Gewalt im Islam? - Michael Kotsch - E-Book

Gewalt im Islam? E-Book

Michael Kotsch

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Beschreibung

Die Türme des World Trade Centers stürzen in sich zusammen und begraben Tausende von Menschen unter sich. Flugzeugterror in New York, Selbstmordattentäter in Jerusalem, Christenverfolgung in Pakistan, Entführungen auf den Philippinen und Hinrichtungen in Saudi Arabien: immer wieder wird die Welt von den Anschlägen islamistischer Terroristen erschüttert. Doch nicht nur an diesen Medienschlagworten zeigen sich die dunklen Seiten des islamischen Fundamentalismus. Dieses Buch zeigt das Ausmaß der Gewalt bei radikalen Muslimen. Die aktuelle Verbreitung des Terrorismus kommt dabei ebenso zur Sprache wie die islamische Gewalt gegen Frauen und Intellektuelle und auch die Verfolgung der Christen in islamischen Ländern. Darüber hinaus werden die Hintergründe in Koran und Geschichte aufgezeigt, aus denen die islamischen Terroristen ihre Gewalt begründen. Michael Kotsch studierte vergleichende Religionswissenschaft, Theologie und Ökologie. Seit rund zehn Jahren setzt er sich in Vorträgen und Seminaren mit religiösen und politischen Entwicklungen im Islam auseinander.

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Gewalt im Islam?

Der Kampf für eine islamische Weltgesellschaft

Die aktuellen Ereignisse und im Buch angeführten Beispiele spiegeln den Stand der politischen Entwicklungen bis Anfang Dezember 2001 wider.

Michael Kotsch

Gewalt im Islam?

Der Kampf für eine islamische Weltgesellschaft

1. Auflage 2002 erschienen im Logos Verlag GmbH, Lage

© 2013 Lichtzeichen Verlag, Lage

Lektorat: Inge Mohrenstecher

Illustrationen: Gesa Lychatz

Titelbilder: dpa

Satz und Umschlag: Thorsten Plaß

ISBN: 9783869549293

Bestell-Nr.: 548929

E-Book Erstellung: LICHTZEICHEN Medien www.lichtzeichen-medien.com

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Gewalt im Koran

1.1. Der Heilige Krieg (Dschihad)

1.1.1. Inhalt des Dschihad

1.1.2. Dschihad im Koran

1.1.3. Dschihad in der Hadith

1.1.4. Dschihad heute

1.2. Umgang mit Andersgläubigen

2. Gewalt in der Ausbreitung des Islam

2.1. Gewalt bei Mohammed

2.2. Gewalt gegen ehemalige Muslime

2.3. Gewalt in der islamischen Geschichte

2.3.1. Die Ausbreitung des Islam

2.3.2. Islam in Europa

2.3.3. Islam in Indien

2.3.4. Islam im übrigen Asien

2.3.5. Islam in Afrika

2.3.6. Islam in Persien

2.3.7. Die Assassinen

2.3.8. Islam in Arabien

2.3.9. Antikolonialismus

2.4. Islamische Judenverfolgung

2.5. Islamische Sklaverei

3. Gewalt gegen Christen

3.1. Christenverfolgungen in der Vergangenheit

3.2. Wenn Muslime zum Glauben kommen

3.3. Christen in islamischen Ländern

3.3.1. Christen in Ägypten

3.3.2. Christen in Indonesien

3.3.3. Christen in Afghanistan

3.3.4. Christen in Pakistan

3.3.5. Christen im Sudan

3.3.6. Christen in der Türkei

3.3.7. Christen in anderen islamischen Staaten

4. Gewalt gegen Frauen

4.1. Die islamische Ehe

4.2. Die islamische Scheidung

4.3. Frauen in islamischer Gesellschaft

4.4. Das Alltagsleben islamischer Frauen

4.5. Genitalbeschneidung in islamischen Ländern

4.6. Frauen im Glauben

5. Gewalt in der Politik

5.1. Staatliche Gewalt im Iran

5.2. Staatliche Gewalt in Afghanistan

5.3. Staatliche Gewalt in Pakistan

5.4. Staatliche Gewalt im Sudan

5.5. Staatlicher Islamismus in anderen Ländern

6. Gewalt gegen Denker

7. Gewalt durch Terrorismus

7.1. Islamische Selbstmordattentate

7.2. Islamischer Terrorismus in Europa

7.3. Islamische Terrororganisationen - international

7.4. Islamischer Top-Terrorist bin Laden

7.5. Terrorismus auf den Philippinen

7.6. Terrorismus in China

7.7. Terrorismus in Zentralasien

7.7.1. Tschetschenien

7.7.2. Dagestan

7.8. Terrorismus in Algerien

7.9. Terrorismus in Ägypten/Indien/Bosnien/Türkei

7.10. Terrorismus gegen Israel

7.10.1. Die Geschichte des Nahost-Konflikts

7.10.2. Anschläge gegen Israel

7.11. Terrorismus gegen die USA

7.12. Terrorismus in Deutschland

7.12.1. Verfassungsfeindliche Organisationen

7.12.2. Terroristische Aktivitäten - Deutschland als Rückzugsraum internationaler Islamisten

7.12.3. Islamistische Gefahren für die deutsche Gesellschaft

8. Was Christen tun sollen

8.1. Verständnis und Auseinandersetzung

8.2. Christen und Muslime

8.3. Islam und Islamisten

8.4. Politische Reaktionen auf den Islamismus

8.4.1. Gefährdungen erkennen

8.4.2. Hilfe bieten

8.4.3. Kontrolle ausüben

8.4.4. Auseinandersetzung praktizieren

8.5. Christen und Ausländer

8.6. Gespräche mit Muslimen

8.6.1. Freundschaft schließen

8.6.2. Anfragen stellen

8.6.3. Anknüpfungspunkte suchen

8.6.4. Irrtümer aufklären

8.6.5. Probleme aufwerfen

8.6.6. Kultur beachten

8.6.7. Glauben vermitteln

9. Literatur

Endnoten

„Die Muslime müssen nun die Ungläubigen mit allen verfügbaren Kriegsmaschinen angreifen, ihre Häuser in Brand setzen, sie mit Wasser überschwemmen,... alle diese Maßnahmen sind deshalb vom Gesetz geheiligt.”1

Einleitung

Nach den erschreckenden Terroranschlägen von New York und Washington im September 2001 rückt die Religion in den Mittelpunkt des Interesses, auf das sich die Attentäter bei ihren Taten beziehen. Es stellt sich die Frage, wieweit der Islam tatsächlich eine solche Gewalt fördert oder ermöglicht. Plötzlich wird dem Christen neu bewußt, wie eng er in Deutschland mit Muslimen zusammenlebt. „Heute leben mehr als 10 Mio. Menschen in Westeuropa, die sich zum Islam oder zumindest zu geistigen und kulturellen Traditionen der islamischen Welt bekennen. Die Muslime in Frankreich stammen vorwiegend aus den Maghreb-Staaten, diejenigen in Großbritannien aus dem asiatischen Raum, also Pakistan, Indonesien, Indien. In Deutschland leben fast 3 Mio. Muslime, davon 2,1 Mio. aus der Türkei, 220.000 aus arabischen Ländern, 115.000 aus dem Iran. Die Zahl der deutschen Muslime liegt bei schätzungsweise 150.000. Dabei handelt es sich um eingebürgerte Muslime, um Konvertiten, Ehepartner von Muslimen und Kinder mit einem muslimischen Elternteil. ... Heute leben in NRW knapp 1 Mio. Muslime, davon etwa 715.000 aus der Türkei. ... Aus den arabischen Staaten stammen knapp 100.000 der in Nordrhein-Westfalen lebenden Muslime, 33.000 kommen aus dem Iran.”2

Natürlich darf nicht jeder in Deutschland lebende Muslim als potentieller Mörder und Terrorist angesehen und behandelt werden. „Verurteilen Sie nicht jeden Moslem! Kein vernünftiger Mensch darf vergessen, dass die überwältigende Mehrheit der Araber und anderer Moslems weder Komplizen des Verbrechens waren noch Freude daran empfinden.”3 Vollkommen falsch wäre es sicher auch, rassistische oder religiöse Vorurteile Muslimen gegenüber zu schüren. Eine gesellschaftliche Ausgrenzung des Islam hätte wahrscheinlich nur eine zusätzliche Radikalisierung des europäischen Islam zur Folge. Die meisten der in Deutschland lebenden Muslime sind durchaus friedliebend, gastfreundschaftlich und integrationsbereit. Auf der anderen Seite fühlt sich ein überproportional großer Anteil der islamischen Bevölkerung mit extremistischen muslimischen Gruppierungen verbunden.4 Vor diesem Hintergrund ist es auch kurzsichtig und unrealistisch, die Gefahren des Islamismus aus Angst vor dem Anschein einer Diskriminierung herunterzuspielen. So scheint eine große Zahl von Journalisten ihre Aufgabe insbesondere darin zu sehen, sich positiv und verständnisvoll für den Islam einzusetzen, ohne gleichermaßen auf die bekannten Gefahren des Islamismus auch in Deutschland hinzuweisen. In Interviews werden fast ausschließlich gebildete, voll integrierte und liberal gesinnte Muslime als Gesprächspartner gewählt. Doch trügt der Eindruck, dass diese Gruppe repräsentativ für den deutschen Islam ist. Wenn wissenschaftliche Studien5 auf die Gewaltbereitschaft muslimischer Jugendlicher hinweist, wird nichts unternommen, diese einzuschränken. Statt dessen wird dem verantwortlichen Forscher Voreingenommenheit und Rassismus vorgeworfen. Was nach den Vorstellungen einiger Multi-Kulti-Ideologen nicht sein darf, kann scheinbar auch nicht wahr sein, selbst wenn die objektiven Daten in eine ganz andere Richtung weisen. Bedenken müssen gegen ein Milieu erhoben werden, „das sich bisher so gut darauf verstand, mit Hilfe einer politisch korrekten Sprache eigene Vorstellungen durchzusetzen und andere zu verpönen, ... das die Parole von der einen Welt wörtlich nahm und alle, die skeptisch blieben, als Feinde des Friedens, des Fortschritts und der Aufklärung betrachtete,... das fremde Kulturen grundsätzlich als Bereicherung erlebte, niemals als Bedrohung. ... Wenn sich bestätigt, was über die Herkunft der Terroristen und ihrer Hintermänner bekannt geworden ist, werden die Spaß- und Spießbürger, die im grünen Milieu den Ton angeben, in dieser Richtung aber nicht mehr weiterkommen. Dann müssen sie damit rechnen, dass Tschador und Burnus nicht mehr als folkloristische Beigabe wahrgenommen werden, sondern ... als fremd. Erste Berichte darüber, wie kollektive Fremdenbegeisterung in kollektive Fremdenfurcht umschlagen kann, geben eine Vorstellung davon, wie schwach die Fundamente sind, auf denen die Multikultuerellen ihre Gesellschaft gründen wollen. Kein Satz aus Samuel Huntingtons bekanntem Buch über den Kampf der Kulturen ist seinerseits so heftig angefeindet worden, wie seine Behauptung, der Islam habe blutige Ränder. Den großen Krieg hielt er für unwahrscheinlich, entstehen könnte er jedoch, wie Huntington hinzusetzte, aus der Eskalation eines Bruchlinienkrieges zwischen Gruppen aus verschiedenen Kulturen ... Die Deutschen haben verlernt, Kulturen so ernst zu nehmen, wie sie das verdienen. Täten sie das, dann würden sie die Unterschiede”6 nicht einfach ignorieren und kleinreden, sondern sie bewusst in ihr Handeln mit einbeziehen. Auch Politiker sollten sich nicht wie bisher in erster Linie nach der „political correctness“ orientieren, sondern offensichtliche gesellschaftliche Probleme erkennen und ansprechen, auch wenn sie von Mitbürgern ausländischer Herkunft ausgehen. „Es sollte einen Zwischenweg geben zwischen Ausländerfeindschaft und einer vorbehaltlosen Rechtfertigung islamischer Personengruppen. Es muss differenziert werden. In vielen Medien entsteht jedoch eher der Eindruck, alle Muslime seien friedlich und alle sie kritisierenden Deutschen seien Ausländerfeinde. Nur die regelmäßig wiederkehrenden Meldungen von Anschlägen und Entführungen, die auf das Konto extremistischer Islamisten gehen, bringen dieses Bild von der heilen Welt durcheinander.

Die offensichtlichen Fakten sprechen jedoch für sich:

- Es gibt in Deutschland keine extremistische Gruppierung mit christlichem Gedankengut, wohl aber zahlreiche Vereinigungen islamischen Hintergrunds, die wegen ihrer verfassungsfeindlichen Ziele vom Verfassungsschutz beobachtet werden, und das, obwohl es in Deutschland weit mehr Menschen gibt, die sich als Christen verstehen denn als muslimische Mitbürger.

- Auch in islamischen Ländern, selbst denen, die ihre christliche Minderheit unterdrücken, ist keine vergleichbare extremistische Vereinigung bekannt, die mit christlichem Gedankengut terroristische Anschläge verübt.

- Die Zahl der Mitglieder und Sympathisanten islamistischer Vereinigungen, die aufgrund ihrer gesellschaftsfeindlichen Tendenzen vom Verfassungsschutz beobachtet werden, sind weit größer als die bekannter kommunistischer oder rechtsextremer Gruppen.7

- Im Gegensatz zum Christentum geschah die Ausbreitung des Islam von Anfang an mit Gewalt.

- Im Gegensatz zum individualistischen Christentum ist der Islam auf die Prägung der ganzen Gesellschaft hin ausgerichtet.

- Terroristische oder staatliche Übergriffe auf Muslime durch christliche Organisationen im vergangenen Jahrhundert sind nicht bekannt, sehr wohl aber zahlreiche Gewalttätigkeiten von islamischen Gruppen gegen Christen.

- In keinem der überwiegend christlich geprägten Staaten gibt es eine Verfolgung oder staatliche Diskriminierung von Muslimen. In zahlreichen islamischen Staaten aber werden bis heute Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt, vertrieben und getötet. Häufig werden diese Aktionen aus der islamischen Religion heraus gerechtfertigt.

- Bei der Ideologie des islamischen Fundamentalismus handelt es sich nicht um die irregeleitete Interpretation weniger Extremisten, sondern um eine von vielen Muslimen geteilte Interpretation islamischen Glaubens, wie der in den meisten muslimischen Staaten verbreitete Islamismus vor Augen führt.

- Der islamistische Terror ist nicht nur eine zeitlich und örtlich begrenzte Realität. Er ist seit mehrereren Jahrhunderten ein fester Faktor islamischer Politik und heute fast weltweit verbreitet.

- Islamischer Terrorismus ist nicht nur eine Antwort auf das wirtschaftliche und militärische Übergewicht der USA oder eine verständliche Kritik an der manchmal gewaltsamen Durchsetzung amerikanischer Interessen,8 wie Angriffe auf europäische Einrichtungen und Bürger sowie die beständigen Übergriffe auf christliche Minderheiten in islamischen Nationen zeigen.

- Unabhängig von der späteren geschichtlichen Realität fordert Mohammed dazu auf, Andersgläubige oder vom Islam Abgefallene zu töten und ein islamisch geprägtes Gemeinschaftswesen aufzubauen. Jesus Christus hingegen animiert zur Feindesliebe und zur Unterordnung unter einen Staat, der nicht nur heidnisch geprägt war, sondern Christen verfolgte.

- Gewalt für den Glauben einzusetzen ist im Koran ein empfohlenes Mittel zur Durchsetzung islamischer Interessen; im christlichen Glauben hingegen wird sie radikal abgelehnt, weil Jesu Reich nicht von dieser Welt ist und weil es für ihn besser war, Unrecht zu erleiden als Unrecht zu tun. Natürlich gab es auch in der Geschichte des Christentums religiös begründete Gewalt, im Gegensatz zum Islam konnte diese aber nie eine Legitimation in den Aussagen ihres Gründers haben.9

(Die hier genannten Aspekte des islamischen Fundamentalismus werden in den folgenden Kapiteln nicht erschöpfend, aber anhand verschiedener Beispiele erläutert.)

Es ist deshalb notwendig, den Islam und auch sein gewaltförderndes Potential zu kennen, um sich richtig und angemessen mit Muslimen in Deutschland auseinandersetzen zu können. Gerade um die friedliebenden Muslime zu schützen, ist eine sachgemäße Aufklärung über den islamischen Fundamentalismus notwendig, der seine Legitimation ebenfalls aus dem Koran und der islamischen Tradition bezieht und heute eine große Solidarität unter Muslimen der ehemals „Dritten Welt“ genießt. Durch einen Blick in den Koran, in die islamische Geschichte und auf die politischen Zusammenhänge der Gegenwart sollen Hintergründe und Ursprünge des islamistischen Fundamentalismus aufgezeigt und verständlich gemacht werden. Das natürlich nicht alle Muslime eine solche Islaminterpretation unterstützen, liegt auf der Hand. Aber eine Aufklärung über den gewaltbereiten Islamismus hat in der deutschen Vergangenheit eher zu wenig als zu viel stattgefunden.

1. Gewalt im Koran

In sprachlichen und fachwissenschaftlichen Abhandlungen wird überwiegend die Auffassung vertreten, dass der Begriff Islam nicht - wie öffentlichkeitswirksam häufig behauptet - auf den Begriff „Friede“ zurückzuführen ist. Weit wahrscheinlicher ist die Ableitung von einem anderen Begriff, der nit „sich unterwerfen“ übersetzt werden könnte.10 Muslim kann am zutreffendsten übersetzt werden mit „der sich Allah Hingebende”.11

Für ihren Glauben verpflichtende Aussagen beziehen Muslime aus Koran, Hadith und Scharia. Der Koran ist die früheste Sammlung der Aussprüche des islamischen Propheten Mohammed, die dieser mittels direkter Offenbarung von Allah selbst erhalten haben soll. Das Urexemplar des Buches soll sich bei Allah im Himmel befinden. Seine Aussagen sind für den Muslim absolut wahr und korrigieren die vorgeblich verfälschten Informationen das Alten Testaments der Juden und des Neuen Testaments der Christen. Der Koran umfasst eine Unmenge konkreter Anweisungen zum Alltagsleben, zum Krieg, zum Umgang mit Nicht-Muslimen, zu Ehefragen, Finanzangelegenheiten, politischen und religiösen Fragen. Darüber hinaus spiegelt er die Lebensgeschichte Mohammeds, seine Begegnungen mit Juden und Christen, seine Vorstellungen über Gott und seine Auseinandersetzung mit Feinden und mit der arabischen Religiösität seiner Zeit wieder. Wer bei einer Erbschaft zwei Drittel und wer nur ein Achtel bekommen soll, wird vom Propheten festgelegt. Ebenso, wie genau Waren gewogen werden sollen („Gebt volles Maß„) oder was einem Dieb gebührt („Haut ihm die Hand ab„). Die Lehre mit ihren präzisen Alltagsvorschriften durchdringt alle Bereiche des menschlichen Daseins - bis hin zum Zähneputzen und zum Händewaschen nach dem Sex. Allah: ein Gott auch der kleinen Dinge!

Zur Beantwortung zahlreicher theologischer und lebenspraktischer Fragen beziehen sich Muslime auf eine Sammlung mündlich überlieferter Aussagen des Propheten Mohammed, die erst lange nach seinem Tod aufgeschrieben wurden. Diese Tausende von Sprüchen umfassende Sammlung wird Hadith genannt. In Einzelfragen werden Mohammed auch recht gegensätzliche Aussagen zugeschrieben, die von islamischen Gelehrten nach der Zuverlässigkeit ihrer Überlieferung (von Mohammed bis zu ihrer Aufzeichnung) bewertet werden.

Neben den theologischen Glaubensaussagen im engeren Sinne (Din) „gibt es noch die Scharia, die ins Einzelne gehende Gesetzeslehre, die die Vorschriften für das Verhalten in allen Dingen des Lebens enthält. So etwa Richtlinien für die Art und Weise, wie der Gottesdienst abgehalten werden soll, Maßstäbe für Moral und Sittlichkeit und ein gottgefälliges Leben und Gesetze für das, was erlaubt oder verboten, was richtig oder falsch ist. … Doch im Hinblick auf die allumfassende Scharia, die der Prophet Muhammad uns überbracht hat, sind alle vorausgegangenen Gesetzesvorschriften hinfällig geworden. Die Scharia Muhammads stellt den Höhepunkt und das Finale dieses größten Erziehungsvorgangs dar … Wenn wir uns mit der Scharia des Propheten Muhammad vertraut machen wollen, müssen wir uns vor allem auf zwei Hauptquellen stützen, nämlich den Quran und die Hadith. Der Quran ist eine göttliche Offenbarung, absolut jedes Wort darin ist von Allah. Der Hadith besteht aus einer Sammlung der Worte und Taten des letzten Propheten, aus den Überlieferungen über seine Lebensweise und sein Verhalten in allen Dingen des Lebens.”12 Scharia ist die islamische, auf die Offenbarung Allahs zurückgeführte, verpflichtende Rechtsordnung. Die Scharia soll eine umfassende Lebensordnung darstellen; sie regelt nicht nur juristische Fragen, sondern enthält auch Kultvorschriften und sozialethische Anweisungen. Islamische Gelehrte haben vom 7. bis 10. Jahrhundert die Lehren der Scharia systematisiert und an das damals verbreitete Gewohnheitsrecht angepasst.13 Im Rahmen des neuzeitlichen Islamismus fordern viele Muslime eine Abkehr von westlicher Rechtsprechung und eine erneute Einführung der Scharia.14 Die Scharia hat heute beispielsweise in Tunesien, im Südjemen, im Irak, im Iran, in Somalia, Afghanistan, Saudi-Arabien und Libyen Gültigkeit.

Eine Wurzel der Gewalt im Islam ist die Einheit von Staat und Glaube im klassischen Islam. „Der Islam ist mehr als andere Religionen - er ist ‘der Entwurf einer Gesellschaftsordnung’”, schreibt der britische Philosophieprofessor Ernest Gellner. „Der Islam unterscheidet sich auch wesentlich vom Christentum, mit dessen Lehren wie mit denen des Judentums Mohammed in Medina konfrontiert wurde. ‘Mein Reich ist nicht von dieser Welt’, sagt im Johannes-Evangelium der angeklagte Jesus zu Pilatus. Im Islam fehlte diese Trennung zwischen Religion und weltlicher Macht von Anbeginn: Der Medina-Stadtstaat ist Mohammeds Gottes-Entwurf auf Erden, sein Reich ist von dieser Welt.”15 Umma, die Gemeinschaft der Muslime, ist die ursprüngliche Bezeichnung für die Gesamtheit der Muslime weltweit. Die umma bekommt ihre Grundlage in den Gesetzestexten des Koran und der islamischen Überlieferung (Hadith). Zwar ist für die umma eine spezielle Staatsform nicht unmittelbar festgelegt, deren religiöse, politische und juristische Ausrichtung werden allerdings durch die vorgegebenen Gesetze weitgehend bestimmt. Das an den Begriff geknüpfte Konzept strebt nach dem Idealbild der Einheit von Glaube und Politik in einem nach muslimischen Grundsätzen geführten Staat.16 Wird der Staat angegriffen oder fühlt ein Muslim sich wirtschaftlich oder sozial von einem Andersgläubigen benachteiligt, hat das für ihn sofort einen Bezug zu seinem Glauben. Das ganze öffentliche Leben ist durchdrungen von islamischen Bräuchen und Interpretationen. Für den augenblicklich vorherrschenden klassischen Islam ist Religionsfreiheit undenkbar. Religion ist nie eine Sache individueller Entscheidung, sondern immer eine Angelegenheit der Gemeinschaft. Islam ist nicht nur eine Glaubensüberzeugung, sondern eine Gesellschaftsform, und die ist ausschließlich. Demnach kann es nur eine Wahrheit, ein Recht, eine Wirtschaft geben, nämlich die islamische - etwas anderes ist für den klassischen Islam undenkbar.17 Toleranz anderen Religionen gegenüber kann es, wenn überhaupt, nur dann geben, wenn diese sich bereit erklären, sich dem Islam unterzuordnen und ihren Platz in einem ihnen vom Islam zugewiesenen Freiraum einzunehmen. Eine Gleichberechtigung mehrerer, grundsätzlich verschiedener Gesellschaftsformen kann es im Islam nicht geben. Deshalb brauchen wir als Voraussetzung eines friedlichen Zusammenlebens von Christen und Muslimen eine Neuinterpretation des Islam und einen Verzicht auf dessen Ausschließlichkeit in gesellschaftlichen Fragen.

Alle schriftlichen Quellen der Muslime äußern sich auch zum Einsatz von Gewalt gegenüber Andersgläubigen und gegenüber anderen Muslimen. Bei der Auseinandersetzung mit dem Koran fällt auf, dass es nicht möglich ist, den Islamisten - wie so häufig behauptet - pauschal einen Missbrauch des Islam und seiner Lehren zu unterstellen. Vielfach berufen sie sich auf einzelne im Koran enthaltene Aussagen und stimmen mit der lange Zeit vorherrschenden Interpretation der islamischen Schriften überein. Mohammed und seine Nachfolger lehrten und praktizierten eine gewalttätige Ausbreitung des Islam (Dschihad) mit der Legitimation, die wahre Religion zu verbreiten.

1.1. Der Heilige Krieg (Dschihad)

1.1.1. Inhalt des Dschihad18

Zuerst einmal ist es angeraten, selber den Koran zu lesen, um sich ein Bild von den grundsätzlichen Aussagen des Koran zu Gewalt, Toleranz und Umgang mit Andersgläubigen zu machen. Schnell wird dabei jedem Leser auffallen, wie häufig vom Kampf gegen die Andersgläubigen und ihrer Bestrafung durch die Muslime und Allah die Rede ist. Die Beschreibungen der Umstände des Kampfes gegen die Ungläubigen sind nicht zimperlich, sie sollen alle erschlagen, geköpft oder vertrieben werden; im Jenseits werden sie endlos gequält, mit siedendem Wasser übergossen, enthäutet usw. Hunderte von Koransuren sprechen von diesem gewalttätigen Umgang mit Andersgläubigen.

„Dschihad“ ist der Heilige Krieg im Islam. Er ist eine religiöse Pflicht für jeden Muslim. Zu Recht weisen Religionswissenschaftler darauf hin, dass dieser Begriff richtiger als „gerechter Krieg“ oder „Anstrengung für den Islam“ oder „gerechter Kampf für die Sache des Islam“ zu übersetzen wäre. Der Islam kennt tatsächlich zwei Formen des Dschihad: „den größeren (al-jihad al-akbar) und den kleineren (al-jihad al-asghar). Der größere Dschihad heißt auch Jihad al-nafs und bezeichnet den inneren, geistigen Kampf des Einzelnen gegen Laster, Leidenschaft und Unwissenheit. Der kleinere Krieg ist der ‘Heilige Krieg’ gegen die Ungläubigen (Nichtmuslime). Beide werden vom Koran und der islamischen Überlieferung der Hadith vorgeschrieben.”19 Darüber hinaus hat dieser Begriff in der islamischen Welt eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Bezeichnete er ursprünglich die militärische Anstrengung gegen die Feinde des Islam und wurde so zum Leitbegriff der gewalttätigen Ausbreitung des muslimischen Glaubens20, wurde daraus später der nur in Ausnahmefällen vom Kalifen (Führer aller Muslime) ausgerufene Krieg zum Schutz islamischer Länder. Islamische Gelehrte rückten sogar eine gänzlich gewaltlose Interpretation des Dschihad in den Vordergrund, dementsprechend geht es in erster Linie um die eigene persönliche Anstrengung, gegen Zweifel und Verfehlungen zu kämpfen und sich dem Willen Allahs innerlich zu ergeben. Der Kampf für Allah umfasse den Kampf mit den eigenen Schwächen und den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit, aber auch den militärischen Kampf gegen Andersgläubige. „Dabei ist Dschihad im Sinne von Krieg nur eine Auslegung. Es kann eine militärische Pflicht zur Verteidigung und Ausbreitung des islamischen Herrschaftsgebietes sein, aber auch ein wohltätiger Dienst oder das Streben nach aufrichtigem Glauben. Dschihad kann die Sache des Einzelnen sein, bedarf also nicht - wie der eigentliche Heilige Krieg - der Lenkung durch staatliche Strukturen. Der Dschihad gegen Nichtmoslems, sofern sie Schriftbesitzer sind - Juden und Christen also -, endet mit deren Unterwerfung …”21

In den Kämpfen islamistischer Freiheitsbewegungen des 19. Jahrhunderts bekam der Dschihad wieder eine stärkere politische Färbung, die er auch in der Anfangszeit des Islam besessen hatte. Fortan galt jede auch gewalttätige Aktion, die dazu dienen konnte, islamische Länder vor der vermeintlichen und echten Bedrohung christlich westlicher Staaten zu schützen, als Dschihad. Der islamische Krieg richtete sich allerdings auch gegen Muslime, die als zu verweltlicht angesehen wurden oder aus der Sicht der Islamisten zu weit von der ursprünglichen Interpretation des Koran abgewichen waren. Aufgrund der unterschiedlichen Interpretation des Dschihads in der islamischen Geschichte können sich heute sowohl friedliebende liberale Muslime als auch fundamentalistische Extremisten zu Recht auf diesen Begriff berufen. Keine der beiden Gruppen hat unrecht, beide stützen sich lediglich auf unterschiedliche Strömungen innerhalb des Islam. Da hilft es auch wenig, wenn Experten westlichen Europäern einreden wollen, dass die Islamisten dummerweise einer Missinterpretation des Koran aufgesessen seien. Dabei wäre es schon schlimm genug, wenn die Formulierungen des Koran so undeutlich ausfallen, dass man sie so extrem falsch verstehen kann. Nein, der gewalttätige Kampf mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Ungläubigen ist aus der islamischen Geschichte und dem Koran sehr wohl zu begründen. Und genau das machen heute Millionen von Muslimen, die sich einfach nicht um die friedliche Interpretation des Dschihad durch islamische Intellektuelle kümmern. Sie sind genauso wenig dazu verpflichtet, die friedliche Interpretation der Dschihad zu übernehmen, wie evangelische Christen sich verpflichtet fühlen, die katholische Abendmahlslehre22 zu übernehmen, auch wenn katholische Theologen noch so sehr auf der Richtigkeit ihrer Interpretation beharren. Da hilft es wenig, den Kopf in den Sand zu stecke und den Betreffenden diese Interpretation zu verbieten. Statt dessen muss die Position der Islamisten erst einmal akzeptiert und verstanden werden, um dann sachgemäß darauf reagieren zu können.

Alle Kommentatoren der frühislamischen Zeit stimmen darin überein, dass für jeden Muslim die Pflicht zur Teilnahme am Heiligen Krieg besteht. Insbesondere die in Medina geschriebenen Suren des Koran beschäftigen sich mit dem gewaltsamen Vorgehen gegen religiöse Gegner. Die darin beschriebenen Forderungen entsprechen weitgehend der Praxis Mohammeds, der sich in dieser Zeit gewaltsam als Machthaber Medinas etablierte. Für die Bewohner eines vom Islam eroberten Landes bestehen grundsätzlich drei Möglichkeiten: 1. Übertritt zum Islam. Dadurch werden die Besiegten zu vollwertigen und gleichberechtigten Mitgliedern des islamischen Staates. 2. Zahlen einer Kopfsteuer („Dschizya”); dadurch werden die Besiegten zu Bürgern zweiter Klasse, denen zusätzliche Pflichten auferlegt und bürgerliche Rechte aberkannt werden. Dafür stehen sie unter dem generellen Schutz des muslimischen Herrschers, es sei denn, sie gehören zu den Götzenanbetern, übertreten islamische Gebote oder versuchen für ihren Glauben zu werben. 3. Tod durch das Schwert für diejenigen, die sich weigern, die Kopfsteuer zu zahlen, oder diejenigen, die sich als Feinde des Islam erwiesen haben.23

1.1.2. Dschihad im Koran24

Im Folgenden soll der Koran selbst mit seinen Anweisungen zum Dschihad zu Wort kommen. Die Aussagen sprechen für sich und spiegeln den Willen und die Praxis Mohammeds bezüglich der Heiligen Krieges wider. „Rege, o Prophet, die Gläubigen zum Kampf an …“ (Sure 8,66). „Sind die heiligen Monate vorüber, dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie auch findet, fangt sie ein, belagert sie und stellet ihnen nach aus jedem Hinterhalt. Wenn sie sich aber bekehren, das Gebet verrichten und den Armenbeitrag entrichten, so lasset ihnen ihren Weg“ (Sure 9,5). „Prophet! Führe Krieg gegen die Ungläubigen und die Heuchler (munaafiquun) und sei hart gegen sie! Die Hölle wird sie (dereinst) aufnehmen - ein schlimmes Ende!“ (Sure 9,73) Gewalt, selbst aus dem Hinterhalt heraus, wird also als legitimes Mittel verstanden, um Menschen zur Annahme des Islam zu bewegen. „Bekämpfet, die an Gott nicht glauben und an den Jüngsten Tag, die nicht heilig halten, was Gott geheiligt und sein Gesandter, und nicht anerkennen die Religion der Wahrheit von denen, die die Schrift empfingen, bis sie Tribut aus der Hand zahlen und gering sind“ (Sure 9,29). Entsprechend dieser Aussage bietet schon der mangelnde Glaube an islamische Überzeugungen Anlass genug, mit Gewalt gegen die entsprechenden Personen vorzugehen. „Es wurde noch keinem Propheten erlaubt, Gefangene zu machen (statt sie zu töten), oder er müsste denn eine große Niederlage unter den Ungläubigen auf der Erde angerichtet haben“ (Sure 8,68). „Ebenso als dein Herr den Engeln offenbarte: ich bin mit euch, stärkt daher die Gläubigen, aber in die Herzen der Ungläubigen will ich die Frucht bringen; darum haut ihnen die Köpfe ab und haut ihnen alle Enden ihrer Finger ab“ (Sure 8,13). „Wenn ihr im Krieg mit den Ungläubigen zusammentrefft, dann schlagt ihnen die Köpfe ab. Die für Allahs Religion kämpfen (und sterben), deren Werke werden nicht verloren sein. Sie werden in das Paradies geführt werden, welches er ihnen angekündigt hat“ (Sure 47,5). Auch unnötige Grausamkeiten sind nach dem Koran im Kampf gegen die Andersgläubigen durchaus legitim, als Abschreckung möglicherweis sogar geboten. „Und seid nicht säumig in der Suche und Verfolgung eines ungläubigen Volkes, möget ihr auch Unbequemlichkeiten dabei zu ertragen haben, auch sie haben deren zu ertragen so wie ihr, aber die Ungläubigen haben nicht das von Allah zu erhoffen, was ihr zu erwarten habt; Allah ist allwissend und allweise“ (Sure 4,105). Die Verfolgung der Andersgläubigen erfordert den ganzen Einsatz und wird von Allah belohnt - so Mohammed. „Aber für den Pfad Gottes kämpfen sollen nur diejenigen, die das Leben hienieden für das zukünftige verkaufen. Und wer für den Pfad Gottes kämpft und getötet wird oder siegt, herrlichen Lohn geben wir ihm dereinst. Was habt ihr, dass ihr nicht kämpfet für den Pfad Gottes, für die Schwachen der Männer, für die Frauen und für die Kinder, die da sprechen: ‘Herr unser, führe uns aus dieser Stadt, deren Bewohner Sünder sind, und gib uns deinerseits einen Beistand, und gib uns deinerseits einen Helfer.’ Die glauben, sie kämpfen für den Pfad des Taghut. So kämpfet gegen die Freunde Satans, denn wahrlich, die List Satans ist schwach. Siehst du nicht jene, denen gesagt wurde: ´Lasset eure Hände; verrichtet nur das Gebet und entrichtet den Armenbeitrag.´ Als ihnen aber der Kampf vorgeschrieben wurde, fürchtete ein Teil von ihnen die Menschen, wie sie Gott fürchten, ja noch mehr, und sprachen: Herr unser, weshalb hast du uns den Kampf vorgeschrieben, hättest du uns doch bis zum nahen Lebensziel gefristet! Sprich: ‘Der Besitz hienieden ist gering, besser ist das Jenseits für den, der gottesfürchtig ist; Ihr sollt nicht um einer Dattelfaser übervorteilt werden“ (Sure 4,76-79). In dieser Sure ruft Mohammed seinen Anhängern den ewigen Lohn für einen irdischen Kampf gegen die „Freunde Satans“ in Erinnerung. Darauf berufen sich auch islamistische Terroristen und Selbstmordattentäter bis in die Gegenwart. „Sie werden dich betreffs des Krieges im heiligen Monat befragen. Sprich: ‘Der Krieg in diesem ist schlimm, aber sich vom Pfad Gottes abwenden, ihn und die heilige Anbetungsstätte verleugnen und sein Volk aus dieser vertreiben ist vor Gott noch schlimmer. Die Verführung ist schlimmer als das Töten.’ Und sie werden euch zu bekämpfen nicht aufhören, bis sie euch von eurer Religion abgebracht haben, wenn sie es können. Und wer von euch von seiner Religion abfällt und als Ungläubiger stirbt, dessen Taten sind verwirkt hienieden und jenseits. Diese sind Genossen des Höllenfeuers, ewig verweilen sie darin. Wahrlich, die glauben und die ausziehen und für den Pfad Gottes streiten, diese mögen auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen. Und Gott ist allverzeihend und allbarmherzig“ (Sure 2,214f.). Der Dschihad scheint wichtiger zu sein als die Einhaltung des Ramadan25, eine der fünf Säulen des islamischen Lebens. Auch schein die Teilnahme am Dschihad Allah gnädig zu stimmen und zur Vergebung der Schuld beizutragen. -

„Sprich zu denen, die ungläubig sind: Stehen sie ab, er wird ihnen verzeihen, was bereits geschehen ist, wenn sie aber rückfallen, bereits ist das Verfahren an den Früheren vollzogen. Und so bekämpfet sie, bis keine Verführung mehr ist und die Religion ganz Gottes. Stehen sie ab, wahrlich, Gott ist dessen schauend, was sie tun. Kehren sie aber um, so wisset, dass Gott euer Beschützer ist. Wie schön ist der Beschützer, wie schön ist der Helfer! Und wisset, was ihr an Dingen erbeutet, ein Fünftel Gott und seinem Gesandten sowie seiner Verwandtschaft, den Waisen, den Armen und den Wanderern, wenn ihr an Gott glaubt und an das, was wir unserem Diener geoffenbart am Tag der Erlösung, am Tag, da beide Heere zusammentrafen. Und Gott ist über alle Dinge mächtig“ (Sure 8,39-42). Demnach sollen die Andersgläubigen erst gezwungen werden, die „Wahrheit Allahs“ anzuerkennen; wenn sie sich aber aufgrund des nachlassenden Drucks wieder vom Islam abwenden, verleugnen sie Allah und müssen gnadenlos verfolgt werden, bis sie tot oder in den Schoß des Islam zurückgeführt worden sind.

„Und tötet sie, wo (immer) ihr sie zu fassen bekommt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben! Der Versuch (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen ist schlimmer als Töten. Jedoch kämpft nicht bei der heiligen Kultstätte (von Mekka) gegen sie, solange sie nicht (ihrerseits) dort gegen euch kämpfen! Aber wenn sie (dort) gegen euch kämpfen dann tötet sie! Derart ist der Lohn der Ungläubigen“ (Sure 2,191). Schon der Versuch, Muslime von der Wahrheit eines anderen Glaubens überzeugen zu wollen, rechtfertigt nach Mohammed schärfstes Vorgegen dagegen.

1.1.3. Dschihad in der Hadith

In den für muslimische Geistliche und Rechtsgelehrte verpflichtenden Überlieferungen sind neben dem Koran auch weitere Anweisungen bezüglich des Heiligen Krieges enthalten.26

„Gott unterstützt den, der für den Pfad Gottes kämpft. Wenn er überlebt, kehrt er mit Beute beladen nach Hause zurück. Wird er aber getötet, wird er ins Paradies gelangen.“ - „Ich schwöre bei Gott, dass ich auf dem Pfad Gottes getötet werden möchte, dann wieder zum Leben erweckt und wieder getötet und wieder zum Leben erweckt und nochmals getötet, so dass ich jedesmal neue Verdienste erlangen könnte.“ - „Die Grenzen des Islam nur einen einzigen Tag zu bewachen ist mehr wert als die ganze Welt und alles, was in ihr ist.”

„Das Feuer der Hölle wird nicht die Füße desjenigen versengen, der mit dem Staub der Schlacht für den Pfad Gottes bedeckt ist.“ - „Jemand, der einen anderen im Kampf für den Pfad Gottes mit Waffen unterstützt, ist wie der Kämpfer selbst und hat Anteil an den Belohnungen. Und jener, der zurückbleibt, um sich um die Familie des Kämpfers zu kümmern, ist dem Kriegsheld ebenbürtig.“ - „In den letzten Tagen werden die Wunden der Kämpfer für den Pfad Gottes offenbar werden, und Blut wird ihnen entströmen, aber es wird wie Moschus duften.“ - „Im Kampf für den Pfad Gottes getötet zu werden löscht alle Sünden aus.”

„Wer stirbt und nie für die Religion des Islam gekämpft hat und nie auch nur in seinem Herzen zu sich gesprochen hat: ‘Wolle Gott, dass ich ein Held wäre und für den Pfad Gottes sterben könnte’, der ist einem Heuchler gleich.“ - „Für den Pfad Gottes zu kämpfen oder dazu entschlossen zu sein ist eine göttliche Pflicht. Wenn dein Imam dir befiehlt, in den Kampf zu ziehen, dann gehorche ihm.“ - Auch diese Zitate aus der islamischen Überlieferung machen deutlich, dass der Heilige Krieg für die Sache Allahs für jeden Muslim verpflichtend und eine besondere Ehre ist. Er kann nicht nur mit einer geistlichen Anerkennung durch Allah, Vergebung seiner Schuld und Ehre durch seine Mitmuslime rechnen, sondern auch mit ganz materiellem Gewinn durch die zusammengeraffte Beute von den besiegten Glaubensgegnern.

Folgende Zitate entstammen der Hidaya, einer für sunnitische Muslime verpflichtenden Rechtssammlung des Scheichs Burhanu´d Din Ali (1136-1197):27

„Die gesetzlichen Vorschriften bezüglich des Heiligen Krieges sind erfüllt, wenn dieser von einer Teiltruppe von Muslimen geführt wird. Die restlichen Gläubigen sind dann von dieser Pflicht befreit. Dies gilt deshalb, weil es sich hier nicht um einen positiven Auftrag handelt, denn Krieg ist seinem Wesen nach mörderisch und zerstörerisch, sondern weil er nur dem Zweck dient, den wahren Glauben zu verbreiten und Übel von den Dienern Gottes abzuwehren. Wenn also zur Erreichung dieser Ziele eine begrenzte Anzahl von Muslimen ausreicht, ist diese Verpflichtung für den Rest nicht mehr bindend. Wenn sich allerdings kein einziger Muslim fände, der der Kriegspflicht nachkommt, dann würde sich die Gesamtheit aller Muslime der Sünde der Pflichtverletzung schuldig machen.“ - Offen wird in diesem Ausspruch darauf hingewiesen, dass der Dschihad zur Verbreitung des islamischen Glaubens dient und deshalb eine Verpflichtung der Gesamtheit aller Muslime ist. - „Wenn aber Ungläubige islamisches Territorium angreifen und der derzeitige Imam keinen Aufruf zum Kampf erlässt, dann wird die Kriegspflicht zu einem positiven Auftrag und jeder Muslim in diesem Gebiet, ob Mann oder Frau, ist verpflichtet, in den Kampf zu ziehen, und wenn die Einwohner dieses Gebietes nicht in der Lage sind, sich des Angriffs zu erwehren, dann wird diese Pflicht für alle islamischen Nachbarländer gültig, und wenn dies schließlich nicht ausreicht, wird die Kriegspflicht für alle Muslime der Welt bindend.“ - Auch wenn die genauen Kriegsgründe unbekannt sind und der angegriffene Herrscher keinen Aufruf zum Dschihad erläßt, steht der Muslim in der Gemeinschaft des Islam und ist verpflichtet, sich auch militärisch mit seinen Glaubensbrüdern zu solidarisieren. - „Bei einem Angriff der Ungläubigen auf muslimisches Territorium jedoch ist dessen Verteidigung die Pflicht eines jeden Muslims, und die Ehefrau und der Sklave dürfen in den Kampf ziehen, ohne dass ihr Mann bzw. der Herr eingewilligt haben, denn der Krieg wird dann zu einem positiven Auftrag, und ein Besitzanspruch (auf einen Sklaven oder eine Frau) kann nicht mit einer positiven Anweisung konkurrieren.“ - „Es ist nicht gesetzlich, Krieg zu führen gegen ein Volk, das nie zuvor zum wahren Glauben gerufen wurde, ohne ihm vorher Gelegenheit zu geben, sich zu bekehren, weil der Prophet es seinen Heerführern so befohlen hat und damit das Volk weiß, dass es aus Glaubensgründen angegriffen wird und nicht, um ausgeplündert und versklavt zu werden. So wird den Ungläubigen die Möglichkeit gegeben, dem Ruf zu folgen und sich die Misshelligkeiten eines Krieges zu ersparen.“ - Diese Bestimmung spricht nicht von einer Akzeptanz Andersglaubender, auch nicht von einem Verzicht auf die Gewalt gegen Nicht-Muslime; er verweist lediglich auf die Notwendigkeit, den Gegner erst zum Islam zu rufen und ihn dann anzugreifen. - „Wenn ein Muslim Ungläubige angreift, ohne sie vorher zum Glauben zu rufen, dann ist er ein Aggressor, denn dies ist verboten. Wenn er es trotzdem tut und sie tötet und ihren Besitz raubt, so ist er allerdings weder zu Sühnegeld noch zu Schadenersatz verpflichtet, denn das, was sie schützen würde (nämlich der Islam), existiert bei ihnen nicht und die reine Übertretung eines Verbotes rechtfertigt weder ein Sühnegeld noch Schadenersatz. In gleicher Weise ist die Tötung von Frauen und Kindern von Ungläubigen verboten, hat aber nicht die Verhängung eines Sühnegeldes zur Folge.“ - Scheinbar ist selbst der Rest von Humanität, der darin besteht, einem Gegener die Chance zu geben, durch eine Bekehrung zum Islam der Verfolgung zu entgehen, nur von untergeordneter Bedeutung; denn die Nichteinhaltung dieses Gebotes bleibt ebenso folgenlos wie die illegale Ermordung von Frauen und Kindern. - „Wenn die Ungläubigen, nachdem sie den Ruf zum Glauben erhalten haben, diesen nicht befolgen und sich auch weigern, die Kopfsteuer zu zahlen, ist es die Pflicht der Muslime, Gott um Hilfe anzurufen und die Ungläubigen mit Krieg zu überziehen, denn Gott hilft denen, die ihm dienen, und er vernichtet seine Feinde, die Ungläubigen. Die Muslime müssen nun die Ungläubigen mit allen verfügbaren Kriegsmaschinen angreifen, ihre Häuser in Brand setzen, sie mit Wasser überschwemmen, ihre Felder verwüsten und das Getreide vernichten, denn das schwächt die Feinde und ihre Macht wird gebrochen. Alle diese Maßnahmen sind deshalb vom Gesetz geheiligt.“ - Für die Gegener eines muslimischen Heeres gibt es nach dieser Anweisung nur die Alternative, sich bedingungslos zu unterwerfen und Muslime zu werden oder in einen Krieg verwickelt zu werden, der den Gegener ohne Einschränkung, sogar mit terroristischen Mitteln, zu Boden zwingt. - „Es ist erlaubt, Pfeile oder andere Geschosse gegen die Ungläubigen abzuschießen, obwohl man einwenden könnte, dass durch sie auch ein zufällig unter den Ungläubigen weilender Muslim getroffen werden könnte. Aber das Abschießen von Pfeilen oder anderen Geschossen bekämpft ein allgemeines Übel an der Gesamtheit des Körpers der Muslime, während die Tötung eines einzelnen Muslims nur ein begrenztes Übel darstellt, und ein solches muss in Kauf genommen werden, um ein allgemeines Übel zu bekämpfen. Auch wenn die Ungläubigen in der Schlacht ein Schild aus muslimischen Kindern oder Gefangenen aufbauen würden, um sich vor Geschossen zu schützen, so wäre dies kein Grund, auf Schusswaffen zu verzichten. Es ist jedoch erforderlich, dass die Muslime mit ihren Schusswaffen ausschließlich auf die Ungläubigen zielen. Auch wenn es nicht möglich ist, genau zu treffen, kommt es doch dabei hauptsächlich auf die Absicht an.“ - „… Und Korane dürfen nicht mitgeführt werden, denn der Feind könnte sie schänden; die Ungläubigen pflegen nämlich auf Korane zu spucken, um die Muslime zu beleidigen. Dies ist die wahre Bedeutung des Ausspruchs des Propheten: ‘Tragt nicht euren Koran in das Gebiet des Feindes!’“ Allem Anschein nach wird der äußeren Ehrerbietung des Korans im Krieg mehr Aufmerksamkeit gewidmet als dem Leben oder dem Glauben der Gegener. - „Es ziemt sich nicht für Muslime, Verträge zu brechen, sich beim Plündern unkorrekt zu verhalten oder Menschen zu entstellen (durch Abschneiden von Ohren und Nase). Ebenso ziemt es sich nicht für Muslime, Frauen, Kinder, alte Männer, Bettlägerige oder Blinde zu töten, denn der Kampf ist die einzige Gelegenheit, bei der Töten erlaubt ist, und diese Personen sind zum Kampf nicht in der Lage. Aus dem gleichen Grund dürfen auch Gelähmte nicht getötet werden und auch nicht diejenigen, denen eine Hand oder eine Hand und ein Fuß abgeschnitten wurde. Der Prophet hat das Töten von Kindern und Einzelpersonen verboten, und einmal, als er sah, wie eine Frau erschlagen wurde, hat er ausgerufen: ‘Wehe, diese Frau hat nicht gekämpft. Weshalb wurde sie erschlagen? ‘Aber wenn jemand aus diesem Personenkreis ein Anführer oder eine Frau eine Königin ist, dann darf sie getötet werden, denn sie könnte den Dienern Gottes zur Last fallen. Auch wenn eine dieser Personen in den Kampf eingreift, darf sie getötet werden, denn der Kampf macht Töten gesetzlich.’“ - „Ein Geisteskranker darf nicht getötet werden außer im Kampf, da eine solche Person nicht verantwortlich für ihren Glauben ist; nimmt er aber am Kampf teil, ist es notwendig, ihn zu töten, um das Übel zu bekämpfen. Es muss weiter beachtet werden, dass Kinder und Geistesgestörte getötet werden dürfen, solange sie kämpfen, wenn sie aber in Gefangenschaft geraten sind, dürfen sie nicht mehr getötet werden, im Gegensatz zu den anderen, die auch nach ihrer Gefangennahme getötet werden dürfen, denn sie sind für ihren Glauben verantwortlich.“ - Immerhin ist es beruhigend, dass wehrlose Kinder, Behinderte und Alte nicht ohne weiteres getötet werden sollen; allerdings gilt diese Regel nur so lange, wie sie sich friedlich in ihr Schicksal ergeben und den Muslimen nicht zur Last fallen. Wenn ein Muslim dieses Gebot allerdings verletzt und grundlos Wehrlose tötet, muß er auch keine Konsequenzen fürchten. - „Es ist verabscheuungswürdig für einen Muslim, gegen seinen Vater zu kämpfen, der unter den Ungläubigen sein könnte, und er ist nicht verpflichtet, ihn zu töten, denn Gott hat im Koran gesagt: ‘Ehre deinen Vater und deine Mutter’, und weil der Sohn die Pflicht hat, das Leben des Vaters zu erhalten. Wenn der Sohn in der Schlacht auf seinen Vater trifft, darf er ihn nicht selbst erschlagen, sondern er muss ihn im Auge behalten, bis ein anderer kommt, der ihn tötet, denn so wird dem Gesetz Genüge getan, ohne dass der Sohn seinen Vater tötet, was eine Gesetzesübertretung wäre. Wenn aber der Vater versucht, seinen Sohn zu töten, und dieser ihn nicht anders abwehren kann als ihn seinerseits zu erschlagen, so darf er dies ohne Zögern tun, denn seine Absicht ist lediglich, sich seines Vaters zu erwehren, und das ist erlaubt.“ - Auch die Anordnung, die eigenen Eltern lieber durch einen anderen Muslim erschlagen zu lassen, scheint nur vordergründig menschenfreundlich zu sein, wird doch gar nicht in Erwägung gezogen, die Eltern zu schonen oder sie gefangen zu nehmen. Auch wird deutlich, dass die Pflicht des Muslim zum Heiligen Krieg jede familiäre Verpflichtung bei weitem übersteigt.

Insgesamt geben diese detaillierten Anweisungen über Anlaß, Planung und Durchführung des Dschihad einen guten Einblick in die muslimischen Vorstellungen vom Krieg für die Sache Allahs. Offen sprechen die Texte Grausamkeit und Menschenrechtsverletzungen an, sie vertreten einen militanten Absolutheitsanspruch und rechtfertigen nahezu grenzenlose Aggressionen gegen alle, die sich nicht freiwillig dem Islam anschließen.

1.1.4. Dschihad heute

Nicht nur in der Anfangszeit wurde der Dschihad überwiegend als eine gewalttätige Auseinandersetzung mit verweltlichten Muslimen und mit Andersgläubigen im eigenen Herrschaftsbereich und darüber hinaus verstanden. Auch heute noch rufen muslimische Terroristen und Islamisten nach einem gewalttätigen Kampf gegen die Feinde des Islam.

Von den starken islamistischen Parteien der meisten muslimischen Länder wird der Dschihad heute in erster Linie als gewalttätige Auseinandersetzung mit den Feinden Allahs verstanden, in Übereinstimmung mit der Bedeutung des Ausdrucks zur Zeit Mohammeds. Damals war man sich in der Bedeutung des Dschihad relativ einig: „Ein religiöser Krieg im Auftrag Mohammeds gegen die Ungläubigen. Er ist eine zwingende religiöse Pflicht, die im Koran und in den Traditionen als göttliches Gebot begründet ist. Er dient vor allem dem Zweck, den Islam zu verbreiten und die Muslime vor fremder Gewalt zu schützen.”28

Islamistische Führer und Denker unserer Zeit knüpfen bruchlos an diese auf die Wurzeln des Islam zurückgehende Interpretation des Dschihad an. Sayyid Abu-l-A la Maudoodi spricht in seinen Veröffentlichungen für viele Islamisten: „Der Dschihad ist ein Teil der vorstehenden allgemeinen Verteidigung des Islams. Dschihad bedeutet Kampf, Bemühung, Anstrengung bis zum äußersten der eigenen Leistungsfähigkeit. Ein Mensch, der sich körperlich oder geistig anstrengt oder sein Vermögen für die Sache Allahs hingibt, ist tatsächlich im Dschihad begriffen. Doch in der Sprache der Scharia wird dieses Wort vornehmlich für den Krieg benutzt, der einzig und allein im Namen Allahs und gegen jene geführt wird, die als Gegner des Islam Unterdrückung ausüben. … Doch wenn … auch sie zu schwach sind, dann müssen die Muslime der ganzen Welt den gemeinsamen Feind bekämpfen. In all diesen Fällen ist der Dschihad eine genauso unerlässliche und primäre Pflicht wie das tägliche Gebet oder das Fasten.”29 Auch andere berufen sich in der Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit des Heiligen Krieges: „Den Koran in der einen Hand, das Schwert in der anderen: So führte unser Prophet seinen göttlichen Auftrag aus - der Islam ist der Glaube derjenigen, die den Kampf und die Vergeltung schätzen”, verkündet grimmig Ajatollah Chameini, der starke Mann im Gottesstaat Iran. Scheich Saïd Schaaban im Libanon fordert seine Kämpfer zum Heiligen Krieg auf: „Unser Marsch hat begonnen, der Islam wird zu guter Letzt auch Amerika und Europa erobern. Er ist der einzige Weg zur Erlösung, der dieser verzweifelten Welt bleibt.”30 „Ein Tag Glaubenskrieg ist wertvoller als 1000 Tage Gebete”, soll der Islamistenführer Osama bin Laden gesagt haben. Obwohl in der islamischen Welt darüber verschiedene Auffassungen vertreten werden, wer dazu berechtigt ist, einen Heiligen Krieg auszurufen, wurde davon in den vergangenen Jahren reichlich Gebrauch gemacht. Neben den Führern verschiedener islamischer Terrororganisationen riefen die geistlichen Führer Irans, Iraks, Libyens und Afghanistans zu Heiligen Kriegen auf, die sich zumeist gegen die christlich-westliche Welt richteten. Allerdings wurde in der islamischen Welt auch immer wieder gegen diese Aufrufe zum Dschihad und die verbreiteten Terrorakte gegen Zivilisten Einspruch erhoben, allerdings meist ohne größere Beachtung und mit nur geringem Erfolg.31 Möglicherweise sind es nur die Extremisten und radikalen Islamisten, die sich auch heute noch auf die Pflicht des Muslims zum gewaltsamen Dschihad gegen die Feinde des Islam berufen. Doch dann ist die islamische Welt gut beraten, sich unmissverständlich von solchen Verbrechern zu distanzieren und in ihrem politischen und gesellschaftlichen Verhalten eine andere Form des Zusammenlebens mit Andersgläubigen vorzuleben.

1.2. Umgang mit Andersgläubigen

Ludger Kühnhardt schrieb in seiner Habilitationsschrift von 1986 noch zigfach vom „apologetischen Versuch“ von Islam-Gelehrten, fälschlich die Geltung universaler Menschenrechte für den Islam zu reklamieren, sagte aber dann: „Eine quellenmäßige Abstützung erfährt diese Argumentation nicht.”32 Im Gegenteil, der Islam kennt keine Menschenrechte und keine Glaubensfreiheit für diejenigen, die sich bewußt weigern, sich Allah zu unterstellen. Zu den vom Islam abgelehnten Ungläubigen gehören die Angehörigen der Stammeskulturen, Schamanisten, Animisten, aber auch Buddhisten, Hinduisten und Christen, vor allem aber Atheisten als schlimmste Form vollkommen gottloser Menschen.33

Der heilige Krieg (Dschihad) dient zur Ausbreitung und zur Verteidigung des islamischen Glaubens. Nach diesem Modell wird die Welt in zwei Bereiche aufgeteilt, in Daru´l-Harb, das Gebiet des Krieges, und Daru´l-Islam, das Gebiet des Friedens. „Diese beiden Weltteile, deren einer als Land des Unglaubens und der Dunkelheit und der andere als Land des Glaubens und des Lichts galt, wurden als in einem ständig offenen oder latenten Kriegszustand befindlich angesehen, bis der Glaube den Unglauben besiegt haben würde.”34 Die schlimmste Form des Unglaubens sehen Muslime in der Verehrung von Götzen, deren bildliche Darstellung und schamanistisch-animistische Vorstellungen. „In Bezug auf nichtarabische Götzendiener … vertritt Asch-Schafií die Meinung, dass auch sie getötet werden müßten, aber alle anderen Autoritäten sind der Auffassung, dass es dem Gesetz Genüge tue, wenn sie lediglich versklavt würden, um ihnen so die Möglichkeit zu geben, dass Gott sie noch auf den rechten Weg leite und dem Islam zuführe.”35 Eine ähnliche Behandlung empfehlen islamische Gelehrte für Muslime, die sich von ihrem Glauben abkehren, „denn sie haben den Unglauben gewählt, nachdem sie auf den Weg des Glaubens geführt worden waren und seine Vortrefflichkeit kennenlernen konnten.“ Für diese vom wahren Glauben Abgefallenen gibt es keine Nachsicht, sie müssen entweder unverzüglich zum Islam zurückkehren oder für ihr Verbrechen mit dem Tod bestraft werden.36

Der Unglaube der Kitabis oder der Völker des Buches wird weniger scharf verurteilt. Die Juden haben von Gott das Alte Testament bzw. die Thora bekommen, die Christen darüber hinaus noch das Neue Testament (Indschil). Dadurch kennen und folgen sie wenigstens einem Teil der göttlichen Wahrheit, wenn sie dessen Offenbarung nach islamischer Sicht auch verfälscht haben. „Wenn ein Land, das von solchen Ungläubigen bewohnt wird, von einer muslimischen Armee erobert wird, gilt theoretisch, dass alle Einwohner einschließlich Frauen und Kinder Beutegut und somit Besitz des Staates sind, und es würde dem Gesetz entsprechen, sie zu Sklaven zu machen.”37 In der Praxis verfuhren muslimische Herrscher meist milder, nicht nur aus Mitleid, sondern weil sie lebende Untertanen brauchten, über die sie regieren konnten. So bekamen die „Ungläubigen“ die Möglichkeit, sich durch die regelmäßige Zahlung einer Kopfsteuer Schutz ihres Besitzes und ihrer persönlichen Freiheiten und religiöse Toleranz von der Regierung zu erkaufen (Sure 9,29). Dadurch werden sie Bürger zweiter Klasse, dürfen weder für ihren Glauben werben noch führende Positionen in der Gesellschaft einnehmen, die sie wohlmöglich über einen wahrhaft gläubigen Muslim stellen würden, sie dürfen weder Waffen tragen noch Pferde reiten; auch ist ihnen verboten, eine muslimische Frau zu heiraten usw. „Wenn ein Ehepartner eines ungläubigen Paares sich zum Islam bekehrt, wird der Islam auch dem anderen angeboten; und wenn der andere akzeptiert, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, müssen sie getrennt werden.”38 Generell kann ein Nichtmuslim nicht von einem gläubigen Muslim erben. Sofern es sich nicht um einen feindlich gesinnten „Ungläubigen“ handelt, kann ein Muslim dem Christen allerdings ein begrenztes Legat vermachen. Wenn der Nichtmuslim in seinem Testament etwas bestimmt, was im Gegensatz zu islamischen Bestimmungen steht, beispielsweise ein Legat an gefallene Frauen oder Sänger, wird diese Bestimmung ungültig. Zu den verbotenen Vermächtnissen gehören allerdings auch Spenden, die zum Bau einer Kirche oder Synagoge verwendet werden sollen. Ein solcher Wunsch ist aus islamischer Sicht unrechtmäßig, weil es sich dabei um ein sündiges Verlangen handelt. „Die Errichtung von religiösen Kultstätten auf muslimischem Territorium ist ihnen verboten, außer in ihren eigenen Häusern, aber sie dürfen Kirchen und Synagogen, die ursprünglich in ihrem Besitz waren und die zerstört wurden oder im Verfall begriffen sind, renovieren und neu errichten.”39

In einigen Beispielen sollen nun Aussagen des Koran über den Status von Andersgläubigen und den Umgang mit ihnen vor Augen führen.

„Ungläubig sind diejenigen, die sagen: ‘Allah ist Christus, der Sohn der Maria.’ Christus hat (ja selber) gesagt: ‘Ihr Kinder Israel! Dienet Allah, meinem und eurem Herrn!’Wer (dem einen) Allah (andere Götter) beigesellt, dem hat Allah (von vornherein) den Eingang in das Paradies versagt. Das Höllenfeuer wird ihn (dereinst) aufnehmen. Und die Frevler haben (dann) keine Helfer“ (Sure 5,73). - „Ungläubig sind diejenigen, die sagen: ‘Allah ist einer von dreien.’ Es gibt keinen Gott außer einem einzigen Gott. Und wenn sie mit dem, was sie (da) sagen, nicht aufhören (haben sie nichts Gutes zu erwarten). Diejenigen von ihnen, die ungläubig sind, wird (dereinst) eine schmerzhafte Strafe treffen“ (Sure 5,74). Diese Ausführungen machen deutlich, dass der Koran auch die Christen als Ungläubige einordnet, weil sie Jesus als Gott verehrt und an die Trinität glauben (vgl. auch Sure 4,49; 4,172; 5,15; 5,72; 19,89ff.; 37,152; 98,14). Unter dem Fluch Allahs stehen allerdings auch alle anderen Religionen: „Wer eine andere Religion als den Islam sucht - nie möge er sie annehmen -, der gehört im zukünftigen Leben gewiß zu den Verlorenen“ (Sure 3,86 vgl. 61,10).

„Diejenigen aber, die ungläubig sind und unsere Zeichen (den Koran) für Lüge erklären, werden Insassen des Höllenfeuers sein und (ewig) darin weilen“ (Sure 2,40). „Der Lohn derer, die sich gegen Allah und seinen Gesandten empören und (überall) im Land eifrig auf Unheil bedacht sind, soll darin bestehen, dass sie umgebracht oder gekreuzigt werden oder dass ihnen wechselweise (rechts und links) Hand und Fuß abgehauen wird oder dass sie des Landes verwiesen werden. Das kommt ihnen als Schande im Diesseits zu. Und im Jenseits haben sie (überdies) eine gewaltige Strafe zu erwarten“ (Sure 5,34). „Das (wird ihre Strafe) dafür (sein), dass sie gegen Allah und seinen Gesandten Opposition getrieben haben. Wenn jemand gegen Allah und seinen Gesandten Opposition treibt (muss er dafür büßen). Allah verhängt schwere Strafen (Sure 8,14). „Wissen sie (denn) nicht, dass derjenige, der Allah und seinem Gesandten zuwiderhandelt, das Feuer der Hölle zu erwarten hat, um (ewig) darin zu weilen? Das ist die gewaltige Schande“ (Sure 9,63). Alle von Muslimen als ungläubig angesehenen Personen haben nach dem Koran sowohl im Diesseits als auch im Jenseits eine schwere Strafe von Allah zu erwarten (vgl. auch Sure 2,25; 2,90; 2,91; 2,105; 2,127; 2,162; 2,175; 3,62; 3,117; 3, 152; 4,57 usw.). „Du magst (Allah) um Vergebung für sie bitten oder nicht, (ja) du magst (ihn sogar) siebzigmal um Vergebung für sie bitten, Allah wird ihnen (so oder so) nicht vergeben. Dies (geschieht ihnen) dafür, dass sie an Allah und seinen Gesandten nicht glauben. Allah leitet das Volk der Frevler nicht recht“ (Sure 9,80). „Der Prophet und diejenigen, die glauben, dürfen (Allah) nicht für die Heiden um Vergebung bitten - auch (nicht) wenn es Verwandte (von ihnen) sein sollten -, nachdem ihnen (endgültig) klar geworden ist, dass sie (wegen ihres hartnäckigen Unglaubens) Insassen des Höllenbrandes sein werden“ (Sure 9,90). Allah ist in seinem Urteil über die Ungläubigen so konsequent, dass er eine mögliche Gnade oder ein mögliches Mitleid der Muslime mit den Andersgläubigen strikt zurückweist.