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In "Gesänge und Inschriften" entblättert Walt Whitman seine poetische Vision einer demokratischen, vereinten und menschlichen Erfahrung. Der Gedichtband, der in der traditionell freien Versform verfasst ist, verkörpert die Essenz des amerikanischen Geistes und reflektiert die Vielfalt der Lebensrealitäten. Whitman's Werk ergründet die Verbindung zwischen Individuum und Gemeinschaft, während es tief in menschliche Emotionen und die Natur eindringt. Seine Sprache ist gewagt, innovativ und oft repetitiv, was dem Leser ein Gefühl von Rhythmus und Unendlichkeit vermittelt – eine Ode an das Leben selbst. Walt Whitman, geboren 1819 in den Vereinigten Staaten, gilt als einer der einflussreichsten amerikanischen Dichter. Seine lebenslange Beschäftigung mit den Themen Freiheit, Gleichheit und der menschlichen Erfahrung spiegelt sich deutlich in "Gesänge und Inschriften" wider. Whitman war ein Pionier der modernen Lyrik, der die Konventionen seiner Zeit in Frage stellte und durch seine Aufenthalte im Bürgerkrieg und seine Erfahrungen im urbanen Amerika inspiriert wurde, um eine neue literarische Stimme zu finden. Dieses Werk ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die die Entwicklung der amerikanischen Literatur sowie die philosophischen und sozialen Strömungen des 19. Jahrhunderts verstehen möchten. Whitmans bewegende Bilder und Gedanken laden dazu ein, über den Sinn des Lebens nachzudenken und die eigene Beziehung zur Gemeinschaft neu zu definieren. Seine universellen Themen sind weiterhin relevant und lehrreich.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Die Gestalt des Dichters Walt Whitman und alles was er geschrieben hat mutet an, als ob Amerika, die Vereinigten Staaten, auf die Goetheworte: »Amerika, du hast es besser, Als unser alter Kontinent, der alte; Hast keine verfallenen Schlösser, Und keine Basalte!« ein lautes: Ja, ja, ja, so ist es! hätten über die See herüberrufen wollen. Hat doch Whitman selbst oft genug von sämtlichen Dichtern der Veruneinigten Staaten Europas, übrigens in Worten größten Respektes, gesagt, daß sie der Vergangenheit und dem Zeitalter des Feudalismus angehören, mit Ausnahme des einen Goethe, der seine besondere Stellung dadurch hat, daß er ein König ohne Land, ein Dichter ohne Nation ist. Amerika ist für Walt Whitman das Reich der Zukunft, der noch nicht fertigen, sondern erst zusammenwachsenden, anschießenden Volksgemeinschaft.
Es wäre nüchterne Kleinlichkeit, vielleicht auch so etwas wie politische Eifersucht, wollte man dem Dichter einwenden, solcher Standpunkt zeuge doch von gefährlichem, übertriebenem Hochmut. Denn um Whitmans Selbstgefühl, das er von sich und seinem Volke hat, zu verstehen, muß man die Art Politik beiseite lassen; die wohnt etliche Stockwerke tiefer als solche Kulturbetrachtung aus der Höhe der wollenden Dichterphantasie. Whitman hat – wiewohl er es nicht gerade so ausdrückt – von seinem Volke das Gefühl, daß es ein neuer Beginn ist, frische, aus Völkermischung entstandene Barbaren, die einen Abschnitt in die Geschichte bringen. Man denke daran, wie die Germanen, schon zu den Zeiten des Arminius, der sogar seinen Namen von der römischen gens Arminia genommen hat – wie hieß er in Wahrheit? Gewiß nicht Hermann, aber vielleicht Sigfrid? –, wie diese Germanen vielfach vertraut waren mit der großen griechisch-römischen Kultur, und wie sie doch, zumal als der neue Mythos, das Christentum, über sie gekommen war, mit einer ganz neuen, primitiver scheinenden Kultur anheben mußten. So sind für Whitman, der in sich selbst die große, wilde, durch keinerlei Konvention gebrochene Natur fühlt, die Amerikaner ein eben erst werdendes neues Volk, Barbaren und Beginnende: und den neuen, großen Glauben, die neue Kunst, die allem großen Volke vorleuchten muß, will er selbst ihnen schaffen helfen. Sein Selbstgefühl ist viel mehr ein Gefühl seines Volks als seiner selbst; man darf sich durch das mystische »Myself« (Ich) seiner Verse nicht irre machen lassen; er hat es ganz klar empfunden und gesagt, daß er nur ein erster, kleiner Beginn ist, ein früher Vorläufer eines amerikanisch-perikleischen Zeitalters. Und er hat überdies immer gemeint, daß Amerika nur den besonderen Beruf hat, ein paar Schritte voraus zu sein, daß aber alle Völker der Erde den nämlichen Weg gehen werden.
Welchen Weg? Er sagt ihn uns in seinen »Trommelschlägen«, die er während des Krieges ertönen ließ: