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Das Judentum ist ein integraler Bestandteil der europäischen Geschichte, aktiv wie passiv, als Gestalter, Untertan und häufig auch als Opfer. Im Spätmittelalter wurden die meisten Juden aus den größeren deutschen Territorien verdrängt. Auf den Geldhandel und das Kleinhändlertum beschränkt, versuchten sie sich einen erträglichen Platz in der Gesellschaft zu sichern. Nach der Zeit des Dreißigjährigen Krieges konnte sich jüdische Existenz in deutlich vorteilhafterer Weise und in weiteren Regionen und Territorien entwickeln. Im 18. Jahrhundert wurden durch die Aufklärung die Grundlagen der jüdischen Emanzipation in der Moderne gelegt, andererseits gab es noch immer tiefe traditionelle Frömmigkeit und Mystizismus. Stefan Litt bringt uns klar strukturiert die Geschichte des mitteleuropäischen Judentums in der Frühen Neuzeit nahe - ein umfassender, knapper Überblick auf neuestem Wissensstand!
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Stefan Litt
Geschichte der Juden Mitteleuropas 1500-1800
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ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-534-18480-4
© 2009 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt
Die Herausgabe dieses Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.
Einbandgestaltung: schreiberVIS, Seeheim
Satz: Lichtsatz Michael Glaese GmbH, Hemsbach
Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH, KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:
eBook (pdf): 978-3-534-71493-3
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Geschichte kompakt
I. Einleitung: Juden in der frühneuzeitlichen europäischen Geschichte
1. Allgemeines
2. Ergebnisse der Forschung
3. Epocheneinteilung
4. Jüdische und allgemeine Geschichte
5. Kulturelle Welten: Sefarden und Aschkenasen
II. Juden in der christlichen Umwelt: Ausgangslage, Siedlungsräume und deren Erweiterung, Rechtsstellung
1. Die jüdische Welt am Beginn des 16. Jahrhunderts
a) Die Vertreibung aus der urbanen Welt und die Suche nach Alternativen
b) Soziale und geistige Krise der Juden am Beginn der Frühen Neuzeit
c) Hauptsiedlungsregionen während der Epochenwende
d) Wandel der christlichen Rechtsauffassung gegenüber den Juden
e) Berufe und Erwerbsleben
2. Siedlungsräume und ihre Entwicklung
a) Innerhalb des Heiligen Römischen Reiches
b) Polen
c) Die Republik der Vereinigten Provinzen der Niederlande
d) Dänemark und Schweden
3. Die rechtliche Situation der Juden
a) Das innerjüdische Rechtssystem und seine Position in der christlichen Umwelt
b) Die rechtliche Stellung der Juden in der christlichen Umwelt
III. Autonomie und politisches Handeln
1. Die Gemeindeorganisation
a) Die innere Organisation der Gemeinden
b) Territoriale Organisationsformen
2. Politische Handlungsspielräume: Fürsprache (Schtadlanut) und Diplomatie
a) Auf lokaler und regionaler Ebene
b) Auf überregionaler Ebene und gemeinschaftliches Wirken
IV. Religion, Kultur, Alltag und Demografie der frühneuzeitlichen Juden
1. Geistig-religiöses Leben
a) Bildung
b) Rabbinische Gelehrtheit
c) Jüdische Gelehrte und die Profanwissenschaften
d) Nichtreligiöse Studien an christlichen akademischen Einrichtungen
2. Buchwesen
3. Messianismus und religiöse Massenbewegungen
a) Sabbatianismus
b) Frankismus
4. Sprachen und Alltagskultur
a) Sprachen im Judentum
b) Alltagskultur
5. Demografie und Familie
V. Berufsstruktur und Existenz
1. Handel
2. Handwerk
3. Heilberufe
4. Religiöse Tätigkeitsfelder und Gemeindedienst
5. Hof- und Finanzjuden
6. Dienst- und Hauspersonal
VI. Akkulturation und jüdische Aufklärung (Haskala)
1. Frühaufklärerische Tendenzen im Judentum: Uriel da Costa und Baruch de Spinoza
2. Wandel der jüdischen Gesellschaft im 18. Jahrhundert
3. Moses Mendelssohn und der „Berliner Kreis“
4. Aufgeklärte Toleranz bei Christen
5. Sprachen der Haskala
6. Bücher und Buchproduktion in der Haskala
7. Ansätze einer umfassenden Bildungsreform
VII. Schlussbemerkungen
Literatur
Register
In der Geschichte, wie auch sonst,
dürfen Ursachen nicht postuliert werden,
man muss sie suchen. (Marc Bloch)
Das Interesse an Geschichte wächst in der Gesellschaft unserer Zeit. Historische Themen in Literatur, Ausstellungen und Filmen finden breiten Zuspruch. Immer mehr junge Menschen entschließen sich zu einem Studium der Geschichte, und auch für Erfahrene bietet die Begegnung mit der Geschichte stets vielfältige, neue Anreize. Die Fülle dessen, was wir über die Vergangenheit wissen, wächst allerdings ebenfalls: Neue Entdeckungen kommen hinzu, veränderte Fragestellungen führen zu neuen Interpretationen bereits bekannter Sachverhalte. Geschichte wird heute nicht mehr nur als Ereignisfolge verstanden, Herrschaft und Politik stehen nicht mehr allein im Mittelpunkt, und die Konzentration auf eine Nationalgeschichte ist zugunsten offenerer, vergleichender Perspektiven überwunden.
Interessierte, Lehrende und Lernende fragen deshalb nach verlässlicher Information, die komplexe und komplizierte Inhalte konzentriert, übersichtlich konzipiert und gut lesbar darstellt. Die Bände der Reihe „Geschichte kompakt“ bieten solche Information. Sie stellen Ereignisse und Zusammenhänge der historischen Epochen der Antike, des Mittelalters, der Neuzeit und der Globalgeschichte verständlich und auf dem Kenntnisstand der heutigen Forschung vor. Hauptthemen des universitären Studiums wie der schulischen Oberstufen und zentrale Themenfelder der Wissenschaft zur deutschen und europäischen Geschichte werden in Einzelbänden erschlossen. Beigefügte Erläuterungen, Register sowie Literatur- und Quellenangaben zum Weiterlesen ergänzen den Text. Die Lektüre eines Bandes erlaubt, sich mit dem behandelten Gegenstand umfassend vertraut zu machen. „Geschichte kompakt“ ist daher ebenso für eine erste Begegnung mit dem Thema wie für eine Prüfungsvorbereitung geeignet, als Arbeitsgrundlage für Lehrende und Studierende ebenso wie als anregende Lektüre für historisch Interessierte.
Die Autorinnen und Autoren sind in Forschung und Lehre erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Jeder Band ist, trotz der allen gemeinsamen Absicht, ein abgeschlossenes, eigenständiges Werk. Die Reihe „Geschichte kompakt“ soll durch ihre Einzelbände insgesamt den heutigen Wissenstand zur deutschen und europäischen Geschichte repräsentieren. Sie ist in der thematischen Akzentuierung wie in der Anzahl der Bände nicht festgelegt und wird künftig um weitere Themen der aktuellen historischen Arbeit erweitert werden.
Kai Brodersen
Gabriele Haug-Moritz
Martin Kintzinger
Uwe Puschner
Juden in Mitteleuropa und ihre Geschichte: Spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist das ein Thema von hoher Brisanz. Oft wurden die Ereignisse des Mordes an Millionen von Juden durch die Nationalsozialisten als Quintessenz der Jahrhunderte langen jüdischen Geschichte Mitteleuropas gesehen, die vielfach als eine bloße Aneinanderreihung von Pogromen, Verfolgungen und Vertreibungen interpretiert wurde. Seit einiger Zeit jedoch lösen sich Historiker von dieser verengten Sichtweise, die, wie die Quellen zeigen, keinesfalls in jeder Hinsicht der historischen Wirklichkeit entspricht. Ein Generationswechsel bei den Forscherinnen und Forschern, die sich mit diesem Thema befassen, öffnete mehr und mehr die Perspektive auf andere Themen der jüdischen Geschichte, ohne jedoch die keineswegs leichten und oft ans Unmenschliche grenzenden Existenzbedingungen und die historische Verantwortung dafür beiseite schieben zu wollen. Für das bessere Verständnis der jüdischen Gesellschaft und Kultur ist das Studium und die Erforschung der inneren Prozesse und kollektiven wie individuellen Leistungen letztlich aufschlussreicher als die Klärung des Umgangs der Mehrheitsgesellschaft mit den Juden, der mehr über erstere aussagt. Anders formuliert: Die Arbeit an und mit der jüdischen Geschichte sollte versuchen, mehr die oftmals unbekannte Innenperspektive in den Mittelpunkt zu stellen und Juden eher als Subjekte denn als Objekte der Geschichte zu verstehen, wie es häufig der Fall war. Ausgehend von dieser Position wird sich das vorliegende Buch vor allem mit der inneren Perspektive und den Leistungen der Juden als Individuen und als Gruppe befassen. Fragen der Judenfeindschaft und ihrer religiösen und gesellschaftlichen Motivation werden daher hier nur am Rande behandelt werden.
Bedeutung der jüdischen Geschichte
Die über Jahre betriebenen Forschungen und zahllosen Veröffentlichungen machten die mitteleuropäische Wissenschaft zu einem wichtigen und international beachteten Faktor in der Historiografie über Juden. Neben der erwähnten Grundmotivation der historischen Verantwortlichkeit kristallisiert sich immer mehr heraus, was das Einmalige an der jüdischer Geschichte in Europa ausmacht: Die Juden waren über Jahrhunderte die einzige bedeutende nichtchristliche Minderheit in zahlreichen Territorien und Staaten, so auch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und den späteren politischen Einheiten. Damit lassen sich an ihrem Beispiel zahlreiche Fragen zur Existenz einer kulturell und religiös andersartigen Minderheit erörtern, nicht nur im Hinblick auf diese selbst, sondern auch mit Blick auf den Umgang mit Juden durch die Mehrheitsgesellschaft. Unter Beachtung dieser Perspektive lässt sich somit jüdische Geschichte als ein faszinierendes Feld betreiben, dem jedoch offenbar wegen des besonderen Forschungsgegenstandes und der damit verbundenen, notwendigen Spezialkenntnisse noch immer ein wenig die Anerkennung durch die so genannte allgemeine Geschichtswissenschaft fehlt. Zu oft wird jüdische Geschichte als „Sonderfall“ verstanden. Jedoch kann sie ohne gute Kenntnisse der allgemeinen Zusammenhänge nicht seriös betrieben werden. Daher sollte jüdische Geschichte nicht als „Nischenfach“, sondern vielmehr als Teil der allgemeinen Geschichte verstanden werden. Wie im Weiteren und auf vielen Seiten dieses Buches zu sehen sein wird, waren Juden trotz ihrer religiösen, kulturellen und rechtlichen Sonderstellung auch immer Teil der allgemeinen Gesellschaft, partizipierten zusehends an ihr und konnten sie an nicht wenigen Stellen beeinflussen – ein Umstand, der noch immer viel zu wenig gewürdigt wird.
Unbestreitbar ist es für eine tiefere Beschäftigung mit jüdischer Geschichte notwendig, nicht nur historische Fakten und Zusammenhänge zu verinnerlichen und den allgemeinen Kontext im Blick zu haben: Ohne Grundverständnisse der Besonderheiten der jüdischen Religion und Kultur sowie der Kenntnis jüdischer Geschichte in ihrer gesamten Breite wird die Beschäftigung mit Themen aus diesem Bereich immer mit gewissen Lücken behaftet bleiben. Solche Lücken weisen einige Arbeiten auf, die zwar eindeutig die Motivation der Erhellung meist lokaler oder regionaler jüdischer Geschichte aufweisen und dies auch vielfach leisten, aber meist auf Grundlage externer Quellen betrieben wurden (die zugegebenermaßen häufig die einzig verfügbaren Quellen sind). In jüngster Zeit hat sich das Bild in dieser Hinsicht etwas gewandelt, da mehr und mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über doppelte Kompetenzen sowohl als Historiker wie als Judaisten verfügen. Auch wenn nicht jeder Interessierte am Thema ad hoc diese Kompetenzen für sich erlangen kann, so soll doch das vorliegende Buch dazu ermuntern bzw. ein Grundwissen für Studierende der frühneuzeitlichen Geschichte und Interessierte zur Verfügung stellen.
Zielsetzungen
Diese Arbeit folgt keinem chronologischen Konzept. Vielmehr versucht sie, ausgehend von der Situation zu Beginn des 16. Jahrhunderts, die verschiedenen Aspekte jüdischen Lebens innerhalb der Epoche darzustellen, nicht ohne dabei intensiv auf die Entwicklungen über die rund 300 betrachteten Jahre zu verweisen. Ausgehend von allgemeinen Überlegungen zur Forschungsgeschichte und der Einbettung der Thematik in den Wissenschaftskontext wird zunächst die Situation der Juden in der christlichen Umwelt dargestellt. Darauf folgen Betrachtungen zur Autonomie und dem politischen Handeln, an die sich Fragen zur Religion, Kultur und Alltag der frühneuzeitlichen Juden anschließen. Eine Darstellung der allgemeinen Charakteristika des Judentums wird hier jedoch nicht erfolgen. Dies ist in der Literatur schon wiederholt realisiert worden und würde den Rahmen des vorliegenden Buches sprengen. Weiter folgen Ausführungen zur Berufsstruktur und Existenz und abschließend, nun dennoch an eine Chronologie anknüpfend, die Darstellung der im Verlauf der Epoche zunehmenden Akkulturation und schließlich der Aufklärung am Ende des 18. Jahrhunderts, die den Beginn der Moderne so eindrücklich aufzeigte.
Die erwähnte allgemeine Beliebtheit des Themas im deutschen Sprachraum erstreckte sich lange nicht über alle Epochen. Oft, teilweise in Fortführung älterer Forschungstraditionen, standen das Mittelalter und die Aufklärung sowie die Moderne im Mittelpunkt. Die dazwischen liegende Frühe Neuzeit war jedoch lange ein weißer Fleck auf der Forschungslandkarte. Diese Situation, die in klarem Gegensatz zur Erforschung der allgemeinen frühneuzeitlichen Geschichte stand und in mancher Hinsicht noch immer steht, konnte in den vergangenen zwei Dekaden teilweise geändert werden. Das Schwergewicht wurde häufig auf territoriale bzw. regionale Untersuchungen gelegt, so dass das Phänomen der „Landjuden“, also eher im dörflichen Raum lebender Juden, durch eine Reihe von Fallbeispielen heute recht gut bekannt und erforscht ist. Dennoch sind besonders hinsichtlich der Geschichte gerade großer und zentraler Gemeinden und deren innerer Prozesse noch immer größere Defizite zu verzeichnen. Es gibt nach wie vor keine modernen und befriedigenden monografischen Darstellungen über das jüdische Leben etwa in Amsterdam, Frankfurt a. M. oder Prag, was keinesfalls auf mangelnde Quellen zurückzuführen ist. Vielmehr hat es gerade den gegenteiligen Anschein, als ob die jeweils vorhandenen großen Aktenbestände und die zahlreichen internen jiddischen und hebräischen Quellen „abschreckend“ auf interessierte Wissenschaftler gewirkt hätten. Jedoch ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese Defizite beseitigt werden. Wünschenswert ist das auch insofern, da eben jene Epoche die sozialen, religiösen und kulturellen Umwälzungen am Ende des 18. Jahrhunderts allmählich vorbereitete und somit die jüdische Aufklärung und Moderne sowie deren historische Notwendigkeit erst vollständig durch die Kenntnis der vorangehenden Prozesse verständlich werden.
Ähnlich wie die allgemeine Geschichte kennt auch die jüdische Geschichte Epochen. Wie diese jedoch genau zu unterteilen sind, war gerade mit Blick auf die Frühen Neuzeit lange umstritten, und bis heute ist die Diskussion darüber noch nicht endgültig zum Ende gekommen. Verlief das jüdische Mittelalter nach Auffassung vieler Historiker zu großen Teilen parallel zur allgemein definierten Epoche, so sind die Dauer und das Ende dieser Zeit lange umstritten gewesen. Klar war nur, dass die Kriterien für die Epocheneinteilung der allgemeinen Geschichte nicht ausschließlich auch für die jüdische Historie gültig sein konnten, sondern noch weitere, interne und gruppenspezifische Veränderungen eine Rolle spielen mussten. Besonders der bedeutende israelische Historiker Jakob Katz (1904–1998) bestimmte mit seinen zahlreichen und bahnbrechenden Werken die Sichtweise, dass im Gegensatz zur allgemeinen Epocheneinteilung die Frühe Neuzeit für die jüdische Geschichte überhaupt nicht existiert habe, vielmehr wesentliche Charakteristika des Mittelalters im Judentum über Jahrhunderte weiter Gültigkeit besessen hätten. Demzufolge setzte seine Schule den Epochenwechsel erst für die Zeit der jüdischen Aufklärung an, also nicht früher als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Paradoxerweise fiel aber gerade Katz das Verdienst zu, sich intensiv mit der Zeit zwischen 1500 und 1800 befasst und damit viele Interpretationen für längere Zeit determiniert zu haben. Das nach seiner Ansicht weitgehende Verharren der jüdischen Gesellschaft in ihren mittelalterlichen Traditionen, worauf sich die Negation einer Frühen Neuzeit in der jüdischen Geschichte stützte, blendete jedoch den Umstand aus, dass sich die jüdische Welt sehr wohl in einer Phase des dynamischen Wandels befand. Ein Grund für diesen Wandel ist auch in der Beeinflussung von außen und in der größeren Teilhabe der Juden an den allgemeinen Prozessen zu sehen, die allerdings in der älteren Forschung so noch gar nicht beobachtet bzw. thematisiert wurden. Jedoch hat sich dieser Befund erst durch eine Reihe von Forschungen herauskristallisiert, die Katz und seiner Schule allesamt noch nicht zur Verfügung standen. Heute ist nur noch wenig von der Diskussion über die fragliche Existenz der Frühen Neuzeit in der jüdischen Geschichte geblieben: Es scheint communis opinio geworden zu sein, dass die Epoche mit besonderen Ausformungen auch für die jüdische Geschichte anzusetzen ist.
Kriterien für eine Frühe Neuzeit im Judentum
Ein gewaltiger Einschnitt für die mitteleuropäischen Juden war zunächst die Veränderung in der Siedlungssituation. Durch Vertreibungen aus fast allen Reichsstädten zogen jüdische Menschen entweder in andere Teile Europas oder vermehrt aufs Land. Damit brach die jahrhundertealte Urbanität der Juden zu übergroßen Teilen zusammen, wie auch ihr bisheriges kulturelles und ökonomisches Umfeld. Durch die Verminderung der geistigen Führung (viele kleine Gemeinden hatten keinen Rabbiner mehr) erstarkte die säkulare Leitung in Form der Vorsteher, die meist aus der Oberschicht stammten. Durch gesetzliche Fixierungen wurden Juden und ihre Gemeinschaften mehr und mehr in das absolutistische Herrschaftssystem eingebunden, was sie dazu zwang, sich den administrativen Gepflogenheiten der Umgebung anzupassen und dabei gewisse Gewohnheiten zu übernehmen, wie die stark zunehmende Bürokratisierung auch innerhalb der jüdischen Gruppen in jener Zeit zeigt. Aber auch die Ausformung der religionsgesetzlichen Regeln erreichte eine neue Qualität, da gerade die geänderte Lebenssituation neue Interpretationen erforderte. So blieb zwar der alte Kanon der grundlegenden Texte beinahe unerweitert, jedoch wurden viele so genannte Chiduschim (Erneuerungen der Auslegungen) von Vertretern der religiösen Geisteselite verfasst. Der Buchdruck, der im Laufe des 16. Jahrhunderts durch die Juden angenommen wurde, war für die Anhänger einer Schriftreligion von immenser Bedeutung, vereinfachte er doch stark die massenhafte Herstellung von Werken traditioneller Schriftgelehrtheit und deren Verbreitung. Durch die ökonomische Belebung im Rahmen des frühen Welthandels gab es für eine Reihe von Juden völlig neue wirtschaftliche Perspektiven, verbunden mit einer gewissen ökonomischen Integration in die christliche Geschäftswelt. Vor allem in den Vereinigten Provinzen der Niederlande spielte das eine Rolle, aber auch in Form der Hoffaktoren im Reich. Die zögerliche Öffnung von akademischen Institutionen für Juden schuf für einige von ihnen völlig neue Horizonte, die sie teilweise an ihre Glaubensgenossen weitergaben. Die folgenden Kapitel dieses Buches werden diese Punkte vertiefen und veranschaulichen, dass diese und weitere Faktoren ganz eindeutig einen Bruch mit den mittelalterlichen Gegebenheiten darstellten. Ohne Zweifel ist jedoch die Haskala, die am Ende der Frühen Neuzeit einsetzende jüdische Aufklärung, als Höhepunkt der Veränderungen anzusehen, da sie nicht nur breite Teile des europäischen Judentums in ihren Bann zog, sondern letzten Endes auch auf die konservativeren Teile der jüdischen Gesellschaft übergriff und ihr die eigenen Mittel und Wege in der Auseinandersetzung aufzwang. Ganz ähnlich muss jedoch auch die vormoderne christliche Gesellschaft verstanden werden: Wie die Juden lebten gleichfalls die Christen in der Frühen Neuzeit in der Vormoderne, während ein unumkehrbarer Schub auch hier erst mit der sich verbreitenden Aufklärung einsetzte. Somit ist durch das umfassender Verständnis der innerjüdischen Prozesse jener Epoche und die Einbeziehung des Kontextes der allgemeinen Geschichte recht eindeutig festzustellen, dass die Existenz der frühneuzeitlichen Verhältnisse mit Krisen und neuen Dynamiken ganz eindeutig auch für das Judentum zu konstatieren ist.
Akademische Verankerung
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein wurde die Geschichte der Juden meist nur von jüdischen Historikern betrieben. Nahm sich doch einmal ein nichtjüdischer Historiker der Thematik an, so geschah das oft mit einer antisemitischen Motivation. Nicht zufällig erreichte das so produzierte Schriftgut gerade in der NS-Zeit eine „Blüte“, wiewohl es wissenschaftlich kaum irgendwelchen Ansprüchen genügen konnte (die auch nicht wirklich gefordert waren) und offenbar eher dem persönlichen Fortkommen der Autoren innerhalb der Hierarchie des Regimes diente. Auch in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war im deutschen Sprachraum die Wahl dieses Forschungsgegenstandes eher selten anzutreffen und, bedingt durch den Holocaust, mit einigen Berührungsängsten verbunden. Dementsprechend ermangelte es dem Fach lange an einer angemessenen akademischen Verankerung. Auch wenn sich das Bild insgesamt gewandelt hat, sind bis heute Historiker, die sich überwiegend mit Fragen der Geschichte der Juden befassen, nur selten im festen Lehrkörper von Geschichtsinstituten an europäischen Universitäten Europas anzutreffen. Einige Abhilfe erfährt die Situation durch die gelegentliche Aufgreifung der Thematik durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der allgemeinen Geschichte, die sich teilweise mit jüdischen Aspekten auseinandersetzen. Oft jedoch wird das
Thema der Judaistik bzw. den Jüdischen Studien überlassen, die aber durch den gewaltigen Anspruch der immensen fachlichen Breite hier naturgemäß nicht immer die gesamte Bandbreite bedienen können. Trotz dieser Probleme muss festgestellt werden, dass die Präsenz der Jüdischen Geschichte mittlerweile bedeutend größer ist als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten.
Notwendige Integration
Es wurde schon bemerkt, dass jüdische Geschichte nicht nur als Nische oder Sonderfall verstanden werden darf, da trotz aller Ausgrenzung und Feindschaft Juden in gewissem Maß auch immer an der allgemeinen Gesellschaft Anteil hatten bzw. diese sogar an manchen Stellen beeinflussten und sie ihrerseits von ihr beeinflusst wurden. Aufgrund der starken beruflichen und wirtschaftlichen Einschränkungen, denen Juden auch in der Frühen Neuzeit unterlagen, erstreckte sich ihr Wirken oft auf den finanziellen bzw. wirtschaftlichen Bereich. Jedoch war gerade hier der Einfluss von Vertretern der jüdischen Wirtschaftselite nicht zu unterschätzen, wie nur einige kurze Beispiele zeigen mögen: Jakob Bassevi von Treuenberg war führendes Mitglied eines Finanzkonsortiums, das die gewaltigen kaiserlichen Heere unter Albrecht von Wallenstein durch gesteigerte Münzproduktion finanzierte und damit indirekt den Verlauf des Dreißigjährigen Krieges mitbestimmte. Samson Wertheimer war als Heereslieferant und Bankier maßgeblich daran beteiligt, dass die kaiserlichen Heere 1683 die Türken vor Wien abwehren und in den nachfolgenden Auseinandersetzungen erheblich schwächen konnten. Die Hofjuden Leffmann Behrens und Behrend Lehmann waren von großer Wichtigkeit, als es um die Erlangung von Kurwürde bzw. polnischer Königskrone für ihre welfischen und sächsischen Dienstherren ging. Dies sind jedoch nur die spektakulärsten Fälle. Monopolartige Stellungen von Juden im Handel mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten im ländlichen Raum zeigen, dass sie, wenngleich weniger prominent, durchaus wesentlich am alltäglichen Wirtschaftsleben ihrer Zeit teilhatten. Das gemeinschaftliche Leben mit Christen auf dem Land führte zu zahllosen alltäglichen Berührungspunkten, die das gegenseitige Wissen über die internen Lebensumstände beförderten, aber dennoch die Ausgrenzung in letzter Konsequenz nie vermeiden konnten. Amsterdamer jüdische Kaufleute hatten immensen Anteil an der Finanzierung ganzer Flotten der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie – V. O. C.) und spielten somit eine nicht unerhebliche Rolle beim Zustandekommen des fernöstlich-europäischen Gewürzhandels über die Niederlande. Und schließlich, um mehr auf kulturelle Aspekte zu sprechen zu kommen, griffen Philosophen jüdischer Herkunft wie Baruch Spinoza, Moses Mendelssohn oder Salomon Maimon aktiv in die Dispute ihrer Zeit ein und veränderten nicht nur die allgemeinen Ansichten über die Juden, sondern auch die Denkmodelle ihrer Zeit. Es gibt also einige Gründe, die jüdische Geschichte nicht zu losgelöst von der allgemeinen zu betrachten. Allerdings ist es ein internationales Phänomen, dass die Bereiche noch allzu oft separat erforscht und analysiert werden, statt sie im gebührenden Kontext zu betrachten.
Sefarden
Für die europisch-jüdische Welt hatten zwei kulturelle Gruppen Bedeutung: Die Sefarden und die Aschkenasen. Bei den Sefarden handelt es sich um Abkömmlinge der ursprünglich 1492 aus Spanien vertriebenen Juden, wobei die hebräische Bezeichnung für Spanien, Sfarad, ihnen den Namen gab. Viele von ihnen zogen nach Nordafrika, in die Levante, nach Italien aber auch in den Nordwesten Europas, wo sie mit Amsterdam, Hamburg und London im Laufe des 17. Jahrhunderts die größten Gemeinden errichteten. Daneben gab es nur noch sehr wenige andere sefardische Gruppen, vor allem in den Niederlanden, die jedoch in ihrer Bedeutung weit hinter den anderen zurückblieben. Nicht wenige von ihnen gehörten für einige Generationen nach Zwangstaufen dem Christentum an (pejorativ Marranos – Schweine – genannt), kehrten aber ab ca. 1600 wieder zum stets insgeheim praktizierten Judentum zurück. Dennoch verblieben viele Sefarden in Habitus und Selbstverständnis eher in den christlichen Gebräuchen und fanden daher nicht selten ein größeres Entgegenkommen von Seiten der Christen als die aschkenasischen Juden. In einigen Fragen des Ritus, aber auch in der Aussprache des Hebräischen und ganz besonders im kulturellen Selbstbild unterschieden sich die Sefarden ganz erheblich von den Vertretern der Aschkenasen. Bei aller Bedeutung der Sefarden waren es dennoch nicht sie, die das Bild der Juden im frühneuzeitlichen Mitteleuropa prägten, da ihre nur einige tausend Personen umfassende Gruppe dafür zu klein blieb. Dieses Buch wird sich daher auch meist nur am Rand mit den Sefarden befassen, deren Geschichte allerdings durch ihre Einzigartigkeit schon oft intensiv untersucht und dargestellt wurde.
Aschkenasen
Viel häufiger als die Sefarden konnten in Mitteleuropa aschkenasische Juden angetroffen werden. Ihr Name stammt von der mittelalterlichen hebräischen Bezeichnung für Deutschland, Aschkenas. Ursprünglich bestand ihr Lebensraum im Mittelalter vor allem in den Gebieten am Rhein, aber auch im nordöstlichen Frankreich und breitete sich durch größere Migrationswellen im Verlauf des Mittelalters auch auf Ostmitteleuropa aus, weshalb sich das den Aschkenasen eigene Idiom, das Jiddische, bis weit nach Polen, Russland und auf den Balkan ausbreitete. Die aschkenasische Welt war trotz der räumlichen Nähe zu den Christen viel abgeschlossener und bewahrte zu großen Teilen bis weit nach 1800 ihre Charakteristika, zu denen der alltägliche Gebrauch des Jiddischen, eine andere Aussprache des Hebräischen und ein typischer Habitus gehörten, der von der Umwelt in vielen Fällen als „jüdisch“ identifiziert wurde. Obwohl es Kontakte zwischen Sefarden und Aschkenasen gab, so wahrte doch jede Gruppierung fast immer ihre Eigenart und vermied eine zu große Nähe zur anderen. Auch wenn in den Vereinigten Provinzen der Niederlande die eher ansässig gewesenen Sefarden zunächst später kommende Aschkenasen in ihrer Synagogen duldeten, wurde bei Erreichen einer gewissen Größe von beiden Seiten die Trennung der Gemeinden vorgezogen.
Schwerpunkt: Aschkenasen im mittleren Europa
Viele der hier vorgestellten Entwicklungen und Prozesse innerhalb des frühneuzeitlichen Judentums beziehen sich auf die Aschkenasen bzw. haben nur für diese Gültigkeit. Da sie das Bild jüdischen Lebens in der Epoche durch die Größe ihrer Gruppe bestimmten, bleibt ihnen und ihrer Kultur der prominente Platz in dieser Darstellung vorbehalten. Der Fokus liegt dabei auf dem Alten Reich und den angrenzenden Territorien, wie das westliche Polen, das Elsass, die Niederlande und Teile Skandinaviens. Dieser Raum kann nicht mit dem ohnedies unscharfen Begriff „Mitteleuropa“ gleichgesetzt werden. Es scheint, dass derartige geografischen Zuschreibungen für die jüdische Geschichte unpassend bleiben.
1493
Vertreibung der Juden aus dem Erzstift Magdeburg
1496
Vertreibung aus Württemberg und dem Erzbistum Salzburg
1496/97
Vertreibung aus der Steiermark und Kärnten
1498/99
Vertreibung aus Nürnberg
1510
Hostienschändungsprozess mit anschließender Verbrennung von 36 Juden und Ausweisung der übrigen aus Berlin und der Mark Brandenburg
1519
Vertreibung der Juden aus Regensburg
1528
Zulassung von Juden am Marktort Fürth
1536/43
Vertreibung der Juden aus dem Kurfürstentum Sachsen
Vertreibungen während der Epochenwende
Die Zeit der Epochenwende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit war in Europa geprägt von Bewegung und Dynamik. Auch innerhalb der jüdischen Minderheit, die im Spätmittelalter überwiegend in Städten lebte, vollzogen sich, meist durch äußere Faktoren begründet, Entwicklungen, die diese Welt nachhaltig veränderten. Am Eindrücklichsten ist das beinahe komplette Verschwinden von Juden aus den freien Reichsstädten und Städten in zahlreichen Territorien durch eine Vertreibungswelle, die das gesamte 15. Jahrhundert und darüber hinaus bis 1519 (Regensburg) andauerte.
Über die Gründe für diese Vertreibungen und Verfolgungen wurde in der Forschung vielfach gesprochen. Sie sind nicht nur rein ökonomischen Charakters gewesen, sondern hatten auch zahlreiche religiöse Ursachen von Seiten der Christen, wie die häufigen Vorwürfe von angeblichen Hostienschändungen oder, im schlimmeren Fall, gar von Ritualmorden. Jedoch scheinen die juristisch oft sehr sorgfältig vorbereiteten Vertreibungen nicht nur im Religiösen oder vorgeblich Religiösen ihre Ursache gehabt zu haben, sondern waren Teil eines wirtschaftlichen Emanzipationsprozesses der städtischen Gesellschaft, wie auch das schiere Interesse am Gewinn des jüdischen Eigentums durch die Obrigkeiten. Der kaiserliche Schutz für seine „Kammerknechte“, der am Ehesten in den freien Reichsstädten hätte funktionieren sollen, versagte in den allermeisten Fällen und erwies sich somit als wertlos. Die letzten urbanen Zentren von Bedeutung, denen dann auch eine längere und teilweise ununterbrochene Lebensdauer beschieden sein sollte, waren innerhalb des Reiches die in Frankfurt a. M., Worms und Friedberg in der Wetterau.
Daneben gab es auch zunehmend Vertreibungen aus kompletten Territorien, so dass in der Zeit um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert eine Reihe von Leerräumen entstanden, in denen Juden für oft längere Zeit garnicht mehr oder nur noch ausnahmsweise leben konnten. Zu nennen wären hier exemplarisch die Ausweisungen aus dem Erzbistum Magdeburg (1493), aus Württemberg, Salzburg, Steiermark und Kärnten (1496 / 97) sowie aus dem Kurfürstentum Sachsen (1536 / 43). In Fällen, in denen die jeweiligen Territorial- oder Landesherren mächtig genug waren, um auch schwächere Nachbargebiete zu beeinflussen, konnte es sogar sein, dass die Wirkung der Ausweisungen noch weit über die entsprechenden Landesgrenzen hinausreichten, wie es etwa im thüringischen Raum nach 1543 zu beobachten war, als die sächsischen Kurfürsten wiederholt auf Grafen und Reichsritter einzuwirken versuchten, damit diese die in ihren Territorien verbliebenen Juden ebenfalls auswiesen. Auch wenn die meisten dieser Vorgänge insgesamt weniger gewaltgeprägt waren als im Hochmittelalter, so zeigt doch besonders der Berliner Hostienschändungsprozess von 1510, an dessen Ende 36 Juden verbrannt wurden, während die anderen aus der Stadt und der Mark Brandenburg ausgewiesen wurden, dass die harte Verfahrensweise gegenüber Juden noch nicht völlig der Vergangenheit angehörte.
Veränderung der jüdischen Siedlungsstruktur als Merkmal der Epochenwende
Der gewaltsame Wandel in der Siedlungssituation war sicher der einschneidendste Prozess mit kollektiver Wirkung für die Juden im Heiligen Römischen Reich. Neben den immer wieder als Faktoren zur Begründung eines Epochenwechsels herangezogenen Veränderungen um 1500 kann ohne weiteres auch diese Entwicklung als weiterer Faktor betrachtet werden, veränderte sie doch erheblich und nachhaltig die städtische Gesellschaft, zu denen die Juden über Jahrhunderte gehört hatten. Seit spätestens 1519 jedoch fehlte in den meisten freien Reichsstädten und zahlreichen Residenzstädten diese Bevölkerungsgruppe. Erst im weiteren Verlauf der Frühen Neuzeit sollten sie nach und nach diesen angestammten Lebensraum wieder zurückgewinnen. Manche Reichsstädte, etwa Köln und Augsburg, verweigerten jedoch den Juden noch bis in das frühe 19. Jahrhundert hinein das Siedlungsrecht, wie auch ganze Territorien, so zum Beispiel die Steiermark und Kärnten.