis und Lehrwerke bei den kleinsten Bausteinen der Sprache und hangeln sich nach und nach zu den größeren Elementen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie in jedem weiteren Kapitel, das Sie lesen, auf dem Wissen des vorherigen aufbauen und so nicht mit unbekannten Gedanken und Fachbegriffen konfrontiert werden, die Sie im Notfall aber auch immer über das Stichwortregister nachschlagen können.
Wenn Sie studieren, dann empfehle ich Ihnen, alle Themen, die in der Vorlesung angesprochen werden, mithilfe des Buches nachzuarbeiten. Wenn Sie einmal die Basiskonzepte der linguistischen Teilgebiete verstanden haben, sind auch die oft komplizierteren Vorlesungen ein Klacks. Und wenn Sie den Streber raushängen lassen möchten, dann bereiten Sie sich mithilfe des Buches auf die Vorlesungen vor. Ihre Kommilitonen werden wegen Ihres Fachwissens vor Neid erblassen.
Gähn … Konventionen. Klingt nach einem ziemlich trockenen Thema, und auch wenn ich gern mit Konventionen breche, muss ich mit Ihnen ein paar Vereinbarungen treffen. Die Linguistik steht nämlich vor einem Problem: Das, was untersucht wird (Sprache), deckt sich mit dem Kanal, über den wir kommunizieren (Sprache). Ich verwende in diesem Buch also Sprache, um damit über Sprache zu sprechen. Damit das gelingt, gelten die folgenden Spielregeln:
Das sprachliche Material, über das ich spreche, steht kursiv. Zum Beispiel: Das Wort
Baum
enthält vier Buchstaben.
Sprachliche Hervorhebungen, Titel und Zitate stehen in französischen Anführungszeichen. Zum Beispiel: Sie lesen das Buch »Germanistische Linguistik für Dummies«.
Bedeutungsangaben stehen in einfachen französischen Anführungszeichen. Zum Beispiel: Das niederländische Wort
huis
bedeutet auf Deutsch ›Haus‹.
Neue Begriffe und Kernbegriffe in Aufzählungen stehen fettgedruckt. Zum Beispiel: Ein
Phon
ist ein Laut.
Mit Listing sind Texte markiert, die im Internet eingetippt werden müssen. Zum Beispiel: Besuchen Sie die Seite
grammis.ids-mannheim.de
!
Es gibt noch viele »besondere« Zeichen in diesem Buch, die ich jeweils bei ihrem ersten Auftreten erkläre. Sie werden auf eckige Klammern, Asterisk, geschweifte Klammern und Kapitälchen stoßen. Aber lassen Sie sich davon an dieser Stelle (noch) nicht verwirren.
Ich möchte mit Ihnen noch über ein wichtiges Thema sprechen: Gendern und Sprache. In diesem Buch habe ich mich dazu entschieden, keine Doppelnennungen wie Lehrerinnen und Lehrer zu verwenden und auch keine Formen wie Lehrer/-in oder Lehrer*in. Hier zwei ausschlaggebende Gründe:
Gendergerechte Sprache könnte den Lesefluss stören und von der eigentlichen Botschaft ablenken. Doch genau das würde dem Hauptziel des Buches im Wege stehen: Wissen verständlich vermitteln und so wenig wie möglich vom Kern ablenken.
Gegen die Doppelnennung oder Formen wie
Lehrer/-in
spricht, dass sich gerade durch die Betonung der Geschlechter »männlich« und »weiblich« andere Gruppen ausgeschlossen fühlen könnten. Genau das möchte ich verhindern. Ich möchte gern alle einschließen und bleibe deswegen konservativ beim generischen Maskulinum.
Machen Sie es sich beim Lesen bequem, lehnen Sie sich zurück und tauchen Sie einmal ganz ungezwungen in die Welt der Sprachen ein, ohne über das Gendern nachzudenken.
Es würde mich natürlich freuen, wenn Sie das gesamte Buch lesen würden. Aber mal ehrlich: Jeder hat seine persönlichen Präferenzen und Sie dürfen gern Kapitel überspringen. Die Texte in den Kästen enthalten Anekdoten und Wissenswertes über Sprache, das sich nicht wirklich für die Linguistikklausur an der Uni eignet, aber mit dem Sie vielleicht auf einer Party die Stimmung heben können. Reden Sie anstatt über das Wetter doch einmal über Sprache und bringen Sie ein wenig Schwung in die Bude!
Das Techniker-Symbol weist Sie darauf hin, dass es an dieser Stelle etwas komplizierter wird. Sie können diese Textstellen überspringen, ohne etwas zu verpassen, aber sie enthalten oft wichtige Informationen, die ich Ihnen nicht vorenthalten wollte.
Es wäre sehr töricht von mir anzunehmen, dass Sie dumm seien, weil Sie »… für Dummies« lesen. Ganz im Gegenteil, mit dem Kauf dieses Buches beweisen Sie, dass Sie gebildet sind. Schon allein aus dem Grund, dass es sich um ein Thema handelt, das nicht jeder kennt. Beim Schreiben habe ich beachtet, dass Sie vermutlich studieren und somit eine solide Schulbildung genossen haben.
Sie sind also ziemlich clever, denn anstatt sich durch einen kompliziert geschriebenen Wälzer zu quälen und sich dabei in Diskussionen über linguistische Feinheiten zu verlieren, folgen Sie meiner einfachen Erklärung. Sie werden so mit dem geringsten Aufwand ihr Ziel erreichen: Einen Überblick über die Linguistik erhalten aus der Perspektive der deutschen Sprache. Nicht nur die Harten kommen in den Garten, sondern auch die Smarten.
Über den Aufbau dieses Buches habe ich mir Gedanken gemacht. Der erste Teil ist ein schneller Helikopterflug über die linguistischen Teilbereiche. Dieser Teil fasst im Prinzip das gesamte Buch zusammen und erklärt, warum es die Linguistik überhaupt gibt. In den Teilen zwei bis vier klappre ich mit Ihnen dann die einzelnen Teilgebiete ab. Teil V ist ein Ausflug in die historische Linguistik. Es geht nun nicht mehr um den Zustand einer Sprache zum jetzigen Zeitpunkt, sondern um die historische (und zukünftige) Entwicklung des Deutschen.
Im Einführungsteil stecke ich das Wissenschaftsgebiet »Linguistik« ab. Wichtig ist dabei, erstmal den Begriff »Sprache« einzugrenzen. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in die Arbeit von Sprachwissenschaftlern. Welche Methoden werden angewendet, um Sprache, die abstrakt ist, zu untersuchen? Warum ist es überhaupt nötig, Sprache zu untersuchen? Ist Linguistik mehr als ein Zeitvertreib?
Der zweite Teil beschränkt sich auf Laute, wie Laute zu Wörtern werden und Wörter zu noch längeren Wörtern. Sie lernen so die Struktur von Sprache auf den kleinsten Ebenen kennen.
Wörter gehen miteinander Beziehungen ein. Sie lassen sich verbinden und bilden Sätze. Das ist das Thema des dritten Teils: vom Wort zum Satz.
Die Teile I–III betrachten Sprache aus einer »technischen« Perspektive. Wie sieht der Bauplan einer Sprache aus? In Kapitel IV kommt nun ein essenzieller Aspekt hinzu, um Sprache »brauchbar« zu machen: Die einzelnen Bauteile von Sprache, von den Morphemen bis hin zu ganzen Sätzen, tragen nämlich auch eine Bedeutung.
Teil V enthält Bonuskapitel, die Sprache historisch beleuchten. Wie ist die deutsche Sprache überhaupt entstanden und was ist Sprachwandel? Wird die deutsche Sprache verlottern?
Hier habe ich mich als Autor so richtig ausgelebt. Es gibt zahlreiche Sprachmythen, die im Umlauf sind. Ich habe sie für Sie einem Faktencheck unterzogen und bin Fragen wie »Ist die deutsche Sprache eine schwierige Sprache?« nachgegangen.
Auch die »Top Ten der kuriosen Sprachen« wollte ich Ihnen nicht vorenthalten. Ich schließe mit zehn Webseiten ab, auf denen Sie stöbern können, wenn Sie von der Linguistik nicht genug bekommen können.
In diesem Buch treffen Sie auf Symbole, mit denen ich die wichtigsten Informationen für Sie gebündelt habe. Sie bedeuten:
Hier finden Sie die Definition eines wichtigen Begriffs. Bitte beachten Sie, dass oft viele verschiedene Definitionen im Umlauf sind. Ich war so dreist und habe eine Entscheidung getroffen, um Ihnen zu helfen.
Hier stehen zentrale Aspekte, denen Sie immer mal wieder im Buch begegnen werden, die wiederholt werden oder so wichtig sind, dass Sie sie nicht vergessen sollten.
Lesen Sie das unbedingt! Ich möchte Sie vor Fettnäpfchen bewahren oder Sie auf einen Fallstrick hinweisen.
Manchmal habe ich auch einen ganz persönlichen Tipp auf Lager. Dieser verbirgt sich dann hinter der Glühbirne.
Hinter dem Techniker-Symbol verbergen sich Informationen, die ich nicht weglassen wollte, aber die Sie auch nicht unbedingt lesen müssen, wenn Sie nur die Grundkonzepte des jeweiligen Themas verstehen möchten. Oftmals wird es an dieser Stelle auch etwas komplizierter.
Wie es weitergeht? Mit dem Lesen natürlich! Am besten starten Sie mit dem ersten Kapitel, ich habe für einen sanften Einstieg in die Linguistik gesorgt. Sie mögen es auf die harte Tour? Dann beginnen Sie doch gleich mit Kapitel 4: »Die Phonetik: leise und lauter laute Laute«.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
In diesem Teil lernen Sie zunächst, was und wie Sprache ist. Sie machen sich mit den gängigsten Definitionen vertraut und werden recht schnell die Komplexität des Forschungsfelds »Sprache« erkennen. Ein Blick in die Tierwelt zeigt, dass der Sprachbegriff so dehnbar ist, dass es gar nicht einfach ist, zu entscheiden, ab wann Sprache keine Sprache mehr ist.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Sprache und das alltägliche LebenWas Sprache istTiere und SpracheDer Ursprung von SpracheDie Linguistik oder auch Sprachwissenschaft (lat. lingua ›Zunge, Rede, Sprache‹) ist eine wissenschaftliche Disziplin, die Sprachen untersucht. Diejenigen, die hauptsächlich in diesem Forschungsbereich tätig sind, bezeichnet man als Linguisten.
Nicht nur in der Linguistik beschäftigt man sich mit Sprache, sondern auch in der …
Soziologie,
Medizin,
Biologie,
Neurowissenschaft,
Psychologie,
Informatik
… und in vielen weiteren Wissenschaften.
Es ist der dritte März 1972. Die Raumsonde Pioneer 10 startet auf Cape Canaveral in den Weltraum, um weit in die äußeren Regionen unseres Sonnensystems einzutauchen. Neben vielen Messgeräten zur Erforschung des Alls transportiert sie auch eine außergewöhnliche Fracht: eine goldene Plakette (siehe Abbildung 1.1), die eine Botschaft an Außerirdische enthält. Es handelt sich um einen Kommunikationsversuch. Außerirdische Lebensformen, wenn es sie denn gibt, sollen die kosmische Grußbotschaft finden und so unter anderem die Position des Planeten Erde im Universum ermitteln können. Den Wissenschaftlern ist klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass extraterrestrisches Leben unsere Nachricht findet und entschlüsseln kann, extrem gering ist. Es zeigt aber, wie wichtig Kommunikation für uns Menschen ist, wenn selbst der sehr unwahrscheinliche Fall, dass Außerirdische die Plaketten finden und mit uns Kontakt aufnehmen, in Erwägung gezogen wird. Kein Versuch der Kommunikation soll unversucht bleiben.
Abbildung 1.1: Pioneer-Plakette (Foto: NASA)
Demnach überrascht es nicht, dass Kommunikation die Gesellschaft auf unserem Planeten prägt. Sie schließen Handyverträge ab, streiten sich über den Haushalt und verschicken E-Mails. Kommunikation hat zudem für viele kulturelle Entwicklungen gesorgt. Ohne Kommunikation gäbe es keine soziale Absicherung, keine Medizin, kein Internet. Das bevorzugte Instrument ist dabei stets die Sprache, die Sie sogar begleitet, wenn Sie allein sind. Viele empfinden nämlich den eigenen inneren Monolog als eine Stimme im Kopf, die uns Menschen durch den Alltag führt. Es ist kaum möglich, diesen Sprach-Denkfluss abzuschalten. Es kann also gut sein, dass Sie diese ständige Begleiterin, Ihre Stimme, als Ihren Kern, Ihre Seele, empfinden, als Ihr tiefstes Inneres, Ihr Sein, denn Sie sind Mensch, weil Sie denken: Cogito ergo sum. Menschsein ist Denken, Denken ist Sprache.
Ob man zum Denken tatsächlich Sprache benötigt, ist umstritten. Einerseits scheinen komplexe und abstrakte Gedanken von Sprache abhängig zu sein, andererseits vollziehen sich Denkprozesse auch in Bildern und Emotionen. Die Wissenschaft geht aktuell davon aus, dass Denken auch ohne Sprache funktioniert, allerdings nur bis zu einem gewissen Abstraktionsniveau. Schließlich scheinen auch Säuglinge denken zu können, obwohl sie noch keine Sprache beherrschen, und es gibt Menschen mit Verletzungen oder Krankheiten, die ihre Sprachfähigkeit verloren haben, aber dennoch Gedanken ausdrücken und Probleme lösen können.
Ein weiterer besonderer Aspekt unserer Sprache ist, dass sie nicht nur funktional, sondern auch originell ist. Menschen produzieren sehr komplexe Äußerungen und Gedanken. Es wird dabei kein festes Inventar an Sätzen abgespult, sondern auch ständig Äußerungen, die noch nie jemand gesagt hat. Ich kann jetzt hier an dieser Stelle einen Satz erfinden, der mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit noch nie vorher gedruckt oder ausgesprochen wurde, der Sinn ergibt und von Ihnen verstanden wird. Dieser Vorgang kostet mich überraschenderweise kaum Mühe oder Zeit:
Dummies-Bücher sind meine Abschalten-wenn-der-Tag-mal-wieder-sehr-stressig-war-Begleiter.
Gerade aber weil Sprache so tief mit unserem Sein, unserer Gesellschaft und unserem Denken verbunden ist, weil sie nicht nur der Kommunikation dient, sondern auch eine Kunst darstellt, ist es wohl so schwer, eine Definition des Begriffs »Sprache« zu geben. Eine Definition, die alle bisher genannten Facetten abdeckt und zugleich eine klare Grenze zu allen nichtsprachlichen Phänomenen zieht. Danach streben Wissenschaftler seit vielen Jahrhunderten.
Zunächst verrät der Blick in ein Wörterbuch, dass es nicht nur eine Bedeutung des Begriffs »Sprache« gibt, sondern mindestens fünf:
Sprache ist die Fähigkeit des Menschen, zu sprechen.
Auf diesen Aspekt von Sprache bezieht man sich, wenn man zum Beispiel sagt: Es hat jemandem die Sprache verschlagen. Diese Person kann nicht mehr sprechen. Sie ist so verwundert, dass der Prozess, der bei den Gedanken im Kopf beginnt und bei Ansteuerung der Muskeln im Gesicht endet, nicht mehr funktioniert.
Sprache ist die Ausdrucksweise oder der verwendete Stil.
Jeder Mensch hat seine ganz eigene Sprache. Die Sprache Goethes ist sicherlich etwas besonders. Die Sprache der Jugend wirkt auf viele Erwachsene manchmal abschreckend, unverständlich oder befremdlich.
Sprache ist die Art und Weise des Sprechens, die Stimme.
Wenn jemand einen besonderen Akzent hat, kann man diese Person an ihrer Sprache erkennen. Außerdem gibt es Sprachbeeinträchtigungen wie Stottern oder Lispeln.
Sprache ist die Rede, das Sich-Äußern.
Wenn man jemanden auffordert, mit der Sprache herauszurücken, bezieht man sich auf diese Teilbedeutung des Begriffs »Sprache«.
Sprache ist ein System aus Zeichen
und Regeln, wie diese Zeichen kombiniert werden müssen. Es dient als Kommunikationsmittel
einer menschlichen Gesellschaft.
Gemeint ist mit diesem fünften Aspekt von Sprache das ganze Sprachsystem. Zeichen sind unter anderem Wörter, die zusammen einen Satz ergeben können (siehe Kapitel 3 »Die Semiotik: Setzen Sie ein Zeichen!«).
Die ersten vier Aspekte des Sprachbegriffs beschreiben Prozesse, die man als »das Sprechen« umschreiben kann. Es geht um die Anwendung der Regeln einer Sprache. Das Ergebnis ist konkret. In allen vier Begriffsbedeutungen geht es um Sprache, die man hören oder lesen kann.
Im Gegensatz dazu steht die fünfte Beschreibung. Sprache ist ein abstraktes System, das nicht direkt wahrgenommen werden kann. Es ist das System einer Sprache, das sich alle Leute, die diese Sprache beherrschen, angeeignet haben. Den Aspekten eins bis vier liegt also der fünfte Aspekt von Sprache zugrunde. Ohne Sprachsystem gibt es keine Sprache.
Diese deutliche Trennung zwischen Sprachwissen (Begriff fünf) und Sprechen (Begriffe eins bis vier) wird in der Fachliteratur auch Kompetenz (Wissen über das Sprachsystem) und Performanz (Verwendung der Regeln, das Sprechen) genannt.
Immer wenn in diesem Buch das Wort Sprache steht, ist damit das Sprachsystem (Begriff fünf) gemeint. Wenn nicht, dann geht eindeutig aus dem Kontext hervor, dass ich mich auf eine andere Ebene beziehe.
Dass diese Unterscheidung zwischen »dem Sprechen« einerseits und »Sprachwissen« andererseits sinnvoll ist, zeigt auch der folgende Beispielsatz.
*Der Paketbote ist das Paket abgegeben.
Klar, Sie merken sofort, dass etwas nicht stimmt. Doch vor allem, wenn Deutsch Ihre Muttersprache ist, werden Sie Schwierigkeiten haben, zu begründen, warum dieser Satz falsch ist.
Wenn ein Satz grammatisch nicht korrekt ist, spricht man in der Linguistik von einem ungrammatischen Satz und ein solcher wird immer mit einem Sternchen (auch: Asterisk) angekündigt.
Eine Person, die mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen ist, würde diesen Satz so nicht produzieren. Es sei denn, sie ist gerade abgelenkt oder befindet sich in einer stressigen Situation, verspricht sich darum eventuell. In der Regel sind alle Muttersprachler einer Sprache nämlich absolute Fachleute im Anwenden der Regeln einer Sprache. Sie sind Sprechfachleute, aber eben nicht Sprachfachleute. Nur, wer das Sprachsystem (Begriff fünf) einer Sprache studiert hat, kennt die grammatische Regel, die im Beispielsatz missachtet wurde.
Das Perfekt wird im Deutschen mit den Hilfsverben haben oder sein und dem Partizip II gebildet. Das Hilfsverb sein steht:
Bei intransitiven Verben (Verben ohne Akkusativobjekt), die eine Fortbewegung beschreiben, wie in Paul ist nach Berlin gefahren;bei intransitiven Verben der Zustandsveränderung: Dann ist sie aufgewacht;bei Ereignisverben: Was ist passiert?und
mit dem Partizip II von sein, bleiben und werden: ist gewesen, ist geblieben und ist geworden.In allen anderen Fällen wird das Perfekt mit haben gebildet.
Menschen setzen Sprache bewusst ein, um ein Ziel zu erreichen (siehe Kapitel 13 »Die Pragmatik: Handeln mit Sprache«). Sie ist funktional. Ihr Gebrauch hat also Ähnlichkeiten mit klassischen Werkzeugen wie einem Hammer. Allerdings ist das Werkzeug Sprache ein äußerst komplexes Werkzeug. Es ermöglicht Ihnen, Teil eines sozialen Gefüges zu werden und sich in diesem sozialen Gefüge durch Interaktion zu bewegen. Sie könnten jetzt Ihre beste Freundin anrufen und ihr vom letzten Wochenende erzählen und würden durch den Einsatz des Werkzeugs Sprache einen Einfluss auf Ihre Position im sozialen Gefüge ausüben. Ihre Freundin wird sich vielleicht über Ihren Anruf freuen, Sie »quatschen« über dieses und jenes, wodurch sich Ihr soziales Band verstärkt. Sprache hat ihre Funktion erfüllt.
Sie setzen Sprache als Werkzeug ein, um andere Menschen zu beeinflussen. Sprache ist ein soziales Phänomen.
Der Schweizer Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure (1857–1913) hat eine ähnliche Unterscheidung zwischen den verschiedenen Bedeutungsaspekten von Sprache vorgeschlagen und die Sprachwissenschaft durch seine Arbeit »Cours de linguistique générale« nachhaltig geprägt. Sein Werk wurde erst drei Jahre nach seinem Tod von seinen Schülern Charles Bally und Albert Sechehaye veröffentlicht. Er nahm eine Dreiteilung vor: Langage, Langue und Parole.
Langage
:
Damit bezieht sich de Saussure auf die biologische Sprachfähigkeit des Menschen. Er meint damit die Artikulationsfähigkeit.
Langue
:
Sie ist Sprachbesitz als eine soziale Errungenschaft einer Gesellschaft. De Saussure beschreibt genauer, dass Sprache aus einem System aus Zeichen und Regeln, die für das Verknüpfen dieser Zeichen gelten, aufgebaut ist.
Dass man mit dem ZeichenKatze eine Katze meint und keine Kuh, was absolut möglich wäre, ist lediglich eine Konvention, die von sozialen Gruppen eingehalten wird. Auch, dass man Ich gehe nach Hause sagt und nicht *Nach Hause ich gehe, ist lediglich eine Vereinbarung, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Wenn man sich nicht an die impliziten Regeln der Langue hält, wird man nicht verstanden.
Durch dieses System können Menschen über Gedanken, Gefühle und Erlebnisse sprechen. Wenn Sie also sagen, dass Sie drei Sprachen sprechen, dann beziehen Sie sich auf die Langue. Sie wissen, an welche Regeln Sie sich in den jeweiligen Sprachen halten müssen, um zu kommunizieren.
Parole
:
Sie steht für den Sprachvollzug. Besonders gut kann man diesen Aspekt von Sprache auf Englisch ausdrücken:
I'm speaking German
. Das bedeutet, dass man gerade dabei ist, Deutsch zu sprechen. Die Parole ist dabei abhängig von der Langue. Ohne Langue keine Parole.
Diese drei französischen Begriffe von de Saussure wurden mehrfach ins Deutsche übersetzt, konnten sich aber nicht durchsetzen. Man spricht nicht von Sprechfähigkeit, Sprachbesitz und Sprachvollzug, sondern auch im Deutschen von Langage, Langue und Parole.
Eine weitere bekannte Sprachdefinition ist die von Edward Sapir aus dem Jahre 1921:
»Language is a purely human and noninstinctive method of communicating ideas, emotions, and desires by means of a system of voluntarily produced symbols.« (E. Sapir, 1921)
Viele Elemente seiner Auffassung von Sprache finden sich auch in anderen Definitionen wieder. Sapir scheint also ganz zentrale Elemente von Sprache genannt zu haben:
Sprache ist rein
menschlich
.
Sprache ist nicht-instinktiv, sondern wird
bewusst
eingesetzt.
Sprache ist ein
Mittel
, um Gedanken, Gefühle und Wünsche zu übermitteln.
Sprache besteht aus frei geschaffenen
Symbolen
(siehe dazu
Kapitel 3
»Die Semiotik: Setzen Sie ein Zeichen!«).
Sie werden auf den nächsten Seiten immer wieder diesen vier Elementen begegnen, wenn ich Ihnen zeige, was menschliche Sprache von der Kommunikation in der Tierwelt unterscheidet und was Edward Sapir mit »frei geschaffenen Symbolen« meint.
Eine weitere Definition von Sprache möchte ich Ihnen aber nicht vorenthalten, denn sie stammt vom wohl berühmtesten Linguisten unserer Zeit, Noam Chomsky:
»A language is a collection of sentences of finite length all constructed from a finite alphabet (or, where our concern is limited to syntax, a finite vocabulary) of symbols.« (N. Chomsky, 1959)
Seine Auffassung von Sprache unterscheidet sich deutlich von Sapirs Herangehensweise, was noch einmal verdeutlicht, wie komplex der Untersuchungsgegenstand »Sprache« ist. Er kann aus zahlreichen Blickwinkeln betrachtet werden und es lassen sich immer wieder neue Definitionen formulieren.
Eine sehr ausführliche Antwort auf die Frage, was Sprache ist, liefert der Linguist Charles Hockett, indem er 13 Designmerkmale der natürlichen menschlichen Sprachen beschreibt. Einige von ihnen wirken sehr trivial, aber sie gewinnen an Bedeutung, sobald man erkennt, dass sie in bestimmten tierischen Kommunikationssystemen und menschlichen Systemen, die keine Sprache sind, fehlen. Genau damit beschäftigt sich anschließend das Teilkapitel »Tiere und Sprache«.
Sprache wird über einen vokal-auditiven
Kanal übertragen.
Das bedeutet, dass Sie beim Sprechen Schallwellen produzieren, die von Ohren aufgefangen werden. Das ist die primäre Art der menschlichen Kommunikation. In Kapitel 4 dieses Buches »Die Phonetik: leise und lauter laute Laute« erfahren Sie mehr darüber. Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich, ob wir, ich, der Autor, und Sie, der Leser, somit nicht miteinander kommunizieren. Schließlich produziere ich keine Schallwellen beim Schreiben (abgesehen vom Tippen auf meiner Tastatur). Und ja, die schriftliche Kommunikation hat eine Sonderstellung in der Linguistik. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 6 »Die Graphematik: Wer schreibt, der bleibt«. Wir halten an dieser Stelle fest, dass Sprache also tatsächlich an erster Stelle mündlich ist und über den vokal-auditiven Kanal transportiert wird. Andere Formen der Kommunikation wie Gesten, Balzrituale oder der Schwänzeltanz der Bienen werden damit eindeutig ausgeschlossen.
Aus heutiger Sicht sind auch Gebärdensprachen vollwertige Sprachen, obwohl sie keinen Gebrauch von Schallwellen machen. Komplexe Gedanken, Informationen, Witze, Ironie und Emotionen können ohne Einschränkungen genau wie mit mündlicher Sprache kommuniziert werden. Zudem lassen sich alle linguistischen Teilgebiete auch auf Gebärdensprachen anwenden. Das heißt, dass Gebärdensprachen morphologische und syntaktische Strukturen haben und semantischen Regeln folgen. Dass Gebärdensprache »primitiv« sei, keinen klaren sprachlichen Regeln folge und den pantomimischen Gesten eines Clowns gleiche, sind Vorurteile, die auf Unwissenheit beruhen, und Menschen, die auf Gebärdensprache angewiesen sind, verletzen.
Übertragung und direktionale Perzeption
Dieses Merkmal ergibt sich zwangsläufig aufgrund der physikalischen Eigenschaften des Schalls. Der Schall der menschlichen Sprache kann von jedem Hörsystem (meistens Ohren) im Umkreis gehört werden und zusätzlich kann der Hörer in der Regel einwandfrei orten, wo die Schallwellen herkommen.
Abklingen
Der Sprachschall klingt schnell ab und verschwindet. Kaum hat man etwas ausgesprochen, ist es auch wieder verflogen. Andere Formen der Kommunikation, wie Tierspuren und Gerüche, bleiben länger erhalten. Noch länger überdauern schriftliche Aufzeichnungen, die aber im Vergleich zur gesprochenen Sprache eine relativ junge Erfindung der Menschen sind.
Austauschbarkeit der Sprecher- und Hörerrolle
Dass die Austauschbarkeit der Sprecher- und Hörerrolle ebenfalls ein Merkmal der Sprache ist, wird deutlich, wenn man dieses Merkmal mit dem Balzverhalten von einigen Vögeln vergleicht. So kann das Weibchen den Balztanz eines Männchens nicht nachahmen. Es kann also nicht von der Hörerrolle (Sender) in die Sprecherrolle (Empfänger) wechseln.
Rückkopplung
Das balzende Männchen, das ein Weibchen beeindrucken möchte, sieht nicht die Farbe seines eigenen Bauches. Menschliche Sprache bedeutet aber, dass Sie auch immer hören, was Sie sprechen und deswegen sich selbst korrigieren können, wenn Sie merken, dass Sie etwas falsch ausgesprochen haben.
Spezialisierung
Das sechste Designmerkmal bezieht sich auf die Tatsache, dass der menschliche Sprechapparat auf die Produktion von Sprachlauten spezialisiert ist. Sprache hat keine andere Funktion außer der Signalübertragung. Ganz im Gegensatz zu einem Hund, der hechelt und damit auch Laute von sich gibt. Das Hecheln eines Hundes ist aber eine biologisch notwendige Tätigkeit, um den Organismus abzukühlen. Die Geräusche, die er dabei produziert, mit denen er anderen Hunden und uns Menschen etwas mitteilt (Hallo, mir ist warm!), sind ein Nebeneffekt des Hechelns.
Semantizität
Sprache ist, im Gegensatz zu dem Geräusch, das beiläufig beim Hecheln eines Hundes entsteht, semantisch. Das bedeutet, dass eine sprachliche Einheit (zum Beispiel ein Wort) direkt mit einer Bedeutung verbunden ist. Mehr dazu im Kapitel 12 »Die Semantik: Was das alles bedeuten soll«.
Arbitrarität
Das Merkmal »Arbitrarität« oder »Willkürlichkeit« beschreibt, dass ein Wort wie Feuer nicht aussieht und sich auch nicht anhört wie echtes Feuer. Die beiden Seiten eines Wortes, einerseits wie es ausgesprochen wird, und andererseits, was es bedeutet, sind durch Konvention miteinander verbunden. Diese Verknüpfung haben die Menschen selbst hergestellt und darum muss sie von Kindern erworben werden, da sich das Wort nicht logisch erschließen lässt. Das erklärt auch, warum die Dinge in unterschiedlichen Sprachen unterschiedlich benannt werden. Gäbe es keine Arbitrarität in der Sprache, müssten ja alle Dinge in allen Sprachen der Welt ihren einzigen logischen Namen erhalten.
Jede Sprache enthält auch Ausdrücke, die nicht arbiträr sind. So ist es logisch, dass eine Pistole peng macht und eine Katze miau, weil sich die Geräusche so anhören. Diese sogenannten Onomatopoetika(lautmalerischeWörter) geben Geräusche mit einem ähnlich klingenden Geräusch wieder. Allerdings sind auch Onomatopoetika ein Stück weit arbiträr, denn ein französischer Hahn macht cocorico, während ein deutscher Hahn kikeriki macht.
Bedeutungsunterscheidende
Funktion (Diskretheit
)
Es macht einen Unterschied, ob man Land oder Sand sagt, da die beiden Wörter eine andere Bedeutung haben, obwohl sie sich nur durch einen einzelnen Laut unterscheiden. Trotz der Fähigkeit des menschlichen Artikulationsapparats, eine Vielzahl dieser bedeutungsunterscheidenden Laute zu produzieren, verwendet jede Sprache nur einen kleinen Teil davon, um Wörter zu bilden. Ein Laut, der zwischen dem L in Land und dem S in Sand liegt, wird als Nuscheln oder undeutliches Sprechen wahrgenommen. Es entsteht dadurch kein neues Wort, sondern der Hörer hört entweder Land, Sand oder versteht nicht, was gesagt wurde. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 5 »Die Phonologie: Funktion der Laute«.
Dislokation
Sprache macht es uns möglich, über das Hier-und-Jetzt hinaus zu kommunizieren. Sie können Dinge besprechen, die in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegen. Sie können auf etwas referieren, das gar nicht besteht, sondern nur imaginär ist, und so Welten erschaffen, die nur in der Fantasie bestehen können.
Produktivität
Produktivität bedeutet, dass Sie fast unbegrenzt nie Gehörtes produzieren können und trotzdem verstanden werden. Das Merkmal »Produktivität« scheint neben dem Merkmal »Dislokation« eines der wenigen Merkmale zu sein, das unsere Sprache von den Sprachfähigkeiten der Affen unterscheidet. Mehr dazu lesen Sie im folgenden Teilkapitel »Tiere und Sprache«.
Traditionelle Weitergabe
Kinder haben einen starken Drang, mindestens eine Sprache zu erwerben, und andererseits ist Sprache lehrbar. Eltern sorgen ganz intuitiv dafür, dass ihre Kinder meist mit der Sprache, die sie wiederum von ihren eigenen Eltern erworben haben, groß werden.
Doppelte Gliederung
Schlussendlich enthält Sprache zahlreiche Morpheme, die Bedeutung tragen (mehr dazu im Kapitel 7 »Die Morphologie: Die Welt der Wörter«). Diese sind wiederum aus Lauten aufgebaut, von denen eine Sprache nur eine begrenzte Anzahl enthält. Laute sind im Gegensatz zu Morphemen bedeutungslos.
Bisher ging es um die Frage, was Sprache ist. Sie haben einen Einblick in unterschiedliche Definitionen erhalten und die 13 Designmerkmale von Hockett kennengelernt. Zwangsläufig stellt sich damit auch die Frage, ab wann Sprache keine Sprache mehr ist.
Ist Sprache überhaupt ein spezielles Kommunikationssystem, das sich wesentlich von der Kommunikation in der Tierwelt unterscheidet? Ist Sprache also überhaupt etwas rein Menschliches?
Wenn ja
, dann muss es so etwas wie ein »Sprachorgan« geben, das die Menschen genetisch dazu befähigt, Sprache zu erwerben und anzuwenden.
Wenn nein
, dann basiert Sprache lediglich auf dem Gebrauch unserer kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Theoretisch könnte also jedes Lebewesen mit vergleichbaren kognitiven Fähigkeiten Sprache verwenden.
Unstrittig ist, dass sowohl Menschen als auch Tiere kommunizieren.
Kommunikation bedeutet, dass Informationen übertragen werden. Nach der Kommunikation hat ein Empfänger (Lebewesen, Computer, Mikrofon) eine Information, die er vorher nicht hatte.
Speziell in der Tierwelt wird so zum Beispiel über Nahrung, Gefahr, Konkurrenz und Fortpflanzung kommuniziert. Dabei werden eingesetzt:
die Stimme,
Gebärden (Affen),
chemische Stoffe (Pflanzen),
Elektrizität (Zitteraal),
Bewegung (Bienen) und
Farben (Balzverhalten der Vögel).
Wie stark sich die unterschiedlichen Kommunikationsformen von der menschlichen Sprache unterscheiden, zeigt das Verhalten der Ameisen, die chemische (Duft-)Stoffe (Pheromone) absorbieren und so Informationen übertragen.
Wenn Ameisen ihre Kolonie verlassen, hinterlassen sie eine Duftspur aus einer speziellen Drüse, mit der sie ihren Weg markieren. Sobald sie eine Nahrungsquelle gefunden haben, verfolgen sie ihre eigene Duftstraße zurück und verstärken so den Geruch ihres Weges. Wenn eine weitere Ameise diese Spur findet, bemerkt sie anhand der Intensität, dass es sich lohnt, ihr zu folgen. Auch diese Ameise verstärkt dadurch das Signal. Allmählich entsteht so eine starke Duftinformation, die mehr und mehr Ameisen zur Nahrungsquelle führt. Sobald kein Essen mehr vorhanden ist, wandern die angelockten Ameisen weiter und der Duft wird mit der Zeit schwächer, bis er schließlich endgültig verschwindet.
Ameisen verwenden verschiedene Duftstoffe, um zu kommunizieren. Bei drohender Gefahr animieren sie ihre Kolleginnen zur Verteidigung der Kolonie und auch die Königin kann einen Duft produzieren, der die Arbeiterinnen dazu anregt, neue Königinnen aufzuziehen.
Sie werden mir sicherlich zustimmen: Ameisen kommunizieren, aber menschliche Sprache ist anders. Zwar sind die Signale der Ameisen semantisch (siehe Hocketts siebtes Designmerkmal) und sie sind arbiträr (Merkmal acht), aber nicht diskret (Merkmal neun). Genauso wenig können Ameisen mit ihren Pheromonenüber Dinge sprechen, die nicht existieren (Oh, wie schön, dass es nicht schneit!) und ihr Repertoire ist begrenzt. Sie verfügen über eine bestimmte Anzahl an Äußerungen, die sie abspulen können, aber sie können sich keine neuen ausdenken. Die Kommunikation der Ameisen ist also keine Sprache.
Ein bekanntes, wenn auch wissenschaftlich nicht eindeutig belegtes Kommunikationsphänomen ist die Angleichung des Menstruationszyklus bei Frauen, wenn diese gemeinsam in einem Haushalt leben. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Sprache, schon allein deswegen, weil dies keine bewusste Form der Kommunikation ist.
Die Kommunikationsfähigkeit der Honigbienenist erstaunlich. Sobald eine Biene eine Pollen- und Nektarquelle gefunden hat, fliegt sie zurück in ihren Bienenstock. Dort hängen die Waben senkrecht nebeneinander und auf einer dieser Waben vollführt sie einen Bienentanz, mit dem sie den anderen Bienen mitteilt, wo sich die Nahrungsquelle befindet. Sie »schwänzelt« und dreht sich dabei, während die anderen Bienen in Körperkontakt mit ihr stehen. Auf diese Weise teilt sie ihren Kolleginnen mit, in welche Richtung sie fliegen sollen. Da sich die Biene auf der senkrecht stehenden Wabe aber nicht in die gleiche Richtung wie im Gelände bewegen kann, übertragen die anderen Bienen die Information wieder auf die horizontale Ebene.
Bienen beherrschen zwei unterschiedliche »Schwänzeltänze«. Wenn die Entfernung zur Futterquelle unter 100 Meter beträgt, führt die schwänzelnde Biene einen Rundtanz auf, der die Entfernung nur grob angibt. Erst ab einer Entfernung des Futters von über 100 Meter tanzt sie den berühmten Tanz in zwei Halbkreisen. Jedes Mal, wenn sie sich auf der Mittelachse befindet, schüttelt sie ihr Hinterteil. Die Mittelachse richtet sich nach dem Sonnenstand und gibt die Richtung der Futterquelle an. Sie kann in verschiedenen Tempi tanzen. Je weiter die Futterquelle entfernt ist, desto langsamer tanzt sie.
Auch die Kommunikation der Bienen ist wie die der Ameisen semantisch. Schließlich hat ihr Tanz eine Bedeutung. Allerdings ist er weder arbiträr, denn die Bewegungsrichtung der Biene spiegelt zumindest teilweise die Lage und Entfernungsrichtung der Nahrungsquelle wider, noch produktiv. Auch die Bienen verfügen wie die Ameisen über ein begrenztes Repertoire. Die Kommunikation der Bienen entspricht genau wie die der Ameisen nicht den Kriterien, die wir Menschen an Sprache stellen.
Anfang des 20. Jahrhunderts beeindruckte ein Pferd mit dem Namen Clever Hans viele Zuschauer mit seinen Fähigkeiten. Clever Hans konnte durch Klopfen mit den Hufen nicht nur Rechenaufgaben lösen, sondern auch die Uhrzeit nennen. Auch wenn sein Besitzer Herr von Osten abwesend war, gab Clever Hans zuverlässig die korrekte Antwort. Es hat eine Weile gedauert, bis man herausgefunden hat, dass das Verhalten der Person, die die Frage stellt, dafür verantwortlich ist, wann der Hengst aufhört, mit den Hufen zu kommunizieren. Das Gesicht und die Körperhaltung verändern sich, während Hans der Antwort immer näherkommt. Eine sehr beeindruckende Fähigkeit, aber nicht das, was man in der Linguistik unter »Sprache« versteht.
Zugegeben, dass ich den Ameisen, Bienen und Pferden die Sprachfertigkeit abgesprochen habe, hat Sie sicherlich nicht überrascht. Wale und Delfine dahingegen sind bekanntlich sehr intelligente und soziale Tiere. Sie können Probleme lösen und vorausplanen. Jeder kennt die beeindruckende Fähigkeit einiger Wale, mit ihren Walgesängen über weite Strecken zu kommunizieren. Sie setzten aber auch Pfeifen, Grunzen und Quietschen bei der Koordinierung ihrer Jagd ein. Sie kommunizieren zur Paarung und schrecken Feinde ab.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass jeder Delfin über eine ganz eigene Art und Weise verfügt, zu kommunizieren (Idiolekt), und Delfingruppen Dialekte sprechen. Allerdings konnte auch nachgewiesen werden, dass sie beim Kommunizieren keine Mimik verwenden. Sie setzen Körpersprache ein, um ihren Gemütszustand auszudrücken. Aufgrund ihrer sozialen Art treten sie sogar mit Tauchern in Verbindung und bauen Kontakt zu ihnen auf.
Aus Zoos und Delfinshows ist bekannt, dass Delfine Zeichensprache lernen können. Bisher wurde nachgewiesen, dass sie sich die Bedeutung von bis zu 60 Zeichen aneignen und bis zu drei dieser Zeichen kombinieren können. Es gelingt ihnen, zwischen den Befehlen Reifen – Ball – bringen, Ball – Reifen – bringen und Reifen – bringen – Ball zu unterscheiden, die alle eine andere Bedeutung tragen.
Doch insgesamt ist wenig über die Kommunikation der Wale und Delfine bekannt. Es gibt keine Beweise dafür, dass …
die Laute dieser Lebewesen aus diskreten Einheiten bestehen.
ihr Gesang arbiträr ist.
sie grammatische Regeln beherrschen.
sie über abstrakte Dinge sprechen können.
Die Gefahr bei der Betrachtung und Erforschung der Kommunikation der Wale und Delfine ist, dass sie aufgrund ihres Sozialverhaltens vermenschlicht werden. Wir Menschen träumen nur zu gern davon, dass wir eines Tages mit diesen liebenswürdigen Lebewesen sprechen können.
Die Kommunikationsfähigkeit der Wale und Delfine ist sicherlich eine komplexe Form der Kommunikation, die der menschlichen Sprache sehr nahekommt. Auch Papageien sind bekanntlich sehr gesprächig und dank ihrer Zunge und der Muskeln im Vokaltrakt (Rachen-, Mund- und Nasenhöhle) sind sie dazu in der Lage, wie Menschen Laute zu produzieren, die sie zu Wörtern und Sätzen verbinden und die wir verstehen.
Ein sehr bekanntes Forschungsbeispiel ist der Papagei Alex, der 30 Jahre alt wurde.
Er konnte 50 Objekte benennen,
beherrschte 150 Vokabeln (Substantive, Adjektive, Verben),
er besaß die Fähigkeit, Objekte nach Farbe, Form, Material und Größe zu klassifizieren,
er konnte bis sechs zählen und
die Zahlen auch anwenden.
Eventuell hatte Alex sogar ein Verständnis der Zahl Null.
Doch insgesamt war Alex’ Sprachfertigkeit begrenzt. Er benutzte nur wenige Verben und konnte Wörter nicht strukturell miteinander verbinden. Er lernte nur wenige kurze Sätze wie I love you und good night. Die Frage ist allerdings, ob Alex auch verstand, was er sagte. Auf die 13 Designmerkmale von Hockett bezogen bedeutet das, dass wir nicht wissen, ob der Papagei redet, weil eine Intention dahintersteckt. Sagte er I love you, weil er seine Wissenschaftlerin Irene Pepperberg wirklich liebte? Die Ameisen und Bienen kommunizieren eindeutig mit dem Ziel, eine Information zu übertragen. Doch war Alex’ Intention hinter seiner Sprachfähigkeit vielleicht nur, dass er eine Belohnung bekommt?
Schimpansenund Bonobossind sehr soziale Tiere, die in Gruppen leben und jagen und viel untereinander kommunizieren. Sie geben Laute von sich, berühren sich und kommunizieren mit Gerüchen, Gesten und Mimik. Ihre Intelligenz wird mit der eines dreijährigen Kindes gleichgesetzt, unter anderem deswegen, weil sie die Fähigkeit besitzen, Werkzeuge zu verwenden und herzustellen. Aus diesen Gründen sind sie prädestinierte »Untersuchungsobjekte«.
Schimpansen und Bonobos gehören der Gruppe der Primaten an. Genetisch sind sie zwischen 95 bis 98,5 Prozent mit den Menschen verwandt.
Experimente mit ihnen sind allerdings oft kostspielig und zeitaufwendig. Darum entstehen in diesem Zusammenhang häufig Fernsehdokumentationen, die einen Teil der Kosten tragen, mit der Konsequenz, dass die Affen zu Stars werden und wie beim Papagei Alex einen Namen erhalten.
Die Schimpansin Gua wuchs zusammen mit Winthrop Kelloggs’ Sohn Donald auf. Zu Beginn des Experiments war Donald zehn Monate, die Schimpansin Gua siebeneinhalb Monate alt. Ziel der Forschungsarbeit war es, nicht nur die Sprachfähigkeit von Affen zu untersuchen, sondern Genaueres über die Effekte »Umgebung« und »Erziehung« (»nature vs. nurture«) herauszufinden. Inwieweit sind die Unterschiede zwischen Affen und Menschen genetisch bedingt, inwieweit haben sie mit der Erziehung und der Umgebung zu tun? Würden Schimpansen eine Form der menschlichen Sprache entwickeln, wenn man sie wie ein menschliches Kind erzöge und mit ihnen kommuniziert?
Menschenkind Donald verfügte schon sehr früh, wie alle Menschenkinder, über eine gute Sprachfähigkeit. Sie entwickelte sich schnell, während Gua nur ihre natürlichen Laute wie Schreien, Weinen und Kreischen von sich gab. Sie konnte Sprache zu Beginn zwar besser verstehen als Donald, er holte aber bereits nach ein paar Monaten auf. Insbesondere in der Sprachproduktion konnte Gua nicht mit Donald mithalten. Das Experiment wurde nach neun Monaten beendet.
Ein vergleichbares Experiment wurde mit dem Schimpansenweibchen Viki durchgeführt. Sie wurde wie ein menschliches Kind erzogen und lebte zusammen mit einem Forscherehepaar in einem Haushalt. Nach neun Jahren gelang es Viki nur, Mama, Papa, up und cup zu sagen. Verstehen konnte Viki sprachliche Äußerungen allerdings auf sehr hohem Niveau.
An den Ergebnissen der Forschung mit Gua und Viki wurde viel Kritik ausgeübt. Es handle sich bei den Ausführungen der Wissenschaftler überwiegend um Anekdoten. Die Frage, wie viel Gua und Viki tatsächlich verstanden, bleibt ungeklärt.
Die Sprachforschung mit Schimpansen macht deutlich, dass sie kognitiv und sprachlich das Niveau wie ein 18 Monate altes Kind erreichen können.
Schimpansen sprechen auch nach jahrelangem Training wenig, weil ihr Artikulationsapparat (Rachen-, Mund- und Nasenraum) dafür nicht geeignet ist. Affen sind viel besser darin, ihre Hände zu verwenden. Daraus entstand die folgende Forschungsidee: Ein Schimpanse sollte nicht durch seine mangelnde Sprechfähigkeit eingeschränkt werden und Gebärdensprache lernen.
Washoe war eine Schimpansin