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Gesundheitskompetenz durch professionelle Kommunikation Professionelle Kommunikation ist die Voraussetzung, um die Gesundheitskompetenz der Patient_innen, Klient_innen und Kund_innen sowie deren soziale Netzwerke zu fördern. Ihre Befähigung für eine aktive Rolle zur Genesung vereinfacht eine qualitativ hochwertige Versorgung und sorgt für ein langfristig aktives Gesundheitsverhalten. Neben den wissenschaftlichen Hintergrundinformationen etabliert dieses Fachbuch ein umfassendes Schulungsprogramm, das in der Mediathek zur Verfügung gestellt wird. Drei praxiserprobte Workshops mit Schulungsmaterialien können direkt in Trainings, Fort- und Weiterbildungen zu Kommunikation, Gesundheitskompetenz und Patient_innensicherheit eingesetzt werden. Die Ansätze sind evidenz- und theoriebasiert sowie wissenschaftlich an Kliniken in Deutschland als wirksam nachgewiesen. Das Fachbuch bietet: Einzigartige Beschreibung und Darstellung von wissenschaftlich gesicherten Hintergründen insbesondere im Bereich Kommunikation, Gesundheitskompetenz, Patient_innenzentrierung und Teamwork Erstmalige Beschreibung und Darstellung eines interdisziplinären Schulungsprogramms für Mitarbeitende im Gesundheitswesen für verschiedene Settings Wissenschaftliche Hintergrundinformationen und theoriebasierte Erklärungen, die einen systematischen Entwicklungsprozess von eigenem Training unterstützen sowie Impulse für weitere Anwendung und Forschung geben. Die Arbeitsmaterialien zu den Workshops in diesem Buch können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden.
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Seitenzahl: 300
Sonia Lippke
Christina Derksen
Gesundheitskompetenz lehren und lernen
Trainingsprogramm für Sozial- und Gesundheitsberufe
Gesundheitskompetenz lehren und lernen
Sonia Lippke, Christina Derksen
Programmbereich Gesundheitsberufe
Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Gesundheitsberufe
Sophie Karoline Brandt, Bern; Jutta Berding, Osnabrück; Sinje Gehr, Göttingen; Heidi Höppner, Berlin; Heike Kubat, Feldbach; Christiane Mentrup, Zürich; Sascha Sommer, Bochum; Birgit Stubner, Regensburg; Ursula Walkenhorst, Osnabrück; Claudia Winkelmann, Berlin
Sonia Lippke, Professorin, Dr., Dipl.- Psych., Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin, Constructor University Bremen
Christina Derksen, PhD, MSc, Gastwissenschaftlerin, Arbeitsgruppe für Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin, Constructor University Bremen
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Lektorat Gesundheitsberufe
z.Hd.: Barbara Müller
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www.hogrefe.ch
Lektorat: Barbara Müller, Sandro Bormio
Herstellung: Daniel Berger
Umschlagabbildung: © skynesher; GettyImages
Umschlag: Claude Borer, Riehen
Satz: punktgenau GmbH, Bühl
Format: EPUB
1. Auflage 2023
© 2023 Hogrefe Verlag, Bern
(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96287-0)
(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76287-6)
ISBN 978-3-456-86287-3
https://doi.org/10.1024/86287-000
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Einführung
Vorwort
1 Einleitung
2 Modell der interpersonellen Kommunikation für Programme der Gesundheitskompetenzförderung
2.1 Kommunikationskonzepte zur Verbesserung der professionellen Gesundheitskompetenz: Theoretische Überlegungen und Evidenzen
2.2 Vier-Seiten-Modell der Kommunikation nach Schulz von Thun
2.3 Kommunikation im Gesundheitskontext wie Close-the-loop/Zwei-Wege-Kommunikation
2.4 Motivierende Gesprächsführung (Motivational Interviewing; MI)
2.5 Der Health Action Process Approach (HAPA) und das Compensatory Carry Over Action Model (CCAM)
2.6 Kommunikationskonzepte zur Verbesserung der professionellen Gesundheitskompetenz
2.7 Theorien und Modelle zum Lernen und zur Unterstützung von Lernen
2.8 Schulungskonzepte zur Vermittlung und Verbesserung der professionellen Gesundheitskompetenz
3 Triangulation von Lernzielen, bisheriger Forschung und Entwicklungen mittels Intervention Mapping
3.1 Lernziele in Ausbildung und Studium
3.2 Implementationsstrategien zur Optimierung professioneller Gesundheitskompetenz
4 Ein Kleingruppenprogramm in drei Einheiten
4.1 Curriculum für die Trainingseinheit 1: „Kommunikative Fähigkeiten im Patient:innengespräch“
4.1.1 Themen und Inhalte
4.1.2 Lernziele und Didaktik
4.1.3 Curriculum in der Übersicht und konkreter Handlungsablauf
4.1.4 Methoden im Detail
4.2 Curriculum für die Trainingseinheit 2: „Patient:innenzentrierte Kommunikation“
4.2.1 Themen und Inhalte
4.2.2 Lernziele und Didaktik
4.2.3 Curriculum in der Übersicht und konkreter Handlungsablauf
4.2.4 Methoden im Detail
4.3 Curriculum für die Trainingseinheit 3: „Kommunikation im Team“
4.3.1 Themen und Inhalte
4.3.2 Lernziele und Didaktik
4.3.3 Curriculum in der Übersicht und konkreter Handlungsablauf
4.3.4 Methoden im Detail
4.4 Begleitmaterial
4.4.1 Lernportfolio
4.4.2 Karten und Flipcharts
4.4.3 Evaluation als Qualitätsmanagementtool
5 Überführung in digitale Formate
5.1 Digitale Trainingskomponente
5.1.1 Patient:innenzentrierte Kommunikation: Gesundheitskompetenz verstehen
5.1.2 Modul 1: Zielgerichtete Patient:innenansprache: Gesundheitsverhalten fördern
5.1.3 Modul 2: Diversität im Praxisalltag: Diversität erkennen und berücksichtigen
5.1.4 Modul 3: Umgang mit „herausfordernden“ Patient:innen: Verbesserung von Adhärenz und Compliance
5.1.5 Modul 4: Kommunikation in der Entlassung und Rehabilitation, Aufklärung versus Fehlinformation
5.1.6 Modul 5: Orientierung für die Zeit danach: Hilfe für die Zukunft geben
5.2 Digitale Workshops im synchronen oder asynchronen Modus
5.3 Selbstlernprogramme und Apps
6 Empfehlungen für weitere Forschung und Praxis
6.1 Forschung: Theoriebasierte Implementierung und Evaluationen
6.2 Praxis: Evidenzbasierte Trainings partizipatorisch implementieren und anpassen
6.3 Schlussfolgerung
Literatur
Autorinnen
Hinweise zu Zusatzmaterialien
Sachwortverzeichnis
Eine professionelle und patient:innenzentrierte Kommunikation des Fachpersonals ist wesentlich für eine gelungene Behandlung: Patient:innen brauchen diese, um ihre gesundheitlichen Probleme und die Behandlung zu verstehen und ihr Verhalten entsprechend anzupassen. Für Angehörige ist eine gute Aufklärung und Begleitung zentral für die optimale Unterstützung der Patient:innen. Auch Mitarbeitenden macht die Arbeit mehr Freude, wenn alle gut miteinander kommunizieren und so die Versorgung von Patient:innen interdisziplinär reibungslos funktioniert.
Insgesamt ist die sichere und effektive Kommunikation eine Voraussetzung, um die Gesundheitskompetenz der Patient:innen, Klient:innen und Kund:innen sowie der sozialen Netzwerke (Angehörige) zu fördern. Auf diese Weise werden alle Beteiligten zu einer aktiven Rolle beim Behandlungs-/Pflegeerfolg bzw. bezüglich der Genesung befähigt. Dies kann wiederum eine qualitativ hochwertige Versorgung vereinfachen und den nachhaltigen Nutzen sicherstellen: So soll ein aktives Patient:innen- und Gesundheitsverhalten erreicht und somit die langfristige Gesundheit und Zufriedenheit aller sichergestellt sowie Fehler vermieden und Probleme überwunden werden.
Wie sich diese Zusammenhänge erklären und in der Praxis sicherstellen lassen, darum geht es in diesem Buch. Es werden Hintergründe beleuchtet, Zusammenhänge erklärt und ein Schulungsprogramm und Curriculum bestehend aus drei praxiserprobten Workshops beschrieben. Damit werden Sie, die Leserinnen und Leser, die Materialien direkt in Trainings, Fort- und Weiterbildungen sowie für Programme zur Verbesserung von Fähigkeiten und Fertigkeiten zu Kommunikation, Gesundheitskompetenz und Patient:innensicherheit einsetzen können. Die Ansätze sind evidenz- und theoriebasiert sowie wissenschaftlich an Kliniken in Deutschland als wirksam nachgewiesen worden. Das Besondere an diesem Buch ist:
Tabelle 1-1: Keywords und semantisches Umfeld
Haupt-(1)/Neben-Keywords
semant. Umfeld
Hauptkeyword (1): Gesundheitskompetenz
Nebenkeyword (3): Kommunikation, Schulung, Kompetenzentwicklung
Schlagworte (NAV): Patient:innenzentrierung, Patient:innensicherheit, Teamwork, Interaktion, Gespräch, Lebenslanges Lernen, Kommunikative Fähigkeiten, Gesundheitsversorgung
Einzigartige Beschreibung und Darstellung von wissenschaftlich gesicherten Hintergründen und -informationen insbesondere im Bereich Kommunikation, Gesundheitskompetenz, Patient:innenzentrierung und Teamwork,
Erstmalige Beschreibung und Darstellung eines interdisziplinären Schulungsprogramms für Mitarbeitende im Gesundheitswesen, das direkt in verschiedenen Settings eingesetzt werden kann,
Viele wissenschaftliche Hintergrundinformationen und theoriebasierte Erklärungen, die einen systematischen Entwicklungsprozess von eigenem Training unterstützen, sowie die Impulse für weitere Anwendung und Forschung geben (Tabelle 1-1).
Sie haben sich für das Buch „Gesundheitskompetenz lehren und lernen – Ein Schulungsprogramm für Sozial- und Gesundheitsfachberufe“ entschieden. Wir freuen uns darüber, gemeinsam mit Ihnen zentrale Fragen beantworten zu können, die viele Menschen im Gesundheits- und Sozialsystem bewegen. Auch wenn schon vor vielen Jahren auf die Bedeutung der Arzt-Patient:innen-Kommunikation und die Schulung bzw. Weiterbildung von Gesundheitsfachpersonal hingewiesen wurde (z. B. von Kripalani & Weiss, 2006) und es viele Studien und Ansätze gibt, so fehlte bisher im deutschsprachigen Raum ein strukturiertes Programm, das theoriebasiert und international erprobt ist (van Gaalen et al., 2021): Das vorliegende Schulungsprogramm schließt diese Lücke, indem es – wie Sie im Folgenden lesen werden – auf klassischen und aktuellen Theorien der Gesundheitsverhaltensänderung (Lippke et al., 2018), Kompetenzentwicklung bzw. Trainings-/Schulungskonzeption und Kommunikation aufbaut. So werden konkrete Fähigkeiten (Capabilities) und Handlungsabläufe für den Alltag vermittelt und eingeübt.
Das Training ist in internationaler Zusammenarbeit für die Anwendung in verschiedenen europäischen Ländern entwickelt worden (im Rahmen des EU-geförderten IMPACCT Projekts). Das Schulungsprogramm ist partizipatorisch (co-kreativ) in Deutschland in einem typischen Krankenhaus weiterentwickelt (Lubasch et al., 2021), angepasst und positiv evaluiert worden (mit Förderung des Bundesministerium für Gesundheit (BMG) im Rahmen des PIKoG-Projekts). Für Teile des Schulungskonzepts wurde zudem ein Training für Gesundheitsfachkräfte angepasst, das im Rahmen des Projekts „TeamBaby – Sichere, digital unterstützte Kommunikation in der Geburtshilfe“ entwickelt wurde. Das originale, evaluierte Training ist beim Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V., Berlin, erhältlich.
Aufgrund der Corona-Pandemie mit den Einschränkungen in Präsenz-Schulungen ist das Programm ebenfalls digital weiterentwickelt (Jeffries et al., 2022) und partiell in Lehrveranstaltungen geprüft worden (an der Constructor University, damals Jacobs University). Damit ist das Schulungs-/Trainingsprogramm mit seinen Materialien eines der ersten dieser Art, das in verschiedenen Kontexten eingesetzt und in unterschiedlichen Formaten angewendet werden kann. Die Trainingsmaterialien sind auf der Website des Hogrefe Verlags in der Mediathek abrufbar, siehe Hinweise zu Zusatzmaterialien am Ende des Buches.
Ziel ist es, dass diejenigen, die mit Patient:innen, Klient:innen und allgemein Hilfesuchenden arbeiten,
ihre Fähigkeiten aus- und weiterbilden,
sich im Umgang sicherer fühlen,
die knappe Zeit gut nutzen können und
auch mit anderen Kolleg:innen besser kommunizieren.
Denn „Man kann nicht nicht kommunizieren!“ (Watzlawick)
Und auch Marcus Tullius Cicero sagte schon „Reden lernt man nur durch reden“.
|10|Aber noch wichtiger: „Das Gegenteil von schlecht muss nicht gut sein – es kann noch schlechter sein.“ (Watzlawick).
Um nun nicht immer wieder die gleichen Fehler zu machen, wird in diesem Buch ein strukturiertes, bewährtes Schulungsprogramm vorgestellt. Zielgruppe sind alle im Gesundheitswesen Tätigen, also Psycholog:innen, Ärzt:innen, Pflegefachpersonen/Pflegekräfte, Gesundheitsfachpersonen, Therapeut:innen und Patient:innensicherheitsbeauftragte, Patient:innensicherheits-Expert:innen (wie Jurist:innen und Gesundheitswissenschaftler:innen), Patient:innenfürsprecher:innen, Sozialarbeitende, Verwaltungsfachkräfte, Seelsorgende: Alle können ihre Fähigkeiten (Capabilities) und Kompetenzen (Skills) verbessern. Entsprechend zielt dieses Programm und Buch auch ab auf Pädagog:innen und Lehrende, Trainer:innen, Dozent:innen, Coaches, Supervisor:innen, Fortbildungsbeauftragte und -organisator:innen, Programmentwickler:innen, Qualitätsmanagement und Klinikverwaltungen.
Mit dem Material, das in diesem Buch beschrieben wird und das Sie im Anhang in digitaler Form an die Hand bekommen, wollen wir Sie unterstützen, sich selbst und andere Menschen fort- und auszubilden. Noch mal zusammengefasst geht es um das Folgende:
Veränderung durch Kommunikation: Gesundheitskompetenz lernen und lehren – das Schulungsprogramm ist maßgeschneidert für Fachkräfte und Interessierte.
Das Ziel ist, die Kommunikation im klinischen Bereich, allgemein mit Patient:innen, Klient:innen und Kund:innen sowie im professionellen Team zu verbessern.
Dieses Schulungsprogramm ist deswegen notwendig, weil bisher nur wenige aktuelle, evidenzbasierte und wissenschaftlich geprüfte Trainingskonzepte verfügbar sind. Insbesondere ist es deswegen sinnvoll, um Mitarbeitende in der Befähigung ihrer Patient:innen zur Entwicklung einer guten Gesundheitskompetenz zu unterstützen. Damit kann ein Beitrag geleistet werden, die Versorgung zu verbessern.
Die vorgestellten Trainings wurden im Rahmen nationaler und internationaler Forschungsprojekte entwickelt und partizipativ an die Bedarfe deutscher Kliniken angepasst. Sie sind flexibel nutzbar und wissenschaftlich evaluiert.
Wir wünschen Ihnen viele neue Erkenntnisse und Bestätigungen für das, was Sie schon wissen und tun. Auch wenn Sie einiges bereits kennen oder sich aus ihrem Alltag heraus denken können: In diesem Werk ist erstmals aufgearbeitet, wie der aktuelle Erkenntnisstand zu professioneller Gesundheitskompetenz ist und dies inklusive der Wirkmechanismen und konkreten Interventionsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung von Handlungsabläufen. Begeben Sie sich mit uns auf eine Reise (Patient Supporter Journey), an deren Seite nun das Schulungsprogramm bereitsteht, um Sie noch mehr zu (be-)stärken. Natürlich soll die Reise selbst auch spannend und ertragreich sein. Deswegen würden wir Ihnen gerne folgende Empfehlungen für das Lesen dieses Buches geben:
Lesen Sie möglichst viel und arbeiten Sie sich selbst durch die Übungen. Gleichzeitig empfehlen wir: Gehen Sie so an dieses Buch, wie es für Sie persönlich oder aktuell am besten passt. Entweder von der ersten bis zur letzten Seite oder anhand von Kapiteln oder Stichwörtern, die Sie besonders spannend oder kritisch finden. Hinterfragen Sie für sich, ob die Materialien genauso auf Ihre Bedarfe angewendet werden können oder erst noch angepasst werden müssen. Kommunikationsschulungen sollten lebende Konzepte sein. Sprechen Sie mit anderen über Ihre Erfahrungen und involvieren Sie sie so als „Mit-Akteure und Akteurinnen“. Wenn Sie darüber hinaus Fragen haben, dann schreiben Sie uns Autorinnen. Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen.
Und nun: Viel Spaß und gute Bereicherung!
Bevor wir uns den Modellen zuwenden, sollten wir uns darüber klar werden, um was es uns eigentlich geht: Was ist das Ziel? Was ist derzeit nicht optimal und soll verbessert werden? Wenn wir mit unserem Training erfolgreich waren, woran können wir das dann messen? Bitte beantworten Sie diese Frage kurz für sich selbst, bevor Sie anschließend weiterlesen!
Reflexion
(Individuelle) Zielparameter von Trainings und Schulungsprogrammen: Was wollen Sie mit dem Training erreichen? (z. B.: „Ich möchte weniger Missverständnisse erleben.“)
Erinnern Sie sich noch einmal an die in der Einleitung beschriebene Patient:innensicherheit: Diese ist definiert als die Abwesenheit von vermeidbaren Behandlungsfehlern, die durch mangelnde Kommunikation oder nicht-funktionierende Abläufe entstehen (VUE: Keller et al., 2020).
Wie ist das in Ihrem Alltag? Beobachten Sie manchmal, dass es nicht ganz „rund“ läuft und es zu „Beinaheunfällen“ kommt? Inwiefern könnte Ihnen dieses Training helfen, diese Ereignisse zu verhindern?
Bei einer eingeschränkten Gesundheitskompetenz:
erleben Patient:innen häufiger Schwierigkeiten, sich im Gesundheitssystem zu orientieren und entsprechend brauchen sie vom Gesundheitsfachpersonal dabei Unterstützung oder spezielle Erläuterungen.
haben Patient:innen eher unzureichendes Wissen, wo sie bei gesundheitlichen Problemen Unterstützung finden können und brauchen entsprechende professionelle Hilfe.
erleben Patient:innen öfter Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Gesundheitsfachpersonal; sie sind auf eine individualisierte Ansprache bzw. eine bessere Kommunikation ihres Gegenübers angewiesen.
müssen Patient:innen häufiger in ein Krankenhaus eingewiesen werden oder den ärztlichen Notfalldienst aufsuchen, so dass höhere Kosten und damit eine stärkere Belastung für das Gesundheitssystem entstehen.
Der Zusammenhang zwischen professioneller Gesundheitskompetenz und Patient:innensicherheit ist also mittlerweile gesichert. Dazu gibt es viele Befunde (Evidenzen): Konsequenzen können sehr unterschiedlich ausfallen – von folgenlos bis hin zu Todesfällen sowie hohen finanziellen und emotionalen Kosten. Diese Kosten können nicht nur Patient:innen erleben, denn VUEs können auch für Angehörige und alle an dem Vorfall Beteiligten, einschließlich des Fachpersonals, schwere Folgen mit sich bringen (Busch et al., 2020; Huener et al., 2022; Nydoo et al., 2020). Finanzielle Kosten können die Institution wie die Klinik (z. B. bei Regressansprüchen usw.) und langfristig auch ganze Gesund|18|heits- und Sozialsysteme belasten (z. B., wenn Pflegeleistungen notwendig werden).
Bress (2013) hat den Zusammenhang zwischen den Fähigkeiten der Professionellen Gesundheitskompetenz und Patient:innensicherheit, Gesundheitszustand und -kosten (für Zahngesundheit) erklärt: Kommunikation wirkt auf die Gesundheitskompetenz ein. Damit nimmt die Professionelle Gesundheitskompetenz auch indirekt Einfluss auf die Folgen von VUEs (s. Abbildung 2-1). Gleichermaßen wirken aber auch allgemeine kulturelle und gesellschaftliche Aspekte auf die Gesundheitskompetenz ein. Darüber hinaus gibt es Wechselwirkungen mit dem Gesundheitssystem, indem Fachkräfte mit ausgeprägten professionellen Gesundheitskompetenzen das Gesundheitssystem besser nutzen und effektiver ausgestalten können als Fachkräfte mit einer gering ausgeprägten Kompetenz (Bress, 2013; Lippke et al., 2022a).
Helitzer et al. (2011) sehen darüber hinaus auch individuelle und soziodemografische Aspekte wie Alter, Geschlecht, Bildung, Sprachkompetenzen, Erfahrungen und eigenes (bisheriges/regelmäßiges) Verhalten als wichtig an.
Die professionelle Gesundheitskompetenz differenziert sich also nach drei Kernaspekten (Abbildung 2-2).
Unzureichende Kommunikation – sowohl innerhalb von Gesundheitsfachpersonal als auch zwischen Gesundheitsfachpersonal und Patient:innen sowie deren Begleitpersonen/Angehörigen – spielt eine große Rolle bei der Entstehung von VUEs und Konflikten (Scholz, 1999). Damit kann gute Kommunikation zu Kosteneffizienz und Kostenvermeidung beitragen sowie die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen (Curtis et al., 2011; Emmerling, 2019; Wright, 2011) und Patient:innen verbessern. Gleichzeitig kann sie auch zu einer stärkeren Bindung von Mitarbeiter:innen bzw. deren Arbeitsfähigkeit (Buchberger et al., 2011) sowie einer höheren Attraktivität von Berufen im Gesundheitswesen und Pflegeeinrichtungen führen (Munch et al., 2021).
Professionelle Gesundheitskompetenz kann jedoch auch weiter gefasst werden: He et al. (2019) haben das Sicherheitsverhalten von Mitarbeiter:innen untersucht und dabei festgestellt, dass Kommunikation einen entscheidenden Einfluss auf die professionelle (Gesundheits-/Sicherheits-)Kompetenz nimmt. Wenn also Mitarbeiter:innen verstanden haben, warum Sicherheitsverhalten möglichen Unfällen und Verletzungen vorbeugt und sie eine effektive Kommunikation beherrschen, dann kommt es entsprechend seltener zu VUEs. Kommunikation ist damit ein wichtiger Faktor, der das organisationale Sicherheitsklima, den individuellen psychologischen Zustand der Mitarbeiter:innen und das Sicherheitsverhalten aller beeinflusst (He et al., 2019). Die Wirkung der Kommunikation hängt wiederum von den Kommunikationskompetenzen ab.
Kommunikationskompetenzen sind Fähigkeiten, auf persönlich wirksame und sozial angemessene Weise zu kommunizieren (Gunia & Saurgnani, 2022). Dies kann mit Kommunikationskonzepten und -interventionen/-schulungen trainiert werden (Schmiedhofer et al., 2022), die im folgenden Abschnitt detailliert beschrieben werden.
Abbildung 2-1: Zusammenhang zwischen Professioneller Gesundheitskompetenz und Patient:innensicherheit sowie verschiedenen Einflussfaktoren wie Kommunikationskonzepte und -interventionen (aus Lippke et al., 2022a).
Abbildung 2-2: Kernaspekte der Professionellen Gesundheitskompetenz nach Helitzer et al. (2011, S. 22).
Kommunikationskonzepte sind Grundvorstellungen oder Annahmen über Kommunikation und wie bestimmte Reize (z. B. was eine Person sagt) mit einer Reaktion (z. B. ob der/die Empfänger:in das Gesagte verstanden hat und in eigenes Verhalten umsetzen kann) einhergehen (Lippke et al., 2022a). Dafür ist ein allgemeines Verständnis von Kommunikationskonzepten wichtig. Schon Kurt Lewin sagte: „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie“.
Die einfachsten Modelle von Kommunikation sind sog. Sender:in-Empfänger:in-Modelle (S-R-Modell), bei denen ein:e Sender:in eine Botschaft (Message) an den/die Empfänger:in (Receiver) sendet (Veenker & Paans, 2016). Es werden Kontext, Störungen und Feedback berücksichtigt, aber wenig andere dynamische Annahmen. Diese klassischen, eindirektionalen Modelle sind weiterentwickelt worden zu fortgeschrittenen Modellen bis hin zu komplexen Modellen, die dynamische Annahmen treffen. Diese transaktionalen und konstruktivistischen Modelle sehen auch den/die Empfänger:in als aktiv an und berücksichtigen damit das Selbstmanagement und die Selbstregulation, was wichtig ist im Zusammenhang mit der professionellen Gesundheitskompetenz und der Förderung der Autonomie der Patient:innen. Mit solch einer dynamischen Sichtweise ist die Botschaft sowohl vom Sendenden, vom Empfangenden, aber auch vom Kontext abhängig. Damit ist die Botschaft nicht statisch wie in klassischen Modellen, sondern flexibel und abhängig von Interaktion (Veenker & Paans, 2016).
Diese Interaktion kann beispielsweise durch das sog. Vier-Seiten-Modell der Kommunikation von Schulz von Thun beschrieben werden: Neben Inhalts- und Beziehungsaspekten werden Selbstoffenbarung und Appell explizit berücksichtigt (Rechtien, 2019). Nach Rechtien (2019) sind dies:
Inhalts-Seite: Sachinhalt, über den der/die Sender:in informieren will: „Einen Mund-Nase-Schutz zu tragen hilft, um sich selbst und andere vor einer Ansteckung mit Corona-Viren zu schützen“, ist erstmal lediglich eine Aussage über die Bedeutung eines Mund-Nase-Schutzes.
Beziehungs-Seite: Emotionen und Bewertungen der sendenden Person gegenüber dem/der Empfänger:in, z. B.: „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie einen Mund-Nase-Schutz tragen, wenn ich Sie behandle“.
Die Selbstoffenbarungs-Seite betrifft die Aspekte, die der/die Sender:in über sich selbst aussagt wie: „Ich habe Angst mich anzustecken, wenn Sie keinen Mund-Nase-Schutz tragen“, oder: „Es stört mich, wenn Patient:innen sich nicht an die Regeln halten“. Die enthaltene Selbstoffenbarung in einer Botschaft kann versteckt und vieldeutig und damit missverständlich sein.
Appell-Seite: Botschaften können auch dann eine Aufforderung an den/die Empfänger:in enthalten, wenn diese nicht explizit ausgedrückt wurde. Aussagen wie: „Es gelten Hygieneregeln in unserem Haus“, können bedeuten: „Ich möchte, dass Sie sich wie alle Patient:innen, Besucher:innen und Mitarbeiter:innen an die Hygieneregeln halten“. Ein:e Mitarbeiter:in, der/die die Aussage oben (s. Inhaltsaspekt) trifft, kann damit auch zum Ausdruck bringen: „Prima, dass Sie sich daran halten, bitte machen Sie weiter so!“
Die Abbildung 2-3 fasst das Modell zusammen.
Abbildung 2-3: Sender-Empfänger Modell nach Schulz von Thun (https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat).
Reflexion
Was sind Ihrer Erfahrung nach Vor- und Nachteile von dieser Betrachtung, dass Botschaften nicht nur eine sachliche Seite haben, sondern auch andere Seiten?
Bitte schreiben Sie dies hier kurz auf, um später darauf zurück kommen zu können (Tabelle 2-1).
Tabelle 2-1: Eigene Erfahrungen
Vorteile/Chancen
Nachteile/Gefahren
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Für die korrekte Dekodierung (das richtige Verständnis der Botschaft) insbesondere der Seiten Appell, Selbstkundgabe und Beziehungshinweis oben sind die verschiedenen Sprachbestandteile über die eigentlichen Worte hinaus entscheidend, wie Betonung, Lautstärke, Tonmelodie und nonverbale Elemente (Körperhaltung, |22|Blickkontakt etc.). Viele Kommunikationstrainings haben dieses Modell zugrunde gelegt. Der Erfolg von Kommunikationstrainings liegt v. a. darin begründet, dass sie den Trainingsteilnehmenden helfen, sich der verschiedenen Seiten bewusst zu werden – sowohl als Sender:in, Empfänger:in aber auch in Wechselwirkung mit dem Kontext – und damit ihr Kommunikationsverhalten zu optimieren (Bosse et al., 2012).
Weiterentwicklungen ursprünglicher Modelle wurden auch direkt auf den Gesundheitskontext angewandt. Eine Weiterentwicklung ist beispielsweise das Konzept „Closing the Loop“, auf Deutsch die „Zwei-Wege-Kommunikation“ (Abbildung 2-4).
Abbildung 2-4: Die Zwei-Wege-Kommunikation im Schaubild (nach Schillinger et al., 2003, S. 84; Übersetzung durch die Autorinnen).
„Closing the Loop“ kann zur Verbesserung der Effektivität der Kommunikation beitragen, indem Empfänger:innen angeregt werden, Botschaften (Informationen oder Anweisungen) noch einmal zu wiederholen, um Missverständnisse aufzudecken. Genau so kann die Zwei-Wege-Kommunikation im Team eingesetzt werden: Wichtig dabei ist die direkte Ansprache der Person („Herr Meyer, holen Sie mir bitte eine Kompresse“), die präzise Wiederholung („Ich hole jetzt eine Kompresse“) sowie Rückmeldung („Ich habe die Kompresse geholt und hier auf den Tisch gelegt“) beider Personen („Danke, ich sehe die Kompresse“).
Reflexion
Was ist die Zwei-Wege-Kommunikation nach dem, was Sie bis jetzt verstanden haben? Wann können Sie diese anwenden?
Bitte schreiben Sie dies hier kurz auf.
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Wir haben Ihnen eine typische Frage der Zwei-Wege-Kommunikation gestellt. Wenn Sie nun geschrieben haben „keine Ahnung“ oder „dass ich die Informationen ausspreche oder als Broschüre mitgebe“, dann wäre unsere vorherige Beschreibung nicht optimal gewesen und wir müssten Sie bitten, oben noch mal zu lesen, was es mit der Zwei-Wege-Kommunikation auf sich hat. Denn es geht nicht darum, dass Sie Text |24|querlesen und dann den wichtigen Punkt überlesen oder nur annehmen, was es mit der Zwei-Wege-Kommunikation auf sich hat, sondern dass Sie verinnerlichen, dass das Fragen stellen ein wichtiger Bestandteil ist. Eine mögliche richtige Antwort könnte lauten, „dass ich nachfrage, ob mein Gesagtes verstanden wurde und nicht nur mit ja-nein geantwortet wird, sondern so, dass ich wirklich verstehe, ob der andere den Inhalt auch selbst wiedergeben kann bzw. das, worum ich ihn gebeten habe, auch wirklich tut – und ich das dann wiederum bestätige“.
Damit soll sichergestellt werden, dass (1) die Botschaften richtig verstanden wurden und (2) strukturiert im Gedächtnis bleiben. Damit kann der/die Sender:in gleichzeitig einen Eindruck gewinnen, ob der/die Empfänger:in die Anweisungen auch auf sich selbst anwendet und in Verhalten übersetzen will/kann. Denn wenn Lücken in der Erinnerung, Missverständnisse oder auch divergierende Gesundheitsüberzeugungen klar werden, dann kann dies genutzt werden: ein Dialog kann entstehen, wenn das Gesundheitsfachpersonal entsprechend dazu bereit ist und dies auch unterstützt bzw. um den Wert weiß. Also korrigieren Sie gerne selbst Ihre Eintragung in dem Kasten oben, so dass es nun für Sie und zur Zwei-Wege-Kommunikation passt.