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Einen Mitbewohner wie Giesbert würde sich wohl jeder wünschen! Ob es ein frecher Ziegenbock, ein wild gewordener Bienenschwarm oder ein besonders griesgrämiges Exemplar der Gattung der Staubigen Eckenwichte ist – Giesbert bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Vielmehr findet er mit seiner freundlichen Art für (fast) alles eine Lösung. Daniela Dreschers Fangemeinde jubiliert! Endlich gibt es neue Geschichten um den zauberhaften Regenrinnen-Wicht Giesbert. Und diesem herrlichen kleinen Kerl gelingt nichts Geringeres, als uns zu zeigen, dass manchmal ein Keks oder eine Schaukel genügen, um glücklich zu sein.
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Seitenzahl: 56
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Daniela Drescher
Urachhaus
Butz, das Holzapfelmännlein
Immer Ärger mit Ilvi
Großer Kater, kleines Kätzchen
Spuren im Schnee
Ein wunderschönes Begräbnis
Der kluge Konrad
Giesberts Geburtstagsfest-Tag
Der freche kleine Ziegenbock
Eine abenteuerliche Nacht
Nachbar Langohr
Überall Marmeladenfußspuren
Ein Gespenst im Schuppen
Im Sturmgebraus
Kennst du die Geschichte, wie Giesbert zu uns gekommen ist?
Es war an einem Tag, an dem es wie aus Eimern vom Himmel herunterschüttete. Da wurde er einfach aus der Regenrinne heraus, das Regenrohr hinunter und hinein in unsere Regentonne gespült. Seitdem wohnt Giesbert, der Regenrinnen-Wicht, in unserem Garten.
Als der Winter kam, musste er in unsere Badewanne umziehen, denn sonst wäre er ja im Regenfass festgefroren.
Alles, was er inzwischen so gut kannte – die Wege, Winkel und Lieblingsplätze in unserem Garten – waren nun unter einer dicken Schneedecke versteckt, und alles sah so anders aus. Die meisten Gartenbewohner, mit denen Giesbert den Sommer über so viel erlebt hatte, blieben im Winter in ihren gemütlichen Höhlen. Und manche von ihnen verschliefen diese Zeit überhaupt ganz.
Neugierig lugte er zur Haustüre heraus und tunkte seinen großen Zeh vorsichtig in den Schnee.
»Hallo Giesbert!«, schnurrte da eine vertraute Stimme. Es war Munz, der alte Kater, der auf dem Holzstapel an der Hauswand ein geschütztes Plätzchen gefunden hatte.
»Komm raus, kleiner Wicht«, sagte er aufmunternd, »und setz dich ein wenig zu mir.«
Das ließ sich Giesbert nicht zweimal sagen, denn er hatte seinen Freund nicht mehr gesehen, seit es begonnen hatte, zu schneien. Und es schneite nun schon den zweiten Tag!
Unter dem Hausdach gelangte Giesbert trockenen Fußes zum Holzstapel, und eins, zwei, drei, war er auch schon oben.
»Ist dir nicht schrecklich kalt hier draußen?«, fragte er, als seine Zehen langsam zu frieren begannen.
»Aber nein«, schnurrte der Kater. »Ich trage doch meinen Winterpelz.«
Jetzt, da Munz es sagte, musste Giesbert feststellen, dass der alte Kater tatsächlich noch bauschiger und flauschiger aussah als im Sommer.
Vielleicht, überlegte Giesbert, hatte er aber auch etwas zugenommen. Doch da flatterte plötzlich ein Schwarm zeternder Drosseln in unser Holzapfelbäumchen, und so war es dem Wicht unmöglich, weiter darüber nachzudenken, ob sich Munz nur sein Winterfell oder vielleicht doch auch etwas Winterspeck zugelegt hatte.
Die Vögel kamen, um die leckeren, kleinen roten Äpfel zu schnabulieren.
»Verschwindet!«, schimpfte eine heisere Stimme. »Lasst meine Äpfel in Ruhe, dummes Federvieh!«
»Wer ist das?«, fragte Giesbert.
»Och«, sagte Munz, »das ist nur der alte Butz. Er und die Drosseln sind sich nicht ganz grün.«
»Nicht grün?«, fragte Giesbert.
»Na, ja – er kann sie eben nicht leiden.«
Als das Gezeter noch lauter wurde, sprang Giesbert auf. »Komm mit!«, sagte er. »Lass uns mal nachsehen, was da los ist.«
Er kletterte den Holzstapel hinunter und folgte einer ausgetretenen Mäusebahn durch den Schnee, die sich von einer Mäusewohnung zur anderen schlängelte.
»Nichtsnutzige Dinger«, schnarrte das Holzapfelmännlein. »Spektakeln hier herum, als würde der Baum ihnen gehören.«
Butz hob einen Apfel auf und ließ ihn wieder in den Schnee fallen.
»Sie picken mir alle Äpfel kaputt! Wie soll ich denn da meine Speisekammer vollbekommen?«
Nein, diese Äpfel konnte man nicht mehr lagern, das sah Giesbert ein. Dafür hatten sie zu viele kleine Schrammen von den Schnäbeln der Vögel abbekommen.
»Aber wieso sammelst du denn die Äpfel erst jetzt?«, wunderte er sich, denn er wusste, dass die Erntezeit längst vorüber war.
»Na, weil sie jetzt am süßesten sind, du Schlauspecht!«, murrte der alte Butz. »Aber nichts für ungut«, beeilte er sich, einen freundlicheren Ton anzuschlagen. »Hab’s nicht so gemeint. Hier, probier mal.«
Er reichte dem Regenrinnen-Wicht einen besonders schönen Holzapfel, der noch heil war. Aber noch ehe Giesbert davon abbeißen konnte, schnappte eine freche Drossel danach und flog damit davon.
»He!«, schimpfte Giesbert. »Was fällt dir ein! Ihr könnt doch hier nicht alles für euch alleine haben wollen!« Er ballte seine kleine Faust. »Wenn ihr nichts übrig lasst, dann bekommt ihr es mit mir zu tun – ihr … ihr Drosseln ihr!«
Nun wirst du dir vielleicht denken, dass es gleich wieder eine Überschwemmung geben wird, wenn Giesbert sich noch weiter ärgert, und eigentlich hast du recht. Denn alle Regenrinnen-Wichte können das Wasser in ihrer Umgebung zum Überlaufen bringen, wenn sie wütend sind. Und Giesbert war wütend!
Aber im Winter ist das alles ein wenig anders, und außerdem kam er nicht dazu, sich noch mehr zu ärgern, denn jetzt erhob sich über seinem Kopf ein heftiges Rauschen und Flügelflattern, und der ganze Drosselschwarm machte sich auf und davon.
Der Wicht staunte darüber, wie viel Eindruck er auf die Vögel gemacht hatte. Ganz offensichtlich hatte er ihnen ordentlich Bescheid gegeben.
Du und ich, wir beide wissen natürlich, dass sie nicht seinetwegen auf und davon sind.
Sie hatten den Kater entdeckt, der auf leisen Sohlen durch den tiefen Schnee herbeigestapft kam. Aber das müssen wir Giesbert ja nicht sagen, und Munz behielt es auch für sich.
Die beiden halfen dem Holzapfelmännlein, die guten Äpfel aufzusammeln, und so gelang es Butz schließlich doch noch, seine kleine Speisekammer zu füllen.
Er bedankte sich und verschwand für diesen Winter in seinem Haus unter dem Holzapfelbäumchen. Giesbert wusste, dass das Männlein nun nicht hungern musste, und er war sehr zufrieden mit sich.
»Ich werde mir noch ein wenig die Beine vertreten«, sagte Munz. »Kommst du mit?«
Jetzt erst merkte Giesbert, wie kalt ihm inzwischen geworden war. Und so beschloss er, lieber ins Haus zurückzugehen.
Ich machte ihm eine große Tasse Pfefferminztee mit Honig und ließ ihm ein kleines heißes Fußbad ein. Dann stieg ich auf den Speicher und suchte ihm aus einer Kiste ein paar warme Puppensachen heraus, damit er das nächste Mal im Schnee nicht mehr zu frieren brauchte. Noch immer fielen dicke Flocken vom Himmel, und bald waren alle Wichtel-, Vogel- und Katerspuren rund um das Holzapfelbäumchen verschwunden und die Haustüre des alten Butz tief verschneit.
Eines Tages kam ein kleines Kätzchen zu uns, und wir nannten es Ilvi.
Mit diesem Kätzchen zog auch ein neues Geräusch in unser Haus ein. Es war das lustige Tap-tap-tap der kleinen Samtpfoten, wenn Ilvi über den Dielenboden oder die Treppe herunterhopste.
Da, wo andere Katzen Streifen im Fell haben, hat dieses Kätzchen Punkte, und es war neugierig und frech und so hüpferig wie ein Flummi.
»Das geht mich zum Glück nichts an«, dachte der alte Kater Munz und putzte sich die langen Schnurrbarthaare. »Solange man mich nur mit diesem jungen Gemüse in Ruhe lässt.«
Das Reich des Katers war der Garten, und so sollte das Kätzchen von ihm aus tun und lassen, was es wollte – im Haus!