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Systematische Beschreibung des schlechten Geschmacks im Kunstgewerbe. Die vom Autor zusammengetragene Sammlung schlechter Beispiele gehört heute zum Landesmuseum Württemberg.
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Seitenzahl: 22
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Gustav E. Pazaurek
Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe
Gustav E. Pazaurek
Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe
Führer dieser Abteilung im Landes-Gewerbe-Museum Stuttgart
Originalausgabe: Stuttgart, 3. Auflage 1919
Überarbeitung, Umschlaggestaltung: Null Papier Verlag
1. Auflage, ISBN 978-3-95418-298-5
www.null-papier.de
Gustav Edmund Pazaurek, Kunsthistoriker und Sammler. (* Prag, 21. 5.1865; ✝ Schloß Altmannshofen, Baden-Württemberg, 27. 1. 1935). Studierte an der Deutschen Universität Prag Kunstgeschichte, 1888 Dr. phil.
1892 wurde er Kustos am Nordböhmischen. Gewerbemuseum in Reichenberg, vertiefte dort seine Kenntnisse der Geschichte, Technik und Ästhetik des Kunstgewerbes durch direkten Kontakt mit der nordböhmischen Glasindustrie und legte den Grund für seine eigene Glas- und Porzellansammlung.
1906-12 wirkte Pazaurek als alleiniger Vorstand des Landesgewerbemuseums in Stuttgart, 1913-1932 als Vorstand der kunstgewerblichen Abteilung des Museums, wo er sich auch mit Fragen des guten Geschmacks im Kunstgewerbe befasste. 1909 gründete er das Kitschmuseum im Landesgewerbemuseum.
Pazaurek verbreitete in zahlreichen Ausstellungen und Vorträgen seine fundierten Kenntnisse über Nachahmungen und Fälschungen auf dem Gebiet des Kunstgewerbes. In seinem grundlegenden Werk über Gläser der Empire- und Biedermeierzeit erarbeitete er aus originalen Quellen zahlreiche Lebensläufe von Glaskünstlern in Österreich und Böhmen.
An die kunstgewerblichen Sammlungen, die, ausschließlich von industriellen Kreisen oder für diese ins Leben gerufen, vornehmlich praktisch-ästhetische Aufgaben zu lösen haben, werden heutzutage überall ganz andere Anforderungen gestellt, als zur Zeit ihrer Gründung. Die alten Musterlager hatten alle möglichen Materiale, Techniken, Formen und Dekore in großer Menge ohne Rücksicht auf ihre Herkunft vereinigt, um allen gewerblichen Kreisen möglichst viele Anregungen zu bieten. Wenn der Suchende einen hellen Blick und nebenbei auch Glück hatte, konnte er wirklich aus diesem Niederschlag der verschiedensten Ausstellungen und Messen manches entnehmen, was ihn förderte. Daneben trat aber bei den Gründern auch schon das Bestreben auf, besonders hervorragende kunsthandwerkliche Schöpfungen, auch wenn sich diese nicht gerade zur Reproduktion empfahlen, anzuschaffen, um das Handwerk zu ehren und die nachwachsende Generation zu veranlassen, ebenfalls nach dem Vollendetsten zu streben, um seinerzeit der gleichen Auszeichnung der Aufnahme einzelner ihrer Meisterwerke in die öffentliche Sammlung würdig befunden zu werden.
Als dann später an die Stelle der Musterlager die kunstgewerblichen Museen traten, hatte sich das Ziel verschoben. Man wollte nach wie vor dem Gewerbe helfen, griff aber nach anderen Mitteln, da man sich überzeugt hatte, daß das frühere Programm nicht die gewünschten Früchte getragen. Das Durcheinander ohne strenge Zuchtwahl hatte mehr Schaden als Nutzen gebracht; und mit der platzraubenden Anhäufung von Paradestücken aus früheren Ausstellungen war nur der Anstoß zu noch pompöseren Ausstellungs-Prunkobjekten gegeben worden, während man doch das veredelte Kunsthandwerk in das Haus, in die Familie tragen sollte. Außerdem war dieses immer tiefer in die Rekapitulationsbewegung historischer Stilarten